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Kingdom

Seto x Joey
von

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Die Einberufung

Die Glocke der Kapelle ertönt zwölfmal über den Hof der Burg und das unterhalb liegende Dorf. Es ist Mittagszeit. Die Bauern von den Feldern setzen sich auf den Boden zum Essen. Im Dorf geht das Tagewerk weiter. Der Fischer räuchert seine in den frühen Morgenstunden gefangenen Fische. Der Schmied kümmert sich um Pferd und Fuhrwerk ungeachtet des Standes. Die Bäckerin lehrt ihren Lehrling ein Brot zu backen.

„Joey! Wo steckt Ihr schon wieder? Euer Brot ist gleich fertig.“

Aus dem Lager kommt ein mit Mehl verstaubter junger Mann gestürmt.

„Oh nein, Saier! Was habt Ihr wieder angestellt?“

„Marie, wie oft noch? Hier bin ich nicht der Sohn des Fürsten. Ich möchte einfach nur Joey sein, dein Lehrjunge.“

„Das würde dem Fürsten nicht gefallen.“

„Und das kümmert mich, weil?“

Joeys Blick verdunkelt sich für einen Moment. Er schnappt sich den Ofenschieber, um die fertigen Brote aus dem Holzofen zu holen. Die Bäckerin verkneift sich eine Antwort Es ist ein nicht besonders gut gehütetes Geheimnis, dass der Fürst und sein Sohn sich nach dem Tod der Mutter überworfen haben. Marie packt ihre Brote in einen Korb. Für Joey hat sie ein Tuch vorbereitet, in das sie neben einem nicht ganz so perfekt geformten Brot noch ein paar süße Leckereien packt.

„Marie, dir verdanke ich noch meine Wampe.“

Die Frau lacht nur fröhlich.

„Dann müsst Ihr einfach etwas mehr trainieren. Euer Schwertmeister könnte auch etwas mehr Bewegung gebrauchen.“

Joey lacht ebenfalls.

„Der gute Isono hat an mir nicht halb so viel Freude wie du. Backen liegt mir einfach mehr als das Schwert oder Pfeil und Bogen.“

„Doch das geziemt sich nicht für Euren Stand und Eurer Vater wird es nicht dulden.“

„Momentan interessiert er sich mehr für Wein und Huren als für seine Kinder. Ich gehe davon aus, dass das auch noch eine Weile so bleiben wird. Für eine Ritterausbildung hat er kein Geld.“

Plötzlich ertönen die Fanfaren von der Burg und melden königlichen Besuch an. Im gleichen Moment kündigen Geräusche von Pferdehufen vor der Bäckerei einen weiteren Besucher an. Marie geht nach vorne in den Geschäftsraum.

„Guten Tag, was kann ich… Isono!“

„Wo steckt der junge Herr und wie sieht er dieses Mal aus?“

„Er ist wiedermal voller Mehl.“

Nach einer freundschaftlichen Umarmung mit dem Schwertmeister deutet Marie auf den hinteren Raum. Joey ist gerade dabei, neuen Teig anzurühren. Isono schmunzelt beim Anblick des Blonden.

„Euer Vater wünscht Euch sofort zu sprechen, Joey.“

„Was könnte so dringend sein?“

Ohne den Mann, der bereits leichte graue Strähnen in den sonst schwarzen Haaren als Zeichen seiner Jahre vorzeigen kann, besonders zu beachten, fährt er mit seiner Tätigkeit fort. Der Lehrer seufzt. Wenn Vater und Sohn etwas gemeinsam haben, dann ist es ihre Starrköpfigkeit.

„Lord Gabriel, ein Berater des Königs, ist auf der Burg überraschend eingetroffen. Es geziemt sich für den Sohn des Fürsten, einen solchen Mann zu begrüßen. Also, kommt einfach mit mir.“

Eine unausgesprochene Bitte schwingt in den Worten mit. Der junge Mann sieht auf. Er liefert sich mit seinem Lehrer ein Duell der Blicke, bevor er langsam nickt.

