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The close Stranger

von

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reduction of qual

Eines Abends saßen sie wieder zusammen auf dem Sofa und sahen sich eine langweilige Show im Fernseher an, so, wie ihre Treffen mittlerweile jedes mal ausgingen. Kakuzu bemerkte schon seit einiger Zeit, dass der Jüngere immer wieder zu ihm rüber sah und er ahnte, dass dieser ihn etwas fragen wollte. Doch nach ein paar Minuten war er es leid und es nervte ihn, dass der Silberhaarige nicht mit der Sprache herausrückte.
 

«Spuck schon aus.» Warf er daher in den Raum und er sollte sich nicht getäuscht haben.
 

«Ich… mir ist die Frau auf dem einen Foto aufgefallen, das auf deinem Nachttisch steht. War sie das? Deine Frau?»
 

«Wo hast du sonst noch rumgeschnüffelt?», knurrte er den Jüngeren an, während er mit seinen Zähnen knirschte.

Der Silberhaarige war ihm noch immer ein Fremder und auch wenn er wollte dass dies so blieb, so hatte Kakuzu trotzdem angefangen ihm irgendwo zu vertrauen. Jedenfalls insofern dass er diesen für einige Zeit alleine in seiner Wohnung ließ, während er kurz etwas einkaufen ging oder für fünf Minuten im Bad verschwand. Doch dessen Aussage weckte nun sein Misstrauen. Hatte der Jüngere sonst noch wo seine Nase reingesteckt, womöglich in seinen Sachen gewühlt?
 

Doch dieser überging seinen Vorwurf geflissentlich.
 

«Ihre Augen… sie haben die selbe Farbe wie meine. Ich habe bisher niemand anderen gekannt, der die selbe Augenfarbe hat wie ich. Ist das der Grund, warum du bei unserer ersten Begegnung von mir abgelassen und mich nicht weiter verprügelt hast? Ich habe dich an sie erinnert, nicht wahr?»
 

«Schon möglich…»
 

«Wie war deine Schnalle denn so?»
 

«Nenn sie nicht so. Sie war nicht meine Schnalle, sondern meine Frau.»
 

«Dann eben Frau, wie war deine Frau denn so?»
 

«Wie soll sie schon gewesen sein?»
 

«Das frage ich dich.»
 

Kakuzu grummelte hörbar und schwieg einfach. Er war für Gespräche und Diskussionen dieser Art einfach nicht gemacht. Er war sowieso eher der ruhige Typ, dachte erst nach, bevor er sprach und auch dann nur das Nötigste. Nicht so wie der Jüngere. Dieser hatte zwar auch seine ruhigen Phasen, doch war er eher von der geselligeren Sorte, war definitiv nicht auf den Mund gefallen und ging ihn damit manchmal schon ziemlich auf den Sack.

Wie jetzt, wenn Kakuzu vor allem das Gesprächsthema nicht passte. Da halfen seine Ausweichversuche auch nichts, denn der andere schien ein hartnäckiger Sturkopf zu sein.
 

«War sie mir ähnlich?»
 

Kakuzu wandte seinen Blick vom Fernseher ab und sah schon fast belustigt zum Silberhaarigen. Wie kam dieser Idiot denn nun auf so einen Vergleich?
 

«Dir? Nein, sie war ganz anders.» Antwortete er, auch wenn er zugeben musste, dass sie sich äußerlich vom Typ her schon ähnlich sahen. Sie hatte auch helle Haare gehabt, auch wenn sie sie wesentlich länger getragen hatte und sie vom Farbton her eher ins Golden ging. Ihre Haut war aber beinahe vom gleichen Teint wie dem des Jungen, auch wenn die ihre, im Gegensatz zu seiner, gesprenkelt gewesen war mit Sommersprossen.

Doch vom Charakter her, – soweit er das beurteilen konnte – waren sie völlig verschieden. Wie Himmel und Hölle. Sie war lebensfroh gewesen, hatte immerzu gelächelt. Sie hatte es allen immer recht machen wollen, war bescheiden gewesen und hatte mit ihrem ruhigen, humorvollen Charakter immer schnell Kontakte knüpfen und Freundschaften schließen können.
 

Deswegen konnte er auch nicht verstehen, warum ein so guter Mensch wie sie es gewesen war, so ein Schicksal erleiden musste.
 

