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It's about to be legendary

Von Legenden und Helden
von
Koautor:  rotes_pluesch

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Kinder!

Merthin
 

„Was machen die da?“, hörte er eine kleine Stimme und andere Kinder kicherten. „Die haben sich lieb“, sagte ein kleines Mädchen. „Die knutschen!“, ertönte es wieder von einem anderen. „Igitt, wie eklig!“, riefen vor allem die Jungs. Merthin musste grinsen und drehte sich etwas zu der Gruppe an Kindern, die noch immer um die ältere Frau herumstanden, die nun das Wort ergriff. „Sie haben uns unser Leben gerettet, Kinder“, sagte sie sanft. „Zudem sind sie jene Krieger aus den Geschichte, die ich euch so oft erzählt habe. Ihre Liebe wird uns alle vor allem Bösen retten. Und ihr könnt ihnen dankbar sein, dass sie für uns ihr Leben aufs Spiel setzen!“

Merthin lächelte die Frau an, die so voll Güte zu sein schien, dass es ihn glücklich machte und einen Moment seine Schmerzen vergessen ließ. Diese Frau war es gewesen, die die Kinder vor dem Dämon in Sicherheit wissen wollte… Aaron löste sich von ihm und Merthin blickte automatisch auf. Er wollte sich bewegen, sich aufrichten, aber die Schmerzen ließen ihn zurück sinken.

In diesem Moment sah man einen Blitz und es donnerte unmittelbar danach. Sie erschraken, blickten alle nach oben, als ein gewaltiger Regenguss auf sie herniederging. Doch das Wasser, das über ihn lief, war unerwartet warm, fühlte sich weich an, wohltuend. Binnen weniger Sekunden waren alle durchnässt, doch keiner fror. Vielmehr fühlte es sich an, als ob dieser Regen sie alle reinwaschen würde. Merthin schloss die Augen, öffnete den Mund und trank das Wasser, das seinen Hals umschmeichelte, diesen abschwellen ließ. Er spürte, wie er wieder mehr Luft bekam, das Rasseln aufhörte. Sein Knöchel kribbelte, aber der Schmerz ließ nach und bald darauf fühlte er sich wieder gut an. Auch die Schrammen in seinem Gesicht, seinen Armen, seinen Knien verschwanden. Aaron war aufgestanden und nun stand auch Merthin auf. Sie blickten sich um, sahen, dass die große Gewitterwolke, die sich sonst nur über dem See ergoss offenbar von der Magie hier angezogen worden war. Eines war ihnen gewiss: sicher wurde auch das Dorf gerade vom Regen erfasst.

Merthin lächelte zufrieden. Wenn das Wasser ihm so geholfen hatte, so würde es sicher auch den Dorfbewohnern helfen, die Spuren des Dämons loszuwerden.
 

Aaron
 

Direkt erhielt Aaron einen zweiten süßen Kuss von Merthin geschenkt und blickte danach auf Merthins Wange hinab, welche ihm zugedreht wurde, als der Blonde zu den Kindern schaute, die ihre kindlichen Kommentare dazu gaben. Nebenbei hörte Aaron das, aber ihn durchfuhr das Bedürfnis, enger mit Merthin verbunden sein zu wollen. Zu merken, dass ihr Magieaustausch wieder funktionierte, seine Wärme intensiver wahrnehmen zu können, zu merken, dass es ihm gut ging. Seine Stimme hatte Merthin wieder, aber seine Atmung klang noch immer nicht gut. Leicht beugte Aaron seinen Kopf wieder zu Merthin hinab und setzte ihm kleinere Küsschen auf seine Wange, um diesem Bedürfnis zumindest zum kleinen Teil nachzukommen und um Merthin Zuversicht zu verschaffen, dass Aaron weiterhin für ihn da war und eine Möglichkeit finden würde, um seinem Hals Besserung zu verschaffen.

