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The close Stranger

von

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nothing but hate

Er konnte kaum glauben, dass es bereits drei Jahre zurücklag.
 

Dieses Ereignis, welches er am liebsten aus seinem Leben verbannt hätte. Zu schmerzhaft waren die Erinnerungen an glückliche Momente, die er zusammen mit ihr verbracht hatte. Er war keineswegs der perfekte Ehemann gewesen und im nach hinein bereute er manche Dinge zutiefst, die er ihr angetan hatte. Eigentlich war er ein Mensch, den man nicht sehr schnell aus der Ruhe bringen konnte, doch wenn man es doch mal geschafft hatte, brach seine unbändige Wut umso mehr auf einen hernieder. Seine Eifersucht wandelte sich in Wut, aus seiner Wut wurde Hass und sein Hass bekam man als Schläge zu spüren. Und doch hatte sie es ertragen, hatte seine Tobsuchtsanfälle über sich ergehen lassen. Und als alles vorüber war, als er sich beruhigt hatte, hatte sie ihn nur stumm angesehen. Aus verweinten Augen, die so eine unnatürlich schöne Farbe besaßen, hatte sie ihn aus tiefer Traurigkeit angesehen und doch hatte ihr Blick zugleich so viel Liebe ausgestrahlt, was ihn jedes mal dazu getrieben hatte zu bereuen, sich selbst für seine Tat zu hassen.
 

Er kannte den Grund bis heute nicht, warum sie ihn nie verlassen hatte.
 

Vielleicht hatte sie ein zu großes Herz, als dass sie es über sich gebracht hätte. Womöglich liebte sie ihn zu sehr. Er wußte es nicht. Und doch war er dankbar dafür, dass sie an seiner Seite geblieben war.

Denn von seinen Aggressionen mal abgesehen, hatten sie ein gutes Leben gehabt. Sie war für ihn seine Sonne gewesen, sein Herz ging jedes mal auf, wenn sie gelacht hatte oder ihm auch bloß ein seichtes Lächeln schenkte. Er glaubte nicht an Gott, doch wenn es einen gab, dann musste er ihn unendlich hassen. Anders konnte er es sich nicht erklären, warum man sie ihm nehmen sollte.
 

Ihre Krankheit kam überraschend und war bereits so weit fortgeschritten, dass man sie nur schwer heilen konnte. Und erst ab diesem Zeitpunkt an, hatte sich angefangen sein Wesen zu ändern. Er hatte aufgehört zu Trinken, seine Aggressionen schwanden, wandelten sich mit zunehmendem Fortschritt der Krankheit in bittere Verzweiflung um. Er hatte alles versucht um sie zu retten, seine ganzen Ersparnisse hatte er für ihre ärztliche Kosten aufgebracht, alles hatte er für sie getan, ihr jeden Wunsch von den Lippen gelesen. Und nach etlichen Monaten, in denen er den Zerfall seiner Frau hatte mitansehen müssen, sich für sie in schwere Schulden gestürzt hatte, kam der Tag, an dem die Bank ihm keinen Kredit mehr geben und die Versicherung nicht mehr zahlen wollte. Die Ärzte fingen an, sich nicht mehr richtig um sie zu kümmern, anscheinend befanden sie sie bereits für tot, da ihr eine sehr geringe Überlebenschance diagnostiziert wurde.
 

Als sie schließlich starb, ging für ihn die Sonne unter und seine Welt stürzte sich damit in ewige Finsternis.
 

Durch seine Verzweiflung und der Trauer an seinem Verlust, versuchte er seinen Kummer in Alkohol zu ertränken. Und als auch das nicht mehr funktionierte, kehrte der Zorn und der Hass zurück.
 

Und auch nach drei langen Jahren war er nicht aus seinem Inneren gewichen. An machen Tagen machte er sich nur leicht bemerkbar, doch am heutigen war er besonders schwer. Denn heute jährte sich ihr Tod zum dritten mal und damit zerfraß der Hass seine Seele und sein Herz von neuem, stieß ihn in tiefste Schwärze, aus der er als Monster zurückkehrte, der alles und jeden am liebsten in Stücke reißen würde.