«Hast du sie auch geschlagen?»
 

Auch wenn der Jüngere diese Frage sachlich gestellt hatte, so spannte Kakuzu sich dennoch sofort an. Dieses Thema war einfach ein wunder Punkt, da er sich selbst nicht verzeihen konnte, dass er seine Wut, geschürt durch Eifersucht, – und die Eifersucht wiederum entstanden, weil er immer das Gefühl gehabt hatte, nicht gut genug für sie zu sein – an ihr ausgelassen hatte. Dabei hatte er sich doch bloß so sehr davor gefürchtet, dass sie ihm jemand anderes wegnehmen würde. Er hatte in alltägliche Begegnungen, die nichts bedeutet hatten, immerzu etwas hineininterpretiert, wo eigentlich gar nichts gewesen war und hatte sie dann beschuldigt mit anderen zu flirten oder ihn zu betrügen.
 

«Hörst du wohl endlich auf mit dieser Fragerei?! Oder willst du, dass ich dich vor die Tür setze?!»
 

Angesprochener zuckte aufgrund der Lautstärke die er angeschlagen hatte leicht zusammen, ehe er beschwichtigend die Hände hob.
 

«Reg dich ab, war bloß ne Frage, kein Grund gleich so auszuflippen.»

Seufzend lehnte sich der Silberhaarige zurück in die Polster, während seine Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher galt.
 

Sie sahen eine Weile schweigend Fern, bis Kakuzu irgendwann drohten vor lauter Müdigkeit die Augen zuzufallen und er sich dazu entschied, schlafen zu gehen. Er schaltete den Fernseher aus, sah dann neben sich zu dem Jungen, der sich mit geschlossenen Augen eingekrümelt hatte. Den Kopf zur Seite gelehnt, war er offensichtlich eingenickt.

Was nicht das erste mal geschah. So wie sich die Dauer seiner Besuche erhöht hatte, so hatte auch die Häufigkeit, wie dieser vor seiner Tür stand, zugenommen. War es vor zwei Monaten noch einmal die Woche gewesen, so suchte ihn der Junge nun fast jeden zweiten Tag auf. Und Kakuzu war bewusst, dass es ihm nicht nur um’s verprügelt werden ging. Was bei ihren Treffen sowieso irgendwie in den Hintergrund gerückt war. Manchmal nervte sich Kakuzu ab dem Jungen, der ihm teils wie eine Klette vorkam, die er nicht mehr los wurde. Und manchmal konnte er sich gar nicht mehr vorstellen, wie es gewesen war, als dieser Idiot ihn noch nicht besucht hatte. Irgendwo hatte er sich an ihn gewöhnt und er konnte nicht leugnen, dass es auch ganz angenehm war, nicht die ganze Zeit alleine zu sein.
 

Kakuzu hatte zu dieser Entwicklung jedoch nichts gesagt. Auch nicht, als es schließlich wie heute damit endete, dass der Jüngere auf seinem Sofa einschlief.
 

Er stand auf, wollte sich schon in Richtung seines Schlafzimmers aufmachen, zögerte jedoch kurz. Er nahm sich dann doch eine leichte Decke und breitete sie über den Jüngeren aus.
 


 

♦︎
 

Ein Klopfen weckte ihn, genauso wie das Licht, welches durch den Spalt, der nur halb zugezogenen Vorhänge, auf sein Bett fiel.
 

«Was willst du?» Rief er genervt, woraufhin sich seine Schlafzimmertür öffnete und wie vermutet der Silberhaarige eintrat.
 

«Ich sagte nicht, dass du reinkommen darfst, sondern hab gefragt was du willst. Normalerweise wärst du um diese Zeit doch schon längst weg.» Kakuzu drehte sich prompt auf die Seite, kehrte dem anderen den Rücken zu und unterband den Drang sich die Decke höher zu ziehen, um seinen entblößten Oberkörper vor neugierigen Blicken zu schützen. Denn auch wenn er nicht wollte, dass man seine Narben sah, so würde diese Reaktion bloß Unsicherheit ausdrücken. Das war schwach. Und das letzte was er sein wollte war ein Schwächling, der sich wie eine verschüchterte Jungfrau zu bedecken versuchte.
 

