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Natsu

„Haltet den Dieb!“ rief eine wütende Stimme. Natsu rannte, fast hatte er die Tür des Ladens erreicht und klopfte sich innerlich selbst auf die Schulter für seinen Erfolg. Im Eingangsbereich war weit und breit niemand zu sehen und der dicke Ladenbesitzer würde es nie schaffen ihn einzuholen. Doch ehe Natsu sich versah stieß er mit jemandem zusammen und machte eine unangenehme Bekanntschaft mit dem kalten Boden. Verwirrt sah er nach oben und blickte direkt in goldene Augen, die ihn überrascht ansahen. Es hatte den Fremden nicht einmal von den Füßen gerissen? Schnaufend kam der dicke Ladenbesitzer bei ihm an, packte ihn mit seinen dicken Wurstfingern am Arm und zerrte ihn nach oben. „Hab ich dich endlich du elendiger Dieb!“ „Ich bin kein Dieb!“, verteidigte Natsu sich sogleich, auch wenn es eine glatte Lüge war. Und an den paar Äpfeln würde er schon nicht bankrott gehen.
 

„Ich glaube hier liegt ein Missverständnis vor“, mischte sich nun der Fremde ein. Der Dicke funkelte ihn aus seinen kleinen Augen wütend an: „Was denn bitte für ein Missverständnis? Ich habe genau gesehen wie dieser Langfinger ein paar Äpfel eingesteckt hat!“ Der Fremde zog eine Augenbraue hoch und erwiderte mit einem freundlichen Lächeln: „Aber nur weil ich ihn darum gebeten habe noch ein paar zu holen.“ Er nahm sein Portemonnaie zur Hand und holte ein paar Scheine hervor. „Das sollte reichen“, damit drückte er dem Ladenbesitzer das Geld in die Hand, „und jetzt lassen sie ihn los. Er gehört zu mir.“ Mit sichtlichem Widerwillen gab der Dicke sich geschlagen und ließ Natsus Arm los. Erst als sie draußen waren sagte er: „Das war nicht nötig.“ Der Fremde zog eine Augenbraue hoch: „Das sah mir aber anders aus. Der Kerl war drauf und dran die Polizei zu rufen. Wieso hast du geklaut?“ Natsu sah unwillig zur Seite und knurrte: „Das geht Sie gar nichts an.“ „Ist das deine Art ‚Danke‘ zu sagen?“, schmunzelte der andere. Natsu verschränkte bockig die Arme vor der Brust, dann sah er sein Gegenüber böse an: „Ich habe nun mal Hunger, okay?“ „Wie wäre es damit, ich lade dich auf eine Pizza ein und wir unterhalten uns ein wenig.“ Natsu sah ihn skeptisch an: „Wieso sollte ich mit Ihnen mitgehen?“ „Du musst natürlich nicht, aber da du Hunger hast dachte ich es sei eine gute Idee. Du kannst auch jederzeit gehen, wir gehen in ein öffentliches Lokal.“ Natsu war nicht wirklich überzeugt, wieso sollte auch ein Fremder so nett zu ihm sein? Es musste einen Haken geben. „Und was wollen Sie als Gegenleistung dafür? Ich habe Nichts und meinen Körper verkaufe ich bestimmt nicht!“ Der Fremde lachte leise: „Keine Sorge, ich möchte mich nur mit dir unterhalten.“ Natsu traute ihm nicht. Auf keinen Fall würde er mit ihm mitgehen!
 

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„Schmeckt´s?“, fragte der Fremde lächelnd. Natsu murrte. Der Hunger hatte letzten Endes doch gesiegt. Nun saß er in einer gut besuchten Pizzeria und aß eine extra große Pizza mit Käse im Rand. „Verrätst du mir nun deinen Namen?“ „Natsu…“ „Freut mich, ich bin Gerard“, lächelte dieser und weckte in dem anderen das Bedürfnis ihm dieses dämliche Lächeln aus dem Gesicht zu wischen.
 

„Lebst du auf der Straße?“, begann Gerard nach einer Weile zu sprechen. Natsu zögerte mit seiner Antwort. „Manchmal…“, gab er zu. „Hältst du es zu Hause nicht mehr aus?“, Gerard klang verständnisvoll. Das wiederum machte Natsu misstrauisch: „Was interessiert dich das? Kann dir doch egal sein!“ Gerard lächelte wieder: „Ich habe eine Art Kinder- und Jugendauffangstation. Zurzeit leben drei Jugendliche bei mir, ca. in deinem Alter.“ „Und warum sollte ich dir glauben? Du könntest genauso gut ein Perverser sein der mich unter einem Vorwand in sein Haus locken will um dann wer weiß was mit mir zu machen.“ „Da hast du natürlich Recht, aber es stimmt. Wenn du nicht möchtest musst du auch nicht mitkommen.“ Gerard holte eine Visitenkarte aus seinem Portemonnaie und legte sie auf den Tisch: „Wenn du Probleme hast oder es dir anders überlegst kannst du mich jederzeit anrufen oder vorbeikommen.“ Dann legte er Geld auf den Tisch und mit den Worten „behalte den Rest“ ging er und ließ einen verwirrten Natsu zurück. Was war das denn? Erfreut stellte er fest, dass das übrige Geld für eine Woche Essen reichen wird. Nachdem Natsu gezahlt hatte zögerte er kurz, steckte dann aber doch die Karte ein. Was hatte er auch zu verlieren?
 