Er wollte sie am liebsten tot sehen, die Ärzte, die damals seiner Frau nicht helfen wollten, die Angestellten der Bank, die ihm keinen neuen Kredit geben wollten oder auch bloß der Kerl, der heute an der Kasse vorgedrängelt war, als Kakuzu sich auf dem Nachhauseweg einen Kaffee-to-go kaufen wollte.
 

Doch am allermeisten richtete sich sein Zorn auf seine verstorbene Frau, die ihn hier auf dieser Welt in seiner Einsamkeit einfach zurückgelassen hatte.
 

Und wie jedes mal, wenn sich ihr Tod jährte und er nicht wußte, wohin mit seinen Gedanken und seinem Hass, der ihn beinahe zu ersticken drohte, trieb es ihn aus seiner Wohnung. Wie in einem Rausch wanderte er dabei ziellos auf den dunklen Gassen und Straßen umher.

Die kühle Nachtluft schlug ihm ins Gesicht und auch wenn es ihn nicht kümmerte, wohin ihn seine Füße trugen, so wußte er doch, dass er nach einer Möglichkeit suchte, sich seinen Frust von der Seele zu laden.
 

Kaum jemand war zu so später Stunde noch auf den Straßen anzutreffen, erst recht nicht in dieser verwahrlosten Gegend, in der die dunklen Gassen und Ecken nur noch zwielichtiger erschienen. Die Nacht war klar und kalt und auch wenn beinahe eisige Temperaturen herrschten, so fror er nicht. Es war, als würde er glühen, als würde er in seinem Inneren einen Vulkan beherbergen, der nur darauf wartete, dass Kakuzu dessen Ausbruch zuließ.

Seine zu Fäusten geballten Hände zitterten, doch nicht vor Kälte, sondern vor aufgestauter Wut, die er nicht länger vermochte zurückzuhalten und die er am nächst besten, der ihm über den Weg lief, auslassen würde.
 

Als er um die nächste Ecke in eine Seitenstraße einbog und ihm ein Kerl mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze entgegenkam, war seine Chance greifbar. Absichtlich steuerte er ihn direkt an, wich dem Herannahenden nicht aus um diesen in der engen Gasse vorbeizulassen. Doch der Jüngere schien ihn zu bemerken und bremste ab, noch bevor sie drohten zusammenzuprallen. Dessen Kopf ruckte nach oben, helle Haut kam zum Vorschein, erschien im Mondlicht beinahe weiß. Aufmüpfig fixierte der Kleinere ihn mit seinen Augen, während sich dessen Mund zu einer unfreundlichen Grimasse verzog.
 

«Hast du keine Augen im Kopf? Geh mir aus dem Weg, Wichser!»
 

Kakuzu belächelte diese Worte bloß, was in seiner sonst so finsteren Miene wohl reichlich fehl am Platz wirkte. Der Kerl vor ihm hatte gar nicht mehr die Zeit, Kakuzus Verhalten zu hinterfragen, als er auch schon ausholte und seine Faust auf das Gesicht des anderen niederfahren ließ. Seine Knöchel fingen durch den harten Schlag an zu schmerzen und doch verschaffte es ihm tiefe Genugtuung zu sehen, wie der Typ durch die Wucht nach hinten fiel, auf dem Boden aufschlug und sich ächzend aufzurichten versuchte.
 

«Geht’s noch, Arschloch? Welcher Vogel hat dir denn in’s Hirn geschissen?»
 

Bedächtig ging Kakuzu auf den Kauernden zu, ließ seine Fäuste wieder und wieder auf den Jungen niedersausen, ließ seiner Wut freien Lauf, verfiel regelrecht in einen Rausch, in dem ihn niemand stoppen konnte, sich an diesem Kerl auszulassen. Er wollte ihn bluten sehen, genau so, wie er geblutet hatte als seine Frau gestorben war, er wollte ihn leiden sehen, genau so, wie er immer noch, jeden einzelnen Tag, litt, nicht fähig sich aus dem Sog dieser Spirale des Leides zu befreien, welcher ihn immer wieder in ihre Fänge nahm und weiter in die Tiefe zog.
 

