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Ein Hai kommt selten allein

SouRin
von

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Beinahe-Duschunfälle, heterosexuelle Arschlöcher und ein aufgeklärterer Walhai

Mitten in seinem Gedankenschwall hörte Rin auf einmal ein Geräusch, das ihn zusammenzucken ließ. Stand er schon so lange unter der Dusche, dass nun auch andere auf die Idee kamen sich zu waschen?

Er wollte schon die Flucht ergreifen und als er ein bisschen zu eifrig um die Ecke lief, rutschte er aus und dem anderen entgegen, der seinen Arm ausstreckte und ihn fing.

Rin sah in die besorgten, türkisen Augen, deren Besitzer gerade dabei gewesen war sich auszuziehen. Sein Gesicht glühte vor Scham, doch gleichzeitig fand er es ganz angenehm…die Berührung war aber in Kombination mit der allgemeinen Situation schon wieder zu viel für ihn, sodass er sich schnell aufrichtete und bewegungslos verharrte, peinlich berührt zur Seite blickend.
 

„Alles okay? Hast du dir weh getan?“, wollte Sousuke wissen, als vom anderen keine Reaktion kam. „Rin? Rin!“
 

Rin fühlte sich gerade wie in einem schlechten Shôjo-Manga, in dem die Protagonistin auf dem Schulflur, oder sonst wo, stolperte und fast hinflog und von der erstbesten männlichen Liebesoption gefangen wurde. Nur dass sie sich hier in einem Sportanime befanden, Rin zwar einen femininen Touch hatte, aber eindeutig ein Kerl und Sousuke nicht der erstbeste dahergelaufene Typ war…nein, das war er wirklich nicht.
 

„Ähm…ja klar“, erwiderte dieser schließlich, versuchte den Größeren anzusehen, wich dessen Blick aber immer wieder aus. „Danke.“
 

„Ich wollte dich nicht stören“, erklärte der Dunkelhaarige und zog sich weiter aus. Außerdem hatte er gedacht, dass es Rin nun nichts mehr ausmachen würde, wenn sie zur gleichen Zeit duschen gehen würden, da er ihn inzwischen nackt gesehen hatte. Damit lag er vielleicht nicht so ganz richtig, wie ihm beim Entkleiden langsam klar wurde.
 

„Schon okay…“, murmelte der Rothaarige vor sich hin, der eigentlich noch nicht fertig mit duschen war, und trottete zu seinem Platz zurück, wo er das Wasser anschaltete und versuchte die Nerven zu bewahren.
 

Sein Blick glitt immer wieder zu Sousuke, der sich inzwischen vollkommen ausgezogen hatte und nur noch seine Bandage ablegen musste, bevor er sich wohl in seine Nähe begeben würde. Alleine bei dessen Anblick musste Rin schlucken und aufpassen, dass er nicht wieder Bedürfnisse bekam, die in dieser Situation unangebracht waren…oder waren sie das?

Wie sollte man aber bitte so einem Körper widerstehen, der einem unter die Nase gerieben, fast schon auf dem Silbertablett präsentiert wurde?

Sousuke war definitiv der Größte des gesamten Schwimmteams und vielleicht sogar der ganzen Schule, dazu hatte er eine faszinierende Figur, welche durch regelmäßiges Training zur Perfektion verfeinert worden war. Ai bezeichnete ihn nicht umsonst als ‚perfect body‘ und Rin war sich aufgrund dieser Aussagen und aus anderen Gründen sicher, dass nicht nur er seinem besten Freund quasi hinterhersabberte. Das warf die Frage auf, ob Sousuke wohl auf seiner vorherigen Schule sehr beliebt bei den Mädchen gewesen war. Eigentlich war das keine Frage, das musste so gewesen sein! Diese Erkenntnis stimmte Rin nicht so ganz glücklich, weil er sich nun fragte, wie viele der andere wohl schon gehabt hatte. Auf der anderen Seite war der Walhai aber nicht der Typ dazu…im Grunde hatte er keine Ahnung, wie er ihn diesbezüglich einschätzen sollte.