Fast drei Wochen waren vergangen seit der Begegnung mit Gerard. Natsu hatte sich nach einer Woche doch mal wieder bei seiner Mutter blicken lassen. Sein Vater hatte die Familie verlassen als Natsu noch sehr klein war, er konnte sich kaum an ihn erinnern. Seine Mutter war mit der Zeit immer mehr dem Alkohol verfallen und ertränkte ihren Kummer darin. „Wo warst du?!“ Wurde er auch sogleich angefahren. „Geht dich nichts an“, gab er als Antwort und verschwand in seinem Zimmer. Doch seine Mutter beließ es dieses Mal nicht dabei und folgte ihm. Sie war mal wieder sturzbetrunken. Die Wohnung war der reinste Saustall, doch Natsu wollte sowieso nicht lange bleiben. Der einzige Grund wieso er hier war, war weil er mal wieder in einem Bett schlafen wollte. Doch als seine Mutter es wagte ihn am Arm zu packen und eine Antwort verlangte setzte etwas in Natsu aus und der stieß sie von sich. Überrascht taumelte sie einige Schritte zurück, fing sich dann aber wieder. Wütend kam sie auf ihn zu. „Wie kannst du es wagen?! Undankbares Balg!“ Mit diesen Worten holte sie aus und ohrfeigte Natsu das erste Mal in seinem Leben. Auch wenn der körperliche Schmerz nicht so arg war, der seelische war umso größer. In dem Moment als die Hand seiner Mutter mit seiner Wange kollidierte zerbrach etwas in ihm. Wortlos stand Natsu auf, drängte sich an seiner geschockten Mutter vorbei und ging Richtung Tür. Er wollte nur noch weg! Doch so einfach wollte sie ihn nicht gehen lassen und stolperte ihm hinterher: „Natsu! Natsu warte, das wollte ich nicht! Es tut mir leid!“ Mit Tränen in den Augen stand sie da, doch er warf ihr nur einen kalten Blick zu bevor er aus der Tür ging und diese geräuschvoll hinter sich zu fallen ließ.
 

Fast zwei Wochen schlug er sich wieder auf der Straße durch, bis er sich dazu durchrang doch noch einmal mit seiner Mutter zu sprechen. Vielleicht war sie jetzt ausnahmsweise mal nüchtern. Als Natsu die Haustür öffnete und die Wohnung betrat schlug ihm ein ekelhafter, nach Verwesung riechender Gestank entgegen. Mit einem unguten Gefühl ging er weiter in die Wohnung auf der Suche nach der Ursache. Als er sie fand drehte sich sein Magen um und er übergab sich. Seine Mutter lag am Treppenende zum Keller, eine trockene Blutlache unter ihrem Kopf und ihr Fuß merkwürdig verdreht. Sie musste die Treppe heruntergestürzt sein. Natsu stürmte nach draußen. Vor der Haustür ließ er sich zitternd nieder. Was sollte er nun tun? An wen sollte er sich nun wenden? Verzweifelt vergrub er sein Gesicht in seinen Händen und weinte. Egal wie sehr er sie manchmal verabscheute, das hatte sie nicht verdient.
 

Als er sein Handy aus der Hosentasche kramte fiel eine Karte dabei heraus. Verwundert hob er sie auf. Sollte er ihn anrufen? Er hatte doch gesagt, wenn er Hilfe bräuchte, er wäre da. Mit zitternden Fingern wählte er die Nummer und wartete bis abgehoben wurde. „Hallo?“, meldete sich eine Stimme am anderen Ende der Leitung. „Gerard…“, schluchzte Natsu. Kurz war Stille, dann: „Natsu? Bist du das?“ „Ja.“ Wieder verließ ein Schluchzen seinen Mund. Gerard klang besorgt: „Natsu, was ist los? Wo bist du?“ Dieser brauchte einen Moment um sich zu fangen, dann fragte er: „Kannst du vorbei kommen? Meine Mutter…sie…sie ist…tot.“ „Natürlich, ich bin sofort da! Wie lautet die Adresse?“ Natsu nannte sie und legte dann auf. Er wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, es saß einfach nur da und lauschte dem strömenden Regen, während er auf Gerard wartete.
 

„Natsu!“ Eine große Welle der Erleichterung überkam diesen als er Gerard sah und warf sich weinend in dessen Arme. Lange standen sie so da, der Ältere wartete geduldig bis Natsu sich wieder beruhigt hatte. Dann ließ er sich von diesem sagen wo er die Leiche finden würde. Gerard kam nach kurzer Zeit mit ernstem Gesicht wieder raus: „Hast du schon die Polizei verständigt?“ Natsu schüttelte den Kopf. Nur am Rande bekam er mit wie Gerard mit der Polizei telefonierte, wie diese und der Leichenwagen kamen, den Körper seiner Mutter in einem Sarg heraus brachten und mit Gerard sprachen. Erst als sie ihn direkt ansprachen erwachte er aus seinen Gedanken. „Haben Sie jemanden zu dem Sie können?“ Bevor Natsu antworten konnte sagte Gerard: „Ich nehme ihn mit. Ich leite eine Kinder- und Jugendauffangstation. Außerdem bin ich Psychologe und kann ihm helfen damit fertig zu werden.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Schattenschwinge
2017-07-03T14:08:39+00:00 03.07.2017 16:08
Himmel ist das traurig, der Arme Natsu. Dein Schreibstil ist wirklich schön es liest sich sehr flüssig. Eigentlich hab ich Fairy Tail noch nie gesehen aber ich bin durch ein paar Youtube videos neugierig geworden und schau es mir jetzt dann an. Aber ich wollte mal ne FF suchen mit Charaktern die ich schon kenne und bin hier drüber gestolpert. Ich bin gespannt auf die Geschichten der anderen und wie sie reagieren wenn Sie Zerefs Geheimnis kennen.

Schreib schnell weiter

Gruß Schattenschwinge


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