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Der Wüstensohn

Im Laufe der Zeit
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Wie bereits in der Kapitelbeschreibung erwähnt, wurde diese Story vom Wettbewerb "Im Laufe der Zeit" von AlienBlood23 inspiriert. Sie handelt von echter Freundschaft und den Schwierigkeiten des Lebens, ist angesiedelt in der modernen Welt und zeigt (hoffentlich) deutliche Referenzen zum Naruverse.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Begegnungen

„Nun gib ihm schon, was er möchte, Sasuke“, sagte mein Bruder Itachi, dieser unerträgliche Gutmensch, milde lächelnd.

Die Sonne brannte gerade unbarmherzig auf uns nieder, ich kam mir vor wie ein wandelndes Grillhähnchen in den Straßen Gizehs. Was war das auch für eine bekloppte Idee im Hochsommer nach Ägypten zu fahren? Nur Hitze, Staub und unerträgliche Gerüche umgaben uns. Selbst die Führungen in die Wüste, weswegen wir uns überhaupt hinaus getraut hatten, waren wegen der großen Hitze abgesagt, genau wie die Besichtigung der Pyramiden, was hieß, dass man praktisch nichts in diesem öden Kaff unternehmen konnte.

Aber dessen nicht genug, verfolgte uns schon seit einer Viertelstunde ein Junge vom Straßenbasar und versuchte mir ein Souvenir aufzuschwatzen für das ich unachtsamerweise einen verschwindend geringen Moment lang mäßiges Interesse gezeigt hatte.

„Gutes Geschäft für dich, Sidi, ganz billig, nur 10 Ägyptische Pfund!“

Ich sah ihm geringschätzig in sein schmutziges Gesicht oder vielmehr in den Teil davon, den er nicht mit einem zerfledderten Tuch und einer halb kaputten Sonnenbrille bedeckt hatte. Das einzig Saubere an ihm waren seine Zähne die mich gerade mit einem überraschendem Weiß anstrahlten während er mich hoffnungsvoll angrinste.

„Nein“, sagte ich kalt und drehte mich weg.

Itachi seufzte leise und folgte mir.

„Aber Sidi, das ganz billig, ääähhhrlich! 9 Pfund, letzter Preis, nur für dich, weil du so nett.“

„Ich habe 'nein' gesagt.“

„8 Pfund, Spezialpreis, normal nur für Familie und engste Freunde.“

Ich antwortete nicht und ging unbeirrt weiter. Er konnte uns ja nicht ewig verfolgen.

„Du ruinierst, mich, Sidi!“, jammerte er. „7 Pfund, das allerletzter Preis oder ich verhungere.“

Langsam platzte mir der Kragen.

„Dann verhungerst du eben. Vielleicht kriegen wir dich so endlich los.“

„Ah, Sidi, das meinst du nicht so. Kein Mensch so herzlos, dass wünscht anderen den Tod.“ Seine Stimme klang traurig. War mir egal. Hauptsache er verpisste sich endlich.

„6,50, dann ich kann nicht mehr.“

Hörte das denn nie auf?

„Was an 'nein' verstehst du denn nicht?“ Wütend drehte ich mich um.

„Sasuke...“, mahnte mein Bruder.

„Halt dich da raus, ich werde das jetzt ein für alle Mal beenden.“

Itachi schloss die Augen und atmete einen Moment durch.

„Er ist doch nur ein armer Junge, der sich etwas zum Leben dazu verdienen möchte.“

„Wenn man einmal nachgibt, dann kommen alle und wollen was. Damit darf man gar nicht erst anfangen.“

„Du sprichst schon fast so wie Vater.“

„Jetzt komm mir nicht damit! Der alte Herr und ich haben nichts, aber auch wirklich gar nichts miteinander gemein.“

„6 Pfund, Boss, wirklich letzter Preis jetzt.“

„Halt's Maul, du...“ Leider hielt mich Itachi fest als ich auf den Basarjungen losgehen wollte. Ich war bisher noch nie einer solch penetrant hartnäckigen Kreatur begegnet. Normalerweise blieb ich in allen Situationen ruhig, aber dieser Kerl hier brachte mich echt auf die Palme.

Er wich denn auch ängstlich zurück und brachte sich rasch in einen gebührenden Sicherheitsabstand zu uns. Besser für ihn.

Unwillig riss ich mich von Itachi los und ging weiter in Richtung Hotel.

Eine Weile liefen wir schweigend nebeneinander her.

Eins musste ich Itachi lassen, er verstand es im richtigen Augenblick die Klappe zu halten. Ich genoss die himmlische Stille. Endlich. Ich konnte mich wieder halbwegs entspannen. Das Hotel war nah, die schmutzigen Straßenzüge waren verschwunden und machten gepflegtem Asphalt Platz. Wir näherten uns der zivilisierte Welt.

„5 Pfund, Sidi“, quäkte plötzlich eine ängstliche Stimme hinter mir.

Lief der etwa immer noch hinter uns her?

Ich drehte mich um. Niemand war zu sehen. Itachi legte sacht eine Hand auf meine Schulter.

„Sasuke, denk an dein Wutproblem.“

„Ich habe kein Wutproblem“, entgegnete ich und schlug seine Hand weg. „Ich habe nur ein verdammtes Stalkerproblem, aber das lässt sich lösen.“ Ich schaute mich nach allen Seiten um, aber der verflixte Junge war nirgends zu entdecken. Ich hatte das doch nicht geträumt! Oder doch?

Der Tag war schon verflucht heiß und durchaus geeignet einem einen Sonnenstich zu verpassen, aber wurde man da nicht ohnmächtig? Ich fühlte mich nicht im geringsten schwindelig oder so als ob ich umkippen müsste. Vielleicht hatte ich mir die Stimme doch nur eingebildet.

Ich zuckte die Schultern und drehte mich wieder in Richtung Hotel um. Fast wäre ich mit dem Jungen zusammengestoßen.

„DU schon wieder!“ Also doch.

„Du dir überlegt haben, Sidi? 5 Pfund, das tolles Angebot. Du nicht ablehnen können, hmmm?“

Schon wieder dieses irritierende Grinsen.

„Lass mich in Ruhe, du Tölpel!“, schrie ich. „Ich will dieses dämliche Ding nicht, geht das denn nicht in deinen Schädel?“

„Aber Sidi, du angesehen.“

„Ja und? Das war doch nur ein Blick, mehr nicht.“

„Dein Blick gesagt 'ich möchte haben'.“ Er sah mich verträumt an oder zumindest dachte ich das, ich konnte ja nicht seine Augen sehen hinter der verfluchten Sonnenbrille und ich wollte es auch gar nicht.

„Nein, nein und nochmals nein! Ich habe nichts gesagt mit diesem Blick, rein gar nichts! Es hat mich nur an etwas erinnert, das ist alles.“

„Genau, schöne Erinnerung an Gizeh.“ Er streckte mir den Gegenstand entgegen. „5 Pfund, fast geschenkt.“

„Zum Teufel, ich will es nicht!“ Ich schlug ihm das Ding aus der Hand und es krachte auf den Boden wo es in 1000 Teile zerbarst. Betreten sahen wir uns an. Das hatte ich nicht beabsichtigt.

Aber eigentlich war mir das auch schon egal. Selber schuld, warum verfolgte er uns auch so hartnäckig?

„Das... das war mein letzter, Sidi. Meine letzte Chance auf Essen. Jetzt ich verhungere.“ Seine Stimme klang echt verzweifelt, so als ob ihm gleich die Tränen kämen. Bei mir regte sich nun doch so eine Art Gewissen.

„Du hättest mich eben nicht so nerven sollen“, nuschelte ich. Entschuldigen war für mich natürlich keine Option.

„Sasuke...“

„Ja, schon gut, ich zahl ihm den Verlust.“ Was waren schon 5 Ägyptische Pfund? Noch nicht mal ein halber US-Dollar. Ich kramte nach meiner Geldbörse.

„200 Pfund, Sidi.“ Der Junge lächelte glücklich und streckte seine Hand aus. Ich zuckte zusammen.

„Was hast du gesagt?“ Meine Augen mussten wohl tellergroß geworden sein, denn Itachi unterdrückte mühsam ein Lachen als er mich ansah.

„Der ist ja raffinierter als er aussieht“, gab er hüstelnd zu. „Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut.“

Ein anerkennender Blick streifte den jungen Straßenhändler, was mich zusätzlich zur Weißglut brachte. Wann hatte Itachi, das leuchtende Vorbild des Uchiha-Clans, mir je Anerkennung gezollt oder ein Lob geäußert?

Genau, niemals. Ich war ja nur der dämliche kleine Bruder, der eh alles falsch machte und an seinen Glorienschein niemals heranreichen würde. Das wurde mir von jedem aus unserer Familie ständig und überdeutlich vor Augen gehalten, insbesondere von unserem Vater.