Die anfänglichen Proteste des Jüngeren brachen ab, die Beleidigungen, die ihm an den Kopf geworfen wurden, minderten, bis er sich nach etlichen Schlägen und Tritten schließlich kaum noch wehrte, sondern sich stattdessen auf dem Boden nur noch wand vor Schmerz.

Und als er dann schließlich von ihm abließ, seine schmerzenden Fingerknöchel über und über befleckt mit Blut, sein hitziges Gemüt abgekühlt, regte sich der Jüngere gar nicht mehr. Nur noch ein bemitleidenswertes Wimmern war zu vernehmen. Die Atmung des Jüngeren ging flach, während Kakuzus hektischer nicht hätte sein können, als er sich ihm näherte, ihn am Kragen packte und auf Augenhöhe an die nächste Häuserwand drückte.
 

Kakuzus Verlangen nach Blut war inzwischen abgeklungen, sein Rausch beendet, sein Kopf leer, als wäre ein Sturm über ihn hinweggefegt. Sein Blick glitt über das geschundene Gesicht des Jungen, welches er nur zum teil betrachten konnte, da dieser den Kopf gesenkt hatte. Die helle Haut war mit blauen Flecken nur so bedeckt, ein Strom aus Blut trat aus einer Wunde an der Schläfe aus, ebenso wie es ihm aus Nase und Mund floss.
 

Kakuzu wartete.
 

Worauf wußte er selbst nicht. Auf einen jämmerlichen Laut? Einen flehenden Blick? Oder einfach nur auf irgendeine Reaktion?

Er hielt den Kleineren an Ort und Stelle fest und auch als einige Sekunden später nichts geschah, brummte er unzufrieden.
 

«Sag was!», forderte er ungeduldig.
 

Die Mundwinkel des Silberhaarigen zuckten, als hätten sie einen Witz vernommen, ehe sie sich nach oben schoben und blutbeschmierte Zähne preisgaben. Ein höhnisches Grinsen, welches noch besser zur Geltung kam, als der Kerl seinen Kopf langsam hob und ihm direkt in die Augen sah.
 

«War das schon alles?»
 

Kakuzu festigte seinen Griff, lachte innerlich über diesen Trottel, der die Dummheit besaß ihn weiter zu reizen. Doch wenn dieser noch weitere Schläge wollte, würde er sie ihm nicht verwehren.

Und doch stockte er kurzzeitig, als ihm die funkelnden Augen des anderen auffielen. Es war nicht der Blick an sich, was ihn einen Moment inne halten ließ, sondern vielmehr die unnatürliche Farbe seiner Irden und die ihn unweigerlich an vergangene Zeiten erinnern ließ. An Zeiten, in denen sein Leben noch nicht völlig Nichtig gewesen war und noch einen Sinn gehabt hatte.
 

Seine Finger ließen wie von selbst von dem Jüngeren ab, er wandte sich um, ohne sich eines weiteren Wortes zu bemächtigen und ließ den Geschundenen alleine zurück.
 


 

♦︎
 

Ein Tag wie jeder andere.
 

Abgeschuftet im undankbaren Job, um kaum seine anstehenden Rechnung bezahlen zu können, die ihn dieses sinnlose Leben, in dieser heruntergekommenen Wohnung, die in dieser Kloake das sich Wohnviertel schimpfte, zu ermöglichen.

