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Hinterm Regen scheint immer die Sonne

Aomine/Kise
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Der zweite Teil hat eine ganz andere Struktur als der erste, also nicht wundern. Komplett anzeigen

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In der Liebe und im Eins-Gegen-Eins ist alles erlaubt

Als Kise vom Foto-Shooting nach Hause kommt, hat er für einen Moment - aus Erschöpfung oder Macht der Gewohnheit, das weiß er nicht so genau - komplett vergessen, dass er nicht allein wohnt. Dass er nach dem Schulabschluss mit Aomine zusammengezogen ist und sie beide zur gleichen Uni gehen. Dass sie schon seit Monaten zusammen wohnen. Und dass Aomines Spezialität, außer dem Basketball, das Schlafen ist. Und weil er das Schlafen so gut kann, ist Aomine normalerweise immer schon früh im Bett und steht spät auf. Und Kises Foto-Shooting hatte wegen Komplikationen mit der Technik tatsächlich Stunden länger gedauert, als er erst angenommen hatte - und nun ist es bestimmt weit nach zehn Uhr.
 

Er schafft es nicht mehr, die Tür aufzuhalten, bevor sie laut ins Schloss fällt. Kise zuckt zusammen und hofft inständig, dass er Aomine nicht geweckt hat. Er verflucht die blöde Technik, wegen der er überhaupt so müde ist, und sicherheitshalber auch noch seine Mutter, deren ständige Abwesenheit ihn überhaupt erst dazu gebracht hatte, solche Gewohnheiten zu entwickeln.
 

“Oi, Kise, wenn du das bist, Pizza ist in der Küche, falls du Hunger hast. Falls du ein Einbrecher bist - wir sind arme Studenten und haben kein Geld, verpiss dich.”
 

Unter normalen Umständen hätte Kise vielleicht ob Aomines dämlichem Humor tatsächlich gelacht, aber Kise stolpert immer noch über Aomines Bemerkung, dass anscheinend Pizza für ihn in der Küche bereitsteht. Ein paar geschlagene Sekunden lang steht Kise wie festgefroren im Eingang und versucht, das Gesagte irgendwie zu verarbeiten. Er ist wohl einige geschlagene Sekunden lang zu still, was Aomine aus seinem Zimmer lockt, mit erhobenen Augenbrauen und einem skeptischen Blick.
 

“Oi, was ist los mit dir?”
 

Kise braucht einen weiteren Moment, um zu antworten. “Ich, äh, hab nur nicht erwartet- ich meine, du hast extra für mich ne Pizza besorgt?”
 

Aomine sieht ihn an, als käme Kise von hinter dem Mond. “Natürlich. Du warst doch auf nem Shooting. Oder willst du, dass ich dich verhungern lasse?”
 

“Ich hätte mir was machen können.”
 

Aomines Augenbrauen wandern noch weiter hoch. “Pfft, klar, nach nem anstrengenden Shooting, das, was, etwa vier Stunden länger gedauert hat, als es sollte?”
 

Kise fehlt eine Antwort darauf. Logisch betrachtet hat Aomine vollkommen Recht. Vermutlich ist das total normal und alle machen sowas. Vermutlich macht Kise sich gerade zum Affen damit, dass er es eben nicht als normal erachtet. Er ist verwirrter als vorher.
 

“Ich… bins nicht gewohnt?”, versucht er deshalb, ansatzweise zu erklären, warum er über etwas anscheinend Triviales so dermaßen stolpert, dass es selbst Aomine so stutzig macht.
 

Aomine sieht ihn jedoch nur kurz nachdenklich an. “Deine Mutter?”
 

Kise kann sich nicht helfen, als ein falsches Lächeln sich in seinem Gesicht breit macht - eine Reaktion, die er häufiger hat, wenn seine Mutter erwähnt wird oder er an sie denken muss. Lange Zeit war Kise sich nicht sicher, ob er froh oder besorgt darüber sein sollte, dass Momoi ihm eines Tages entlockt hatte, dass er praktisch immer allein zu Hause war und sich immer so allein fühlte. Mittlerweile hat er sich entschieden, dass er froh darüber ist. Dank Momoi hat auch Aomine es irgendwann herausgefunden und sie hatten ein sehr kurzes aber klärendes Gespräch, das in etwa so verlief, dass Kise beichtete wie seine Mutter kaum zu Hause war und Aomine sie daraufhin als Rabenmutter beschimpfte und Kise anbot, bei ihm zu wohnen, damit “dein Gejammer aufhört und wir nicht mehr über Gefühle reden müssen, wir sind Männer verdammt!”
 

Kise ist froh, dass Aomine ihn direkt versteht, zwischen den Zeilen liest, und auf den richtigen Schluss kommt. Nach all der Zeit flattert sein Herz immer noch, wenn Aomine so überraschend verständnisvoll ist, auch wenn es vermutlich nur eine kleine Sache ist.
 

Trotzdem schafft er es nur, ein “Hm” zu erwidern.
 

“Ich dachte, wir hätten uns damals geeinigt, dass deine Mutter sich nicht als Vorbild eignet”, meint Aomine, immer noch skeptisch dreinblickend, nur verschränkt er nun auch noch die Arme vor der Brust, ein klares Zeichen seiner Ablehnung von Kises Mutter.
 

