Majestics
"... wir freuen uns deshalb ankündigen zu dürfen, dass Oliver Boulanger – neben drei weiteren, von den nationalen Beybladeligen bereits nominierten Kandidaten – als französischer Vertreter dem europäischen Team der Majestics angehören wird. Wer die übrigen Mitglieder sind, wird im Laufe der nächsten Tage bekannt gegeben", sagte der Nachrichtensprecher, bevor er zu den Tagesthemen überleitete.
Johnny schlug mit der flachen Hand auf die Lehne des dunkelbraunen Ledersessels. Er saß im Salon seines Anwesens und hatte die Nachrichten eingeschaltet.
"So einen laden sie ein", brummte er, "und mich nicht? Die haben doch keine Ahnung."
"Jawohl, Sir", stimmte sein Butler Alfred zu.
Johnny schaltete um und verschränkte die Arme vor der Brust. Er hätte bei diesem Verliererteam sowieso nicht mitmachen wollen.
Als das Telefon klingelte, nahm Alfred den Anruf entgegen und reichte ihn kurz darauf an Johnny weiter.
"Ja? ... Ja. Ja, hab ich", bestätigte Johnny schlecht gelaunt. "Nein. Nein, nein – natürlich nicht! Ja. Nein. Doch, ja..."
Man konnte zusehen, wie er von Wort zu Wort verwirrter dreinblickte, was normalerweise so gar nicht seine Art war.
Schließlich beendete er das Telefonat stirnrunzelnd mit einem "einverstanden" und legte auf. Seine üble Laune war völlig der Verwirrung gewichen.
"Ich wurde ausgewählt, um für die Majestics im Euro-Tournament anzutreten", murmelte Johnny."
"Sie hatten wirklich recht, Sir", schmunzelte Alfred, "die haben keine Ahnung."
"Haha", kommentierte Johnny trocken. "Vielleicht haben sie doch Ahnung – ein bisschen zumindest. Mey sagte, die UBC würde mir noch ein offizielles Bestätigungsschreiben schicken."
Er überlegte ein wenig hin und her, ehe er sich wieder zu Wort meldete. "Weißt du was ich nicht verstehe, Alfred? - Und jetzt sag bitte nicht 'einiges'!", ermahnte Johnny ihn.
"Wie Sie wünschen, Sir", antwortete der Butler schmunzelnd.
"Nicht, dass ich nicht die beste Wahl wäre – aber Theresa Blair ist der neue Shooting Star der Premier Beybladeleague. Sie bladet ganz okay und ist beliebt. Wieso wurde nicht sie nominiert?"
Johnnys Blick war gedankenverloren auf den Fernseher vor ihm gerichtet, doch er nahm den Film, der lief, überhaupt nicht wahr.
"Vielleicht wollten sie jemanden, der nicht bloß okay bladet und der schon länger dabei ist? Sie stehen schließlich noch immer an der Spitze der Liga, Sir", bot Alfred als Lösung an. Es amüsierte ihn, dass Johnny sich weigerte, sie als gut zu bezeichnen – wie bei allen, die er als Konkurrenz empfand. Nach seinem Freundschaftsmatch gegen Robert gestand er diesem auch nur zu, dass er ganz okay war – für einen deutschen Blader.
"Ja", brummte Johnny, "aber Mey meinte auch, es ginge ihnen vor allem darum, den Sport populärer zu machen. Und das ginge mit einem Shooting Star einfacher als-..."
Er brach ab.
"...mit einem miesepetrigen sturen Esel?", ergänzte Alfred helfend.
"Nein!", protestierte Johnny aufbrausend. "... doch", räumte er nach einigen Sekunden ein. "Manchmal frage ich mich wirklich, weshalb ich dich noch beschäftige, Alfred", grummelte er halbherzig.
Die Antwort darauf kannten sie jedoch beide: er mochte den alten, verschrobenen Butler mit seinem eingedrehten Schnurrbart und dem leicht hinkenden Gang. Außerdem diente er der Familie McGregor schon seit Jahren treu und zuverlässig.
Früher hatte er Johnny oft aufgemuntert, wenn seine Eltern wegen seiner ungestümen Art mit ihm geschimpft hatten. Alfred hatte immer heimlich einen altklugen Spruch übrig, um ihn wieder zum Lachen zu bringen – und ein Stück Schokolade.
"Freuen Sie sich, Teil der Majestics zu sein?", wollte Alfred wissen.
"Ich weiß es nicht, antwortete Johnny ehrlich. Er war nicht dafür bekannt, ein Teamplayer zu sein. Und wenn er sich diesen Boulagner ansah, der sicher auch nicht.
Johnny war gespannt, wer die anderen beiden Mitglieder sein würden – aber dafür müsste er sich gedulden, bis sie in Deutschland aufeinander trafen.
In ein paar Tagen.