Unterdessen glitten die roten Augen von den breiten Schultern immer weiter nach unten, weil der Hai seiner Neugier nicht widerstehen konnte, die daraus bestand sich zu fragen, wie der andere untenrum wohl aussah. Während sie das getan hatten – Rin konnte sich noch nicht ganz überwinden sich einzugestehen, dass sie Sex hatten – war es entweder dunkel gewesen, er hatte entweder die Augen geschlossen gehalten, oder einfach aus Scham nicht hingeschaut.

Beim Bauchnabel angekommen traute sich Rin schon fast nicht weiter zu schauen, konnte dann aber doch nicht widerstehen. Die folgenden Sekunden verbrachte der Hai starrend und man konnte von Glück reden, dass Sousuke noch relativ verpeilt dank der frühen Morgenstunde war und die Augen geschlossen hatte, weil er sich gerade die Haare shampoonierte.

Dieser Anblick ließ wohl manchen schlucken und sich fragen, wie groß das denn noch werden sollte, wenn sich denn das Blut darin sammelte, doch Rin fand ihn eigentlich sehr ansprechend. Vielleicht ein bisschen [style type=“italic“]zu[/style] ansprechend, weil er nun wirklich das Bedürfnis bekam, es wieder mit ihm zu tun.

Wenn er seine Gedanken so hörte, konnte man, und auch Rin selbst, fast denken, sein Verlangen wäre rein sexueller Natur, aber das war es nicht. Es war so viel mehr, dass er an Sousuke anziehend fand. Dass er dazu noch so verführerisch gut aussah und genau seinen Idealen entsprach, war schon fast zu schön um wahr zu sein.

Rins leises Seufzen, als er sich abwandte, wurde vom Wasser geschluckt. Noch sollte er sich nicht zu glücklich schätzen, denn auch wenn sie zweimal miteinander geschlafen hatten, konnte das alles heißen. Vielleicht fühlten sie sich wirklich nur körperlich zueinander hingezogen und lebten sonst was dadurch aus…und wer wusste schon, was im Kopf des Walhais vor sich ging?

Sousuke stellte für viele ein Rätsel dar und auch sein bester Freund wusste nicht so sonderlich viel über ihn, wenn man ihren Status und ihre gemeinsame Vergangenheit betrachtete. Rin wollte mehr über ihn erfahren…weitere Seiten am anderen kennen lernen. Von seiner Seite aus konnte er mit Sicherheit sagen, dass sein Verlangen nach dem anderen nicht nur körperlich war, denn hätte er einfach nur Sex gewollt, hätte er sich den ganz bestimmt nicht bei seinem besten Freund geholt und damit ihre bisherige Beziehung aufs Spiel gesetzt.

Nachdenklich drehte Rin den Wasserstrahl ab und sah für einen Moment auf die weißen Fliesen vor sich.
 


 

Nachdem Rin ein bisschen zu schnell aus den Waschräumen verschwunden war, wurde Sousuke auch langsam endlich richtig wach. Zuvor bei seinem nicht ganz so schönen Erwachen, als Rin vor ihm fliehen wollte, hatte es einen Moment der Klarheit geben, doch bei ihrem Kuscheln danach war sein Körper wieder in seinen morgendlichen Dämmerzustand übergegangen.

Rin verhielt sich nach wie vor seltsam und er verstand nicht so ganz weshalb. Gut, sie waren sich näher gekommen, aber das hatte sich doch gut angefühlt, oder?

Sousuke hatte es jedenfalls als sehr angenehm empfunden und dachte, dass es dem anderen auch so gehen müsste, weil er ihn immerhin nicht gestoppt hatte…

Dass Rin hauptsächlich mit sich zu kämpfen hatte, weil er nicht nur schwul war und damit nicht ganz klarkam, sowie dass er gerne den passiven Part einnahm, konnte sein bester Freund nicht ahnen. Genauso wenig dessen Sorge nachvollziehen, dass sie durch ihre Aktionen ihre Freundschaft gefährden könnten.

