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Forbidden Fruits

von

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Heimweh

Prolog - Heimweh

 

 

Heimweh. Nach einem Land, welches mir genauso fremd war wie damals Deutschland, bevor es mich nach Berlin verschlagen hatte. Nicht abzustreiten war freilich, dass sich in Japan meine Wurzeln befanden, und doch verband mich im Grunde nichts mehr mit Tokyo, der Stadt, in der ich aufgewachsen war und auch danach noch jahrelang mein Unwesen getrieben habe.

Ich Idiot vermisste etwas, das nie ein Teil von mir gewesen war. Selbst die Straßenzüge schienen sich verändert zu haben, geschweige denn die ansässigen Geschäfte in der tokyoter Innenstadt. Ja, selbst die Gesichter, die mir von den Fotos entgegenblickten, die meine Mutter mir von der Heimat schickte, waren nicht mehr dieselben. Das Vertraute war verblasst, als hätte es es nie gegeben, und deswegen sollte man mein Heimweh wohl eher als Fernweh bezeichnen. Doch es spielte keine Rolle, wie der Name für das Gefühl lautete, das mich plagte. Fakt war, dass es sich innerhalb weniger Tage derart verstärkt hatte, dass ich schließlich im Flieger direkt nach Tokyo gelandet war. Als freischaffender Künstler, der ich mehr denn je war, konnte ich mir derartige Sperenzchen erlauben, vielleicht nicht unbedingt aus finanzieller Sicht, aber doch aus zeitlicher. Doch ich war bereit, an meinen Zigaretten zu sparen. Und am Alkohol. Das mochte einiges heißen.

Meine Frau hätte wohl eher die Knete gehabt, um den Flug zu bezahlen und all die nachfolgenden Kosten, die in Japan anfallen würden, zu decken, aber ihr fehlte es als Eventmanagerin schlichtweg an der erforderlichen Zeit. Was bedeutete, dass sie mich nicht begleiten konnte. Was ich wiederum nicht wirklich bedauerte. Denn wenn ich ganz ehrlich zu mir war, trieb mich nicht die Sehnsucht nach ein paar blühenden Kirschbäumen und meiner Mentalität zurück nach Japan, sondern jene nach Dingen, denen ich vor langer Zeit den Rücken zugewandt hatte. Ich weigerte mich dagegen, es als schändliches Unterfangen anzusehen, denn ich wollte brav sein - wirklich! Das hatte ich mir zumindest fest vorgenommen. Ungeachtet der Tatsache, dass mir bereits ein Blick auf eine gewisse Internetseite wenig brave Fantasien entlockte. Hey, ich war eben auch nur ein Mann, und keine Frau auf der Welt vermochte mir diese Männlichkeit auszutreiben. Eine deutsche Lebensweisheit besagt, dass Männer Schweine sind, und verdammt, sie stimmt. In dieser Beziehung tanzte ich mal nicht aus der gesellschaftlichen Reihe. Ein Schwanz blieb ein Schwanz, egal, ob er einem Punk, einem Bürohengst oder einem Tattoo- und Piercingfetischisten gehörte.

Und er blieb auch einer, wenn er sich gerade im Langstreckenflug von Berlin nach Tokyo befand. Einen Jetlag würde er sich im Gegensatz zu meiner Birne wohl nicht einheimsen, dafür aber vielleicht die ein oder andere Erektion. Andere Typen flogen nach Thailand, um dort hübsche Ladyboys zu vernaschen, und ich flog nach Japan, um nur mal zu gucken. Mit den Augen, nicht mit den Händen! Und schon gar nicht mit dem Schwanz. Zum Sehen war er auf meinen Kopf angewiesen, auch wenn er diesen meist nicht brauchte, um Freude zu empfinden. Allerdings brauchte er ihn jetzt. Denn ohne meine Sinne hätte er sich wohl nicht an den netten Bildern ergötzen können, die ich mir nun schon eine Woche lang täglich reinzog. Nein, es handelte es sich dabei nicht um irgendwelche Schweinereien, zumindest nicht in erster Linie - die Internetseite, die mein Tablet nun zeigte, da ich mir und meinem Schwanz ja auch irgendwie die Zeit vertreiben musste, stellte eine ganz neuartige Version der traditionell japanischen Quellen, der Onsen, vor, und diese war insbesondere für meinen Eindruck verantwortlich, dass in Japan eine Innovation vonstattengegangen war, während ich in Berlin herumgegammelt hatte. Denn zu meiner Zeit war es noch nicht gestattet gewesen, mit tätowierter Haut ein Onsen zu besuchen, ja, es war sogar äußerst verpönt. Wahrscheinlich hatte sich dies im Allgemeinen noch immer nicht geändert, und genau aus diesem Grund hatte ein schlauer Mensch mit einem Herz für von der Gesellschaft geächtete dieses Tattoo-Onsen gegründet. Einen Ort, an dem sie sich mit Gleichgesinnten treffen und auszutauschen vermochten und einmal die 'Normalen' sein konnten.