„Wenn es meinem Vater so wichtig ist…“

Marie bringt ihm eine Schüssel mit Wasser für die Hände. Isono packt sich schonmal das Tuch mit den Backwaren und steigt auf sein Pferd. Joeys Wallach hat er ebenfalls schon für den Aufbruch bereitgemacht und hält ihn am Zügel fest. Mit einer Umarmung bedankt dieser sich bei Marie für die heutige Lehrstunde. In gestrecktem Galopp reiten sie schweigend zur Burg. Die Stallburschen eilen sofort herbei, um die schwer schnaubenden Pferde zum Stehen zu bringen.

„Führt sie ein paar Runden über den Abreitplatz, bevor ihr die Tiere in den Stall bringt. Achtet darauf, dass sie gut trockengerieben worden sind.“

Die beiden Jungen nicken zu Isonos Anweisungen. Dann wendet sich der Mann zu Joey.

„Wir werden im Rittersaal erwartet.“

Abschätzend mustert er die mit Mehlspuren verzierte Kleidung des Adligen. Er schüttelt leicht den Kopf.

„Ihr habt keine Zeit mehr zum Umziehen, Joey.“

Joey zuckt nur gleichgültig mit den Schultern. Er folgt Isono zum Rittersaal. Die Türen sind verschlossen. Von drinnen dringen gedämpfte Männerstimmen durch die massive Tür. Isono spricht leise mit dem Wächter, der die Tür für sie öffnet.

„Lord Gabriel! Lord Lucas! Isono bringt den jungen Lord Joseph.“

„Sie sollen eintreten.“

Mit einer tiefen Verbeugung zieht sich der Wächter zurück und bedeutet Isono mit Joey den Saal zu betreten. Er schließt die Tür. Isono sinkt nach drei Schritten auf ein Knie. Mit gesenktem Kopf verharrt er. Joey deutet eine Verneigung an der Tür an, bevor er den Raum würdevoll durchschreitet. Lord Lucas sitzt mit seinem Gast an einem Tisch am anderen Ende des Raumes. Joey bleibt vor seinem Vater und dem Fremden stehen.

„Ich grüße Euch, Vater. Willkommen in Argyllshire, Lord Gabriel. Ich hörte Ihr bringt uns Nachrichten aus der Hauptstadt.“

Als er die beiden persönlich anspricht, verbeugt er sich formvollendet vor ihnen. Sowohl sein Vater als auch Lord Gabriel mustern den jungen Mann irritiert. Sein Aufzug entspricht weder seinem Stand noch den Erwartungen. Während Lord Gabriel sich ein Lachen verkneifen muss, beginnt auf der Miene seines Vaters die Stirnader pochend hervorzutreten. Ein untrügliches Zeichen für Verärgerung! Isono versinkt noch tiefer in seiner Verbeugung.

„Was erlaubst du dir, Joseph, uns in diesem Aufzug deine Aufwartung zu machen?“

Mit ahnungsloser Miene begegnet er dem Blick des Fürsten.

„Ich weiß gar nicht, was Ihr meint, Vater? Isono hat deutlich gemacht, dass Ihr mich sofort sehen wollt. Euer Wunsch war mir wie immer ein Befehl.“

Joey verneigt sich mit besonderem Respekt vor seinem Vater. Lord Gabriel entlockt dieses Schauspiel ein Schmunzeln.

„Euer Sohn scheint ein eigenwilliger junger Mann geworden zu sein, Lucas. Sagt mir, Joseph, wie alt seid Ihr?“

Joey wendet sich dem Gast zu. Lord Lucas hat trotz des Lächelns eine strenge Ausstrahlung. Die fröhlichen, grünen Augen und das zum Zopf gebundene braune Haar verleihen ihm einen gewissen Schalk. Joey findet ihn direkt sympathisch.

„Siebzehn, Sir!“

„Siebzehn?!“

Er wirft Lucas einen seltsamen Blick zu.

„Ich frage mich, was ein junger Mann wie Ihr außer tadellosen Manieren noch gelernt hat.“

Joey blickt kurz zu Isono.

„Mein Lehrer unterrichtet mich im Umgang mit Waffen und allem, was ich sonst noch wissen müsste. Worauf wollt Ihr hinaus, Lord Gabriel?“

„Euer Lehrer ist Isono, nicht wahr?“

Joey nickt. Lord Gabriel blickt zu dem immer noch Knienden.