Über dies und vieles andere zerbrach sich der Hai schon wieder den Kopf, auch wenn er eigentlich lernen sollte. Er saß schon am Schreibtisch über seinen Unterlagen und versuchte sich zu konzentrieren, als Sousuke das Zimmer betrat. Dessen Anwesenheit machte nichts besser, doch nach reden war ihm genauso wenig zumute. Das mehr oder weniger Gespräch an diesem Morgen und die anschließende Überraschung in der Dusche hatte seine Nerven für diesen Tag schon genug beansprucht, sodass er für eine weitere Auseinandersetzung mit seinem besten Freund, und genauer genommen seinen Gefühlen für diesen, keine Energie mehr übrig hatte.

War die letzte Woche schon schlimm für den Hai gewesen, so wollte die Röte seit diesen Geschehnissen gar nicht mehr von seinen Wangen weichen. Dauernd musste er an Sousuke denken und dass er ihn auch noch so oft sah, half dabei nicht wirklich. Dennoch zwang er sich am Wochenende mehr als zuvor, den Schein der Normalität zu wahren und sich nicht wieder vom anderen zu distanzieren, auch wenn es schwer fiel. Damit wollte Rin einem weiteren Moment der aufgestauten Emotionen und damit verbundenem Sex aus dem Weg gehen, weil er sich einredete, dass das hauptsächlich deswegen geschehen war.
 

Am Sonntag holten sie sich jeweils eine Coladose aus dem Automaten und verbrachten einige Zeit im Aufenthaltsraum, den man eigentlich nur am Wochenende betreten konnte, weil sich sonst zu viele Schüler für Sousukes und auch Rin Geschmack in diesem befanden. Mit den Leuten aus dem Schwimmteam kamen sie ganz gut zurecht, aber der Rest war eher fragwürdig. Vielleicht waren sie beide auch komisch, wer wusste das schon?

Sousuke war sich bewusst, dass er nicht gut mit Menschen konnte und die meisten auch nicht mochte, und brauchte sowieso nur einen einzigen, um glücklich zu sein, weswegen er gar nicht versuchte, hier Kontakte zu knüpfen. Sein Schulwechseln war rein aus Rin-Gründen geschehen, so wie fast alles, das er je in seinem Leben getan hatte, und das würde sich höchstwahrscheinlich auch nicht ändern. Er hoffte, dass er dem Kleineren nicht auf die Nerven ging, doch bisher schien dem nicht der Fall.

Rin war sich unterdessen im Klaren, dass es auf reinen Jungenschulen nicht selten vorkam, dass man seine sexuellen Bedürfnisse mit dem gleichen Geschlecht - in welcher Form auch immer - auslebte, genau wie viele gezielt darauf aus waren. Vor allem deshalb hielt er sich eher zurück und blieb unter seines Gleichen, den Schwimmern, die ihm glücklicherweise soweit alle gehorchten. Selbst wenn er nicht in Sousuke verliebt gewesen und dieser anwesend gewesen wäre, hätte er nicht anders gehandelt. Einfach aus Angst, man könnte herausfinden, dass er wirklich schwul war. Außerdem war der Hai eigentlich viel zu schüchtern, als dass er etwas von sich aus anfangen, oder einer Flirterei zustimmen würde.
 

„Kenta hat letztens diese eine aus der Tennoji High geknallt, wusstest du das?“, hörte man gerade einen der drei Schüler, die sich ebenfalls im Aufenthaltsraum befanden.
 

Schon bei den ersten Worten zuckte Rin leicht zusammen und versuchte die Stimmen auszublenden, was aber nicht so ganz gelingen wollte. Er fühlte sich immer schrecklich unwohl, wenn solche Themen aufkamen, selbst wenn man ihn nicht mit einbezog.
 

„Die mit den Titten?“, wollte ein anderer ungläubig wissen. „Wow, hätte ich auch gern.“
 

„Ich dachte, du stehst eher auf zierliche, die wie 12 aussehen“, lachte der vorherige wieder.
 