Und nun bekam ein zerlumpter Fremder, der kaum unserer Sprache mächtig war, ein Lob für so etwas?

„Raffiniert? Von wegen, gemeiner Straßenraub ist das!“, schrie ich aufgebracht.

„Sasuke, beruhige dich.“

„5 Pfund hast du gesagt, nicht 200!“, fuhr ich den Jungen an.

„Ja, aber Sidi abgelehnt. Jetzt Preis wieder 200 Pfund.“

„So siehst du aus! Gar nichts kriegst du.“

„Sasuke, das kannst du nicht machen.“

„Misch dich nicht ein, Itachi! Ich habe deine Bevormundung satt, ich bin kein kleines Kind mehr. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen. Hn.“

Voller Wut ließ ich die beiden einfach stehen und ging zum Hotel.

„Sidi, bitte, ich sterbe, wenn du das tun.“ Die Stimme des Jungen klang verzweifelt

Ließ der denn überhaupt nicht locker?

„Wie auch immer“, entgegnete ich kalt. „Du hattest deine Chance und hast sie leichtsinnig verspielt. Ab jetzt ist es nicht mehr mein Problem.“

Ich ging ungerührt weiter. Sollte der doch verrecken, am besten gleich alle beide! Dann hatte ich ein Problem weniger im Leben.

Ja, okay, vielleicht hatte ich eine winzig kleines Aggressionsproblem. Darum war ich aber noch lange kein schlechter Mensch, nicht wahr?

Nach zirka 50 Metern merkte ich, dass irgend etwas anders war. Irgendwas fehlte ...oder irgend jemand. Ich drehte mich um. Itachi war bei dem Jungen geblieben und sprach mit ihm. Jetzt griff er in seine Tasche und...

„ITACHI! Wage es nicht ihm Geld zu geben!“

Ich rannte zurück, aber der Junge war schon geflüchtet mit Etwas, das er ängstlich an sich presste. Ich wollte hinterher, aber Itachi packte mich hinten am Kragen, so dass ich das Gleichgewicht verlor und in seine Arme fiel.

„Lass mich los, du Verräterschwein!“, brüllte ich.

„Na, na, na, ganz ruhig, kleiner Bruder. Denk dran, wir sind hier nicht zu Hause. Atme tief ein...“, er machte es mir vor, „...und aus. Ein... und aus.“

„Lass den Blödsinn! Du weißt, ich kann den Yoga-Scheiß nicht ab!“

„Mäßige dich.“ Seine Stimme war immer so ruhig und bestimmt. Ich weiß nicht, wie er das hinbekam. Das war doch so was von unnatürlich!

„Lass mich los, dann beruhige ich mich auch.“

„Nur wenn du versprichst, den Jungen nicht zu verfolgen.“

„Sag mir erst wie viel du ihm gegeben hast.“

„Gegeben?“ Mein Bruder klang überrascht.

„Verarsch mich nicht, Itachi. Er hielt etwas in der Hand, das hab ich deutlich gesehen.“

„Ach so, du meinst den Zettel.“ Itachi lachte. „Da stand nur unsere Zimmernummer drauf.“

Meine Augen weiteten sich.

„Ja bist du denn von allen guten Geistern verlassen, diesem Stalker auch noch unsere Zimmernummer zu geben? Jetzt werden wir ihn nie los.“ Ich wedelte aufgebracht mit den Armen.

„Jetzt beruhige dich erst mal, kleiner Bruder.“ Itachi drückte mich fester an sich.

Dieser Arsch! Von wegen beruhigen. Sobald er mich losließ würde ich ihn sowas von...

„Der Junge brauchte schließlich unsere Zimmernummer um uns morgen abzuholen“, unterbrach er meinen Gedankengang.

„EH, abholen? Was meinst du mit 'abholen'?“

„Er hat mir verraten, dass er einen interessanten Ort in der Wüste kennt, zu dem er uns morgen führen kann. Das war es doch was du die ganze Zeit wolltest, oder?“

„Und du hast ihm getraut? Bist du noch bei Sinnen? So ein schmieriger, kleiner Straßenhändler, der raubt uns doch bestimmt aus und lässt uns in der Wüste verrecken, du Genie.“

„Na, na, na, Sasuke. Du übertreibst es wieder mal mit deinem Misstrauen. Der Junge ist ein ganz pfiffiger Kerl, aber ein Mörder ist er bestimmt nicht.“

„Das sagt ausgerechnet Mister 'Mein-Zimmergenosse-war-ein-Serienmörder-und-ich-habe-nichts-bemerkt', ja?“, entgegnete ich aufgebracht.

Itachi errötete und sah zur Seite.

„Das ist doch schon ewig her, ich war praktisch noch ein Kind. Und ein Serienmörder war Kisame auch nicht, es waren alles nur Unfälle.“

„Ja klar, besonders der letzte, bei dem er noch das Messer in der Hand hielt, das bereits im Bauch seines Opfers steckte.“

„Der Junge ist eben ausgerutscht als Kisame gerade etwas in der Küche zubereitet hat.“ Itachi zuckte die Schultern. „Er wollte ihm nur helfen und dachte nicht mehr an das Messer in seiner Hand.“

Konnte ein einziger Mensch wirklich so unglaublich gutgläubig sein? Und das war mein mir vorangestelltes Ideal? Ich konnte es nicht begreifen.

„Helfen? Der hat ihm nur ins nächste Leben geholfen, würde ich sagen“, zischte ich meinem mir angeblich so überlegenen Bruder entgegen.

„Ich kann nicht fassen, dass du ihm immer noch glaubst obwohl er längst verurteilt wurde und hinter Gittern sitzt. Gottseidank, möchte ich noch hinzufügen.“

„Er sagte, er sei unschuldig und ich glaube ihm.“ Itachi sah mich an. „Und im Übrigen war es nur Jugendverwahrung. Er kommt auch bald raus. Wegen guter Führung.“

„Na prima, dann lad ihn doch am besten zu uns nach Hause ein“, sagte ich ironisch. „Oder besser noch zu unserem Clan-Treffen hier, dann kann er mal sein Talent für 'Unfälle' unter Beweis stellen, am besten er fängt ganz oben an.“

„Du bist immer noch sauer, dass Kaguya-sama Ägypten als Treffpunkt bestimmt hat, ja?“ Itachi seufzte.

„Ist mir doch egal.“ Ich zog eine beleidigte Schnute. „Gizeh oder ein anderes Kaff auf der Welt, wo liegt da der Unterschied? Der senile alte Drache hat uns bisher jedes Mal mit ihren Reisezielen überrascht. Wie alt ist sie jetzt eigentlich, hundert? Sie sollte endlich abtreten.“

„Ihr genaues Alter kennt keiner, aber senil ist sie ganz bestimmt nicht und soweit ich weiß, hat sie auch keinerlei Pläne in nächster Zeit ihr Amt als Oberclanchefin abzugeben. Du erweist ihr also besser den nötigen Respekt, wenn du ihr gegenüber trittst.“

Wie konnte mein Bruder nur so abartig angepasst sein?

„Ich nenne sie auf keinen Fall 'sama' oder 'hime', das kann sie sich abschminken“, schnaubte ich.

„Wozu ist unsere Familie vor über 50 Jahren nach Amerika ausgewandert, wenn wir diesen alten Quatsch auf den jährlichen Clantreffen dauernd wieder aufwärmen müssen?“

„Mit 'alten Quatsch' meinst du zweifelsfrei unsere Jahrhunderte alten, ehrwürdigen Traditionen, nicht wahr?“ Itachi erlaubte sich den Ansatz eines Lächelns.

„Hör auf mich so herablassend zu behandeln, ich weiß genau wovon ich rede und jetzt lass mich los oder die Leute halten uns noch für schwul!“

Itachi erstarrte ein wenig und blickte unauffällig um sich.

Die Einheimischen glotzten uns an, einige tuschelten und lachten hinter vorgehaltener Hand.

Ich nutzte diesen Moment der Ablenkung um mich endlich aus Itachis Griff zu befreien. Verblüfft schaute er mir nach, aber ich war schon weit genug von ihm weg als dass er mich noch hätte krallen können.

„Und dass das klar ist, ich gehe morgen mit Niemandem irgend wohin und schon gar nicht mit diesem zerlumpten Jungen in die Wüste!“ Ich warf Itachi aus gebührender Distanz noch einen wütenden Blick zu und stapfte dann endgültig auf unser Hotel zu.

Wer braucht schon große Brüder? Sind eh nur eine Last.