Ein löbliches Unterfangen, und so unheimlich inspirierend. Zumindest für mich. Ich war meinen Lebtag kein Gaffer gewesen und schon gar kein perverser Spanner, aber den hübschen Freaks beim Plantschen zuzuschauen reizte selbst mich. Die Fotogallery machte es einem aber auch reichlich schmackhaft. Ich hatte nichts mit Spannerei am Hut, aber dafür schon immer ein Faible für Jungs, die der Bodymodifikation nicht abgeneigt waren und denen aus jeder Pore gammelte, dass sie auf die Gleichförmigkeit der Gesellschaft schissen und eher gestorben wären, als sich anzupassen. Mir gefiel eine solche Attitüde, zumal ich sie sie selbst auch vertrat, ganz egal, ob ich inzwischen Frau, Haus und Kind besaß. Okay, die beiden letzten Faktoren hatten - noch? - keinen Platz in meinem Leben gefunden, doch nichtsdestotrotz wohnte in meiner extra für Japan herausgeputzten und nun nicht mehr ganz so unscheinbaren Fassade nach wie vor ein Anarcho-Typ mit krassen (und in den Augen der meisten wohl kranken) Vorlieben. Kein Wunder, dass ich das Halsband von meinem ehemaligen Herrn noch immer wie einen Schatz hütete. Eine weitere deutsche Lebensweisheit besagt, dass alte Liebe nicht roste, und vielleicht ist da auch was dran. Wenn man einmal geschlagen und unterworfen wurde, erinnert man sich sein ganzes Leben daran. So etwas Intensives brannte sich nun mal in die Seele, ohne, dass man etwas dagegen tun konnte.

 

Ich hielt es für ausgesprochen kurios, dass dieses berühmt-berüchtigte Tattoo-Onsen auf den vielsagenden Namen 'Forbidden Fruits' hörte. Ja, sicherlich bezog er sich auf die Tatsache, dass Tätowierte in Onsen wahrlich verbotene Früchte darstellte, doch für mich barg er noch andere Definitionsmöglichkeiten. Denn es war nicht von der Hand zu weisen, dass der ein oder andere junge Kerl, der sich dort mit Kumpels in dem klaren Wasser aalte, wahrlich wie ein verbotenes Früchtchen aussah. Zumindest für mich, denn ich durfte ja nicht von so etwas Süßem kosten, ganz egal, wie knackig sein Arsch auch gewesen wäre beim Hineinbeißen. Ein wenig bedauerte ich dies natürlich schon, aber da es wichtigere Dinge im Leben gab als sexuelle Ausschweifungen, verschwendete ich nicht allzu viele Gedanken daran, meinen Zustand zu beklagen. Vor allen Dingen aber hielt mich die Gewissheit davon ab, dass ich äußerst tief gesunken war. Denn wenn ich ganz ehrlich war, saß ich nur im Flieger wegen den verbotenen Früchten, die sich da in diesem Tattoo-Onsen tummelten. Die Kirschbäume interessierten mich einen Scheiß, genauso wenig wie die Mentalität der Leute und das original japanische Essen, das im Grunde schon eine Sünde wert war. Was ich sehen wollte, waren keine Fujiberge und keine niedlichen Bambusgärten. Mir hungerte es nach Schwänzen, und in welchem Land waren diese ansehnlicher als in Japan? In Deutschland hätte es nie jemand vollbracht, mich in Versuchung zu führen, doch was auf den Straßen Tokyos so frei herumlief, konnte einen schon schwach machen. Insbesondere dann, wenn man seit zehn Jahren immer nur das gleiche Paar Brüste und denselben Arsch vor der Nase gehabt hatte.

Aber ich wollte ja brav sein. Wie ein kleiner, unschuldiger Engel. Auch wenn ich nicht als einer durchging dank meines frisch rasierten und rot gefärbten Iros und dem Lackoberteil, in das ich mich werfen wollte, sobald ich Japans Straßen wieder unsicher machte. Ich würde wohl aussehen wie ein Hähnchen auf Paarungsflug, aber seis drum. Für eine Fahrkarte zurück in eine Zeit, in der ich jung, frei und wild gewesen war, lohnte es sich allemal, zur Schau zu stellen, dass ich noch lange nicht abgedankt hatte. Im sexuellen Sinne.

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Rhaban
2017-06-14T00:31:41+00:00 14.06.2017 02:31
Viel versprechend... Ich lauere auf die Fortsetzung...
;) und hoffe das du mir meinen Kommentar bei deiner anderen geschichte “Sklavenspielzeug“ nicht übel genommen hast ^^“

Gruß Rhaban
Antwort von:  Anemia
14.06.2017 07:58
Freut mich, dass ich deine Neugierde wecken konnte. ;)
Und nein, ich nehm dir überhaupt nichts übel - ich kriegts halt nur kaum auf die Ketten, zu antworten, und außerdem hab ich in den letzten Tagen eben sehr viel an der Story hier geschrieben (da hatte ich eine schöne Ausrede, um mich davor drücken zu können ;)).
Schön, dass du hier auch wieder mit dabei bist. Die Geschichten mit Yoshiki sind schließlich alle besonders schmutzig...*hust* xD

lg Serpa


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