Er hatte sich nach diesem einschneidenden Ereignis vor drei Jahren nicht mehr sehr viel aus seinem Leben gemacht. Hatte sich nicht mehr bemüht, mit anderen Leuten unnötig viel zu kommunizieren, geschweige denn Freundschaften oder dergleichen – die in seinen Augen nichts als Lügen waren – aufzubauen oder zu halten. Wenn man es so sehen wollte, vegetierte er in seinen gammligen vier Wänden vor sich her, hielt jeden Kontakt mit der Außenwelt von sich fern. Abgedunkelte Fenster, zugezogene Vorhänge waren bei ihm Standard, ebenso wie herumliegende leere Flaschen, bei denen er einfach nicht die Lust oder die Notwendigkeit verspürte, sie wegzuräumen. Denn lieber vergeudete er seine Kraft und Zeit dafür, stundenlang grübelnd vor sich hin zu starren, sich die Hucke voll zu saufen oder sich einfach nur zu bemitleiden und die Welt für sein Unglück verantwortlich zu machen.
 

Und er fragte sich, warum er sich nicht schon längst die Kugel gegeben hatte.
 

Ein Klopfen ließ ihn aus seiner Starre fahren und auch wenn er sich für gewöhnlich für unwillkommene Besucher gar nicht erst die Mühe machte aufzustehen und an die Tür zu gehen, sondern sie einfach ignorierte bis sie von alleine verschwanden, raffte er sich dieses mal doch auf und öffnete eher desinteressiert die Tür einen Spalt.
 

Sein Blick wurde sogleich wacher, seine Sinne, die bisher in einem stand-by ähnlichen Zustand verweilt waren, schärften sich, als er den Jungen erkannte der vor seiner Haustür stand. Dessen Gesicht sah noch immer übel aus, auch wenn inzwischen fast zwei Wochen vergangen waren. Mit ausdrucksloser Miene stand dieser da, stumm, als würde er auf eine Reaktion seinerseits warten.

Die Frage, wie der Silberhaarige ihn gefunden hatte, war allgegenwärtig und doch ergab es für ihn keinen Sinn, warum man seinen Peiniger aufsuchen sollte. Denn anschwärzen wollte er ihn wohl augenscheinlich nicht, andernfalls hätte er doch gleich die Bullen mitgebracht. Auch wenn Kakuzu dieses Szenario auch nicht sonderlich kümmern würde, sondern es einfach mit einem Schulterzucken hingenommen hätte.
 

Es gab so weniges, das ihn noch in irgendeiner Weise etwas bedeutete.
 

«Wie hast du mich gefunden?»
 

Statt einer Antwort hielt der Jüngere einen Gegenstand hoch, den er schnell als seinen Geldbeutel identifizierte und den er seit geraumer Zeit vermisste. Wieder ein solch überaus witziger Streich, der ihm das Leben spielte. Erst hatte er seine ganzen Karten sperren müssen, hatte sich um neue bemühen müssen, hatte dem wenigen Bargeld nachgetrauert, welches er zu verloren geglaubt hatte und nun servierte ihm dieser Junge, den er beinahe krankenhausreif geprügelt hatte, sein Hab und Gut wie auf einem Silbertablett und strafte seine ganzen Mühen umsonst.
 

Kakuzu riss ihm den Geldbeutel aus der Hand, durchsuchte ihn misstrauisch und war kurz darauf erstaunt, dass noch alles an seinem Platz zu sein schien.
 

«Danke. Und nun verpiss dich!»
 

Er wollte die Tür zu knallen, als sich ein Fuß dazwischen schob.
 

«Warte. Wir sind noch nicht fertig.»
 

«Doch das sind wir. Außer du bist scharf auf eine weitere Tracht Prügel.»
 

Zu Kakuzus Erstaunen schien seine Drohung den Jüngeren nicht abzuschrecken. Und wenn er es sich genau überlegte, war ihm das Verhalten des Jungen damals schon seltsam erschienen, nur hatte er dem in diesem Moment keine weitere Beachtung geschenkt. Er hatte das blutige Grinsen nicht vergessen, wie auch nicht die Worte, die dieser von sich gegeben hatte. Jeder normale Mensch hätte ihn angefleht losgelassen zu werden, vor Schmerzen gejammert oder seinetwegen auch geheult, doch niemand hätte in so einer Situation weitere Peinigung provoziert.
 