 
 

*

 

Am nächsten Morgen war ich bereits sehr früh wach und starrte missmutig in den Sonnenaufgang während irgendwelche Vögel bereits fröhlich um die Wette zwitscherten, vollkommen ungeachtet der Möglichkeit bis heute Abend im Magen einer Katze oder eines anderen Raubtiers zu landen. Dumme Viecher.

Irgendwie hatte Itachi mich natürlich doch noch weich geklopft, auf seine für ihn so typische Art. Er hatte einfach nicht locker gelassen und von Mysterien erzählt, die es zu entdecken gäbe, von den 1001 Geheimnissen der Wüste, die ich verpassen würde, wenn ich nicht mitkäme.

„Nun zieh nicht so ein Gesicht, Sasuke. Du siehst ja aus als ob du auf deine eigene Beerdigung gehen müsstest.“

„Nah dran“, knurrte ich. „Wenn sie uns jemals finden, werden wir aussehen wie die Sandmumien.“

„Glaubst du etwa immer noch, dass der Junge uns in die Irre führt und zurück lässt?“ Itachi lachte, ganz so als stände das völlig außer Frage.

„Du bist zu gutgläubig, Itachi, genau wie bei Kisame.“

„Vielleicht habe ich einfach nur die bessere Menschenkenntnis, kleiner Bruder.“ Er klopfte mir auf die Schulter aber ich entzog mich ihm ärgerlich. Er verdrehte die Augen nach oben.

„Also schön, wenn es dich beruhigt, kann ich ja hier bleiben. Auf diese Art würde sofort nach euch gesucht werden, solltet ihr nicht rechtzeitig zurück sein.“

„Jetzt soll ich auch noch allein mit diesem schrägen Vogel in der Wüste herumkriechen? Na hervorragend! Warum rammst du mir nicht gleich ein Messer zwischen die Rippen? Das ist weniger qualvoll als verdursten. Aber vielleicht fressen mich auch vorher die Sandkäfer auf. Dann seid ihr mich endlich los.“

„Was willst du eigentlich, Sasuke? Egal was ich dir anbiete, du siehst dich am Ende immer als Leiche. Meinst du nicht, du übertreibst ein wenig?“

„Die sicherste Version, im Hotel zu bleiben und den Typ in die Wüste zu schicken, hast du mir jedenfalls nicht angeboten. Hn.“

„Sasuke, du musst endlich lernen anderen Menschen zu vertrauen. Es ist Zeit Veränderungen in deinem Leben zuzulassen. Sonst wird dich dein ständiges Misstrauen noch in die Einsamkeit treiben.“

„Besser einsam als tot“, grummelte ich mürrisch.

„Ich habe dir doch schon gesagt, dass das Unsinn ist. Der Junge machte auf mich einen freundlichen und zuverlässigen Eindruck.“

„Na dann ist's ja gut“, höhnte ich. „Itachi, der Unfehlbare, hat gesprochen und alle Welt beugt sich seinem grandiosen Urteil.“ Von wegen!

„Ich möchte übrigens keine Erdbestattung“, fügte ich trocken hinzu. „Nur dass du's weißt für den Fall, dass deine 'tolle Menschenkenntnis' dich trügt. Ich möchte verbrannt und in einer Urne auf deinem Schreibtisch aufbewahrt werden, damit du für immer und ewig an diese Worte denken wirst. Falls überhaupt noch was von mir übrig ist, heißt das. In dem Fall musst du leider mit einem Foto von mir Vorlieb nehmen ...mit schwarzem Trauerflor versteht sich.“

Itachi seufzte.

„Und ich dachte, du hättest die Pubertät und deine damit einhergehende rebellische Phase endlich hinter dir gelassen.“ Er schüttelte den Kopf. „Anscheinend habe ich mich geirrt.“

„Ich bin 15, was erwartest du?“

„Ein wenig mehr Abenteuerlust vielleicht? Mit 15 habe ich bereits...“

„Ja, ja, ich weiß... einen wilden Eber erlegt und 3 riesige Kerle in die Flucht geschlagen. Ich kenne die Geschichte zur Genüge. Vater erzählt sie immerhin bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit.“

„Du bist doch nicht etwa eifersüchtig auf mich?“ Itachi machte ein betroffenes Gesicht. Jetzt hatte ich auch noch seine Gefühle verletzt.

„Das habe ich damit nicht sagen wollen“, nuschelte ich. Natürlich sah ich ihm dabei nicht in die Augen und natürlich durchschaute er mich. Er kannte mich schließlich mein ganzes verdammtes Leben. Ich konnte mich auch eigentlich nicht über mangelnde Zuneigung von seiner Seite her beklagen. Er war immer für mich da gewesen, hatte mir alles beigebracht, mir immer geholfen. Itachi war ein guter Bruder, der beste, ohne Frage, aber da war doch eine Sache die mich wurmte. Vater hielt ihn mir immer wieder als leuchtendes Beispiel vor Augen und gab mir das Gefühl, nie an ihn heranreichen zu können.

Itachi stupste mir mit dem Finger kräftig gegen die Stirn.

„Au! Was soll das, du Hirni?“ Ich rieb mir die Stelle, die bereits eine Delle haben musste, so oft hatte er das schon getan.

„Dummer, kleiner Bruder.“ Er grinste. „Eifersucht ist etwas völlig Normales. Dafür musst du dich nicht schämen. Es wird dir helfen deine Ziele zu erreichen und es mir gleich zu tun.“

„Wer will dir schon etwas gleich tun?“ Ich schnaufte wütend. „Ich werde jedenfalls nicht mit einem potenziellen Mörder meinen Schlafplatz teilen. Und schämen tu ich mich für überhaupt nichts. Hn!“

„Dann beweise es mir.“ Itachi sah mich herausfordernd an. „Nimm einfach mein Angebot an und lass dich einmal auf ein märchenhaftes Abenteuer ein. Dass ich dich allein in die Wüste hinausziehen lasse ist mein Geschenk an dich. Sieh es an als eine Art Initiation.“

„Pffft, Geschenk, dass ich nicht lache.“

„Welchen Grund könnte ich sonst haben, in der Stadt zu bleiben? Ich denke dabei nur an dich und deine Sicherheit.“

Ja klar und Schweine fliegen.

„Du willst nur mit Izumi allein sein, gib's zu!“, fauchte ich.

„Izumi? Du meinst unsere Kusine Izumi?“ Itachi spielte den Verblüfften.

„Unsere um siebenundzwanzig Ecken mit uns verwandte Kusine Izumi, mit der du im letzten Sommer für eine ganze Weile verschwunden warst, um genau zu sein. Jetzt tu nicht so als wüsstest du nicht von wem ich spreche.“

„Ich und Izumi? Ich weiß wirklich nicht woher du all diese abenteuerlichen Ideen nimmst, kleiner Bruder. Liest du vielleicht heimlich Schundromane?“

„Das einzige was ich lese ist Fachliteratur“, gab ich trocken zurück. „Leugnen ist zwecklos, Itachi.“

„Diese fixe Idee werde ich dir wohl kaum wieder ausreden können.“ Er seufzte. „Na gut, wenn du meinst, dass du ohne deinen großen Bruder nicht zurecht kommst...“

Das habe ich nicht gesagt“, knurrte ich. „Ich komme prima alleine klar.“

„Oh? Na wenn das so ist... noch einen Tee bevor's los geht, Brüderchen? Ich habe deinen Rucksack schon gepackt.“

Jetzt hatte er mich schon wieder reingelegt. Arrghh!

 
 

*

 

Wie zu erwarten hatte das Hotelpersonal gut aufgepasst und den zerlumpten Kerl bereits an der Rezeption abgefangen. Meine Hoffnungen, dass sich damit auch das 'märchenhafte Abenteuer' oder wie ich es nannte, 'der sichere Weg ins Wüstengrab', zerschlagen hätte, waren jedoch vergeblich. Der kleine Kerl machte einen Riesenaufstand und war bis zu uns in den sechsten Stock zu hören. Dies veranlasste Itachi mich zum Aufbrechen zu drängen.

Zu allem Überdruss wuselte der kleine Straßenhändler auch noch so geschickt um die Hotelangestellten herum, dass er es beinahe bis zur Treppe geschafft hätte. Fast wäre er mit uns zusammengestoßen, wenn nicht Nabil, der Empfangschef, ihn gerade noch so am Schlafittchen gepackt hätte.

„Da bist du ja, mein kleiner Freund“, sagte mein gutgläubiger Bruder erfreut. „Lassen Sie ihn bitte los, Nabil. Das ist unser Reiseführer.“

„Soll das heißen, dass Sie diesem...“, er benutzte ein arabisches Wort, das wohl nicht auf viel Gegenliebe stieß, denn das zerlumpte Wiesel begann plötzlich empört loszuschreien, heftig mit den Armen zu wedeln und befreite sich aus seinem Griff. Er rannte hinter Itachi und begann den Empfangschef von dort aus verbal auf arabisch zu attackieren. Nabil wurde rot im Gesicht und es gab einen heftigen Wortwechsel. Er versuchte ihn sich zu greifen, was mir nur Recht gewesen wäre, aber Itachi beschützte den kleinen Herumtreiber. Er beschwichtigte Nabil mit einer Entschuldigung sowie einem fetten Trinkgeld und bugsierte uns eilig zur Tür hinaus.