«Heute ist Samstag», ertönte es hinter ihm.
 

«Ja und?»
 

«Und ich dachte, ich könnte uns gleich Frühstück machen. Wenn du gleich nichts besseres zu tun hast, als dich zu verkriechen und sinnlos vor dich hin zu grübeln oder den ganzen Tag im Bett zu verbringen.» Die Matratze gab leicht nach, als sich der Jüngere auf die Bettkante setzte.
 

Kakuzus Magen machte sich schon bloß bei der Vorstellung von Essen bemerkbar. Vor allem wäre es ganz praktisch, gleich frühstücken zu können, ohne einen Finger gekrümmt haben zu müssen, weswegen er schließlich nachgab.
 

«Von mir aus.»
 

Der Silberhaarige erwiderte daraufhin nichts, blieb jedoch unerwarteter weise an Ort und Stelle sitzen.
 

«Sonst noch was, Kleiner?», grummelte er. Es war eine ganze Weile still, bis er plötzlich eine Berührung an seinem Rücken spürte.
 

«Woher hast du die eigentlich?»
 

Kühle Finger tasteten eine größere Narbe ab, die von seinem unteren Kreuz quer bis fast hoch zu seiner linken Schulter verlief. Kurz zuckte er deswegen zusammen, da er mit so etwas nicht gerechnet hatte. Man müsste meinen, dass der Kleinere so etwas nicht wagen würde, denn dieser musste doch so langsam wissen, dass er leicht zu verstimmen war, wenn man ihm zu sehr auf die Pelle rückte.
 

«Hat dich nicht zu interessieren.» Knurrte er deswegen gereizt um zu signalisieren, dass er darüber nicht sprechen wollte und hoffte, dass man von ihm abließ, was aber nicht geschah. Stattdessen fuhr der Jüngere mit seinen Fingern dreister weise seine Wirbelsäule entlang weiter nach oben.
 

«Muss bestimmt höllisch weh getan haben, so viele Narben wie das sind. Ich hab auch ein paar, nur längst nicht so groß und man sieht sie auch nicht so gut wie deine. Als ich noch klein war und mir manchmal das Knie aufgeschlagen habe, habe ich immer geglaubt, dass es nur Schlechtes mit sich bringt, wenn man sich verletzt. Doch dem ist nicht so. Denn durch den Schmerz wächst man und wird schließlich stärker. Man vergisst… vergisst wie scheiß ungerecht die Welt ist, wie mickrig und unbedeutend das eigene Leben, vergisst für einen kleinen Moment alles um sich herum, weil man sich nur auf den Schmerz fokussiert. Als würde dich jemand wachrütteln aus deinem Alltagstrott. Das ist der Grund, weswegen ich dich aufgesucht habe, als du mich da in der Gasse verprügelt hast. Wenn du mich schlägst, dann fühle ich mich lebendig. Lebendiger als ich es je war und es zeigt mir, dass ich noch nicht tot bin.»
 

Kakuzu lauschte still den Worten und konnte gewisse Parallelen zu sich entdecken. Nur, dass er sich nicht Gewalt von jemanden antun ließ, sondern er derjenige war, der sie ausübte, um sich einen kurzen Moment von seinen Sorgen und Gedanken zu befreien und sich den Frust von der Seele zu laden. Da hatten sie wohl mehr gemeinsam als er angenommen hatte. Außerdem schien es, als hätte der Jüngere auch kein einfaches Leben, dem Gesagten nach zu urteilen.

Und doch hatte die Aussage einen fahlen Nachgeschmack hinterlassen. Kakuzu kam es vor, als ob dieser Junge nicht ganz richtig im Kopf war und doch schoss ihm noch im selben Augenblick der Gedanke in den Sinn, dass er selbst vielleicht genau das brauchte. Die Gesellschaft von jemandem, der ihm in dieser Sache ähnlich war.
 

Was ihn schließlich dazu veranlasste, sich langsam auf den Rücken zu drehen und zum Silberhaarigen hinüber zu sehen, der seine Hand eben wieder zurückgezog.
 

«Es war ein Unfall. Und ich habe mich dabei mehr tot als lebendig gefühlt.»
 

«Aber du hast es überlebt.»
 

Kakuzu schnaubte abfällig.
 