«Und wenn ich genau deswegen hier bin, Wichser?» Seine Stimme; keine Spur von Spott, sein Gesichtsausdruck; todernst.
 

Und Kakuzu fing an zu glauben, dass dieser Kerl nicht nur lebensmüde war, sondern auch irre.
 


 

♦︎
 

Und doch hatte ihn diese Tatsache nicht davon abgehalten, den fremden Kerl in seine Wohnung zu lassen. Sowie auch nicht, ihm das zu geben, weswegen er zu ihm gekommen war. Erst hatte er noch geglaubt, dass der Silberhaarige nach den ersten Schlägen das Weite suchen würde und es sich hierbei nur um einen überaus dummen Scherz handeln würde. Doch wie fest er auch zuschlug, wie kraftvoll er auch ausholte, der Jüngere blieb, ließ es über sich ergehen. Auch wenn dies wohl die falsche Beschreibung war, denn er schien die Schläge regelrecht zu ersehnen, sich nach dem Schmerz zu verzehren und ihn zu geniessen.
 

Kakuzu war es egal und irgendwo auch ganz recht, denn für ihn war es eine geeignete Möglichkeit seinen Frust herauszulassen, welcher er andernfalls nur weiter in sich hinein gefressen hätte, bis dieser schließlich irgendwann wieder drohen würde unkontrolliert aus ihm zu brechen.
 

Und als die Schläge endeten, kehrte die Stille zurück, in der der Junge nur noch keuchend in seinem Wohnzimmer auf dem Boden lag. Schwer raffte sich dieser auf, humpelte mehr, als dass er lief und verließ seine Wohnung ohne ein weiteres Wort.

Und doch stand er kaum eine Woche später wieder vor seiner Tür und Kakuzu hielt ihm bloß stumm die Tür auf, damit er eintreten und sich ihr Spiel wiederholen konnte.
 

Auch wenn er diesen Kerl kaum kannte, so verschafften ihm ihre Treffen Befriedigung. Sie redeten dabei kaum, schließlich waren sie nur zwei Fremde, die sich nichts zu sagen hatten.
 

«Warum machst du das? Warum kommst du immer wieder, wenn du doch weißt, was dir blüht?» Hatte er ihn dann doch einmal gefragt, einfach weil er den Grund nicht verstand, warum sich jemand so etwas antat.

Dann hatte ihn der Jüngere bloß angesehen, so als würde ihn diese Frage überraschen. Er hatte wohl angenommen, dass seine Beweggründe offensichtlich wären.
 

«Aus dem selben Grund, aus dem du mich immer wieder herein lässt.» Hatte er geantwortet, als er an ihm vorbei ins Wohnzimmer schritt, sich dabei seine zerschlissene Kapuze vom Kopf zog. Und als Kakuzu nicht reagierte, drehte er sich zu ihm um, mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen.
 

«Weil ich es brauche.»
 

Und erst da begriff Kakuzu, dass nicht nur er kaputt war, dass er nicht der einzige war, den das Leben gezeichnet hatte, dem etwas schlimmes widerfahren war, sondern dass es noch weitere gab wie er. Es war tröstlich zu wissen, dass nicht nur er glaubte, einsam und verloren auf dieser Welt zu wandeln.
 

Er fühlte sich dadurch verbunden mit diesem Jungen, auch wenn sie bloß fremde waren.
 

Die Wochen verstrichen und mit der Zeit gewöhnte er sich an diesen seltsamen Jungen, der ihn wöchentlich aufsuchte. Und irgendwann war es nicht mehr unüblich, dass sie, nachdem Kakuzu ihn blutig geschlagen hatte, nebeneinander auf dem Sofa saßen, der Jüngere ihm bei seinem Löcher-in-die-Luft-Starren Gesellschaft leistete und sich nebenbei das Blut aus dem Gesicht wischte. Sie verweilten oft stundenlang vor dem eingeschalteten Fernseher. Der Jüngere ließ sich dabei oft über das Fernsehprogramm aus, allgemein schien dieser ein reichlich vorlautes Mundwerk zu besitzen, so oft wie dieser fluchte.
 