„Na großartig!“, sagte ich säuerlich. „Jetzt sind wir im Hotel auch noch unten durch. Warum tätowierst du nicht gleich 'Gimpel' auf unsere Stirn? Dann haben es die Leute viel leichter uns auszunehmen.“

„Du überdramatisierst, so wie immer, kleiner Bruder.“ Itachi lächelte beschwichtigend und wandte sich unserem „Reiseführer“ zu.

„Schön, dass du es geschafft hast, mein kleiner Freund. Sicher hast du etwas ganz Besonderes für uns vorbereitet.“

Der zerlumpte Kerl antwortete mit einem irritierend strahlendem Lächeln. „Ja, Sidi, darauf kannst du einen las... ähm, ich meine, sicher Sidi, ganz Besonders nur für dich. Danke, dass du mir geholfen. Du guter Mensch.“

Itachi lächelte zurück. „Das war doch selbstverständlich.“

„Ach ja, war es das?“, meldete ich mich zu Wort. „Ich hätte ja lieber gesehen dass Nabil ihn zum Teufel gejagt hätte.“

„Sasuke!“ Mein Bruder sah mich vorwurfsvoll an und der Junge schien fassungslos zu sein.

„Was denn? Ist doch wahr.“ Ich drehte mich weg.

„Was du haben gegen mich, Sidi?“, quäkte der Junge vorwurfsvoll. „Erst du machst mein letztes Souvenir kaputt, dann du mich willst schicken in Hölle. Was ich getan?“

„Das kann ich dir sagen.“ Ich wandte mich ihm zu. „Du bist ein schmieriges kleines Etwas, das sich auf Kosten anderer durch's Leben wurstelt und zu allem Überfluss dabei noch Glück hat indem du auf gutgläubige Menschen wie meinen Bruder triffst und sie dann gnadenlos ausnimmst, du kleiner Schmarotzer.“ Ich ging einen Schritt auf ihn zu. „Aber mich legst du nicht rein, ich habe dich nämlich durchschaut.“ Ich stak meinen Finger mehrmals in seine Schulter.

„Ey! Nix machen!“ Er schlug meine Hand weg. „Das tut weh.“

„Gut.“ Ich fixierte ihn mit schmalen Augen.

„Sasuke!“

„Was?“ Genervt drehte ich mich zu meinem Bruder.

„Du bist unhöflich.“

„Besser unhöflich als tot.“

Mein Bruder verdrehte die Augen. „Fängst du schon wieder damit an?“

„Tot? Wieso tot? Ist Sidi krank?“ Der Junge sah mich auf einmal besorgt an. War der jetzt wirklich so treu-doof oder tat er nur so? Ich entschied mich spontan für Letzteres.

„Stell dich nicht blöd. Ich weiß genau was du vorhast.“

„Was ich vorhabe?“ Er kratzte sich ratlos am Kopf.

„Das weißt du selbst.“ Also echt jetzt, der Bursche brachte mich auf die Palme. Wie blöd glaubte der dass wir waren?

„Sasuke! Genug jetzt. Du weißt, was wir vorhin besprochen haben.“, ermahnte mich Itachi.

„Du meinst, was du mir vorgetragen hast.“ Ich verschränkte meine Arme und sah ihn beleidigt an.

„Jetzt benimm dich nicht wie ein Sechsjähriger.“

„Tu ich nicht.“ Schmollend drehte ich mein Gesicht weg.

„Sidi guter Mann, wird lieben was ich euch zeige.“ Natürlich musste der Straßenjunge auch noch seinen Senf dazugeben.

Itachi wandte sich ihm zu. „Tut mir Leid, aber ich begleite euch nur bis zum Stadtrand.“

„Ah! Du nicht kommen mit?“ Entsetzen schwang in der Stimme des zerlumpten Jungen.

„Nein, ich habe hier noch zu tun. Leider.“ Itachi setzte eine bedauernde Miene auf.

Ich gab ein verächtliches Schnaufen von mir.

„Aber... aber das heißen, dass...“ Der Junge blickte zu mir und ich glaubte spontane Schweißtropfen unter seinem Tuch zu entdecken.

„Ja, du und Sasuke, ihr geht allein. Ich habe bereits Kamele angemietet und eine entsprechende Ausrüstung bereitgestellt. 2 Tage dauert der Trip, nicht wahr?“

„Oh... das richtig. Aber, du nicht lieber doch mitkommen, Sidi? Das einmaliges Erlebnis. Nur jetzt.“

„Bedauerlicherweise geht das nicht. Ein Andermal, vielleicht.“ Itachi gab sich alle Mühe betrübt dreinzuschauen. Dabei wusste ich genau, dass er es kaum erwarten konnte zu Izumi zu rennen.

„Was für ein Pech, nicht wahr?“, sagte ich bissig zu dem Lumpenhaufen. „Jetzt geht dein schöner Plan den Bach runter.“

„Bach? In Wüste nix Bach. Und was du meinen mit Plan?“ Er sah mich ratlos an.

„Sasuke! Ich ermahne dich nun zum letzten Mal: Bleib höflich.“

„Sonst was?“ Ich warf meinem Bruder einen trotzigen Blick zu.

„Ich sehe schon, so wird das nichts.“ Er seufzte. „Irgendwie habe ich das schon geahnt, darum habe ich gestern Nacht Kakashi-san gebeten euch zu begleiten.“

„Waaas?“ Ich riss ungläubig die Augen auf. „Das kann doch nicht dein Ernst sein!“

„Hallo zusammen.“ Ein großer, platinblonder Mann tauchte plötzlich neben mir auf und legte seine schwere Hand auf meine Schulter. Ich zuckte unmerklich zusammen.

„Ich habe mich leider ein bisschen verspätet, Itachi-san. Eine alte Dame brauchte meine Hilfe beim Überqueren der Straße.“

„Pffffft“, entfuhr es mir spontan.

Das war nur eine seiner üblichen Ausreden. Ich konnte bis heute nicht verstehen wie dieser Mann es geschafft hatte Sicherheitschef der Uchiha Corporation zu werden. Er war unpünktlich, marottenhaft und unzuverlässig.

„Sasuke.“ Mein Bruder schnippte ohne Vorwarnung höchst unsanft gegen meine Stirn.

„AU!“ Unwillkürlich hielt ich die Hand auf die Stelle. „Ich habe gesagt du sollst das lassen, Blödmann!“

„Wer nicht hören will, muss fühlen“, entgegnete Itachi trocken. „Danke, dass Sie so kurzfristig für mich eingesprungen sind, Kakashi-san.“

„Das versteht sich doch von selbst, Itachi-sama. Keine Sorge, ich werde gut auf die beiden Jungs aufpassen.“

„Was soll denn der komische Aufzug?“ fragte ich und deutete auf Kakashi-sans Gesicht. Ein schwarzes Tuch verdeckte seine untere Gesichtshälfte.

„Das ist ein Schutz gegen Sandstürme.“

Trotz der lächerlichen Maskierung konnte ich sehen, dass der Sicherheitschef grinste. Bestimmt fand er das alles sehr lustig und verarschte mich gerade.

„Als ob es hier Sandstürme gäbe“, entgegnete ich verächtlich.

„Nur manchmal, nicht oft. Nie wissen wann. Aber Sidi schlau, für alles vorbereitet, das gut.“ Der Lumpenjunge hob seinen Daumen zustimmend nach oben und zeigte Kakashi-san ein irritierendes Strahlen seiner Zähne.

„Wer hat dich gefragt, dobe?“, fuhr ich ihn an.

„Aber ich euer Scout, muss warnen...“

„Und wo ist dann dein Schutz vor Sandstürmen, hm?“ Ich verschränkte die Arme und sah ihn herausfordernd an.

„Na hier!“ Er fummelte unter seiner Kleidung herum und zog nach ein paar Sekunden ein unglaublich schmutziges Tuch hervor. Es starrte geradezu vor Dreck.

„Willst du mich veräppeln? Das gleicht eher einem Zementblock als einem Stück Stoff. Wäschst du deine Sachen eigentlich auch mal?“

„Wasser teuer. Tuch noch gut.“ Beleidigt stopfte der Junge es wieder unter seine Kleidung. „Wenn Sandsturm da, du nehmen deine eigene Tuch. Ich mein Tuch nix geben dir.“

„Na, das hoffe ich doch. Ich will mir schließlich nicht noch eine tödliche Krankheit einfangen.“

„Sasuke.“ Mein Bruder warf mir einen warnenden Blick zu.