«Was bringt mir das, wenn ich für den Rest meines Lebens entstellt sein werde und trotzdem alles verloren habe, was mir jemals etwas bedeutet hat?»
 

Der Jüngere machte daraufhin ein Gesicht, als ob Kakuzu ihm soeben gesagt hätte, dass warmer Schnee existierte. Nur einen Augenblick später legte sich eine Hand an seine Wange, Finger fuhren seine Narbe an dieser nach, wodurch seine Haut an dieser Stelle leicht zu kribbeln anfing. Für einen Moment fühlte sich Kakuzu zurückversetzt an den Abend, als er auf dem Sofa eingeschlafen war und von seiner Frau geträumt hatte. Die Berührung war die selbe wie damals und er war sich von Sekunde zu Sekunde sicherer, dass er sich den Kuss damals nicht eingebildet hatte.
 

«Das hier… das sind keine Entstellungen. Das sind Zeichen deiner Stärke.»
 

Und erst jetzt wurde Kakuzu bewusst, wie nah ihm der Jüngere gekommen war. Er konnte dessen warmen Atem bereits in seinem Gesicht spüren, bemerkte dessen glühende Irden, die forschend direkt in seine sahen und wie er ihm mit dem Gesicht langsam näher zu kommen schien.

Kakuzu wusste vom Interesse um seine Person, was er aus den lästigen Fragen schließen konnte, mit denen ihn der Jüngere ständig nervte, deswegen war er auch nicht allzu sehr überrascht, dass dieser ihn nun küssen wollte. Schon wieder.
 

Abwartend blieb Kakuzu still liegen und beobachtete innerlich amüsiert, wie unsicher der andere dabei vorging und sich doch nicht getraute ihm die Lippen aufzudrücken, ohne vorher von ihm eine einwilligende Reaktion zu erhalten.
 

Sonst war er doch auch nicht so schüchtern, schoss es Kakuzu durch den Kopf.
 

«Junge», sprach er, während genannter leicht aufschreckte und die Abfuhr wohl schon kommen sah.
 

«Was willst du nur von mir… ich bin doch viel zu alt für dich. Du solltest dir jemanden in deinem Alter suchen.»

Und obwohl es das Vernünftigste war, das er in letzter Zeit von sich gegeben hatte, konnte er sich gleichzeitig nicht davon abhalten sich zu fragen, wie der Silberhaarige wohl im Bett wäre. Denn dieser war seines Erachtens alles andere als hässlich und hatte eine gewisse Ausstrahlung, die ihn auf sonderbare Weise anzog. Nur hatte er das alles bisher einfach ignoriert, da er nie geahnt hätte, dass die Möglichkeit bestand, dass zwischen ihnen jemals etwas laufen würde und er in der vergangenen Zeit einfach andere Sorgen gehabt hatte.
 

«Willst du denn, dass ich mir jemand anderes suche?»
 

Sie starrten sich gegenseitig in die Augen und für Kakuzu war der Fall klar, dass er bejahen würde. Nur eine Silbe aus seinem Mund und die Sache wäre geklärt und abgehakt. Und doch lag ihm dieses Wort so schwer auf der Zunge, als würde es sich nicht von ihr lösen wollen. Als hätte sein Gehirn einen Aussetzer, konnte er sich nicht dazu aufraffen es über die Lippen zu bringen.
 

Der Moment ging vorüber, ohne dass er etwas erwidert hatte, worauf die Mundwinkel des Jüngeren anfingen zu zucken und sie sich schließlich zu einem Grinsen anhoben. Er kam ihm noch etwas näher und hauchte ihm einen zarten Kuss auf die Lippen. Dass Kakuzu diesen nicht erwiderte schien den Silberhaarigen nicht zu stören, denn er fuhr unbeirrt fort, bedeckte seine Wange mit weiteren Küssen, leckte ihm schließlich einmal über die Ohrmuschel. Was Kakuzu dazu veranlasste nachzugeben, da sich seine Gedanken nur noch um eines kreisten; Wie schmeckte der Jüngere? Wie würde sich seine Haut unter seinen Fingern anfühlen? Was für Geräusche würde er von sich geben, wenn er in Ekstase versetzt unter ihm liegen würde?
 