Doch eines Tages, als sie wieder auf dem Sofa saßen, Kakuzu in seinen trüben Gedanken vertieft, die Sendung im Fernseher kaum mitverfolgte und nach der nächsten Bierflasche griff, durchbrach der Jüngere die Stille.
 

«Willst du mich nicht fragen wie ich heiße?» Die Frage klang dabei leicht nasal, dann musste Kakuzu dessen Nase zuvor wohl ziemlich in Mitleidenschaft gezogen haben. Es erstaunte ihn doch, dass die Verletzungen, die er ihm jedes mal zufügte, immer so gut verheilten. Denn wenn der Silberhaarige das nächste mal vor seiner Tür stand, war von den dunkelblauen Flecken und der aufgeschürften Haut, nur noch vage gelbe Verfärbungen zu sehen.
 

Nur kurz dachte Kakuzu über die Frage nach, ehe er sich einen großen Schluck genehmigte.
 

«Das interessiert mich nicht.»
 

Er kannte diesen Jungen nicht, er wußte dessen Namen nicht und er wollte ihn auch gar nicht wissen. Er wollte die Geschichte, die hinter ihm steckte, nicht erfahren. Kakuzu hatte genug eigene Probleme, die ihn schon zu genüge beschäftigten und er war sicherlich nicht so dumm, sich noch weitere aufzuhalsen. ‹Jeder ist sich selbst der nächste›, war doch das Motto, an welches sich jedermann auf der ganzen Welt hielt und so galt es auch für ihn. Auch wenn das Wissen um einen Namen vielleicht nicht sonderlich bedeutend erschien, so war es doch der Anfang von Allem.
 

Und es war das, was er am allerwenigsten wollte; jemanden, der in sein Leben trat und welchen er schließlich mit sich in die Tiefe reißen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Fate_stay_night
2017-06-13T14:29:21+00:00 13.06.2017 16:29
Yo!

Super Story! 👍😉

Die Charaktere und ihre Persönlichkeiten sind perfekt getroffen und dargestellt und die Situation, die du beschreibst ist wirklich super gelungen!

Die Stimmung, die du geschaffen hast, hat mir wirklich sehr gut gefallen, da du sowohl mitreißend und spannend, als auch vollkommen emotional geschrieben hast.
Von meiner Seite wieder ma' vollsten Respekt! 👍😁😉

Das Chap an für sich find' ich klasse gestaltet und auch geschrieben, da du trotz der vielen Emotionen sachlich und beim Thema geblieben bist.

Bin schon sehr gespannt wie's weiter geht und freu'mich schon auf das nächste Chap! 👍😉

GLG

Fate 💢💣💥
Antwort von:  hYdro_
23.06.2017 00:24
Hey :)

Freut mich, dass dir mein kleines Nebenprojekt auch gefällt. Es ist eher etwas kürzer, umfasst 6 Kapitel und ist übrigens schon fertig geschrieben. Bin gespannt was du zu den weiteren Kapitel sagst. :3 Das Pair ist ja mein absolutes OTP und ich kann gar nicht genug über sie schreiben. Hach, sie passen einfach so gut zusammen. :) Aber genug geschwärmt, ich schweife ab. xD
Muss nur noch gucken, wie ich das mit dem Lemon handhaben will... hab drum grad gesehen, dass du erst 14 bist und ich will dir ja eigentlich nichts vorenthalten. Weil im Lemon-Kapitel doch noch so ziemlich viel Handlung drin ist und es blöd wäre, wenn man das überspringen müsste. Oh, das erinnert mich an früher, wo ich selbst noch minderjährig war und mich immer tierisch darüber aufgeregt habe, wenn ich das Adult-Kapitel nicht lesen konnte und mir beim Weiterlesen dann auffiel, dass da wohl doch noch ziemlich wichtige Dinge passiert sind, die man braucht, um mit der Story mitzukommen. ^^

Danke für deine lieben Worte, hab mich riesig gefreut! :)

LG
hYdro


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