Was? Würdest du etwa dieses Tuch anfassen?“

„Was an 'Bleib höflich' hast du eigentlich nicht verstanden?“ Itachi seufzte. „Ich fürchte, ich habe Ihnen eine nahezu unlösbare Aufgabe zugemutet, Kakashi-san.“

„Aber ich bitte Sie, Itachi-san, das ist doch nichts. Die beiden werden sich schon zusammenraufen, Nicht wahr, Jungs?“ Er packte uns beide 'freundschaftlich' am Genick wobei ich feststellte, dass er einen ziemlich starken Druck darauf ausübte. Der Straßenjunge verzog ebenfalls schmerzhaft sein Gesicht, also schloss ich messerscharf, dass es sich um eine Warnung an uns handelte.

„Schon gut, ich habe verstanden, Kakashi-san.“, knurrte ich missmutig. „Es wird keinen Ärger geben.“

„K..kein Ärger, versprochen“, stotterte der Junge.

„Na sehen, Sie? Alles in bester Ordnung.“ Kakashi-san grinste und entließ uns endlich aus seinem 'Todesgriff'. Für ihn war die neue Aufgabe sicher wie ein unverhoffter Urlaub und das wollte er sich nicht von uns vermasseln lassen. Vermutlich hatte er sich auch wieder seine übliche Schundliteratur eingesteckt und war froh sie unbehelligt lesen zu können anstatt für sein Geld richtig arbeiten zu müssen.

Kaum befreit, musterten der Junge und ich uns uns abschätzig. Er hatte offenbar eine Menge Respekt vor Kakashi-san, aber der Blick, den er mir zuwarf war dennoch aufmüpfig. Er zog hörbar etwas Rotz durch seine Nase und spuckte ihn direkt vor meinen Füßen aus.

„Ja, Sidi, jetzt alles gut.“ Er zeigte ein breites Grinsen.

Ich kochte vor Wut, aber es war besser nicht darauf einzugehen um Kakashi-san nicht zu reizen. Er konnte verdammt unangenehm werden, wenn er sich ärgerte und es scherte ihn dabei wenig, dass ich der Sohn seines Arbeitgebers war. Also ignorierte ich den Lumpenjungen einfach. Doch ich wusste, dieser unverschämte Kerl würde mich auch weiterhin provozieren und ich würde mich beherrschen müssen und zwar für volle 2 Tage und Nächte. Das konnte ja noch heiter werden...

 
 

*

 

Wir erreichten unser Ziel am späten Nachmittag. Ich konnte nichts 'Besonderes' sehen, doch der Junge versicherte uns, wir seien ganz nah dran. Ich glaubte diesem aufschneiderischen Plappermaul jedoch kein einziges Wort. Auf der ganzen Reise hierher hatte er nicht eine einzige Minute mal seine vorlaute Klappe halten können und ein Märchen nach dem anderen erzählt.

Kakashi-san konnte seine Ohren anscheinend auf Durchzug stellen, ich aber war dem hirnlosen Geplapper hilflos ausgesetzt und musste mich arg beherrschen dem Jungen nicht an die Kehle zu springen.

Fakt war jetzt allerdings, dass wir unser Lager aufschlagen mussten bevor es zu dunkel wurde, was in der Wüste rasend schnell geschah. Das bestätigte auch Khaled, der Kamelführer, der uns begleitete. Erfreulicherweise war er einer von der stillen Sorte und sagte nur etwas, wenn es relevant war.

Die Zelte waren Dank Kakashi-sans Hilfe rasch aufgestellt. Es gab eben doch Dinge bei denen er sich als nützlich erwies. Doch arbeitete er nur selbst, wenn es absolut unerlässlich war. Zunächst einmal gab er uns Anweisungen, die wir mehr oder weniger gut ausführten.

Kurz vor Sonnenuntergang waren die Zelte dann aber plötzlich wie von Zauberhand aufgeschlagen und ein fettes Lagerfeuer prasselte vor unseren Augen.

Manchmal überraschte mich Kakashi-san tatsächlich doch in positiver Weise.

Ich versuchte mir nichts davon anmerken zu lassen. Der Junge hingegen, immer noch mit seiner dämlichen Sonnenbrille auf der Nase, klatschte begeistert in die Hände und tanzte ums Feuer herum. Dazu krächzte er einen banalen Singsang, der ungefähr so ging:

„Feuer gut, macht uns warm, schützt vor Kälte und Schaitan*.“

Er schwang seine Beine abwechselnd hoch in die Luft und gab einen kreischenden Refrain von sich der sich anhörte wie: „Aiaiaiaiaiaiaiaiai!“

„Hast du dich verletzt oder heulst du den Mond an?“, fragte ich trocken um der unerträglichen Kakophonie endlich ein Ende zu setzen.

Der Junge erstarrte augenblicklich und fixierte mich mit geballten Fäusten.

„Was los mit dir Sidi? Du nicht kennen Musik?“

„Musik schon, aber Werwolfgeheul hätte ich erst zum nächsten Vollmond erwartet.“

„Maa, maa, Sasuke-kun. Du musst doch nicht gleich unhöflich werden, nur weil du ein defizitäres Wissen um die hiesige Kultur hegst.“ Kakashi-san stand plötzlich hinter mir und legte mir mit beträchtlichem Druck seine Hand auf die Schulter.

Und ich hatte gedacht, er wäre bereits in sein Zelt verschwunden und würde gedankenversunken in einer Ausgabe von 'Icha-Icha' blättern.

„Haaahahaha!“ Der Straßenjunge bog sich vor Lachen und zeigte mit dem Finger auf mich. „Genau, genau. Du Zitter-Kultur. Schon ganz weiß.“

Ich knirschte mit den Zähnen. Einerseits wollte ich keine weiteren schmerzhaften Druckstellen auf meinem Körper, andererseits überwältigte mich gerade meine Leidenschaft, die darin bestand, dass ich dem Jungen unbedingt eins aufs Maul hauen wollte. Ich riss mich los und stürmte auf ihn zu.

Soviel zum Thema 'Beherrschung'...

 
 

*

 

Als ich wieder zu mir kam, lag ich in einem Zelt. Mein Kopf tat mir tierisch weh und ich ertastete eine dicke Beule daran.

„Tut mir wirklich Leid, Sasuke-kun, aber du hast mir keine andere Wahl gelassen“, ertönte Kakashi-sans Stimme ohne Bedauern.

Ich richtete mich halb auf, was ich sofort bereute. Leise stöhnend hielt mir den hämmernden Schädel. Mein Kopf fühlte sich an als würde er gleich zerbersten und ich wusste nicht ob ich das fürchten oder lieber herbei sehnen sollte. Immerhin würde ich danach nichts mehr spüren.

„Sidi wieder wach?“, quäkte eine mir nur allzu bekannte, nervige Stimme dicht ins Ohr.

Mit einem Tritt beförderte ich die Wüstenpest auf eine gebührende Distanz, so dass er gegen die Zeltwand fiel. Es wackelte und der Boden löste sich etwas.

„Ey! Was du machen? Dummer Sidi!“

Der nervige Junge sprang sofort wieder auf und klopfte sich den Sand aus seinen Lumpen. „Du fast machen kaputt Zelt.“

„Dann halte Abstand, du Idiot! Noch nie was von persönlichem Freiraum gehört?“

„Was das sein?“ Er machte tatsächlich ein ratloses Gesicht. Ich schnaufte verächtlich.

„Andere Länder, andere Sitten, Sasuke-kun. Merk dir das besser fürs nächste Mal bevor du einfach etwas Unbedachtes tust.“ Kakashi-sans Stimme klang beinahe emotionslos, doch gerade das war bei ihm ein Zeichen von höchster Gefahr.

„Es scheint dir wieder recht gut zu gehen. Das ist fein. Dann kannst du ja noch etwas Feuerholz sammeln gehen.“

„In der Wüste?“ Ich riss ungläubig die Augen auf, doch Kakashi-san schenkte mir nur einen unbarmherzigen Blick.

„Keine Widerrede oder willst du noch eine Kopfnuss?“ Er stak mit dem Finger unsanft in meine Lädierung.

„AU! Nein, schon gut, ich geh ja schon.“

„Den Kleinen nimmst du mit. Ich will schließlich nicht, dass dir was passiert.“ Er drehte mir den Rücken zu und ich hörte ihn noch murmeln: „Der viele Papierkram käme mir echt ungelegen.“

Ich unterdrückte meinen Zorn und trat vors Zelt. Der Junge schien mir zu folgen, ausnahmsweise mal wortlos, was ein reines Wunder war. Doch im Großen und Ganzen war es mir egal was er tat. Bis er plötzlich die Hand auf meine Schulter legte.

„Nicht so schnell, Sidi! Erst mitnehmen Fackel. Sonst nichts sehen.“

Ich blieb stehen und schlug ihm im Umdrehen die Hand weg.

„Nicht anfassen, klar?“

„Ich nicht anfassen dich, nur machen stehen bleiben.“ Er hob die Hände abwehrend hoch und schien leicht beleidigt. „Ich nicht gehen ohne Licht. Du hier warten eine Moment!“

Eifrig umwickelte unser selbsternannter Scout einen Ast mit Lumpen, die er aus einem Sack beim Lagerfeuer holte und stak ihn in die Glut. Ich beobachte wie die improvisierte Fackel Feuer fing, der Junge sie freudig grinsend herauszog und stolz in die Luft hielt.

„Wüste nachts gefährlich, viele Dschinn.** Aber jetzt wir sicher, Feuer uns schützen. Machen böse Dschinn gehen weg.“

„Tsk!“ Ich stieß verächtlich die Luft aus. „Wer glaubt denn schon an solche Altweibermärchen? Ich bin 15 und nicht 5.“

„Das nix Märchen, das Wahrheit. Viele Leute schon gesehen Dschinn. Nie gut. Machen böse Magie.“

„Wie alt bist du eigentlich?“, entgegnete ich herablassend, doch er schien es als echte Frage aufzufassen.

„Ich äh... nicht weiß.“ Er scharrte verlegen mit den Füßen.

„Wie geht das denn, kannst du nicht zählen?“ Würde zumindest seine unverschämte Preisgestaltung erklären.

„Ich kann zählen“, entgegnete er beleidigt. „Was Sidi denken von mir?“

„Das möchtest du nicht wissen.“

Doch ich möchte wissen das.“ Er rückte mir schon wieder viel zu nah auf die Pelle.

Ich wich keinen Zentimeter zurück und starrte ihn feindselig an. Doch das beeindruckte ihn nicht.

„Sidi immer gemein zu mir. Warum?“

Warum? Fragst du das allen Ernstes, warum?“

„Ja, ich wissen wollen warum!“

„Na, erstens weil du ein penetranter, kleiner Schmarotzer bist und zweitens...“

„Ich nix Schmatzer, ich immer essen normal!“

Schmarotzer, hab ich gesagt, Schmarotzer, nicht Schmatzer, du Vollidiot!“

„Was ist denn da draußen los? Hattet ihr nicht eine Aufgabe?“, erklang plötzlich Kakashi-sans genervte Stimme aus dem Zelt heraus.

„Alles gut, wir nur bisschen Spaß gemacht“, rief der Junge ängstlich. „Du nix extra kommen hier, Sidi, ich Feuerholz sammeln, keine Angst.“

„Meine einzige Angst ist, dass ich nicht bis zum Ende meiner wichtigen Lektüre komme, wenn ihr weiter so einen Radau macht. Dann muss ich nämlich raus kommen und euch helfen.“ Der drohende Unterton in der Stimme des Sicherheitschefs ließ mich leicht frösteln.

„Das ist nicht nötig, Kakashi-san. Wir machen das schon“, versicherte ich ihm rasch. Manchmal ist ein taktischer Rückzug die einzig mögliche Strategie. Das oder Schmerzen und Hausarrest, da fällt die Wahl nicht schwer.

„Dein Wort als Uchiha darauf?“

„HÄ? Wegen so etwas wollen Sie, dass ich...“

„Dein Wort darauf oder nicht, Sasuke-kun?“

„Na schön, na schön, Sie haben mein Wort darauf, Kakashi-san. Ich mache keinen weiteren Ärger.“

„Na, dann will ich dir mal glauben Sasuke-kun. Und jetzt verpfeift euch, ihr beiden, ich hab noch was zu tun.“

Ich konnte mir auch lebhaft vorstellen was, verkniff mir aber meine Antwort. Wichtige Lektüre, am Arsch! Seit wann gehörte Schundliteratur dazu? Aber solange er sein 'Icha-Icha' las, war er mir jedenfalls vom Hals.

Wortlos packte ich den Jungen am Kragen und wir verschwanden in die Nacht.

 
 

*

 

„Wo du hin wollen, Sidi? Das falscher Weg.“

„Das kannst du gar nicht beurteilen, Usuratonkachi. Hier ist nämlich gar kein Weg und außerdem ist es stockdunkel.“

„Das deine Schuld, du mich machen fallen lassen Fackel! Nicht ich Usu... egal, du dumm! Jetzt böse Dschinn uns jagen.“ Der Lumpenjunge sah sich ängstlich um.

„Tsk!“ Ich wusste ja, dass die hiesige Bevölkerung abergläubisch ist, aber für so rückständig hätte ich hier doch niemanden gehalten. Der Junge musste ein besonders einfältiger Vertreter seiner Art sein.

„Du nicht machen komisches Geräusch! Das nix lustig. Wüste gefährlich.“ Er sah sich nervös um. Eine schmale Mondsichel bescherte uns wenigstens ein bisschen Licht. „Wir besser gehen zurück.“

„Ohne Feuerholz? Vergiss es. Ein Uchiha erfüllt stets seinen Auftrag.“

„Und wo du sehen Holz? Ich dir gesagt falsche Richtung, aber du mich geschlagen und dann Fackel gefallen in Sand.“ Er sah mich vorwurfsvoll an.

„Ich hab dich nicht geschlagen. Du wolltest mir die Fackel freiwillig nicht geben und hast beim Gerangel darum versehentlich meinen Ellbogen ins Gesicht bekommen.“

Versehentlich? Das Absicht gewesen. Du gemein.“

„Na und? Dann bin ich eben gemein. Ich bin gewissermaßen dein Boss und wenn du nicht tust was ich sage, musst du eben mit schmerzhaften Konsequenzen rechnen.“

„Du nix mein Boss! Netter Sidi mein Boss. Du besser rechnen mit Dschinn jetzt, dummer Sidi.“

„Pfffft!“ Ich warf einen abfälligen Blick nach hinten.

„Du nicht lachen! Dschinn dich hören und dann...“ Er zog seinen Finger quer über die Kehle und versuchte in dramatischer Weise tot auszusehen.

„Tut mir Leid, aber aus dem Märchenalter bin ich raus. Da musst du dir schon was Besseres einfallen lassen, um mich zu überzeugen.“ Das Ganze war einfach lachhaft.

Ssssssss

Moment, was war denn das für ein merkwürdiges Geräusch? Ich blieb stehen und der Junge prallte fast gegen mich.

„Was du machen, Sidi? Nix stehen bleiben, besser laufen, auch wenn Richtung ganz falsch.“

„Schhhht! Ich habe etwas gehört.“

Ssssssss

Da war es schon wieder.

Der Junge schluckte.

„Dschinn“, murmelte er nur.

„Jetzt mach dich nicht lächerlicher als du eh schon bist“, zischte ich zurück. Ganz wohl war mir aber auch nicht.

SSSSSSSSS

Diesmal war es lauter. Ich strengte meine Augen an.

„Ich glaube da bewegt sich was vor mir.“

Ich machte einen Schritt darauf zu, wurde aber im nächsten Moment zurück gerissen und prallte hart gegen den Jungen, der mich auch noch an sich drückte.

„Sag mal, spinnst du?“, schrie ich aufgebracht.

„Nix bewegen, Sidi.“ Seine Stimme klang auf einmal angestrengt leise und tödlich ernst. Ich spürte echte Gefahr in der Luft.

Direkt vor meinen Füßen schlängelte sich etwas träge durch den Sand. Eine Giftschlange?

Ich schluckte. Ausnahmsweise tat ich genau was er sagte und erstarrte.

Nach ein paar Minuten, die mir wie ein Ewigkeit vorkamen, war die Schlange verschwunden. Ich atmete auf.

„Schätze ich muss dir jetzt danken, was?“ Ich konnte den unzufriedenen Unterton in meiner Stimme nicht verbergen.

Er ließ mich los.

„Du mir nix danken, das nur mein Job.“

Das war schroff. Okay... wenn er es unbedingt so haben wollte...

„Da hast du Recht. Eigentlich hättest du mich vorher warnen müssen.“

Er sah mich fassungslos an.

„Du wirklich undankbar, Sidi! Ich gerade retten dein Leben.“

„Eben hast du noch gesagt, es sei nur dein Job gewesen.“

„Ja, aber...“

„Nichts aber! Wenn jemand bei uns seinen Job so schlecht machen würde wie du, wäre er längst gefeuert worden.“

„Dann feuere mich doch!“, schrie der Junge. „Meinetwegen gehen allein durch Wüste! Ich genug von dir, lieber ich verhungere als dauernd hören böse Worte. Ich jetzt gehen zurück.“

Er drehte sich um und stapfte in die Gegenrichtung.

Missmutig folgte ich ihm.

„Jetzt warte gefälligst. Ich bin immer noch dein Boss.“

„Du nix Boss. Du nur Plage.“

Also das war ein Tiefschlag. So hatte mich noch niemand genannt, noch nicht einmal Kakashi-san, obwohl er es sicherlich oft dachte...

„Na schön, vorläufig werde ich dich nicht feuern. Aber denk ja nicht, dass die Sache damit vom Tisch ist.“

„Hier kein Tisch. Du sehen Tisch?“

Mann war der dämlich.

„Das ist nur eine Redensart.“

„Aha. Sidi reden zu viel.“

„Das sagt der Richtige.“ Die ganze Reise hatte der kleine Straßenhändler uns unentwegt zu gequatscht. Ich hatte mich schon gefragt woher er all die Energie nahm ...und die Spucke, denn die Wüstensonne hatte unbarmherzig auf uns nieder gebrannt und unsere Körper samt Zunge ausgedörrt.

„Ja ich immer sagen richtig.“ Unverhohlener Stolz schwang in seiner Stimme, was mich schon wieder nervte. Aber gut, ich wollte das jetzt nicht vertiefen und schluckte die passende Antwort herunter. Für die nächsten 10 Minuten schwiegen wir uns einfach an.

Anscheinend kannte der kleine Lumpensammler sich doch ganz gut in den örtlichen Gegebenheiten aus, denn mittlerweile sah ich von Weitem den Schein unseres Lagerfeuers auftauchen. Immerhin eine gute Eigenschaft, die er hatte.

Trotzdem misstraute ich ihm. Ich war sicher, dass er etwas ausheckte um uns dumme Touristengimpel,- denn nichts Anderes waren wir für ihn -, noch kräftig über den Tisch zu ziehen.

Als wir das Lager erreichten, war alles still. Waren wir so lange weg gewesen, dass Kakashi-san und der Kamelführer schon schliefen?

Nun, ich wollte unser Glück nicht überstrapazieren indem ich es überprüfte und steuerte darum einfach mein Zelt an. Der Junge folgte mir.

„Was soll das denn werden?“, fragte ich genervt und drehte mich um.

„Na, schlafen gehen.“

„Das kannst du vergessen, einer muss schließlich Wache halten und das werde garantiert nicht ich sein. Außerdem ist das mein Zelt.“

„Mein, mein, immer mein. Ihr Touristen immer nur denken so.“

„Ach und ihr Eingeborenen etwa nicht?“

„Einge... was?“

„Sagen wir einfach Ägypter“, erklärte ich herablassend.

Einen Moment lang sah er mich misstrauisch an, als ob er darüber nachdachte, dass es sich bei dem zuvor genannten Wort um eine Beleidigung handeln könne.

Wie auch immer, langes Nachdenken war offenbar nicht sein Ding, also entschloss er sich das schnell zu übergehen.

„Nein. Wir immer denken auch an Wohl von Andere.“

„Na, davon konnte ich bisher noch nicht viel merken, Mister 200 Ägyptische Pfund!“

„Das weil du Fremder. Fremde immer haben viel Geld. Wir arm, aber freiwillig ihr nichts geben. Religion aber sagt 'wenn du reich musst geben Arme etwas'. Du nicht geben, selber schuld wenn Arme nehmen. Das nix schlecht, nur selbst helfen machen Gerechtigkeit.“

„Na das ist mir ja vielleicht eine Logik.“

„Nix Logik, Moral. Aber davon du verstehen nix. Du kaltes Herz. Anderer Sidi gutes Herz, aber du nix gut, du... Blödmann.“ Er streckte mir die Zunge heraus.

So, das war's, jetzt hatte er den Bogen deutlich überspannt. Ich griff ihn mir und riss ihn zu Boden. Leider war er mir im Kampf ziemlich ebenbürtig, wie ich zu meinem Unbehagen feststellen musste. Was er nicht an Kraft und Geschicklichkeit hatte, machte er durch fiese Tricks wieder wett, wie zum Beispiel seine Finger in meine Nase zu stecken und damit mein Gesicht wegzudrehen. Das war ziemlich unangenehm, aber brachte mich nur umso mehr in Rage. Und so kämpften wir verbissen und mit allen Mitteln bis wir beide ziemlich am Ende waren. Doch keiner von uns wollte nachgeben. Unsere Schläge wurden nur einfach schwächer und schwächer, bis wir erschöpft liegen blieben.

„Pause?“, krächzte ich mühsam und spuckte etwas Blut aus. Er hatte es tatsächlich geschafft auch ein paar Glückstreffer in meinem Gesicht zu landen.

„Pause.“, grunzte er zurück und spuckte ebenfalls Blut aus.

Ich grinste zufrieden, auch wenn es weh tat.

Einige Minuten blieben wir einfach nur liegen bis unser schmerzhaftes Keuchen allmählich in normales Atmen überging.

„Wo ist eigentlich Kakashi-san?“ Erst jetzt fiel mir auf, dass niemand durch unsere heftigen Kampfgeräusche wach geworden war. Das war ungewöhnlich.

Ich richtete mich halb auf, was sich nicht gerade gut anfühlte und ächzte. Morgen würde ich von blauen Flecken sicherlich übersät sein.

„AUA, AU, AU!“, stöhnte der Junge, der sich ebenfalls zu erheben versuchte. Na immerhin, ich hatte es ihm ordentlich zurück gegeben.

Zufrieden sah ich zu ihm rüber. Seine Sonnenbrille war im Kampf halb verrutscht.

„Moment... was ist denn das?“ Mit einer raschen Bewegung zog ich ihm die Sonnenbrille ganz ab. Das waren definitiv blaue Augen, die mich im Schein des Lagerfeuers erschrocken aus seinem Gesicht anstarrten. Und ich meine damit seine Augenfarbe und nicht etwa ein paar Veilchen.

Seinen Schock ausnutzend riss ich ihm auch noch seine Umhüllung vom Kopf.

„HA! Hab ich's mir doch gedacht. Du Betrüger!“

Er war nicht nur blauäugig sondern auch noch strohblond. Das war definitiv kein Ägypter.

„Schätze, jetzt hast du mir Einiges zu erklären, Usuratonkachi.“ Ich verschränkte meine Arme und sah ihn überlegen an. Erwischt!

 

 

Glossar:

*Teufel

**Böse Geister/Dämonen

 

Zu verwendende Worte: Lagerfeuer, Sonnenuntergang/aufgang, Sonnenstich, Veränderung(en), Vollmond, Geheimnisse, Vögel, Musik, Leidenschaft, Misstrauen
 

 

 