Kakuzu krallte sich mit einer Hand in den silbernen Haaren fest, zog den Kopf des Jüngeren nach hinten, so dass er von ihm ablassen musste. Leicht verunsichert musterten ihn die lilafarbenen Irden, ehe er den Jüngeren zu sich runter zog, um ihre Münder verlangend miteinander zu verschließen. Neckisch biss er in die weichen Lippen des anderen, bis sich diese für ihn teilten und ihm ihr Inneres preisgab. Seine Zunge stieß vor, plünderte die Mundhöhle des Jüngeren ausgiebig, schmeckte die Süße, die darin verborgen lag und berauschte sich an dem leisen Keuchen, das der Silberhaarige in den Kuss stieß. Er packte den Jüngeren an dessen Taille, um diesen aus seiner sitzenden Position auf sich zu ziehen.
 

Neugierige Hände fingen an über seinen Oberkörper zu streichen, fuhren seine Brustmuskulatur nach, was ihm eine Gänsehaut bescherte. Ihr bestehender Kuss wurde immer verlangender und hemmungsloser, während Kakuzu sie beide mit einem kurzen Kraftaufwand so drehte, dass der Jüngere nun unter ihm lag.

Und mit einem mal wurde Kakuzu bewusst, dass sein letztes mal schon eine Weile zurücklag, so empfindlich wie er reagierte. Es kam ihm vor, als stünde sein gesamter Körper unter Stromspannung, seine Härchen stellten sich überall auf seinem Körper auf und in seinem Unterleib zog es bereits unerträglich. Er war hart. Was er auch den Jüngeren spüren lassen wollte, weswegen er seinen Unterleib gegen den des unter ihm liegenden presste, was sie beide zum Keuchen brachte.

Er hatte nach dem Tod seiner Frau kaum mehr Wert auf Sex gelegt, war in seiner Freizeit selten vor die Tür gegangen und hatte somit in den vergangenen drei Jahren kaum darauf geachtet seine Bedürfnisse zu stillen.
 

Doch das würde er nun nachholen.
 

Kakuzu fuhr nun seinerseits unter das Shirt des anderen, ertastete die ausgesprochen weiche Haut darunter, ehe er ihm den störenden Stoff über den Kopf zog, weswegen sie ihren Kuss unterbrechen mussten. Als das Shirt achtlos auf den Boden gefallen war, richtete er sich etwas auf und ließ es sich nicht nehmen seinen Blick über den Körper des Jüngeren gleiten zu lassen. Dessen Brustkorb hob und senkte sich in raschen, regelmäßigen Atemzügen und den vor Lust verschleierten Augen nach zu urteilen, konnte es der Silberhaarige kaum erwarten ihr Treiben weiterzuführen.
 

«Ich hoffe dir ist klar, dass das hier nichts zu bedeuten hat», sagte er mit rauer Stimme, um seinen Standpunkt klarzustellen und mögliche Missverständnisse von vorne herein gar nicht erst entstehen zu lassen.
 

Der Jüngere nickte nur knapp.
 

Und als Kakuzu sich wieder über den Jüngeren beugte – der sich direkt ungeduldig an ihn presste – und diesen erneut in einen Kuss verwickelte, vergaß er das erste mal seit drei Jahren seinen Kummer und ließ die Vergangenheit für einen kurzen Moment hinter sich.
 


 

♦︎
 

Das warme Nass prasselte auf ihn hernieder, wusch seinen Körper von den Spuren des vergangenen Aktes rein.
 

Kakuzu fasste sich an den Nacken, massierte diesen um die Verspannung zu lösen, zeitgleich hielt er sein Gesicht in den Duschstrahl und seufzte einmal tief.

Im Nachhinein betrachtet war es vielleicht doch etwas sehr unsensibel von ihm gewesen, direkt nachdem sie zum Ende gekommen waren, sich mit dem Kommentar, dass er duschen gehen würde, ins Bad zu verziehen. Der Jüngere hatte ihm nur hinterher gesehen und ihn angeblafft, dass er wohl nicht so der ‹Kuschel-Typ› war, wie er es so schön formuliert hatte. Kakuzu hatte dazu nichts gesagt, auch wenn er dies nicht so sah. Früher war er manches mal mit seiner Frau im Bett gelegen, während sie Zärtlichkeiten ausgetauscht hatten, ohne dass es daraus hinauslief, dass sie miteinander schliefen.
 

