Zum Inhalt der Seite

Smallville-Expanded - 06

Divergence
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog


 

PROLOG
 

Sichtlich deprimiert trat Christian von Falkenhayn hinaus auf den weißen Gang des Krankenhauses und schloss leise die Tür des Krankenzimmers hinter sich. Er rang sich ein gequältes Lächeln ab, als seine Freundin Alicia, die hier auf ihn gewartet hatte, zu ihm kam und tröstend ihre Arme um ihn legte.

„Wie geht es deiner Tante, Chris?“, fragte das afroamerikanische Mädchen leise. „Was sagen die Ärzte?“

Der athletische, blonde Junge machte ein frustriertes Gesicht. „Die halten sich bedeckt, aber nach ihrem Zusammenbruch müssen die, in diesem Fall, auch gar nichts sagen. Meine Mom hatte in der Privatklinik, in der sie zuletzt arbeitete, mal einen ganz ähnlichen Fall. Damals war ich zwölf. Sie erzählte, dass die Patientin dort, sich ein halbes Jahr lang sechsmal erfolgreich dagegen gewehrt hat, dass der Sensenmann sie abholt. Als es dann schließlich doch soweit war, soll sie ein heftiges Zwiegespräch mit Freund Hein geführt haben. Wenn meine Mom damals nicht übertrieben hat, dann hat diese Patientin seinerzeit, in einem letzten Kraftakt, wütend die Blumenvase auf ihrem Nachttisch nach ihm geworfen.“

Alicia Sterling schwieg eine Weile. Ohne auf das Krankenhauspersonal oder die übrigen Besucher zu achten, die an ihnen vorbei schritten. Schließlich fragte sie vorsichtig: „Es gibt also wirklich keine Hoffnung darauf, dass sie wieder gesund wird?“

Christian schüttelte nur den Kopf, im Moment unfähig etwas zu erwidern. Er hatte seine Tante erst in der letzten Zeit wieder häufiger gesehen, seit er in Amerika, bei seinem Onkel Jason und seiner Tante Mary, in Smallville, wohnte. Dort hatte er auch seine Freundin kennengelernt. Drei Verbrecher hatten versucht, sie zu vergewaltigen, und er hatte, im letzten Moment, dazwischen gehen können. Dank seiner Fähigkeiten im Muay-Thai war es ihm gelungen, die drei Gangster außer Gefecht zu setzen. Einer der Verbrecher hatte ihn dabei, mit einem Messer erwischt, woran ihn eine Narbe an der rechten Schulter erinnerte.

Schließlich atmete der hochgewachsene Junge tief durch und sagte rau: „Ich bin echt froh, dass Diane bei ihr ist, und kaum von ihrer Seite weicht. Aber selbst diese ehemalige Marine nimmt es mit, Tante Annette so zu sehen. Die Beiden stehen sich wohl noch näher, als ich bisher dachte. Da sind zwar auch noch Onkel Jason und Tante Mary, doch ich habe den Verdacht, dass Tante Annette und ihr Bruder sich nicht so nahe stehen, wie es bei Geschwistern sein sollte. Na ja, vielleicht sehe ich das ja auch zu naiv, ich hatte nie Geschwister. Ich weiß nur, dass sich meine Mom und Tante Christina sehr nahe standen.“

Alicia nahm Christian an die Hand und zog ihn nachdrücklich mit sich. Alles in ihr verlangte danach, diesen beklemmenden Ort so schnell wie möglich wieder zu verlassen. „Sie ist nicht allein, und sie weiß es. Das ist doch das Wichtigste, im Moment.“

Der Junge nickte, dankbar dafür, dass Alicia ihn begleitet hatte, obwohl sie Krankenhäuser normalerweise mied, wie die Pest.

Draußen, vor dem Eingang, fiel Christian etwas ein und etwas weniger deprimiert, als zuvor, eröffnete er seiner Freundin: „Du, ich habe heute Morgen mit Oliver Queen telefoniert, um endlich auf seine Einladung von vor zwei Wochen zu antworten, als wir seine Firma besichtigt haben. Er hat uns bei der Gelegenheit, für Anfang Februar, zu einer Wohltätigkeits-Gala eingeladen. Das wird bestimmt toll.“

Alicia blickte Christian begeistert von der Seite an und zwinkerte ihm anzüglich zu. „So toll, wie deine Silvesterfete?“

Auf dem Gesicht des Jungen zeichnete sich ein angedeutetes Lächeln ab. „Wenn wir im Anschluss zu mir fahren sehe ich da durchaus gute Chancen.“

Sie erreichten den schwarzen Lincoln Blackwood-Pickup des Jungen und stiegen ein.