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war das erste Kapitel. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Über (nette) Kommentare würde ich mich wirklich sehr freuen. Konstruktive Kritik ist ebenfalls willkommen und falls ihr irgendwo Rechtschreibfehler seht, weist mich bitte darauf hin. Nobody's perfect. ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  -Shira-
2017-06-17T20:17:00+00:00 17.06.2017 22:17
Hallo! Ich mag deine Fanfic, sie hat eine Menge Humor an sich. Wie wird Naruto seine Trickserei erklären? Bin gespannt! Sasuke hat ja irgendwie ein Problem mit jedem, was? (^ . ^) Mach schnell weiter, ich freu mich.
Antwort von:  animaid101
18.06.2017 12:46
Vielen Dank! Ich freue mich, dass dir meine Fanfic gefällt. :)
Ich schreibe derzeit noch am nächsten Kapitel. Im Moment habe ich leider recht viel im "richtigen Leben" um die Ohren, aber ich bemühe mich, dass es bald fertig wird. Ein wenig Geduld noch, es lohnt sich.
Sasuke hat tatsächlich so ein "klein" wenig sozial-kommunikative Probleme, mal sehen, ob Naruto das ändern kann. Was meinst du? XD
Von:  nackmu
2017-06-05T12:03:06+00:00 05.06.2017 14:03
Hi Animaid, Danke für den Link! Habe den freien Pfingstmontag genutzt und mir im zweiten Anlauf deine neue Geschichte vorgenommen ^^ (Zweiter Anlauf nur, da der erste leise vorlesend in der Tram erfolgte und es da doch irgendwie unentspannt war...)
Auch wenn ich so meine Schwierigkeiten hatte, was den Einstieg angeht, hat es mir im Großen und Ganzen gut gefallen.
Es ist schon einmal etwas ganz anderes, es auf Dtsch lesen zu dürfen. Ein Vorteil denke ich.
Die Szene auf dem Bazar (oder wo auch immer die stattfindet) fand ich als Einstieg gz ok. Irgendwie hatte ich die Vorstellung, dass ein kleines Kind oder etwas jüngeres um die zwei Uchihabrüder herumschlawenzelt. Schubladendenken LOL Aber da es hier nicht um die Szene, sondern die Charatere ist, bin ich mit der Anpassung meiner Erwartung gern einverstanden :-D
Dass Sasuke mit seinem Bruder in Rivalität steht, hervorgerufen durch die Eltern, fand ich gut. Ungünstig fand ich, dass Sasuke sich klar darüber ist, wo diese Eifersucht her kommt, dass sie nicht fair ist und dass Itachi ein guter Mensch ist. Ich hätte einen (noch) unreifen Sasuke bevorzugt, der durchweg genervt vons einem großen Bruder ist.
Witzig fand ich den Einbau mit Kisame, als den zwielichtigen Ex-Mitbewohner XD Zahlreiche mysteriöse Unfälle, immer im Zusammenhang mit einer haifischähnlichen Person und Itachi hält alles für Zufälle!?? XD Bitte! Okay, er scheint viel auf das Wort seines Freundes zu geben, aber woher dieses Vertrauen? Zudem wirkte es ein wenig zwiespältig: einerseits guckt Itachi verlegen zur seite (wie "erwischt") und andererseits beharrt er auf Kisames Unschuld. ... Just a thought.
Kakashi als Leibwächter ist gut gewählt. Erinnert mich an die ganze Madara/Uchihaclan/Yakuza Geschichte von ovicati Plantinblond XD Da musst ich lachen XD
Was mir v.a. an der Geschichte gefiel war die Sprache <3 Ich fand es schön, wie jeder Charakter seine eigene bekommt. Das kannst du wirklich gut ^^ Und es macht es auch so lebendig.
...
Bin gespannt, was Narutos Geschichte ist. Wie er auf der Straße und so weit weg von einem Zuhause gelandet ist... Ob er damit ein wenig Mitgefühl bei unserem Uchihaspross erwecken kann?... Bin gespannt ^^
Antwort von:  animaid101
05.06.2017 15:30
Gern geschehen. Freut mich dass du hergefunden hast. :D
Erstmal viiieeeelen Dank für deinen langen Kommentar!
So ganz falsch liegst du mit deiner Vorstellungskraft nicht, hatte ich doch ursprünglich geplant Sasuke und Naruto jünger zu machen, nämllich so ca. 13 Jahre alt. Aber dann habe ich es mir angesichts des Wüstentrips doch anders überlegt und das Alter etwas angehoben. Mit knapp 15 ist man ja wohl immer noch kindisch genug, um sich wegen aller möglicher Dinge zu streiten, nicht wahr?
Zu deiner Kritik: Sasuke ist, genau wie im Manga, hin und her gerissen zwischen Bewunderung und Rivalität zu seinem Bruder. Im Unterschied zum Manga hat es hier aber keine Tragödie gegeben, die den absoluten Hass auf seinen Bruder entfachen konnte. Somit durfte sich auch Itachi so entwickeln, wie er im Grunde seines Wesens ist: Sanftmütig und verständnisvoll. Dennoch bleibt da die ständige Bevorzugung Itachis durch den Vater und natürlich seine physische und psychische Überlegenheit. Das weckt nun einmal Sasukes Eifersucht und macht ihn auf Dauer so wie er in der Geschichte ist: Misstrauisch und ablehnend. Itachi seinerseits kehrt nie heraus dass er Sasuke überlegen ist, es ist einfach so, größtenteils schon wegen des Altersunterschieds. Er liebt seinen kleinen Bruder abgöttisch und tut fast alles für ihn.
Da Sasuke nicht dumm und in der Geschichte bereits 15 ist, war es für mich logisch, dass er diese Zusammenhänge erkennt und sich darum trotz aller Eifersucht hin und wieder sein schlechtes Gewissen bei ihm meldet. Schließlich unternimmt er trotz aller Rivalität doch immer alles zusammen mit seinem Bruder, der gewissermaßen seine einzige Vertrauensperson ist. Und er ist ja auch oft genervt von ihm. Das Eine schließt das Andere eben nicht aus.
Sasuke ist zudem immer noch der Pubertät ausgesetzt und da sind Gefühle sehr sprunghaft.

Haha, die Idee mit Kisame hat mir außerordentlich viel Spaß gemacht. Das war so eine Eingebung. Lol
Natürlich ist Itachi die Sache etwas peinlich, es hat damals schließlich viel Wirbel um den Fall gegeben und Fugaku wird sicherlich nicht erfreut gewesen sein, dass der gute Name der Uchihas darin auftauchte. Das ist so eine Art dunkler Fleck in Itachis Vergangenheit. Letztlich glaubt er aber der Aussage seines Freundes. Vielleicht ist er aber wirklich zu gutgläubig und hat selbst leichte Zweifel, wer weiß? Tatsache ist aber, dass Kisame sich ihm gegenüber immer als echter Freund erwiesen hat und darum hält er immer noch zu ihm, egal was ihm vorgeworfen wird.

Danke für dein Lob. <3 Ich versuche stets mein Bestes zu geben damit die Geschichte so realistisch wie nur möglich wirkt. Sie soll doch Spaß machen. :D

Zu Narutos Geschichte kommen wir im nächsten Kapitel. ;)

Antwort von:  nackmu
05.06.2017 17:34
Ein dunkler Fleck in Itachis Vergangenheit? Wohl eher ein RABENschwarzer ;-P *kukukuku*
Ich finde es seltsam, dass Itachi nicht schon nach dem ERSTEN mysteriösen "Unfall" ein anderes Zimmer bezogen hat (musste). Quasi als Anweisung seines Clans... Allein bei Verdacht, weißt du. Schwarze Weste bleibt schwarze Weste, auch wenn eine reine Seele drin steckt. Uchihas wollen mit sowas sicher nichts zu tun haben... Von daher: Was steckt dahinter? Kisame als heimlicher EliteBodyGuard? Und die unglücklichen Opfer waren vllcht Attentäter, die es auf den jungen Uchihaerben abgesehen hatten. Kisame hat nur seinen Job gemacht. Am Ende vllcht nicht mehr gut genug, da es sich nicht mehr vertuschen ließ oder er sich einen groben Schnitzer erlaubte. Und wie es sich für einen guten Angestellten gehört, hat Kisame ohne mit der Wimper zu zucken, seine Zeit abgesessen. Wer weiß, vllcht war Itachi auch in irgendetwas verstrickt, und Kisame hat ihn sogar gedeckt... Vllcht deshalb Itachis seltsames Verhalten Sasuke gegenüber... Wie gesagt: grundlos wurde diese WG sicherlich nicht von den Uchihas nach den ersten Vorwürfen weiter geduldet...
Na, bin ich gut? Ich lasse meiner Fantasie gerade freien Lauf XD Mir gefällt das Thema :-D
Antwort von:  animaid101
05.06.2017 18:18
Hey, das ist ja wirklich 'ne megastarke Idee, gefällt mir sehr, Kompliment! Lass deiner Fantasie ruhig öfter freien Lauf. :D
Vielleicht war Kisame aber auch nur besonders sorgfältig in der Vertuschung seiner Spuren zuvor. Da ich in dieser Geschichte wohl nicht näher auf die Kisame-Affair eingehen werde, darf sich jeder gerne seinen eigenen Reim darauf machen. Sollte ich mir das aber nochmal überlegen, lasse ich es dich wissen. Vielleicht schreibe ich ja noch ein Lantern danach aus Kisames Sicht. ;)
Von:  Scorbion1984
2017-05-24T10:20:28+00:00 24.05.2017 12:20
Jetzt Frage ich mich ist der Junge (ich nehme an das es Naruto ist )wirklich ein Straßenkind?
Sasuke ist wie immer ein ein gebildeter Emo ,Itachi ist da schon verstaendnisvoller !
Scheint eine interessante Geschichte zu werden !
Antwort von:  animaid101
24.05.2017 22:16
Erst einmal vielen Dank für deinen Kommentar! <3
Du hast schon mal gut erkannt um wen es sich bei dem kleinen Straßenhändler in Wirklichkeit handelt, das freut mich sehr. :D
Sasuke hat so seine Probleme damit anderen Leuten zu vertrauen und seine Emo-Haltung ist in dieser Geschichte die logische Konsequenz zum Verhalten seines Vaters, der stets seinen großen Bruder bevorzugt. Itachi ist so wie er im Original-Manga gewesen wäre, hätte es keinen Dorf-Konflikt gegeben. Ich sehe ihn als sehr verständnisvollen und gutherzigen Menschen.
Mehr vom Hintergrund Narutos erfahrt ihr bald im 2. Kapitel, darum verrate ich jetzt noch nichts darüber. :3
Na das hoffe ich doch, dass es noch sehr interessant wird, wir haben uns schließlich gerade erst warmgelaufen. ;)


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