„Ach halt die Klappe“, grinste der andere belustigt.
 

Während nun ein paar Vorlieben folgten, festigte sich Rins Griff um die inzwischen fast leere Dose. Sousuke, der neben ihm saß, entging diese Veränderung in seinem besten Freund natürlich nicht und so versuchte er herauszufinden, weswegen er sich unwohl fühlte.
 

„Also mir ist das relativ egal, solange es nur irgendein Mädchen ist“, meldete sich der Dritte nun zu Wort.
 

„Stimmt, hier hat man ja nicht wirklich die Auswahl, reine Würstchenparty hier“, ging es nicht besser weiter und Rin wollte am liebsten wegrennen, doch das verbat ihm sein Stolz.
 

„Aber irgendwo muss man ja Druck ablassen“, zuckte der Verursacher dieses Themas mit den Schultern. „…und ich steh nicht so drauf, andere Typen zu ficken.“
 

Inzwischen hatte Sousuke auch herausgefunden, worauf sich Rins Unwohlsein begründete. Ihm ging es um ehrlich zu sein genauso auf die Nerven und er fand es unsittlich, sich über solche Dinge zu unterhalten, doch diesen Fluchtreflex löste es nicht in ihm aus. Stattdessen wurde der Dunkelhaarige nun wütend, weil er es hasste, wenn man Rin belästigte, selbst wenn es indirekt war. Das konnte er partu nicht ab und entschloss sich kurzerhand den perversen Störenfrieden Einhalt zu gebieten.

Dazu trank er den letzten Schluck seiner Cola aus, drehte sich im Sitzen um und schmiss die Dose präzise in die Mitte der drei. Sie verfehlte den Kopf des einen nur knapp und gab ein metallisches Geräusch von sich, als sie an der Wand abprallte und vor ihren Füßen zum Liegen kam. Durch diese unerwartete Aktion schaute nicht nur Rin ungläubig drein, sondern das Gespräch der drei war erstmal vorbei. Diese wandten sich nun dem Walhai zu, der ihnen unbeeindruckt entgegen sah und meinte: „Verschiebt eure Gespräche auf später.“
 

„Suchst du Stress?“, fühlte sich der Anführer der Gruppe dazu veranlasst, nun auf Sousuke zuzugehen, gefolgt von den anderen beiden.
 

Der Dunkelhaarige schloss für einen Moment die Augen, atmete genervt aus und erhob sich mit einem Satz, sodass er nun vor der Nervensäge stand, die er um beinahe einen Kopf überragte. Auf einmal sah der Typ nicht mehr so angriffslustig aus, genauso wenig wie seine Kumpanen.
 

„Nicht unbedingt, aber wenn es sich nicht vermeiden lässt…“, führte Sousuke den Satz nicht zu Ende, sondern ließ seine kalten, berechnenden Augen für sich sprechen.
 

„Okay…ganz ruhig, Mann“, stammelte der bis eben noch so sicher wirkende Typ und wich schon zurück.
 

„Machen wir, dass wir hier auskommen“, schlug einer der beiden anderen leise vor, woraufhin die drei ziemlich schnell den Raum verließen.
 

Sousuke ließ sich wieder neben Rin nieder, der noch immer ein bisschen fertig mit den Nerven auf den Boden sah und seine Dose inzwischen auf seinem Schoß mit beiden Händen umklammert hielt. Dankbar für diese ‚Rettung‘, doch gleichermaßen verwirrt von ihr.
 

„Alles okay?“, berührte der Größere ihn nun an der linken Hand und behielt seine für kurze Zeit auf ihr.
 

„Ja…“, nickte Rin und lockerte seinen Griff, da die Berührung so gut tat, aber auch so schmerzliche Sehnsüchte in ihm auslöste.
 

Er hätte nicht erwartet, dass Sousuke ihn erstens so gut verstand und zweitens vor den anderen beschützen würde, auch wenn sie nur mit ihren Worten veranlasst hatten, dass er sich unwohl fühlte.
 