Doch es hatte einen Grund, weshalb er nun direkt auf Abstand ging. Zum einen um nochmals zu verdeutlichen wie er zu dieser Sache stand, dass es für ihn nichts bedeutet hatte. Und zum anderen weil er sich danach nicht mehr sicher war, ob es nicht doch ein Fehler gewesen war, dass sie gevögelt haben. Einfach weil Kakuzu nicht wußte, wie der Jüngere darauf reagieren würde, ob er damit umgehen konnte, dass es eine einmalige Sache gewesen war. Dieser war ja noch ziemlich jung, nach seiner Schätzung etwa Anfang Zwanzig, und als er selbst in diesem Alter gewesen war, hatten für ihn noch andere Regeln gegolten. Eigentlich war er nie der Typ gewesen, der nur etwas für zwischendurch suchte. Doch nach dem Tod seiner Frau hatte sich vieles verändert. Seither hatte er sich auf etwas, das auf mehr als eine Nacht hinauslief, einfach nicht einlassen wollen.

Oder vielleicht machte er sich in diesem Punkt auch einfach zu viele Gedanken, war er vor knapp zehn Jahren auch einfach nur spießig gewesen und die Welt der Jugend hatte sich ohne sein Wissen gewandelt. Vielleicht waren die Kids von heute nun viel lockerer drauf, wer wußte das schon.
 

Jedenfalls hatte er keine Lust darauf, dass der Umgang zwischen ihnen komisch werden würde, was er nun aber befürchtete. Und nun war er nicht sicher, was er für besser befinden würde, wenn er gleich aus dem Bad kommen würde.
 

Wenn der Silberhaarige noch da war oder wenn er sich schon längst aus dem Staub gemacht hatte?
 

Er seufzte erneut, beschloss darüber nicht mehr nachzudenken, als er das Wasser abstellte und aus der Dusche stieg. Mit einem Handtuch um die Hüften gewickelt trat er ins Wohnzimmer, in dem nichts von dem Silberhaarigen zu sehen war und auch im Schlafzimmer war er nicht anzutreffen. Das Bett war noch immer so zerwühlt wie noch vor wenigen Minuten, nur lag kein Silberhaariger mehr darin. Schulterzuckend tat er die Tatsache, dass der Jüngere wohl gegangen war, ab und zog sich erstmal frische Kleidung an, bevor sich sein Magen erneut lautstark bemerkbar machte. Weswegen er sich schließlich in die Küche begab, um nach etwas Essbarem zu suchen.
 

Grummelnd musste er feststellen, dass er in dieser Sache enttäuscht wurde, denn bis auf ein paar Gläser eingemachtes Gemüse, ein Sixpack Bier und ein Joghurt, welcher jedoch mit Sicherheit schon ein paar Wochen vor sich her gammelte, hielt sein Kühlschrank nur gähnende Leere für ihn bereit.
 

Frühstücken war für ihn deshalb erstmal auf unbestimmte Zeit verschoben, denn er hatte keine Lust vor die Tür zu gehen und sich etwas zu holen. Viel lieber schnappte er sich eines der Bücher aus dem Regal, welches vergeblich auf seine Entstaubung wartete. Früher hatte er oft gelesen, bevor das mit seiner Frau geschehen war. Und vor ein paar Tagen hatte er plötzlich einfach das Bedürfnis gehabt sich in ein Buch zu vertiefen, anstatt vor dem Fernseher zu gammeln.
 

Mit dem Buch in der Hand war er auf dem Weg zum Sofa, als seine Haustür unerwartet aufging. Hindurch trat der Silberhaarige, der einige Plastiktüten in Händen hielt.
 

«Ich dachte du wärst schon weg. Wie bist du überhaupt wieder reingekommen?»
 

Der Jüngere hielt zur Antwort nur seinen Schlüsselbund mit dem Wohnungsschlüssel hoch.

«Hab mir die ausgeliehen um uns Frühstück zu besorgen, da deine Küche echt nichts hergibt. Ernsthaft, gehst du überhaupt irgendwann mal einkaufen? Und keine Sorge, ich hab’s aus meiner Tasche bezahlt, nicht dass du denkst, ich hätte außer dem Schlüssel sonst noch was mitgehen lassen.» Der Silberhaarige ließ die Tür ins Schloss fallen und ging mit vollen Einkäufen an ihm vorbei in Richtung Küche.
 