Als sich Aaron danach allerdings aufsetzte, übernahm bereits das magische Wasser des Sees diese Aufgabe, indem es überraschend auf sie und auch auf die Dörfler hinabregnete und ihnen Heilung, sowie Ruhe für die Seele verschaffte. Aaron schaute wieder Merthin an, dessen Kratzer im Gesicht sichtbar heilten, auch seine Atemzüge schienen sich zu normalisieren. Der Prinz erinnerte sich unterdessen an das Gefühl, als er die Hand in den See gehalten hatte, jetzt fühlte er ähnlich. Die Wassertropfen, die auf Aaron landeten, vereisten in diesem Moment, was ein leichtes, eisiges schimmern verursachte, dass sich auch um Merthin sammelte, nur schimmerte es bei ihm rötlich. Das stellte gerade sehr gut dar, wie unendlich froh und erleichtert der Prinz war, dass Merthin Besserung erfuhr. Erleichtert erhob sich Aaron dann und half Merthin ebenfalls hoch, auch wenn er eigentlich keine Hilfe benötigte. Hätte Aaron gewusst, dass eigentlich auch Merthins Knöchel verletzt gewesen war, hätte er nur umso mehr Sorge um Merthin gehabt, aber auch dieser war vom reinigenden Regen gesegnet worden.
 

Merthin
 

„Kommt rein“, sagte die Frau mit einem Mal. „Wir müssen uns aufwärmen und etwas essen…“

So gingen sie alle gemeinsam mit den Kindern in das wunderschöne Haus, das einen so gemütlichen und kuscheligen Eindruck machte, dass man sich sofort wohl fühlte. „Ihr könnt euch oben im Bad frisch machen…“, sagte die Frau. „Ich bringe euch Kleider von meinem verstorbenen Mann.“

Merthin stieg mit Aaron die Treppen hinauf. Im Bad fanden sie Handtücher, mit denen sie sich trocknen konnten und schon kam die Frau, die ihnen die Kleidung hineinreichte. Merthin entledigte sich seines Hemdes, das an seinem Körper klebte und hielt dann inne. „Weißt du, Aaron“, sagte er und sah den anderen an. „Ich glaube, ich habe unseren Energiefluss geblockt. Das hat mich angreifbar gemacht. Der Dämon hat ein leichtes Spiel gehabt, ich habe es ihm leicht gemacht…“ Er war etwas näher getreten, damit er nicht so laut reden musste. „Ich werde daher meine Gefühle für dich und dazu gehört auch mein Begehren, nicht zurückhalten. Ich hoffe, das ist in Ordnung für dich…“ Er hob die Hand und strich Aaron über das Haar, blickte es mit einem Mal irritiert an. Dann musste er grinsen. „Der reinigende Regen hat dir deine eigentliche Haarfarbe wiedergegeben…“, murmelte er lächelnd. „Nur die Länge ist geblieben…“ Er sah wieder in die Augen des anderen. „So gefällst du mir doch am besten…“
 

Aaron
 

Es war freundlich von der Dame, dass sie Merthin und Aaron dann in ihr Haus einlud und ihnen gar Kleidung geben wollte. Da diese wohl von ihrem verstorbenen Ehemann stammten, mussten sie ihr in gewisser Weise auch etwas bedeuten, was diese Geste noch bedeutungsvoller machte. Zusammen standen Merthin und Aaron im recht kleinen Badezimmer des Hauses. Auch dieser Raum war äußerst geschmackvoll eingerichtet, mit viel Liebe zum Detail, wie auch der ganze Rest des Hauses. Gewiss hatte der Mann dieser Dame das Haus selbst gebaut und sie hatte es eingerichtet. Ein schöner Gedanke.

Allerdings wurden Aarons Gedanken recht schnell abgelenkt, da er die Situation erst richtig realisierte, als er zusehen durfte, wie sich Merthin sein klatschnassen Hemd vom Körper zog. Es war nun beileibe nicht mehr das erste Mal, dass Aaron ihn so hatte sehen dürfen, aber noch immer war da ein Rest Schamgefühl, ein Rest Gedanken darüber, dass es ihm nicht erlaubt war hinzuschauen. Allerdings hatte Merthin ihm durchaus die Erlaubnis zum hinschauen gegeben, weshalb Aaron seinen Blick bewusst nicht abwandte, sondern stattdessen in Merthins Augen blickte, welche ihn ebenfalls ansahen. Auf diese Weise... war es gar nicht so schwierig relativ ruhig stehen zu bleiben. Was Merthin aber sagte, verwunderte Aaron schon. Er sah sich in der Schuld? "Du hast dich doch aber nicht zurückgezogen, weil du unsere Verbindung nicht hättest haben wollen, sondern weil du einfach der rücksichtsvollste und beste Freund bist, den man nur haben kann", antwortete Aaron ein bisschen leiser, aber voller Ernst. Er wollte Merthin aufzeigen, dass ja keine Absicht dahinter gesteckt hatte. Allerdings wollte Aaron Merthin nicht nur mit Worten entgegen kommen, weshalb er auch einen Schritt auf ihn zutrat, ungeachtet der Tatsache, das dieser noch immer kein Oberteil trug. Erst kurz vor dem anderen blieb Aaron stehen, behielt seinen Blick fest in Merthins Augen gerichtet. Nicht mehr nur, um etwas anderes zum Anschauen zu haben, als dessen ansehnliche Brust, sondern auch, um selbst einen Punkt zum Orientieren zu haben. Sich an Merthin zu orientieren war das Richtigste, was er machen konnte. Dass Merthin so offen sagen konnte, dass er sein Begehren nicht mehr zurückhalten würde, machte Aaron wieder verlegen, aber es half sicher, dass der Prinz nicht die ganze Tragweite dieser Aussage begriff.