Die warme Hand verschwand leider, oder zum Glück bald wieder – je nachdem wie man es nahm – dafür rückte Sousuke ein bisschen näher und Rin fragte sich, was das hier werden sollte. Immerhin waren noch andere anwesend und sowieso…

Glücklicherweise blieb es dann erstmal bei dieser Annäherung und sie konnten sich nun wieder normal miteinander unterhalten, wobei Rin den anderen aber kaum anschaute, sondern auf den niedrigen Tisch vor sich blickte.

Irgendwann kam kaum noch etwas von Sousuke, sodass sich Rin schon fragte, ob er etwas falsch gemacht hatte, ehe er etwas an seiner Schulter spürte. Überrascht stellte er bald fest, dass es Sousukes Kopf war, der auf dieser ruhte, sowie sich dessen Arm leicht an seinen drückte.

Offenbar war der Größere halb am Schlafen…irgendwie war das putzig, aber auch peinlich, da sie sich in der Öffentlichkeit befanden. Von einer leichten Panik ergriffen, die Rin immer bekam, wenn er Angst hatte, man könnte seine Sexualität oder Gefühle für seinen besten Freund herausfinden, entschloss er sich schnell, diesen wieder zu wecken.
 

Dazu rüttelte er leicht an dessen gesunder Schulter und sagte leise: „Sousuke…es ist noch nicht Abend.“
 

Dieser öffnete daraufhin die tatsächlich müden, aber wunderschönen Augen und sah zu ihm auf, bevor er seinen Oberkörper wieder aufrichtete.
 

„Hm…‘tschuldigung“, gähnte der Größere leicht, der in dieser Nacht kaum geschlafen hatte.
 

„Sollen wir zurück gehen?“, schlug Rin vor und musste dann doch leicht lächeln, weil Sousuke manchmal wirklich süß sein konnte.
 

Der müde Walhai und erhob sich, während der Kleinere schon aufgestanden war, um seine Dose wegzuschmeißen. Bevor er den Raum verließ, hob Sousuke seine, die er als Waffe gegen die unerhörten Typen verwendet hatte, auf und schmiss sie ebenfalls in den Mülleimer.
 

„So ein ordentlicher Rebell~“, kommentierte Rin mit einem belustigten Unterton in der Stimme und grinste seinen besten Freund an.
 

Sousuke zuckte daraufhin mit den Schultern, lächelte dann aber auch, als sie sich auf den Weg zu ihrem Zimmer machten. In den paar Minuten dachte Rin darüber nach, ob es vielleicht nicht wirklich langsam an der Zeit wäre, den anderen über einiges aufzuklären, das seine Person betraf. Er traute sich noch nicht, das Thema sie beide betreffend direkt anzusprechen, weswegen er sich langsam vortasten wollte und hoffte, dass es diesmal besser funktionieren würde, als seinen Versuch herauszufinden, was Sousuke von Schwulen hielt.
 

Im Zimmer angekommen, ließ sich der Dunkelhaarige wie selbstverständlich – was es eigentlich auch war – auf Rins Bett nieder und lehnte seinen Rücken gegen die Wand, da er wirklich müde war. Kurz zögerte der Kleinere, als er das sah, bevor er die Tür hinter sich schloss und sich zu ihm gesellte.

Den Anfang zu finden, stellte sich als gar nicht mal so einfach heraus, weswegen sie für eine kurze Weile schweigend verharrten, in der Sousuke fast schon wieder einschlief. Als Rin zu sprechen begann, hatte der Größere schon die Augen geschlossen und wurde dann von dessen Stimme zurückgeholt.
 

„Also…ich weiß, ja dass reine Jungen- und Mädcheninternate Brutstätten für gleichgeschlechtliche Liebe sind und so…“, redete der Hai im ersten Teil noch ein bisschen um den heißen Brei, zwang sich dann aber mit der Sprache herauszurücken. „Aber ich bin wirklich schwul.“
 

Daraufhin öffnete Sousuke seine Augen lediglich und sah den anderen verwirrt an, überfordert auf dieses Geständnis ‚angemessen‘ zu reagieren. Zumal diese Tatsache zumindest in seinem Hinterkopf schon lange präsent war und die Überraschung dementsprechend gering ausfiel. So oder so machte es ihm nichts aus und er war viel zu müde, als dass er sich nun Mühe gegeben hätte, irgendwas darauf zu erwidern und sowieso wüsste er nicht was.
 

Rin hingegen stimmte dieses scheinbare Desinteresse nun wirklich wütend, weil er sich mehr erhofft hatte, egal in welche Richtung. Er fühlte sich außerdem nicht so ganz ernst genommen, auch wenn das nicht zutraf.
 

„Was ist denn? Du kannst sagen, wenn du ein Problem damit hast“, schnauzte der Rothaarige nun beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust, konnte aber nicht verhindern, dass der Rotschimmer nach wie vor präsent war.
 

Sousuke blinzelte ein paar Mal, weil ihn dieser scheinbar spontane Ausbruch von Wut nur noch mehr verwirrte und er das Konzept von Homosexualität noch nicht ganz begriff, erwiderte dann aber ruhig: „Hab ich nicht…“
 

„Was dann?“, beruhigte sich Rin ein bisschen, aber auch wirklich nur ein bisschen.
 

Um darauf ehrlich antworten zu können, benötigte der Walhai einige Augenblicke, um herauszufinden, weswegen er bisher so wenig Interesse an diesem Thema hatte und weswegen es ihn nun doch so nachdenklich stimmte.
 

Er kam schließlich zu dem Schluss, den er Rin dann auch mitteilte: „Ich weiß nur nicht so wirklich, wie ich mir Sex zwischen zwei Männern oder Frauen vorstellen soll.“
 

Waren seine Augen zuvor im Zimmer und hauptsächlich an der Unterseite seines Bettes gewandert, so hatten sie die roten des Kleineren inzwischen wieder gefunden, in welche er mit einer Art neugieriger Unschuld blickte, dass Rin ihm am liebsten ein Kissen ins Gesicht gedrückt hätte.
 

„…ist das dein Ernst?“, kam es ungläubig vom Hai, der die Augen leicht zusammenkniff, weil ihn in diesem Moment so einiges klar wurde.
 

Zwar hatte Sousuke mit ihm geschlafen, aber noch nie ein Wort darüber verloren. Außerdem deutete dessen Mangel an Veränderung in seinem alltäglichen Verhalten auch darauf hin, dass er sich nicht im Klaren war, was genau sich in ihrer Beziehung seit dem – oder in seinem Fall eben nicht – geändert hatte.

Aber konnte es wirklich sein, dass ein 19-jähriger im 21. Jahrhundert nicht wusste, wie Sex zwischen zwei Männern funktionierte? Hinzu kam, dass er es schon selbst vollführt hatte…

Andererseits sprachen wir hier von Sousuke, der in der Tat sehr eigen war, nicht nur was dieses Thema betraf.

Rin brauchte gerade ein bisschen, um darauf klarzukommen, wobei das langsame Nicken des Größeren auch nicht half, der nun so aussah, als wäre ihm eben bewusst geworden, dass das komisch war.

Dass Rin ihm das nun erklären würde, stand eindeutig außer Frage und auch wenn es ihn an Überwindung kostete, entschloss er sich die Antwort mit dem Satz zu beantworten, der auch das klärende Gespräch zwischen ihnen, bezüglich ihres überstürzten übereinander Herfallens, einleiten könnte.
 

„Na ja, du hast es doch mit mir gemacht“, nuschelte der Rothaarige vor sich hin und konnte Sousuke dabei nicht ansehen.

Dessen langsame, realisierende Antwort machte daran auch nichts besser, sondern trieb nun eher Wutesröte in Rins Gesicht.
 

„Oh…“, kam die neue Information ziemlich beschwerlich in Sousukes sonst so scharfem Verstand an. „Das war Sex?“
 

So gern er ihn auch hatte, manchmal glaubte Rin mit Sousuke im falschen Film zu sein. Das Empören nun deutlich im Gesicht, sah er den anderen vorwurfsvoll an.
 

„Ja, was dachtest du denn, das es ist?!“, schnauzte der Hai den Größeren nun an, weil er sich durch diese Frage irgendwie beleidigt und persönlich angegriffen fühlte. Nur weil er keine Frau war, zählte das nicht als Sex für Sousuke, oder wie?!
 

Sousuke wurde mehr und mehr bewusst, wie sehr den anderen das mitnahm und er fühlte sich schlecht für das, was er ihm angetan hatte, auch wenn es nicht wissentlich geschehen war. Er wusste nur, dass er sich nicht hatte stoppen können…

Betreten blickte er nun nach unten.
 

„Ich weiß nicht, es hat sich einfach gut angefühlt…“, erwiderte er trotzdem ehrlich, weil er sich sagte, dass er Rin zumindest das schuldig war, und wurde dabei leicht rot.
 

Dass dieser die Initiative ergriffen und überhaupt er veranlasst hatte, dass sie miteinander geschlafen hatten, ließ er dabei außer Acht. Sousuke sah nur sein eigenes Fehlverhalten und war schon wieder dabei, sich für alles die Schuld zu geben.
 

Mit dieser ehrlichen Antwort hatte Rin nicht gerechnet und sie traf ihn mit voller Wucht, sodass sein Ärger und seine gedachten Anschuldigungen dem anderen gegenüber mit einem Mal von ihm fielen. Es blieb lediglich ein leichter Schimmer angenehm warmer Röte auf seinen Wangen, die dank Sousukes Aussage nun leicht kribbelten. Er hatte es also gemocht…
 

„Du bist manchmal echt nicht zu fassen…“, murmelte Rin nun leise während er sich umdrehte und dann einfach schmollend gegen den Größeren lehnte.
 

Ihm war einfach danach, auch wenn dessen Berührungen und Nähe sich wie Hitzestöße auf seiner Haut anfühlten und seinen gesamten Körper durchfluteten. Was musste Sousuke auch so süß und dämlich zugleich sein?
 

Rin spürte bald zwei starke Arme, die sich locker um ihn legte, sodass die Hände des Größeren an seinem Bauch zur Ruhe kamen.

Es dauerte deswegen nicht lange, ehe Sousuke seine Arme um den Kleineren legte, weil er sich unglaublich nach diesem sehnte, auch wenn dieser ihn genauso verwirrte, wie es umgekehrt der Fall war. Auch wenn es kaum einen Tag her war, dass sie gekuschelt hatten, so hatte diese Nähe ihm schon gefehlt. Die türkisen Augen schlossen sich und genossen diesen Augenblick ihrer angenehmen Verbundenheit. Wenn es nach ihm ginge, bräuchte er eigentlich auch keinen Sex, es reichte vollkommen, wenn er Rin auf diese Weise nahe sein konnte. Eine mögliche Erklärung für sein Verhalten wäre, dass er den Kleineren einfach so sehr vermisst hatte und sich einiges über die Jahre angestaut hatte, weswegen es so ausgeartet war, als er die Gelegenheit hatte, so ziemlich alles mit ihm zu tun. Eine andere war, dass er sich zu ihm hingezogen fühlte, doch diese wollte nicht so ganz in sein Gehirn.

Rin wusste allerdings, weswegen sie das erste Mal miteinander geschlafen hatten. Da war es seine ‚Schuld‘ gewesen, beim zweiten Mal konnte man sich allerdings darüber streiten.

So überrascht der Hai davon war, dass Sousuke ihn so umarmte und das hieß, dass er ihn bei sich behalten wollte, so schön fand er diese Geste. Seine Sorgen und Gedanken verscheuchte Rin daher für den Moment, sodass er diese Haltung vollkommen auskosten und genießen konnte.

Es war auf einmal egal, wie ihre Zukunft aussehen würde. Es zählte gerade nur das schöne, warme Gefühl und die Nähe des anderen…



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