Kakuzu folgte ihm und war erleichtert, dass er sich vorhin in der Dusche wohl zu viele Gedanken gemacht hatte. Von wegen es würde komisch zwischen ihnen sein, der kleine Rotzbengel war frech wie eh und je.

Er sah dabei zu wie eben jener gerade die Einkäufe auspackte, als er sich an den Tisch setzte und sich eines der Brötchen nahm.
 

«Hast du beschlossen die ollen Staubfänger endlich mal zu entsorgen?», damit deutete der Jüngere auf das Buch, welches er noch immer in der Hand hielt.
 

«Nein, ich wollte sie lesen.»
 

Ein erstaunter Laut war zu hören.
 

«Du liest? Ich hab dich noch nie mit einem Buch gesehen, deswegen habe ich immer gedacht, die Dinger wären nur zur Deko da.» Sagte er, ließ sich auf einen freien Stuhl fallen und griff ebenfalls nach einem der Brötchen.
 

«Nein, früher hab ich oft gelesen. Angefangen aber erst wieder seit kurzem.»
 

«Warum hast du aufgehört?»
 

Kakuzu zuckte mit den Schultern.

«Hatte keine Lust mehr.»
 

«Und nun hast du wieder Lust?»
 

«Sieht so aus.»

Sie aßen eine Weile schweigend, so wie es Kakuzu am liebsten hatte, bis der Silberhaarige jedoch wieder das Gefühl hatte seine Klappe aufmachen zu müssen.
 

«Und was ist mit den Vorhängen? Warum hast du sie in der ganzen Bude aufgezogen?»

Verwundert hob Kakuzu eine Augenbraue angesichts dieses Themawechsels. Doch der Jüngere hatte recht, er hatte die ganzen Vorhänge zurückgezogen, das Licht von draußen in die einst von Dunkelheit erfüllte Wohnung wieder hereingelassen.
 

«Ohne Licht kann ich nicht lesen.»

Und danach war es ihm irgendwie unnötig vorgekommen, die Vorhänge wieder zuzuziehen.
 

Kakuzu wußte nicht, worauf der Jüngere mit diesem albernen Frage-Antwort-Spielchen abzielte. Erst recht nicht, als dieser ein ‹Heh› von sich gab und sich daraufhin dessen Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln anhoben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Fate_stay_night
2017-07-06T12:25:45+00:00 06.07.2017 14:25
Yo!

Erstma' schöne Grüße aus dem sonnigen und teuflisch warmen Italien! 😘


Das Chap hat mir wieder super gut gefallen und die Adult-Szene hast du wirklich gut hinbekommen, so dass ich sie auch lesen konnte. 👍😁

Die Charaktere und ihre Persönlichkeiten hast du auch wieder perfekt getroffen und ich bin ma' wieder vollkommen begeistert von ihrer Umsetzung! 👍😉

Die Handlung an für sich hat mir auch sehr gut gefallen und der letzte Abschnitte war wirklich spitze! 😁😉


Wenn du Urlaub oder so machst, dann viel Spaß! - und ansonsten freu' ich mich wie immer sehr auf das nächste Chap! 😉😁


GLG

Fate 💢💣💥
Antwort von:  hYdro_
18.07.2017 20:35
Hey :)

Vielen Dank! Hoffe hattest ne gute Zeit in Italien und hast keinen Sonnenbrand davongetragen! ;D Bei mir sieht's mit Urlaub leider etwas flau aus... von der Gamescom ende nächsten Monat mal abgesehen. Obwohl man das auch nur sehr schwer als Urlaub betiteln kann. ^^
Das war eigentlich noch gar nicht die Adult-Szene... jedenfalls hab ich daran nichts abgeändert oder ausgespart, ist also alles wie in der "Originalversion". Der eigentliche Lemon kommt dann erst nächstes Kapitel.

Danke für dein Review und bis bald! :)

LG
hYdro
Antwort von:  hYdro_
18.07.2017 21:07
Hab was super wichtiges vergessen... Ich wünsche dir nachträglich noch alles gute zum Geburtstag! <3 Ich hoffe du hast schön gefeiert und tolle Geschenke bekommen. :)


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