„Tretet näher, Isono!“

Geschmeidig erhebt sich der Angesprochene. Er verneigt sich tief, als er am Tisch ankommt.

„Mylord?“

„Wie ist es dir ergangen, alter Freund? Es überrascht mich, dich als Lehrer wiederzutreffen.“

„Sehr gut, Sir! Es ist eine Freude zu unterrichten. Was gibt es Neues aus der Hauptstadt?“

„Der König ist alt geworden. Sein Sohn, Seto, wird in den nächsten Tagen zum Ritter geschlagen werden. Er würde sich freuen, wenn du dabei bist. Aber nur deshalb bin ich nicht hier. Joseph, uns hat die Kunde erreicht, dass Ihr ein talentierter junger Mann geworden. Der König ruft Euch als Page an seinen Hof und möchte euch zum Ritter ausbilden.“

Statt Freude zu zeigen, reißt Joey entsetzt die Augen auf. Zuerst wandert sein wütend werdender Blick zu Isono, der leicht mit dem Kopf schüttelt. Als er seinen Vater ansieht, ist aus der Wut Abscheu geworden.

„Wie konntet Ihr nur, Vater?“

Lord Gabriel verfolgt den Blickwechsel interessiert.

„Es ist nicht in Eurem Sinne, Joseph?“

Bevor Joey jetzt etwas Unbedachtes äußert, kommt ihm Isono zuvor.

„Das ist eine sehr große Ehre, Lord Gabriel. Lord Joseph ist nur etwas überrascht und braucht noch etwas Zeit, um sich zu verabschieden. Wann soll er in Campbeltown eintreffen?“

Joey setzt erneut an, etwas zu sagen und wird wieder von Isono zum Schweigen gebracht. Er kennt den Blonden so gut, dass jetzt jede Reaktion seines Schützlings nicht von tadellosen Manieren zeugen wird.

„König Gozaburo bat mich noch ein paar Erledigungen zu machen. In zwei Tagen werde ich zurückreisen. Dann kann mich Lord Joseph mit seinem Vertrauten begleiten. Es würde mich sehr freuen, wenn Ihr, Isono, ebenfalls mitkommt.“

Lord Gabriel erhebt sich. Mit einem Handschlag verabschiedet er sich von Lucas. Joey verneigt sich mit zusammengebissenen Zähnen, während Isono wieder auf ein Knie sinkt. Als Lord Gabriel den Saal verlassen hat, bricht aus Joey die Wut heraus. Er schlägt mit der flachen Hand auf den Holztisch.

„Ich werde kein Ritter, Vater!“

„Das ist keine Einladung, Joey. Lord Gabriel hat es zwar sehr freundlich formuliert, aber Ihr müsst in zwei Tagen mit ihm mitgehen. Der König hat Euch einberufen.“

Nach einem verzweifelten Blick zu Isono stürmt er einfach aus dem Raum. Lucas lehnt sich zufrieden zurück. Er greift nach einer Weinflasche und gießt sich ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Onlyknow3
2018-02-23T19:36:00+00:00 23.02.2018 20:36
Das hört sich gut an, mal sehen was daraus wird.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  Shijin
23.02.2018 22:55
Hey Onlyknow,
es freut mich, dass ich dich neugierig machen konnte.
Von:  Dragon1
2018-02-21T18:30:59+00:00 21.02.2018 19:30
Eine Mittelalter-FF habe ich im YGO-Fandom noch nie gelesen. Bin wahnsinnig gespannt, wie du die FF weiter ausbaust und wann denn unser Seto zum ersten Mal auftaucht *grins* Und das als Ritter.

Freu mich schon auf das nächste Chap :-)

Liebe Grüße
Dragon
Antwort von:  Shijin
21.02.2018 22:52
Hey Dragon, herzlichen Dank fürs Kommi.
Ja, ich habe mir überlegt, mal was Neues auszuprobieren. Die Vorstellung von unserem DreamTeam als Ritter fand ich sehr verführerisch. XD Ich schau mal, ob er im nächsten Chap schon seinen Auftritt bekommt.


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