“Ich weiß, ab-”, setzt Kise an, aber Aomine redet ihm direkt dazwischen.
 

“Also solltest du ab vorgestern damit rechnen, dass sowas passiert.”
 

Aomine klingt so ernst und ehrlich, dass Kises Augen plötzlich und unerwartet anfangen, zu brennen, und ein Kloß sich in seinem Hals festsetzt. Ein wackeliges Lächeln ersetzt das falsche, das er zuvor noch aufgesetzt hatte, und Aomine scheint es sofort zu bemerken.
 

“Hey! Kein Rumgeheule wegen Fastfood heute! Das Essen hat es nicht verdient, beweint zu werden!”
 

Dieses Mal lacht Kise tatsächlich leicht und wischt sich schnell mit dem Arm über die Augen. Er ist sich sicher, dass es bestimmt nur seine Erschöpfung ist, die ihn so emotional macht und dass die Tatsache, dass Aomine so lieb zu ihm ist, die Gefühlsduselei nur deswegen so aus ihm herauszieht. Dennoch kann er das alles nicht einfach so stehen lassen. Er will Aomine sagen, dass er der beste ist - weil es stimmt und weil Kise sich eine Million mal besser fühlt als vor fünf Minuten noch.
 

“Ich liebe dich”, schlüpft stattdessen heraus. Einige Herzschläge lang ist es still und das gute Gefühl verpufft augenblicklich.
 

“Wie lange schon?”, fragt Aomine, während das Grauen in Kise wächst und er zu Boden schaut, um Aomines Reaktion nicht sehen zu müssen.
 

“Seit dem Interhigh damals in der Schule…”, erwidert Kise kleinlaut. Er hört und spürt, wie Aomine an ihn herantritt und schließt die Augen, wartet auf irgendein Zeichen von Ärger oder Abscheu.
 

Aomine klatscht ihm leicht mit der flachen Hand gegen den Hinterkopf und Kise lässt ein empörtes “Au!” heraus, mehr aus Überraschung als Schmerz. Er sieht auf und seine Augen finden wie automatisch Aomines und er ist verwirrt, weder Ärger noch Abscheu noch sonst irgendetwas Negatives darin zu sehen. Stattdessen grinst Aomine ihn an.
 

“Hättest du mir das nicht eher sagen können?”
 

“Huh?”
 

Aomine rollt mit den Augen. “Dann hätten wir schon viel eher daten können, Idiot.”
 

“Sei nicht so gemein, Aominecchi! Ich dachte, du willst-” Kise denkt tatsächlich, dass er sich erklären kann, aber Aomine kommt ihm wieder dazwischen. Dieses mal packt er Kise bei den Schultern und küsst ihn. Ihre Lippen prallen mit etwas zu viel Wucht aufeinander und ihre Nasen sind sich im ersten Moment im Weg, aber dann bewegen sie beide gleichzeitig ihre Gesichter leicht zu den Seiten und plötzlich passt alles zusammen wie Puzzleteile. Aomines Arme wandern zu seiner Taille und ziehen Kise näher zu sich und Kise krallt sich in den Stoff des Hoodies, den Aomine trägt.
 

Bevor der Kuss jedoch irgendwie ausarten kann, ist er auch schon wieder vorbei. Aomine löst sich von ihm, macht jedoch keine Anstalten, ihre Nähe irgendwie zu verringern. Kise kann Aomines Atem auf seinem Gesicht spüren und eine wohlige Wärme breitet sich von seiner Magengegend über seinen gesamten Körper aus. Doch sein Grinsen verschwindet wieder, als er den leicht träumerischen Zustand wieder verlässt.
 

“Das ist geschummelt!”, beschwert Kise sich weinerlich, wie er es immer tut.
 

“In der Liebe und im Eins-gegen-Eins ist alles erlaubt”, entgegnet Aomine mit einem frechen Grinsen und kneift prompt Kises Pobacke, woraufhin dieser einen schrillen Laut von sich gibt, der alles andere als würdevoll klingt. Bevor er sich jedoch an Aomine rächen kann, hat sich dieser schon ganz von Kise gelöst und ist bereits auf dem Weg in die Küche.
 

“Wenn du die Pizza nicht willst, nehm ich sie”, sagt er.
 

“Hey!” Kise hastet ihm hinterher, bevor Aomine noch auf die Idee kommt, die Pizza wirklich wegzufuttern. “Finger weg!”
 

Kise schubst Aomine mit seiner Schulter zur Seite, als dieser vor dem Karton auf dem Tisch steht und die Hände danach ausstreckt. “Das ist meins!”
 

Aomine grinst ihn bloß an, schubst ihn im Vorbeigehen leicht mit der Schulter an, und packt sich den Wasserkocher, um Tee aufzusetzen, während Kise seine Pizza warm macht.
 

Er kann den ganzen restlichen Abend, bis sie - zusammen - ins Bett gehen, nicht mehr aufhören zu grinsen. Nicht, dass er ein Problem damit hätte. Ganz und gar nicht.



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