"Ich vertraue dir auch weiterhin. Und natürlich freue ich mich, wenn ich mich diese Nacht nicht zu dir ins Bett schleichen muss", sprach Aaron daher mit einem kleinen Grinsen aus. Für Aaron hieß dessen Aussage vorallem, dass sie nicht mehr in getrennten Betten schlafen würden, und das war in seinem Denken erstmal eine gute Sache.

Gern ließ sich Aaron durchs Haar fahren und vernahm dabei das Kompliment, das ihn sehr glücklich lächeln ließ. Nichts war schöner als gesagt zu bekommen, dass man so wie man nunmal war und aussah am besten gefiel. Aaron wollte das eigentlich auch bloß einzig von Merthin hören, andere Adlige würden ihn mit dieser Frisur eh bloß mit gerümpften Nasen betrachten. Noch immer lächelnd ließ Aaron seinen Kopf nach vorne sinken, direkt auf Merthins Schulter. So verdeckte er die kleine Röte, die ihm nun doch hochkam. Bis jetzt hatte er sich gut im Griff gehabt, aber das hatte ihm den Rest gegeben. Aaron fiel nichtmal mehr eine Antwort ein, um die Wirkung abzumildern, die diese lieben Worte bei ihm hatten. Er hatte Herzklopfen und das nicht zu knapp. "Wieso findest du bloß immer passende Worte, um mir die Sprache zu verschlagen?", murmelte er stattdessen gegen Merthins Haut an der Schulter, setzte wie zum Dankeschön einen zarten Kuss auf die Haut, ehe er seinen Kopf langsam wieder hob.

Einen kurzen Moment stand Aaron bloß vor Merthin, immernoch recht nahe, blickte ihn an und merkte dabei, wie er versuchen wollte, eine eigene Blockade zu überwinden. Merthin hatte auch bereits zwei seiner Blockaden auflösen können und jetzt gerade fühlte sich Aaron von Merthin bestärkt ebenfalls einen Schritt in diese Richtung zu gehen. Es konnte ja eigentlich nichts passieren. Wenn Aaron ehrlich war, wüsste er nichtmal genau, wovor er solche Sorge hatte, was passieren könnte. So fasste er innerlich den Entschluß es einfach zu wagen und sich etwas zu trauen. Langsam griff Aaron also mit beiden Händen überkreuzt an den Saum seines ebenfalls nassen Hemdes. Dann zog er es sich ohne nochmal zu zögern über den Kopf, behielt es allerdings noch in der Hand, einfach nur, um etwas in der Hand zu haben. Sein Blick landete wieder bei Merthin, dessen Augen er einfach immer wieder suchte. Vielleicht mochte es für jeden Bürger des Landes lachhaft sein, wie Aaron aus dem Entblößen seines Oberkörpers ein kleines Ereignis machte, aber für ihn war es nicht selbstverständlich, das vor den Augen anderer zu tun. Diesmal hatte sich Aaron bewusst und aus eigenem Antrieb dazu entschieden, direkt vor Merthin stehend das Hemd vom Körper zu ziehen, was er vor anderen Menschen gewiss noch immer nicht tun würde.

Aaron schluckte etwas schwerer, warum machte ihn diese Situation nervöser als gedacht? So wandte der Prinz schließlich seinen Blick von Merthin ab, hängte sein geliehenes Hemd von Merthin über das Holzregal, auf dem die Handtücher lagen. Allerdings griff er sich davon keines, sondern schaute direkt auf die frische Kleidung. "Mh, meinst du, die Kleidung von ihrem Mann passt...?", versuchte Aaron das Thema zu wechseln, was zugegebenermaßen nicht sehr originell war, aber was anderes fiel dem Prinzen nicht wirklich ein. So angelte er etwas ungelenk nach einem der Hemden, welches eigentlich recht schick aussah. Das wollte die Dame ihnen wirklich überlassen? Er hielt sich dieses am Oberkörper an und schaute an sich hinab. "Könnte passen, oder?", murmelte er und nahm es von sich ab, nur um es dann an Merthins Oberkörper zu halten. "Ist fast so schick wie dein blaues von neulich...", murmelte Aaron wie in einem Selbstgespräch, wollte aber eigentlich Merthin wieder mit einbinden, in der Hoffnung, dass dieser seine Nervösität nicht bemerkte, welche längst nicht mehr nur daher rührte, dass er ohne Oberbekleidung vor ihm stand und agierte.
 

Merthin
 

Dieser schöne Mann hier vor ihm war ein Phänomen. Merthin konnte es nicht anders beschreiben. Wie gut hatte er noch vor Augen, wie jener sich schier panisch von ihm abgewandt hatte, als er sich damals im Zelt so unbedacht ausgezogen hatte. Und seit diesem Moment schien jener einen Kampf zu kämpfen, der jahrelange Gewohnheiten ablegen sollte, der etwas verändern sollte, das ihm sicher eingebläut worden war: ein Schamgefühl, das anerzogen worden war. Merthin hätte es nie für möglich gehalten, dass man einem Menschen eine so große Scheu vor dem eigenen Körper und dem anderer anerziehen konnte. Aber offenbar ging es. Vielleicht war das bei Aaron ja auch ganz bewusst so gemacht worden. Wieder kam ihm der Gedanke, dass der König mehr wusste, als Aaron ahnen mochte. Ob Corvo die Prophezeiung kannte? Hatte er daher seinen Sohn so erzogen? Oder stand jemand anderes dahinter? Merthin wusste es nicht, aber er würde es herausfinden müssen, gemeinsam mit Aaron. Doch ihn hier jetzt zu fragen, während jener einen Kampf focht, der ihm viel abverlangte, wäre falsch gewesen. Viel lieber hielt er dem Blick des anderen stand, half ihm vermutlich dabei, zu schaffen, was er schaffen wollte. Zumindest blickten die Augen nicht mehr so angsterfüllt, wie vorhin auf der Wiese, als Aaron ihn mit so großer Sorge angesehen hatte, dass ihm ganz warm ums Herz geworden war. Aaron hatte wirklich Angst gehabt – um ihn. Das hatte er auch in gewisser Weise gehabt. Aber zu sehen, dass es dem anderen auch so ging, hatte unheimlich gutgetan. Schließlich zeigte das, wie viel er ihm bedeutete. Das konnten keine Worte, das konnten einzig allein Blicke und Gesten zeigen. Auch als die Kinder sie schon unterbrochen hatten, war es Aaron wichtiger gewesen, ihn noch einmal auf die Wange zu küssen, ihm damit zu zeigen, wie besorgt er gewesen war. Dabei war es einfach nur ihr Kuss gewesen, der seine Heilung angestoßen hatte. Ihre Vereinigung… Wenn nur ein Kuss solche Macht besaß. Was würde erst passieren, wenn sie über Händchenhalten und küssen hinauswuchsen…?

Aber bis dahin würde noch ein langer Weg sein, wenn er das hier vor sich bedachte. Zumindest hatte er nicht wieder beschämt weggesehen, angesichts seines entblößten Oberkörpers. Aber Aaron war auch so treu ihm in das Bad gefolgt. Vielleicht hätte er höflicher sein müssen und ihm den Vortritt lassen sollen. Allerdings hatte er ihm auf der Wiese gesagt, dass er sich nicht mehr in Zurückhaltung üben würde. Und Aaron hatte ihm geantwortet, dass er es anders nicht mehr wolle… Also war er hier genau richtig, halb nackt vor ihm. Dass er hier nicht über Aaron herfallen würde, war ihnen sicher beiden klar. Aber allein dieser Blick löste etwas in ihm aus, dass er Aaron am liebsten gepackt hätte, ihn irgendwohin getragen hätte, um ihn nur für sich zu haben… Er sagte doch: ein Phänomen. Denn dieses Gefühl hatte er bei noch keinem Menschen gehabt. Es war so tief, so fest, so sicher…

Und ob diese Gedanken wirklich so rücksichtsvoll waren? Vermutlich würde Aaron die Beine in die Hand nehmen, wenn er seine Gedanken lesen könnte… Er hatte sich über die Worte gefreut, hatte gelächelt und seine Verlegenheit mit einem „Na, aber besonders klug war das dennoch nicht gewesen“, überspielt. Nein, besonders klug scheint es wirklich nicht gewesen zu sein. Er hatte wieder einen Fehler hinsichtlich ihrer Beziehung gemacht und sie damit in Gefahr gebracht. Und auch wenn er den Gedanken nicht mochte: die Prophezeiung schien ihm genau zu sagen, was er tun sollte, was sie tun sollten: zusammen sein, ein Paar sein, vereint sein. In Dorstaal hatte er eine Lektion hinsichtlich seiner Gefühle erhalten, hier hatte er eine Lektion hinsichtlich falscher Zurückhaltung bekommen. Sicher, er war ein Anfänger, was feste Beziehungen betraf. Aber würde diese blöde Prophezeiung auch noch sein zukünftiges Liebesleben generell bestimmen? Ihm sagen, wann er was zu tun oder zu lassen hatte? Er hoffte nicht. Das würde ihn nämlich ziemlich nerven…

Wobei ihm immer klarer wurde, dass ihnen keine normale Liebesbeziehung vergönnt war. Allein schon, wenn er diese Unschuld hier vor sich sah. Welches Paar zog gleich zusammen und setzte sich Situationen aus, bei denen es um Leben und Tod ging? Keines. Jedes Pärchen ließ es langsam angehen (außer man hatte mehr Erfahrung und wusste, was man wollte – was hier nicht zutraf). Aber sie wurden zusammengeworfen und Aaron musste damit klarkommen, sich mit all diesen Erfahrungen, an die man sich langsam herantastete und über die man normalerweise einfach Zeit hatte nachzudenken, gleich von Anfang an konfrontiert zu sehen. So wunderte es Merthin nicht, dass Aaron seine Worte vermutlich nicht so verstand, wie sie gemeint waren. Er vertraute ihm. Und er würde dieses Vertrauen nicht missbrauchen… Aber dass das nebeneinander im Bett liegen, bei ihm weit mehr auslöste, als das Gefühl, irgendwann mit vollkommener Ruhe schlafen zu können, war jenem sicher nicht bewusst. Allerdings war es auch diese naive Unbedarftheit, die ihm gerade das Gefühl vermittelte, ihn packen zu wollen und irgendwohin zu bringen, wo er Aaron für sich allein hatte… Er seufzte leicht, sagte aber nichts, was Aaron desillusionieren würde. Dass jener hier so nahe zu ihm kam, jener so beschämt zu Boden blickte, als er ihm sagte, dass er ihm mit seinen braunen Haaren am besten gefiel, das war schon gut so… Es gefiel Merthin.

Überrascht spürte er, wie Aaron den Kopf an seine Schulter lehnte und Merthin lächelte zufrieden. Er lauschte den Worten, wobei der Atem des anderen ein leichtes Kribbeln auf seiner Haut auslöste. Er überlegte gerade, was er sagen sollte, während seine Hand sacht über den Arm des anderen stich, während er den Kopf drehte, um jenen an die Schläfe zu küssen, während er die Wärme im Inneren genoss, als der Prinzip sich schon wieder löste und seinen inneren Kampf nun endgültig beendete, indem er sich das Hemd über den Kopf zog.

Aarons Haut fühlte sich zart an, ohne dass Merthin sie auch nur berühren musste. Er war makellos, hatte keine Narben, keine Male, bis auf den Phönix, der diesem Körper nur noch mehr Schönheit verlieh. Doch Merthin wagte kaum, seinen Blick über den Oberkörper gleiten zu lassen, während Aaron ihn nun wieder ansah. Aaron war nervös genug, wenn er ihn nun auch noch mit lüsternem Blick ansehen würde, würde er nur schnell dafür sorgen, dass diese Situation beendet war. Offenbar war die Verlegenheit so groß, dass er sie kaschieren musste. Etwas irritiert folgte Merthin Aarons Blick, der zu einem Hemd griff, es erst sich, dann ihm hinhielt. Und dann sah er schließlich an dem Kleidungsstück hinab, das Aaron vor ihn hielt. Sie waren noch immer klatschnass, hatten nasse Haare und nasse Hosen. Wieso griff er jetzt schon zu den zugegebenermaßen schönen Kleidungsstücken?

Merthin sollte vielleicht diese intime Stimmung unterbrechen… Er griff zu einem Handtuch, entwendete Aaron sanft aber bestimmt das Hemd. „Du musst dich erstmal abtrocknen, sonst liegst du morgen mit Fieber und einer Erkältung im Bett, mein Herzblatt!“, tadelte er ihn und legte ihm das Handtuch über den Kopf, begann sacht die Haare massierend zu trocknen, dann ließ er das Handtuch auf die Schultern gleiten und nahm eine Ecke, um die letzten Tropfen aus dem Gesicht des anderen zu tupfen. Wollte er die Situation nicht ändern? Irgendwie wirkte Aaron nur noch näher vor ihm als eben…

Sein Blick glitt auf die Lippen des anderen. Dann sah er ihn wieder an. „Weißt du, warum ich immer die richtigen Worte finde?“, kam er nun zu jener Frage zurück, die er vorhin unbeantwortet gelassen hatte. „Weil ich dich nur ansehen muss, so dass sie mir automatisch zufliegen…“ Er küsste ihn sanft, zärtlich. Keine Zurückhaltung mehr! Er sollte nicht noch einmal riskieren, dass ihre Verbindung blockiert werden konnte. Die Hand, die eben noch das Handtuch verwendet hatte, um Aaron das Gesicht trocken zu tupfen, glitt in den Nacken des anderen, um ihn tiefer in den Kuss zu ziehen. Vorsichtig löste er ihn wieder. „Trockne dich ab, Aaron“, wisperte er gegen die Lippen und zwang sich, wieder etwas zu entfernen. „Sonst holst du dir den Tod. Ich beeil mich, dann hast du deine Ruhe.“ Er drehte sich gerade weg, um sich selbst ein Handtuch zu nehmen, als es klopfte und die Herrin des Hauses durch die Tür sprach. „Wenn ihr soweit seid, möchte ich euch etwas zeigen.“

Merthin drehte sich von Aaron weg, kehrte ihm den Rücken zu, trocknete sich bereits ab. „Wir sind gleich soweit“, sagte er mit fester Stimme. Sie sollte nicht denken, dass sie in ihrem Bad übereinander herfielen… Kurzerhand zog er sich das Hemd drüber, entledigte sich seiner Hose und Unterkleidung und zog sich etwas Frisches an. Dann verließ er das Bad, damit Aaron sich alleine umziehen konnte.
 

Aaron
 

Es half ungemein, dass Merthin weniger Aufsehen um die Tatsache machte, dass Aaron kein Oberteil trug. Er ordnete das kleine Chaos, ausgelöst durch Aarons Nervösität und richtete den Fokus zurück auf ihr eigentliches Tun. Zumindest anfänglich, denn seine folgenden Worte und der erneute Kuss brachten auch erneute Nervösität zurück, wenn auch nicht mehr aus Scham. Der Kuss verhinderte zumindest, das Aaron in seiner Nervösität Blödsinn reden konnte, da die Erklärung, wie Merthin es hinbekam ihm so schöne Worte zu schenken, in ihm nur erneute verlegene Sprachlosigkeit auslöste. So brauchte Aaron nichts sagen und konnte einfach den zärtlichen Kuss liebevoll erwidern. Aaron merkte, wie ihm dabei Nervösität von den Schultern fiel und die Kleiderfrage irgendwie unwichtig wurde.

Während Merthin sich fertig umzog rieb sich Aaron mit dem Handtuch im Gesicht, um sich nicht der Peinlichkeit aussetzen zu müssen, nicht zu wissen, wo er hingucken sollte. Erst als er die Tür hörte, stoppte Aaron dies und seufzte. Es war unendlich lieb von Merthin, dass dieser so mitdachte und Aaron war dankbar dafür, doch wollte er diese Scheu auch irgendwann zu überwinden lernen. Hoffentlich hatte er mit seiner Aktion heute wirklich einen Schritt geschafft und würde nicht das nächste Mal wieder zögern müssen. Aaron beeilte sich damit, sich ebenfalls gut abzutrocknen und sich die frische Kleidung überzuziehen.



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