Auf dem Weg nach Smallville erkundigte sich Alicia schließlich: „Sag einmal, hast du dir mittlerweile überlegt, welche Flagge du vor deinem Haus aufhängen wirst?“

Christian grinste schief. Eigentlich hatte er sein Haus an seinem achtzehnten Geburtstag einweihen wollen, doch es hatte einige unvorhersehbare Verzögerungen gegeben, und so war es erst zu Silvester so weit gewesen. Doch endgültig bei seinem Onkel und seiner Tante ausgezogen war er erst vor knapp einer Woche.

Schon zu seinem Geburtstag, im November, hatte er gleich zwei Flaggen bekommen. Eine von ihr; das Star-Spangled Banner, und von seinem Vater die deutsche Flagge. Bereits seit Tagen diskutierten er und Alicia immer wieder darüber, welche der beiden Flaggen er hissen würde. Dabei hatte ihm Alicia nachdrücklich erklärt, dass es ein absolutes No-Go sei, nicht die amerikanische Flagge zu hissen.

Bisher hatte Christian die Entscheidung darüber hinausgezögert, was ihm bereits ein paar schiefe Blicke der Nachbarn eingebracht hatte, inklusive von den Eltern seiner Freundin. Nach einer Weile antwortete er diplomatisch: „Vielleicht hisse ich beide Flaggen.“

„Dann achte aber darauf, welche Flagge du nach ganz oben setzt.“

Christian entging nicht der mahnende Unterton und seufzend erwiderte er: „Können wir das Thema, wenigstens für heute, ausklammern?“

Alicia nickte. „In Ordnung, dann reden wir eben morgen darüber.“

Christian, der mittlerweile die Hartnäckigkeit seiner Freundin, wenn sie sich in etwas verbissen hatte, kannte, erwiderte beschwichtigend: „Ganz bestimmt.“

Die Laune der beiden Teenager besserte sich, als sie Smallville erreichten, und in den Feldweg zur Farm der Sterlings einbogen. Um ihrem Freund ein kleines Friedensangebot zu machen, meinte sie: „Bis ich mich nachher mit Samantha treffe, dauert es noch eine Stunde. Was hältst du davon, wenn wir zu der brachliegenden Weide schlendern, die Papa nächstes Jahr zusätzlich bewirtschaften will? Er immer noch nicht mit dem Umgraben fertig, wegen dem vielen Meteoritengestein im Boden. Wir könnten schauen, wie weit er damit ist.“

Christian nickte erleichtert. „Gute Idee.“

Sie ließen sich Zeit damit, Hand in Hand, über die Viehweide der Sterling-Farm zu wandern, an welche sich das lange Zeit ungenutzte Feld anschloss, das ihr Ziel war. Schon von Weitem sahen und hörten sie den Traktor, mit dem Jerome Sterling über das Feld fuhr.

Als sie bereits nahe heran waren, hörten sie ein schrilles Knirschen, gefolgt von einem deftigen Fluch des Mannes, der Alicias Vater war.

„Diese vermaledeiten Meteoritensteine sind noch mein Untergang! Überall liegen diese verdammten Mistdinger unter der Oberfläche dieser Weide herum.“ Aufgebracht blickte er zu den beiden Teenagern hinüber. „Es wird ewig dauern, bis ich die alle entfernt habe, damit hier am Ende kein grünes Meteoriten-Getreide wächst.“

„Du schaffst das schon, Dad!“, rief Alicia ihrem Vater aufmunternd zu.

Ein Schnauben des Mannes war die Antwort, während er den Motor des Traktors abstellte und von dem Fahrzeug sprang. Wütend stapfte er hinter den Pflug, nachdem das Geräusch des Motors tuckernd erstarb, blickte suchend zu Boden und bückte sich, als er gefunden hatte wonach er suchte. Sinnend sah er auf den Stein, der tatsächlich weitgehend aus grünem und rotem Kristall bestand, und schritt zu den beiden Neuankömmlingen.

„Ich habe schon Einiges von diesem Zeug gesehen“, brummte Jerome Sterling dabei. „Aber noch nie rotes und grünes Zeug miteinander vermischt.“

Als der Mann die beiden Teenager erreichte, hielt er Alicia den Kristall entgegen. „Was sagst du dazu?“

Alicia nahm den Meteoritenkristall in die Hand und begutachtete ihn. Dabei murmelte sie: „Sieht wirklich seltsam aus.“

Sie hielt ihn interessiert gegen das Licht und drehte ihn so, dass sich das grüne und rote Kryptonit direkt hinter einander befanden. Dadurch nahm das Material einen düster-violetten Farbton an. In demselben Moment tauchte die tiefstehende Sonne zwischen zwei Wolken auf und schien direkt durch den Kristall in Alicias Auge.

Christian und Jerome Sterling bemerkten gleichzeitig, wie eine Wandlung mit Alicia vor sich ging. Sie erstarrte förmlich und blickte, vollkommen apathisch wirkend, scheinbar ins Leere.

Unfähig sich zu bewegen schienen, vor Alicia Sterlings innerem Auge, die Erinnerungen der vergangenen Tage, Wochen und Monate, in verkehrter zeitlicher Reihenfolge, wie ein Zeitraffer-Film, abzulaufen. Sie sah Christian und sich in Paris. Sie beide, mit seinem Vater und seiner Tante, in Deutschland. Wie sie miteinander tanzten, an ihrem siebzehnten Geburtstag. Er und sie bei ihrem ersten Date. Ihr erstes holpriges Zusammentreffen, als sie ihn noch vollkommen falsch eingeschätzt hatte...

Sie bekam nicht mit, wie Christian ihr an diesem Punkt der Ereignisse, die sie erkannte, den Kristall abnahm und ihn fort warf.

Jerome Sterling und Christian von Falkenhayn beobachteten, dass Alicia in demselben Moment ein leises Seufzen von sich gab, die Augen verdrehte und bewusstlos zu Boden sackte.

Alicias Vater und Christian knieten sich beinahe gleichzeitig zu Alicia ab.

„Was war das?“, fragte der Junge erschrocken.

Jerome Sterling, der seine Finger an die Halsschlagader seiner Tochter gelegt hatte atmete erleichtert auf, und erwiderte, ohne auf die Frage des Jungen einzugehen: „Schnell, wir bringen sie ins Krankenhaus. Du bist doch mit dem Wagen da?“

„Äh… Ja.“

„Also los!“

Jerome Sterling hob seine bewusstlose Tochter auf seine Arme und schritt eilig mit Christian zu dessen Pickup. Während er sie vorsichtig auf die hintere Sitzbank bettete, stieg Christian bereits auf der Fahrerseite ein und ließ den Motor an. Ungeduldig wartete er, bis Jerome Sterling endlich auf der Beifahrerseite eingestiegen war, und fuhr los, kaum dass der Mann die Tür geschlossen hatte.

Sie hielten direkt vor der Notaufnahme, und kaum, dass Christian das Fahrzeug ganz zum Halten gebracht hatte, sprang Jerome Sterling bereits zur Beifahrerseite hinaus. Er hob seine immer noch bewusstlose Tochter aus dem Pickup und eilte mit ihr in das Gebäude.

Christian blickte ihnen kurz hinterher, parkte den Wagen ordnungsgemäß auf einem der Besucherparkplätze, ganz in der Nähe, und folgte Jerome.

An der Aufnahme erkundigte er sich, wohin man Alicia gebracht hatte und machte sich auf den Weg in die zweite Etage des Krankenhauses. Als er endlich vor dem Zimmer stand, dessen Nummer ihm die Krankenschwester unten genannt hatte, atmete er tief durch und trat, mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend, ein.

Zu seiner Überraschung bemerkte er, dass Alicia bereits wieder bei Bewusstsein war. Ein Arzt und eine Krankenschwester standen auf der anderen Seite des Bettes.

Christian begab sich zu Jerome Sterling, der ihm einen erleichterten Blick zu warf. Unterdrückt raunte der Mann ihm zu: „Scheint nicht so schlimm zu sein, wie ich befürchtet hatte. Gott sei Dank. Alicia zusammensacken zu sehen war ein Schock für mich.“

„Für uns beide“, stimmte Christian zu.

Der Arzt unterhielt sich kurz mit der Krankenschwester, warf einen Blick zum Monitor, der die Werte von dem Sensor an Alicias linkem Zeigefinger anzeigte und blickte dann beruhigend zu Jerome Sterling. „Ihrer Tochter geht es gut. Ich würde sie aber zur Sicherheit, und um ein paar Blutwerte zu vergleichen, gerne zwei Tage hier behalten.“

„Danke, Doktor“, erwiderte Jerome Sterling, während der Arzt und die Krankenschwester das Zimmer verließen.

Gemeinsam mit Alicias Vater trat Christian zu Alicia ans Krankenbett. Erleichtert, dass seiner Freundin nichts Schlimmes geschehen zu sein schien, griff er nach der rechten Hand des Mädchens, die auf der Bettdecke ruhte.

Zur Verwunderung des Jungen zuckte die Hand vor seiner zurück, und überrascht fragte Christian: „Was hast du denn, Alicia?“

Irritiert blickte Alicia Sterling von Christian zu ihrem Vater und der Junge glaubte, in einen bodenlosen Schlund zu fallen, als sie fragte: „Wer ist dieser blonde Typ, Dad?“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück