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Die 12 Prüfungen der Shina Fay

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Eteria rüstet auf

Eteria rüstet auf

Eteria im Jahr des Kojoten

Es war ein sonniger Tag. In Shina Fays Dorf hatte man die Vorbereitungen für die Hochzeit der zukünftigen Königin Eterias mit ihrem Verlobten Galen, Fürst Meterons jüngstem Sohn, getroffen. Shina Fay befand sich in ihrem Ankleidezimmer, als ihre Freundin Kaitlyn den Raum betrat. „Soll ich dir helfen, Shina Fay?“ „Das wäre nett. Ich danke dir.“ Rasch half die Dunkelelfe ihrer Freundin ins ihr Brautkleid. Dieses Kleid bestand aus weißer Seide und war mit goldenen Stickereien verziert. An ihren Füßen trug Shina Fay weiße Sandaletten mit goldenen Ornamenten verziert, die farblich zu ihrem Kleid passten. Während die zukünftige Königin Eterias ihren Brautschmuck anlegte, frisierte Kaitlyn ihre Haare. Als Shina Fay ihre Halskette anlegen wollte, verpasste ihr die Dunkelelfe einen leichten Klaps auf die Finger. „Lässt du deine Hände bei dir?“, fragte Kaitlyn mit gespielter Strenge. „Lass mich nur schnell meine Kette anlegen. Dann kannst du mit meinen Haaren weitermachen.“ „In Ordnung.“

Als Shina Fay ihre Halskette angelegt hatte machte Kaitlyn mit den Haaren weiter. „Ich sag dir was, Shina Fay. Heute wirst du die schönste Frau im ganzen Dorf sein.“ „Findest du?“ „Ich glaub, ich hab etwas untertrieben, meine Liebe. Heute bist du die schönste Frau von ganz Eteria.“ „Meinst du das wirklich?“ „Natürlich. Ich geb dir Brief und Siegel, dass einige männliche Bewohner heute mit einem steifen Genick und einem Brett in ihrer Hose nach Hause gehen werden.“ Shina Fay musste lachen und Kaitlyn stimmte ein. „Und ich dachte immer, dass nur ich solche flapsigen Sprüche raus hau.“ „Wie du siehst, steh ich dir da in nichts nach du Nasenbär.“ „Nasenbär. Ich hab doch keine Knubbelnase, Karnickel.“ „Seit wann hab ich Hasenzähnchen?“, fragte Kaitlyn und stemmte eine Hand in die linke Hüfte. „War ein Witz.“ „Weiß ich doch. So, deine Haare sind fertig. Sieh dich mal im Spiegel an.“

Als Shina Fay in den Spiegel sah, staunte sie nicht schlecht. Kaitlyn hatte in ihre strähnige Frisur in eine Dauerwelle verwandelt. „Und was sagst du?“ „Ich bin sprachlos.“ „Bis jetzt bin ich mit dem Ergebnis zufrieden. Aber es fehlt noch ein bisschen Make Up.“ „Muss das sein, Kaitlyn?“ „Ja muss es. Wenn du schon heiratest, dann solltest du auch entsprechend aussehen. Und zu einem perfekten Aussehen gehört auch Make Up.“ „Also schön. Tu was du nicht lassen kannst.“ „Lehn dich zurück und lass mich machen.“, sagte Kaitlyn. Zuerst nahm die Dunkelelfe etwas Wimperntusche und hob so Shina Fays Wimpern etwas hervor. Danach trug sie mit einem Pinsel ein rosanes Puder 173

auf den Wangen ihrer Freundin auf. „Fast fertig.“, sagte sie. „Was fehlt denn noch?“ „Lidschatten und Kajal. Danach bin ich fertig.“ Zuerst schnappte sich Kaitlyn den Kajalstift und hob so die Unterseite der Augenlider der Braut hervor. Als nächstes nahm sie zwei Wattetücher und trug ein bisschen blau und gelb auf Shina Fays Augenlidern auf und verlieh ihrer Freundin so ein mystisches Aussehen. „Bist du jetzt fertig?“, fragte Shina Fay etwas gereizt. „Deine Lippen könnte man noch etwas hervorheben.“, sagte Kaitlyn und nahm einen Lippenstift mit einem dunklen Rot-Ton und fuhr ganz sachte über die Lippen ihrer Freundin. „Fertig. Willst du dich mal im Spiegel ansehen?“ Als Shina Fay in den Spiegel sah, war sie überwältigt. „Ich werd verrückt. Ich erkenn mich selbst nicht wieder.“

Galen stand schon am Traualtar und wartete ungeduldig auf seine zukünftige Ehefrau. Als Shina Fay dann endlich erschien, blieb ihm fast das Herz stehen. Wie schön sie war! Schließlich stand die zukünftige Königin Eterias neben ihrem Bräutigam. Vor ihnen stand Halgrim, der Schamane des Dorfes. Dieser begann mit seiner alten und brüchigen Stimme die Trauzeremonie. „Liebes Brautpaar, liebe Gäste. Wir sind heute hier in Gegenwart unserer Götter zusammengekommen, um die Ehe zwischen Galen, dem Sohn von Fürst Meteron und Shina Fay der Regentin unseres Dorfes zu schließen.“, sagte er. Alle klatschten. „Galen vom Clan der schwarzen Witwe, Shina Fay. Eure Liebe zueinander musste viele Hindernisse überwinden. Euer gemeinsamer Lebensweg war lang und steinig. Immer musstest du, Galen, Angst haben, dass Shina Fay auf einer ihrer Prüfungen den Tod findet. Doch sie kam jedes Mal zu dir zurück. Shina Fay, dein unerschütterlicher Glaube an die Liebe hat dir in den dunklen Stunden oft den Weg gewiesen. Hier und heute soll nun vereint werden, was zusammen gehört.“ Erneut gab es Beifall.

„Galen vom Clan der schwarzen Witwe, willst du Shina Fay zu deiner rechtmäßig angetrauten Frau nehmen? Willst du sie lieben, sie ehren und behüten? Wirst du allen anderen Frauen entsagen und nur ihr gehören, solange ihr beiden leben werdet?“ „Ja, das will ich.“ „Willst du, Shina Fay, Galen vom Clan der schwarzen Witwe zu deinem rechtmäßig angetrauten Ehemann nehmen?“ „Ja. Ich will.“ „Dann erkläre ich euch hiermit zu Mann und Frau.“

Zur selben Zeit wurde bei König Falkon, dem König von Faros ein Mann vorstellig. Der persönliche Sekretär des Monarchen kündigte ihn an. „Mein König, ein Mann wünscht euch zu sprechen. Er sagt, sein Name ist Catweazle.“ „Was ist er für ein Mensch?“ „Ein ganz merkwürdiger Kauz, Hoheit. Er sagt er wäre Erfinder.“ „Na dann sehen wir uns diesen Kerl mal an.“ Ein älterer Mann mit weißen und wirren Haaren betrat den Thronsaal. Seine stechend 174

blauen Augen blickten aufmerksam umher. „So, so. Du bist also Catweazle. Und wie ich höre, bist du auch ein Erfinder.“, sagte der König. „So ist es Sire. Ich bin der größte Erfinder aller Zeiten.“ „Und was erfindest du so?“ „Schiffe aus Stahl, die ganz ohne Segel auskommen können.“ „Und du kommst extra nach Faros, um mir deine Erfindung zu verkaufen?“ „Wenn dem nicht so wäre, hätte mir die Mühe und auch den weiten Weg hierher sparen können.“ „Du hast die Strapazen der Reise ohnehin umsonst auf dich genommen, Catweazle. Ich habe nämlich keinerlei Interesse an deinen Erfindungen.“ „Tschä! Tschä! Tschä! Noch so ein Banause, der meine Erfindungen und somit auch mein Genie nicht zu schätzen weiß.“, sagte Catweazle abschätzig. „Ich gebe dir die Erlaubnis zu gehen. Aber beeile dich bitte, sonst muss ich dich verhaften lassen.“ Der alte Mann verließ den Thronsaal. Aber in der Tür drehte er sich noch einmal um und sagte: „Ihr werdet den heutigen Tag noch einmal verfluchen, König Falkon. Ihr solltet besser beten, dass euer Königreich niemals gegen eine Nation Krieg führen muss, die MEINE Erfindungen in ihrem Waffenarsenal hat.“ „RAUS!!!!“

In der Hauptstadt Eterias, Endor, bahnte sich unterdessen ein Machtwechsel an. Königin Ignissa war nur noch bedingt in der Lage, ihren Pflichten als Königin nachzukommen. Shina Fay und ihr Ehemann Galen waren auf Geheiß der Königin nach Endor gereist. „Shina Fay. Es tut mir so leid, dass du früher als eigentlich von mir beabsichtigt, mir auf Eterias Thron nachfolgen musst. Aber ich spüre, dass es mit mir zu Ende geht. Noch heute Abend sollst du die neue Königin werden.“ Shina Fay nickte.

Die Kunde, dass Shina Fay die Königin Eterias werden würde, verbreitete sich rasend schnell. Und so machten sich die Gäste, die noch vor wenigen Tagen Shina Fays Hochzeit beigewohnt hatten auf den Weg nach Endor. Gerade noch rechtzeitig trafen alle Bewohner Eterias und der befreundeten Königreiche in Eterias Hauptstadt Endor ein, um das große Ereignis nicht zu verpassen. Als die Sonne unterging und den Himmel blutrot färbte hatten sich alle auf dem großen Platz vor dem Regierungspalast versammelt. Ayla, die Hohepriesterin der Elfen Eterias, stand auf einem Podest und wartete auf Königin Ignissa und Shina Fay. Auf einem Kissen aus rotem Samt ruhte das goldene Königsdiadem.

Zuerst kam die amtierende Königin. Die Bewohner Eterias konnten ganz deutlich sehen, wie schlecht es um ihre Regentin bestellt war. Dann kam Shina Fay auf das Podest. Im Gegensatz zu Königin Ignissa, die bereits gesundheitlich schwer angeschlagen war, steckte die Elfe noch voller Lebensenergie. Bevor Ayla mit der Krönungszeremonie begann, richtete Ignissa noch einige letzte Worte an die Bewohner des Landes. „Liebe Freunde, liebe Bewohner Eterias, 175

liebe Gäste. Heute übergebe ich die Krone Eterias an meine Nachfolgerin Shina Fay. Sie wird unser Land in eine neue Zukunft führen, wie immer diese auch aussehen mag. Dient ihr so, wie ihr mir gedient habt.“ Ein lauter Beifall wurde laut.

Danach ging Königin Ignissa vor Ayla auf die Knie und diese nahm ihr die Krone ab. Sie nahm das Diadem der Königin und sah nun Shina Fay an. Diese ging auf die Knie und die Hohepriesterin setzte ihr das Königsdiadem auf den Kopf. „Kraft meines Amtes als Hohepriesterin, ernenne ich dich, Shina Fay, Regentin des Dorfes Aboleni und Stammesführerin vom Clan des roten Habichts, zur rechtmäßigen Königin Eterias.“ Shina Fay erhob sich. Nun nahm Ayla die Krone Ignissas und setzte sie Galen auf den Kopf. „Und dich Galen, vom Clan der schwarzen Witwe, ernenne ich hiermit zum König von Eteria.“

Später am Abend wurde Ignissa in die königlichen Gemächer gebracht. Shina Fay hatte es erlaubt. Nun saß sie an Ignissas Seite an ihrem Bett. „Shina Fay?“ „Ja?“ „Du siehst umwerfend aus. Zoll für Zoll strahlst du das aus, was du jetzt bist. Eine Königin.“ „Ich hatte keine Zeit mich umzuziehen und Kaitlyn zu bitten, mich umzustylen.“ „Gut, dass keine Zeit mehr blieb. Denn so kann ich dich noch einmal in deiner ganzen Schönheit sehen. Lebe frei und mögen die Götter mit dir sein.“ Shina Fay spreizte die Finger ihrer linken Hand auseinander, wobei sie den Zeige- und den Mittelfinger sowie den Ringfinger und den kleinen Finger zusammen ließ. Den Daumen spreizte sie leicht ab. Ignissa hob ihre rechte Hand und hielt sie an Shina Fays Hand. Wobei sie die Finger ebenso gespreizt hatte, wie ihre Nachfolgerin. „Langes Leben und Frieden, Ignissa.“ „Langes Leben und Frieden, Shina Fay.“

Um Mitternacht verstarb Königin Ignissa. Shina Fay war bestürzt. Doch es half alles nichts. Sie musste ihr Volk vom Tod der einstigen Königin unterrichten. Sie ging in den Thronsaal, wo Galen auf sie wartete. „Ist sie...?“ „Tot? Ja. Sie ist friedlich eingeschlafen. Aber jetzt muss ich das Volk Eterias von ihrem Tod in Kenntnis setzen. Es hat ein Recht darauf.“ Nur kurze Zeit später betrat Shina Fay den Balkon des Palastes und blickte auf die gewaltige Menschenmenge auf dem Platz. „Die Königin!“, rief einer. Von da an wusste Shina Fay, dass sie die ungeteilte Aufmerksamkeit ihres Volkes hatte. „Volk von Eteria!“, sagte sie mit lauter kräftiger Stimme. Alle wandten sich ihr zu. „Unsere geliebte Königin Ignissa ist vor wenigen Augenblicken nach Arandil eingezogen. Lasst uns ihrer als die Frau gedenken, als die wir sie kannten. Als eine weise und gerechte Königin, der das Wohl ihres Landes, UNSER Wohl immer wichtiger war, als das eigene. 176

Möge Ignissa in Frieden ruhen.“ „DIE KÖNIGIN IST TOT! LANG LEBE DIE KÖNIGIN!“

Am Tag von Ignissas Beisetzung hingen in allen Städten und Dörfern Eterias die Fahnen auf Halbmast. Shina Fay hatte Staatstrauer angeordnet. Sie saß gerade auf ihrem Thron, als ihr Diener ihren Halbbruder ankündigte. „Meine Königin, euer Halbruder Leto bittet um die Gnade einer Audienz.“ „Er soll eintreten.“ Nur kurze Zeit später betrat Königin Azuras rechte Hand den Saal. „Mein Kompliment, Shina Fay. Von der Stammesführerin, über die Dorfregentin zur Königin. Ein rasanter Aufstieg. Azura wird das gar nicht gefallen, wenn sie das erfährt.“ „Ach wirklich?“ „Ja. Königin Azura hat vor dich zu töten. Das hat sie bei ihrer Ehre geschworen.“ „Bei ihrer Ehre? Na dann hab ich ja nichts zu befürchten.“ „Du würdest die Sache bestimmt nicht so leicht nehmen, wenn du wüsstest, wie ernst es Azura ist. Sie verlangt nach wie vor deinen Kopf.“ „Den zu bekommen dürfte etwas schwierig werden, Leto. Ich bin jetzt die Königin Eterias. Und als solche kann ich mich ja wohl schlecht selbst ausliefern.“, sagte Shina Fay süffisant und zog eine Augenbraue nach oben. „Da hast du leider Recht, Shina Fay. Aber freu dich nicht zu früh. Noch liegen zwei Prüfungen vor dir.“ „Erzähl mir mal etwas, das ich nicht weiß, Leto.“

Shina Fays Halbbruder verließ den Thronsaal und kehrte durch ein magisches Portal nach Darkwood zurück. Königin Azura erwartete ihn bereits. „Nun Leto, was hat Königin Ignissa zu meiner erneuten Forderung, Shina Fay auszuliefern gesagt?“, fragte sie. „Ignissa ist nicht mehr Königin.“ „Wer ist es dann?“ „Es ist... Shina Fay.“ Diese Nachricht traf die Königin der Dunkelelfen wie ein Vorschlaghammer. „Könntest … Du das noch mal wiederholen?“ „Du hast mich schon verstanden. Shina Fay ist die Königin Eterias.“ „Das fehlte gerade noch.“ „Das ist noch nicht alles. Ignissa hat meine Halbschwester vor Jahren zu ihrer Nachfolgerin auserkoren. Sie hatte gehofft, dass sie die große Schlacht noch miterleben darf. Aber das sollte wohl nicht sein. Und bevor du mutmaßt, dass Shina Fay etwas mit Ignissas Tod zu tun haben könnte, dann muss ich dich enttäuschen Azura. Ignissa ist eines natürlichen Todes gestorben.“

In Endor hatten die Regenten der Städte und Dörfer ihre besten Krieger abgestellt, denn die neue Königin brauchte Schutz. Jabon, der neue Fürst von Vortavor, und Shina Fays Schwager, hatte die 15 besten Krieger ausgewählt. Um sie von den anderen Soldaten abzuheben, wurden die Schulterstücke ihrer Uniformen rot eingefärbt. Als seine Schwägerin die Truppe inspizierte färbte Jabon gerade dem Letzten Soldaten das Schulterstück auf der rechten Seite rot. „Shina Fay, das sind 15 unserer tapfersten Krieger. Sie sollen dir als Garde 177 dienen.“ Dann streckte er den Arm aus und hielt Shina Fay die rot gefärbte Hand vor die Nase. „Die Fedeikin.“, sagte er dann.

„Ich danke dir, Schwager.“ Zurück im Thronsaal nahm Shina Fay auf dem Thron rechts Platz. Ihr Sekretär erschien. „Meine Königin, soeben ist ein Fremder eingetroffen. Er scheint … ein Krieger zu sein, oder so was ähnliches.“ „Er soll eintreten.“ „Sehr wohl, meine Königin.“ Nur kurze Zeit später betrat ein groß gewachsener, und kräftig gebauter Mann den Saal. Er besaß zwar schon einen kleinen Bauch, aber nicht so ausgeprägt, dass man ihn als dick hätte bezeichnen können. Der Unbekannte trug einen schwarzen, kurzgeschnittenen Vollbart und hatte kurze schwarze Haare. Auffällig war auch die schwarze Hautfarbe. Die braunen Augen blickten ernst drein und Mordlust strahlte aus ihnen. Das runde Gesicht mit dem markanten Kinn und der breiten Nase war das eines Kriegers. Bekleidet war der Mann mit einem Lendenschurz aus Löwenfell und einem Oberteil mit langen Ärmeln aus schwarzem Stoff, das am Bauch frei war. Darüber trug der Fremde einen Fetzen auf dem Fell eines Leoparden. Um den Hals trug er eine Kette mit den Hauern von Warzenschweinen. An den Füßen trug er schwarze Schuhe aus Leder. Die Unterschenkel hatte er mit Stofflagen umwickelt. Auffällig war jedoch die zweischneidige Axt aus Edelstahl, die an einem Holzgriff mit einem Knauf aus demselben Material wie die Axtblätter, befestigt war.

„Seid mir willkommen Fremder.“, sagte Shina Fay freundlich. „Ich danke, euch, dass ihr mir einen Augenblick eurer sicherlich kurzen Zeit widmet, Majestät.“ „Ich fürchte, dass wir uns noch nie begegnet sind. Würdet Ihr mir freundlicherweise euren Namen verraten?“ „Ich bin Umslopogas.“ Bei diesem Namen wurde Shina Fay hellhörig. „Euer Name ist mir nicht ganz unbekannt. Ihr wart nicht zufällig der Oberbefehlshaber der Armee von König Dimetrios von Arden?“ „Ganz Recht. Aber als der König starb, erbte sein älterer Sohn Ikarus den Thron. Seine erste Amtshandlung war, mich zu entlassen. Ich hätte als Ausbilder weiter dienen können. Aber als es hieß, dass ich auf der Warteliste stehe, habe ich mich entschieden, Arden zu verlassen. Ich wäre stolz unter euch dienen zu dürfen, Königin Shina Fay.“ „Unter meiner Vorgängerin, Königin Ignissa, hat Eteria angefangen eine Armee aufzubauen. Überall im ganzen Königreich wurden Kasernen errichtet. In den größeren Städten haben wir auch Zitadellen. Unsere Armee ist zurzeit 36.000 Mann stark.“ „Da war eure Vorgängerin aber schon ziemlich fleißig.“, sagte Umslopogas. „Das ist richtig. Aber es bleibt die unverrückbare Tatsache, dass ich noch keinen Kommandeur für meine Armee habe. Ich könnte euch den Generalsposten anbieten, den ihr unter König Dimetrios innehattet.“ „Ich nehme euer Angebot in größter 178

Demut an, Hoheit.“ Damit hatte Shina Fay eines der Probleme gelöst, das ihre Vorgängerin nicht mehr hatte lösen können.

Die nächsten Tage verbrachte General Umslopogas damit, sich einen Überblick zu verschaffen. Er besuchte die Kasernen und ließ die Soldaten in Reih und Glied antreten. Dann schritt er die Reihe ab und sah jedem einzelnen ins Gesicht. Und während der Oberbefehlshaber der Landstreitkräfte seine Inspektionsrunde machte, ließ Shina Fay in den großen Hafenstädten die Vorbereitungen für den Bau von Werften treffen.

Schließlich kehrte Umslopogas von seiner Reise zurück. Shina Fay empfing ihn im Besprechungszimmer des Palastes. „General Umslopogas. Setzt euch doch.“, sagte sie freundlich. „Ich danke euch, meine Königin.“ „Was könnt Ihr mir berichten?“ „Ich muss sagen, dass ich begeistert bin. Ich habe in meiner Militärlaufbahn schon so manche Armee kommandiert. Aber keine war so hervorragend gedrillt, wie die eure.“ „Freut mich, das zu hören General. Gibt es eurer Meinung nach, irgendetwas, was mein Ehemann und ich verbessern könnten?“ „Ich habe gesehen, dass Eteria hauptsächlich über Infanterie und Kavallerie verfügt. Das ist schon ein Schritt in die richtige Richtung, Hoheit. Aber ohne eine solide Artillerie als Rückgrat, sind unsere Streitkräfte keinen Pfifferling wert.“ „Ich verstehe nicht allzu viel von Waffen, General. Erklärt mir bitte, was Ihr meint.“ „Ich rede von Kanonen. Sie sind Waffen für die Distanz. Dass bedeutet, dass wir mit Kanonen und Karronaden in der Lage wären, uns anstürmende Infanterie – und Kavallerie-Einheiten solange vom Leib zu halten, bis sie soweit dezimiert sind, dass wir sie mit unserer Kavallerie locker aufreiben können.“ „Tut mir Leid, General Umslopogas. Aber ich kann euch immer noch nicht ganz folgen.“

Doch bevor der General antworten konnte, betrat Shina Fays Ehemann Galen den Raum. „Ich störe dich nur ungern, Schatz, aber draußen wartet ein Mann. Ein ziemlich verschrobener Kauz, wenn ich das mal so sagen darf.“ „Hat er gesagt, wer er ist oder woher er kommt?“ „Weder noch. Aber er meinte, dass er Erfinder wäre und das seine Erfindungen für uns von unschätzbarem Wert seien.“ „Was meint Ihr General, soll ich mit diesem „Erfinder“ sprechen, oder soll ich ihn wegschicken?“ „Ich würde mit ihm reden, Majestät. Vielleicht verschaffen uns die Erfindungen dieses Mannes einen entscheidenden Vorteil unseren Feinden gegenüber.“

Nur wenig später betrat die Königin von Eteria den Thronsaal. Der Erfinder Catweazle, der eigentlich Königin Ignissa erwartet hatte, wurde unsicher. Shina Fay musterte den fremden Neuankömmling. Er war etwas kleiner und 179 schmächtiger gebaut, als Umslopogas. Seine kalten blauen Augen, die sonst immer sehr wachsam waren, blickten dieses Mal ängstlich drein. Die grauen Haare standen wirr vom Kopf und der graue Bart ebenfalls. Die Hakennase des Fremden sah aus wie ein Geierschnabel. Bekleidet war der Fremde mit einem braunen Lederhemd und braunen kurzen Lederhosen, die bis über die Knie reichten. Seine nackten Füße steckten in braunen Lederschuhen. Um den Hals trug der Fremde eine Goldkette mit einem keltischen Kreuz.

„Ihr wolltet mich sprechen, Fremder?“, fragte Shina Fay. „Ich dachte Königin Ignissa ist die Königin von Eteria.“ „Ich muss euch leider mitteilen, dass Königin Ignissa verstorben ist. Ihr könnt euch mit eurem Begehr auch an mich wenden. Ich bin Shina Fay. „Mein Name ist Catweazle, Mylady.“ „Seid mir willkommen, Catweazle. Was kann ich für euch tun?“ „Besser gesagt, was kann meine Wenigkeit für euch tun? Als ich in Kenley eintraf sah ich, dass einige Arbeiter das Fundament für eine Werft ausgehoben haben. Ich ging also davon aus, dass Ihr vorhabt, nicht nur Schiffe für den Handel zu bauen, sondern auch Kriegsschiffe.“ „Was die Kriegsschiffe angeht, liegt Ihr absolut richtig.“ „Dann kann ich euch vielleicht helfen. Was haben denn eure Nachbarn für Schiffe?“, fragte Catweazle. „Segelschiffe. Linienschiffe und Fregatten, soweit ich weiß.“ „HA! Und diese Narren haben mich abgewiesen. Ich verrate euch was, Königin Shina Fay. Diese Schiffe sind zwar auf den ersten Blick unbesiegbar, doch was ist, wenn der Wind nicht mehr weht?“ „Sagt ihr es mir.“ „Ganz einfach! Wenn Flaute ist, ist auch das stärkste Linienschiff zu nichts zu gebrauchen. Wenn es gestellt wird, muss es versuchen zu entkommen! Und wie soll das gehen, ohne Wind? Gar nicht. Es bleibt an Ort und Stelle.“ „Worauf wollt ihr hinaus, Catweazle?“ „Tschä! Tschä! Tschä! Ahnt ihr es denn nicht? Stellt euch vor, welchen Vorteil euer Königreich hätte, wenn es über eine Flotte verfügt, deren Rumpf nicht nur aus Stahl besteht, sondern die auch unabhängig vom Wind ist. Ich kann euch helfen, eure Kriegsschiffe mit den besten Waffen auszurüsten, die mir einfallen. Den Vorteil, den Eteria damit erringt, werden eure Nachbarn in Jahrzehnten nicht wettmachen können.“

„Euer Genie in Ehren. Aber ich kaufe nicht die Katze im Sack. Ich wünsche einen Beweis eurer Fähigkeiten. Danach werde ich entscheiden.“, sagte Shina Fay. „Wie Ihr wünscht, Hoheit. Würdet Ihr so freundlich sein, und mich nach Kenley begleiten?“ Shina Fay nickte. Zwei Tage später erreichte die Königin mit ihrem Gefolge die wieder aufgebaute Hafenstadt Kenley. „Seht dort hin.“, sagte Catweazle und wies in Richtung offenes Meer. Dort lag ein Schiff, wie es Shina Fay noch nie gesehen hatte. Das Schiff verfügte über einen Stahlrumpf 180

und war 200,6 m lang. Die Breite betrug 19,20 m. Die Verdrängung dieses Stahlschiffes betrug 14.795 Tonnen.

Die Königin suchte nach Masten für die Segel, doch es gab keine. Nur ein Schornstein, aus dem schwarzer Rauch quoll war zu sehen. Vor dem Schornstein befand sich ein turmförmiger Aufbau. „Wo sind die Segel?“ „Es gibt keine. Dieses Schiff stellt alles in den Schatten, was Ihr bis dahin gesehen habt.“ „Und wie treibt Ihr es an?“ „Mit Dampf. Dieses Schiff verfügt über 10 Kessel, die Dampf erzeugen. Diese werden mit einem Material befeuert, das man in meiner Heimat Öl nennt. Das Ganze funktioniert wie folgt. Die 10 Kessel erzeugen Dampf, der wiederum vier Turbinen antreibt. Diese übertragen die Kraft über die angeschlossenen Getriebe an die Antriebswellen, die die vier Propeller antreiben. Die ganze Maschinerie leistet 152.000 PS. Oh Verzeihung. Ich vergaß, dass Ihr mit manchen Begriffen nichts anfangen könnt. Dieses Schiff hat die Kraft wie 152.000 eurer ausdauerndsten Pferde. Die Geschwindigkeit liegt bei 34,25 Knoten.“ „Knoten? Ich verstehe nicht ganz, was Ihr meint.“ „Die Geschwindigkeit bei Schiffen wird in Knoten gemessen.“ „Verstehe.“ „Nun aber weiter. Seht Ihr die fünf Zwillingstürme? Drei am Bug, zwei achtern am Heck. Diese Geschütze verfeuern Granaten mit einem Kaliber von 20,3 cm. Mittschiffs seht Ihr vier Zwillingstürme mit insgesamt 12,7 cm. Außerdem sind noch acht 25 mm-Geschütze montiert.“

„Catweazle, ich muss zugeben, dieses Schiff ist beeindruckend. Doch ich würde es gerne in Aktion sehen, und mich von seinen Fähigkeiten überzeugen.“ „Nichts lieber als das.“ Mit einem Beiboot des merkwürdigen Schiffes wurde Shina Fay an Bord gebracht. Als das Boot längsseits ging, wurde eine Treppe ausgebracht und die Königin Eterias folgte Catweazle an Bord. Die beiden gingen einen Teil des Decks entlang, ehe sie durch eine Tür in den Turm kamen. Eine schmiedeeiserne Treppe führte Shina Fay und ihren Begleiter nach oben in einen Raum mit einer großzügigen Fensterfront mit Blick über den Bug auf die offene See. „Wo sind wir?“, fragte Shina Fay den Erfinder. „Auf der Brücke. Seht Ihr den Mann mit den Epauletten auf der Schulter und den drei goldenen Litzen an den Ärmeln seiner Jacke?“ Shina Fay nickte. „Das ist der Kapitän. Er hat hier das Sagen.“

Der Kapitän drehte sich zu Shina Fay um. Shina Fay sah in das runde Gesicht eines etwas älteren Mannes mit weißen kurz geschorenen Haaren und braunen Mandelaugen, die Güte ausstrahlten. Der Kapitän des Stahlschiffes war groß und kräftig gebaut. Bekleidet war der Mann außerdem mit einer schwarzen Hose, schwarzen Strümpfen und schwarzen Lackschuhen. An den Händen trug er weiße Stoffhandschuhe. 181

„Darf ich euch Kapitän Isoroku Yamamoto vorstellen, Hoheit?“, fragte Catweazle. „Willkommen in Eteria, Kapitän Yamamoto.“ „Es ist mir eine Ehre euch kennenzulernen, Königin Shina Fay.“ Die Elfe bemerkte einen Mann, der am Fenster stand und auf die offene See hinausblickte. Er war von mittlerer Größer und war eher schmaler vom Körperbau. Das ovale Gesicht mit den blauen Augen und der schmalen Nase hätte der selbst der beste Bildhauer nicht besser treffen können. Gekleidet war er wie Kapitän Yamamoto, nur das an den Ärmeln seiner Uniform eine Litze fehlte. „Mein erster Offizier Aichi Sarzai.“

Plötzlich riss der erste Offizier ein merkwürdiges Objekt vor sein Gesicht und sah angestrengt an den Horizont. „Was hat er?“ „Anscheinend hat er irgendwas entdeckt, meine Königin.“, sagte der Kapitän. „Ich sehe ein Schiff, Kapitän. Drei Masten. Vermutlich eine Fregatte.“ „Welche Flagge führt es?“, fragte Shina Fays Ehemann Galen. „Ein goldenes Kreuz auf weißem Untergrund.“ „Darf ich mal?“, fragte Shina Fay. „Bitte. Ihr müsst hier durch sehen.“, sagte der erste Offizier und zeigte Eterias Königin, wie man das Gerät bediente. „Ein keltisches Kreuz in Gold auf weißem Untergrund. Das ist ein Schiff der iberianischen Marine. Habt Ihr Königin Vivian etwa verärgert?“

„Sie wollte meine Erfindungen erwerben. Wogegen ja nichts spricht. Aber ich verkaufe sie nicht an Regenten, die sie zu eurem Unwohl einsetzen, Hoheit. Eure Feindin Königin Azura hat nämlich nicht nur Königin Vivian auf ihre Seite gezogen, sondern auch König Gundolf von Erimanteles.“ „Das fehlte noch. Na gut. Lasst die Fregatte ein wenig näher kommen und dann das Feuer eröffnen. Die Iberer sollen sich wundern.“, sagte Galen.

An Bord der Monte Christo, der neuesten Fregatte Iberias hatte der erste Offizier den Kreuzer entdeckt. „Holt den Kapitän.“, sagte er. Nur kurze Zeit später kam der Kommandant, ein groß gewachsener, kräftiger Mann mit grünen Augen und roten Haaren das Achterdeck. „Was gibt es, Mr. Allison?“ „Dort drüben ist die Suzuya. Aber sie wartet offenbar schon auf uns.“ „Woraus schließen Sie das?“ „Sie hat ihre Geschütztürme auf uns gerichtet.“ „Gehen Sie näher ran und dann eröffnen sie das Feuer.“ „Ja Sir.“

Als die Monte Christo etwas näher gekommen war, ließ Hernan Cortez das Feuer eröffnen. Doch die Kanoniere hatten zu kurz gezielt und so klatschte eine Kugel nach der anderen ins Wasser. „Darauf hab ich gewartet. Feuer frei!“, befahl Shina Fay. Die Suzuya antwortete mit einer Breitseite ihre Hauptartillerie. Die Granaten durchschlugen das Deck und rissen viele Menschen in den Tod. Doch eine Granate schlug im Hauptmagazin der Monte Christo ein und brachte das Kanonenpulver zur Detonation. Mit einem ohrenbetäubenden Knall 182

und einem riesigen Feuerball flog die Fregatte in die Luft. „Da hast du aber ein hübsches Feuerchen gelegt, Schatz.“, sagte Galen. „Das war eine Fregatte mit 48 Kanonen.“, sagte Umslopogas.

Shina Fay zog die Stirn in Falten. „Wieso 48? Ich hab nur 24 gesehen.“ „Auf der Steuerbordseite waren auch noch mal 24 Kanonen, Königin Shina Fay.“, sagte Kapitän Yamamoto. „Ich hoffe, dass war euch Demonstration genug.“ „Es war … beeindruckend. Nun gut. Ich habe gesehen, was ich sehen wollte. Ich werde mich mit meinen Beratern besprechen. Danach werde ich entscheiden.“

Am nächsten Morgen setzte sich Shina Fay mit ihren Freundinnen und ihrem Ehemann zusammen. „Ihr alle habt gestern selbst gesehen, was dieses Stahlschiff zu leisten im Stande ist.“, sagte die Königin. „Zugegeben, Shina Fay, die Suzuya hat eine beeindruckende Feuerkraft.“ „Aber? Ich habe das Gefühl, da müsste noch was kommen, Arteya.“ „Wir haben das Schiff noch nicht in Bewegung gesehen.“ „Stimmt. Aber wir sollten uns diese Möglichkeit nicht entgehen lassen, unseren Feinden gegenüber aufzuholen. Im Moment sind sie uns technologisch gesehen ein oder zwei Schritte voraus.“, warf Kaitlyn ein. „Mit diesen Schiffen können wir gegenüber unseren Rivalen einen Vorteil erringen, der noch Jahrhunderte anhält.“ „So eine Gelegenheit kriegen wir nicht noch mal auf dem Silbertablett serviert.“, sagte Shina Fay. „Du bist die Königin, Shina Fay. Letzten Endes entscheidest du.“ „Und mein Herz sagt mir, dass es richtig ist, die Erfindungen dieses alten Mannes zu erwerben.“

Um die Mittagsstunde begab sich Shina Fay zum Hafen hinunter um mit Catweazle zu sprechen. Der Erfinder erwartete sie bereits. „Ich hätte nicht gedacht, euch so schnell wiederzusehen.“ „Ich habe mich mit meinen engsten Vertrauten beraten. Uns allen ist die Bedeutung eures Angebots sehr wohl bewusst und auch eure Demonstration von gestern hat bei uns einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Wenn ich euer Schiff noch in Bewegung sehen könnte, würde ich diese Technologie gerne erwerben.“ „Na so was hör ich gern. Ich bin gerne bereit, euch eine weitere Demonstration meiner Fähigkeiten zu liefern.“

Shina Fay sah, wie aus dem Schornstein des Schiffes schwarzer Qualm aufstieg. Dann setzte sich der Kreuzer in Bewegung. Zuerst nur ganz langsam. Dann wurde das Schiff langsam schneller und der Bug drehte in Richtung offene See. Majestätisch glitt die Suzuya an der Mole Kenleys vorbei. Als das Schiff die offene See erreicht hatte drehte es auf Ostkurs und beschleunigte erneut. Eine Bugwelle baute sich auf, die größer wurde, je schneller das Schiff fuhr.

Als das Schiff wieder im Hafen lag wandte sich Shina Fay an Catweazle. 183

„Ihr habt mich vollends von euren Fähigkeiten überzeugt. Nennt mir euren Preis.“ „Tschä! Tschä! Tschä! Von jedem anderen Regenten hätte ich Geld genommen, aber doch nicht von euch! Ihr bekommt mein Wissen geschenkt, wenn ich hier in Eteria meine letzte Ruhe finden darf.“ „Einverstanden. Willkommen in Eteria.“, sagte Shina Fay und hielt dem alten Mann die Hand hin. „Ich danke euch. Aber jetzt sollten wir uns an die Arbeit machen. Ihr braucht Stützpunkte für eure Flotte und Werften in allen Hafenstädten.“ „Um die Koordination könnt ihr euch kümmern, Catweazle.“

In den nächsten Tagen wurden in allen Hafenstädten Eterias Werften gebaut. Die Regenten der anderen Königreiche sahen mit Besorgnis, wie Eteria technologisch immer weiter aufholte. König Gundolf von Erimanteles sandte seinen Kanzler nach Eteria, um sich dort ein bisschen umzusehen. Als Kanzler Sheamus O´ Byrne in Trondheim eintraf, sah er zu seinem größten Entsetzen, dass der Hafen erweitert worden war. Zum einen hatte man das Fahrwasser für die Schiffe auf eine größere Tiefe verändert, zum anderen war nicht nur eine Werft, sondern auch ein Flottenstützpunkt dazu gekommen. Schiffe gab es noch keine, doch auf der Werft war ein Schiff im Bau. Der Rumpf war 270,43 m lang und 32,98 m breit. Das Schiff würde einen Tiefgang von 11,6 m haben. Voll beladen würde dieser Stahlgigant 57.500 Tonnen verdrängen.

Die Aufbauten waren schon vorhanden, denn auch die Maschinen waren schon eingebaut. Vorne am Bug, der schmal gebaut worden war, waren zwei Drillingstürme mit einem Kaliber von 40,6 cm montiert. Ein dritter wurde gerade an Bord gehievt. Backbord und Steuerbord hatte man 10 Zwillingstürme mit einem Kaliber von 12,7 cm montiert. Auch mehrere Schnellfeuergeschütze mit Kalibern im Millimeter-Bereich waren montiert. Auffällig waren auch die vier Schiffsschrauben. Als der Kanzler auf dem Landweg nach Kenley kam war auch dort die Werft fertig und der Hafen durch einen Flottenstützpunkt erweitert worden. Wie auch in Trondheim lag auf der Werft ein im Bau befindliches Schiff. Auf dem Stützpunkt lag der schwere Kreuzer Suzuya.

Der Rumpf des im Bau befindlichen Schiffes war 237,00 m lang und 33 m breit. Der Tiefgang dieses Schiffes würde 10,5 m betragen und das Schiff würde bei voller Ladung 45.752 Tonnen verdrängen. Die Aufbauten mit den zwei Schornsteinen waren schon fertig und der vorderste Geschützturm, ein Drillingsturm mit 38,1 cm Kaliber, war gerade montiert worden. Der zweite Turm wurde gerade an Bord gehievt, während der dritte Geschützturm noch an Land gelagert wurde. Dazu kamen Backbord und Steuerbord jeweils zwei Drillingstürme mit einer Kaliber von 15,2 cm. 184

Dazu kamen noch vier Geschütze mit einem Kaliber von 12 cm und zwölf Schnellfeuergeschütze mit einem Kaliber von 9 cm. Auch in der Hafenstadt Altamira das gleiche Bild. Eine Werft, ein Flottenstützpunkt und auf der Werft ein im Bau befindliches Kriegsschiff. Der Rumpf war 263 m lang und 38,9 m breit. Der Tiefgang betrug 10,40 m. Dieser Gigant aus Stahl verdrängte stattliche 72.200 Tonnen. Die beiden vordersten Drillingstürme, mit einem Kaliber von 46 cm waren schon an Ort und Stelle. Gerade wurden der Brückenturm und der charakteristische Schornstein montiert. An Land lag noch ein dritter Drillingsturm mit 46 cm Kaliber. Dazu kamen acht Drillingstürme mit 15,5 cm Kaliber.

Dem Besucher aus Erimanteles gefiel gar nicht, was er sah. Er würde wohl ein paar mahnende Worte an die Königin Eterias richten müssen. Nach drei Tagen Reise traf Sheamus O´ Byrne im Morgengrauen in Endor, Eterias Hauptstadt ein. Als er in den Thronsaal geführt wurde, ging der Gast aus Erimanteles im Kopf noch einmal durch, was er Königin Ignissa sagen wollte. Umso überraschter war er, als er Shina Fay auf dem Thron Eterias sitzen sah. Die Elfe trug ein dunkelblaues Kleid, mit goldenen Stickereien. Dazu trug sie ihre blau-silbernen Sandaletten. „Was verschafft mir die Ehre eures Besuches, Kanzler?“ „Mein Herr, König Gundolf, hat mich beauftragt, nach Eteria zu reisen, um Gerüchten auf den Grund zu gehen, die besagen, dass Eteria dabei ist, militärisch aufzurüsten.“ „Und was habt Ihr für einen Eindruck gewonnen, Kanzler O´ Byrne?“, fragte Shina Fay. „Sie stimmen. Leider muss man sagen.“ „Wieso „Leider“?“ „Was bezweckt Ihr mit diesem militärischen Aufrüsten? Eteria hatte es in der Vergangenheit doch auch nicht nötig.“ „Damals war die Situation auch eine ganz andere. Heute aber, ist Eteria eine aufstrebende Nation, die für sich beansprucht, ihren Nachbarn politisch auf Augenhöhe zu begegnen. Euer König soll sich schnell daran gewöhnen, dass Eteria ein gewichtiges Wörtchen mitredet, wenn Politik gemacht wird. Kein Königreich wird länger herablassend auf Eteria herabblicken. Diese Zeiten sind vorbei.“

„Königin Shina Fay, mein König hat Verständnis dafür, dass ihr eure Landesgrenzen mit starken Landstreitkräften schützen müsst. Aber dieses maritime Wettrüsten hält er für falsch.“ „Das heißt, ich soll meine Schiffsbauaktivitäten einstellen?“ „Es wäre das vernünftigste, denke ich.“ „Kanzler O´Byrne. Ihr seid gut damit beraten, mir genau zuzuhören. Denn ich sage das nur einmal. Euer König soll nicht auf die Idee kommen und meine Pläne zum Aufbau einer schlagkräftigen Marine durchkreuzen. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen. Ihr könnt gehen.“ „Aber...“ „Habt Ihr nicht gehört, was ich gesagt habe? IHR KÖNNT GEHEN!!!“, sagte Shina Fay streng. 185

Zurück in Syrakus, der Hauptstadt von Erimanteles, erstattete der Kanzler König Gundolf Bericht. „Mein König, ich habe mich in Eteria umgesehen, wie Ihr befohlen habt. In den Hafenstädten Trondheim, Kenley und Altamira habe ich jeweils eine Werft und einen Flottenstützpunkt vorgefunden.“ „Hast du sonst noch was gesehen?“ „Auf den Werften konnte ich drei im Bau befindliche Schiffe sehen, die kurz vor ihrer Fertigstellung stehen. In Kenley liegt im Flottenstützpunkt die Suzuya, der schwere Kreuzer, den Catweazle mitgebracht hatte, als er uns besucht hat.“ „Also hat er sein Wissen an Königin Ignissa verkauft.“, sagte der König. „Ich fürchte, ich muss euch korrigieren. Ignissa ist nicht mehr Königin von Eteria. Die neue Königin ist Shina Fay.“ „Etgos Enkelin. Ich hoffe, dass sie keine Dummheit begangen hat.“ „Ignissa ist an Altersschwäche gestorben. Aber Shina Fay hat mir eine Warnung für euch mitgegeben. Und ihr tätet gut daran sie ernst zu nehmen. Shina Fay scheint es zu hassen, wenn jemand ihre Pläne zum Aufbau einer schlagkräftigen Marine durchkreuzt. Und wir beide kennen White Angels Tochter.“ „Ja. Hat Shina Fay mit Konsequenzen gedroht?“ „Noch nicht. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie uns per Bote welche androht.“

Noch am selben Tag war in Trondheim, das erste der neuen Kriegsschiffe fertig geworden. Shina Fay hatte sich mit ihrem Gefolge auf der Werft eingefunden um dem Stapellauf des neuen Schiffes beizuwohnen. Auf Shina Fays Geheiß hin hatte man den Stahlgiganten auf den Namen „Netanya“ getauft. Die Nichte der verstorbenen Hohepriesterin sollte als Taufpatin fungieren. „Ich taufe dich auf den Namen „Netanya“.“, sagte Evolet, Netanyas Nichte und ließ eine Flasche mit einer perlenden Flüssigkeit am Bug zerschellen. Unter den Klängen der Nationalhymne Eterias glitt der mächtige Stahlkoloss ins Wasser. Und während in Trondheim das erste neue Kriegsschiff vom Stapel gelaufen war, wurde in Catania am nächsten Schiff gebaut.

Das neue Kriegsschiff war 186 m lang, 21,65 m breit und hatte einen Tiefgang von 7,34 m. Der vierte Schiffsneubau verdrängte 16.020 Tonnen. Die Höchstgeschwindigkeit sollte bei 28,5 Knoten liegen. Auch hier waren schon die Aufbauten, sowie der Schornstein auf dem Schiff angebracht worden. Auch die beiden Drillingstürme am Bug und achtern am Heck waren schon verbaut. Was noch fehlte, waren die acht 15-cm-Schnellfeuer-Geschütze.

Einer der nächsten Schritte von Shina Fay war, den durch den Vulkanausbruch zerstörten Ort Santa Catarina wieder aufzubauen. Da dieser am Meer gelegen hatte, war es naheliegend, dort ebenfalls einen Hafen sowie eine Werft und einen Flottenstützpunkt zu errichten. Doch dafür brauchte Shina Fay Leute, 186

die mithalfen, Santa Catarina wieder aufzubauen. Aber woher sollte die Königin die Leute nehmen? Zumal sie auch noch mit sozialen Problemen zu kämpfen hatte. Es gab Eterianer, die in den größeren Städten lebten, aber keine Arbeit und auch kein Dach über dem Kopf hatten.

Dieses Problem galt es dringend zu lösen, bevor der Winter kam. Shina Fay war in der Bibliothek, als Desdemona zu ihr kam. „Kannst du einen Augenblick für mich erübrigen, Shina Fay?“, fragte sie. Die Königin erschrak. „Sag mal, hast du noch alle Ziegel auf dem Dach, Desdemona?“ „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken, aber du wirst dringend erwartet.“ Shina Fay stöhnte schwer. „Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer ist, Königin zu sein.“ „Kann ich dir irgendwie helfen?“ „Ich habe vor Santa Catarina, den Küstenort der durch den Vulkanausbruch zerstört wurde, wieder aufzubauen. Aber ich weiß nicht, woher ich die Leute nehmen soll. Und dann sind da noch die Eterianer, die keine Arbeit und kein Dach über dem Kopf haben.“ „Da hast du doch des Rätsels Lösung.“, sagte Desdemona. Eterias Königin sah die Naga-Königin fragend an. „Du willst Santa Catarina wieder aufbauen. Und die Untertanen, die keine Arbeit und kein Obdach haben, würden sich freuen, wenn du ihnen Arbeit gibst. Sie sollen dann auch in der neuen Stadt leben dürfen.“

Shina Fay fiel eine tonnenschwere Last von der Seele. „Ich danke dir, Desdemona. Schicke Boten in die Städte und lass alle Eterianer ohne Arbeit und Obdach zu mir kommen. Aber wer erwartet mich so dringend?“ „Deine Cousine. Sie hat ein Problem und bräuchte deinen Beistand.“ Nur kurze Zeit später erschien Shina Fay im Thronsaal. Nach einer innigen Umarmung kam Aradil gleich zur Sache. „Ich brauche deine Hilfe, Shina Fay.“, sagte sie. „Was hast du für ein Problem?“ „Eine Gruppe Elfen aus Atlantis sucht ein neues Zuhause. Alle Dörfer in Edendale können sie nicht aufnehmen. Ich habe sie mitgebracht, in der Hoffnung, dass du mir helfen kannst.“ „Gut gemacht. Ich habe nämlich eine Aufgabe für deine heimatlosen Elfen. Sie können mit den Eterianern, die weder Arbeit noch Obdach haben, Santa Catarina wieder aufbauen.“ „Du machst Witze, Cousinchen.“ „Nein, Aradil. Es ist mein Ernst. Santa Catarina war eine aufstrebende Stadt, bis die Midgardschlange sie zerstört hat.“ „Ich danke dir. Wann soll mit dem Bau begonnen werden?“ „So bald wie möglich.“

Nach zwei Tagen brach ein Treck von Endor aus nach Westen auf. Da Shina Fay den Unglücksort zur Gedenkstätte erklärt hatte, musste Santa Catarina an einem anderen Küstenabschnitt errichtet werden. Eine Bucht, 35 Meilen südlich von der alten Stadt Santa Catarina, war bestens geeignet. Shina Fay, die mitgereist war, wies jeder Familie einen festen Platz zu, an der sie ihre Häuser bauen konnten. 187

Nach nur drei Tagen, war eine hübsche kleine Siedlung entstanden. Als nächstes wurde der Hafen errichtet, dem dann die Werft und der Flottenstützpunkt folgten. Damit hatte Eteria neben den bisherigen Hafenstädten, Catania, Altamira, Kenley, Portimao und Trondheim mit Santa Catarina einen weiteren Warenumschlagplatz bekommen und auch die Kapazitäten für die Abfertigung von Handelsschiffen erhöht. Doch auch die Marine Eterias hatte mit dem Flottenstützpunkt neue Kapazitäten.

Nach und nach fing Santa Catarina an zu wachsen. Denn nun wurden Leute für den Schiffbau benötigt. Aus allen benachbarten Königreichen kamen die Leute. So mancher gute Mann nutzte diese Gelegenheit und floh vor der Tyrannei in seiner Heimat. An einem schönen Spätsommertag kam die Königin nach Santa Catarina. Sie hatte von Catweazle Pläne für ein neues Kriegsschiff bekommen und war in die neue Hafenstadt gereist um dem Bürgermeister der Stadt den Bau für dieses neue Schiff zu erteilen.

Das Schiff sollte 227 m lang und 31 m breit werden. Der Tiefgang wurde mit 19,9 m bemessen und die Verdrängung sollte bei 44.460 Tonnen liegen. Dieses Schiff sollte einen turmartigen Aufbau und zwei Schornsteine erhalten. Die Bewaffnung sollte aus 10 36-cm-Geschützen bestehen, die auf drei Geschütztürme verteilt waren. Ein Vierlings-Turm sollte vorne am Bug, der andere achtern am Heck positioniert werden. Am Bug war noch ein Zwillingsturm vorgesehen, der über dem Vierlings-Turm seinen Platz haben sollte. Backbord und Steuerbord sollten jeweils vier Schnellfeuer-Geschütze vom Kaliber 13,3 cm in Zwillingstürmen angeordnet sein.

Shina Fay wohnte noch der Kiellegung des neuen Kriegsschiffes bei, ehe sie nach Altamira weiterreiste. Denn in Kenley war ihr Ehemann Galen eingetroffen, um bei der Taufe des zweiten Schiffsneubaus das eterianische Königshaus zu vertreten. Das Schiff, dessen Stapellauf an diesem Tag an diesem Tag im Spätsommer stattfand, hatte auf Shina Fays Befehl hin den Namen „Endor“ erhalten. Galen hielt eine Rede, die er mit den Worten „Fahre glücklich stolzes Schiff und verkörpere eterianische Seemannsart. Ich taufe dich auf den Namen „Endor“.“, enden ließ.

Unter den Klängen der Nationalhymne glitt das neue Kriegsschiff ins Wasser. Damit verfügte Eteria nun über drei einsatzbereite Kriegsschiffe. Schiff Nummer drei trug den Namen „Altamira“. Wie schon Netanyas Nichte Nadeshda hasste es Shina Fay eine Rede zu halten. „Ich taufe dich auf den Namen „Altamira“.“, sagte sie und warf danach die Flasche, die am Bug des Schiffes zerbrach. Unter den 188

Klängen von Eterias Nationalhymne glitt der Koloss aus Stahl ins Wasser. Und während die beiden neuen Schiffe an den Kaianlagen in den Häfen noch fertig ausgerüstet wurden, war in Catania der vierte Neubau fertig gestellt worden. Bei dieser Zeremonie repräsentierte Kaitlyn das eterianische Königshaus. Das vierte Schiff trug den Namen „Kaitlyn“, so wie es von Shina Fay vorgesehen worden war. Auch Königin Azuras Tochter hielt nicht viel vom Reden halten. Und so sagte sie nur „Ich taufe dich auf den Namen „Kaitlyn“.“, ehe sie die Flasche warf. Und wieder wurde die Nationalhymne Eterias gespielt, unter deren Klängen das neue Schiff von seinem Stapel ins Wasser glitt.

In Endor hatte Catweazle bereits die Pläne für ein neues Schiff fertig gezeichnet. Shina Fay besuchte ihn nach ihrer Rückkehr aus Altamira. „Ich sehe, Ihr wart wieder fleißig, Catweazle.“, sagte sie. „Ihr habt mir einen klaren Auftrag erteilt und werde alles Menschenmögliche tun, um ihn zu eurer vollsten Zufriedenheit auszuführen.“ „Nichts anderes erwarte ich auch von euch. Ich habe im Moment vier Werften, deren Arbeiter nichts zu tun haben. Wir sollten ihnen so schnell wie möglich was zu tun geben.“ „Ich habe die Pläne für einen neuen Schiffstyp fertig. Aber ich bin leider nur ein Mensch. Erwartet bitte keine Wunder von mir.“ „Ihr tut euer bestes, Catweazle. Dessen bin ich mir durchaus bewusst. Ihr solltet euch einen Schüler nehmen, und ihn ausbilden. Was denkt Ihr?“ „Keine schlechte Idee. Aber gibt es jemanden in Eteria, der alt genug ist, um bei mir in die Lehre zu gehen?“ „Ja. Lothar, der Sohn von Fürst Jabon, meinem Schwager.“

„Einverstanden. Wie viele einsatzbereite Schiffe haben wir schon?“ „Mit der Suzuya und den vier Neubauten, insgesamt fünf. Euer letzter Entwurf wird gerade auf der Werft von Santa Catarina gebaut.“ Catweazle sah Shina Fay fragend an. „Vor drei Jahren, als die Midgardschlange hier aktiv war, hat sie durch einen Vulkanausbruch den Küstenort Santa Catarina dem Erdboden gleich gemacht. Ich habe die Stadt an einer anderen Stelle wieder aufgebaut.“ Catweazle nickte anerkennend. „Eine weise Entscheidung. So habt Ihr mehr Kapazitäten für den Handel und für eure Rüstungsvorhaben. Aber jetzt habe ich eine Frage an euch.“ „Ich höre.“ „Wie ist denn hier der Bildungsstand?“ „Zugegeben, die Bildung hatte bei meiner Vorgängerin keinen hohen Stellenwert.“ „Das ist nicht gut. Ihr solltet euch auch um dieses Problem kümmern. Ohne einen guten Abschluss hat selbst der intelligenteste Elf oder Mensch keine Perspektive. Eine solide Bildung ist das A und O einer florierenden Nation. Ihr seid eine der wenigen, die Lesen, Schreiben und Rechnen können. Wenn Ihr in Zukunft vermeiden wollt, das eure Untertanen ihr Dach über dem Kopf verlieren, dann solltet Ihr ihnen den Zugang zu einer guten Bildung nicht verwehren.“, sagte Catweazle. Shina Fay erwiderte nichts. Sie wusste nur zu gut, dass der alte Mann Recht hatte. 189

Zwei Tage nach dem Gespräch mit Catweazle ordnete Shina Fay per Dekret an, dass jedem Einwohner Eterias der Zugang zu Schulen und Universitäten zu gewähren war. Denn sie wollte nicht noch einmal riskieren, dass Leute ihr Dach über dem Kopf verloren. Außerdem hatte sie per Bote die Pläne für das neue Schiff nach Portimao geschickt, damit die dortige Werft ebenfalls vom maritimen Rüstungsprogramm Shina Fays profitierte.

In Santa Catarina war der Rumpf des neuen Schiffes bereits fertig und die Maschinen eingebaut. Nun wurde das Deck fertig gestellt. In Portimao hatte man mit der Kiellegung des nächsten neuen Schiffes begonnen. Das Schiff würde 234,9 m lang und 30,0 m breit sein. Der Tiefgang würde 9,9 m betragen und die Verdrängung bei 38.709 Tonnen liegen. Angetrieben werden sollte das neue Kriegsschiff von 12 Dampfkesseln, die ihre Kraft auf drei Getriebeturbinen übertrugen und somit eine Höchstgeschwindigkeit von 31,5 Knoten ermöglichten. Die Aufbauten bestanden aus einer massiven Stahlkonstruktion, auf der man die Brücke aufgesetzt hatte. Dahinter ragte ein Turm auf, der mit allerlei technischen Instrumenten ausgerüstet war und dem sich der Schornstein anschloss.

Die Bewaffnung sollte aus drei Drillingstürmen mit einem Kaliber von 28 cm bestehen. Zwei der Türme sollten am Bug ihren Platz haben, der dritte achtern am Heck. Backbord und Steuerbord waren jeweils sechs Schnellfeuer-Kanonen mit einem Kaliber von 15 cm. Dazu kamen noch Geschütze mit 10,5 cm Kaliber. 14 Stück waren vorgesehen. Außerdem sollten noch 16 Geschütze mit einem Kaliber von 3,7 cm und 38 2-cm-Geschütze verbaut werden.

Der Sommer war dem Herbst gewichen und die Blätter der Bäume färbten sich bunt. Eteria verfügte nun über sechs einsatzbereite Kriegsschiffe. Denn mit dem Stapellauf der „Santa Catarina“ war das neueste Schiff dazu gekommen. Für König Gundolf ein Grund nach Eteria zu reisen. Als er in Portimao ankam, sah der König von Erimanteles, wie unter den Klängen der Nationalhymne Eterias das sechste neugebaute Schiff vom Stapel lief. Damit verfügte Eteria über sieben einsatzbereite Kriegsschiffe. König Gundolf musste sich eingestehen, dass Eterias Marine zahlenmäßig zwar unterlegen war, jedoch in der Lage war, bei den Schiffen seiner Feinde für hohe Verluste zu sorgen.

Als er an Land ging traf er Shina Fay, die gerade die Werft verlassen hatte. „Königin Shina Fay, kann ich euch unter vier Augen sprechen?“, fragte König Gundolf. „Nur zu.“ Im Sitzungssaal des Rathauses kam der König dann zur Sache. „Shina Fay, du weißt, dass ich dich gern hab.“ „Spar dir deine langweiligen Phrasen Gundolf. 190

Du hast dich mit Azura verbündet. Und das verzeihe ich dir nie. Ich habe mal viel von dir gehalten Gundolf. Doch jetzt habe ich nur Verachtung für dich übrig.“ „Shina Fay. Bitte. Nimm Vernunft an, und beende dieses unsinnige Rüstungsprogramm.“ „Nenn mir einen vernünftigen Grund, warum ich das tun sollte.“ „Du gefährdest den Frieden, den Ignissa die ganze Zeit aufrechterhalten hat. Wenn du so weiter machst, wird alles nur noch viel schlimmer.“ „Damit die anderen Königreiche Eteria weiterhin demütigen und verlachen können? Niemals. Ich werde nicht zulassen, dass mein Königreich weiterhin klein gehalten wird.“ „Dann wird es Krieg geben. Ich bin enttäuscht von dir, Shina Fay. Ich hatte gehofft, dass du auf mich hören und dieses Aufrüsten stoppen würdest. Aber du bist stur und uneinsichtig. Willst du wirklich das Blut unschuldiger vergießen?“

Shina Fay drehte dem König von Erimanteles den Rücken zu. Eine Weile sagte keiner ein Wort. Dann fuhr Shina Fay herum und sah dem König ins Gesicht. „Ich habe keine andere Wahl. Ich habe Königin Ignissa etwas geschworen. Und ich werde meinen Schwur nicht brechen.“ „Verstehe. Aber eines solltest du wissen.“ „Was?“ „Die Landstreitkräfte wurden Eteria zugestanden. Aber die Marine wirst du nicht behalten dürfen.“ „So und warum nicht?“ „Viele Regenten fürchten um ihre Vormachtstellung auf den Weltmeeren. Wenn du noch mehr Schiffe bauen und in Dienst stellen lässt, wird Eteria die Meere beherrschen. Königin Vivian ist es ein Dorn im Auge, dass man Eteria überhaupt eine Armee zugestanden hat.“ „Nur weil sich ein paar Staatsoberhäupter vor Angst in die Hosen machen, soll ich aufhören, meinem Königreich zu einer nie dagewesenen Größe zu verhelfen? Ich bin nicht Königin von Eteria geworden, um vor den anderen zu kuschen.“

König Gundolf kehrte auf sein Schiff zurück. „Leb wohl Shina Fay. Und hoffentlich wirst du doch noch vernünftig. Denn ich will dir nicht auf dem Schlachtfeld gegenüberstehen.“ „Dann hättest du dich nicht mit Königin Azura einlassen dürfen. Vielleicht ist es noch nicht zu spät dafür. Du kannst das Bündnis noch aufkündigen.“ „Nicht ich habe das Bündnis besiegelt. Es war mein jüngerer Sohn. Was soll ich tun, Shina Fay?“ „Schicke ihn ins Exil. Wenn es ihn unbedingt zu Königin Azura zieht, dann soll er dort hingehen. Gib ihm eine Botschaft für die Königin der Dunkelelfen mit, in der du sie wissen lässt, dass euer Bündnis nicht mehr gilt und dass du dich neutral verhältst.“

Am Abend kehrte Shina Fay nach Endor zurück. Sie suchte Catweazle auf. Sie fand ihn in seinem Haus in den Vororten des Hauptstadt. Als sie durch die Tür trat, war der alte Mann gerade mit seinem Schüler Lothar am Zeichenbrett. Erst als Shina Fay sich räusperte, drehte sich Catweazle zu ihr um. „Willkommen zu Hause königliche Hoheit.“, sagte er. „Ich danke euch. 191

Wie macht sich Lothar?“ „Der Junge ist gut. Er lernt sehr schnell. Er ist sogar schon so weit, dass er schon selbst Schiffe entwerfen kann.“ „Es freut mich, das zu hören.“, sagte Shina Fay. „Wollt Ihr euch seinen ersten richtigen Entwurf mal ansehen?“ „Wenn ich darf.“ „Natürlich darfst du, Tante Shina Fay.“ Die Königin sah sich den Entwurf von Jabons Sohn genau an. Und was sie sah, gefiel ihr. Der Entwurf zeigte ein Schiff, das 179 m lang, 18 m breit und einen Tiefgang von 5,9 m haben sollte. Die Verdrängung sollte bei voller Beladung 9.950 Tonnen betragen. Am Bug hatte Lothar zwei Drillingstürme mit einem Kaliber von 20,3 cm vorgesehen. Achtern am Heck einen dritten. Dazu kamen noch acht 12,7-cm-Kanonen, von denen vier als Zwillingstürme auf der Backbordseite und die anderen vier Zwillingstürme auf der Steuerbordseite aufgestellt werden sollten.

Die Brücke sollte sich in einem kleinen turmartigen Aufbau befinden und ein wenig überstehen. Dahinter sollten sich zwei Schornsteine befinden. Vor dem dritten Geschützturm am Heck war noch ein kleiner Mast eingezeichnet. „Gute Arbeit Lothar.“, sagte Shina Fay. „Dann wird dieses Schiff also gebaut?“ „Ja. Und zwar genau so.“, sagte Shina Fay. „Dein Vertrauen ehrt mich Tante.“, sagte Lothar. Shina Fay bat Lothar ihr die Pläne auszuhändigen. „Dieser Auftrag geht an die Werft in Santa Catarina. Ich frage nicht, wann ihr den nächsten Entwurf fertig habt, denn das würde nur unnötig Druck aufbauen. Wenn ihr was habt, meldet euch.“ Catweazle nickte kurz.

In Santa Catarina traf ein Bote Shina Fays mit den Plänen für das neue Schiff ein. Diese übergab er dem Leiter der Werft. „Königin Shina Fay wünscht, dass Ihr dieses Schiff baut.“, sagte der Bote. „Den Befehl bekommen, heißt ihn ausführen.“ In Endor jedoch sah Catweazle seinem Ende entgegen. Lothar saß am Zeichenbrett und fertigte einen neuen Entwurf an. Er war fast fertig, als Catweazle ihn zu sich rief. „Was gibt es Meister?“ „Ich fürchte, es geht zu Ende mit mir. Lass die Königin kommen.“

Shina Fay kam auch. Doch als sie sah, wie schlecht es um Catweazle stand, war sie den Tränen nahe. Denn sie hatte den alten, verschrobenen Kauz in ihr Herz geschlossen. „Erinnert Ihr euch noch, an den Tag, an dem wir uns kennenlernten?“ „Ja, ich erinnere mich. Ihr habt mir die Chance geboten, Eteria zu neuer Größe zu verhelfen.“ „Bereut Ihr es, dass Ihr mein Angebot angenommen habt?“ „Nein. Ihr wart eine Bereicherung für uns. Ganz Eteria steht für immer in eurer Schuld.“ „Ihr und eure Untertanen schuldet mir nichts. Ich habe nur meine Aufgabe erfüllt.“ „Eure Aufgabe?“ „Ja. Ich sollte euch aufsuchen und euch mit meinem Wissen unterstützen. Nun kann ich mit dem Wissen von dieser Welt gehen, dass ich nicht versagt habe. 192

Ihr müsst euch künftig auf Lothar verlassen. Er wird mein Wissen eines Tages selbst weitergeben.“ Wie schon beim Abschied von Ignissa spreizte Shina Fay die Finger ihrer linken Hand auseinander, wobei sie den Zeige- und den Mittelfinger sowie den Ringfinger und den kleinen Finger zusammen ließ. Catweazle streckte ihr seine rechte Hand entgegen. Die Finger genauso gespreizt wie bei Shina Fay. „Langes Leben und Frieden, Catweazle.“, sagte die Königin. „Langes Leben und Frieden, Shina Fay.“ „Gestattet Ihr mir noch eine Frage, Catweazle?“ „Nur zu.“ „General Umslopogas meinte ich bräuchte für meine Landstreitkräfte noch Artillerie-Einheiten. Was meint er mit Artillerie?“ „Hast du nicht die großen Geschütze auf den Decks deiner Schiffe gesehen?“ „Doch.“ „Das ist Artillerie. Du kannst sie an Land einsetzen in Form von Kanonen, Mörsern und Haubitzen, aber auch auf See in Form von schweren Geschützen, wie deine Schiffe sie tragen.“ Shina Fay verstand. „Catweazle, ich verspreche dir, dass du nie vergessen werden wirst. Eine Statue aus Gold soll in Santa Catarina an dich erinnern.“ „Tschä! Tschä! Tschä! Ein Denkmal. Muss das sein?“, empörte sich Catweazle. „Ein Denkmal, das eines Genies würdig ist.“

„Ich brauch so etwas nicht, Shina Fay. Du bist eine gute Königin. Regiere weise. Versprich mir das.“, waren Catweazles letzte Worte, ehe er seine Augen für immer schloss. „Ich verspreche es, Catweazle.“ „Ist er...?“ „Tot? Ja Lothar. Dein Mentor ist gerade nach Arandil gegangen. „Ich habe einen neuen Entwurf fertig, Tante Shina Fay. Willst du ihn dir ansehen?“ „Später. Jetzt hab ich nicht den Nerv dafür. Ich muss den Tod von Catweazle erst mal verarbeiten.“ „Darf ich einen Vorschlag machen, Tante?“ „Ich höre.“, sagte Shina Fay geistesabwesend. „Wenn du meinen Entwurf abgenickt hast, würde ich den Auftrag für den Bau dieses Schiffes an die Werft in Trondheim geben.“ „Ich werde deinen Vorschlag im Hinterkopf behalten, Lothar. Mehr kann ich dir nicht versprechen.“

In Santa Catarina war das neue Schiff fast fertig. Die Arbeiter sprachen mit dem Werftleiter, wie das neue Kriegsschiff heißen sollte. „Unsere Königin kommt aus den Wäldern von Aboleni. Vielleicht könnten wir das neue Schiff nach der Heimat von Shina Fay benennen.“ „Hat irgendjemand Gegenvorschläge?“, fragte der Werftleiter in die Runde. Keiner sagte ein Wort. Stattdessen nickten alle zustimmend. „Ich denke, dass Ihre Kollegen dem Namensvorschlag zugestimmt haben. Das neue Schiff soll „Aboleni“ heißen.“

Später am Abend suchte Lothar seine Patentante auf. Den Entwurf für das nächste Kriegsschiff hatte er in einer Aktenmappe verstaut. Als er den Palast betrat, ging er zielstrebig zum Besprechungszimmer. Lothar klopfte. Auf Shina Fays „Herein“, öffnete Jabons Sohn zaghaft die Tür. 193

Als er den Kopf durch die Tür steckte, bemerkte Lothar, dass die Cousine seiner Patentante anwesend war. „Komm ruhig rein, Lothar. Aradil kennst du ja.“ Zögerlich betrat Shina Fays Patenkind das Zimmer. „Ich habe meinen neuen Entwurf mitgebracht. Aber ich will nicht stören.“ „Du störst nicht. Aradil und ich sind uns wegen der Nachfolge bezüglich der Clanführung einig. Aradils ältester Sohn wird ab sofort den Clan und das Dorf führen.“ Lothar seufzte erleichtert. „Aber jetzt lass mich mal deinen Entwurf sehen.“, sagte Shina Fay.

Shina Fay sah sich die Pläne durch und nickte anerkennend. Denn was sie sah, gefiel ihr. Die Pläne zeigten ein Schiff mit einer Länge von 262,2 m und 31,7 m Breite. Der Tiefgang betrug 8,9 m. Die maximale Verdrängung lag bei 48.360 Tonnen. Die Bewaffnung bestand aus vier Zwillingstürmen mit einem Kaliber von 38,1 cm und auf der Backbordseite sowie der Steuerbordseite jeweils sechs Schnellfeuer-Kanonen mit einem Kaliber von 14 cm. Die Kommandobrücke des Schiffes befand sich in einem Turm, der hinter einem halbrunden Vorbau angeordnet war, in dem sich sämtliche Gerätschaften zur Zielerfassung befanden. Dahinter kamen die beiden Schornsteine. Achtern kam noch ein Mast und ein kleiner Aufbau. Dazwischen waren die Davits für die Rettungsboote vorgesehen, an denen jeweils eines hängen sollte. Hinter der Brücke ragte ein zweiter Mast empor. Die Höchstgeschwindigkeit dieses Schiffes sollte bei 31,07 Knoten liegen. „Gute Arbeit, Lothar. Ich bin einverstanden. In Trondheim wolltest du das Schiff bauen lassen. Habe ich das so richtig verstanden?“ „Ja, Tante Shina Fay.“ „Einverstanden. Morgen früh reisen wir erst nach Trondheim und übergeben dem Werftleiter die Pläne. Dann reisen wir nach Santa Catarina. Das neue Schiff ist fertig.“

Am nächsten Morgen ging die Reise los. Shina Fay reiste, wie es sich für die Regentin eines Königreiches gehörte, in der königlichen Kutsche. Am späten Vormittag erreichten die Königin und ihr Gefolge die Hafenstadt Trondheim. Dem Leiter der dortigen Werft wurden die Pläne für das neue Kriegsschiff übergeben, dessen Kiellegung Shina Fay noch mit verfolgte, ehe sie nach Santa Catarina weiterreiste. Als sie dort eintraf, hatte gerade die Flut eingesetzt. Perfekte Bedingungen für einen Stapellauf.

Noch wusste Shina Fay nicht, was sie erwartete. Der Werftleiter hatte sie lediglich wissen lassen, er hätte eine Überraschung für sie. Als die Königin jedoch sah, welchen Namen das Schiff trug, war sie den Tränen nah. Mit den Worten „Ich taufe dich auf den Namen „Aboleni“.“, ließ die Königin wieder eine Flasche Sekt, denn um diesen handelte es sich, am Bug des Kreuzers zerbersten. Unter den Klängen der Nationalhymne glitt das Schiff ins Wasser. 194

Zur selben Zeit trafen sich an einem neutralen Ort die Regenten der Königreiche, die mit Eteria verfeindet waren. Königin Vivian von Iberia ergriff als erste das Wort. „Eteria hat soeben sein achtes Schiff in Dienst gestellt. Es ist die Aboleni. Unsere Flotten sind zwar immer noch zahlenmäßig überlegen, aber mit jedem Schiff, dass Königin Shina Fay in Dienst stellt, wächst die Bedrohung weiter. Wir müssen handeln. Und zwar jetzt.“ „Vorsicht, Vivian. Shina Fay ist fest entschlossen, Eteria groß zu machen. Sie wird nicht klein beigeben.“, sagte König Gundolf. „Du hast doch als letztes mit ihr gesprochen.“ „Ja habe ich. Und ich hatte den Eindruck, dass Shina Fay sich von uns gedemütigt fühlt. Denn wenn man es richtig betrachtet, muss Eteria nach unserer Pfeife tanzen. Und Shina Fay wird weitere Demütigungen nicht mehr hinnehmen.“ „Und ich werde nicht dulden, dass Shina Fay Eteria in eine glorreiche Zukunft führt. Ich werde ihr ein Ultimatum stellen. Sollte bis zum Ablauf dieser Frist, die Flotte auch nur um ein einziges Schiff gewachsen sein, so werde ich Eteria dem Erdboden gleich machen.“ „Sei vorsichtig. Shina Fay hat bereits ein neues Schiff auf Kiel legen lassen.“ „Na schön. Da dieses Schiff noch vor dem Ultimatum in Produktion gegangen ist, werde ich ihr dieses Schiff wohl noch zugestehen müssen.“

In Santa Catarina hatte sich Lothar in der dortigen Herberge auf sein Zimmer zurückgezogen, und fertigte eine erste Skizze für ein neues Schiff an. Im Gegensatz zu den Entwürfen aus der Vergangenheit befand sich die Hauptartillerie vorne am Bug, während achtern am Heck die kleineren Geschütze vorgesehen waren. Auf der Konferenz jedoch hatte die Königin der Dunkelelfen, Azura, das Wort ergriffen. „Mal ehrlich ihr zwei. Jeder von euch weiß, dass Shina Fay sich unseren Forderungen niemals beugen wird. Vivian, dein Plan mit dem Ultimatum ist eine Verzweiflungstat. Du weißt so gut wie ich, dass Shina Fay ein ganz anderes Kaliber ist. Sie strotzt geradezu vor Selbstbewusstsein. Was dich angeht Gundolf, so möchte ich von dir wissen, ob das Wort deines jüngsten Sohnes noch was gilt.“ „Unser Bündnis besteht nicht länger. Darius hat ohne meine Erlaubnis und ohne mein Wissen gehandelt. Ich habe ihn zu dir ins Exil geschickt. Auf Lebenszeit.“ „Du fällst deinem eigenen Fleisch und Blut in den Rücken?“ „Ja.“

In Endor, Eterias Hauptstadt, hatte Lothar, Shina Fays Patenkind, mit dem Entwurf für das nächste Kriegsschiff begonnen. Bei diesem Entwurf griff er auf die Skizze zurück, die er in Santa Catarina angefertigt hatte. Vorne am Bug sollten die beiden Vierlings-Türme mit einem Kaliber von 33cm platziert werden. Achtern am Heck sollten drei Zwillingstürme mit einem Kaliber von 13 cm postiert werden. Das Schiff sollte 215,14 m lang werden, die Breite sollte 31,1 m 195 betragen. Die maximale Verdrängung sollte bei 35.500 Tonnen liegen, der Tiefgang sollte 9,71 m betragen. Die Höchstgeschwindigkeit sollte bei 29,5 Knoten liegen. Hinter Geschützturm B sollte dann die Brückeneinheit in Form eines Turmes stehen. Dahinter dann der Schornstein und ein kleinerer Mast.

Mit diesem Entwurf ging Jabons Sohn zu seiner Patentante. Diese war gerade im Thronsaal. „Was gibt es Lothar?“ „Ich habe einen neuen Entwurf fertig, Tante Shina Fay.“ „Darf ich ihn sehen?“ „Deswegen bin ich ja auch hier.“ „Dann gib mal her.“ Shina Fay sah sich die Pläne an und nickte. „Sehr gut. Wo sollen wir das Schiff bauen?“ „In Altamira. Aber du musst die Pläne per Luftpost schicken. Ich habe gerade gehört, dass der iberianische Botschafter auf dem Weg zu dir ist. Er hat eine Nachricht von Königin Vivian in der Tasche.“ „Keine schlechte Idee. Aber wer könnte die Botschaft nach Altamira bringen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen?“ „Es bleibt nur Shen oder Li An Kai übrig.“ „Da irrst du dich. Es gibt jemanden, der das für mich erledigen kann.“ „Wer, Tante?“ „Lestrade. Die Vampire haben eine Möglichkeit gefunden, wie sie auch tagsüber agieren können.“ „Genial!“

Der königliche Haushofmeister betrat den Thronsaal. „Mylady, der Vampir Randalejev ist soeben eingetroffen. Er bittet um die Gnade einer Audienz.“ „Er soll eintreten.“ Nur kurze Zeit später trat der Vampir in den Thronsaal. „Was kann ich für dich tun, Randalejev?“, fragte Shina Fay nach einer innigen Begrüßung. „Ich habe wichtige Neuigkeiten für dich. Deine Feinde haben in Enstone eine Konferenz abgehalten. Sie haben entschieden, dir die Marine zu lassen. Allerdings nur die Einheiten, die schon im aktiven Dienst stehen, beziehungsweise die noch im Bau sind. Man hat vor, dir den Bau weiterer Schiffe zu untersagen.“ „Wer bringt mir die Nachricht?“ „Der iberianische Botschafter. Königin Vivian war die treibende Kraft.“ „Wann wird der Botschafter hier sein?“, wollte Shina Fay wissen. „In zwei Tagen.“ „Dann brauche ich deine Hilfe.“ „Wie kann ich dir helfen?“ „Kannst du diese Pläne noch heute nach Altamira in die Werft bringen und dem Leiter in meinem Namen mit dem Bau beauftragen?“ „Wenn es weiter nichts ist.“ „Danke, Randalejev. Lothar, kannst du noch einen Entwurf anfertigen, bevor der Botschafter Iberias hier eintrifft?“ Lothar schüttelte den Kopf. „Einen komplett neuen schaff ich nicht. Aber ich hab noch einen vollendet, den Catweazle begonnen hat.“ „Hast du ihn dabei?“ „Du kennst mich gut genug Tante.“ „Dann darf ich bitten?“, fragte Shina Fay und hielt Lothar die Hand hin.

Als sie sich die Pläne ansah, staunte sie nicht schlecht. Der Rumpf war am Bug oberhalb der Wasserlinie leicht gebogen. Die Kommandobrücke war als Turm konzipiert worden, dem sich die Schornsteine anschlossen. Dahinter ragte 196

der Hauptmast auf. Auffällig war auch die Hauptartillerie, die aus vier Zwillingstürmen mit einem Kaliber von 35,56 cm bestand. Backbord und Steuerbord waren jeweils drei Zwillingstürme mit einem Kaliber von 12,7 cm vorgesehen. Die Länge des nächsten Schiffes sollte bei 222,65 m liegen und die Breite bei 31,02 m. Die Verdrängung sollte 32.670 Tonnen betragen und der Tiefgang bei 9,72 m liegen. Das Schiff sollte eine Höchstgeschwindigkeit von 30,3 Knoten erreichen.

„Gut gemacht. Randalejev kannst du diese Pläne noch nach Catania bringen. Ich habe sie mit einem „C“ markiert. Die ersten Pläne mit einem „A“. Nicht, dass du was durcheinander bringst.“ „Bin schon auf dem Weg.“, sagte Randalejev und verschwand. „Das wird den iberianischen Botschafter aber ganz schön fuchsen, wenn du ihm sagst, dass du noch zwei weitere Schiffe in Auftrag gegeben hast.“ „Bald ist Winter, Lothar. Das bedeutet, dass wir den Schiffbau erst mal einstellen müssen. Aber wenigstens haben wir mit dem Flottenbau begonnen. Wir sind weiter, als ich eigentlich erwartet hatte.“ „Was hast du denn erwartet?“ „Nicht mehr wie vier fünf Schiffe. Das wir vor dem Winter acht einsatzbereite Schiffe haben würden, hätte ich nie zu träumen gewagt.“ „Du vergisst, das Schiff, dass zurzeit in Santa Catarina gebaut wird.“ „Es ist aber noch nicht fertig.“ „Aber bis zum Wintereinbruch ist auch dieses Schiff einsatzfähig.“

In Altamira hatte Randalejev die Werft aufgesucht und dem Leiter die Pläne übergeben, die mit „A“ gekennzeichnet waren. „Königin Shina Fay wünscht, dass Ihr sofort mit dem Bau beginnt.“, hatte er gesagt. Danach war der Vampir nach Catania weitergereist. In der dortigen Werft hatte er dem Leiter die Pläne mit dem „C“ übergeben und Königin Shina Fays Befehl zum sofortigen Baubeginn an den Leiter weitergegeben.

Nach zwei Tagen traf der Botschafter Iberias, Don Manuel Robeles, in Endor ein. Wie es sich für einen hohen Besucher gehörte, wurde Don Manuel mit den ihm zustehenden Ehren empfangen. Als er den Thronsaal betrat, sah der Botschafter Iberias Shina Fay vor dem Thron Eterias stehen. Die Königin beeindruckte Don Manuel über alle Maßen. Shina Fay trug ein schwarzes Satinkleid mit goldenen und silbernen Stickereien und schwarze Schuhe mit flachen Absätzen, die ebenfalls silberne und goldene Verzierungen aufwiesen. Don Manuel machte vor der Königin Eterias den Kniefall. „Erhebt euch, Don Manuel.“, sagte Shina Fay. „Ich danke euch, Hoheit.“ „Ich nehme an, das Ihr mir etwas Wichtiges mitzuteilen habt. Bitte, ich höre.“ „Es ist in der Tat wichtig, Mylady.“ „Dann fahrt fort, Don Manuel.“ „Königin Shina Fay, es ist euch mit sofortiger Wirkung strengstens untersagt, den Ausbau eurer Flotte voranzutreiben. Da ihr aber nun 197

noch ein Schiff habt, das sich im Bau befindet, ist es euch gestattet, dieses Schiff noch fertigzustellen.“ „Don Manuel. Ich fürchte, ich muss euch wohl auf den aktuellsten Stand der Dinge bringen. Vor zwei Tagen, als ihr noch auf dem Weg hierher wart, wurden in Altamira und Catania zwei weitere Schiffe auf Kiel gelegt.“ „Das war jetzt nicht euer Ernst.“ „Doch war es. Und ich bin noch lange nicht fertig.“ „Königin Shina Fay, jeder von uns ist sich durchaus bewusst, dass euer Zorn auf die anderen Regenten entsprechend groß sein muss, dafür, dass man versucht hat, euer Heimatland klein zu halten. Aber dennoch sehen einige Königreiche durch eure Rüstungspläne ihre territoriale Souveränität bedroht.“ „Ach. Aber eure Königin und die anderen Feinde Eterias dürfen seelenruhig unsere territoriale Souveränität bedrohen? Merken Sie sich das, Don Manuel. Ich werde die Grenzen Eterias mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen. Egal ob zu Lande oder zur See.“ „Ich persönlich habe vollstes Verständnis für eure Entscheidungen. Aber mir als Botschafter sind die Hände gebunden.“ „Daran zweifle ich nicht, Don Manuel. Ihr habt nur eure Pflicht getan. Und so wie Ihr eurer Königin verpflichtet seid, so bin ich es meinem Volk gegenüber. Der Winter steht bald vor der Tür. Für diese Zeitspanne werde ich mein Schiffsbauprogramm ruhen lassen. Doch sobald der Frühling wieder einsetzt, werde ich wieder Schiffe bauen lassen. Und damit ist unser Gespräch beendet.“

In Santa Catarina hatten die Bürger beschlossen, einen Leuchtturm zu bauen, damit die Schiffe, die den Hafen ansteuerten, die Fahrrinne nicht verfehlen konnten. In den anderen Hafenstädten standen schon Leuchttürme. In Iberia war der Botschafter von seiner Reise zurückgekehrt und war sofort in den Palast geeilt, um seiner Königin vom Gespräch mit Shina Fay, der Königin Eterias zu berichten. „Hast du Shina Fay den Beschluss übermittelt?“ „Ja, habe ich. Aber Shina Fay hat uns ein Schnippchen geschlagen. Das Verbot ist erst durch die Übermittlung an die Königin Eterias wirksam geworden. Ich habe für den Weg von Enstone nach Eteria zwei Tage gebraucht. In dieser Zeit hat Shina Fay zwei weitere Kriegsschiffe auf Kiel legen lassen.“ „Das ist jetzt nicht dein Ernst.“ „Genau dieselbe Frage habe ich Königin Shina Fay auch gestellt.“ „Und was hat sie geantwortet?“ „Das es kein Scherz ist. Sie hat mich auch wissen lassen, dass sie ihr maritimes Rüstungsprogramm lediglich über den Winter pausieren wird.“ „Aber sowie der Frühling einsetzt, wird die Produktion wieder aufgenommen. Versteh ich das so richtig?“ „Ja. Und ich befürchte, dass Shina Fay damit durchkommen wird. Sie sieht, so wie Ihr, die territoriale Souveränität Eterias durch eure, und die Flotten der anderen massiv bedroht.“ „Jahrelang haben wir die Regeln bestimmt und Eteria klein gehalten. Das darf sich nicht ändern. 198

Ich finde wir hätten Eteria keinerlei Zugeständnisse machen dürfen.“ „Wovor habt Ihr Angst?“ „Von Eteria geht Gefahr aus. Wenn Shina Fay eine schlagkräftige Marine besitzt, können wir einpacken. Dann bestimmt Eteria allein die Regeln. Ich will vor Shina Fay nicht katzbuckeln müssen.“

In Santa Catarina war das neue Kriegsschiff fertig gestellt. Auf Shina Fays Geheiß hin hatte man das Schiff „Edendale“ getauft. Shina Fays Cousine Aradil war die Taufpatin des Schiffes. „Ich taufe dich auf den Namen „Edendale“.“, sagte die Gräfin von Edendale und ließ die Sektflasche am Bug des Stahlgiganten zerbersten. Unter den Klängen von Eterias Nationalhymne glitt der Stahlkoloss ins Wasser. Damit verfügte Eteria über neun Schiffe, die fertig waren. Acht davon standen bereits im aktiven Dienst. In Altamira hatten die Arbeiter den Rumpf fertig gestellt und das Deck beplankt. Die Kommandobrücke war bereits im Bau und Turm A der beiden 33-cm-Vierlingstürme war bereits an seinem Platz.

In Catania hatten die Arbeiter den Rumpf des nächsten Schiffes fertig gestellt und bauten gerade die Maschinen und die Wellen ein, die später die Schrauben bewegen sollten. Als diese beiden Arbeitsschritte erledigt waren, wurden die vier Schrauben montiert. Danach wurde das Panzerdeck aufgesetzt und mit dem Rumpf verbunden. Der nächste Arbeitsschritt bestand darin, über dem Panzerdeck noch das Holzdeck anzubringen. Als auch diese Aufgabe erledigt war, wurde mit dem Bau der Brückeneinheit begonnen. Die Arbeiten am Turm liefen noch, als ein Bote aus Endor eintraf und dem Werftleiter einen versiegelten Umschlag überreichte.

Der Leiter der Werft von Catania brach das Siegel und öffnete den Umschlag. Die darin enthaltene Nachricht ließ ihn wissen, dass das neue Kriegsschiff den Namen „Cruzeiro“ tragen sollte, benannt nach der Meerenge, in deren Gegend einst die Midgardschlange ihr Unwesen getrieben hatte.

In Altamira hatten die Stadtverordneten entschieden, dass ihr Neubau nach der verstorbenen Königin Ignissa benannt werden sollte. Zur gleichen Zeit war einer der vielen Verwaltungsbeamten im gesamten Königreich unterwegs. Er hatte in eigener Verantwortung beschlossen, sämtliche Teilstreitkräfte Eterias zu erfassen. Die Landstreitkräfte waren bereits erfasst, als er in die Hafenstädte kam. Überall sah er, dass die Städte mindestens zwei Kriegsschiffe in den Stützpunkten liegen hatten, bis auf Altamira und Catania. Empört rümpfte er die Nase, als er feststellen musste, dass nicht ein einziges dieser Schiffe in einem Register schriftlich registriert war.

Zurück in Endor suchte der Beamte wutentbrannt die Königin auf. 199

„Hoheit, ich muss euch dringend sprechen. SOFORT!!“ „Was fällt euch ein, mich beim Baden zu stören? Macht dass Ihr raus kommt! Aber dalli!“ Widerwillig verließ der Beamte die Privatgemächer der Königin. Da es der Beamte gewagt hatte, Shina Fay beim Baden zu stören, beschloss diese ihn warten zu lassen. Erst nach der täglichen Audienz nahm sie sich die Zeit. „Sie wollten mich sprechen. Was war denn so wichtig, dass Sie mich beim Baden gestört haben?“ „Wieso sind unsere Kriegsschiffe nicht registriert?“, fragte der Beamte gerade heraus. „Ich bin kein Freund von Papierkram. Außerdem will ich vermeiden, dass unsere Feinde die Stärken und Schwächen unserer Flotte kennen. Reicht Ihnen das als Erklärung?“ „Als Erklärung ja. Aber nichts desto trotz ist ein Flottenregister DRINGEND erforderlich.“, warf der Beamte ein. Shina Fay verdrehte entnervt die Augen. „Ich rate Ihnen eines: Wenn Sie ihren Posten behalten wollen, dann halten Sie in Zukunft gefälligst die Dienstwege ein.“, sagte Shina Fay. Der drohende Unterton in ihrer Stimme ließ keinen Zweifel daran aufkommen, wie ernst sie es meinte. „Sehr wohl, meine Königin.“ „Sie wollten ein Flottenregister führen. Also schön. Tun Sie das.“

Der Beamte atmete erleichtert auf. „Aber nur unter einer Bedingung.“, sagte Shina Fay. „Die da wäre, Hoheit?“ „Das Register darf keinerlei technische Daten enthalten. Nur der Name, der Schiffstyp, die Schiffsklasse, die Tonnage und der Standort dürfen angegeben werden. Keine Angaben über Bewaffnung oder anderes.“ „Wie Ihr wünscht, königliche Hoheit.“ Zurück in seinem Büro fluchte der Beamte. Shina Fay hatte es ihm nahezu unmöglich gemacht, für Königin Vivian die Stärken und Schwächen der Flotte auszuspionieren.

In Altamira war die Ignissa fertiggestellt. Taufpatin war keine geringere, als Eterias Königin höchstpersönlich. „Ich taufe dich auf den Namen „Ignissa“.“, sagte Shina Fay und ließ die Sektflasche am Bug des Schiffes zerbersten. Während Eterias Nationalhymne gespielt wurde, glitt der Stahlkoloss ins Wasser. Damit besaß Eteria bereits zehn einsatzbereite Kriegsschiffe. In Catania hatten die Arbeiter den Namen Cruzeiro auf den Bug geschrieben.

In Santa Catarina hatte der Leuchtturmwärter bemerkt, dass das Meer begann zuzufrieren. Denn am Horizont waren Eisschollen aufgetaucht. Auch in Kenley, Altamira, Portimao und Catania waren Eisschollen gesichtet worden. Das bedeutete für die Arbeiter auf der Werft in Catania, dass sie sich ran halten mussten, wenn der Stapellauf ihres Schiffsneubaus noch vor dem Wintereinbruch stattfinden sollte. Der frühe Wintereinbruch sorgte zum einen für eine vorzeitige Unterbrechung des Schiffsbauprogramms, zum anderen hatte Shina Fays Patenkind Zeit um ein paar neue Konstruktionspläne zu zeichnen. 200

Dies hatte den Vorteil, dass im Frühjahr jede Werft einen Auftrag zum Bau eines neuen Kriegsschiffes erhalten würde.

Schließlich war auch die „Cruzeiro“ fertiggestellt und konnte ihrem Element übergeben werden. Taufpatin war Shina Fays langjährige Freundin Raya. Mit den Worten „Ich taufe dich auf den Namen „Cruzeiro“.“, warf die Elfe aus Erathia die Sektflasche, die am Bug zerbarst und der Stahlgigant glitt unter den Klängen der eterianischen Nationalhymne ins Wasser. Damit verfügte Eteria über elf einsatzbereite Kriegsschiffe.

Als die Cruzeiro ihre Testfahrten absolviert hatte, war das Meer zugefroren. Eine riesige Packeisfläche umschloss die Häfen an der Westküste Eterias. Auch in Iberia war es nicht anders. Die Häfen waren von Eis umschlossen und die Schiffe lagen in ihren Stützpunkten. Doch während die Flotte von Königin Vivian im Freien lag, hatte Shina Fay für ihre Schiffe riesige überdachte Docks bauen lassen, die man mit Toren verschließen konnte, um die Schiffe zum einen vor den Blicken von Spionen zu verbergen und zum anderen um zu verhindern, dass die Schiffe durch Eisbildung toplastig wurden und kenterten.

Lothar, Shina Fays Patenkind. Arbeitete unterdessen fieberhaft an einem neuen Entwurf. Das Schiff sollte eine Länge von 186,0 m haben und 20,69 m breit sein. Die Verdrängung sollte bei voller Beladung bei 14.290 Tonnen liegen und der Tiefgang sollte 7,25 m betragen. Die Hauptartillerie des neuen Schiffes sollten zwei Drillingstürme mit einem Kaliber von 28 cm bilden, von denen der eine am Bug, der andere achtern am Heck montiert werden sollte. Dazu kamen Backbord und Steuerbord noch acht 15-cm-Schnellfeuer-Geschütze. Die Brücke war als halbes Oval mit großen Fenstern ausgeführt worden. Dahinter folgte ein Mast mit sämtlichen technischen Einrichtungen. Dann kam der Schornstein, dem noch ein weitere, wesentlich kleinerer Mast folgte. Diese Pläne wurden mit einem roten „K“ gekennzeichnet, da Lothar diesen Auftrag für die Werft in Kenley vorgesehen hatte.

Die nächsten Pläne die Lothar in Angriff nehmen wollte, markierte er mit einem „S“, da dieses Schiff in Santa Catarina gebaut werden sollte. Doch bevor er sich an die Arbeit machte, suchte er seine Patentante auf. Er traf sie gerade noch an. „Kannst du einen kurzen Augenblick für mich erübrigen, Tante Shina Fay?“ „Fass dich bitte kurz. Ich bin verabredet.“ „Ich habe hier die nächsten Pläne für ein neues Kriegsschiff.“ Shina Fay sah sich die Pläne an und nickte. „In Ordnung. Halte die Pläne bis zum Frühjahr unter Verschluss. Genau wie die anderen, die du noch anfertigst.“ „Mach ich Tante. Soll ich schon mit einem neuen Plan anfangen?“ „Ich denke, die Frage erübrigt sich von selbst, Lothar.“ 201

Nach der Abreise seiner Patentante ging Lothar nach Hause und setzte sich ans Zeichenbrett. Sein nächster Entwurf sollte ein Schiff mit 187,0 m Länge und 19,3 m Breite werden. Der Tiefgang sollte bei 6,02 m liegen und die maximale Verdrängung sollte 13.175 betragen. Die Hauptartillerie sollte aus vier Drillingstürmen mit einem Kaliber von 15,2 cm bestehen, von denen zwei am Bug und zwei achtern am Heck vorgesehen waren. Backbord und steuerbord sollten jeweils sechs Zwillingstürme mit 10,2-cm-Geschützen montiert werden. Das Schiff sollte eine Höchstgeschwindigkeit von 32 Knoten erreichen. Die Brücke sollte zwei Stockwerke umfassen und mit großen Fenstern bestückt sein. Hinter der Brücke sollte ein Gittermast aus Stahlrohren stehen, dem sich die beiden Schornsteine anschlossen. Dazwischen sollte ein zweiter Gittermast stehen, der dem ersten bis ins Detail glich.

Die nächste Rolle markierte Lothar mit einem „P“. Das bedeutete, dass das nächste Schiff in Portimao gebaut werden sollte. Unterdessen war Shina Fay auf dem Weg zur alten Bergfestung Masca, dem Zuhause von Bruder Remigius, ihres alten Freundes. Dort angekommen betätigte die Königin von Eteria den Klopfer am Tor, wie es sich für einen Besucher gehörte. Der Diener des alten Mönchs öffnete. Umso überraschter war er, als er die langjährige Freundin seines Herrn erkannte. „Shina Fay! Na das ist aber eine Überraschung.“ „Wie geht es Remigius, Horatio?“ „Es geht ihm gut. Er wird erfreut sein, wenn er hört, dass du mal wieder bei ihm vorbeischaust.“ Als Shina Fay das Haupthaus betreten hatte, kam ihr alter Freund Bruder Remigius aus dem Studierzimmer. Als er die Elfe sah, strahlte er über das ganze Gesicht.

„Shina Fay. Ich freue mich, dich zu sehen. Es ist schon eine halbe Ewigkeit her, seitdem du das letzte Mal da warst. Trinkst du ein Glas Portwein mit mir?“ „Nur zu gern.“ Später im Kaminzimmer hatten es sich Remigius und seine Besucherin bequem gemacht. „Wie ist es dir in der letzten Zeit so ergangen, Shina Fay?“ „Ich hatte eine Menge um die Ohren. Regierungsgeschäfte eben.“ „Tut mir leid, aber ich hab vergessen, dass du jetzt Dorfregentin bist.“ „Mehr als das Remigius.“, korrigierte Shina Fay. Der alte Mönch sah sie fragend an. „Was meinst du damit?“ „Du redest mit Eterias Königin.“ „Und was ist mit Ignissa?“ Shina Fay drehte das Weinglas in ihren Händen. „Sie ist tot. Sie hat kurz bevor sie starb die Krone Eterias an mich übergeben.“ „Ich erinnere mich. Ignissa hat dich als ihre Nachfolgerin auserwählt. Und eine bessere Wahl hätte sie nicht treffen können. Stimmt es eigentlich, dass du eine Marine aufbauen lässt?“ „Ja. Ich habe Ignissa mein Wort gegeben, nach ihrem Tod mit dem Rüstungsprogramm fortzufahren.“ „Warum das alles?“ „Das ist eine lange Geschichte. Ich bin mir nicht sicher, ob du sie hören willst.“ „Versuch es ruhig.“, sagte Bruder Remigius. 202

„Weit vor meiner Geburt gebot König Corben über Eteria. Unter seiner Führung erlebte das Land eine Blütezeit. Es ging den Leuten gut. Egal ob Mensch oder Elf. Alle wurden gleich behandelt. Doch einige Regenten sahen in Eteria einen aufstrebenden Rivalen, der ihnen gefährlich werden konnte. Also haben sie König Corben durch einen Meuchelmörder beseitigen lassen und stattdessen seinen Cousin Hector auf den Thron gesetzt. Unter König Hector ging es rapide bergab. Denn die anderen Regenten verlangten Tribute, die Eteria zu entrichten hatte. Die Steuerlast war erdrückend.“ „Verstehe. Und dann?“ „Die Politik, die König Hector betrieben hat, war vielen Eterianern ein Dorn im Auge. Es gab einen Aufstand, bei dem König Hector getötet wurde. Danach kam König Hardobrand auf den Thron Eterias. Er missachtete die Regeln der anderen Regenten und brachte für eine kurze Zeit den Wohlstand und das Glück zurück nach Eteria. Doch die anderen Könige sahen diese Entwicklung mit Unmut. Mehrere Sanktionen wurden verhängt, aber König Hardobrand hat sich auch darum einen Teufel geschert. Eterias Feinde haben auch ihn beseitigen lassen. Und wieder einen König auf den Thron gesetzt, der vor ihnen gekatzbuckelt ist.“ „Und dann kam Königin Ignissa.“, bemerkte der alte Mönch. „Richtig. Dann kam meine Vorgängerin. Sie hat es geschafft, dass Eteria keine Tribute mehr zahlen muss. Auch die Sanktionen wurden aufgehoben. Aber es war Eteria weiterhin versagt, sein Glück selbst zu bestimmen. Außerdem haben die Schiffe der Rivalen Eterias diesen Umstand ausgenutzt und haben in unseren eigenen Hoheitsgewässern von eterianischen Handelsschiffen Zölle auf unsere Waren erhoben.“ „Nicht gerade die feine englische Art, wenn du mich fragst.“ „Ja. Eteria wurde über Jahrhunderte klein gehalten und gedemütigt. Aber unter meiner Regentschaft wird es das nicht mehr geben.“ „Das verstehe ich.“

In seinem Haus in Endor, saß Lothar am Zeichenbrett und fertigte den nächsten Entwurf für ein neues Kriegsschiff. Das Schiff sollte 196,9 m lang und 20,6 m breit werden. Seine maximale Verdrängung sollte bei 13.500 Tonnen liegen und sein Tiefgang bei maximal 6,8 m liegen. Das Schiff sollte eine Leistung von 150.000 PS haben und vier Schrauben bekommen. Seine Höchstgeschwindigkeit sollte bei 35 Knoten liegen. Die Hauptartillerie sollte aus acht 20,3-cm-Geschützen bestehen, die in vier Doppeltürmen untergebracht waren. Zwei sollten vorne am Bug postiert sein, die beiden anderen achtern am Heck. Dazu kamen Backbord und Steuerbord jeweils acht 10-cm-Schnellfeuerkanonen. 723 Mann würden nötig sein, um das Schiff am Laufen zu halten. Unmittelbar hinter dem zweiten Geschützturm hatte Lothar die Kommandobrücke eingezeichnet. Diese bestand aus einer massiven Stahlkonstruktion, deren oberstes Ende mit einer umlaufenden Fensterfront versehen werden sollte. Auf dem Dach war ein Mast eingezeichnet, auf dem die ganzen technischen Anlagen 203

untergebracht waren. Danach kam der erste der beiden Schornsteine. Mit etwas Abstand folgte ein weiterer Mast, dem der zweite Schornstein angegliedert war. Dahinter kamen die beiden achteren Doppeltürme mit ihren 20,3-cm-Geschützen.

Shina Fay, Lothars Patentante, war gerade von ihrer Reise nach Masca zurückgekehrt, als Lothar bei ihr vorstellig wurde. Sie war gerade im Thronsaal, als Lothar ihn betrat. „Was ist denn so wichtig, dass du mir keine Zeit zum Ausruhen gönnst, Lothar?“, fragte die Königin leicht gereizt. „Ich war während deiner Abwesenheit nicht ganz untätig. Und ich habe Neuigkeiten für dich.“ „Ich sehe, dass du Pläne für ein neues Kriegsschiff fertig hast. Darf ich sie sehen?“ „Natürlich, Tante.“ Shina Fay sah sich die Pläne an und nickte. „Gute Arbeit. Aber was hast du für Neuigkeiten für mich?“ „Deine Feinde sind am überlegen, ob sie dich nicht durch einen Meuchelmörder beseitigen lassen. Königin Vivian ist die treibende Kraft.“ „War nicht anders zu erwarten. Was gibt es sonst noch neues?“ „Ich habe Nachforschungen angestellt.“ „Inwiefern?“ „Du wolltest doch wissen, wer für den Meuchelmord an König Corben verantwortlich zeichnet. Es war der Ur Ur Ur Ur-Großvater von Königin Vivian. Er hat die anderen Regenten auf seine Seite gezogen, weil er sich vor König Corben gefürchtet hat. Allein hätte Iberia es niemals mit Eteria aufnehmen können.“ „Na sieh mal einer an. Deshalb ist Vivian so erpicht darauf, mich loszuwerden.“ „Es kommt noch schlimmer.“ „Ich höre.“ „Königin Vivian hat per Bote mit Krieg gedroht, solltest du auch nur noch ein einziges Schiff bauen.“ „Darauf war ich gefasst. Na schön. Dann werde ich Königin Vivians Fehdehandschuh aufnehmen.“ „Heißt im Klartext Tante?“ „Ich werde diesem Miststück zeigen, wo der Hammer hängt. Soll sie mir mit Krieg drohen, so viel wie sie will. Ich krieche vor der iberianischen Königin nicht im Staub.“ „Also eines muss man dir lassen, Tante Shina Fay.“ „Was?“ „Du hast Cojones, dass du Königin Vivian die Stirn bietest.“ „Hab ich eine andere Wahl? Sie hat mir den Fehdehandschuh hingeworfen, und bei den Göttern, ich werde ihn aufnehmen.“

Am nächsten Morgen meldete Shina Fays Hofmeister den König von Sussex. „Mylady, König Cedric von Sussex wünscht euch zu sprechen.“ „Ich lasse bitten.“ Kurz darauf betrat ein älterer Mann mit grauen Haaren und einem grauen Vollbart den Thronsaal. Er hatte braune Augen und ein ovales Gesicht mit einer etwas breiteren Nase. Bekleidet war er mit einer schwarzen Hose, einem weißen Hemd und schwarzen Reiterstiefeln. Über dem Hemd trug der König von Sussex eine blaue Schärpe und einen schwarzen Umhang. „Ich danke euch, dass Ihr mir einen Augenblick eurer Zeit widmen könnt.“, sagte der König mit einer wohlklingenden Stimme. „Ich bin gerne bereit, mir anzuhören, 204

was Ihr mir zu sagen habt, König Cedric.“ „Mein Königreich hat beschlossen, dem Beispiel von König Gundolf zu folgen und sich aus einem eventuellen Krieg zwischen Eteria und Iberia herauszuhalten.“ „Eine weise Entscheidung. Allerdings ändert es nichts an der Tatsache, dass ich mich dem Willen der Königin von Iberia nicht beugen werde. Ich habe dieses maritime Rüstungsprogramm angefangen, also werde ich es auch zu Ende bringen. Ich stehe zu meinem Schwur, den ich meiner Vorgängerin, Königin Ignissa in der Stunde ihres Todes gab.“ „Königin Shina Fay, ich versichere euch, dass Ihr weder von meinem Königreich, noch den anderen Königreichen, die damals König Rondolf von Iberia gefolgt sind, als er seine Fehde gegen Eteria begonnen hat, etwas zu befürchten habt. Hier habt Ihr eine diplomatische Note, die unsere Absichten bestätigt.“

Shina Fay nahm die Schriftrolle und las den Text sehr genau durch. „Weiß Königin Vivian schon davon?“ „Ihr meint von unseren Absichten, sich im Falle eines Krieges mit eurem Königreich, neutral zu verhalten?“ „Genau das.“ „Sie weiß es bereits. Und Ihr könnt euch die Reaktion der Regentin Iberias sicherlich vorstellen.“ „Sie hat Gift und Galle gespuckt. Ist es nicht so?“ „Königin Vivian hat einen Tobsuchtsanfall gekriegt. Im Moment ist sie unberechenbar. Und in diesem Zustand ist Vivian sehr gefährlich.“ „Ich hab keine Angst vor dieser Furie.“

Der Winter war hereingebrochen und das Meer an der Westküste Eterias war zugefroren. Die Schiffe lagen in ihren Hallen und die Mannschaften waren in den Baracken auf den Stützpunkten untergebracht. Bei den niedrigen Temperaturen und den eisigen Winden waren die Werften verwaist. Lothar, Shina Fays Patenkind hatte einen dritten Entwurf fertig, der auf der Werft in Altamira gebaut werden sollte. Diese Rolle trug den Buchstaben „A“. Das neue Kriegsschiff sollte vom Bug bis zum Heck 186,3 m lang werden und eine Breite von 20,2 m haben. Seine maximale Verdrängung sollte bei 12.776 Tonnen liegen und der Tiefgang sollte 7,4 m betragen. Die Hauptartillerie sollte aus drei Drillingstürmen mit einem Kaliber von 20,3 cm bestehen. Zwei der Türme sollten vorne am Bug ihren Platz haben, der dritte achtern am Heck. Backbord und Steuerbord waren noch jeweils vier 12,7-cm-Schnellfeuergeschütze vorgesehen. Das neue Kriegsschiff sollte eine Maschinenleistung von 107.000 PS haben und eine Höchstgeschwindigkeit von 32,75 Knoten erreichen. Vier Propeller sollten die Kraft der Maschine im Wasser umsetzen. Für dieses Schiff war eine Besatzung von 1.196 Mann vorgesehen.

Hinter dem zweiten Geschützturm war die Kommandobrücke, die aus zwei Stockwerken bestand. In der zweiten Etage war eine große Fensterfläche vorgesehen, die den gesamten Aufbau umfasste. Dahinter kam der erste der 205

beiden Schornsteine. Zwischen dem Schornstein und dem Brückenaufbau war ein Mast vorgesehen. Mit etwas Abstand kam dann der zweite Schornstein. Dahinter war noch einmal ein Aufbau aus Stahl, ehe dann der dritte der 20,3-cm-Drillinge montiert werden sollte.

Mit diesen Plänen in der Tasche ging Lothar in den königlichen Palast zu seiner Patentante. Die Königin Eterias lag noch im Bett und schlief, als ihr Patenkind eintraf. Ihr Diener klopfte. Galen war sofort hellwach, während seine Gemahlin, die Königin, sich die Bettdecke über den Kopf zog. „Gott wie ich das hasse.“, sagte Shina Fay. „Was hasst du Schatz?“ „Wenn man mich aus dem Schlaf reißt. Aber wart´s nur ab, Galen. Derjenige hat mich zum ersten und zum letzten Mal aus dem Schlaf gerissen.“ Sie packte ihr Kissen und machte sich fertig um es zu werfen. „Herein.“, sagte die Königin. Doch als der Diener den Raum betrat warf Shina Fay ihm das Kissen an den Kopf. „Das soll Ihnen eine Lektion sein. Beim nächsten Mal bin ich nicht so zimperlich. Dann werfe ich eine Bratpfanne nach Ihnen.“ „Ich bitte um Verzeihung, Herrin, aber euer Patenkind wünscht euch zu sprechen.“ „Kann ich mein Kissen wieder haben? Denn ich habe wirklich Lust, es auch Lothar an den Kopf zu werfen.“ „Natürlich, meine Königin. Aber das mit dem Kissen würde ich mir doch lieber zweimal überlegen.“ „Bisher habe ich Lothar nicht bestraft, wenn er zu einem unpassenden Zeitpunkt hier im Palast war, aber dieses Mal ist er doch zu weit gegangen. Entweder er lernt, meine Privatsphäre zu respektieren, oder ich muss ihm Manieren einprügeln.“ „Findest du nicht, dass du mit meinem Neffen, zu hart ins Gericht gehst?“ „Wie du meinst. Ich werde es bei einer Verwarnung belassen. Aber beim nächsten Mal wird Lothar die Konsequenzen tragen müssen.“

Als Galens Neffe den Raum betrat, bekam er einen Kloß im Hals. Denn Shina Fay sah ihn bitterböse an. „Ich kann mir schon denken, warum du gekommen bist. Und ich werde mir deine Pläne auch ansehen. Aber jetzt hab ich ein Hühnchen mit dir zu rupfen, Lothar. Du hast, wie jeder andere auch, meine Privatsphäre zu respektieren. Und wenn ich eins nicht leiden kann, dann ist das, wenn man mich aus dem Schlaf reißt. Dieses Mal will ich noch gnädig mit dir sein und es bei einer Verwarnung belassen. Solltest du es jedoch erneut wagen, meine Privatsphäre zu missachten, dann wirst du eine Nacht im Kerker verbringen.“ Diese Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. „J- Jawohl, Tante.“, stammelte Lothar. „Da du ja schon hier bist, willst du mir nicht die Pläne zeigen?“ Lothar gab seiner Patentante die Pläne. Shina Fay sah sich die Pläne an und nickte. „In Ordnung, Lothar. Und ich hoffe, dass du dir meine Standpauke auch zu Herzen nimmst. Denn ich will dich nicht in den Kerker werfen müssen. Aber ich werde nicht davor zurückschrecken es zu tun.“ 206

Zurück in dem Haus, in dem Lothar so lange mit seinem verstorbenen Mentor Catweazle gelebt hatte, musste sich Lothar erst mal hinsetzen und die Schelte seiner Tante verdauen. Egal wie er es auch drehte und wendete, es blieb eine unverrückbare Tatsache, dass er die Privatsphäre seiner Tante aufs übelste missachtet hatte. Als Shina Fay damals zur Königin gekrönt worden war, hatte sie ihn damals auf die Seite genommen und gesagt: „Lothar, du kannst jederzeit zu mir kommen, wenn du was auf dem Herzen hast. Das soll aber nicht heißen, dass du keinerlei Rücksicht auf meine Privatsphäre zu nehmen brauchst. Die ist mir heilig. Versprichst du mir das?“ „Ich verspreche es, Tante Shina Fay.“, hatte Lothar damals geantwortet. Heute hatte er dieses Versprechen gebrochen. Lothar kannte seine Patentante nur zu gut, um zu wissen, dass sie ihren Worten stets Taten folgen ließ.

Dann setzte er sich wieder an sein Zeichenbrett und fertigte neue Pläne an, die nach Catania gehen sollten. Sein Entwurf sollte ein Stahlgigant mit einer Länge von 215,8 m und einer Breite von 33,83 m werden. Der Tiefgang sollte bei 9,45 m liegen. Das neue Kriegsschiff sollte maximal 40.169 Tonnen verdrängen. Die Leistung der Maschinen sollte bei 80.000 PS liegen, die Höchstgeschwindigkeit bei 25,3 Knoten. Auf dem neuen Schiff sollten 1.367 Mann Dienst tun. Die Hauptartillerie des neuen Großkampfschiffes sollte aus sechs Zwillingstürmen mit einem Kaliber von 35,56 cm bestehen. Die ersten beiden sollten am Bug montiert werden, mittschiffs sollten zwei weitere folgen und achtern am Heck noch einmal zwei dieser Geschütztürme. Backbord und Steuerbord sollten noch jeweils acht 12,7-cm-Schnellfeuerkanonen montiert werden.

Hinter dem zweiten der beiden vorderen 35,56-cm-Zwillingstürme sollte die Kommandobrücke entstehen. Diese war als Turm ausgeführt. Danach kam der Schornstein. Dahinter kamen die beiden Zwillingstürme, die mittschiffs montiert werden sollten. Dahinter kam ein Mast, der in eine massive Stahlkonstruktion eingegliedert war. Hinter diesem Bauteil sollten die beiden letzten 35,56-cm-Zwillingstürme ihren Platz haben.

Lothar hatte gerade den letzten Strich gemacht, als es an der Tür klopfte. „Herein, wenn´s kein Halsabschneider ist.“, sagte er. Shina Fay betrat das Haus. „Was kann ich für dich tun, Tante?“ „Ich war neulich ziemlich gemein zu dir. Und dafür möchte ich mich entschuldigen.“ „Wofür? Du hast vollkommen Recht. Ich hätte dich nicht aus dem Schlaf reißen dürfen. Du selbst hast mir noch am Tag deiner Krönung klar gemacht, dass ich gegenüber den anderen Bediensteten keine Sonderrechte habe. Ich hätte es besser wissen sollen.“ „Wenigstens hast du deine Lektion gelernt.“ 207

„Das habe ich.“ „Nun gut. Wie ich sehe, warst du wieder nicht untätig. Was hast du dieses Mal für mich?“ „Was hältst du davon, Tante?“ Shina Fay sah sich die Konstruktionspläne für das neue Kriegsschiff an. Dann nickte sie. „Lothar, du bist ein echtes Genie. Aber ich finde es sieht der „Cruzeiro“ etwas ähnlich.“ „Mit einem Unterschied, Tante.“ „Welchen?“ Lothar zeigte auf die beiden Geschütztürme mittschiffs. „Sind dasselbe Kaliber wie auf der „Cruzeiro“. Nur zwei mehr.“ „Verstehe. Na schön. Halte die Pläne unter Verschluss, bis du von mir hörst.“, sagte Shina Fay. „Keine Sorge. Ich werde die Pläne zu den anderen legen. Wo sie sich befinden, bleibt mein Geheimnis. Nur ich kenne den Lagerort.“

Eteria im Jahr des Fingertiers

Der Winter war vorüber und der Frühling war ins Land gekommen. Die Eisdecke, die die Westküste Eterias isoliert hatte, war geschmolzen und die Häfen waren wieder zugänglich. Shina Fay gab die Anweisung, wieder Kriegsschiffe zu bauen. Ihr Patenkind Lothar, schickte sogleich Boten in alle Hafenstädte und ließ den Leitern der Werften die neuen Pläne bringen. Noch am selben Tag wurden in den fünf Hafenstädten die neuen Schiffe auf Kiel gelegt. Die anderen Einheiten fuhren in den jeweiligen Abschnitten Patrouille. Und so musste es unweigerlich zu einem Aufeinandertreffen mit einer kleinen Flottille der iberianischen Marine kommen. Diese bestand aus zwei Linienschiffen erster Klasse und drei Fregatten. Deren Aufgabe war es, den Versuch zu unternehmen, auslaufende eterianische Handelsschiffe abzufangen und Zölle einzufordern.

Als der Oberbefehlshaber der iberianischen Flottille die gegnerischen Schiffe sah, gab er den Befehl, die Operation abzubrechen. Seinem eigenen Schiff der „Rondolf“ und einer Fregatte gelang die Flucht. Während die restlichen drei Schiffe von den eterianischen Schiffen gestellt wurden. Das derzeitige Flaggschiff der Marine Eterias die „Netanya“ setzte dem Linienschiff einen Warnschuss vor den Bug. Ein klares Zeichen, dass der Kommandant beidrehen sollte. Doch dieser ließ das Feuer eröffnen. Auf diese Gelegenheit hatte der Kommandant der „Netanya“ gewartet. Mit einem „Feuer frei!“ ließ er das Feuer erwidern. Die „Netanya“ feuerte eine Breitseite aus ihren mächtigen 40,6-cm-Geschützen auf ihren Gegner. Eine Granate durchschlug das Deck des Linienschiffes und detonierte in der Pulverkammer des Gegners. Eine gewaltige Explosion zerriss das Schiff. Als sich der Rauch hob regnete es Wrackteile vom Himmel. Eine weitere Fregatte wurde stark beschädigt, war aber noch seetüchtig. Ihr Schwesterschiff hatte nicht so viel Glück. In einem kurzen Gefecht wurde das Schiff zusammengeschossen und versenkt. Die beschädigte Fregatte konnte sich unbemerkt absetzen. Sie erreichte nach dreiwöchiger Fahrt den 208

Heimathafen in Astragard. Auch die „Rondolf“ und die Fregatte „Iberia“ lagen dort. Das Schiff wurde sofort in die Werft verholt und die Schäden untersucht. Der Kapitän sowie Commodore Johnston und der Kapitän der „Iberia“ waren umgehend nach Iberias Hauptstadt Karthago beordert worden. Im Palast mussten sie Königin Vivian berichten, was sich ereignet hatte. „Wir sind gemäß eurer Befehle nach Eteria gesegelt und haben in den eterianischen Hoheitsgewässern auf die Handelsschiffe Eterias gelauert.“ „Aber stattdessen gab es ein Aufeinandertreffen mit der neuen eterianischen Marine?“ „Leider, meine Königin. Es waren die Schlachtschiffe Netanya, Kaitlyn und der Schlachtkreuzer Santa Catarina.“ „Verstehe. Ihr habt entschieden die Operation abzubrechen, Commodore Johnston. Darf ich fragen wieso?“, wollte die Königin wissen. „Wir waren zwar zu fünft, aber die Schiffe Eterias waren uns überlegen was die Feuerkraft angeht. Ein eterianisches Kriegsschiff wiegt drei von unseren Schiffen auf. Wir hatten keine Chance.“ „Kapitän Coleman, euer Schiff wurde schwer beschädigt. Wer war euer Gegner?“ „Die Santa Catarina, Hoheit. Die Netanya hat unser Linienschiff „Obsidian“ durch einen Treffer in die Pulverkammer versenkt. Die „Meteor“ wurde von der Kaitlyn erst zusammengeschossen und dann versenkt.“ „Meine Herren, angesichts der Tatsache, dass die gegnerischen Schiffe über eine stärkere Feuerkraft verfügen, ergeht hiermit der Befehl, die Hoheitsgewässer zukünftig zu meiden.“

In Trondheim war Shina Fay zu Besuch auf dem Stützpunkt. Die Netanya lief gerade ein. Als das Schiff festgemacht hatte, ging die Königin Eterias an Bord. Der Kapitän begrüßte sie, als Shina Fay auf die Brücke kam. „Königin Shina Fay, willkommen an Bord.“ „Stehen Sie bequem, Kapitän McVay.“ „Danke, Hoheit.“ „Was habt Ihr mir zu berichten?“ „Wir sind auf eine kleine Flottille von fünf iberianischen Schiffen getroffen, die sich in unseren Hoheitsgewässern aufgehalten haben. Zwei der Schiffe sind sofort geflohen. Die anderen konnten wir stellen.“ „Was waren das für Schiffe?“ „Zwei Linienschiffe und drei Fregatten.“ „Ihr sagtet, zwei der fünf Schiffe konnten fliehen?“, „Ja, Hoheit. Das Flaggschiff, die „Rondolf“ und eine Fregatte die „Iberia“.“ „Und die anderen drei?“ „Das verbliebene Linienschiff haben wir durch einen direkten Treffer in die Pulverkammer versenkt. Die Fregatte „Meteor“ wurde von der Santa Catarina zusammengeschossen und anschließend versenkt.“ „Ihr sagtet, es waren drei Fregatten.“ „Die dritte wurde schwer beschädigt, konnte aber entkommen.“ „Schade. Aber eines ist sicher, Kapitän Wilson. Königin Vivian wird keine Schiffe mehr in unsere Hoheitsgewässer schicken. Ihr habt ihre Flotte erfolgreich vertrieben.“

In Endor war gerade König Gundolf eingetroffen. Mit Bestürzung 209

erfuhr der König von Erimanteles von der Konfrontation zwischen den beiden Flotten. Als er den Thronsaal betrat, fand er dort nur Galen, Shina Fays Gemahl und rechte Hand vor. „König Galen. Ich komme mit dringenden Nachrichten für eure Gattin. Wo ist sie?“ „Sie ist zurzeit in Trondheim. Ich nehme an, Ihr kommt wegen der Auseinandersetzung mit der Flottille Iberias.“ „Das stimmt. Diese Entwicklung nimmt bedenkliche Ausmaße an.“ „Dann hätte Königin Vivian ihre Schiffe nicht in unsere Hoheitsgewässer entsenden dürfen. Wir haben das Recht unsere territoriale Souveränität zu verteidigen, König Gundolf. Und wir werden dies mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln tun. Wie lange gedenkt Ihr eigentlich in Eteria zu bleiben? Ich frage, weil ich dann mit meiner Gattin sprechen würde, dass Ihr sie gerne sehen würdet.“ „Eine Woche.“

Nach drei Tagen in Trondheim kehrte Shina Fay nach Endor zurück. Ihr Ehemann Galen wusste, dass es besser war, ihr erst mal ein bisschen Zeit zu geben, bevor er mit seinem Anliegen an sie herantrat. Später am Abend sprach Galen Shina Fay auf den Besuch des Königs von Erimanteles an. „Schatz, König Gundolf weilt gerade in Endor. Er wünscht dich zu sehen. Kannst du es einrichten, dass du morgen mit ihm sprichst?“ „Es geht um den Vorfall mit zwischen unserer Marine und der Marine Iberias. Habe ich Recht Liebling?“ „Ja.“ „Ich werde ihn empfangen.“ Am nächsten Morgen traf sich Shina Fay mit König Gundolf. „Ich habe gehört, dass du mich wegen dem Vorfall mit der iberianischen Flottille sprechen wolltest, Gundolf.“ „Unter anderem auch das. Der Hauptgrund, warum ich gekommen bin, ist der, dass ich deinen Vorschlag, das Bündnis mit Azura aufzukündigen, umgesetzt habe.“ „Freut mich das zu hören. Was aber den Zwischenfall mit den iberianischen Schiffen angeht, finde ich, ist die Sache glasklar.“ „Was veranlasst dich zu dieser Meinung, Shina Fay?“ „Sehen wir uns die Fakten an. Königin Vivian hat ihre Schiffe in unsere Hoheitsgewässer entsandt, um von unseren Handelsschiffen Zölle auf unsere Waren zu kassieren. Du weißt genauso gut wie ich, dass das völkerrechtlich nicht zu rechtfertigen ist.“ „Was meinst du damit?“ „Im Prinzip hat Vivian uns bestohlen, indem sie widerrechtlich Zölle auf unsere Waren von unseren Schiffen erhoben hat. Jahrelang konnten wir nichts dagegen unternehmen. Aber jetzt sind die Karten neu gemischt. Es wird nie wieder passieren, dass eine verfeindete Nation Eteria bestiehlt.“

Nur zwei Tage nach dem Gespräch zwischen Shina Fay und König Gundolf kam es erneut zu einem Zwischenfall mit der iberianischen Marine. Dieser ereignete sich in neutralen Gewässern. Zwei Linienschiffe und eine Fregatte verfolgten eine eterianische Handelskogge um von ihr Zölle auf die geladenen Waren zu kassieren. Dabei trafen sie auf die Schiffe „Endor“, „Cruzeiro“ und „Altamira“. Als die iberianischen Schiffe in Schussweite waren, 210

eröffneten die Schiffe Eterias ohne Vorwarnung das Feuer. Die drei Schiffe der Marine Iberias hatten keine Chance gegen ihren Gegner. Einer nach dem anderen wurde durch einen Treffer in der Pulverkammer versenkt. Die Handelskogge setzte ihre Reise ungehindert fort und erreichte ihr Ziel.

In Karthago nahm Königin Vivian mit Bestürzung die Nachricht vom Verlust ihrer drei Schiffe zur Kenntnis. „In wessen Gewässern hat sich der Vorfall ereignet?“ „Es waren neutrale Gewässer. Also können wir Shina Fay nichts anhaben. Sie hat auch nicht die Neutralität eines anderen Staates verletzt, weil sich der Vorfall außerhalb der Sichtweite von Küsten ereignet hat.“ „Shina Fay fängt an, mir auf die Nerven zu gehen. Die Frau ist ja schlimmer als eine Horde gallischer Schwiegermütter.“

In Endor hingegen nahm Shina Fay die Nachricht vom erneuten Triumph ihrer Marine mit Genugtuung auf. „Also wenn Königin Vivian jetzt nicht kapiert, dass sie ihre Finger von unserem Geld lassen soll, dann ist sie so verblödet, dass sie die Wildschweine beim Himbeeren pflücken beißen.“ „Mann dieser erste Angriff auf die iberianische Flotte macht dich wohl größenwahnsinnig, wie?“, fragte ihre beste Freundin Raya. „Quatsch! Dieser scheiß Angriff könnte eher ein Boomerang werden.“ „Eines ist auf jeden Fall sicher.“, warf Kaitlyn ein. „Was?“ „Du treibst Königin Vivian im Moment ein ums andere Mal zur Weißglut.“

Unterdessen fertigte Shina Fays Patenkind Lothar einen neuen Entwurf für ein neues Schiff an. Es war wieder ein Schlachtschiff. Dieses Schiff sollte auf der Werft in Trondheim gebaut werden. Das Schiff sollte eine Länge von 247,0 m und eine Breite von 33,08 m besitzen. Seine maximale Verdrängung sollte bei 44.698 Tonnen liegen und der Tiefgang 9,9 m betragen. Das neue Kriegsschiff sollte eine Maschinenleistung von 175.000 PS erbringen und eine Höchstgeschwindigkeit von 32,63 Knoten erreichen Die Leistung sollte über vier Wellen auf vier Propeller übertragen werden.. Für diese neue Schiffsklasse hatte Lothar eine Besatzung von 1.569 Mann vorgesehen. Die Hauptartillerie sollte aus zwei Vierlings-Türmen mit einem Kaliber von 38,0 cm bestehen, die vorne am Bug montiert werden sollten. Achtern am Heck sollten drei kleinere Drillingstürme mit einem Kaliber von 15,2 cm stehen. Backbord und steuerbord sollten jeweils sechs Zwillingstürme mit einem Kaliber von 10,0 cm postiert werden.

Unmittelbar hinter dem zweiten der beiden 38-cm-Vierlinge sollte die Kommandobrücke stehen. Danach sollte der Schornstein kommen, der schräg nach hinten verlaufen sollte, statt wie bisher nach oben. Mit diesen Plänen ging Lothar zu seiner Patentante. Als er den Palast erreichte, eilte ihm der Haushofmeister entgegen. „Es ist gerade sehr ungünstig,211

junger Herr Lothar. Eure Patentante ist gerade in einer Besprechung.“, sagte der Haushofmeister. „Dann komme ich später wieder.“ Lothar wandte sich gerade zum Gehen, als die Tür zum Thronsaal aufging und Mara herauskam. „Deine Tante erwartet dich, Lothar. Sie hat mitbekommen, dass du da bist.“ Shina Fays Patenkind betrat den Thronsaal. „Du hast sicherlich neue Konstruktionspläne für mich.“, stellte die Königin fest. „Ja, Tante.“ „Was für ein Schiffstyp?“ „Wieder ein Schlachtschiff.“ „Dann lass mal sehen.“ Lothar überreichte seiner Patentante die Pläne. Shina Fay sah sie sich genau an und nickte dann. „Sehr gut. Und wenn ich das richtig sehe, willst du dieses Schiff in Trondheim bauen lassen.“ „Ja, Tante.“

Als Lothar den Thronsaal verlassen hatte, kam General Umslopogas herein. „Was kann ich für euch tun, General Umslopogas?“ „Majestät, ich komme gerade von meiner Inspektionsreise zurück. Die Kommandeure in den Kasernen bemängeln nach wie vor das Fehlen von Artillerie.“ „Ich habe mich bereits darum gekümmert. Aber es geht nicht von heute auf morgen. Wir bekommen von befreundeten Königreichen zwar Material geliefert, aber unsere Feinde bringen die Schiffe reihenweise auf. Und wenn sie es nicht selbst tun, dann heuern sie Piraten an. Und ich muss erst zusehen, dass sowohl unsere eigenen, als auch die Schiffe unserer Verbündeten, vor den Zugriffen unserer Feinde geschützt sind. Damit das Material für die Landartillerie auch hier ankommt.“ „Wer hätte ein Interesse daran, dass Eteria keine Artillerie besitzt?“, fragte Umslopogas. „Da fällt mir nur Königin Vivian von Iberia ein. Sie ist die einzige, die ein Interesse daran hat uns weiter klein zu halten.“

Nach dem Gespräch mit dem Oberbefehlshaber ihrer Landstreitkräfte meldete der Haushofmeister einen weiteren Besucher. „Meine Königin, ein Fremder wünscht euch zu sprechen. Er sagt, er ist auf der Suche nach seinem Vater.“ „Er soll eintreten.“ Kurze Zeit später betrat ein junger Mann den Thronsaal. Er war nach der Zeitrechnung der Menschen 28 Jahre alt und nach dem Größenmaß der Menschen 1,98 m groß. Der Fremde war kräftig gebaut. Er besaß ein ovales Gesicht mit einem dichten braunen Bart. Die etwas zu breit geratene Nase passte zu diesem Gesicht, ebenso die braunen Haare, die an ihrem Ende zu einem leichten Pferdeschwanz gebunden waren. Seine braunen Augen verrieten Shina Fay, dass er in Sorge um seinen Vater war. „Wie ich hörte, seid ihr auf der Suche nach eurem Vater. Würdet Ihr mir freundlicherweise seinen Namen verraten?“ „Der Name meines Vaters war Catweazle, Hoheit.“ Als Shina Fay den Namen hörte, wurde ihr ganz schwer ums Herz. Sie erhob sich von ihrem Thron und ging auf den jungen Mann zu, bis sie ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand. „Ich fürchte ich habe schlechte Nachrichten für euch. Euer Vater ist vergangenes Jahr an Altersschwäche verstorben. Er hat maßgeblich zum Aufbau 212

unserer Marine beigetragen. Mein Beileid.“ Der junge Mann setzte sich auf den Boden, vergrub das Gesicht in seinen Händen und fing an zu weinen. Shina Fay legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter. „Ich weiß, wie euch zumute ist. Denn ich weiß nur zu gut, wie es ist, wenn man einen Menschen verliert, der einem nahe steht. Ihr sprecht mit einer Frau, die an einem Tag beide Elternteile verloren hat.“ Catweazles Sohn sah Shina Fay fragend an. „Ihr habt richtig gehört. Ich wurde an einem Tag Vollwaise. Erst starb mein Vater durch einen heimtückischen Mord, dann wurde meine Mutter von einem riesigen Wolf durch einen Biss in die Kehle getötet.“

„Dann seid Ihr Shina Fay.“ „Ja, die bin ich.“ „Euer Ruf ist sogar bis zu uns vorgedrungen. Mein Vater wusste, dass Ihr eines Tages Königin von Eteria werden würdet. Deshalb zog er aus, um euch mit seinem Wissen zu unterstützen. Erlaubt nun auch dem Sohn, wie schon zuvor dem Vater euch mit seinem technischen Wissen zu unterstützen.“ „Warum nicht? Doch was könnt Ihr mir bieten?“ „Ich könnte euch dazu verhelfen, die Lufthoheit zu erringen.“ „Die Lufthoheit?“ „Wenn Ihr in einem bewaffneten Konflikt den Luftraum beherrscht kann euer Gegner einpacken.“ „Und wie wollt ihr das anstellen?“ „Gebt mir zwei Tage und ich werde euch überraschen.“ „Gut. Die zwei Tage seien euch gewährt. Wie ist eigentlich euer Name?“, sagte Shina Fay. „Marco, meine Königin.“ „Willkommen in Eteria, Marco.“

In Santa Catarina war das erste der neuen Schiffe fertig geworden. Es war der Kreuzer, den Lothar als erstes entworfen hatte. Auf den Befehl Shina Fays hatte man dieses Schiff auf den Namen „Desdemona“ getauft. Die Naga-Königin, die Shina Fay auf ihrer zweiten Prüfung gerettet hatte, war die Taufpatin des Schiffes. „Ich taufe dich auf den Namen „Desdemona“.“, sagte Desdemona und ließ die Sektflasche am Bug des Schiffes zerschellen. Unter dem Klang von Eterias Nationalhymne glitt das neueste Schiff der eterianischen Marine ins Wasser. Damit besaß Eteria nun 12 einsatzbereite Schiffe.

In Endor saß Lothar in seinem Haus, das er von Catweazle geerbt hatte und fertigte einen neuen Entwurf an. Das neue Schiff sollte 240,00 m lang und 30 m breit sein. Seine Maximalverdrängung sollte bei 36.800 Tonnen liegen und sein Tiefgang sollte 10,12 m betragen. Die Leistung der Maschinen sollte 112.000 PS betragen und das Schiff sollte eine Höchstgeschwindigkeit von 31,7 Knoten erreichen. Die Besatzungsstärke sollte bei 1.205 Mann liegen. Die Hauptartillerie sollte aus drei Zwillingstürmen mit einem Kaliber von 38,1 cm bestehen. Zwei dieser Türme sollten vorne am Bug, der dritte achtern am Heck platziert werden. Dazu kamen noch neun 10,2-cm-Schnellfeuerkanonen. 213

Hinter dem zweiten Geschützturm der Hauptartillerie kam wie bei der „Edendale“ der halbrunde Vorbau, dem die Kommandobrücke folgte. Dahinter kam ein Mast und diesem folgten die beiden Schornsteine. Danach kam noch ein Mast, ehe der achtere Geschützturm folgte.

In Kenley war das nächste Schiff fertig gestellt. Halgrim, der Schamane aus Shina Fays Dorf war der Taufpate des Schiffes. „Ich taufe dich auf den Namen „Halgrim“.“, sagte der Schamane. Kaitlyn, die mitgereist war, warf die Flasche Sekt, die am Bug des Schiffes zerbarst. Als die ersten Klänge der eterianischen Nationalhymne erklangen, glitt der Stahlkoloss ins Wasser. Damit hatte Shina Fay ihr dreizehntes Schiff in Dienst gestellt.

Zur gleichen Zeit, als die „Halgrim“ vom Stapel lief, war die Königin bei Marco zu Gast. Dieser hatte eine neue Erfindung fertiggestellt und wollte sie nun der Königin Eterias vorführen. Im Hinterhof seines Hauses hatte Catweazles Sohn ein Gestell aus Stahl aufgebaut, auf dem ein merkwürdiges Objekt ruhte. Es sah aus wie ein Zylinder, nur das es am Ende etwas spitz zulief. „Was ist das?“, fragte Shina Fay gerade heraus. „Das ist die Zukunft der Luftfahrt. Ich nenne es Jet-Antrieb.“ „Würden Sie mir die Funktion Ihres „Jet-Antriebs“ bitte genauer erläutern, Marco?“ „Nichts lieber als das. Sehen Sie, hier vorne wird Luft eingesogen, wird dann hier im mittleren Teil verdichtet und mit dem Treibstoff für den Antrieb vermischt und anschließend gezündet.“ „Sehr interessant. Und das funktioniert?“ „Das hoffe ich.“ „Würden Sie mir das, was Sie mir eben erläutert haben, in der Praxis vorführen?“ „Selbstverständlich, meine Königin. Ich darf Sie dann bitten, mir zu folgen, damit wir den Test aus sicherer Entfernung mitverfolgen können?“ Nachdem sich die Königin und Catweazles Sohn hinter einem Verschlag versteckt hatten, betätigte Marco einen Schalter, der mit einem Kabel verbunden war, das an das Triebwerk angeschlossen war. Zuerst passierte nichts. Doch dann hörte Shina Fay wie das Triebwerk ansprang. Zuerst war es ein leises Wimmern, dass mit immer weiter steigender Leistung zu einem Heulen heranwuchs. Als das Triebwerk seine Höchstleistung erreicht hatte, schoss eine orange-rote Flamme aus dem hinteren Teil und das Heulen wich einem lauten Brüllen. Nachdem das Triebwerk eine Weile gelaufen war, schaltete Marco es wieder ab, in dem er einen weiteren Schalter betätigte. Langsam schaltete sich das Aggregat wieder ab. „Das war eine beeindruckende Demonstration. Ihr seid ab sofort dafür verantwortlich, eine schlagkräftige Luftwaffe aufzubauen.“

In Altamira war inzwischen das nächste Schiff fertiggestellt. Auf Befehl der Königin hatte man das Schiff auf den Namen „Silverstone“ getauft. Marozia, das Orkmädchen war die Taufpatin. „Ich taufe dich auf den Namen 214

„Silverstone“.“, sagte Marozia und ließ die obligatorische Sektflasche am Bug des Schiffes zerbersten. Unter den Klängen von Eterias Nationalhymne glitt der Gigant aus Stahl ins Wasser. Damit verfügte Eteria über 14 einsatzbereite Schiffe. Das nächste Schiff wurde in Portimao fertiggestellt und hatte auf Wunsch des Königs den Namen Aradil erhalten. Taufpatin war erneut Shina Fays Cousine. „Ich taufe dich auf den Namen „Aradil“.“, sagte sie und warf die Sektflasche gegen den Bug des Schiffes, wo sie zerbrach. Unter den Klängen von Eterias Nationalhymne glitt das neue Schiff ins Wasser.

Damit war die eterianische Marine auf 15 Schiffe angewachsen. Und ein Ende war nicht in Sicht. Denn in Trondheim war nun auch das nächste Schiff fertiggestellt. Shina Fay hatte es auf Anraten von Jenna hin auf den Namen „Ilva“ taufen lassen. Nun stand Lestrades Tochter auf dem Podium in der Werft und sah zu dem Stahlgiganten hinauf, der ihren Namen tragen sollte. Dann nahm sie die Sektflasche in die Hand und sagte: „Ich taufe dich auf den Namen „Ilva“.“ Nachdem sie diese Worte ausgesprochen hatte, warf das Vampirmädchen die Flasche gegen den Bug des Schiffes, wo sie zerbrach. Als die ersten Klänge von Eterias Nationalhymne gespielt wurden, glitt der Stahlkoloss ins Wasser. Damit war die Marine Eterias um ein weiteres Schiff auf nun mehr 16 Schiffe angewachsen.

In seinem Haus in Endor hatte Lothar einen neuen Entwurf fertiggestellt. Das neue Schiff sollte wieder ein schwerer Kreuzer sein. Er sollte 212,5 m lang und 21,7 m breit werden. Der Tiefgang sollte bei 7,2 m liegen und der Kreuzer sollte maximal 18.750 Tonnen verdrängen. Die Maschine sollte 137.500 PS leisten und ihre Kraft über drei Wellen auf drei dreiblättrige Schrauben mit einem Durchmesser von 4,1 m übertragen. Die Höchstgeschwindigkeit sollte bei 32,2 Knoten liegen. Die Besatzungsstärke sollte bei 1.599 Mann liegen. Die Hauptartillerie sollte aus vier Zwillingstürmen mit einem Kaliber von 20,3 cm bestehen. Dazu kamen Backbord und Steuerbord sechs 10,5-cm-Schnellfeuerkanonen. Am Bug sollten zwei der vier Zwillingstürme platziert werden. Dahinter kam eine massive Stahlkonstruktion, auf die die Kommandobrücke aufgesetzt werden sollte. Über der Brücke war noch ein Aufbau, auf dem die technischen Anlagen montiert werden sollten. Danach kam der Schornstein und dann der achtere Mast. Achtern am Heck kamen die beiden anderen Zwillingstürme mit ihren 20,3-cm-Kanonen.

Mit diesen Plänen ging Lothar zu seiner Patentante. Die Königin Eterias war gerade im Garten, als Jabons Sohn im Palast eintraf. Shina Fays beste Freundin Raya fing ihn ab. „Gönne deiner Patentante etwas Ruhe. Sie fühlt 215

sich im Moment etwas unwohl.“ „Was hat Tante Shina Fay?“ Raya senkte die Stimme. „Shina Fay ist schwanger.“ „Du machst Witze.“ „Durchaus nicht. Wir haben es auch erst heute Morgen erfahren.“ „Wird es ein Junge oder ein Mädchen?“ „Ein Mädchen.“ „Hat meine Cousine auch schon einen Namen?“ „Noch nicht.“

Shina Fay saß auf ihrem Thron, als der Haushofmeister ihr Patenkind zu ihr vorließ. „Wie geht es dir Tante?“, fragte Lothar. „Es geht. Als die Nachricht kam, dass ich von Galen schwanger bin, hat es mich fast aus den Fundamenten gehauen.“ „Das glaub ich dir. Kannst du einen kurzen Augenblick für mich erübrigen?“ „Ich denke schon. Was hast du für mich?“ „Ein paar neue Pläne für einen neuen schweren Kreuzer.“ „Dann lass mal sehen.“ Shina Fay sah sich die Pläne an und nickte. „Gute Arbeit, so wie immer. Aber jetzt lass mich bitte allein.“ „Darf ich dir noch einen wohlgemeinten Rat geben, Tante?“ „Bitte.“ „Schon dich so gut es geht. Onkel Galen kann dir sicherlich einen Teil der Regierungsgeschäfte abnehmen.“ „Danke.“

Auf Shina Fays Befehl hin waren überall im Land neben den Kasernen auch noch Stützpunkte für die neue Luftwaffe entstanden. Auch die ersten Maschinen waren in Dienst gestellt worden. Diese Flugzeuge waren 19,43 m lang und besaßen eine Flügelspannweite von 13,05 m. Die Fläche der Tragflügel betrug 56,48 m². Die Streckung der Flügel betrug 3,02 m. Die Flugzeuge waren 5,63 m hoch und hatten ein Startgewicht von 36.741 Kg. Die neuen Maschinen waren in der Lage eine Geschwindigkeit jenseits der Schallmauer zu erreichen. Mach 2,54 wurden gemessen. Die beiden Triebwerke erzeugten mit Nachbrenner eine Schubkraft von 129,45 Kn pro Triebwerk. Die maximale Waffenlast betrug 11.115 Kg. Der Flugzeugrumpf war nicht klobig, sondern eher windschnittig gestaltet. Am Ende befanden sich die beiden Triebwerke. Die Tragflächen der Maschinen sahen wie Dreiecke aus, nur mit dem Unterschied, das die Spitze fehlte. Auffällig waren auch die beiden Heckflügel und die beiden Lufteinlässe an der Rumpfseite. Die Piloten waren durch eine Haube aus Plexiglas vor der dünnen Luft geschützt.

In seinem Haus in Endor hatte Lothar den Entwurf für das nächste Schiff fertig erstellt. Das Schiff sollte 203,76 m lang und 20,42 m breit sein. Die maximale Verdrängung des neuen Kriegsschiffes sollte bei 15.875 Tonnen liegen und der Tiefgang bei 6,32 m liegen. 733 Mann würden nötig sein, um den neuen Kreuzer am Laufen zu halten. Die Maschine sollte 133.100 PS leisten und ihre Kraft über vier Wellen auf vier Propeller übertragen. So sollte eine Höchstgeschwindigkeit von 35 Knoten ermöglicht werden. Die Hauptartillerie sollte aus fünf Zwillingstürmen mit einem Kaliber von 20,3 cm bestehen. 216

Backbord und Steuerbord sollten noch jeweils zwei 12,7-cm-Schnellfeuerkanonen postiert werden. Vorne am Bug sollten drei der Zwillingstürme ihren Platz haben. Danach sollte die Brücke kommen. Diese sollte als ein Teil ausgeführt werden. An den Brückenaufbau sollte zuerst ein Mast, dann sollten die beiden Schornsteine aufgesetzt werden. Dann sollte ein kleiner Metallbau eingebaut werden. Diesem sollte ein weiterer Mast folgen. Danach sollten die beiden achteren 20,3-cm-Zwillingstürme eingebaut werden. Dieses Schiff sollte in Kenley gebaut werden. Das Schiff davor in Santa Catarina.

Mit diesen Plänen ging Lothar wieder in den Palast der Königin. Doch als er den Thronsaal betrat, traf er dort seinen Onkel an. „Na Lothar, was führt dich dieses Mal in den Palast?“ „Dasselbe wie immer. Ich hab neue Pläne für einen neuen schweren Kreuzer fertig und wollte sie Tante Shina Fay zeigen.“ „Ich befürchte, du mit musst mit mir Vorlieb nehmen, Neffe. Shina Fay geht es alles andere als gut. Sie hat mich damit beauftragt, deine Pläne anzusehen und wenn nötig Änderungswünsche zu äußern.“ „Dann soll es so sein. Hier sind die aktuellsten Pläne.“ Galen sah sich die Pläne durch und nickte dann. „Sehr gut. Wirklich sehr gut. Hier sind die Pläne. Verwahre sie, bis du von Shina Fay eine Nachricht erhältst.“

Auf den Stützpunkten der eterianischen Luftwaffe waren inzwischen neue Flugzeuge eingetroffen. Sie besaßen wie die vorherigen Jets zwei Triebwerke, unterschieden sich jedoch in der Konstruktion. Während die ersten Maschinen zwei Heckflügel besaßen, hatten die neuen Jets nur einen. Auch die Form der Flügel war anders. Im Gegensatz zu den anderen Jets hatten diese neuen Exemplare dreieckige Flügel. Die Lufteinlässe unter den Tragflächen waren leicht schräg angeordnet. Vorne an der Nase der Flugzeuge waren noch zwei weitere Zusatzflügel in Dreiecksform angebracht, die die Manövrierfähigkeit der Maschinen verbessern sollten. Eine Plexiglashaube sollte den Piloten vor der dünnen Luft schützen.

Die neuen Jets hatten eine Länge von 15,96 m und eine Höhe von 5,28 m. Ihre Flügelspannweite betrug 10,95 m und die Flügelfläche lag bei 50,00 m². Diese Jets konnten eine Waffenlast von 7.500 Kg tragen und erreichten am Start eine Schubkraft von 180 kN. Die Höchstgeschwindigkeit dieser Maschinen lag bei Mach 2,35.

In seinem Haus in Endor hatte Shina Fays Patenkind Lothar ein neues Kriegsschiff entworfen. Das neue Schiff sollte 210,00 m lang und 33m breit sein. Der Tiefgang sollte bei 11,10 m liegen und die Verdrängung bei 35.000 Tonnen. 2.364 Mann Besatzung würden notwendig sein, um das Schiff am Laufen 217

zu halten. Die Leistung der Maschinen sollte bei 130.000 PS liegen. Diese Kraft sollte über vier Wellen auf vier Propeller übertragen werden. Die Höchstgeschwindigkeit sollte bei 27,8 Knoten liegen. Die Hauptartillerie sollte aus drei Drillingstürmen mit einem Kaliber von 40,6 cm bestehen. Dazu kamen noch acht 12,7-cm-Schnellfeuergeschütze.

Vorne am Bug sollten zwei der schweren Geschütztürme ihren Platz haben. Danach kam eine massive Stahlkonstruktion, die zwei Brücken aufwies. Die erste war direkt in den Stahlblock integriert, die zweite befand sich am unteren Ende eines Mastes, auf dem die ganzen technischen Anlagen untergebracht waren. Backbord und Steuerbord befanden sich die Schnellfeuergeschütze, die in Zwillingstürmen steckten. Jeweils zwei befanden sich an beiden Seiten. Nach der Kommandoeinheit kam der Schornstein und ein weiterer Mast. Danach kam noch ein kleiner Anbau auf dem ein weiteres technisches Gerät stand. Als letztes kam der achtere 40,6-cm-Drillingsturm.

Mit diesen Plänen ging Lothar flotten Schrittes zum Regierungspalast. Als er dort ankam traf er durch Zufall seine Patentante an. „Ich kann mir schon denken, weswegen du hier bist. Aber im Moment ist es ziemlich ungünstig.“ „Wenn ich dir irgendwie helfen kann, dann sag Bescheid.“ „Kannst du mir ein Glas Wasser bringen, Lothar?“ „Kommt sofort.“ Lothar schnappte sich ein Glas und füllte Wasser aus einem der vielen Brunnen hinein. „Hier Bitte.“ „Danke.“, sagte Shina Fay und nahm einen kräftigen Schluck. „Jetzt geht es mir besser. Also was hast du für mich?“ „Ein paar neue Pläne für ein neues Schlachtschiff. Ich hatte gedacht, dass wir die Pläne nach Catania schicken.“ „Dann lass mal sehen.“ Shina Fay sah sich die Pläne an, dann nickte sie. „In Ordnung. Schick die Pläne zu den Werften und sag den Leitern sie sollen mit dem Bau beginnen.“ „Mach ich Tante. Aber jetzt solltest du dich erst mal ausruhen.“

Als die Pläne in den Hafenstädten ankamen, wurden die Schiffe auf Kiel gelegt. Auch waren wieder neue Kampfjets angekommen. Die neuen Maschinen hatten wieder zwei Heckflügel. Auffällig war bei diesen Jägern, dass die beiden Triebwerke durch ein aerodynamisches Bauteil in Form eines Zapfens, voneinander getrennt waren. Die neuen Jets waren 23,34 m lang und 6,09 m hoch. Auffällig war auch, dass die Piloten nebeneinander saßen, statt hintereinander. Die Flügel sahen aus wie Dreiecke, denen die Spitze fehlte. Die Spannweite der Flügel betrug 14,70 m und deren Fläche 62,04 m². Die neuen Kampfjets konnten eine Waffenlast von 8.200 Kg mitführen und erreichten eine Höchstgeschwindigkeit von Mach 1,8. Jedes der beiden Triebwerke erzeugte einen Schub von 137,21 kN. 218

In Iberias Hauptstadt Karthago beobachtete Königin Vivian die neue Entwicklung mit wachsender Besorgnis. „Das gefällt mir nicht.“, sagte sie zu ihrem Kanzler. „Was gefällt euch nicht, Hoheit?“ „Königin Shina Fay, die Regentin Eterias, rüstet seit letztem Jahr massiv auf. Sie verfügt nicht nur über eine schlagkräftige Marine, sondern baut auch noch eine schlagkräftige Luftwaffe auf. Man könnte glatt meinen, dass sie vor hat ihre Feinde einzuschüchtern.“ „Vielleicht wird Shina Fay ja doch noch vernünftig.“ „Shina Fay und zur Vernunft kommen? Eher friert die Hölle zu. Das Dumme ist nur, dass wir in diesem Konflikt mit Eteria alleine stehen. Die anderen Königreiche haben beschlossen sich neutral zu verhalten.“ „Das sind keine guten Nachrichten, Hoheit.“ „Wahrlich, das sind keine guten Nachrichten. Und wir können dieses Aufrüsten nicht stoppen.“

In Eterias Hauptstadt Endor war unterdessen ein Fremder eingetroffen. Er hatte gerade den Königspalast betreten, als er Mara der Schattenhexe, begegnete. „Kann ich Ihnen weiterhelfen?“, fragte Mara. „Ich möchte zu Königin Shina Fay.“ „Ich will euch keine großen Hoffnungen machen, Fremder. Die Königsfamilie erwartet Nachwuchs. Das Baby muss jeden Augenblick kommen.“ „Woher wisst ihr das, so genau?“, fragte der Fremde. „Ich gehöre zu den engsten Vertrauten der Königin. Besser gesagt, ist sie meine Freundin. Wir kennen uns eine halbe Ewigkeit.“, sagte Mara. „Verstehe.“ Mara wollte gerade wieder das Wort ergreifen, als Kaitlyn aus den Privatgemächern gestürmt kam. „Mara! Bei Shina Fay haben die Wehen eingesetzt. Komm schnell!“ Mara warf der Dunkelelfe einen strengen Blick zu. „Shina Fay hat einen Besucher. Nämlich diesen Herren hier. Ich weiß nicht was er von ihr will, aber gerade das versuche ich herauszufinden.“ „Zuerst sollte ich mich wohl vorstellen, Madame. Mein Name ist Hirohito. Ich war Admiral im Königreich Belfort. Dort gab es vor kurzem einen Machtwechsel und man hat mich entlassen. Als ich hörte, dass in Eteria eine Marine aufgebaut wird, habe ich gedacht, biete ich der Königin meine Dienste als als Oberbefehlshaber der Flotte an.“ „Verstehe. Kommen Sie mit.“

Als Kaitlyn die privaten Gemächer der Königin wieder betrat, war gerade die Hebamme eingetroffen. Eine Gehilfin kam mit einer Schüssel warmen, klaren Wassers und Handtüchern. Die Königin selbst lag auf ihrem Bett und hatte ihr sonst so schönes Gesicht vor Schmerzen verzerrt. Ihre Haare klebten an ihrer Stirn. Sie bemerkte nicht, wie Mara und Admiral Hirohito den Raum betreten hatten. „Tief einatmen Hoheit.“, sagte die Hebamme. Shina Fay atmete ein. „Ja, sehr gut. Und jetzt pressen, Hoheit.“ Shina Fay kam auch dieser Aufforderung nach und stieß dabei einen lauten Schmerzensschrei aus. Das ganze Prozedere dauerte noch eine ganze Elfenstunde an, doch dann war es geschafft. Shina Fays Tochter war geboren. 219

Mit einer lauten und kräftigen Stimme machte sie auf sich aufmerksam. Die Hebamme wickelte das Elfenbaby in trockene Tücher, nachdem sie es abgewaschen hatte und reichte es der Königin. Shina Fay lächelte, als sie in das Gesicht ihrer Tochter sah. Dann gab sie ihrem Kind einen Kuss auf die Stirn. „Wie soll eure Tochter heißen, meine Königin?“, fragte die Hebamme. „Naytiri.“ „Was bedeutet eigentlich Naytiri?“, fragte Hirohito Mara. Erst jetzt bemerkte Shina Fay den Fremden.

„Seid mir willkommen, Fremder.“, sagte Shina Fay. „Ich danke euch, Hoheit.“ Die Königin Eterias sah sich den Fremden genauer an. Er war groß, schlank und hatte kurze schwarze Haare. Dazu kamen die mandelförmigen Augen, die Shina Fay von Kapitän Yamamoto kannte. Er besaß ein rundes Gesicht, leicht abstehende Ohren und trug eine Gold umrandete Brille. Bekleidet war er mit einer schwarzen Stoffhose, einem weißen Hemd und einem schwarzen Uniformrock. Dort waren viele Orden angeheftet und am linken Revers konnte Shina Fay eine goldene Epaulette und eine lila Schärpe erkennen. Auch rechts befand sich eine goldene Epaulette. Der Fremde trug schwarze Lackschuhe. „Wie ist euer Name Fremder?“ „Ich heiße Hirohito, meine Königin.“ „Eurer Uniform nach seid Ihr so was wie ein General.“ „Ich bin, besser gesagt ich WAR Admiral. Im Königreich Belfort, dem ich so lange treu gedient habe, gab es einen Machtwechsel, und man hat mich entlassen.“ „Verstehe. Und wieso kommt Ihr ausgerechnet nach Eteria?“ „Mir ist zu Ohren gekommen, dass Ihr eine schlagkräftige Marine aufbaut. Hab Ihr schon einen Offizier, der den Oberbefehl hat?“ „Nein. Aber wieso glaubt Ihr, dass Ihr der richtige Mann für den Posten seid?“ „Meine Erfahrung. Ich habe sehr lange unter König Guillaume in Belfort gedient. Er hat mir zu Lebzeiten dieses Schreiben mitgegeben.“

Mit diesen Worten gab Hirohito Shina Fay eine Schriftrolle aus Pergament. Die Königin Eterias brach das Siegel und las das Schreiben. „Tja wenn das so ist. Sie haben den Posten. Willkommen in Eteria Admiral Hirohito.“ „Ich danke euch für euer Vertrauen, meine Königin. Und meinen aufrichtigen Glückwunsch zur Geburt eurer Tochter.“ „Ich danke euch.“ „Gestattet Ihr mir eine Frage Herrin?“ „Was immer Ihr wissen wollt.“ „Welche Bedeutung hat der Name Naytiri?“ „In der Sprache der Menschen bedeutet Naytiri „Prinzessin des Mondes.“.“, sagte Shina Fay. „Ein hübscher Name.“

In Trondheim war das erste der neuen Kriegsschiffe fertig geworden. Taufpatin war Shina Fays Freundin Mara, die Schattenhexe, deren Namen das Schiff trug. „Ich taufe dich auf den Namen „Mara.“, sagte Mara und warf die Sektflasche, die am Bug des Schiffes zerbarst. Unter den Klängen von Eterias 220

Nationalhymne glitt das neue Schlachtschiff ins Wasser. Damit verfügte Eteria über siebzehn einsatzbereite Kriegsschiffe. Auch Admiral Hirohito und das Königspaar waren anwesend.

In Portimao war das nächste Schiff fertig geworden. Auf Shina Fays Befehl hin hatte man das neue Schlachtschiff auf den Namen „Arteya“ getauft. Taufpatin war keine geringere als die Tochter von Königin Maryse, Arteya. „Ich taufe dich auf den Namen Arteya.“, sagte die Amazone und ließ die Sektflasche am Bug des neuen Schiffes zerschellen. Unter den Klängen der Nationalhymne Eterias glitt dieser stählerne Gigant ins Wasser. Damit verfügte Eteria über achtzehn Schiff, die einsatzbereit waren. Auch waren neue Jets angekommen. Die neuen Jets trugen ihre Triebwerke unter den Flügeln. Die neuen Jäger waren 10,60 m lang und 3,84 m hoch. Die Spannweite ihrer Flügel betrug 12,65 m. Die Fläche der Flügel lag bei 21,70 m². Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 870 Km/h. Die Maschinen besaßen einen Heckflügel an dem die beiden Seitenleitwerke angebracht waren und Flügel in Form von Dreiecken mit abgeschnittener Spitze.

In Santa Catarina war das nächste der neuen Kriegsschiffe fertig gestellt worden. Taufpatin war Shina Fays Menschenfreundin Dina. „Ich taufe dich auf den Namen „Dina“.“, sagte Dina und warf die Sektflasche gegen den Bug des Schiffes, wo sie auch zerbrach. Als eine Kapelle die ersten Klänge der eterianischen Nationalhymne spielte, glitt der Koloss aus Stahl ins Wasser. Damit verfügte die eterianische Marine über neunzehn einsatzbereite Schiffe. In Endor hatte Lothar die Entwürfe für ein neues Schiff fertig erstellt. Das neue Kriegsschiff sollte ein schwerer Kreuzer werden. Seine Länge sollte 201,6 m und die Breite 19,40 m betragen. Der Tiefgang war mit 6,48 m angegeben und die Verdrängung mit 15.201 Tonnen. 874 Mann würden notwendig sein um diesen Stahlgigant unter Kontrolle zu halten. 152.000 PS sollte die Maschine leisten und ihre Kraft über vier Wellen auf vier dreiflügelige Propeller übertragen, was eine Höchstgeschwindigkeit von 35 Knoten ermöglichte. Die Hauptartillerie bestand aus vier Zwillingstürmen mit einem Kaliber von 20,3 cm. Backbord und Steuerbord waren noch jeweils vier 12,7-cm-Schnellfeuergeschütze vorgesehen.

Die Zwillingstürme waren allesamt am Bug untergebracht. Danach kam die Kommandobrücke in Form eines Stahlaufbaus und einem Mast. Dahinter kam der Schornstein und dann noch ein Mast, der etwas höher war, als der erste. Achtern am Heck war nur das leere Deck. Und während Lothar auf dem Weg zu seiner Patentante war, hatten die Werftarbeiter auf der Werft in Kenley das nächste der neuen Kriegsschiffe fertiggestellt. Auf Shina Fays Anweisung hin, hatte man den Kreuzer „Remigius“ getauft, benannt nach dem alten Mönch in der alten 221

Bergfestung auf dem Teufelsberg. Galen fungierte als Taufpate, da der alte Mönch sich hartnäckig weigerte seine Festung zu verlassen. „Ich taufe dich auf den Namen Remigius.“, sagte der König Eterias und warf die Sektflasche, die wie vorgesehen am Bug des Schiffes zerbrach. Unter den Klängen von Eterias Nationalhymne glitt der Koloss aus Stahl ins Wasser. Damit besaß Eteria zwanzig einsatzbereite Schiffe und vier einsatzbereite Luftwaffengeschwader.

Mit den Plänen ging Lothar zu seiner Patentante. Er fand sie im Garten, wo sie gerade ihre Tochter stillte. Als sie die Rolle in Lothars Hand sah, wusste Shina Fay, dass sie Pläne für ein neues Kriegsschiff enthielt. „Ich befürchte, was die Pläne angeht, musst du dich an deinen Onkel wenden. Ich bin jetzt Mutter und die Erziehung meines Kindes hat Vorrang.“ „Das leuchtet ein, Tante. Hat meine Cousine auch einen Namen?“ „Sie heißt Naytiri.“ „“Prinzessin des Mondes“. Wieso eigentlich dieser Name?“, fragte Lothar. „Sie in ihre Augen und du weißt es.“ Galens Neffe sah seiner Cousine ins Gesicht, als sie die Augen öffnete. Shina Fays Tochter besaß die braunen Haare ihrer Mutter, doch die blauen Augen ihres Vaters. „So blau wie der kalte Schein des Mondes.“, sagte Lothar. „Nicht wahr? Deswegen auch der Name.“ „Irgendwie passend. Na schön, ich geh dann mal zu Onkel Galen. Mal sehen was er von meinen Plänen hält.“

Im Thronsaal traf Lothar dann seinen Onkel. „Ich schätze, du hast wieder ein paar neue Pläne.“ „So sieht’s mal aus. Ein schwerer Kreuzer.“ „Dann lass mal sehen.“ Lothar gab seinem Onkel die Pläne. „Hut ab. Das wird Iberia das Fürchten lehren.“ „Wart mal ab, was als nächstes kommt, Onkel.“ „Was hast du denn im Sinn, Lothar?“ „Ein Schlachtschiff. Ich würde es gerne nach Tante Shina Fay benennen.“ „Aber nur unter einer Bedingung, Lothar.“ „Die da wäre?“ „Dieses Schiff wird das Flaggschiff unserer Marine.“ „Einverstanden.“

Auf den Stützpunkten waren inzwischen neue Jets angekommen. Diese neuen Maschinen waren 19,10 m lang und 4,88 m hoch. Die Spannweite betrug 19,55 m. Allerdings konnte diese durch Einschwenken der Flügel auf 11,65 m verringert werden. Angetrieben wurden die neuen Jagdflugzeuge von zwei Triebwerken, die zusammen eine Schubkraft von 240,98 Kn und ermöglichten eine Höchstgeschwindigkeit von Mach 2,37. Die Fläche ihrer Flügel war mit 52,49 m² angegeben. Die maximale Waffenlast betrug 6577 Kg. Die neuen Jäger hatten zwei Heckflügel an den Seiten die Seitenleitwerke. Eine Plexiglashaube schützte die Piloten vor der dünnen Luft.

In Catania war das letzte der neuen Großkampfschiffe fertig geworden. Auf Shina Fays Wunsch hin hatte man das Schiff auf den Namen „Ataron“ getauft. Taufpate war natürlich Ataron, der Nachtelfirokese. 222

„Ich taufe dich auf den Namen „Ataron“.“, sagte der Krieger und warf die Sektflasche, die auch am Bug des neuen Schiffes zerbarst. Unter den Klängen von Eterias Nationalhymne glitt das neue Schiff ins Wasser.

In seinem Haus in Endor saß Shina Fays Patenkind an seinem Zeichenbrett und fertigte die Pläne für das nächste Kriegsschiff an. Und dieses Mal legte sich Lothar richtig ins Zeug, denn das Schiff sollte schon durch seine Erscheinung beeindrucken. So bildete der Bug unter Wasser einen Wulst, um einen optimaleren Wasserfluss zu ermöglichen. Das neue Schlachtschiff sollte 250,5 m lang werden und 36 m breit sein. Der Tiefgang sollte 9,9 m und die maximale Verdrängung 53.500 Tonnen betragen. Die Maschine sollte 150.170 PS leisten, und ihre Kraft über drei Wellen auf drei dreiflügelige Schrauben übertragen. Dies sollte eine Höchstgeschwindigkeit von 30,6 Knoten ermöglichen. Die Besatzung sollte 2.092 Mann betragen.

Da dieses Schiff jedoch das Flaggschiff von Eterias Marine werden sollte, waren noch einmal 128 Mann notwendig, die den Flottenstab bildeten. So sollten am Ende 2.220 Mann an Bord stationiert sein. Die Hauptartillerie bestand aus vier Zwillingstürmen mit einem Kaliber von 38 cm, die pro Minute 1.004 Schuss verfeuerten. Backbord und Steuerbord sollten jeweils sechs 15-cm-Schnellfeuer-Kanonen postiert werden. Diese Zwillingstürme verfeuerten pro Minute 1.288 Schuss. Auffällig war auch die Doppelruder-Anlage des Schiffes, die eine bessere Manövrierfähigkeit ermöglichen sollte. Zwei der Zwillingstürme sollten vorne am Bug postiert werden. Hinter dem zweiten der beiden Türme sollte das Kommandomodul kommen, das die Kommandobrücke beherbergte. Etwas versetzt sollte die Admiralsbrücke montiert werden. An der Längsseite des Schiffes sollten Lüfter stehen. Hinter dem Mast mit den ganzen technischen Anlagen sollte der Schornstein folgen. Dahinter noch ein Mast und weitere technische Anlagen. Achtern am Heck folgten die beiden letzten Zwillingstürme der Hauptartillerie.

Auf den Stützpunkten der eterianischen Luftwaffe waren unterdessen neue Jagdmaschinen in Dienst gestellt worden. Die neuen Jets hatten zwei Heckflügel und zwei Triebwerke die jeweils 177 Kn Schub erzeugten. Diese Maschinen waren 20 m lang und 5,60 m hoch. Die Fläche der Deltaflügel betrug 100 m². Die Höchstgeschwindigkeit dieser Jets lag bei Mach 2,6 und die maximale Waffenlast hatte man mit 12.000 Kg angegeben. Die Spannweite der Flügel lag bei 15 m. Auffällig waren auch die kleinen Dreiecksflügel, die etwas versetzt seitlich und unterhalb der Pilotenkanzel montiert werden sollten.

Mit den Plänen im Gepäck ging Lothar in den Regierungspalast 223

zu seinem Onkel. Er fand ihn im Besprechungszimmer. „Na Lothar, warst du wieder fleißig?“ „Und wie. Sieh dir mal diese Pläne an, und sag mir, was du davon hältst.“ Galen sah sich die Pläne an und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Was zum Henker hast du da aus dem Hut gezaubert?“, fragte er seinen Neffen. „Also gefällt dir der Entwurf?“ „Absolut. Das haut mich echt aus den Fundamenten. Lothar, du hast dich dieses Mal selbst übertroffen. Catweazle wäre stolz auf dich. Und das Schiff soll in Santa Catarina gebaut werden?“ „Ja. Der schwere Kreuzer soll in Kenley gebaut werden.“ „Ich kenne Shina Fays Kennzeichnungssystem.“ „Wie geht es meiner Patentante?“ „Du kannst sie ja mal besuchen.“ „Meinst du, ich kann sie auch nach ihrer Meinung zu meinen Plänen fragen?“ „Das kannst du gerne machen, aber lass nicht durchblicken, dass das Schiff ihren Namen tragen soll.“ „Du kennst mich.“ „Genau das meine ich.“

Lothar ging in die Bibliothek, wo Shina Fay sich aufhielt. „Hallo Tante.“, sagte er. Shina Fay sah von einem Buch auf, in dem sie gerade las. „Lothar. Kommst du mich mal besuchen. Komm lass dich drücken.“ Nach einer innigen Umarmung sagte Lothar: „Ich war gerade bei Onkel Galen, und hab ihm die Pläne für unser neues Flaggschiff gezeigt.“ „Und wie hat er reagiert?“ „Ihm ist fast der Draht aus der Mütze geflogen.“ „Obwohl ich momentan die Regierungsgeschäfte an Galen abgegeben habe, bin ich doch neugierig, was du dieses Mal erschaffen hast.“, sagte Shina Fay. Lothar gab ihr die Pläne. Shina Fay sah sie sich an und bekam vor Staunen den Mund nicht mehr zu. Lothar klappte ihr den Unterkiefer nach oben. „Mach den Mund zu, sonst gibt’s nen Kurzen.“, sagte er kess. „Frech bist du gar nicht, was?“ „Wie kommst du denn auf dieses schmale Brett, Tante?“ „Jetzt mal ernsthaft. Das ist bisher der beste Entwurf von dir, den ich je in den Händen hatte.“ „Eines Flaggschiffs würdig. Onkel Galen hat sein Okay gegeben.“ „Na dann. Aber jetzt ab mit dir nach Hause an dein Zeichenbrett. Auf dich kommt noch viel Arbeit zu, Lothar.“

Zurück in seinem Haus machte sich Lothar wieder an die Arbeit. Er wollte wieder ein Schlachtschiff entwerfen, das von der Bewaffnung her dem neuen Flaggschiff etwas überlegen war, doch es schien ratsam, sein Erscheinungsbild nicht ganz so einschüchternd wirken zu lassen, wie das neue Flaggschiff sein sollte. Deshalb zeichnete er den Kommandobereich etwas schmaler, aber dafür etwas höher, als bei seinem vorherigen Entwurf. Dahinter kam ein Mast, dann die beiden Schornsteine und ein weiterer Mast. Auf dem Kommandomodul sollten auch die ganzen technischen Anlagen montiert werden. Das neue Schiff sollte 248,3 m lang und 32,9 m breit werden. Der Tiefgang wurde mit 10,9 m angegeben und die Verdrängung bei sollte bei 51.420 Tonnen liegen. 2.000 Mann Besatzung waren notwendig, um das Schiff am Laufen zu halten. 224

Die Maschine sollte 130.000 PS leisten und ihre Kraft über vier Wellen auf vier Propeller übertragen, von denen zwei fünfflügelig und zwei dreiflügelig sein sollten. Dies sollte eine Höchstgeschwindigkeit von 29,5 Knoten ermöglichen. Die Hauptartillerie sollte aus vier Zwillingstürmen mit einem Kaliber von 38,1 cm bestehen. Backbord und Steuerbord sollten jeweils acht 13,3-cm-Schnellfeuer-Kanonen positioniert werden.

In Iberias Hauptstadt Karthago nahm man das stetige militärische Erstarken des großen Rivalen Eteria mit stetig wachsender Unmut zur Kenntnis. Königin Vivian hatte sich mit ihren militärischen Beratern getroffen. „Eteria wird militärisch immer stärker.“, klagte sie. „Die Landstreitkräfte dürften wir weitgehend unter Kontrolle haben.“ „Sie meinen wegen der fehlenden Artillerie?“ „Jawohl, Hoheit.“ „Das mag wohl stimmen, General Calrissian. Aber das Problem sind die Luftwaffe und die Marine. Vom technischen Stand her ist uns Eteria in diesem Punkt um Jahrhunderte voraus.“ „Dank der Hilfe von Catweazle und seinem Sohn.“ „Ach so ist das. Vater und Sohn haben an ihrem König Verrat begangen, indem sie einem Feind ihr technologisches Wissen zur Verfügung gestellt haben.“ „Ich glaube, Ihr verdreht da etwas. König Marley hat die beiden des Landes verwiesen. Aus welchen Gründen auch immer.“ „Das will ich nicht in Abrede stellen. Aber Catweazle und sein Sohn hätten Eteria ihr Wissen nicht zur Verfügung stellen dürfen. Sie haben ihrem Vaterland einen militärischen Nachteil beschert. In meinen Augen ist das Verrat.“ „Ich würde sagen, was Ihr als Verrat bezeichnet, würde ich eher Rache nennen.“, sagte der Oberbefehlshaber der Marine. „Wieso Rache?“ „Ganz einfach, Königin Vivian. Dass Catweazle und sein Sohn Marco Königin Shina Fay ihr technologisches Wissen zur Verfügung gestellt haben, dürfte die Retourkutsche für die Verbannung der beiden sein.“ „Catweazle kann nicht mehr belangt werden, da er bereits verstorben ist. Aber seinen Sohn können wir wegen Vaterlandsverrat dran kriegen.“

In Endor hatte sich Lothar wieder an die Arbeit gemacht und ein neues Kriegsschiff entworfen. Dieses Schiff hatte er als Panzerschiff klassifiziert und die Rolle mit einem „T“ für Trondheim gekennzeichnet. Das neue Schiff sollte 186,0 m lang werden und 21,34 m breit sein. Das Schiff sollte 15.422 Tonnen verdrängen und einen Tiefgang von 7,25 m aufweisen. Seine Maschine sollte 52.050 PS leisten und ihre Kraft über zwei Wellen auf zwei dreiblättrige Schrauben übertragen. Die Höchstgeschwindigkeit hatte man mit 28,3 Knoten angegeben. Seine Hauptartillerie bestand aus zwei Drillingstürmen mit einem Kaliber von 28 cm. Backbord und steuerbord wurden jeweils vier 15-cm-Schnellfeuer-Kanonen positioniert. 1.070 Mann Besatzung würden notwendig sein, um das Schiff am Laufen zu halten. 225

Vorne am Bug sollte der erste der beiden 28-cm-Drillinge stehen. Dahinter kam ein halbrunder Aufbau, dem der Kommandobereich folgte. Die Brücke befand sich im untersten Segment eines dreiteiligen Aufbaus. Danach kamen zwei Plattformen, auf denen die technischen Anlagen montiert werden sollten. Dahinter kam der Schornstein, mit einem Mast. Diesem Mast folgte ein etwas kleineres Exemplar, ehe dann der zweite Drillingsturm montiert werden sollte.

Mit diesen Plänen ging er zu seinem Onkel in den Regierungspalast und nachdem dieser sein Okay gegeben hatte, zu Admiral Hirohito. Auch dieser nickte sie ab. Nach diesem Gespräch besuchte Lothar seine Tante und seine Cousine Naytiri. Die kleine Elfenprinzessin schlief gerade. „Hallo Tante.“, begrüßte Lothar Shina Fay. „Na Lothar, wie geht’s dir?“ „Ich kann nicht klagen, Tante. Aber auf dem Weg hierher habe ich eine Abordnung aus Asgard gesehen. Wenn mich nicht alles täuscht regiert dort doch Königin Maryse, die Mutter deiner Freundin Arteya.“ „Ganz recht, Lothar.“ „Sie hat doch blonde Haare, die sie offen bis zu ihren Brüsten trägt und braune Augen, nicht wahr?“ „Ja. Und einen attraktiven Körper und ein hübsches Gesicht hat sie auch.“ „Dann war es Königin Maryse, die ich an der Spitze habe reiten sehen. Sie reitet doch einen Schimmel, wenn ich mich richtig erinnere.“ „Das stimmt.“, sagte Shina Fay. „Dann solltest du dich mal sehen lassen. Denn immerhin gilt ihr Besuch hier in Eteria dir, Tante.“

Nachdem Lothar wieder gegangen war, meldete Shina Fays Diener die Ankunft der Königin der Amazonen. „Mylady, Königin Maryse wünscht euch zu sprechen.“, sagte er. „Ich lasse bitten.“ Nur kurze Zeit später betrat Maryse die privaten Gemächer der Königin. „Hallo Maryse. Was führt dich zu mir?“ „Ich wollte mich selbst davon überzeugen, dass es dir gut geht. In Asgard kursieren Gerüchte, dass dich ein Meuchelmörder heimtückisch ermordet hat.“ „Wie du siehst, geht es mir gut. Aber die Regierungsgeschäfte führt momentan mein Ehemann, damit ich mich um die Erziehung unserer Tochter kümmern kann.“ In diesem Moment erwachte Naytiri aus ihrem Schlaf und fing an zu weinen. Shina Fay nahm ihr Kind aus seinem Bettchen und sprach ganz sanft mit ihm. „Na so was. Mein kleiner Engel ist aufgewacht.“ Nun konnte Maryse die kleine Elfenprinzessin genauer in Augenschein nehmen. Shina Fays Tochter hatte blaue Augen und einen leichten braunen Haaransatz. Ihre Haut war leicht gebräunt, ein klares Indiz dafür, das Shina Fay mit ihrem Baby recht oft draußen an der frischen Luft war, wenn das Wetter es zuließ. Die Königin der Amazonen trat etwas näher heran und hielt dem Elfenbaby ihren linken kleinen Finger hin und lächelte Naytiri an. Shina Fays Tochter quietschte vergnügt und griff sich den kleinen Finger. „Sie mag dich.“ „Sie ist auch ein süßes Baby. Hat deine Tochter auch einen Namen?“ „Naytiri. In deiner 226

Sprache bedeutet der Name „Prinzessin des Mondes“.“, sagte Shina Fay. „Und was bedeutet deiner?“ „Prinzessin der Eiche. Weil ich unter der heiligen Dorfeiche in meinem Heimatdorf geboren wurde.“

In Karthago, Iberias Hauptstadt, sprach die Königin immer noch mit ihren militärischen Beratern. „Meine Herren, unsere Lage war noch nie so hoffnungslos wie in diesem Augenblick.“, sagte Königin Vivian. „Noch ist nicht alles verloren. Wir müssen nur herausfinden, woher die Materialien für den Bau der Kriegsschiffe und Kampfjets kommen. Dann sind wir in der Lage, ein Wirtschaftsembargo gegen Eteria zu verhängen. So können wir Eteria vom Nachschub abschneiden.“ „Keine schlechte Idee. Aber wie wollen Sie das bewerkstelligen Admiral Maldine?“ „Ich habe ein gut funktionierendes Netzwerk aus Informanten und Spionen. Ich kann einige in den eterianischen Hafenstädten einschleusen und dort für uns spionieren lassen.“ „Dann tun Sie das.“

In Santa Catarina waren unterdessen mehrere Handelsschiffe aus Asgard eingetroffen, die Materialien für die Produktion der nächsten Marineeinheiten mitgebracht hatten. Auch aus Blackweir und Angkor Wat waren Schiffe nach Kenley gekommen. Sie hatten Materialien für die Produktion der nächsten Kampfjets dabei. In Portimao hatten Schiffe aus Erimanteles und Faros angelegt, die kriegswichtige Rohstoffe dabei hatten. In Catania hatten Handelsschiffe aus Tarsonis und Devon ihre Fracht entladen. Ebenso in Trondheim, das von Handelsschiffen aus Nottingham und Stromboli angelaufen wurde.

In Endor hatte Shina Fays Patenkind Lothar einen neuen Entwurf für einen neuen schweren Kreuzer fertig gestellt. Der neue Kreuzer sollte 183,0 m lang und 20,1 m breit sein. Sein Tiefgang sollte 5,9 m betragen und seine maximale Verdrängung 11.603 Tonnen. Seine Maschine sollte 107.000 PS leisten und ihre Kraft über vier Wellen auf vier Propeller übertragen. Die Höchstgeschwindigkeit sollte bei 32,5 Knoten liegen. 617 Mann Besatzung würden notwendig sein, um das Schiff einsatzbereit zu halten. Seine Hauptartillerie sollte aus drei Drillingstürmen mit einem Kaliber von 20,3 cm bestehen. Backbord und Steuerbord waren jeweils zwei 12,7-cm-Schnellfeuer-Geschütze postiert.

Zwei der Drillingstürme sollten vorne am Bug stehen. Dahinter kam die Kommandobrücke mit einer großzügigen Fensterfront und einem Mast mit allen technischen Anlagen. Diesem folgte der erste Schornstein. Dazwischen lag ein kleiner Abstand, ehe dann der zweite Schornstein folgte. Danach folgte noch einmal ein Zwischenraum, ehe dann ein zweiter Mast, mit technischen Anlagen bestückt folgte, dem sich dann achtern am Heck der dritte Drillingsturm anschloss. 227

Als Lothar seine neuen Pläne für den neuen Kreuzer Admiral Hirohito und seinem Onkel vorgelegt hatte, erging vom König der Befehl an die Werften mit dem Bau zu beginnen. Auch in den Flugzeugwerken wurde die Produktion wieder aufgenommen. Denn Marco hatte neue Pläne für einen neuen Jäger mitgebracht. Das neue Flugzeug sollte 14,78 m lang sein und eine Höhe von 4,22m haben. Die Streckung der Flügel sollte 4,99 m betragen und deren Spannweite 13,10 m. Die Fläche der Tragflächen sollte 34,40 m² betragen. Die beiden Triebwerke, die mittig unter den Tragflächen montiert werden sollten, leisteten jeweils 16,09 kN Schubkraft. Die neuen Jets waren in der Lage eine Höchstgeschwindigkeit von 931 Km/h zu erreichen. Zwei Mann waren für den laufenden Betrieb notwendig. Die Bewaffnung bestand aus vier 20-mm-Bordkanonen und ungelenkten Raketen.

Bei diesen Jägern sollten die Seitenflügel mit den Höhenrudern direkt am Heckleitwerk mit dem Querruder befestigt werden. Doch nicht am Rumpf selbst, sondern am Leitwerk selbst. Auch die Plexiglashaube, die die Piloten vor der dünnen Luft schützen sollte, durfte nicht fehlen.

In Santa Catarina hatten sich die Werftarbeiter so richtig ins Zeug gelegt, denn ihr Schiff war als erstes fertig. Das Schiff hatte man auf Wunsch von König Galen auf den Namen seiner Frau „Shina Fay“ getauft. Die Königin Eterias war auch die Taufpatin des Schiffes. Als sie das Rednerpult betrat schaute Shina Fay nach oben und sah über sich den mächtigen Bug des neuen Schlachtschiffes aufragen. Auf ein Zeichen ihres Gemahls zogen einige Arbeiter zwei Stoffstücke weg, die den Namen des neuen Schlachtschiffes verborgen hatten. Als Shina Fay sah, dass der neue Stolz der eterianischen Marine ihren Namen trug, bildete sich ein Kloß in ihrem Hals und die Tränen stiegen ihr in die Augen. „Wessen Idee war das?“, fragte sie mit tränen erstickter Stimme. „Das war meine, Liebling. Lothar wollte, dass dieses Schiff deinen Namen trägt. Ich habe nur unter der Bedingung zugestimmt, dass dieses Schlachtschiff die „Netanya“ als Flaggschiff ablöst.“ „Du bist verrückt, weißt du das?“ „Schon möglich. Aber jetzt solltest du das neue Flaggschiff seinem Element übergeben.“ Shina Fay griff sich die Sektflasche und schloss für einen Moment die Augen. Dann atmete sie tief durch. „Ich taufe dich auf den Namen „Shina Fay“.“, sagte sie und warf die Flasche. Als diese am Bug des Schiffes zerschellte begann die Musikkapelle der Stadt, die Nationalhymne Eterias zu spielen. Und dann kam der große Augenblick. Das neue Schlachtschiff setzte sich in Bewegung. Zuerst ganz langsam, dann immer schneller.

Damit verfügte Eteria über zweiundzwanzig einsatzbereite Kriegsschiffe und fünf einsatzbereite Luftwaffengeschwader. Doch einen Tag nach 228

der Indienststellung des neuen Flaggschiffs wurde auch ein neues Jagdgeschwader in Dienst gestellt, sodass die Zahl der einsatzbereiten Luftwaffengeschwader auf nunmehr sechs angewachsen war.

Nach ihrer Rückkehr aus Santa Catarina wurde für Shina Fay ein Kindermädchen organisiert, damit sie ihr Amt als Königin wieder aufnehmen konnte. Und so trug es sich zu, dass Shina Fay im Thronsaal auf dem Thron saß, als der Haushofmeister mit einem vor Entsetzen verzerrten Gesicht einen unheimlichen Besucher meldete. „Mylady... ein Fremder... bittet um … die Gnade... einer Audienz.“, stammelte er. „Wer ist es?“ „Er ist... ein Nekromant.“ Shina Fay fuhr der Schreck in die Glieder. Denn das Auftauchen eines Nekromanten konnte nur bedeuten, dass entweder sie oder ihre Tochter Naytiri in Lebensgefahr schwebte. „Ich lasse bitten.“, sagte die Königin schließlich. Mit langsamen Schritten betrat der Nekromant den Thronsaal. Shina Fay fielen die knochigen Hände auf, in denen ein Stab mit einem Smaragd so groß wie ein Hühnerei ruhte. Auf seinem Skelettkopf trug der Nekromant ein Diadem, das dem von Shina Fay sehr ähnlich sah. In seinen Augenhöhlen glühten zwei diabolische rote Augen auf. Bekleidet war der Nekromant mit einem dunkelgrauen zerfetzten Gewand aus Stoff und einem ebenso grauen Brustpanzer darüber. Seine Füße steckten in schweren dunkelgrauen Lederstiefeln.

Shina Fay wusste sofort, wen sie da vor sich hatte. Es war Sandro, der Nekromantenkönig. Die Königin Eterias wusste nur zu gut, dass sie jetzt dem Nekromanten gegenüber keinerlei Furcht zeigen durfte. Doch Sandro hatte dies bereits bemerkt. Denn er sagte: „Es tut mir leid, wenn ich euch durch meinen unangemeldeten Besuch Angst eingejagt habe, Königin Shina Fay. Doch ich gebe euch mein Ehrenwort, dass weder Ihr noch eure Liebsten um ihr Leben fürchten müssen.“ „Nun Sandro, was führt euch dann nach Eteria?“ „Ich habe wichtige Neuigkeiten für euch.“ „Bitte, ich höre.“ „Eure Rivalin, Königin Vivian von Iberia hat einen von uns auf ihre Seite gezogen. Dadurch ist er abtrünnig geworden und wurde aus unserer Mitte ausgestoßen.“ „Das sieht der Königin von Iberia ähnlich. Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen müsste?“ „Wir haben jetzt einen gemeinsamen Feind. Ein paar von Königin Azuras Kriegern sind in unser Land eingedrungen, und haben einen unserer besten Krieger hinterhältig ermordet.“ „Das ist eindeutig Azuras Handschrift. Würde mich nicht wundern, wenn sie versucht hätte, die Schuld mir in die Schuhe zu schieben.“ „Wir Nekromanten gehen normalerweise keine Bündnisse mit Sterblichen ein. Aber in diesem Fall haben wir keine Alternative. Am Tag der großen Schlacht, könnt ihr, Königin Shina Fay auf die Hilfe der Nekromanten zählen.“ 229
 

Nach dem Gespräch Shina Fays mit dem Nekromantenkönig meldete der Haushofmeister den Botschafter Iberias. „Mylady, der iberianische Botschafter wünscht euch zu sprechen.“, sagte er. „Er soll eintreten.“ Mit stürmischen Schritten trat der iberianische Botschafter in den Thronsaal. Nachdem er sich vor der Königin Eterias verneigt hatte, ließ Shina Fay ihn sprechen. „Königin Shina Fay, meine Herrin fordert euch durch mich zur unverzüglichen Auslieferung von Catweazles Sohn Marco auf. Ich würde euch dringend raten, der Forderung nachzukommen.“ „So und warum, wenn ich fragen darf Don Miguel?“ „Widersetzt Ihr euch der Forderung meiner Königin, sieht sie sich gezwungen, Eteria anzugreifen.“ „Nehmen wir mal an, ich würde mich der Forderung von Königin Vivian beugen. Was würde Marco in Iberia erwarten?“ „Er würde in sein Heimatland zurückgebracht, wo man ihm den Prozess machen wird.“ „Welches Vergehen wird ihm vorgeworfen?“ „Vaterlandsverrat, meine Königin.“ „Don Miguel, überbringt eurer Herrin, der Königin von Iberia folgende Botschaft von mir. Sagt ihr, dass ich Catweazles Sohn in Eteria politisches Asyl gewähre. Solange er Eteria nicht verlässt, genießt er meinen Schutz.“ „Ihr wollt euch jetzt nicht allen Ernstes den Zorn von Königin Vivian aufladen. Seid ihr euch über die Konsequenzen im Klaren?“

„Ich will es mal so ausdrücken, Don Miguel. Gebe ich der Forderung eurer Herrin nach, zeige ich ihr gegenüber Schwäche. Und genau das habe ich nicht vor. Außerdem könnt Ihr eurer Königin sagen, dass ich mich vor ihr nicht beuge.“ Der iberianische Botschafter verdrehte entnervt die Augen. „Mylady, ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, wieso Ihr gegenüber meiner Herrin so unnachgiebig seid. Reicht es nicht, dass Ihr Königin Vivian dauernd provoziert, indem Ihr eure Flotte und Luftwaffe weiter vergrößert?“ „Ich muss die territoriale Souveränität meines Landes schützen, die gerade von eurer Marine immer wieder massivst missachtet wurde. Das bin ich meinem Volk schuldig. Ihr könnt gehen.“, sagte Shina Fay mit Nachdruck.

Die Reaktion auf Shina Fays Entscheidung, sich ihrer Rivalin Königin Vivian zu widersetzen, ließ nicht lange auf sich warten. Nur zwei Tage nach dem Gespräch von Don Miguel Calderon mit Shina Fay drangen iberianische Agenten in Marcos Haus in Endor ein. Sie wollten Marco gerade festnehmen, als sie überrascht feststellen mussten, dass Catweazles Sohn einen Besucher hatte. „Mach die Flatter.“, sagte einer der Agenten zu dem Fremden. Der Fremde sah Marco fragend an. „Wer sind denn diese Mülleimer?“, sagte er an seinen Gastgeber gewandt. „Halt dich da raus Kumpel, das ist nicht deine Angelegenheit.“ „Seit wann sind wir Kumpel, du Pappnase?“ Dann packte der Fremde die beiden Agenten an der Kehle und hob sie hoch. 230

Mit voller Wucht hämmerte der Fremde die beiden durch den Tisch, der vor der Couch gestanden hatte.

In Kenley war der neue schwere Kreuzer fertig geworden. Das Schiff hatte man auf Geheiß von König Galen auf den Namen „Vortavor“ getauft. Taufpate war der Bürgermeister der Stadt, Rabanus Uranus. „Ich taufe dich auf den Namen „Vortavor.“, sagte er. Danach warf er die Sektflasche, die auch wie vorgesehen am Bug des Schiffes zerbrach. Und als die Nationalhymne Eterias gespielt wurde, glitt der Stahlgigant ins Wasser.

Damit verfügte Eteria über dreiundzwanzig einsatzbereite Schiffe und sieben Luftwaffengeschwader. Denn vor dem Zwischenfall mit den iberianischen Agenten waren neue Jagdflugzeuge angeliefert worden. Die neuen Jets waren 14,52 m lang und 5,09 m hoch. Die Fläche der Flügel betrug 27,87 m². Die Spannweite der Tragflächen betrug 9,45 m. Die Streckung der Flügel lag bei 3,20 m. Die maximale Schubkraft des Triebwerks betrug mit eingeschaltetem Nachbrenner 128,90 kN. Die Höchstgeschwindigkeit der neuen Kampfjets betrug Mach 2,02. Die maximale Waffenlast lag bei 9.276 Kg. Auffällig an diesen Jets war der riesige Lufteinlass unter dem Flugzeugrumpf. Auf Höhe des Triebwerks waren die Seitenleitwerke angebracht. Wie immer schützte eine Plexiglaskuppel den Piloten vor der dünnen Luft.

In Trondheim war inzwischen das neue Panzerschiff fertig geworden, das man auf Bitte von Ayla, der Hohepriesterin auf den Namen „Jenna“ getauft hatte. Taufpatin war Shina Fays Freundin Jenna, die Blutelfe, die etwas neidisch war, dass es kein Schiff in der eterianischen Flotte gab, das ihren Namen trug. „Ich taufe dich auf den Namen „Jenna“.“, sagte die Blutelfe und warf die Sektflasche gegen den Bug des Schiffes, wo sie zerbrach. Unter den Klängen von Eterias Nationalhymne glitt die „Jenna“ ins Wasser. Damit besaß Eteria sein vierundzwanzigstes einsatzbereites Schiff.

In Catania war das zweite der neuen Schlachtschiffe fertig geworden. Remigius hatte den Wunsch geäußert, es nach seinem Wohnsitz, der Bergfestung Masca, zu benennen. Shina Fay hatte dieser Bitte entsprochen und eine Order erlassen. Taufpate war Shina Fays Schwager Jabon. „Ich taufe dich auf den Namen „Masca“.“, sagte er und warf die Sektflasche, die wie vorgesehen am Bug des Schiffes zerschellte. Unter den Klängen der eterianischen Nationalhymne glitt der Stahlkoloss ins Wasser. Damit verfügte Shina Fays Königreich über fünfundzwanzig einsatzbereite Kriegsschiffe.

Auch Lothar war nicht untätig geblieben. Er hatte in den 231

vergangenen Tagen einen neuen Entwurf für einen neuen schweren Kreuzer angefertigt. Das Schiff sollte 205,3 m lang und 21,6 m breit werden. Sein Tiefgang sollte bei 7,3 m liegen und seine Verdrängung wurde mit 17.031 Tonnen angegeben. Die Maschine sollte 120.000 PS leisten und ihre Kraft über vier Wellen auf vier Propeller übertragen. Die Höchstgeschwindigkeit sollte bei 33 Knoten liegen. 1.500 Mann Besatzung und 80 Offiziere sollten das Schiff im aktiven Dienst am Laufen halten. Die Hauptartillerie bestand aus drei Drillingstürmen mit einem Kaliber von 20,3 cm. Dazu kamen drei Zwillingstürme mit einem Kaliber von 12,7 cm.

Die beiden ersten Drillingstürme sollten vorne am Bug stehen. Dahinter kam der erste der drei 12,7-cm-Türme. Die beiden anderen waren seitlich des Kommandomoduls an Backbord und Steuerbord vorgesehen. Das Kommandomodul war eine massive Stahlkonstruktion mit aufgesetzter Brücke. Auf deren Dach kamen ein paar technische Einrichtungen. Dahinter kam ein Mast mit weiteren technischen Anlagen. Diesem folgten die beiden Schornsteine. Mittschiffs, wo die Schornsteine standen kamen noch ein paar kleinere Geschütze. Hinter dem zweiten Schornstein folgte noch ein Mast, auf dem ebenfalls wichtige technische Anlagen montiert werden sollten. Achtern sollte dann der letzte der drei 20,3-cm-Drillingstürme montiert werden.
 

Mit diesen Plänen ging Lothar zu seiner Tante, der Königin, um ihr die Pläne zu zeigen. Er traf sie im Besprechungszimmer. „Guten Morgen Tante.“, sagte er. „Guten Morgen. Mach es heute bitte kurz, ich habe noch ein unschönes Gespräch vor mir.“ „Mit wem?“ „Königin Vivian von Iberia. Ich habe sie einbestellt.“ „Wegen der Sache mit den iberianischen Agenten?“ „Weswegen denn sonst?“ Es wird Zeit, dass ich dieser Giftnatter zeige, woran sie bei mir ist.“ „Das weiß sie längst. Du wolltest doch meine Pläne sehen. Nicht wahr?“ „Richtig, da war was.“ „Lothar gab seiner Tante die Pläne. Die Königin sah sich die Konstruktionspläne an, dann nickte sie. „In Ordnung. Aber jetzt wieder an die Arbeit.“

Nach dem Gespräch mit ihrem Patenkind ging Shina Fay in den Thronsaal. Sie hatte gerade auf ihrem Thron, als der Haushofmeister die Königin Iberias meldete. „Meine Königin, Königin Vivian von Iberia ist eingetroffen.“ „Lass sie eintreten.“, sagte Shina Fay. „Wie Ihr wünscht.“

Königin Vivian betrat den Thronsaal. Sie war nach menschlichen Maßstäben nicht gerade groß. Gerade mal 1,68 m war sie groß. Ihre Rivalin Shina Fay war 1,88 m groß. Die Königin Iberias hatte einen schlanken Körper und ein hübsches rundes Gesicht. Die schwarzen Haare trug sie offen, sodass sie bis zu ihren 232

wohl geformten Brüsten reichten. In ihren braunen Augen loderte offen der Hass auf Shina Fay. Bekleidet war Königin Vivian mit einem roten Kleid aus Satin, dessen rechte Seite von den schönen, schlanken Beinen mehr zeigte. Auf dem Kopf trug sie die Königskrone Iberias. „Endlich lernen wir uns kennen. Und ich kann mir ein Bild von der Frau machen, die sich hartnäckig weigert, nach meinen Spielregeln zu spielen.“ „Hüte deine Zunge, Vivian. Glaubt du wirklich allen Ernstes, dass ich Angst vor dir habe?“ „Wenn schon keine Angst, dann wenigstens Respekt.“ „Den noch weniger. Du weißt, weshalb ich dich einbestellt habe.“ „Ja. Ich will meine Agenten zurück.“ „Das geht leider nicht. Aber du kommst gerade noch rechtzeitig um die Vollstreckung des Urteils mitzuerleben.“ Königin Vivian wurde vor Schreck kreidebleich. „Was… ist… passiert?“ „Deine Agenten wurden wegen Einmischung in die inneren Angelegenheiten Eterias vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt.“

Auf dem Richtplatz hatten Shina Fays Gardisten die beiden iberianischen Agenten bereits für die Exekution vorbereitet. Der Richter verlas noch einmal die Urteile. „Der Angeklagte Charles Desmoulins wurde der Spionage und der Einmischung in die inneren Angelegenheiten Eterias zum Tode durch das Beil verurteilt. Sein Mitangeklagter Cesare Foscarelli zum Tode durch Vierteilen. Beide Urteile wurden in der Öffentlichkeit ordnungsgemäß verkündet und sind somit rechtskräftig. Henker, walte er seines Amtes.“ Zuerst wurde der Hauptangeklagte hingerichtet. Der Henker trennte ihm mit einem gezielten Schlag den Kopf ab. Königin Vivian zuckte zusammen. Danach war der Mitangeklagte an der Reihe. Er wurde an Händen und Füßen gefesselt mit vier Pferden verbunden, die auf ein Zeichen des Henkers in alle vier Richtungen davonliefen und den Verurteilten in Stücke rissen. Der Königin Iberias stand das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben. „Was bezweckst du damit, Shina Fay?“ „Ich habe an diesen beiden ein Exempel statuiert. Es ist meine letzte Warnung an dich. Halte deine Nase aus unseren inneren Angelegenheiten. Und lass vor allem Leute in Ruhe, denen ich politisches Asyl gewährt habe. Es sei denn, du willst einen Krieg vom Zaun brechen.“ „Den wird es geben, verlass dich drauf.“

Nach ihrer Rückkehr aus Eteria traf sich Königin Vivian mit ihren Oberbefehlshabern. „Ich habe schlechte Nachrichten. Unsere beiden Agenten, die den Auftrag hatten, herauszufinden, woher Shina Fay das Material für ihre Marine- und Luftwaffeneinheiten bekommt, sind aufgeflogen.“ Admiral Maldine und General Calrissian waren geschockt. „Wie konnte das passieren?“, fragte der Oberbefehlshaber der Seestreitkräfte. „Der Fischer, den unsere Agenten geschmiert hatten, wurde von der eterianischen Spionageabwehr erwischt und hat umfassend ausgesagt. Dadurch war es ein Leichtes, unseren Leuten 233

eine Falle zu stellen.“ „Das ist nicht gut. Denn jetzt hat Shina Fay die Möglichkeit unsere Seeblockade zu umgehen. Bis wir, wenn überhaupt, an diese Informationen kommen, dauert es noch Monate, um entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, mit denen wir Eteria vom Materialnachschub abschneiden können.“, sagte General Calrissian.

Zur gleichen Zeit war in Trondheim der letzte neu in Auftrag gegebene Schwere Kreuzer fertiggestellt worden. Auf Maras Bitte hin hatte man das Schiff auf den Namen ihrer Cousine Imai getauft. „Ich taufe dich auf den Namen „Imai“.“, sagte die Blutjungfer und warf die Sektflasche, die am Bug des Schiffes zerbarst. Unter den Klängen der eterianischen Nationalhymne, glitt das neue Schiff ins Wasser. Damit verfügte Eteria über sechsundzwanzig einsatzbereite Kriegsschiffe.

Auch Lothar war nicht untätig gewesen. Er hatte einen neuen Entwurf für ein neues Kriegsschiff fertig gemacht. Dieses Schiff war anders als alle anderen. Denn von ihm konnten Flugzeuge starten und landen. Das Schiff sollte eine Grundlänge von 317 m haben, mit dem darauf angebrachten Flugdeck jedoch eine Länge von 332,85 m haben. Die Breite des Rumpfes sollte 40,84 m betragen, mit dem Flugdeck sollte das Schiff 76,80 m breit sein. Sein Tiefgang sollte bei 12,50 m liegen und die Verdrängung 97.000 Tonnen betragen. Die Kraft des Schiffes sollte über vier Wellen auf vier dreiflügelige Propeller übertragen und eine Höchstgeschwindigkeit jenseits der 30-Knoten-Marke ermöglichen. 3.200 Mann Besatzung waren nötig, um dieses Schiff im aktiven Einsatz am Laufen zu halten. Doch für den Flugbetrieb waren noch einmal 2.480 Mann notwendig. 85 Flugzeuge sollte dieses Schiff mitführen können. Auffällig war der kleine turmartige Aufbau seitlich auf dem Flugdeck, den Lothar als „Insel“ bezeichnet hatte.

Mit diesen Plänen ging Lothar zuerst zu Admiral Hirohito. „Gut Lothar. Ein Schiff, dass sogar Kampfjets mitführen kann. Dir ist aber klar, dass so ein Schiff über eine starke Eskorte verfügen sollte.“ „Wie darf ich das verstehen?“ „Ganz einfach, ein solches Schiff, du bezeichnest es passenderweise als Flugzeugträger, verschafft uns einen strategischen Vorteil. Du kannst dir sicher vorstellen, dass gerade Iberia alles daransetzen wird, um genau das zu verhindern. Und so ein Flugzeugträger, zumal noch ohne Schutz dürfte ein gefundenes Fressen für unsere Feinde sein.“ „Aber im großen und ganzen seid Ihr einverstanden?“ „Ja, das bin ich. Wenn auch noch die Königin zustimmt, dann hast du grünes Licht.“

Lothar ging weiter in den Regierungspalast. Er hoffte seine Tante anzutreffen. Umso enttäuschter war er, als er nur seinen Onkel vorfand. „Deine Tante ist zu Besuch bei ihrer Cousine.“ „Weißt du, wann sie wiederkommt?“ 234

„In drei Tagen.“ „Wie schade. Ich hätte ihr gerne die Pläne für mein neuestes Schiff gezeigt.“ „Was hast du dir dieses Mal einfallen lassen?“ Lothar gab seinem Onkel die Pläne. „Was meint Admiral Hirohito?“, fragte Galen nachdem er die Pläne gesehen hatte. „Er meint das solch ein Schiff über eine starke Eskorte verfügen sollte. „Womit er nicht ganz Unrecht hat.“ „Sonst hat er gegen den Entwurf nichts einzuwenden.“

In Edendale war Shina Fay mit ihrer Cousine Aradil unterwegs. Die Königin Eterias genoss es sichtlich, mal ein paar Tage weg von Endor zu sein. Fern von den Sorgen der Macht. „Es tut gut, mal von zu Hause weg zu sein.“, sagte Shina Fay. „Dich bedrückt doch irgendetwas, Cousinchen.“ „Ich brauch mal ein bisschen Ruhe. Das ist alles.“ „Shina Fay. Du kannst mir nichts vormachen. Wenn ich sage, dass dich etwas bedrückt, dann ist es auch so. Also was ist es?“ „Eteria steuert unaufhaltsam auf einen Krieg mit Iberia zu. Und dann ist da ja noch die große Schlacht.“ „Die große Schlacht ist noch weit in entfernt in der Zukunft. Was den Krieg mit Iberia angeht, da bist du nicht ganz unschuldig. Du rüstest gewaltig auf, ohne den Grund dafür zu kennen. Du schiebst alles auf die territoriale Souveränität unserer Nation. Aber ich denke, das ist auch eine Frage von Stolz. Du willst nicht vor Königin Vivian den ewigen Bückling spielen.“

Am späten Nachmittag hatten die beiden Cousinen das Todesmoor erreicht. Es hatte geregnet. Sowohl Shina Fay als auch Aradil wussten, dass zu diesem Zeitpunkt jeder unbedachte Schritt den sicheren Tod bedeuten konnte. Die Herrin von Edendale entdeckte Fußspuren. „Sehen wir sie uns mal genauer an.“, sagte Shina Fay. „Ich weiß zwar nicht, was uns das nützen soll, aber bitte.“ Shina Fay stieg von ihrem Pferd und sah sich die Fußabdrücke genauer an. „Irgendwer jagt irgendwen.“, sagte sie schließlich. Aradil kam dazu. „Und das kannst du aus den Fußspuren herauslesen?“ „Raya hat es mir beigebracht. Und wenn meine Vermutung stimmt habe ich zumindest den Jäger identifiziert.“ „Wer oder was ist es?“ „Es ist ein Echsenkrieger aus Vetera.“ „So einer wie Tyrion?“ „Ganz genau. Hoffentlich sind wir nicht zu spät.“ „Könntest du mich bitte aufklären?“ „Unser Echsenkrieger hat sein Opfer ins Todesmoor getrieben. Wahrscheinlich will er es in ein Moorloch treiben. Nur so kann er alle Spuren seines Verbrechens verwischen, weil die Leiche nie gefunden wird.“ „Jetzt verstehe ich. Lass uns die Seile mitnehmen. Und vergiss deinen Bogen nicht.“ „Den vergesse ich nie. Los komm mit.“

Aradil folgte ihrer Cousine ins Moor. Shina Fay bewegte sich so sicher und lautlos wie es nur ging. An einem der Moorlöcher blieb die Königin stehen und lauschte. „Gerade noch rechtzeitig. Aber ich kann den Bastard riechen. 235

Mach dich bereit Aradil.“ „Was soll ich tun?“ „Binde die Seile an diese Sumpfeiche dort. Die mit dem dicken Stamm. Und dann warte auf mein Zeichen.“ Aradil befestige die Seile am Stamm der Eiche und wartete.

Dann sah Shina Fay den Echsenkrieger. Er sah aus wie Tyrion. Doch er trug keine Verletzung an seiner linken Wange. Vor ihm rannte eine Waldelfe her. Die Königin Eterias sah, wie ihre Artgenossin in die Moorfalle tappte. Schon nach kurzer Zeit war die Elfe bis zum Bauch im Morast versunken. „Jetzt Aradil! Wirf die Seile!“ Shina Fays Cousine warf die Seile, die die Elfe auch fing. Der Echsenkrieger war alles andere als begeistert. Vom gegenüberliegenden Ufer starrte er Aradil wutentbrannt an. „Du dumme kleine Elfe. Du wirst den Tag bereuen, an dem du mir begegnet bist.“ „Ich bin vielleicht nicht die größte. Aber ich hab mehr Hirn in meinem Kopf als du, du taube Nuss.“ „Na warte, dir werde ich...“ Weiter kam der Echsenkrieger nicht, denn Shina Fay hatte ihm von hinten einen Pfeil in den Rücken gejagt. Aradil sah, wie sich der Blick des Reptils brach und der Krieger mit dem Gesicht voran ins Moorloch fiel. Seine Leiche war schnell verschwunden.

Nur kurze Zeit später kam Shina Fay zurück. Sie streckte der fremden Waldelfe die Hand hin. Diese ergriff sie und die Königin zog ihre Artgenossin aus dem Moorloch. „Ich schlage vor, wir bringen sie erst mal auf mein Schloss. Ich will nicht länger als unbedingt nötig hier bleiben.“, sagte Aradil. „Okay.“ Als die Dunkelheit hereinbrach erreichten die beiden Cousinen Aradils Schloss, wo man der fremden Elfe ein Zimmer zuwies. Shina Fay begleitete sie dorthin. Nun hatte sie Gelegenheit die fremde Elfe genauer zu betrachten. Auffällig war der schlanke und grazile Elfenkörper. Dazu kamen die spitzen Ohren, die für Elfen typisch waren. Die Fremde hatte gelbe Augen und lange schwarze Haare, die bis zu ihrer Taille reichten. Auch das für Elfen typische ovale Gesicht fehlte nicht. Bis auf ein leichtes netzartiges Etwas aus Stoff trug die Elfe nichts. Shina Fay bewunderte die hübschen Brüste und die schlanken Beine.

Shina Fay wies einen der Diener an, der fremden Elfe Kleider zu bringen. Pünktlich zum Abendessen kehrte die Königin Eterias wieder zurück. Die fremde Elfe trug nun ein schwarzes Kleid aus Seide mit goldenen und silbernen Stickereien und schwarze Schuhe mit flachen Absätzen. Als Shina Fay eintrat verneigte sich die Fremde. „Erhebe dich. Vor mir brauchst du nicht auf die Knie zu gehen.“ „Danke.“ „In diesem Haus und in diesem Land bist du frei.“ „Vielen Dank Herrin.“ Shina Fay verdrehte entnervt die Augen. „Du bist nicht meine Dienerin. Ich wäre gerne deine Freundin.“, sagte Shina Fay und hielt der fremden Elfe die Hand hin. Diese ergriff sie und dann umarmten sich die beiden 236

Elfen und hielten einander fest. „Du hast mir noch nicht deinen Namen gesagt.“, sagte Shina Fay. „Ich heiße Liasanya.“ „Und woher kommst du?“ „Meine Heimat sind die Wälder von Coluacan. Aber wer bist du?“ „Ich bin Shina Fay.“ „Du bist nicht so was wie eine Prinzessin oder?“ „Du meinst wegen dem Diadem auf meinem Kopf? Ich bin nur die Königin Eterias. Aber noch einmal: Du brauchst vor mir nicht zu knicksen oder sonst irgendwelche unterwürfigen Gesten zu machen. Du bist die Freundin der Königin. Und das können nicht viele von sich behaupten.“ Die Elfe nahm Shina Fay noch einmal in die Arme und beiden hielten einander noch einmal innig fest.

Am nächsten Morgen brach Shina Fay, begleitet von Liasanya wieder nach Endor auf. Die Elfe aus Coluacan erzählte der Königin Eterias ihre Geschichte. „Ich habe mein ganzes Leben in den Wäldern von Coluacan verbracht. Ich habe nie den Wunsch verspürt, von dort wegzugehen. Ich war zufrieden mit meinem Leben. Bis Skyron mich gefangen und aus meiner Heimat entführt hat.“ „Skyron war der Namen des Echsenkriegers nehme ich an.“, sagte Shina Fay. „Ja. Er wollte mich als seine Sex-Sklavin haben.“ „Bis er nach Eteria gelangt ist.“ „Richtig. Ich habe mich heimlich fort geschlichen. Aber Skyron hat es gemerkt. Er hat mich am Handgelenk gepackt und gesagt: „Da du mir nicht gehorchen willst, musst du sterben. Aber gnädig wie ich bin, lasse ich dir einen kleinen Vorsprung.“ „Daraus wurde aber bekanntlich nichts.“ „Dank dir. Hast du Kinder, Shina Fay?“ „Eine Tochter. Sie heißt Naytiri. Der Name bedeutet „Prinzessin des Mondes“, meiner „Prinzessin der Eiche“. Hat dein Name auch eine Bedeutung?“ „Liasanya bedeutet „Bezwingerin des Wolfes“.“ „Sag bloß, du hast ganz allein einen Wolf zur Strecke gebracht.“ „Genauso war es. Es war ein warmer Sommertag, ich war mit meiner Mutter, meinem Vater, meinem Bruder und meiner Schwester im Wald jagen. Meine Schwester, mein Bruder und ich sollten eine Prüfung ablegen, mit deren Bestehen man seinen Namen erhält.“ „Das heißt, dass in Coluacan Elfen ohne Namen geboren werden?“ „Ja, so ist es. Du musst dir deinen Namen sozusagen verdienen.“, sagte Liasanya. „Und wie ist das mit den Prüfungen, werden die einem auferlegt, oder kann man sie sich selbst aussuchen?“ „Das ist mehr oder minder Zufall. Der Wolf den ich getötet habe, wollte meine Schwester angreifen. Also hab ich mich ihm in den Weg gestellt und mit einem schnellen Schnitt die Kehle durchgeschnitten.“ „Und deine Schwester? Wie hat sie darauf reagiert?“ „Sie war mir dankbar. Und so kam ich zu meinem Namen.“

Während Shina Fays Abwesenheit waren neue Kampfjets auf den Stützpunkten eingetroffen. Die Maschinen waren 14,66 m lang und 5,40 m hoch. Die Spannweite lag bei 9,13 m und die Flügelfläche bei 41 m². Die Streckung der Flügel betrug 2,03 m. 237

Die Schubkraft des Triebwerks betrug mit eingeschaltetem Nachbrenner 95,23 kN. Die Höchstgeschwindigkeit der neuen Jagdmaschinen betrug Mach 2,25. Die Flügel der neuen Flugzeuge waren sogenannte Deltaflügel. Die beiden halbrunden Lufteinlässe waren in den Rumpf der neuen Jäger integriert. Wie bei allen eterianischen Jagdflugzeugen schützte auch bei den neuen Kampfjets eine Plexiglashaube die Piloten vor der dünnen Luft. Die seitlichen Flügel mit den Querrudern waren unmittelbar neben dem Triebwerk angebracht.

Auch Lothar war nicht untätig gewesen, denn er hatte ein neues Schlachtschiff entworfen. Sein Entwurf sollte später einmal eine Länge von 222,1 m und eine Breite von 33 m haben. Das neue Schlachtschiff sollte 36.600 Tonnen verdrängen und einen Tiefgang von 8,1 m haben. Seine Maschine sollte 121.000 PS leisten und ihre Kraft über vier Wellen auf vier Propeller übertragen. Die Höchstgeschwindigkeit dieses Stahlgiganten sollte 27,3 Knoten betragen. 2.339 Mann waren als Besatzung vorgesehen. Seine Hauptartillerie sollte drei Drillingstürme mit einem Kaliber von 40,6 cm beinhalten. Backbord und Steuerbord waren jeweils 10 12,7-cm-Schnellfeuer-Kanonen vorgesehen. Vorne am Bug sollten zwei der drei Drillingstürme ihren Platz haben. Dahinter schloss sich ein massiver Stahlaufbau an, der die Kommandobrücke beinhaltete. Ein kleiner Turm auf dem Dach des Aufbaus sollte einige technische Anlagen beherbergen. Dem Stahlaufbau folgten die beiden Schornsteine, denen noch ein Mast mit weiteren technischen Anlagen und ein weiterer Turm mit dem Rest der technischen Einrichtungen folgten. Achtern am Heck sollte der letzte der drei Drillingstürme eingebaut werden.

Mit diesen Plänen ging Lothar in den Regierungspalast. Er hoffte endlich mal seine Patentante anzutreffen. Und dieses Mal hatte er Glück. Als er Thronsaal betrat, hörte er aus dem Besprechungszimmer Frauenlachen. „Also ist meine Tante wieder zurück.“, dachte er. Ganz zaghaft klopfte er an die Tür des Zimmers. „Herein.“, hörte Lothar die Stimme seiner Tante. Ganz vorsichtig öffnete er die Tür. „Komm ruhig rein, Lothar.“ Nur zögerlich betrat Shina Fays Patenkind den Besprechungssaal. „Ich sehe, du warst wieder fleißig.“ „Im wahrsten Sinne des Wortes Tante. Ich habe die aktuellsten Pläne mitgebracht, sowie die Pläne vom letzten Schiff.“ „Warst du schon bei Admiral Hirohito wegen der Pläne?“ „Ja. Ich komme gerade aus seinem Hauptquartier. Er und Onkel Galen haben meinen letzten Entwurf abgenickt. Ich wollte aber noch mal deine Meinung hören, Tante.“ „Dann lass mal sehen.“ Lothar gab seiner Patentante die Zeichnungen. Shina Fay sah sich die beiden Pläne durch, dann nickte sie. „Ein Flugzeugträger also. Keine schlechte Idee. Aber ohne Eskorte ein leichtes Ziel. Und das zweite wird wieder ein Schlachtschiff.“238

„Genau Tante.“ „Um noch mal auf Admiral Hirohito zurück zu kommen, warst du auch wegen dem Schlachtschiff bei ihm?“ „Ich sagte doch, dass ich aus seinem Hauptquartier komme.“ „Na gut. Es gibt noch viel zu tun, Lothar. Am besten, du vertrödelst keine Zeit.“, sagte Shina Fay. „Nun ja, mein Besuch bei dir ist auch... privater Natur.“ „Sag das doch gleich.“ „Wie geht es eigentlich meiner Cousine?“ „Es geht ihr gut. Aber sie fängt an zu Zahnen. Ich muss ihr die Milch aus der Flasche geben.“ „Und dein Besuch bei Tante Aradil?“ „Es war mal notwendig, den Kopf freizubekommen. Mich plagen im Moment viele Sorgen. Vergiss nicht, dass Eteria unaufhaltsam auf einen Krieg mit Iberia zusteuert.“ „Den Krieg gewinnen wir.“ „Deine Zuversicht ist aber auch durch gar nichts zu erschüttern, was Lothar?“, fragte Kaitlyn. „Im Vergleich zu unseren Schiffen, sind die Einheiten der iberianischen Marine im wahrsten Sinne des Wortes die reinsten Nussschalen. Eines unserer Schiffe kann es locker mit drei Schiffen der Iberianer aufnehmen.“ „Das leuchtet ein.“ „Außerdem haben wir ja noch unsere Luftwaffe. Meine Frage an dich Tante. Was kann Iberia einer solchen militärischen Übermacht entgegensetzen?“ „Wenn man es so betrachtet, gar nichts.“ „Eben drum. Iberia wird diesen Krieg verlieren.“

Auf den Stützpunkten waren inzwischen neue Jagdflugzeuge eingetroffen. Die neuen Maschinen waren 10,49 m lang und 3,43 m hoch. Ihre Flügelspannweite lag bei 11,81 m und die Fläche der Flügel wurde mit 22,07 m² angegeben. Das Triebwerk leistete eine Schubkraft von 24,1 kN. Damit konnten die neuen Jets eine Höchstgeschwindigkeit von 966 km/h erreichen. Die Bewaffnung bestand aus 6 12,7-mm-MGs und 16 127-mm-Raketen. Auffällig waren die beiden Zusatztanks an den Enden der Tragflächen. Die Nase war schmal und lang gezogen. Die Pilotenkanzel war auf Höhe der vorderen Kanten der Tragflächen angeordnet. Die Maschinengewehre waren oberhalb der Lufteinlässe angebracht. Die hinteren Seitenflügel waren auf Höhe des Triebwerks montiert worden. Eine Plexiglashaube schützte den Piloten vor der dünnen Luft. Damit verfügte Eteria über 10 einsatzbereite Luftwaffengeschwader und sechsundzwanzig einsatzbereite Kriegsschiffe.

Auch Lothar war nicht untätig geblieben. Er hatte einen neuen Entwurf für einen neuen Schlachtkreuzer fertig gestellt. Das Schiff sollte eine Länge von 242 m haben und 31,3 m breit sein. Sein Tiefgang sollte bei 9,38 m betragen und die Verdrängung sollte bei 37.411 Tonnen liegen. Die Maschine sollte 130.000 PS leisten und ihre Kraft über vier Wellen auf vier dreiflügelige Schrauben übertragen. Das neue Kriegsschiff sollte eine Höchstgeschwindigkeit von 30,75 Knoten erreichen. 1.181 Mann Besatzung sollten das Schiff später im aktiven Dienst am Laufen halten. 239

Die Hauptartillerie sollte aus drei Zwillingstürmen mit einem Kaliber von 38,1 cm bestehen. Backbord und Steuerbord sollten jeweils 10 Zwillingstürme mit einem Kaliber von 11,4 cm postiert werden. Vorne am Bug, unmittelbar vor der Kommandobrücke, die in einem massiven Stahlaufbau untergebracht war, sollten die ersten beiden 38,1-cm-Geschütze montiert werden. Hinter der Brücke sollte ein Mast mit einigen technischen Anlagen stehen. Danach sollten die beiden Schornsteine ihren Platz haben. Dahinter kam ein weiterer Mast mit weiteren technischen Anlagen. Diesem folgte ein kleinerer Metallaufbau und achtern am Heck kam dann der letzte der drei 38,1-cm-Türme.

Mit den Plänen im Gepäck ging Lothar wieder zu seiner Tante, der Königin Eterias. Er fand sie im Thronsaal. „Na Lothar, warst du wieder fleißig?“ „Wie du siehst, Tante.“ „Was ist es dieses Mal?“ „Ein Schlachtkreuzer, Tante.“ „Das wäre dann schon die Nummer drei.“ „Aller guten Dinge sind drei. Denn wir haben ja auch drei Panzerschiffe.“ „Gib mir doch bitte mal die Pläne.“, sagte Shina Fay. Lothar gab seiner Tante die Pläne. „Und um deine Frage zu beantworten, ja ich war bei Admiral Hirohito. Er hat sein Ok gegeben.“ Shina Fay sah sich die Pläne für den neuen Schlachtkreuzer an, dann nickte sie. „In Ordnung. Dann wollen wir mit dem Bau beginnen.“ Lothar verbeugte sich. „Dein Wunsch ist mein Befehl, Tante.“

Als die Pläne in den Städten eintrafen wurden in den Werften die Schiffe auf Kiel gelegt. Königin Vivian missfiel die fortschreitende Aufrüstung ihrer Rivalin. „Wache! Bringt mir sofort unseren neuen Verbündeten!“ Der Wächter wollte gerade aus dem Zimmer stürmen, als sich am Boden dichter Nebel bildete. Dieser hatte bald den Thronsaal eingehüllt. Und aus diesem Nebel trat Kingsor, der abtrünnige Nekromant. „Ihr habt nach mir geschickt, meine Königin?“, fragte er mit einer schnarrenden Stimme. „Ja. Du bist meine letzte Hoffnung, Kingsor. Der Krieg mit Eteria unserem ärgsten Rivalen wird immer unausweichlicher. Es besteht kein Zweifel mehr, dass Shina Fay uns herausfordern will. Sollten wir den Krieg verlieren, und danach sieht es leider aus, dann wird es deine Aufgabe sein, sie zu töten. Aber nicht nur sie wirst du töten müssen. Sondern auch ihre Tochter Naytiri.“ „Ich werde tun, was Ihr von mir verlangt.“, sagte Kingsor.

In den Hafenstädten waren unterdessen neue Flugzeuge eingetroffen. Im Gegensatz zu den Jagdflugzeugen waren sie mit Propellern bestückt und dienten nicht als Jäger oder Bomber, sondern als Aufklärer, wie man an der großen Scheibe erkennen konnte, die sich auf einem Gestell frei drehen konnte. Am Heck befanden sich vier Flügel direkt nebeneinander. Die beiden an den Außenkanten waren leicht angeschrägt. 240

Vor dem Hauptflügel befand sich ein riesiger Lufteinlass. Die neuen Flugzeuge hatten eine Länge von 17,6 m und eine Höhe von 5,58 m. Die Spannweite betrug 24,56 m und bei eingeklappten Flügeln 8,94 m. Die Flügelfläche der neuen Flugzeuge betrug 65,03 m². Die Höchstgeschwindigkeit der neuen Aufklärer betrug 626 Km/h. Die Piloten waren bei diesen Flugzeugen nicht durch eine Plexiglashaube geschützt, sondern das Cockpit war mit vier Scheiben abgedichtet. Auf dem Dach waren noch einmal zwei Glasscheiben angebracht.

Auch neue Bomber waren geliefert worden. Die neuen Maschinen waren wie die Aufklärer für die Flugzeugträger vorgesehen, genau wie die Jagdmaschinen, die die Bezeichnung F14 trugen. Die Aufklärer hatten die Bezeichnung E2 erhalten, die Bomber die Bezeichnung A7. Die Maschinen waren 14,06 m lang und 4,90 m hoch. Die Spannweite betrug 11,81 m und die Fläche 34,84 m². Die Höchstgeschwindigkeit betrug Mach 1. Die Schubkraft betrug 66,75 kN, ohne Nachbrenner. Das einzig Auffällige an diesen Bombern war der Lufteinlass an der Unterseite. Im Gegensatz zu den F16-Jägern war dieser aber viel kleiner. Die Seitenflügel waren direkt auf Höhe des Triebwerks seitlich am Flugzeugrumpf angebracht. Wie bei allen Jägern war auch bei den A7-Bombern der Pilot durch eine Plexiglashaube vor der dünnen Luft geschützt. Alle Maschinen, sowohl die Jäger, als auch die Bomber verfügten über einen Schleudersitz.

Nach den A7-Bombern wurden neue Jagdflugzeuge mit der Kennzeichnung F/A18 angeliefert. Die neuen Jäger hatten eine Länge von 17,07 m und waren 4,66 m hoch. Die Spannweite der neuen Jagdmaschinen betrug 11,43 m und die Flügelfläche 37,16 m². Die Schubkraft der beiden Triebwerke lag bei 158 kN, wenn die Nachbrenner eingeschaltet waren. Die neuen Jäger konnten eine Höchstgeschwindigkeit von Mach 1,8 erreichen und 7.711 Kg Waffenlast mitführen. Die F18-Jäger verfügten wie die F14 und die F15 über zwei Heckflügel mit jeweils einem Querruder. Diese waren zwischen den Seitenflügeln und den Hauptflügeln angebracht. Die Seitenflügel hatte man auf Höhe der Triebwerke seitlich am Rumpf angebracht. Die Hauptflügel waren etwas schmaler und über eine Metallkonstruktion mit dem Rumpf verbunden. Der Pilot wurde wie bei den anderen Maschinen durch eine Plexiglashaube vor der dünnen Luft geschützt. Die Lufteinlässe waren unter den Tragflächen am Rumpf montiert worden. Ein Detail unterschied die Trägermaschinen von den Maschinen, die an Land stationiert waren. Die Maschinen, die später auf den Flugzeugträgern stationiert werden sollten, trugen noch einen Fanghaken.

In Trondheim war der neue schwere Kreuzer fertig geworden. Auf Shina Fays Wunsch hin, hatte man das Schiff nach ihrer Freundin Tyra, 241

der Walküre benannt. „Ich taufe dich auf den Namen Tyra.“, sagte die Walküre und warf die Sektflasche, die wie vorgesehen, am Bug des Kreuzers zerbrach. Unter den Klängen der eterianischen Nationalhymne glitt der Stahlkoloss ins Wasser. Damit verfügte Eteria über siebenundzwanzig einsatzbereite Kriegsschiffe, sowie über dreizehn Luftwaffengeschwader.

Das nächste Schiff lief in Altamira vom Stapel und war das Schlachtschiff, das Lothar entworfen hatte. Auf einen Rat von Halgrim, dem alten Dorfschamanen hatte Shina Fay das Schiff auf den Namen ihres Vaters, „Ator“ taufen lassen. Seine Tochter, die Königin Eterias, fungierte als Taufpatin. „Ich taufe dich auf den Namen „Ator“.“, sagte Shina Fay und warf, wie bei vielen Schiffstaufen zuvor die Sektflasche, die am Bug des Schiffes zerbrach. Als die ersten Klänge von Eterias Nationalhymne gespielt wurden, glitt der monströse Schiffsrumpf ins Wasser. Damit war das achtundzwanzigste Kriegsschiff in Dienst gestellt. Dem Stapellauf des Schlachtschiffes folgte der Stapellauf des ersten Flugzeugträgers. Ihn hatte Shina Fay auf den Namen „Liasanya“ taufen lassen, um ihrer neuen Freundin die selbe Ehre zuteil werden zu lassen, die jeder ihrer Freundinnen gebührte.

Die Elfe aus Coluacan durfte bei dieser Zeremonie auch als Taufpatin fungieren. Als sie in Begleitung von Shina Fay und den anderen die Werft betrat, stockte Liasanya der Atem. Aus der Ferne konnte sie ein großes graues monströses Etwas erkennen. „Was... ist... das?“, fragte sie ehrfürchtig. „Das ist unser neuestes Kriegsschiff. Mein Patenkind hat es entworfen. Du bist doch seit dem du hier bist, viel mit mir herum gereist und hast mich bei meinen Besuchen in den Stützpunkten begleitet. Sind dir nicht die ganzen Jagdflugzeuge und Bomber aufgefallen?“ „Doch. Eine gewaltige Streitmacht, die du da aufgebaut hast. Aber was haben deine Luftstreitkräfte mit diesem Schiff zu tun?“ „Auf ihm können Flugzeuge starten und landen. Lothar, mein Patenkind, nennt diesen Schiffstyp „Flugzeugträger“.“

Später, als Liasanya auf dem Podest stand sah sie zu diesem riesigen Berg aus Stahl auf, der über ihr in den Himmel ragte. Der Anblick dieses stählernen Giganten raubte der Elfe aus Coluacan den Atem. Als dann einige Werftarbeiter die Stoffbahnen wegzogen, die den Namen des Schiffes verdeckt hatten, griff sich Liasanya an die Brust und schluckte scher, als sie ihren Namen am Bug des Schiffes las. Sie nahm die Sektflasche in die Hand und schloss die Augen. Dann atmete die Elfe noch einmal tief durch und sagte mit kräftiger Stimme: „Ich taufe dich auf den Namen „Liasanya“.“ Anschließend warf sie die Sektflasche gegen den Bug des Trägers, wo sie zerbrach. Als die Werftkapelle der Werft von Santa Catarina die ersten Klänge der Nationalhymne spielte glitt die „Liasanya“242

ins Wasser. Mit diesem Schiff hatte Eteria neunundzwanzig Kriegsschiffe. Als nächstes kam der Schlachtkreuzer an die Reihe. Ihn hatte Shina Fay auf den Namen ihrer Mutter „White Angel“ taufen lassen. In Portimao war dieses Schiff gebaut worden. Auch hier fungierte die Königin höchstpersönlich als Taufpatin. „Ich taufe dich auf den Namen „White Angel“.“, sagte Shina Fay und warf die Sektflasche gegen den Bug des Schiffes. Als die Sektflasche zerbrach begann die Musikkapelle der Werft die Nationalhymne Eterias zu spielen. Unter den Klängen der Hymne glitt die „White Angel“ ins Wasser. Damit hatte Eteria eine Flotte von dreißig einsatzbereiten Kriegsschiffen.

Und es würden noch mehr werden. Denn Lothar war nicht untätig gewesen und hatte einen zweiten Flugzeugträger entworfen. Dieser Träger sollte 261,5 m lang und inklusive Flugdeck 64 m breit werden. Sein Tiefgang betrug 11,9 m. Das Schiff verdrängte stolze 40.500 Tonnen. Die Maschine leistete 82.937 PS und sollte ihre Kraft über zwei Wellen auf zwei vierblättrige Schrauben übertragen. Damit sollte das Schiff eine Höchstgeschwindigkeit von 27 Knoten erreichen. 40 Flugzeuge konnte der neue Träger mit sich führen und eine Besatzung von 1.750 Mann beherbergen. Der einzige Unterschied zum ersten Flugzeugträger bestand in der Insel. Bei diesem Schiff war sie breiter und besaß großzügigere Fensterflächen. Auf dem Dach kam zuerst ein Mast mit einigen technischen Anlagen und drei Radarkuppeln.

Mit den Plänen ging Lothar in den Regierungspalast. Er traf seine Tante gerade noch an. „Mach bitte schnell. Ich muss nach Erimanteles.“ „Sag König Gundolf liebe Grüße.“ „Mach ich Lothar. Aber jetzt zeig mir schnell deine Pläne.“, sagte Shina Fay. Lothar gab seiner Patentante die Pläne. Die Königin Eterias sah sich die Pläne an, dann nickte sie. „Ein neuer Flugzeugträger also. Nun gut. Aber jetzt muss ich los. Bis in vier Tagen.“ „Pass auf dich auf Tante.“ „Keine Panik.“

In Santa Catarina war das Flaggschiff der Marine, das Schlachtschiff „Shina Fay“ bereit zum Auslaufen. Die Maschinen liefen bereits, als Shina Fay eintraf. Nachdem die Königin an Bord war, gab Kapitän Hansen den Befehl zum Ablegen. „Festmacher, vorn und achtern los.“, befahl er. Die Arbeiter im Hafen machten die Leinen los, die das mächtige Kriegsschiff am Pier gehalten hatten ins Wasser und die Matrosen holten die Leinen ein. „Steuerbord 10, Maschinen halbe Kraft.“ „Steuerbord 10, Maschinen halbe Kraft, zu Befehl, Herr Kapitän.“ Ganz langsam setzte sich das Flaggschiff von Eterias Marine in Bewegung. Als der Bug des mächtigen Schlachtschiffes in Richtung offene See zeigte, kam der nächste Befehl. „Kurs 170.“, befahl Kapitän Hansen. Der Rudergänger drehte das Ruder, bis das Schiff auf dem richtigen Kurs war. 243

Die „Shina Fay“ passierte die Mole von Santa Catarina. Als das Schiff den Hafen hinter sich gelassen hatte, gab Kapitän Hansen den Befehl „Volle Kraft voraus!“ Der Stolz der eterianischen Marine beschleunigte. „Auf Nord-Ost, Kurs 190.“ „Kurs 190 liegt an.“

Am Abend, die Sonne ging gerade unter, lief die „Shina Fay“ in den Hafen von Christchurch ein. Die Bewohner der Stadt staunten nicht schlecht, als das mächtige Schlachtschiff in den Hafen glitt. „Seit wann verfügt Eteria über solche Schiffe?“, fragte ein Hafenarbeiter. „Seit letztem Jahr. Und wenn die Gerüchte stimmen, hat Eteria als einzige Nation eine Luftwaffe.“ „Respekt.“ „Nicht wahr? Shina Fay tut in meinen Augen das Richtige. Und hoffentlich tritt sie dieser arroganten und egoistischen Zimtzicke, die sich Königin Pavian nennt, in den Hintern.“ Als das Flaggschiff Eterias am Kai vertäut war, ging Shina Fay, in Begleitung ihrer Fedeikin, von Bord. Zum Glück weilte König Gundolf gerade in der Stadt. Dies hatte den Vorteil, dass Shina Fay nicht den langen Weg in die Hauptstadt von Erimanteles auf sich nehmen musste. Doch Shina Fay war zu müde von der langen Überfahrt.

In Eteria hatte die Luftwaffe neue Einheiten erhalten. Es waren Bomber, die die Bezeichnung B2 trugen. Die Maschinen waren 21,03 m lang und besaßen eine Höhe von 5,18 m. Die Spannweite der Flügel betrug 52,43 m und deren Fläche lag bei ca. 490 m². Die Schubkraft der beiden Triebwerke betrug pro Triebwerk 84,6 kN. Die neuen Bomber konnten 18.144 Kg Waffen mitnehmen und erreichten eine Höchstgeschwindigkeit von 1.010 Km/h. Bei diesen Maschinen suchte man Heckleitwerk und Seitenleitwerke vergebens, denn die B2-Bomber besaßen keine. Die Hauptflügel waren an der Hinterseite, stark eingeschnitten. Außerdem hatte man die Maschinen aus einem Material gefertigt, dass die B2 für feindliches Radar, sofern der Gegner darüber verfügte, unsichtbar machte. Links und Rechts der Pilotenkanzel befanden sich zwei Lufteinlässe, die die Luft einsogen und am Ende aus den Triebwerken oberhalb der Flügel wieder ausstießen. Das Cockpit wurde von vier Fenstern abgedichtet.

In Christchurch hatte man Shina Fay ein Gästezimmer zugewiesen und die Königin Eterias hatte sich gleich zu Bett begeben. Liasanya und Kaitlyn, die ihre Freundin auf dieser Reise begleiteten hielten im Wechsel Wache. Auch die Fedeikin waren in erhöhter Alarmbereitschaft. Um Mitternacht, Kaitlyn hatte gerade Wache, schien es, als ob jemand draußen vor Shina Fays Zimmer herumschlich. Die Prinzessin der Dunkelelfen war alarmiert. Rasch weckte sie Liasanya. „Was ist?“, fragte sie halb verschlafen. „Es ist jemand vor der Tür. Ich habe ein Geräusch gehört. Komm jetzt, aber sei leise.“ 244

Die Elfe aus Coluacan hielt ein Ohr an die Tür und lauschte angestrengt. „Du hast Recht, Kaitlyn. Da ist jemand. Ich würde vorschlagen, demjenigen verpassen wir eine kleine Abreibung.“

Die beiden Elfen sahen sich an, dann nickte Liasanya. Leise öffnete sie die Tür und Kaitlyn schlüpfte hindurch. Blitzschnell griff sie den Unbekannten von hinten an und warf ihn zu Boden. Liasanya hatte sich mit seiner Komplizin beschäftigt und ihr mit ihrem Dolch eine kleine Schnittwunde am linken Oberschenkel zugefügt. Die Fremde suchte das Weite, doch ihr Kumpan befand sich fest im Griff der Dunkelelfenprinzessin. „Also spuck aus, Freundchen. Was hattet du und deine Komplizin vor dem Gemach der Königin Eterias zu suchen? Antworte sonst mach ich nen Wandteppich aus dir!“, sagte Kaitlyn und warf den Unbekannten auf einen Haufen Decken, die zur Reinigung gesammelt in einer Ecke lagen. Als sie sich auf ihn stürzen wollte, sagte der Unbekannte: „Nicht drauflegen!“

Kaitlyn war sofort zur Stelle und packte den Krieger am Kragen. „Na sieh mal, du kannst ja auch sprechen! Wetten, dass du mir gleich antwortest, sonst pflüg ich dich in die Botanik, dass man dich für ne abgeknickte Tulpe hält.“ Von dem Krach war Shina Fay aufgewacht und stand nun im Türrahmen. „Was macht Ihr beiden denn bloß für einen Krach?“, fragte sie. „Dieser Krieger hat sich zusammen mit einem weiblichen Pendant vor deinem Zimmer herumgetrieben.“ Die Königin Eterias war mit einem Mal hellwach. „Bringt ihn ins Zimmer und dann verhören wir ihn.“ „Da mach dir mal keine Sorgen, Shina Fay. Wenn unser Unbekannter das Maul nicht aufmacht, dann polier ich ihm sein Krankenkassengebiss mit dem Presslufthammer!“ „Bist du wieder liebenswürzig, Kaitlyn.“, sagte Shina Fay. „Bin ich das nicht immer?“

Fast die ganze Nacht hatte Kaitlyn den Unbekannten in der Mangel. Doch er wollte und wollte nicht sprechen. „Also was ist, quatschst du nun? Kleiner ich verbieg dir die Knochen bis du lachst.“, sagte Kaitlyn und verdrehte dem Krieger den rechten Arm noch mehr. „Also erzählst du mir freiwillig was?“ „Nein.“ „Oh doch. Wollen wir wetten?“ „Lass mich mal Kaitlyn.“, sagte Shina Fay. Dann zog sie ihre Damaszener-Schwerter und war mit zwei schnellen Schritten zur Stelle und kreuzte die Klingen am Hals des Gefangenen. „Na, wie ist das, wenn man gleich zwei Schwerter an seiner Kehle sitzen hat?“ „Nicht gerade angenehm.“ „Ich werde nicht zögern, dir die Kehle mit meinen Schwertern durchzuschneiden, wenn du nicht redest.“ Der Krieger schluckte. Obwohl Shina Fay in ihre königlichen Gewänder gekleidet war, merkte er sofort, dass die Königin Eterias auch mit dem Schwert umgehen konnte. Auch der Blick ihrer Augen verriet ihm, dass Shina Fay nicht nur Königin sondern auch Kriegerin war. 245

„Also gut, ich werde alles sagen. Fragt mich was Ihr wissen wollt.“ „Wie wäre es zuerst mal mit deinem Namen und dem deiner Komplizin.“ „Ich bin Danilo. Und die Frau, die ihr als meine Komplizin haltet, ist meine Schwester Katja. Sie ist eine Drachenkriegerin.“ „Stimmt. Ich habe, als ich mit ihr gekämpft habe, einen kleinen roten Drachen auf ihrer Schulter sitzen sehen.“ „Das ist Hinoki. Er ist ihr Schützling.“ „Na schön. Also weiter im Text. Du hast gesagt, deine Schwester ist eine Drachenkriegerin. Gibt es da eine Art Ritual, dem man sich unterziehen muss?“ Danilo nickte. „Ja. Man wird nur zum Drachenkrieger, wenn man das Blut des Drachen in sich aufnimmt.“ „Du meinst, indem man es trinkt?“, hakte Liasanya nach. „Oh nein. Nicht indem man es trinkt. Zum Drachenkrieger wird nur, wer mutig genug ist, dem Drachen zu erlauben, seine Brut einzupflanzen. Erst wenn der Jungdrache schlüpft, geht das Blut des Muttertiers auf den Krieger über. Katja hatte den Mut, dies zuzulassen.“

„Was zeichnet einen Drachenkrieger aus?“ „Seine Kräfte. Niemand hat bisher mit Katja aufnehmen können.“ Shina Fay beugte sich über ihren Gefangenen und sah ihn aus ihren grünen Augen an. „Na schön. Ich werde dich am Leben lassen. Aber sag deiner Schwester, dass Hochmut stets vor dem Fall kommt.“ Später am am Tag ließ König Gundolf ein Buffet auffahren. Shina Fay hatte sich noch einmal hingelegt, um etwas Schlaf nachzuholen.

Sie war gerade aufgewacht und fertig mit Anziehen, als es an der Tür klopfte. „Herein.“, sagte Shina Fay. König Gundolf trat ein. „Alles in Ordnung, Shina Fay?“, fragte er. „Soweit ja. Wieso fragst du?“ „Na ja, die dunklen Ringe unter deinen Augen sind halt nicht zu übersehen.“ „Vor meinem Zimmer haben zwei zwielichtige Gestalten herumgelungert. Den Mann haben wir geschnappt. Seine Schwester ist uns leider entwischt.“ „Ach das waren also die Geräusche, die meine Palastwache gemeldet hat.“

In seinem Haus in Endor hatte Shina Fays Patenkind einen neuen schweren Kreuzer entworfen. Der neue Kreuzer war 218,5 m lang und 22,86 m breit. Sein Tiefgang betrug 6,71 m und die Verdrängung lag bei 20934 Tonnen. Die Maschine leistete 120.000 PS und sollte ihre Kraft über vier Wellen auf vier Schrauben übertragen. Die Höchstgeschwindigkeit des neuen Kreuzers sollte bei 33 Knoten liegen. Die Besatzung sollte bei 1.799 Mann liegen, die das Schiff im aktiven Einsatz am Laufen halten sollten. Die Hauptartillerie sollte aus drei Drillingstürmen mit einem Kaliber von 20,3 cm bestehen. Backbord und Steuerbord sollten noch jeweils drei Zwillingstürme montiert werden, die 12,7-cm-Granaten verfeuerten. Ebenfalls Backbord und Steuerbord sollten noch jeweils sechs 7,62-cm-Schnellfeuer-Kanonen ihren Platz haben. 246

Vorne am Bug sollten die ersten beiden Drillinge stehen. Dahinter sollte die Kommandobrücke gebaut werden, der der einzige Schornstein folgen sollte. Auf dem Dach des Brückenaufbaus sollten ein paar technische Anlagen montiert werden. Zwischen Schornstein und Brücke hatte Lothar einen Mast mit ein paar weiteren technischen Anlagen eingezeichnet. Und hinter dem Schornstein folgte ein zweiter Mast mit technischer Ausrüstung. Hinter diesem Mast kam noch ein kleiner Aufbau mit dem Rest der technischen Anlagen und dann der achtere Drillingsturm.

Und während Lothar auf dem Weg zu Admiral Hirohito war, war seine Patentante auf dem Festbankett von König Gundolf. Dort traf die Königin Eterias auf Katja, die Drachenkriegerin. Nun hatte Shina Fay die Möglichkeit, die nächtliche Ruhestörerin genauer in Augenschein zu nehmen. Katja war nach Menschenmaß 1,90 m groß und besaß einen schlanken Körper. Die Drachenkriegerin hatte ein schmales Gesicht und braune Augen. Ihre braunen Haare reichten bis zur Armbeuge. Bewaffnet war sie mit einem Schwert, wie es die Samurai zu benutzen pflegten. Auf ihrer Schulter saß der kleine rote Drache Hinoki. Bekleidet war Katja mit einem dunkelgrünen Kleid, das einen großzügigen Blick auf ihre sexy Beine gewährte. Dazu kamen Stiefel aus grünem Drachenleder. Ihre prallen Brüste wurden von einem Oberteil aus demselben dunkelgrünen Stoff verdeckt. Am rechten Unterarm trug Katja eine Unterarmschiene. Der linke Oberarm und die linke Schulter waren ebenfalls von einer Metallschiene verdeckt, die bis zur Hand reichte. Auffällig waren auch die vielen Male auf ihrem Körper.

Die Drachenkriegerin hatte Shina Fay längst bemerkt, denn sie ging mit zielstrebigen und energischen Schritten auf die Königin Eterias zu. Eine Zeit lang sahen sich beide einfach nur an. Doch dann zeigte Katja mit dem Zeigefinger auf den Boden. „Los! Runter auf die Knie mit dir, Elfe!“, befahl sie. „Halt dein vorlautes Mundwerk du miese kleine Kröte.“ Shina Fays Widerworte verfehlten ihre Wirkung nicht. Denn die Drachenkriegerin wurde rot vor Zorn. „Wer bist du überhaupt, dass du es wagst, mir den gebührenden Respekt zu verweigern?“ „Ich bin Shina Fay, die Königin Eterias. Aber bevor ICH DIR Respekt entgegenbringe, gehst DU mit gutem Beispiel voran, und erweist mir den Respekt, der einer Königin zusteht.“ „Wie wagst du es so mit mir zu reden?“ „SEI STILL!!!!!“, sagte Shina Fay. Doch mit dem was folgte, hatte selbst die Königin Eterias nicht gerechnet. Die Scheiben der Fenster und auch die Wände fingen an zu wackeln. Katja selbst verlor ihr Gleichgewicht und stürzte der Länge nach auf den Boden. Denn Shina Fays Stimme hatte sie tief in ihrem Inneren getroffen. Liasanya nahm Shina Fay auf die Seite. „Großer Gott, was hast du getan?“ 247

„Ich weiß ja noch nicht mal selbst, was gerade passiert ist.“ Später am Abend, das Bankett war vorüber, hatte sich die Königin Eterias in den Garten des Palastes zurückgezogen, um in Ruhe über das Geschehene nachzudenken. Kaitlyn kam zu ihr. „Was hast du, Shina Fay?“, fragte sie. „Ich versuche herauszufinden, was passiert ist. Aber so sehr ich auch nachdenke, ich finde keine Antwort auf diese Frage.“ „Wäre es möglich, dass du eine Fähigkeit besitzt, von der du nichts weißt?“ „Meinst du?“ „Es wäre zumindest eine Erklärung. Ach übrigens: Katja geht es gut. Aber sie will mit dir sprechen. Sieht so aus, als ob sie sich bei dir für ihr unverschämtes Verhalten entschuldigen will.“ „Ich denke, ein solches Verhalten einer Königin gegenüber, ist unentschuldbar.“ „1:0 für dich, Shina Fay. Aber sprich zumindest mit Katja.“ „Okay. Ich warte hier auf sie.“

Doch die Drachenkriegerin ließ Shina Fay ein wenig warten, denn zuerst suchte ihr Bruder Danilo die Königin Eterias auf. „Ich denke, bevor du mit meiner Schwester sprichst, solltest du noch einiges über die Mentalität unseres Volkes wissen.“ „Dann bitte.“ „Du weißt ja schon, dass nur diejenigen Drachenkrieger oder Drachenkriegerin werden, die den Mut haben, den geschlüpften Jungdrachen in ihrem Körper heranwachsen zu lassen. Aber nicht jedem wird diese Ehre zuteil.“ „Du musst wissen, dass unser Volk aus einer Vielzahl von Stämmen besteht. Jedes Jahr müssen die Stammesführer ihre tapfersten Krieger und Kriegerinnen entsenden.“ Katja war unbemerkt dazu gekommen und stand nun neben ihrem Bruder. „Und die müssen dann alle einen Jungdrachen ernähren?“ „Oh nein. Jeder muss vorher eine Prüfung ablegen. Und nicht jeder überlebt.“ „Was kann denn so passieren?“ „Alles Mögliche. In dem Jahr, in dem ich dran war, waren unter den Mitbewerbern zwei Zwillinge. Ihre Aufgaben bestanden darin ein goldenes Horn und eine silberne Axt zu finden. Ich sollte einen Kristall suchen. Den größten den es in ganz Tikal zu finden gab.“, sagte Katja.

„Und du hast deine bestanden.“ „Sonst wäre ich nicht hier. Aber leicht war es nicht, das kannst du mir glauben. Ich habe den Kristall gefunden, aber der Weg zurück war echt die Hölle.“ „Wie meinst du das?“ „Ich musste ein Moor durchqueren, in dem die Geister der Unglückseligen, die dort den Tod fanden, umher wandern und jeden in den Tod ziehen, der es zu durchqueren versucht. Manchmal jagen sie einen, so wie in meinem Fall. Und entweder du entkommst ihnen, oder du hast Pech. Aber in den meisten Fällen gewinnen die Moorgeister. Mich haben sie in ein Moorloch getrieben. Aber ein Drache hat mir das Leben gerettet. Wie sich später herausgestellt hat, war es Hinokis Mutter.“ „Und was war mit den Zwillingen?“ „Die hat es beide erwischt. Der erste wurde von Gnorm, dem Berserker geköpft.“ „Sagtest du Gnorm?“, fragte Shina Fay. 248

„Ja. Kennst du ihn?“ „Er war mein Gegner bei meiner ersten Prüfung.“ Die Geschwister sahen die Königin Eterias fragend an. „Ich muss seit meinem 25. Geburtstag 12 Prüfungen bestehen. 10 habe ich, zwei liegen noch vor mir. Gnorm war der erste Gegner. Ihm folgten Tyrion der Echsenkrieger, Valkona die Orkkriegerin, die Dämonin Andariel, Castor der Eistroll.“ „Wir haben von Andariel gehört. Aber wir wussten nicht, dass du sie getötet hast.“ „Es war auch ein hartes Stück Arbeit. Ich wäre fast dabei drauf gegangen. Was ist eigentlich aus dem zweiten Zwilling geworden, der die Axt finden sollte?“ „Ein Zyklop hat ihn mit einem Steinwurf getötet.“, sagte Danilo. „Shina Fay, ich weiß, dass das, was ich getan habe, unverzeihlich ist. Dennoch bitte ich dich um Vergebung. Es tut mir unendlich leid.“ „Du konntest ja nicht ahnen, dass du der Königin Eterias gegenüberstehst.“ Katjas Bruder Danilo meldete sich zu Wort. „Ich dachte, in Eteria regiert Königin Ignissa.“ „Ignissa ist letztes Jahr von uns gegangen. Aber sie hat mich schon sehr früh zu ihrer Nachfolgerin auserkoren. Nun ist es an mir, die Geschicke Eterias zu lenken.“

Katja legte Shina Fay die Hand auf die Schulter. „Was auch immer passieren mag, ich werde dich nie im Stich lassen.“, sagte sie. „Auf mich kannst du auch zählen.“ „Ich danke euch beiden. Werdet Ihr am Tag der großen Schlacht mit mir sein?“ „Ganz sicher.“ „Wir reisen morgen ab. Wir werden den Anführern der Stämme von deinen Taten berichten.“ „Eine Frage, Shina Fay.“ „Ich höre Katja. „Kennst du das Phänomen, dass man in unserer Heimat „Die Stimme“ nennt?“ „Noch nie davon gehört.“ „Es gibt nicht viele, die sie beherrschen. Du bist eine davon.“ „Was meint Ihr?“ „Manche Gedanken haben einen eigenen Ton, der vergleichbar ist mit einer Form. Durch Ton und Gebärde bist du in der Lage Nerven zu lähmen, Knochen zu brechen, Feuer zu legen, einen Feind zu ersticken oder seine Organe zu sprengen.“ „Gut das zu wissen.“ „Wie gesagt, wir werden morgen abreisen. Aber sobald wir können, kommen wir dich in Eteria besuchen.“ „Ihr seid mir immer willkommen.“ „Es tut uns beiden sehr leid, dass wir uns unter solch schwierigen Umständen kennengelernt haben, aber ich hoffe, dass du uns dennoch in guter Erinnerung behältst.“, sagte Katja.

Nach vier Tagen kehrte Shina Fay nach Eteria zurück. Es war am frühen Morgen, als das Flaggschiff der Marine Eterias, das Schlachtschiff „Shina Fay“ in den Hafen von Santa Catarina einlief. Eine dicke Nebelwand war aufgezogen und verdeckte die Hafeneinfahrt. Aaron Smith, der Hafenadmiral war aus seinem Büro an die frische Luft gegangen, als er den Bug der „Shina Fay“ aus dem Nebel auftauchen sah. Dann folgten die beiden mächtigen 38-cm-Zwillingstürme und danach die Brücke. Als das Flaggschiff angedockt hatte, ging die Königin, in Begleitung ihrer beiden Freundinnen und ihrer Garde von Bord. 249

Die königliche Kutsche wartete bereits am Kai.

Shina Fay traf am frühen Abend wieder in Endor ein. Ihr Ehemann Galen empfing sie in den privaten Gemächern. „Hallo Schatz.“, sagte er und umarmte seine Frau. „Was gibt es denn neues?“ „Es hat sich einiges getan. Wir haben ein paar neue Jäger bekommen. Die F22.“ „Was kann dieser Vogel denn so?“ „Die F22 ist ein hübsches Spielzeug. Aber vom technischen her sehr kompliziert. Fast so ähnlich wie die Typhoon.“ „Die Jäger werde ich mir bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit selbst ansehen. Was gibt es sonst neues?“ „Lothar wollte heute noch vorbei kommen und seinen neuesten Entwurf für ein neues Schlachtschiff mitbringen.“ „Verstehe. Der wievielte wäre das?“ „Der dritte. Die beiden anderen habe ich bereits nach Altamira und Portimao gegeben. Die Schiffe sind schon im Bau.“ „Also der Flugzeugträger.“ „Und der schwere Kreuzer.“

Als Shina Fay wieder im Thronsaal weilte, kam ihr Patenkind auch schon zur Tür herein. „Willkommen zu Hause Tante.“, sagte er. „Danke für die freundliche Begrüßung. Wie ich sehe, hast du die neuen Pläne für das neue Schlachtschiff mitgebracht. Zeig her.“ Lothar gab seiner Patentante die Pläne. Shina Fay sah sich die Pläne an. Und was sie sah gefiel ihr. Die Pläne zeigten ein Schiff mit einer Länge von 178 m und einer Breite von 26 m. Der Tiefgang war mit 8,7 m bemessen und die Verdrängung lag bei 34.000 Tonnen. Die Maschine sollte 26.500 PS leisten und ihre Kraft über zwei Wellen auf zwei dreiflügelige Schrauben übertragen. Damit sollte das neue Kriegsschiff eine Höchstgeschwindigkeit von 20,5 Knoten erreichen. Seine Besatzung sollte aus 864 Männern und Frauen bestehen. Die Hauptartillerie sollte aus zwei Drillings- und zwei Zwillingstürmen mit einem Kaliber von 35,56 cm bestehen. Backbord und Steuerbord hatte Lothar noch einmal jeweils vier Zwillingstürme mit einem Kaliber von 12,7 cm vorgesehen. Vorne am Bug sollte der erste der beiden großen Drillingstürme seinen Platz haben, ebenso wie der erste der beiden großen Zwillingstürme. Dahinter kam die Brücke, deren vorderster Teil einen Turm bildete. Auch sämtliche technischen Anlagen waren in dem massiven Stahlaufbau integriert. Ebenso der Schornstein. Richtung Heck war noch ein kleinerer Stahlaufbau vorgesehen, der die restlichen technischen Anlagen beinhaltete. Achtern kamen dann die beiden anderen großen Geschütze. Etwas erhöht der Zwillingsturm, direkt über dem Deck der Drillingsturm.

„Wo willst du das Schiff bauen lassen?“, fragte Shina Fay ihr Patenkind. „Ich hatte an Catania gedacht.“ „In Ordnung. Schick die Pläne gleich los. Je eher das Schiff auf Kiel gelegt wird, umso besser.“ Lothar nickte. „Dein Wunsch ist mein Befehl, Tante.“, sagte er. „Wie geht es eigentlich Naytiri?“ „Es geht ihr gut, Schatz.“ 250

Die nächsten Tage verbrachte Shina Fay damit, die Luftwaffenstützpunkte zu inspizieren. Als sie die Basis in Edendale besuchte, wurde gerade einer der neuen F22-Jäger aus dem Hangar geholt. Die Königin Eterias war beeindruckt. Die F22 war 18,87 m lang und 5,08 m hoch. Ihre Spannweite lag bei 13,56 m. Die Streckung der Flügel lag bei 2,35 m. Die Fläche der Tragflächen betrug 78,04 m², die der Höhenruder 12,63 m². Die Fläche der Seitenleitwerke betrug 16,54 m², die der restlichen Kontrollflächen 16,93 m². Die Höchstgeschwindigkeit der F22 betrug mit Nachbrenner Mach 2,25. Die Schubkraft der beiden Triebwerke betrug 311,38 kN. Die Flügel waren dreieckig ausgeführt, ebenso die Seitenleitwerke. Der gesamte Rumpf war durch Kanten so zerklüftet, dass er feindlichen Radaranlagen kein Echo bot. Auffällig waren auch die beiden riesigen Lufteinlässe unter dem Tragflächenansatz. Ebenso die geköpften Dreiecksflügel am Heck. Eine Plexiglaskuppel schützte den Piloten vor der dünnen Luft.

Auch Lothar war wieder nicht untätig gewesen. Er hatte einen neuen Flugzeugträger entworfen. Das Schiff sollte 337,1 m lang und inklusive Flugdeck 78 m breit sein. Der Tiefgang sollte 11,9 m betragen und die Verdrängung 100.000 Tonnen. Die Maschine sollte ihre Kraft über vier Wellen auf vier Propeller übertragen und eine Höchstgeschwindigkeit jenseits der 30-Knoten-Marke ermöglichen. Eine Besatzung von über 4.600 Mann würde nötig sein, um diese schwimmende Stadt im aktiven Einsatz am Laufen zu halten. Der neue Träger sollte 90 Maschinen mitführen können.

Bei diesem Träger gab es jedoch im Vergleich zum ersten Flugzeugträger, der „Liasanya“ eine Veränderung. Die „Insel“, wie man die Kommandobrücke nannte, hatte man nach vorne hin etwas verlängert. Auf dieser Verlängerung befanden sich die Abwehrsysteme des Schiffes. Auch der Mast mit den ganzen technischen Einrichtungen durfte nicht fehlen. Mit den Plänen ging Lothar zu seiner Tante, der Königin, die gerade von ihrer Inspektionsreise zurückgekehrt war. Er traf Shina Fay in deren privaten Gemächern. Sie gab ihrer Tochter Naytiri gerade die Flasche. „Hallo Tante. Hast du kurz Zeit für mich?“ „Hast du wieder ein neues Schiff entworfen?“ „Ja habe ich. Einen neuen Flugzeugträger. Wenn er fertig ist, wird er das größte Schiff unserer Flotte sein.“ „Lass mal sehen.“ Lothar gab seiner Tante die Pläne. Shina Fay sah sich die Pläne an, dann nickte sie. „Was sagt Admiral Hirohito?“ „Wie immer das gleiche. Er wünscht sich eine Eskorte für den Träger. Und bis zu einem gewissen Grad hat er ja auch recht. Aber die Sache ist doch die: Keiner unserer Feinde hat eine vergleichbare Flotte im Einsatz, die für unsere drei Träger eine ernsthafte Bedrohung darstellen könnte.“ „Hast du schon mal daran gedacht, dass ein anderes Königreich sich vielleicht technologisch weiterentwickeln könnte?“ 251

„Tante, wir haben einen technischen Vorsprung von mehreren Jahrhunderten. Selbst wenn es Iberia gelingen sollte, Schiffe aus Stahl und mit einer Dampfmaschine zu bauen, werden sie in Sachen Geschwindigkeit und Artillerie weiterhin hinterher hinken.“ „Du meinst...“ „Ja, Tante. Im Moment sind wir auf See unschlagbar. Das Einzige, was mir Sorgen bereitet, ist die fehlende Artillerie für die Landstreitkräfte.“ „Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Hast du noch eine Idee für ein neues Schiff?“ „Vielleicht noch einen leichten Kreuzer.“ „Dann mach dich an die Arbeit.“

In Altamira war der neue Flugzeugträger fertig gebaut worden. Auf Wunsch der Königin wurde er auf den Namen ihres Großvaters „Etgo“ getauft. Die Regentin Eterias fungierte höchstpersönlich als Taufpatin. „Ich taufe dich auf den Namen „Etgo“.“, sagte Shina Fay und warf die Sektflasche, die auch wie vorgesehen, am Bug des Schiffes zerschellte. Unter den Klängen der Nationalhymne Eterias glitt der Stahlkoloss ins Wasser. Damit verfügte Eteria über einunddreißig einsatzbereite Kriegsschiffe. Außerdem verfügte Eteria über vierzehn einsatzbereite Luftwaffengeschwader. In Portimao war der schwere Kreuzer fertig geworden. Ihn hatte man auf Wunsch der Königin auf den Namen „Li An Kai“ getauft, jenem Drachenweibchen, dem sie seinerzeit das Leben gerettet hatte. Als Taufpatin fungierte Shina Fays beste Freundin Raya. „Ich taufe dich auf den Namen „Li An Kai“.“, sagte Raya und warf die Sektflasche, die am Bug des Schiffes zerbrach. Unter den Klängen der eterianischen Nationalhymne glitt das neue Schiff ins Wasser. Damit verfügte Eteria über zweiunddreißig einsatzbereite Schiffe.

Auch die Luftwaffe konnte sich über neue Maschinen freuen. Auf den Stützpunkten waren jeweils 15 Maschinen vom Typ F117 angekommen. Die neuen Bomber, die ebenfalls mit Tarnkappentechnik ausgerüstet waren, besaßen eine Länge von 20,08 m und waren 3,78 m hoch. Die Spannweite der Flügel betrug 13,20 m. Die Fläche der Tragflächen lag bei 105,9 m². Jeder Bomber konnte eine Waffenlast von 2.000 Kg in seinen Bombenschächten mitführen. Die Höchstgeschwindigkeit der F117 lag bei 1.040 Km/h. Die beiden Triebwerke leisteten eine Schubkraft von 96,12 kN. Auffällig bei den neuen Tarnkappenbombern war, dass die beiden Lufteinlässe am Flügelansatz nicht unterhalb des Flugzeugrumpfes angebracht waren, sondern oberhalb unterhalb der Pilotenkanzel. Jeder dieser Bomber war durch scharfe Kanten so zerklüftet gebaut worden, dass er für feindliches Radar unsichtbar war. Die beiden schräg zu einem V angeordneten Heckflügel waren direkt oberhalb der Triebwerke montiert worden. Diese waren unterhalb einer hitzebeständigen Abdeckung verborgen. 252

Ein Teil der Rumpfunterseite stand jedoch über, damit die Techniker bei der Wartung der Flugzeuge einen sicheren Stand hatten.

In Catania war das neue Schlachtschiff fertig gebaut worden. Auf Anweisung von König Galen hatte man dem Schiff den Namen der zukünftigen Königin Eterias „Naytiri“ gegeben. Taufpatin war niemand geringeres als die Königin selbst. „Ich taufe dich auf den Namen „Naytiri“.“, sagte Shina Fay und warf die Sektflasche gegen den Bug des Schiffes, wo sie zerbrach. Unter den Klängen der Nationalhymne Eterias glitt der Berg aus Stahl ins Wasser. Damit verfügte Eteria über sein dreiunddreißigstes einsatzbereites Kriegsschiff.

Auch Lothar hatte sich seine Gedanken gemacht, wie man zumindest die Flugzeugträger schützen konnte. Als seine Tante von ihrer Reise aus Catania zurückkehrte, war er bei Admiral Hirohito. „Also Lothar, was hast du für Ideen, wie wir die Flugzeugträger schützen können?“ „Ich habe mir meine Gedanken gemacht und bin auf eine komplett neue Idee gekommen.“ „Bitte, ich höre.“ „Ich habe eine Skizze mitgebracht Admiral. Sehen Sie selbst.“ Der Oberbefehlshaber der Seestreitkräfte sah sich die Skizze an und dann Lothar. „Was soll das sein?“ „Ich nennen diese Erfindung Unterseeboot.“ „Raffiniert. Der Feind würde mit einer Bedrohung durch getauchte U-Boote gar nicht rechnen.“ „Nicht wahr?“ „Lothar, du hast meinen Segen. Hoffentlich stimmt deine Patentante auch zu.“ „Ich spreche mit ihr, wenn sie aus Catania zurückkommt. Sie tauft dort unser neues Schlachtschiff.“ „Verstehe. Nun gut. Lothar, du weißt, was du zu tun hast.“

Als Shina Fay den Palast betreten hatte, kam ihr ihre Freundin Liasanya entgegen. Auf dem Arm hatte sie Shina Fays Tochter Naytiri. Die kleine Elfe freute sich, ihre Mutter wiederzusehen, denn sie strahlte über das ganze Gesicht. „Komm mal her, meine Kleine.“ Shina Fay nahm Liasanya das Elfenbaby ab. „Hab ich was verpasst?“, fragte sie. „Eigentlich nicht. Der neue Flugzeugträger wird in Santa Catarina gebaut, wie Lothar es vorgesehen hat. Er fragt, wie das Schiff heißen soll?“ „Katja. Das Schiff soll nach Katja, der Drachenkriegerin benannt werden.“ „Shina Fay. Du kennst Katja doch nur von einem Mal sehen. Und da willst du ihr gleich so eine Ehre zu Teil werden lassen?“ „Habe ich dasselbe nicht auch bei dir getan? Obwohl wir uns kaum kannten, trägt ein Schiff deinen Namen, Liasanya.“ „Da hast du Recht. Aber wenn dies dein Wille ist, dann soll es so sein.“

Später am Abend, Shina Fay saß im Thronsaal auf ihrem Thron, als der Haushofmeister eintrat. „Meine Königin, Zwei Fremde aus Tikal bitten um die Gnade einer Audienz.“, sagte er. „Lass die beiden eintreten.“ „Sehr wohl meine Königin.“ 253

Nur kurze Zeit später betraten Katja und Danilo den Thronsaal. Als Shina Fay die beiden sah, strahlte sie voller Freude. Die Stufen vom Thron herab ging sie noch langsam. Aber dann rannte die Königin Eterias auf die beiden zu und umarmte die Geschwister. „Ich freue mich so, euch zu sehen.“, sagte sie. „Frag uns mal.“ „Es ist schon etwas her, seit wir uns in Erimanteles kennengelernt haben.“ „Das ist wohl wahr, Shina Fay. Aber wir bringen gute Neuigkeiten. Am Tag der großen Schlacht, werden die Stämme Tikals an deiner Seite kämpfen.“, sagte Katja. „Das ist aber noch nicht alles. Meine Schwester und ich wurden als Botschafter nach Eteria entsandt.“ „Das heißt...“ „Wir bleiben hier.“ „Gott, ich freu mich so.“, sagte Shina Fay und drückte erst Katja, dann ihren Bruder Danilo.

„Ihr müsst hungrig und müde sein. Wenn Ihr wollt, lasse ich gleich das Abendessen servieren.“ „Also ich bin dabei, wenns ums Essen geht.“, sagte Danilo. „Alte Fressmaschine.“ Diese Worte hatte Hinoki, der kleine, rote Drache auf Katjas Schulter gesagt. Shina Fay stemmte eine Hand in ihre Hüfte. „Du bist ja ganz schön vorlaut, Hinoki. Aber eines lass dir gesagt sein: Wenn ich Gäste empfange, hältst du gefälligst dein vorlautes Mundwerk. Sonst werde ich nicht zögern und dir deinen Feuerzahn ziehen.“ „Bitte tu ihm nichts. Hinoki ist noch jung. Manchmal schießt er über das Ziel hinaus, ohne es zu merken.“

Nachdem sich die beiden Geschwister frisch gemacht hatten, saßen sie mit Shina Fay und den anderen beim Abendessen. Katja bemerkte, dass die Königin ein Baby auf dem Arm trug. „Ist das dein Kind?“, fragte sie Shina Fay. „Ja. Das ist meine Tochter Naytiri. Sie wird die nächste Königin Eterias sein.“ „Du hast da ja eine ziemlich illustre Runde beisammen. Eine Blutjungfer, eine Schattenhexe, eine Blutelfe, drei Waldelfen, eine Menschenfrau, eine Amazone, eine Walküre und die Prinzessin der Dunkelelfen.“, sagte Danilo. „Du hast die Naga-Königin vergessen, Bruderherz.“, mahnte Katja. „Katja, auf dich wartet eine Überraschung. Und keine Angst, ich hege keine bösen Absichten. Ich habe erfahren, dass in drei Tagen unser neuestes Kriegsschiff vom Stapel laufen wird. Ich würde mich freuen, wenn du die Taufpatin wärest.“ „Um was für ein Schiff handelt es sich?“, fragte Danilo. „Um einen Flugzeugträger. Der größte, den wir haben.“ „Was bitte schön ist denn ein Flugzeugträger?“, fragte Katja.

Am nächsten Morgen traf sich Shina Fay mit ihrem Patenkind Lothar. Der Sohn ihres Schwagers kam gerade, als seine Patentante mit den anderen beim Frühstück saß. „Guten Morgen Tante.“, sagte er. „Dir auch einen guten Morgen. Hast du Hunger?“ „Ehrlich gesagt, hängt mir der Magen bis zu den Kniekehlen.“ „Dann setz dich, und iss erst mal, Lothar.“ Als Lothar sich setzte, wählte er einen Platz, gegenüber von Katja. 254

„Also Lothar. Ich nehme an, du hast wieder ein neues Kriegsschiff entworfen.“ „Nicht nur das, Tante. Ich habe mir sogar überlegt, wie wir unsere Flugzeugträger schützen können.“ „Sach an.“, sagte Danilo. „Na, na, na. So geht das aber nicht du kleiner Drecksack.“ „Danilo, Lothar. Ich finde es reicht jetzt. Ihr seid Menschen beziehungsweise Elfen. Also hört gefälligst auf euch zu benehmen wie die Paviane, die Football spielen wollen.“ „Toller Vergleich Tante.“ „Katja, Danilo. Ich glaube, ich war so nachlässig und habe euch mein Patenkind Lothar noch nicht vorgestellt.“ „Ich gehe davon aus, dass es Lothars Aufgabe ist, die Schiffe für deine Marine zu bauen.“, sagte Katja. „Besser gesagt, ich entwerfe sie. Gebaut werden die Schiffe auf unseren Werften.“ „Mal eine Frage, Lothar. Du sagst, dass du eure Flugzeugträger schützen kannst. Was hast du dir da ausgeknobelt?“ „Was sagst du dazu?“, fragte Lothar und hielt Danilo die Skizze unter die Nase. „Was ist das denn?“ „Ein U-Boot.“ „Darf ich mal sehen?“ Danilo reichte Shina Fay die Skizze. Diese zeigte ein Wasserfahrzeug, das einen zigarrenförmigen Rumpf besaß, auf dem mittschiffs ein Turm aufgebaut war. Vorne am Bug waren sechs, hinten am Heck vier Rohre eingezeichnet.

„Was sind denn das für Rohre?“, wollte Shina Fay wissen. „Sie sind für eine komplett neue Waffe, Tante. Hier ist eine Skizze.“ Lothar reichte seiner Tante ein Blatt Papier, auf dem ein längliches Etwas zu sehen war. „Ich nenne diese Erfindung Torpedo.“, sagte er. „Und wie soll das Ganze funktionieren?“ Kaitlyn hatte diese Frage gestellt. „Ganz einfach, die Torpedos werden in die Rohre geladen, nach deren Sinn du gerade gefragt hast, Tante. Dann werden diese verschlossen und geflutet. Bei dieser Gelegenheit möchte ich eure Aufmerksamkeit auf diese Klappen hier lenken. Die sogenannten Mündungsklappen. Bevor der Torpedo abgefeuert werden kann, ist es ratsam, zuerst die Mündungsklappen zu öffnen. Es sei denn, man hat die Absicht, sein Boot mit Mann und Maus zu versenken.“ „Wofür steht das U in U-Boot?“, fragte Desdemona. „Untersee. Das bedeutet, dass dieses Boot nicht nur über, sondern auch unter Wasser fahren kann.“ „Raffiniert. Der Feind kann nur die Marineeinheiten bekämpfen die er sieht. Wie soll er aber ein Boot angreifen, das getaucht ist?“ „Genau das ist der springende Punkt. Ein getauchtes Boot, kann ein Feind ohne entsprechende Geräte gar nicht orten. Das bedeutet, dass wir in der Lage wären, feindliche Schiffe, die sich unseren Flugzeugträgern mit der Absicht nähern sie zu zerstören, heimlich still und leise versenken können. Die Kommandanten werden keine Ahnung haben, was auf sie zukommt, bis es zu spät ist.“

„Wenn du nichts dagegen hast Lothar, würde ich mir gerne deine neuen Pläne ansehen.“, sagte Shina Fay. „Aber natürlich, Tante.“ 255

Shina Fay sah sich die Pläne an, und was sie sah gefiel ihr. Die Pläne zeigten einen Kreuzer mit 180,6 m Länge und 18,9 m Breite. Der Tiefgang betrug 5,2 m und die Verdrängung des Schiffes lag bei 11.350 Tonnen. Die Leistung der Maschine lag bei 75.000 PS, die über vier Wellen auf vier Propeller übertragen werden sollte. Der neue Kreuzer sollte eine Höchstgeschwindigkeit von 32 Knoten erreichen. 748 Mann Besatzung sollten auf dem neuen Kreuzer dienen. Die Hauptartillerie bestand aus vier Drillingstürmen mit einem Kaliber von 15,2 cm. Backbord und Steuerbord waren jeweils zwei 10,2-cm-Schnellfeuer-Geschütze vorgesehen, die als Zwillingstürme ausgeführt werden sollten.

Zwei der schweren Geschütztürme sollten vorne am Bug montiert werden. Dahinter sollte die Kommandobrücke aufgesetzt werden. Diese war in einen massiven Stahlaufbau integriert. Nach der Brücke kam ein kleiner Aufbau mit ein paar technischen Anlagen. Dahinter ein Mast, der ebenfalls technische Komponenten enthielt. Nach diesem Mast kamen die beiden Schornsteine. Danach kam noch ein Geschützstand mit ein paar kleineren Geschützen, ehe dann ein weiterer Mast mit technischen Anlagen kam. Achtern wurden die beiden letzten Drillingstürme aufgesetzt. „Lothar, du hast dich mal wieder selbst übertroffen. Schick die Pläne noch heute nach Trondheim. Und was die U-Boote angeht, hast du von meiner Seite grünes Licht.“ „Na so was hör ich gern, Tante.“

In Karthago, Iberias Hauptstadt nahm Königin Pavian die diplomatischen Wendungen mit Beunruhigung zur Kenntnis. Sie hatte so auf die Hilfe der Drachenkrieger aus Tikal gehofft, doch diese hatten sich letzten Endes für ein Bündnis mit Shina Fay, Vivians Erzrivalin entschieden. Ihr Kanzler kam ins Besprechungszimmer. „Ist euch nicht wohl meine Königin?“ „Ich bin genervt. Es passiert in letzter Zeit ziemlich negatives. Zumindest aus unserer Sicht. Eteria wird militärisch immer stärker. Ich habe deshalb bei den Drachenkriegern von Tikal um Hilfe nachgesucht. Vor zwei Tagen kam deren Antwort.“ „Und was sagen die Krieger aus Tikal?“ „Sie lassen mich wissen, dass sie Shina Fay unterstützen. Und Sie begründen dies damit, dass sie Nationen, die von Verrätern wie mir regiert werden, als unwürdig betrachten.“

In Santa Catarina war inzwischen der neue Flugzeugträger fertig gestellt worden. Katja, die Drachenkriegerin und neue Freundin von Shina Fay, fungierte als Taufpatin. Danilo und seine Schwester staunten nicht schlecht, als sie zu dem riesigen Bug hinaufschauten, der über ihnen in den Himmel ragte. „Herrje, ist das ein Brocken.“, sagte Danilo. „Und wie riesig.“ „Danilo, Katja, wollt Ihr Wurzeln schlagen, oder was?“ Shina Fays Stimme holte die Geschwister zurück in die Gegenwart. „Wir kommen schon!“ 256

Auf dem Rednerpult sah Katja, dass der Name des Schiffes von Stoff verdeckt wurde. Auf ein Zeichen der Königin von Eteria wurden die Stofftücher entfernt und der Name des neuen Trägers wurde sichtbar. Der Drachenkriegerin traten die Tränen in die Augen, als sie ihren Namen las. Mit einer Hand bedeckte sie ihre Augen, damit niemand sehen konnte, wie Katja Freudentränen vergoss. Shina Fay trat neben sie. „Ich weiß, wie dir zumute ist. Siehst du das Schlachtschiff dort?“ „Welches?“ „Folge meinem Finger. Siehst du das Schiff, das mit der roten Lotusblume auf schwarzem Untergrund? Das ist der Stolz unserer Marine. Es ist unser Flaggschiff. Nun rate mal, wessen Namen es trägt.“ „Doch nicht etwa deinen?“ „Doch. Das Schlachtschiff, das du dort am Kai liegen siehst, ist die „Shina Fay“.“ „Ich habe es schon in Christchurch bewundert. Wie kommst du an dieses Wissen?“ „Catweazle hat mir sein Wissen zur Verfügung gestellt. Lothar mein Patenkind war sein Schüler. Er führt fort, was Catweazle damals begonnen hat. Dessen Sohn Marco hat unsere Luftwaffe aufgebaut.“

Später stand Katja dann am Rednerpult und hielt die Sektflasche in der Hand. Hinoki, ihr Drache schnupperte an der Flasche. „Ich taufe dich auf den Namen „Katja“.“, sagte Katja und warf die Flasche, die am Bug des Trägers zerbrach. Unter den Klängen der eterianischen Nationalhymne glitt der neue Flugzeugträger ins Wasser. Damit verfügte Eteria über vierunddreißig einsatzbereite Kriegsschiffe. Hinoki schüttelte den Kopf „Was für eine Verschwendung.“, sagte er. „Verschwendung von was?“ „Von dieser gut riechenden Flüssigkeit.“ „Ach du meinst den Sekt. Sag das doch gleich.“, sagte Shina Fay. „Trotzdem. Sekt ist zum Trinken da und nicht um ihn am Bug eines Schiffes zu vergießen.“ „Das gehört nun mal zur Taufzeremonie dazu. Es bringt dem Schiff Glück.“

Ein lautes Donnern war zu hören, Und nur einen Augenblick später flogen sieben F15-Jäger in V-Formation über den Hafen hinweg. „Heiliger Bimbam! Was war das? „Das, mein lieber Danilo, waren sieben unserer F15-Jäger.“ „Du rüstet ja mächtig auf, Shina Fay. Schlachtschiffe, Flugzeugträger, Jagdflugzeuge. Willst du einen Krieg anfangen?“, fragte Katja. „Nein. Aber ich bereite mich auf einen Krieg vor. Mit Iberia.“ „Da fällt mir was ein. Bevor wir aus Tikal abgereist sind, kam ein Bote aus Iberia. Die dortige Königin hat unsere Stammesführer um militärische Unterstützung ersucht. Die Stammesführer haben aber abgelehnt.“

Auf dem Luftwaffenstützpunkt, den Shina Fay zusammen mit Katja und Danilo besuchte waren neuen Kampfjets eingetroffen. Die Maschinen waren 17,32 m lang und 5,18 m hoch. Die Spannweite der Flügel betrug 11,99 m. Die Flügelfläche stolze 43 m². 257

Die Streckung der Flügel lag bei 3,34 m. Die beiden Triebwerke leisteten mit eingeschaltetem Nachbrenner eine Schubkraft von 172,60 kN. Die neuen Jets konnten eine Höchstgeschwindigkeit von Mach 2,1 erreichen. Außerdem konnten sie eine Waffenlast von 5.500 Kg mitführen.

Die neuen Jagdflugzeuge besaßen wie viele andere Maschinen zwei Heckflügel. Die Seitenflügel waren auf Höhe der Triebwerke angebracht. Die Flügel waren dreieckig und an den den Ecken abgerundet. Die beiden Lufteinlässe waren unten am Rumpf unter dem Anfang der Flügel montiert worden. Eine Plexiglashaube schützte den Piloten vor der dünnen Luft. Auf Höhe der Cockpithaube ging der Flugzeugrumpf etwas in die Breite. An der Nase der neuen Maschinen befand sich eine Art Antenne. „Was sind denn das für Flugzeuge?“ „Ich sehe diese Jäger auch zum ersten Mal.“ „Das sind unsere neuen Mehrzweckjäger. Wir nennen Sie MiG29.“

In Trondheim hatte man mit der Kiellegung des neuen leichten Kreuzers begonnen. Und während am neuen Kreuzer gearbeitet wurde, saß Lothar an seinem Zeichenbrett. Er hatte noch eine Idee für einen neuen schweren Kreuzer. Das neue Schiff sollte eine Länge von 250,1 m und eine Breite von 28,5 m bekommen. Sein Tiefgang sollte 10,3 m betragen und die Verdrängung bei 28.860 Tonnen liegen. Die beiden Maschinen des neuen Kreuzers sollten zusammen 140.000 PS leisten und ihre Kraft über zwei Wellen auf zwei fünfblättrige Schrauben übertragen. Damit sollte der neue schwere Kreuzer eine Höchstgeschwindigkeit von 32 Knoten erreichen. 655 Mann Besatzung würden nötig sein um das Schiff im Einsatz am Laufen zu halten. Die Hauptartillerie sollte aus vier Zwillingstürmen mit einem Kaliber von 20,3 cm bestehen. Backbord und Steuerbord sollten jeweils vier Zwillingstürme mit einem Kaliber von 15,7 cm montiert werden, die pro Minuten 1.800 Schuss Munition verfeuern konnten.

Der 28,5 Meter breite Rumpf besaß eine elegante Linienführung. Die Aufbauten waren nicht so klotzig wie bei den anderen Schiffen, sondern wesentlich windschnittiger konzipiert. Vorne am Bug sollten zwei Türme der Hauptartillerie montiert werden. Dahinter kam die Kommandobrücke mit ihrer großzügigen Fensterfront. Hinter der Brücke kam der Schornstein, mit dem Integrierten Mast, auf dem einige der technischen Anlagen montiert waren. Danach kam ein kleiner Zwischenraum ehe wieder ein Stahlaufbau kam, auf dem die restlichen Anlagen, wie das Radar montiert werden sollten. Achtern am Heck sollten die beiden anderen Zwillingstürme der Hauptartillerie ihren Platz haben. Eine Besonderheit bei diesem Kreuzer jedoch, war die kleine Sicke an der Rückwand des Schiffsrumpfes. 258

Mit den Plänen in der Tasche ging Lothar zuerst zu Admiral Hirohito. „Na Lothar, was hast du dir dieses Mal einfallen lassen?“, „Was halten Sie davon Admiral? Es ist ein neuer schwerer Kreuzer. „Heureka. Das ist ja echt ein Hingucker. Ästhetisch aber gefährlich. Du hast meinen Segen.“ Nach dem Gespräch ging Lothar in den Regierungspalast. Er traf seine Patentante in ihren privaten Gemächern. „Na Lothar, hast wieder neue Pläne? „Ja, habe ich, Tante.“ „Was ist es? Ein Kreuzer, ein U-Boot?“ „Ein neuer schwerer Kreuzer. Admiral Hirohito war begeistert.“ „Mal sehen, ob du mich auch begeistern kannst.“ Shina Fay sah sich die Pläne an, dann pfiff sie anerkennend durch die Zähne. „Wahnsinn. Elegant, aber auch Respekt einflößend.“ „So soll es ja auch sein.“ „Na schön. Die Pläne gehen nach Santa Catarina.“ „Wie du meinst, Tante.“

In Trondheim war dann auch der neue leichte Kreuzer fertig geworden. Auf Anraten von Katja und Liasanya, hatte Shina Fay das Schiff auf den Namen „Marozia“ taufen lassen. Marozia, das Orkmädchen war die Taufpatin des Schiffes. „Ich taufe dich auf den Namen „Marozia“.“, sagte das Orkmädchen und warf die Sektflasche gegen den Bug des Schiffes, wo sie zerbrach. Hinoki, der kleine rote Drache, rümpfte wieder einmal seine Nase. „So etwas hirnloses. Sekt für eine Schiffstaufe zu verschwenden.“ nörgelte er. „Alter Suffkopp!“ „Halt den Schnabel!“ „Das war die Retourkutsche für deinen vorlauten Kommentar.“

Unterdessen spielte die werfteigene Musikkapelle die Nationalhymne Eterias. Unter deren Klängen glitt der Stahlgigant ins Wasser. Damit verfügte Eteria über fünfunddreißig einsatzbereite Kriegsschiffe. Außerdem verfügte das Königreich über sechzehn einsatzbereite Luftwaffengeschwader. In Santa Catarina hatte man auf der Werft mit dem Bau des neuen schweren Kreuzers begonnen. Auch Lothar war nicht untätig, denn er arbeitete an den Plänen für sein erstes U-Boot.

Das Boot sollte 64,5 m lang und 5,85 m breit werden. Der Tiefgang wurde mit 4,4 m angegeben. Jedes Boot sollte eine Höhe von 9,5 m haben Die Verdrängung von Eterias neuer Wunderwaffe sollte bei 626 Tonnen über – 745 Tonnen unter Wasser liegen. Die beiden Maschinen sollten über Wasser 2.310 PS und unter Wasser 750 PS leisten und ihre Kraft über zwei Wellen auf zwei dreiblättrige Schrauben übertragen. Im aufgetauchten Zustand konnten die U-Boote eine Höchstgeschwindigkeit von 17 Knoten erreichen. Waren sie getaucht, betrug die Höchstgeschwindigkeit 8 Knoten. Die Besonderheit bei diesen Booten war ein Bordgeschütz mit einem Kaliber von 8,8 cm und 220 Schuss Munition, das vor dem Turm montiert werden sollte. Die U-Boote sollten vorne am Bug vier und am Heck ein Torpedorohr besitzen. 11 Torpedos sollten die U-Boote mitführen können. 259

Bei den neuen U-Booten, die die Bezeichnung Typ VII trugen, hatte man den Turm in der Mitte des Rumpfes platziert. Seitlich am Rumpf waren mehrere Lufteinlässe vorgesehen, um die Batterien für die Elektromotoren aufladen zu können. Über dem Stahlrumpf hatte man noch einmal ein hölzernes Deck verlegt.

Mit diesen Plänen ging Lothar zu seiner Patentante, der Königin Eterias. Er traf sie im Garten des Palastes. „Hallo Tante.“, begrüßte Lothar Shina Fay. „Ich nehme an, in dieser Rolle befinden sich neue Pläne.“ „Richtig Tante. Für unseren ersten U-Boot-Typ.“ „Kann ich die Pläne mal sehen?“ „Sicher. Hier sind sie.“ Shina Fay sah sich die Pläne an, dann nickte sie. „Also schön. Bauen wir diesen Typ. Wir sollten aber auch eine Erweiterung der Marinestützpunkte in Erwägung ziehen.“ „Und wozu, Tante?“ „Es könnte doch sein, dass jemand Waffen besitzt, die den U-Booten gefährlich werden könnten.“ „Das leuchtet ein. Aber wäre es nicht klüger, die Boote bei den anderen Schiffen unterzubringen? Das spart Platz.“ „Ich hätte die U-Boote gerne in eigenen Bunkern untergebracht.“ „Wie du meinst.“ „Mach Kopien von den Plänen und schicke sie an alle Werften. Danach machst du mit dem nächsten Entwurf weiter.“

In Santa Catarina war inzwischen der neue schwere Kreuzer fertig geworden. Auf Befehl der Königin hatte man das Schiff auf den Namen „Raya“ getauft. Shina Fays beste Freundin fungierte als Taufpatin. „Ich taufe dich auf den Namen „Raya.“, sagte die Elfe aus Erathia und warf die Sektflasche gegen den Bug des Schiffes, wo sie wie vorgesehen zerbrach. Sehr zum Missfallen von Hinoki. Unter den Klängen der Nationalhymne Eterias glitt der Stahlkoloss ins Wasser. Damit verfügte Eteria über sechsunddreißig einsatzbereite Kriegsschiffe.

Mittlerweile war es Sommer geworden und Shina Fays Tochter hatte an Größe und Gewicht ordentlich zugelegt. Auch der Krieg mit Iberia ließ noch auf sich warten, obwohl jedem klar war, dass er kommen würde. Shina Fay trieb ihr Rüstungsprogramm aber gnadenlos voran. Und der Grund war so ziemlich jedem klar, der die Königin Eterias kannte. Diese massive Aufrüstung sollte eine Warnung an jeden Feind sein, es noch einmal zu wagen Eteria zu unterdrücken. Auch Marco hatte eine neue Erfindung gemacht. Er hatte das Raketentriebwerk erfunden. Damit hatte Eteria die Möglichkeit, weitere neue Waffen zu bauen.

Auch die Marinestützpunkte waren um neue Bunker für die U-Boote erweitert worden. Jeweils fünf Boote vom Typ VII waren den Stützpunkten zugewiesen worden. Lothar hatte auch einen neuen U-Boot-Typ entworfen. Dieses Boot besaß einen zigarrenförmigen Rumpf bei dem der Turm etwas weiter vorne saß, als beim Typ VII. 260

Seitlich am Turm waren die beiden Tiefenruder angebracht. Das Boot besaß eine fünfblättrige Schraube, die eine Geschwindigkeit jenseits der 30-Knoten-Marke ermöglichen sollte. Das neue Boot sollte 110 m lang und 10 m breit sein. Sein Tiefgang sollte bei 9,5 m liegen. Im aufgetauchten Zustand sollte die neue U-Boot-Klasse 6.300 Tonnen, unter Wasser jedoch 7.100 Tonnen verdrängen. Das neue U-Boot sollte eine Tauchtiefe von maximal 300 m erreichen. Als Bewaffnung sollte das neue U-Boot vier 533 mm-Torpedorohre erhalten. 132 Mann Besatzung wurden für diese Bootsklasse benötigt. Auffällig war auch der Wulst an der Oberseite des Rumpfes. Dort war das Schleppsonar untergebracht. Oben auf dem Turm waren das Periskop und die Funkantenne montiert.

Auch diese Boote wurden in Produktion gegeben. Lothar war jedoch weiterhin nicht untätig. Er fertigte einen weiteren Entwurf für ein neues U-Boot. Das neue U-Boot sollte 172,8 m lang und 23,3 m breit sein. Die neuen Boote sollten einen Tiefgang von 11,0 m haben und aufgetaucht 23.200 Tonnen verdrängen. Waren diese Boote allerdings auf Tauchstation, so verdrängten sie stolze 48.000 Tonnen. 160 Mann Besatzung waren für den Betrieb dieser U-Boot-Riesen nötig. Aufgetaucht erreichten diese U-Boote eine Höchstgeschwindigkeit von 12 Knoten. Unter Wasser waren diese Giganten 25 Knoten schnell. Die beiden Wellen übertrugen ihre Kraft auf zwei siebenflügelige Impeller. Die neuen Boote konnten 121 Tage unter Wasser bleiben. Bewaffnet waren die U-Boote mit sechs 533-mm-Torpedorohren und 20 Startbehältern vom Typ R39. Die erste Auffälligkeit bei diesen Booten war, dass der Turm weit hinten am Rumpf montiert worden war, um Platz für die Raketensilos zu haben. Eine weitere Auffälligkeit waren zwei Luken, die an der Längsachse des U-Bootes verliefen.

Zuerst suchte Lothar den Oberbefehlshaber der Marine Eterias, Admiral Hirohito auf. „Hast du wieder ein neues U-Boot entworfen?“ „Richtig. Damit dürfte unseren Feinden der Arsch auf Grundeis gehen.“ „Dann lass mal sehen.“ Lothar breitete die Konstruktionszeichnungen auf dem Schreibtisch des Admirals aus. Dieser sah sich die Pläne an, doch als der die beiden Luken entlang der Längsachse entdeckte, stutzte er. Er deutete mit dem Stiel seiner Pfeife drauf. „Was sind denn das für Luken?“ „Ein kleiner, aber überraschender Gimmick. Diese Luken sorgen dafür, dass sich die Boote lautlos fortbewegen können. Und sollte man was hören, könnte man es für eine Walpaarung oder ein unterseeisches Beben halten, aber nicht für ein getauchtes U-Boot.“ „Genial. Hast du auch einen Namen für deine neue Erfindung?“ „Ich nenne diese Antriebsart „Raupe“.“

Nach dem Gespräch mit dem Flottenchef suchte 261

Lothar seine Patentante auf. Auch ihr fielen die Luken sofort auf. „Was hat es damit auf sich?“ „Was meinst du, Tante?“ „Diese Luken, oder was immer das auch sein soll, die entlang der Längsachse des Bootes verlaufen.“ „Ach so die. Sag das doch gleich.“ „Also Lothar, was hat es mit diesen Luken auf sich?“ „Was würdest du sagen, Tante, wenn ich dir sage, dass unsere Boote damit vollkommen lautlos fahren. Mit so einem Boot kannst du ein paar Hundert Sprengköpfe vor Iberias Küste parken und keiner würde was merken, ehe es zu spät ist.“ Shina Fay sah Lothar fragend an. „Worauf willst du hinaus, Lothar?“ „Marco hat eine neue Erfindung gemacht. Das Raketentriebwerk. Damit sind wir in der Lage, eine neue Waffe zu bauen. Siehst du die Klappen hier? Darunter befinden sich die Startrampen für die Raketen. Wir können sie mit Mehrfachsprengköpfen ausrüsten. Königin Vivian wird sich vor Angst in die Hosen machen, wenn sie das erfährt.“

In Karthago, Iberias Hauptstadt, sah man die wachsende militärische Stärke des großen Rivalen Eteria mit Besorgnis. Königin Vivian hatte sich mit ihrem Cousin, dem König von Veracruz getroffen. „Du machst ein besorgtes Gesicht, Cousine.“, sagte er. „Hab auch allen Grund dazu. Eteria wird militärisch immer stärker. Sie haben eine schlagkräftige Marine.“ „Wie viele Schiffe?“ „36.“ „Vivian, deine Flotte besteht aus 350 Schiffen. Deine Marine ist der Eterias zahlenmäßig haushoch überlegen.“ „Mein lieber Jorge. Die eterianischen Schiffe sind unseren technisch und an Feuerkraft weit überlegen. Ich habe nur Segelschiffe. Shina Fays Kriegsschiffe kommen ganz ohne Wind aus. Außerdem hat Eteria noch eine gut aufgestellte Luftwaffe. 16 Geschwader zu jeweils 15 Maschinen.“ „Das sind keine guten Nachrichten. Hast du schon was dagegen unternommen?“ „Ich habe versucht, Shina Fay einzuschüchtern, indem ich ihr gedroht habe. Aber sie ist felsenfest entschlossen, sich mir zu widersetzen. Ich frage mich langsam warum.“ „Vielleicht liegt die Antwort auf deine Frage in der Vergangenheit beider Königreiche.“ „Was meinst du Jorge?“ „War es nicht dein Ur Ur Ur Ur-Großvater, König Rondolf, der Eterias Herrscher hat ermorden lassen und stattdessen dessen Cousin auf den Thron gesetzt hat?“ „Doch so war es.“ „Weißt du noch, was der Grund war?“ „Ehrlich gesagt, nein.“ „Eteria ist reich, Iberia leider nicht so. Es ist jetzt nicht so, dass dein Land bei seinen Nachbarn hoch verschuldet ist, aber Iberia hat so gut wie keine Handelspartner. Denn seit dem König Rondolf Eteria unterdrückt hat, haben sich die seinerzeit wichtigsten Handelspartner von deinem Reich ab- und Eteria zugewandt, damit das Land nicht ganz den Bach runter geht. Das was dein Ur Ur Ur Ur-Großvater getan hat, war völkerrechtlich in keinster Weise zu rechtfertigen. Deswegen haben die anderen Regenten entschieden, Iberia zu isolieren. Bis auf die, die damals 262

König Rondolf gefolgt sind. Und das waren wie viel? Vier, Fünf?“ „Es waren fünf, Jorge. Aber die haben sich inzwischen auch von mir abgewandt. Auch die Drachenkrieger aus Tikal verweigern mir die Unterstützung. Sie werfen mir vor, eine Verräterin zu sein.“ „Dazu äußere ich mich nicht. Fakt ist aber, dass die übrigen Königreiche, dich nicht unterstützen, sondern vielmehr Eteria bevorzugen.“ „Es wird zum Krieg mit Shina Fay kommen, das steht unumstößlich fest. Wann weiß ich nicht. Aber der Krieg kommt. Und sollte ich verlieren, dann werde ich Shina Fay meinen Freund Kingsor, den Nekromanten, auf den Hals hetzen. Er wird sowohl sie, als auch ihre Tochter Naytiri vernichten.“ „Na wenn das mal gut geht.“

In Eteria waren auch die neuen Jagd-U-Boote fertig geworden, während auf den Werften die Produktion der „Boomer“, wie man die Raketen-U-Boote nannte, angelaufen war. Lothar war wieder nicht untätig geblieben und hatte einen neuen U-Boot-Typ entworfen, den er als Typ IX bezeichnete. Die neuen Boote sollten 76,5 m lang und 6,51 m breit werden. Der Tiefgang dieser Boote sollte 4,7 m betragen und die Höhe dieser Bootsklasse sollte bei 9,4 m liegen. Über Wasser sollten die neuen U-Boote 1.032 Tonnen verdrängen, in getauchtem Zustand sollten es 1.153 Tonnen sein. Die Höchstgeschwindigkeit dieser U-Boote sollte an der Wasseroberfläche bei 18,2 Knoten, unter Wasser bei 7,7 Knoten liegen. Die Bewaffnung dieser neuen U-Boot-Klasse sollte aus einer 10,5-cm-Kanone bestehen, die vor dem Turm angebracht war.Außerdem besaßen diese Boote vorne im Bug vier, achtern am Heck zwei Torpedorohre mit einem Durchmesser von 53,3 cm. 22 Torpedos konnten die Typ-IX-Boote mitführen. Eine Besatzung von 48 Mann war für den laufenden Betrieb notwendig. Auffällig bei diesen Booten waren die größeren Lüfter an den Seiten, sowie der Metalldorn vorne am Bug des Bootes. Auch ein Sonargerät, das vorne am Bug montiert war, fehlte nicht.

Zuerst ging Lothar zu Admiral Hirohito. Dieser sah sich die Pläne für den neuen U-Boot-Typ an, dann nickte er. „Gute Arbeit. Was meinst du, wie viele U-Boot-Typen werden wir noch brauchen?“ „Schwer zu sagen. Was ich mit definitiver Sicherheit sagen kann, ist, dass wir noch mindestens ein Raketen-U-Boot brauchen. Besser wären zwei.“ „Wären nicht drei dieser „Boomer“ besser?“ „Wäre nicht verkehrt.“ „Na schön. Dann wäre das ja geklärt. Meinen Segen für den Typ IX hast du. Jetzt muss nur noch deine Tante ihr OK geben.“ „Hat sie doch auch beim ersten „Boomer“ gemacht.“ „Und beim Typ VII?“ „Da auch. Meine Tante hat bisher jedes Schiff von mir abgenickt.“

Nach dem Gespräch mit dem Admiral ging Lothar zu seiner Tante. 263

Shina Fay war gerade zusammen mit ihrem Mann im Thronsaal, als Lothar eintrat. „Na Neffe, warst du wieder fleißig?“, fragte Galen. „Genau. Ich hab ein neues U-Boot entworfen. Den Typ IX. Admiral Hirohito hat bereits seine Zustimmung erteilt. Ich war gerade bei ihm.“ „Lass mich mal die Pläne sehen, Lothar.“, sagte Shina Fay und hielt die Hand auf. Die Königin Eterias sah sich die Pläne an, dann nickte sie. „In Ordnung. Von meiner Seite gibt’s auch keine Einwände. Aber eine Frage noch.“ „Bitte Tante.“ „Was hast du mit Admiral Hirohito sonst noch besprochen?“ „Wir sind beide der Meinung, dass wir noch mindestens zwei, maximal drei Raketen-U-Boote brauchen.“ „Dann weißt du ja, was du zu tun hast.“

Als die Pläne für den neuen U-Boot-Typ auf den Werften eintrafen, hatte man gerade das letzte Typhoon-Boot fertig gestellt. Lothar saß wie immer am Zeichenbrett und entwarf bereits ein neues U-Boot. Diese Boote sollten 66,08 m lang und 7,19 m breit sein. Der Tiefgang sollte bei 3,4 m liegen. In aufgetauchtem Zustand sollten die neuen U-Boote 872, getaucht 990 Tonnen verdrängen. Die Tauchtiefe sollte bei 110 m liegen. 48 Mann Besatzung sollten die neuen U-Boote am Laufen halten. Die Höchstgeschwindigkeit dieses neuen U-Bootes sollte im aufgetauchten Zustand 15 Knoten, in getauchtem Zustand 10 Knoten betragen. Die Bewaffnung sollte aus einem 76-mm-Deckgeschütz und sechs Torpedorohren mit einem Durchmesser von 533 mm im Bug und einem externen Torpedorohr mit einem Durchmesser von 53,34 cm. 13 Torpedos konnte das neue U-Boot mitführen.

Das besondere bei dieser neuen Klasse war, dass die Tiefenruder seitlich hochgeklappt werden konnten. Das Echolot war achtern am Heck angebracht. Bei diesen Booten waren weniger Lüfter, als bei den Booten des Typs VII und IX. An der Vorderseite des Turms waren drei Bullaugen vorgesehen. Mit den Plänen für den neuen U-Boot-Typ ging Lothar zu Admiral Hirohito, wo er seine Tante traf. „Wieder neue Pläne? Mein Gott Lothar, wann schläfst du eigentlich?“ „Wieso fragst du, Tante?“ „Die dunklen Ringe unter deinen Augen sind kaum zu übersehen. Also wann hast du das letzte Mal richtig geschlafen?“ „Tja, wenn du mich so fragst. Welcher Tag ist den heute?“ „Hör zu. Jetzt schläfst du dich erst mal richtig aus. Und wenn ich sage, richtig ausschlafen, dann heißt das nicht vier oder fünf Stunden sondern länger. Vielleicht sogar einen ganzen Tag.“ „Und was ist mit meiner Arbeit?“ „Die kann warten Lothar. Deine Gesundheit ist wichtiger. Oder willst du am Ende einen Burn Out erleiden?“ „Deine Tante hat Recht, Lothar. Du hast großartiges geleistet. Jetzt kannst du dich mal ausruhen und einfach mal nichts tun.“ „Kommen wir nun zu deinem Entwurf zurück. Du hast wieder einen hervorragenden Job gemacht.“ 264

„Dann gefällt er dir?“ „Du übertriffst dich jedes Mal selbst. Oder was meinen Sie, Admiral Hirohito?“ „Ich kann dem nur zustimmen.“ „So Lothar, und jetzt ab nach Hause und ab mit dir in die Koje.“ „Ja, Tante.“

In seinem Haus fiel Lothar ins Bett und schlief sofort ein. Und schon bald kamen die Träume. Lothar konnte einen Wald erkennen. Doch er merkte bald, dass es keiner der Wälder in Eteria war. Die Wälder Eterias waren Mischwälder, doch dieser bestand nur aus Nadelbäumen. Wo war er? Das Lachen einer Frau riss Shina Fays Patenkind aus seinen Gedanken. Lothar zog seinen Degen und machte sich zum Kampf bereit. Vielleicht war dies ja eine Falle. Wieder ertönte das Frauenlachen. Ganz langsam wandte Galens Neffe den Kopf nach rechts um ins Unterholz zu spähen. Ein Tannenzapfen traf ihn am Kopf. Lothar wirbelte herum. Vor ihm standen zwei weibliche Elfen. Eine brünette und eine Blondine. Die Brünette wollte gerade einen weiteren Tannenzapfen aufheben. „Das lässt du mal schön bleiben!“ Die Elfe lachte. „Und wie willst du mich daran hindern?“ „Warts ab.“

Mit einem schnellen Schritt packte Lothar die Elfe am Hals und drückte sie gegen eine der Tannen. Mit einer blitzschnellen Bewegung zückte er seinen Dolch und hielt ihn der Elfe an die Kehle. „Sei froh, dass ich heute gut gelaunt bin. Das nächste Mal kommst du mir nicht so leicht davon.“, zischte Lothar. Der Angstschrei der zweiten Elfe zerriss die Stille. Lothar und die Elfe sahen nach oben. Ein mächtiger Greifvogel hatte die Blondine mit seinen Krallen gepackt und flog mit ihr davon. „Du verdammter Idiot! Deinetwegen konnte Roc die Tochter unseres Stammesältesten entführen!“ „Deine Schuld. Du hättest mich ja nicht provozieren brauchen.“ „Wenn Dalila etwas passiert, dann werde ich dich in Stücke reißen, verlass dich drauf.“

Lothar erwachte aus seinem Schlaf. Wie lange er geschlafen hatte wusste er nicht. Doch was er wusste war, dass er nicht alleine in seinem Haus war. Ganz leise stand er auf und versuchte keinerlei Geräusche zu machen. Aus dem ersten Stock kamen Geräusche. Lothar wollte gerade nachsehen, als es an der Tür klopfte. Widerwillig öffnete er. Im Türrahmen stand seine Patentante. „Stimmt irgendwas nicht?“, fragte er. „Ich war gerade bei Marco, um mir seine neueste Erfindung anzusehen. Ich bin gerade auf dem Weg nach Hause. In einer der Seitenstraßen ist mir ein Schatten aufgefallen, der sich durch die Hintertür in dein Haus geschlichen hat.“ „So so. Zufällig hab ich aus dem ersten Stock Geräusche gehört. Ich wollte der Sache gerade auf den Grund gehen.“ „Ich helfe dir.“, sagte Shina Fay. „Wie du meinst. Aber sei leise.“ „Ich hab schon gejagt, da hast du noch Windeln getragen.“ 265

Lothar ging voran, Shina Fay folgte ihm. Sofort bemerkte die Königin, das aus einem der Zimmer Licht drang. Ihr Patenkind wollte etwas sagen, doch Shina Fay gebot ihm leise zu sein, indem sie den Finger an die Lippen legte. „Los komm!“, flüsterte sie. Die beiden postierten sich zu beiden Seiten der Tür. Eterias Königin öffnete sie leise und spähte hinein. „Was siehst du, Tante?“, fragte Lothar so leise wie es nur ging. „Eine weibliche Elfe. Vielleicht nicht größer als du. Brünettes Haar, offen getragen, bis zu den Brüsten reichend. Mehr sehe ich nicht, weil die Elfe mir den Rücken zugekehrt hat.“ „Lass mich mal sehen.“ Shina Fay trat zur Seite und ließ ihr Patenkind einen Blick ins Zimmer werfen. „Na sieh mal einer an. Diese Elfe habe ich im Traum gesehen, Tante.“ „Im Traum?“ „Ja. Soll ich ihn dir erzählen?“ „Am besten morgen früh. Aber jetzt kümmern wir uns erst mal um deinen ungebetenen Besucher.“, sagte Shina Fay.

Dann zog die Königin Eterias einen Dolch aus ihrem Stiefel, denn sie trug ihr Krieger-Outfit, und warf ihn nach der Elfe. Sie warf aber absichtlich daneben, um die Elfe nicht zu verletzen. Als der Dolch in der Wand einschlug, bekam die Elfe einen Schreck und wollte fliehen. Doch weit kam sie nicht, denn an der Tür lief sie direkt in Shina Fays Arme. „Du bleibst mal schön hier! So und jetzt raus mit der Sprache. Was hast du im Haus meines Patenkindes zu suchen?“ „Ich muss Lothar sprechen. Allein.“ „Mir scheint, du weißt nicht, wen du hier vor dir hast.“, sagte Lothar. „Warum?“ „Weil du meiner Patentante gegenüber ein ziemlich respektloses Verhalten an den Tag legst. Und Shina Fay ist die Königin Eterias.“ „So leid es mir tut, dass ich euch gekränkt habe, Hoheit, muss ich leider darauf bestehen, euer Patenkind unter vier Augen zu sprechen.“ „Ich habe vor meiner Tante keine Geheimnisse. Was immer du mir zu sagen hast, ihre Anwesenheit braucht sich nicht zu stören.“

„Bevor wir anfangen, uns zu unterhalten, hätte ich gerne deinen Namen gewusst.“ „Sabia. Ich bin gekommen, um Lothar nach Sedenia zu bringen.“ „Was hat er verbrochen?“ „Nichts. Aber laut einer alten Prophezeiung, ist Lothar der einzige, der Dalila retten kann. Der Vogel Roc hat sie entführt.“ „Der Vogel Roc? Wie sieht er aus?“ „Ich glaube ich weiß es. Hat er vielleicht einen roten Schnabel, einen roten Schwanz und rote Krallen?“ „Ja.“ „Und hat er um die Augen nicht ein Federkleid, mit demselben Rot-Ton, wie der Schnabel?“ „Ja.“ „Seine Bauchunterseite ist nicht zufällig weiß und der Kopf blau?“ „Doch, so ist es.“ „Dann besteht kein Zweifel. Denn ich habe ihn in meinem Traum gesehen.“ „Was hat es eigentlich mit dem Roc auf sich?“ „Der Vogel Roc ist das Gott-Tier des Roc-Ordens.“ „Gibt es viele Tier-Orden in Sedenia?“ „Ja. Aber der Orden des Vogel Roc ist der größte und mächtigste.“, sagte Sabia. Shina Fay ahnte etwas. „Dann wäre es also denkbar, dass Ordensmitglieder hohe Ämter 266

in der Regierung bekleiden.“ „Das ist in der Tat so.“ „Und deshalb hat noch nie jemand gewagt, gegen den Orden vorzugehen.“ „Oh doch, es gab etliche, die versucht haben, den Orden unschädlich zu machen. Aber sie sind unter mysteriösen Umständen spurlos verschwunden.“ „Sieht so aus, als ob jemand kein Interesse daran hat, dass man dem Orden irgendwelche Verbrechen nachweisen kann.“ „So ist es auch. Die Praktiken des Roc-Ordens sind grauenvoll. Ihr müsst wissen, dass jedes Jahr eine Elfe am Tag des Roc in einer Opfer-Zeremonie bei lebendigem Leib verbrannt wird. Roc selbst sucht sie aus.“ „Und nun hat er sich Dalila auserkoren.“ „Richtig. Und die Prophezeiung sagt, dass nur ein Elf aus Eteria in der Lage sein wird, sie zu retten.“ „Und dieser Elf, ist mein Patenkind?“ „So sagt es die Prophezeiung. Deswegen bin ich gekommen.“ „Und warum schleichst du dann durch die Hintertür in mein Haus, wie ein gemeiner Dieb?“ „Kurz nach meiner Abreise aus Sedenia habe ich drei Greifenreiter bemerkt, die mir gefolgt sind. Es sind die Späher des Ordens. Wenn sie mich hier finden, bedeutet das unser aller Ende.“ „Abwarten. Hier in Eteria habe ich das Sagen. Und ich lasse nicht zu, dass Außenstehende jemandem ein Leid zufügen, der meine Gastfreundschaft genießt.“

Es war mitten in der Nacht, als die drei Greifenreiter Lothars Haus erreichten. Ganz leise öffneten sie die Tür. Als der erste seinen Kopf hereinsteckte, um zu sehen, ob die Luft rein war, bekam er einen Schlag auf den Hinterkopf. Auch den beiden anderen erging es nicht besser. Auch sie wurden mit einem Schlag auf den Hinterkopf außer Gefecht gesetzt. Als die drei wieder aufwachten, waren sie im Kerker des Palastes an die Wand gekettet. Vor ihnen stand Shina Fay und neben ihr Lothar, ihr Patenkind. „So und jetzt raus mit dem Namen.“ „Salvatore...“ „Na doch nicht deinen Namen, Mensch, du kriegst gleich was vor die Birne. Von wem habt ihr den Auftrag bekommen, Sabia zu folgen? Den Namen. Na muss ich nachhelfen?“, sagte Shina Fay und trat einem der beiden vor das Schienbein. „AUUUUUUU!!“ „Hast du jetzt Hühneraugen? Und du hast auch keine Ahnung.“ „Nein, aber bitte nicht mehr treten.“

In Sedenias Hauptstadt Escoriasa hatten sich die ranghöchsten Mitglieder des Roc-Ordens an einem geheimen Ort versammelt. Der Vorsitzende ergriff das Wort. „Gibt es Neuigkeiten von unseren Agenten?“, fragte er. „Leider nein. Sie haben sich zuletzt aus Eteria gemeldet. Und eben dort verliert sich ihre Spur.“ „Wer regiert zurzeit in Eteria?“ „Shina Fay ist Königin, Mylord.“ „Sie wird unsere Agenten doch nicht etwa festgesetzt haben.“ „Rechnen wir lieber damit. Denn Shina Fay hat ein massives Rüstungsprogramm gestartet, dass sowohl eine schlagkräftige Marine, als auch eine schlagkräftige Luftwaffe umfasst.“ „Und wieso glauben Sie, dass Shina Fay unsere Agenten in den Kerker 267

hat werfen lassen?“ „Shina Fay ist eine Regentin, die nicht lange fackelt, wenn feindliche Agenten versuchen, Personen zu verhaften, die entweder die Gastfreundschaft der Königin genießen, oder die von ihr politisches Asyl gewährt bekamen.“ „Und was bedeutet das nun für uns?“ „Das bedeutet, das unser Botschafter nach Eteria reisen muss. Es ist seine Aufgabe, die Königin Eterias dazu zu überreden, unsere drei Agenten bedingungslos wieder auf freien Fuß zu setzen.“ „Das wird nicht passieren. Shina Fay hat zwei iberianische Agenten verhaften und in aller Öffentlichkeit hinrichten lassen.“ „Wir versuchen es trotzdem.“

In Endor hatte Shina Fay ihr Verhör fortgesetzt. „Also was ist Kerlchen?, sagte sie und verpasste einem der Greifenreiter einen Schlag in die Magengrube. „Kuck die Tante an, wenn du mit ihr sprichst, sonst zieh ich dir das Fell über die Ohren. Na was hör ich jetzt, also fang an zu singen.“ „Wir hatten den Befehl, Sabia abzufangen, bevor sie Sedenias Landesgrenze überschreitet. Sollte sie uns entwischen, so lautete der Befehl sie zu beschatten und herauszufinden, wohin sie sich wendet. An ihrem Zielort sollten wir ihr auflauern und sie unschädlich machen.Dann sollten wir sie nach Sedenia zurückbringen.“ „Euer Fehler, dass Ihr Pfeifen ins Haus des königlichen Flottendesigners eingedrungen seid.“, sagte Shina Fay kalt. Einer der Greifenreiter spuckte vor ihr auf den Boden. Als Antwort schlug ihm die Königin Eterias mit dem Handrücken ins Gesicht. „Mach das noch mal, und ich jag dich über die Planke.“

In Escoriasa war der Botschafter Sedenias zu seiner Reise nach Eteria aufgebrochen. Nach einer Woche traf er in Endor ein. Shina Fay empfing ihn. Als der Botschafter die Königin erblickte, bildete sich ein Kloß in seinem Hals. Denn Shina Fay trug ihr dunkelblaues Kleid mit den goldenen Stickereien und dazu ihre weißen Sandaletten mit den goldenen Ornamenten. Auf ihrem Kopf trug sie das goldene Herrscherdiadem. „Was ist euer Begehr, Herr Botschafter?“ „Ich wollte...“ „Sprecht. Oder hat es euch die Sprache verschlagen?“ „Bitte verzeiht, meine Königin, aber eure Schönheit hat mir den Atem geraubt.“ „Kommen Sie zur Sache, Herr Botschafter. Ich habe noch andere Dinge zu erledigen.“ „Sehr wohl, königliche Hoheit. Ich wurde beauftragt, euch aufzusuchen, und euch darum zu ersuchen, unsere drei Greifenreiter, die sich in eurer Gewalt befinden, wieder freizulassen.“ „Das geht leider nicht.“ „Warum nicht, meine Königin?“ „Weil eure drei Agenten zurzeit als Angeklagte vor Gericht stehen. Der Vorwurf lautet sowohl auf Land- als auch auf Hausfriedensbruch. Da einer der drei jedoch gestanden hat, könnte sich das für ihn noch strafmildernd auswirken. Für die beiden anderen sehe ich schwarz.“ „Warum denn dieses?“ „Sie haben geschwiegen. Einer war so gar so respektlos und hat es gewagt, 268

vor mir auf den Boden zu spucken.“ „Wann werden die Urteile verkündet?“ „Heute Nachmittag werden die Schlussplädoyers gehalten. Wenn Sie wollen, können Sie gerne dabei sein.“ „Danke, Hoheit.“

Später am Nachmittag hatten sich alle Parteien im Gerichtsgebäude eingefunden. Auch die Königin selbst war anwesend, ebenso der sedenianische Botschafter. Der Richter, ein etwas dicklicher Mann Ende 60, trat an seinen Platz. „Erheben Sie sich!“ Alle im Saal standen auf. Der Richter nahm Platz. „Ihre Plädoyers bitte.“, sagte er. Der Vertreter der Anklage begann. „Hohes Gericht, die drei angeklagten Greifenreiter Salvatore, Gerard und Jean-Paul haben sich des Land- und des Hausfriedensbruchs schuldig gemacht. Sie haben wissentlich einen in Kauf genommen, dass es zwischen Eteria und Sedenia zu einem Krieg kommen könnte, als sie einen Gast unserer geliebten Königin auf eterianischem Boden verhaften wollten. Da einer der drei, Salvatore, jedoch ein umfassendes Geständnis abgelegt hat, bitten wir das Gericht, es in seinem Fall es bei 15 Peitschenhieben und einem Landesverweis mit einhergehendem Einreiseverbot zu belassen. Was nun aber den Anführer Gerard angeht, so hat es dieser gewagt, vor unserer Königin auf den Boden zu spucken. Ein solches respektloses Verhalten ist mit dem Tod durch die eiserne Jungfrau zu bestrafen. Was nun aber Jean-Paul, den dritten im Bunde angeht, so hat auch er den Tod verdient. Er ist zur Meerenge von Cruzeiro zu bringen, wo man ihn in einem Boot aussetzen und seinem Schicksal überlassen soll.“

Dann hielt der Verteidiger sein Plädoyer. „Hohes Gericht. Diese drei Greifenreiter haben zwar zwei schwerwiegende Vergehen begangen, aber sie haben es sicher nicht freiwillig getan. Sie handelten auf Befehl der sedenianischen Regierung. Ich finde, dass es rechtens ist, wenn die drei des Landes verwiesen und mit einem Einreiseverbot belegt werden. Sollte man die drei Greifenreiter je wieder hier antreffen, so sind sie mit dem Tode zu bestrafen, wie es das Gesetz vorsieht.“ „Danke meine Herren. Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück.“ Nur kurze Zeit später erschienen der Richter und seine Kollegen. „Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil. Die Angeklagten Greifenreiter aus Sedenia werden des Landfriedensbruchs und des Hausfriedensbruchs für schuldig befunden. Da einer von ihnen umfassend gestanden hat, so ist er mit der von der Staatsanwaltschaft geforderten Strafe von 15 Peitschenhieben und einem Landesverweis und damit einhergehenden Einreiseverbot zu bestrafen. Was nun aber die zusätzliche Respektlosigkeit des Anführers gegenüber unserer Königin angeht, so ist er, wie von der Staatsanwaltschaft gefordert zum Tod durch die eiserne Jungfrau zu verurteilen. Was nun aber den dritten Greifenreiter angeht, 269

so hat er sich zwar ebenso der erwähnten Verbrechen schuldig gemacht. Was die Sache komplizierter macht, ist die Weigerung des Reiters auszusagen. Das Gericht sieht darin jedoch keine ausreichende Handhabe für ein Todesurteil. Der Angeklagte Jean-Paul wird zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Die Verhandlung ist geschlossen.“, sagte der Richter und schlug mit einem kleinen Holzhammer auf das Richterpult.

Der Botschafter Sedenias sah sich im Saal um, in der Hoffnung, Sabia zu finden. Doch er sah sie nicht. Auch Shina Fays Patenkind konnte er nicht entdecken. Darum nahm der Botschafter die Königin Eterias auf die Seite. „Ich bitte um Verzeihung, Hoheit, aber ich kann Sabia und euer Patenkind nicht in der Menge finden.“ „Wie auch? Die beiden sind schon lang auf dem Weg nach Sedenia. Sie müssten sogar schon angekommen sein.“ „Wie kann das möglich sein? Die Reise von Sedenia hierher hat eine Woche gedauert.“ „Ihr seid mit einem Segelschiff angereist, nicht wahr?“ „Ja, meine Königin.“ „Nun, hier in Eteria sind wir technisch viel weiter. Unsere Schiffe brauchen keine Segel mehr. Und da wir nicht auf Wind warten müssen, dauert eine Reise nach Sedenia allerhöchstens drei bis vier Tage.“ „Darf ich fragen, mit welchem eurer Schiffe Sabia und euer Patenkind die Reise nach Sedenia angetreten haben?“ „Mit dem Schlachtkreuzer „Santa Catarina“.“

Auf dem großen vor dem Regierungspalast wurden dann Urteile vollstreckt. Zuerst kam der Anführer der Greifenreiter an die Reihe. Er musste sich in einen hohlen Metallkörper stellen, der auf der Innenseite mit Nägeln und Dornen beschlagen war. Als Gerard soweit war sah der Richter Shina Fay an. Diese senkte ihren Arm und die beiden Helfer des Henkers schlugen die Tür der eisernen Jungfrau zu. Der Todesschrei des Greifenreiters hallte über den Platz. „In Ordnung. Jetzt den Geständigen.“, sagte Shina Fay. Salvatore wurde an den Handgelenken an einer Grating festgebunden und sein Hemd wurde ausgezogen. Dann trat ein Major der eterianischen Landstreitkräfte hinter ihn, die gefürchtete neunschwänzige Katze in der Hand haltend. Er sah zu Shina Fay herüber. Die Königin nickte. Der Armee-Offizier hob den Arm mit der Peitsche, um diese dann auf den Rücken des Verurteilten niedergehen zu lassen. Ein lautes Klatschen wurde hörbar, dem unmittelbar der Schmerzensschrei des Greifenreiters folgte. „EINS!“, schrien die Umstehenden. Ein weiterer Hieb. „ZWEI!“ Ein dritter und ein vierter, bis die 15 Peitschenhiebe ausgeteilt waren. Danach nahm man den verurteilten Reiter ab und geleitete ihn ins Lazarett, wo seine Wunden versorgt wurden. „Und nun zu Urteil Nummer drei. Werft den Verurteilten in den finstersten und ausbruchsichersten Kerker. Rund um die Uhr zwei Wachposten.“, sagte Shina Fay. 270

In Sedenia waren unterdessen Sabia und Lothar unbemerkt an Land gegangen. Der Kapitän des Schlachtkreuzers Santa Catarina hatte eine abgelegene Bucht angesteuert und dort geankert. Sabia und Lothar waren unbemerkt an Land gegangen, und schon bald im angrenzenden Wald verschwunden. Der Kapitän der „Santa Catarina“ hatte daraufhin die Anker gelichtet, und das Schiff machte sich auf die Heimreise nach Eteria. Sabia hatte unterdessen zwei Echsenreiter getroffen, die sich bereit erklärten, ihr und Lothar die beiden mitgeführten Tiere zu überlassen.

„Was ist euer Ziel?“, fragte einer. „Wir sind auf der Suche nach der Opferstätte des Roc-Ordens.“ „Wir kennen den Weg. Aber begleiten können wir euch nur bis zur Stadt Okart.“ Lothar wurde misstrauisch. „Warum denn dieses?“, fragte er. „Weil dort unser Distrikt, für den wir zuständig sind, endet. Du bist nicht von hier. Sonst hätte ich dich öfter zu Gesicht bekommen.“ „Nein, ich komme aus Eteria. Königin Shina Fay, Eterias Regentin, ist meine Patentante.“ „Von deiner Patentante habe ich schon gehört. Übrigens ich heiße Jinx und das ist mein Freund Corey.“ „Wir sollten keine Zeit vergeuden, sondern aufbrechen. Die Häscher des Roc-Ordens sind wieder unterwegs. Sie suchen nach Aufständischen.“, sagte Corey.

Sabia und Lothar folgten den beiden Echsenreitern. „Was meint Corey, wenn er sagt, dass die Häscher nach Aufständischen suchen?“, fragte Lothar. „Ich dachte, das wäre vollkommen klar. In Sedenia formiert sich immer stärkerer Widerstand gegen die Herrschaft des Roc-Ordens. Dalila und Sabia sind zwei der wichtigsten Führerinnen des Widerstands. Den Anführern des Ordens ist klar, dass Sabia alles tun wird, um Dalila zu retten, wenn diese in Gefahr ist. Sabias Protegé ist nur ein Köder.“ „Was wir jetzt bräuchten, wäre ein „Boomer“.“, sagte Lothar. „Entschuldige meine Unwissenheit, Lothar. Aber was bitte schön ist denn ein „Boomer“?“ „Ihr wisst, dass ich aus Eteria komme. Und dort sind wir vom technischen Fortschritt her viel weiter, als unser Erzfeind, Iberia. Ein „Boomer“ ist ein Unterseeboot mit ballistischen Raketen an Bord.“ „Klingt nach einer Menge Ärger für den Gegner.“ „Ja, unsere Boomer sind schon was Feines. Vor allem, weil sie vollkommen lautlos sind. Mit einem eterianischen Boomer kannst du ein paar hundert Sprengköpfe vor Sedenias Küste parken, und keiner würde etwas merken, ehe es zu spät ist und die erste Rakete einschlägt.“

„Meinst du, deine Patentante würde den Widerstandskämpfern militärisch unter die Arme greifen?“ „Es wäre durchaus möglich. Aber ich werde keine Zusagen machen, die ich später nicht einhalten kann. Meine Patentante rüstet zum Krieg gegen Iberia. Wäre also möglich, dass sie sich darauf konzentriert.“ 271

„Und selbst wenn. Wichtig ist, dass Dalila und Sabia am Leben bleiben. Und ich werde alles in meiner Macht stehende tun, dass es auch so geschieht. Und wenn es mich mein eigenes Leben kosten sollte.“, sagte Corey.

Lothar und Sabia folgten den beiden Echsenreitern weiter. Als sie eine Lichtung erreichten, brach die Dunkelheit herein. Jinx und Corey holten etwas Holz für das Feuer während Sabia ein Rebhühner einfing. Als diese über dem Feuer brieten, zeichnete Lothar einen neuen Entwurf für ein neues Raketen-U-Boot. Das neue Boot sollte 170,69 m lang und 12,8 m breit werden. Sein Tiefgang sollte 11,1 m betragen. In aufgetauchtem Zustand sollte der neue „Boomer“ 16.764 Tonnen und getaucht 18.750 Tonnen verdrängen. Seine Maschine sollte 60.000 PS leisten und ihre Kraft über eine Welle auf eine Schraube übertragen. Getaucht sollte das neue Boot eine Höchstgeschwindigkeit von 25 Knoten erreichen. Seine Besatzung sollte 155 Mann betragen, 15 davon sollten im Rang eines Offiziers stehen. Die Tauchtiefe des neuen Bootes sollte bei 250 m und mehr liegen. Die Bewaffnung sollte aus vier Torpedorohren vorne im Bug und 24 ballistischen Raketen bestehen.

Da bei diesem Boot die Raketen-Silos achtern angeordnet werden sollten, musste der Turm nach vorne an den Bug wandern. Seitlich am Turm waren die beiden Tiefenruder angebracht. Auch das Periskop und die Antenne für den Nachrichtenempfang waren vorhanden. „Sieht so ein „Boomer“ aus?“, fragte Sabia. „So soll unser neuestes Modell aussehen. Bei meinem ersten Raketen-U-Boot hab ich die Silos vorne am Bug und den Turm eher Richtung Heck verlagert.“

In der Nacht, Lothar hatte gerade Wache, näherte sich ein Vampir dem Lager. Shina Fays Patenkind erkannte ihn sofort. Es war Randalejev, einer der engsten Vertrauten seiner Patentante. „Randalejev, was um alles in der Welt machst du denn hier?“, fragte Lothar leise. „Ich soll dir Grüße von Shina Fay ausrichten. Sie will wissen, ob es dir gut geht.“ „Ja es geht mir gut. Kannst du ihr diese Pläne von mir bringen? Und wenn du schon bei ihr bist, dann gib ihr auch diese Nachricht von mir.“ „Bin schon auf dem Weg. Ach und Lothar, bau bloß keinen Scheiß.“ „Du kennst mich, Randalejev.“ „Genau das meine ich. Pass auf dich auf, klar?“ „Tu ich das nicht immer?“

In Endor, Eterias Hauptstadt, machte Shina Fay kein Auge zu. Sie machte sich schwere Vorwürfe, weil sie Lothar hatte gehen lassen. Sie ging auf den Balkon des Schlafzimmers, um einen klaren Kopf zu bekommen. Sie setzte sich auf die Brüstung und knetete die Hände. Umso überraschter war die Königin, als Randalejev vor ihr stand. 272

Der Vampir verneigte sich. „Hast du Neuigkeiten von meinem Patenkind?“ „Lothar geht es gut, Shina Fay. Er hat mich gebeten, dir diese Pläne und diese Nachricht zu überbringen.“, sagte Randalejev. Shina Fay nahm den Umschlag und öffnete ihn. Sie faltete den Zettel auseinander und las ihn. „Hallo Tante, ich weiß du bist im Moment sehr beschäftigt, weil uns der Krieg mit Iberia bevor steht. Aber es wäre vielleicht ratsam, wenn du der Widerstandsbewegung hier in Sedenia in ihrem Kampf gegen den Roc-Orden ein bisschen zur Seite stehst. Einer unserer Boomer und ein Flugzeugträger sollten ausreichen, um den Orden so entscheidend zu schwächen, dass die Rebellen keine allzu großen Schwierigkeiten haben dürften.“

Am nächsten Morgen saß Shina Fay am Frühstückstisch und grübelte nach. Raya, ihrer besten Freundin entging der nachdenkliche Blick nicht. „Was hast du?“, fragte sie. Wortlos reichte ihr Shina Fay Lothars Nachricht. „Wie soll ich mich verhalten?“, fragte die Königin, nachdem Raya die Nachricht gelesen hatte. „Das musst du selbst entscheiden. Aber wäre ich an deiner Stelle, ich würde nicht lange zögern und die Rebellen unterstützen.“ „Das ist leichter gesagt, als getan. Vergiss nicht, dass uns ein Krieg mit Iberia bevorsteht.“, warf Shina Fay ein. „Überleg doch mal. Wenn du den Aufständischen in Sedenia hilfst, dann wirst du einen neuen Verbündeten gewinnen, der dich in der großen Schlacht unterstützt.“ „Ich finde Raya hat Recht, Schatz. Der Krieg mit Iberia kommt zwar, aber es dauert noch. Unsere Flotte ist noch im Aufbau und Königin Vivian hat es bisher nur bei Drohungen belassen, aber ihren Worten keine Taten folgen lassen. Was sagt uns das?“ „Das sie Angst vor einer Niederlage hat.“

In Sedenia waren Lothar und Sabia zusammen mit Jinx und Corey weitergereist. „Mit wem hast du gestern Nacht gesprochen?“, fragte Corey Shina Fays Patenkind. „Das war Randalejev. Ein enger Vertrauter meiner Patentante. Ich habe ihm die Pläne für das nächste U-Boot und eine persönliche Nachricht an meine Patentante mitgegeben.“ „Und was hast du deiner Patentante geschrieben?“ „Das sich hier in Sedenia Widerstand gegen den Roc-Orden gebildet hat und es ratsam wäre, wenn sie auf Seiten der Rebellen in diesen Konflikt eingreift.“ „Wenn Königin Shina Fay uns hilft, wird die neue sedenianische Regierung ihr auf ewig dankbar sein.“ „Ich habe alles in meiner Macht stehende getan. Jetzt liegt es an Shina Fay, zu entscheiden.“

In Eteria ging alles seinen gewohnten Gang. Auf den Werften wurde an den neuen U-Booten gebaut. Shina Fay hatte gerade eine Nachricht für ihr Patenkind fertig geschrieben, als ihre Freundin, Ilva das Vampirmädchen, das Besprechungszimmer betrat. „Hast du etwas für mich zu tun? Ich fange an, 273

mich zu langweilen.“, sagte sie. „Ich habe eine Nachricht für Lothar, mein Patenkind. Ich würde mich freuen, wenn du sie ihm überbringst. Nach allem was ich gehört habe, ist er auf dem Weg nach Okart. Das ist eine Stadt unweit der Küste Sedenias. Versuche ihn dort zu treffen.“ „Wird erledigt.“

Mit Hilfe eines magischen Umhangs, der ihrer Mutter gehört hatte, war Ilva noch vor Lothar in Okart. Auf dem Hauptplatz der Stadt wartete sie auf das Patenkind ihrer Freundin. Schließlich kam auch die kleine Reisegruppe. Lestrades Tochter erkannte Lothar sofort. Er war nach menschlichen Verhältnissen 1,80 m groß und besaß den für männliche Elfen typischen athletischen Körper. Lothar besaß die für Elfen typischen spitzen Ohren. Sein schwarzes Haar trug er offen, sodass es bis zu den Schultern reichte. Das Kinn seines markanten Gesichtes wies einen leichten Bartwuchs auf. Auch die hübsche Nase und die sinnlichen Lippen fielen dem Vampirmädchen sofort auf, ebenso wie die leuchtend grünen Augen. Bekleidet war Lothar mit einem Wams aus grünem Leder. Darin waren goldene Stickereien und auch rote Lederapplikationen eingearbeitet. Dazu trug Shina Fays Patenkind eine Hose aus schwarzem Leder und Reitstiefel aus rotem Leder.

Auch Lothar hatte Ilva längst bemerkt. Er hatte sie an einem Fußkettchen aus purem Gold erkannt, dass das Vampirmädchen an seinem rechten Fußgelenk trug. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. „Hast du jemanden entdeckt, den du kennst?“, fragte Jinx. „Ja. Eine Freundin meiner Patentante. Seht Ihr die Frau mit den schwarzen Haaren und dem roten Kleid? Ich meine, die mit dem Fußkettchen am rechten Fußgelenk?“ „Du meinst, die barfüßige, mit der etwas blassen Haut?“ „Genau. Das ist Ilva. Der Vampir Lestrade, der neben Randalejev zu den engsten Vertrauten von Shina Fay zählt, ist ihr Vater.“ „Sieht so aus, als ob sie auf dich wartet.“ „Dann will ich Ilva nicht länger warten lassen. Ich bin gleich zurück.“

Als Lothar vor Ilva stand, gab diese ihm Shina Fays Nachricht. „Schönen Gruß von deiner Patentante. Sie ist froh, das du wohlauf bist.“ „Hat sie meine Nachricht erhalten?“ „Ja hat sie. Aber sie ist noch ziemlich unentschlossen. Was sie tun soll.“ „Kann ich ihr nicht verdenken. Solche Entscheidungen trifft man nicht so leicht.“ „Sei vorsichtig, okay? Shina Fay wird erst wieder ruhig schlafen, wenn du wieder heil und wohlauf nach Hause zurückkehrst.“ „Ich komme zurück, aber nicht allein. Sabia und Dalila werden mich begleiten. Sag meiner Patentante, dass sie noch eine Nachricht von mir erhält, wie sie unseren Rückzug sichern soll.“ „In Ordnung. Viel Glück. Du wirst es brauchen.“, sagte Ilva. „Danke Ilva.“

Nachdem Lestrades Tochter mit dem Umhang wieder abgereist war, las Lothar Shina Fays Nachricht. 274

„Lieber Lothar, es freut mich, das du wohlauf bist. Was nun aber deinen Vorschlag, die Rebellion gegen den Roc-Orden in Sedenia zu unterstützen, angeht, so will ich ganz ehrlich zu dir sein. Ich bin noch ziemlich unentschlossen, was ich tun soll. Raya und Galen befürworten ein militärisches Eingreifen in diesem Konflikt. Allerdings könnten sich daraus diplomatische Verwicklungen ergeben, die sich für uns negativ auswirken könnten. Es kann also sein, dass ich erst in allerletzter Sekunde den Boomer und den Flugzeugträger losschicke.“

„Was schreibt deine Patentante, Lothar?“, fragte Corey. „Das sie unentschlossen ist. Und das es bis zur allerletzten Sekunde dauern kann, bis sie eingreift.“ „Dann könnte es allerdings schon zu spät sein, und Dalila tot.“ „Das werden wir sehen. Wie geht es von hier aus weiter Jinx?“, fragte Lothar. „Ihr müsst nach Osten. Unterwegs werdet ihr an einer Köhlerhütte vorbeikommen. Dort wohnt Jeremias mit seiner Tochter Barbara. Sie wird euch bis nach Elwood bringen. Fragt in der dortigen Taverne nach einem Mann namens Aaron. Er wird euch den restlichen Weg begleiten.“ „Viel Glück Lothar. Aber sei auf der Hut. Die Ordens-Häscher lauern überall.“

Lothar und Sabia machten sich auf den Weg. Die beiden Echsen mussten sie zurücklassen. „Schade, dass wir die Echsen nicht behalten durften. Sie hätten uns noch gute Dienste geleistet.“ „Das schon. Aber dann wären wir aufgefallen. Denn diese Echsen kommen nur in diesem Distrikt vor. Du musst wissen, dass jeder Distrikt seine eigene Flora und Fauna hat.“ „Und wie sieht es mit der Tierwelt dieses Distrikts aus? Gibt es Tiere, die wir als Transportmittel benutzen können?“ „Leider nein.“ Schließlich hatten Lothar und Sabia die Köhlerhütte erreicht. Die Elfe klopfte. „Wer ist da?“, hörte man eine brüchige Männerstimme. „Sabia. Dalilas Beschützerin.“ „Komm rein.“ Sabia und Lothar betraten die Hütte. Jeremias der Köhler saß am Tisch. Seine Tochter Barbara saß auf einer Bank am Fenster. „Was willst du?“, fragte der Köhler. „Mein Begleiter Lothar will zur Opferstätte des Roc-Ordens.“ „Du bist nicht von hier.“ „Das stimmt. Ich komme aus Eteria. Shina Fay, die Königin Eterias ist meine Patentante. Ich habe ihr eine Nachricht zukommen lassen, mit der Bitte, die Rebellen im Kampf gegen den Orden zu unterstützen.“ „Wäre sie dazu bereit?“ „Grundsätzlich ja. Aber es kann sein, dass ihre Hilfe erst im allerletzten Augenblick kommt.“ „Nun gut. Barbara, du wirst Sabia und ihren Begleiter nach Elwood bringen. Wann habt Ihr euch eigentlich das letzte Mal ausgeruht?“ „Ist schon ne Weile her.“ „Dann esst erst mal was, und dann leistet mal schön den MHD ab.“ „MHD?“ „Matratzen Horch Dienst.“, sagte Barbara. Lothar nutzte die Gelegenheit, um die Köhlerstochter genauer in Augenschein zu nehmen. Barbara hatte lange, blonde Haare, die bis zu ihren wohlgeformten Brüsten reichten. Auffällig war auch der 275

hübsche, schlanke Körper. Aus dem runden Gesicht mit der hübschen Nase und den sinnlichen Lippen blickten grüne Augen, die Freundlichkeit und Güte ausstrahlten. Bekleidet war Barbara mit einem grünen Kleid, das mit goldenen Stickereien verziert war. Wie Ilva das Vampirmädchen, zog es auch die Tochter des Köhlers vor, auf Schuhe und Strümpfe zu verzichten und lieber barfuß zu bleiben.

Es war Abend geworden, als Barbara Lothar und Sabia weckte. „Es ist soweit. Wir müssen los.“, sagte sie leise. Jeremias der Köhler gab ihnen noch etwas Proviant mit und geleitete sie zum Fluss, wo ein Kanu am Ufer lag. „Es ist besser, wenn ihr den Wasserweg nach Elwood nehmt. Denn die Straße dorthin wird von Ordenssoldaten streng bewacht. Nur über den Fluss kommt ihr ungesehen in die Stadt.“ Lothar und Sabia verabschiedeten sich von Jeremias. „Viel Glück, Lothar und mögen die Götter dich beschützen. Rette Dalila.“ „Da mach dir keinen Kopf. Den Brüdern wird noch hören und sehen vergehen.“ Sabia und Barbara kletterten ins Kanu, während Jeremias und Lothar das Boot mit vereinten Kräften ins Wasser schoben. Lothar kletterte noch an Bord, ehe Barbara das Boot mit einem Paddel vom Ufer abstieß. Lothar hatte sich das andere Paddel geschnappt und unterstützte die Köhlerstochter beim Paddeln.

Bei Einbruch der Dunkelheit steuerte Barbara eine versteckte Bucht an. „Hier werden wir die Nacht verbringen. Am Ufer steht eine kleine Hütte. Mein Vater und ich nutzen sie immer als Versteck für entflohene Rebellen.“, sagte die Köhlerstochter. „Keine schlechte Idee. Aber habt ihr schon mal daran gedacht, dass die Soldaten des Ordens die Hütte finden könnten?“ „Damit müssen wir natürlich rechnen, aber die Hütte ist so gut versteckt, dass sie von der Straße aus gar nicht zu entdecken ist. Nur vom Wasser aus ist sie leicht zu finden.“ Nachdem Barbara das Kanu am Steg vertäut hatte, holte sie ein paar Fische aus dem Räucherhaus, das an die Hütte angebaut war.

Sabia half ihr bei der Zubereitung des Abendessens. Lothar war unterdessen nicht untätig und zeichnete Pläne für einen neuen Boomer. Dieses U-Boot sollte 149,9 m lang und 12,8 m breit werden. Sein Tiefgang sollte bei 12,0 m liegen während die Verdrängung im getauchten Zustand 15.900 Tonnen betragen sollte. Die Maschine sollte 27.500 PS leisten und ihre Kraft über eine Welle auf eine Schraube übertragen. Der neue U-Boot-Typ sollte getaucht eine Höchstgeschwindigkeit von 25 Knoten erreichen. 135 Mann Besatzung würden nötig sein, um dieses Boot einsatzbereit zu halten. Die Bewaffnung sollte aus vier Torpedorohren vorne im Bug und 16 ballistischen Raketen bestehen. Wie schon bei dem Entwurf für den zweiten Boomer war auch bei diesem Boot 276

der Turm vorne am Bug angebracht, während die Silos achtern in Zweierreihen angeordnet werden sollten. Die Tiefenruder waren anders als beim zweiten Boomer-Typ an beiden Seiten vorne am Rumpf vorgesehen.

„Was soll das denn denn werden?“, fragte Barbara Lothar. „Das sind Pläne für ein neues Raketen-U-Boot. Wir in Eteria sind technisch viel weiter, als ihr hier in Sedenia. Habt ihr eigentlich eine seetüchtige Flotte?“ „Nein. Sedenia ist keine Seefahrernation.“ „Welche Rolle spielst du eigentlich in der Widerstandsbewegung?“ „Meine Aufgabe ist das Beschaffen von Informationen.“ „Also eine Spionin.“ „Nenn es wie du willst.“

Am nächsten Morgen ging die Reise nach Elwood weiter. Barbara führte ein Paddel, Sabia, die Lothar abgelöst hatte, das zweite. Vorsichtshalber hatte sich Lothar einen Umhang über das Gesicht gezogen und sich auf dem Boden das Kanus flach hingelegt. Einmal lugte er kurz über den Bootsrand um die Straße in Augenschein zu nehmen. Und was er sah, ließ ihn schaudern. Überall sah er die Soldaten des Roc-Ordens. Zum Glück zog Nebel auf, der das Kanu vor den Blicken der Ordens-Soldaten verbarg. Schließlich erreichten die drei die Stadt Elwood. Barbara vertäute das Kanu, dann machten sie sich auf den Weg in die Stadt. Die Tochter des Köhlers zog einen schwarzen Umhang über den Kopf, um nicht erkannt zu werden. „Die Taverne ist das Gebäude hier links von uns. Geht dorthin und wartet dort auf mich. Ich treffe mich mit einem Informanten. Er wird mir hoffentlich verraten, wie viel Zeit uns noch bis zum Tag des Rocs bleibt.“

In der Taverne nahmen Lothar und Sabia an einem Tisch in einer Ecke Platz, von dem aus sie das Geschehen beobachten konnten, ohne selbst Aufmerksamkeit zu erregen. „Wer von denen ist Aaron, was meinst du?“ „Aaron ist noch nicht hier. Ich sag dir Bescheid, wenn er kommt.“ Später kam Barbara in die Taverne. Kaum hatte sie Sabia und Lothar entdeckt, ging sie zielstrebig zu dem Tisch, an dem die beiden saßen. „Was hast du in Erfahrung bringen können?“ „Der Tag des Roc ist schon nächste Woche. Bis zur Opferstätte braucht ihr, wenn ihr ein schnelles Fortbewegungsmittel habt, vier Tage.“ „Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir hier in Elwood ein solches Fortbewegungsmittel finden?“ „Nicht sehr hoch. Sämtliche Tiere werden von den Ordens-Soldaten konfisziert.“ „Dann müssen wir eben schneller sein.“ „Vielleicht habt ihr Glück. Denn gerade ist ein Pferdehändler eingetroffen. Aber der Orden wird versuchen, alle Pferde zu bekommen. Also beeilt euch.“ Sabia hatte einen Mann mit einer Augenklappe bemerkt, der die Taverne betreten hatte. „Aaron ist gerade gekommen.“, sagte sie leise. „In Ordnung. Dann mache ich mich wohl besser auf den Rückweg. Viel Glück, weiterhin. Rette Dalila, Lothar.“, sagte Barbara. 277

Die Köhlerstochter stand auf und ging. Als sie Aaron passierte sagte sie im Vorbeigehen: „Sabia sitzt an dem Tisch in der Ecke. Der Elf, der bei ihr ist, ist ein Fremder. Er kommt aus Eteria und heißt Lothar.“ „Danke Barbara. Dann werde ich mir diesen Elf mal genauer ansehen.“ Aaron setzte sich Lothar gegenüber. Dieser nahm den Neuankömmling genau in Augenschein. Aaron war nach menschlichen Verhältnissen 1,80 m groß. Er hatte schulterlange braune Haare und blaue Augen. Lothar konnte dies feststellen, als sein Guide die schwarze Augenklappe anhob, mit der er sein rechtes Auge verdeckte. Sein markantes Kinn war mit unzähligen Bartstoppeln bedeckt. Lothar fiel auch der kräftige und athletische Körper des Mannes auf. Ebenso wie der schwere, schwarze Ledermantel, die schwarze Lederhose, das schwarze Hemd und die schweren, schwarzen Lederstiefel, die Aaron trug. „Also hattest du den Traum.“ „Ja.“ „Dann hat Dalila ich um Hilfe gebeten. Sabia hat dir wohl die Nachricht überbracht.“ „Das hat sie.“ „Noch eine Frage.“ „Ich höre.“ „Stimmt es, dass deine Patentante die Königin Eterias ist?“ „Ja, das ist wahr. Aber ich befürchte, meine Mission ist zum Scheitern verurteilt, wenn Shina Fay meinen Rückzug nicht deckt.“

„Dann sollten wir uns beeilen, ehe sich der Orden wieder sämtliche Pferde des Händlers krallt.“ „Keine Sorge. Ich hab mich schon darum gekümmert. Ich habe die drei besten Pferde bekommen. Sie sind schnell und haben eine hervorragende Kondition. Die machen garantiert nicht so schnell schlapp.“ „Dann nichts wie weg.“ Gemeinsam verließen die drei die Taverne. Vor den Stadttoren wartete der Händler. „Gilt unser Handel noch, Aaron?“, fragte er. „Nach wie vor. Hier hast du die Diamanten.“ „Ich danke euch, Efendi.“ Aaron stieg auf einen Schimmel, während Lothar auf einem Rappen aufsaß. Sabia bekam einen Fuchs.

„Wo lang jetzt?“, fragte Lothar. „Nach Norden.“ Sabia und Lothar folgten dem Mann mit der Augenklappe. „Na hoffentlich kriegt der Händler wegen uns nicht von den Ordens-Brüdern eins über gebügelt.“, sagte Lothar. „Er kann Geschäfte machen, mit wem er will.“ „Das mag sein. Aber die Vertreter des Ordens wird ziemlich angepisst sein, wenn er hört, dass die drei besten Pferde schon den Besitzer gewechselt haben.“ Und wie Recht Lothar haben sollte, zeigte sich schon recht bald. Denn der Handel mit Aaron war nicht unbemerkt geblieben. Der Bürgermeister der Stadt, ein Mitglied des Roc-Ordens und erkennbar an seinem schwarzen Wams mit dem Vogel Roc darauf, kam direkt auf den Händler zu. „Ahmed, mein teurer Ahmed. Wie ich hörte, hast du deine drei besten Pferde bereits verkauft. Und wie mir auch zu Ohren gekommen ist, hast du sie an die Rebellen verkauft.“ „Ich kann Geschäfte machen, mit wem ich will, Efendi. Ich bin ein freier Händler.“ „Ahmed. Normalerweise müsste ich dich jetzt einsperren lassen. Aber großzügig wie ich bin, und weil ich heute meinen 278

guten Tag habe, will ich es bei einer Verwarnung belassen. Was nun aber deine Pferde angeht, so kann ich dir nicht den vollen Betrag bezahlen, wie sonst, weil du ja bereits drei Tiere verkauft hast, und deine Herde nicht mehr vollständig ist. Ich biete dir 8.500 Pfund Sterling.“ „Ohne mich Efendi. 25.000 nicht weniger.“ „Ahmed. Du bist ein Dummkopf. 25.000 wäre ich bereit zu zahlen, wenn die Herde vollzählig wäre. Was sie aber nicht ist. Das schmälert natürlich den Preis. Und allein schon der Umstand, dass du an die Rebellen verkauft hast, obwohl das strengstens verboten ist, macht dich regresspflichtig. 18.500 hätte ich gerne bezahlt. Aber 10.000 Pfund muss ich leider, leider als Entschädigung einbehalten.“ „Ich komme euch ein bisschen entgegen, Efendi. Sagen wir 19.000 Pfund.“ „Schlag dir das aus dem Kopf Ahmed. Aber weil wir uns schon so lange kennen, will auch ich dir etwas entgegenkommen. 11.500 Pfund Sterling. Das ist mein letztes Wort.“ „Einverstanden, Efendi.“

Mittlerweile war es Mittag und Lothar, Sabia und Aaron machten an einem Bach Rast. Shina Fays Patenkind hatte gerade eine Nachricht an die Königin Eterias verfasst. „Hallo Tante, dieses Mal bitte ich nicht für die Rebellen. Dieses Mal bitte ich für mich. Nur mit deiner Hilfe kann die Befreiung Dalilas glücken. Ich stelle mir das Ganze wie folgt vor: Einer unserer Boomer, ein Typhoon soll eine R39-Rakete abfeuern und diese soll auf dem Platz vor dem Opferaltar detonieren. Danach sollen die Kampfflugzeuge unseres Flugzeugträgers „Katja“ einen Angriff aus der Luft fliegen. In dem heillosen Durcheinander, dass dann ausbrechen wird, kann ich Dalila unbemerkt befreien und hoffentlich unentdeckt entkommen. Sollte man meine Flucht doch bemerken, so möchte ich dich bitten, meinen Rückzug zu sichern.“

Lothar packte die Nachricht an Shina Fay zu den Plänen für den neuen Boomer. Zum Glück kam Kaitlyn, die sich Ilvas Umhang geliehen hatte. „Alles in Ordnung Lothar?“, fragte die Dunkelelfenprinzessin. „Ich wünschte dem wäre so. Ohne Tante Shina Fays Hilfe wird es unmöglich für mich unbemerkt zu Dalila vorzudringen.“ „Deine Patentante wartet schon auf deine Nachricht.“, sagte Kaitlyn. „Ich hab sie hier bei meinen neuen Plänen. Der Flugzeugträger soll in der Bucht vor Anker gehen, in der uns der Kapitän der „Santa Catarina“ abgesetzt hat. Der Sea King der „Katja“ soll am Strand auf uns warten.“ „Das, was du mir gerade aufgetragen hast, steht aber nicht in der Nachricht, oder?“ „Nein.“ „Kannst vom Glück sagen, dass ich so ein hervorragendes Gedächtnis hab. Wie heißt diese Bucht?“ „Es ist die Krabbenbucht.“, sagte Sabia.

Zurück in Endor, überbrachte Kaitlyn ihrer Freundin Shina Fay Lothars Pläne und dessen Nachricht. „Das ist natürlich etwas anderes. Gehe an Bord der 279

„Katja“ und warte meine Befehle ab. Die U1 soll sich ebenfalls zum Auslaufen vorbereiten. Euer Angriffssignal lautet: „Tora! Tora! Tora!“ Kaitlyn nickte.

In Sedenia war die kleine Reisegruppe wieder aufgebrochen. „Wer war eigentlich die fremde Elfe?“, fragte Aaron Lothar. „Das war Kaitlyn. Sie ist eine enge Vertraute meiner Patentante.“ „Heißt die Tochter von Azura, der Königin der Dunkelelfen, nicht auch Kaitlyn?“ „Das war sie sogar. Azura hat ihre Tochter verstoßen.“ „Verstehe.“ Bei Einbruch der Dunkelheit hatte die kleine Gruppe einen Gutshof erreicht, dessen Besitzer aus seiner Abneigung gegen den Roc-Orden keinen Hehl machte. Beim Abendessen sah der Gutsherr Lothar an. „Und was macht euch so sicher, junger Mann, dass euch die Königin Eterias helfen wird?“ „Weil sie meine Patentante ist. Meinen Vorschlag eure Rebellion zu unterstützen hat Shina Fay abgelehnt. Aber ihr eigenes Patenkind im Stich zu lassen, kann sie sich innenpolitisch nicht leisten. Das Volk Eterias würde Shina Fay nicht verzeihen, wenn ich hier in Sedenia den Tod finden würde, wenn sie mich im Stich ließe.“

„Das leuchtet ein. Hat eure Patentante denn schon einen Plan?“ „Ich habe einen ausgearbeitet und ihn zusammen mit neuen Bauplänen an meine Patentante geschickt.“ „Ganz schön gerissen. Aber gestattet mir dennoch eine Frage.“ „Nur zu, Mylord.“ „Wie habt ihr die Pläne außer Landes gebracht? Ich frage, weil die Soldaten des Roc-Ordens sämtliche Post kontrollieren, die Sedenia verlässt. Auch Briefe die per Bote verschickt werden. „Nicht, wenn der Bote einen magischen Umhang benutzt.“ „Ich sehe, ihr habt bereits Vorkehrungen getroffen. Es scheint, als hätte ich euch unterschätzt.“

Zur selben Zeit traf der Botschafter Sedenias wieder in Escoriasa ein. Den Greifenreiter hatte er mitgebracht, als er vor den Rat des Ordens trat. „Meine Herren, ich habe die traurige Pflicht, ihnen mitzuteilen, dass unsere Greifenreiter Sabia nicht habhaft werden konnten.“ „Also hat man die drei gefasst.“ „Ja. Man hat uns gefangen genommen.“ „Bist du der einzige, der zurückgekehrt ist?“ „Jawohl, Mylord.“ „Dann berichte uns, was sich zugetragen hat.“ „Wir sind Sabia gefolgt, wie Ihr befohlen habt. Doch leider hat sie uns kurzzeitig abschütteln können und unbemerkt die Landesgrenze überschritten. Wir haben sie erst wieder entdeckt, als sie mit einem kleinen Segelboot raus auf das offene Meer gefahren ist. Dort ist sie dann auf ein Handelsschiff aus Erimanteles umgestiegen. Wir sind diesem Schiff bis zu seinem Ziel, der Hafenstadt Santa Catarina in Eteria gefolgt. Dort ist Sabia von Bord gegangen. Wir sind gelandet und sind ihr zu Fuß weiter gefolgt. Dalilas Beschützerin hat sich auf einem Eselskarren versteckt, der nach Endor gefahren ist. Und dort wurden wir von Königin Shina Fay 280

erwischt. Sie und ihr Patenkind haben uns jeweils einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst.“ „Und dann?“ „Wir sind erst wieder im Kerker zu uns gekommen. Shina Fay selbst hat mir einen Tritt vor das Schienbein verpasst und mich so zum Reden gezwungen. Deshalb kam ich mit 15 Peitschenhieben und einem Landesverweis davon. Jean-Paul ist zwar noch am Leben, aber er wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Gerard wurde zum Tode durch die eiserne Jungfrau verurteilt.“ „WAS?? Was hat er getan?“ „Er hat es gewagt, vor Königin Shina Fay auf den Boden zu spucken.“

„Was meinen Sie, Lord Keldorn?“ „Ich muss zugeben, wäre ich Richter gewesen, hätte ich ein milderes Urteil gefällt. Aber in Eteria ist die Rechts- und Gesetzeslage eine ganz andere. Und wir sind ja auch nicht gerade zimperlich, wenn ein Fremder unserem König den Respekt verweigert.“ „Botschafter Aelric, was meint ihr?“ „Nun, Mylord, so wie bei uns der Spruch „Gesetz ist Gesetz“ seine Gültigkeit hat, so trifft dies auch für Eteria zu. Und Gerard wurde nach eterianischem Recht für eine unangemessene Respektlosigkeit gegenüber der Königin rechtmäßig verurteilt.“ „So viel dazu. Gibt es Neuigkeiten, was den Fremden angeht, der zusammen mit Sabia in der Krabbenbucht sedenianischen Boden betreten hat?“ „Sein Name ist Lothar. Aber ihn zu fassen, wird ein Ding der Unmöglichkeit.“ „Warum?“ „Königin Shina Fay ist seine Patentante.“ „Was wissen wir sonst noch über ihn?“ „Er hat den Großteil der eterianischen Flotte entworfen.“ „Wäre es denkbar, dass er uns sein Wissen zur Verfügung stellen will?“ „Das glaube ich eher nicht. Denn er hatte mehrfach Kontakt mit den Rebellen.“

Am nächsten Morgen verließen Lothar und die anderen den Gutshof. Der Gutsherr hatte ihnen noch ein wenig Proviant mitgegeben. Noch vor dem Sonnenaufgang waren die drei Gefährten aufgebrochen, denn eine Nachricht, die an einem Pfeil hing, warnte vor einer Patrouille des Ordens. Aaron hatte vorsorglich sämtliche Spuren verwischt, aus denen die Soldaten des Roc-Ordens hätten schließen können, das der Gutsherr den Rebellen ein Nachtlager gewährt hatte. Außerdem hatten die drei Gefährten die Hufe der Pferde mit Stoff umwickelt, damit diese keine Abdrücke auf dem Boden hinterließen.

Als es Mittag war rasteten die drei an einem See. „Wie weit ist es noch?“ „Noch zwei Tage. Wenn nichts dazwischen kommt, versteht sich.“ „Was sollte denn dazwischen kommen?“, wollte Lothar wissen. „Gefahren lauern überall. Genauso wie die Häscher des Ordens.“ „Was wäre es mit dem Wald dort drüben. Da könnten wir uns doch verstecken.“, schlug Lothar vor. „Sag mal, Lothar. Hast du noch alle Bananen an der Staude? In diesem Wald lauern mehr 281

Gefahren, als du dir in deinen schlimmsten Träumen vorstellen kannst.“ „Sabia hat Recht. Der Falun Gong-Wald wird von einer riesigen schwarze Witwe. Niemand, der je den Wald betreten hat, hat ihn wieder lebend verlassen.“ „Sind ja düstere Aussichten.“ „Wir werden ohnehin nicht durchreiten können. Nicht weit von hier liegt eine kleine Siedlung. Dort gibt es eine Taverne, deren Wirt den Rebellen wohl gesonnen ist. Da werden wir übernachten.“

In Santa Catarina war Eterias Flugzeugträger „Katja“ fertig zum Auslaufen. Auch das U-Boot der Typhoon-Klasse, die U1 war bereit um in See zu stechen. Alles wartete nur noch auf Shina Fays Befehl zum Einsatz. Als die Königin an Bord kam, nahmen alle Haltung an. „Wir sind bereit zum Ablegen, meine Königin.“ „Lassen Sie die Leinen loswerfen.“ „Jawohl. Meine Königin. LEINEN LOS!“ Die Arbeiter im Hafen warfen die Leinen ins Wasser, die von den Besatzungsmitgliedern des Trägers an Bord geholt wurden. Auch die U1 hatte die Leinen losgeworfen. „Maschinen halbe Kraft, Backbord 10.“ Der Träger drehte vom Kai weg und in Richtung Hafenausfahrt. „Ruder Mittschiffs.“

Als erstes passierte die U1 die Hafenausfahrt, dicht gefolgt vom Flugzeugträger. Als beide Schiffe die offene See erreicht hatten, ließ Shina Fay den Befehl „Volle Kraft voraus!“ ausgeben. Zur selben Zeit hatte eine Horde Piraten, ein eterianisches Handelsschiff überfallen. Doch der schwere Kreuzer „Raya“ hatte Ramirez und seinen Mannen gehörig dazwischen gefunkt. Mit gut gezielten Salven aus den 20,3-cm-Geschützen hatte das Schiff binnen kurzer Zeit zwei der drei Piratenschiffe auf den Meeresboden geschickt. Als der Kapitän der „Raya“ nach draußen auf die Brückennock kam, rief ihm der Pirat Ramirez etwas entgegen. „SCHWEINEHUND! DAFÜR HOL ICH MIR EINS DEINER SCHIFFE!!“

Als die Dunkelheit hereinbrach, hatten Lothar und seine Begleiter die Siedlung erreicht. In der Taverne „Zum lachenden Hirsch“ kam der Wirt zielstrebig auf sie zu. „Hallo Aaron. Willst du etwa zur Opferstätte des Ordens?“ „Nicht ich, Hootie, sondern er.“, sagte Aaron und wies mit dem Kopf auf Shina Fays Patenkind. „Willkommen Fremder.“ „Der Fremde dankt.“ „Erlaubt mir eine Frage, Fremder. Warum wollt Ihr zu dieser Opferstätte?“ „Ich will Dalila retten. Übrigens: Mein Name ist Lothar.“ „Sehr erfreut, euch kennenzulernen. Ihr geht ein kühnes Wagnis ein, Lothar. Ich hoffe, Ihr seid euch über die Konsequenzen im Klaren, wenn man euch erwischt.“ „Dazu wird es nicht kommen, Hootie. Meine Patentante, Shina Fay die Königin Eterias wird mich nicht im Stich lassen.“ „Wenn das wirklich wahr ist, dann hast du die Rebellion auf deiner Seite.“

Später nach dem Abendessen zeichnete Lothar einen neuen Entwurf für ein neues Kriegsschiff. Es sollte wieder ein Flugzeugträger werden. 282

Das neue Schiff sollte eine Länge von 306,45 m und eine Breite von 71,96 m erhalten. Sein Tiefgang sollte bei 9,76 m und die Verdrängung bei 61.390 Tonnen liegen. Die Leistung der Maschine sollte bei 200.000 PS liegen und die Kraft über vier Wellen auf vier Propeller übertragen werden. Die Höchstgeschwindigkeit sollte bei 29 Knoten liegen. 1.980 Mann Besatzung würden nötig sein, um den Träger im aktiven Dienst am Laufen zu halten. 34 Maschinen sollte der neue Träger mitführen können. Auffällig war die Wölbung des Flugdecks, die als Startrampe für die Jets ausgelegt war.

Die Insel war etwas breiter ausgeführt, als beim jüngsten Träger. Das Heck des Trägers war etwas zerklüftet. Die Brücke ragte etwas über den äußeren Rand der Insel hinaus. Hinter den ganzen technischen Anlagen kam dann der Schornstein. Als Lothar fertig war, steckte er die Pläne in eine Pappröhre. Zur selben Zeit erreichte der Flugzeugträger „Katja“ zusammen mit dem Boomer U1 die Krabbenbucht erreicht. Shina Fay lieh sich Ilvas Umhang und suchte Lothar in dessen Quartier in der Taverne auf. Dieser war überrascht, als er seine Patentante sah. „Hallo Tante. Das ist ja eine Überraschung.“ „Dein Plan ist soweit ganz gut. Aber dennoch hat er einen Haken.“ „Der da wäre?“ „Wie sollen wir wissen, wann ich den Befehl zum Angriff geben soll?“ Lothar kramte eine Pistole aus seinem Rucksack. „Siehst du die hier? Wenn ich eine Leuchtkugel abfeuere, dann gibst du den Befehl zum Angriff.“ „Einverstanden. Was ist eigentlich in dieser Röhre versteckt?“

„Ein paar neue Pläne. Dieses Mal wieder für ein Überwasserschiff. Noch ein Flugzeugträger.“ „Gib sie mir mit. Ich sehe sie mir dann auf dem Schiff genauer an.“, sagte Shina Fay. Es klopfte an der Tür. „Herein!“, sagte Lothar. Aaron und Sabia betraten das Zimmer. Die Elfe war sehr überrascht, als sie der Königin Eterias erneut gegenüber stand. Doch dann lächelte sie und nahm Shina Fay in die Arme. „Ich freue mich sehr, euch wieder zu sehen.“ „Das mag ich dir glauben. Aber jetzt sollten wir uns um das naheliegende kümmern.“ „Du meinst den Angriff bei der Opferzeremonie, Tante?“ „Richtig.Hast du auch die entsprechenden Leuchtkugeln?“ „Ja. Sowohl für Tag als auch für die Nacht. Da fällt mir ein: Wann findet die Opferzeremonie eigentlich statt?“ „Nach Einbruch der Dunkelheit. Aber ist das nicht zu gefährlich?“ „Nicht wenn ich mich von der Szenerie wegdrehe. Bei dieser Gelegenheit Aaron, möchte ich euch meine Patentante Shina Fay, die Königin Eterias vorstellen.“ „Hoheit. Ich kann euch gar nicht genug danken, dass Ihr die Rebellion unterstützt.“ „Ich habe lange mit mir gerungen, bis mich Lothars Bitte um Unterstützung erreicht hat. Da habe ich entschieden, auf Seiten der Rebellen in diesen Konflikt einzugreifen.“ „Eine weise Entscheidung. Dessen könnt Ihr sicher sein.“ 283

„Wie geht es denn nun weiter Tante?“ „Aaron, wie sieht es mit der Gesinnung des Wirtes dieser Taverne aus?“ „Er ist den Rebellen wohl gesonnen Hoheit.“ „Sehr gut. Ich werde gleich ein Schreiben aufsetzen, in dem ich eure Freunde wissen lasse, dass ich sie unterstütze. Sie sollen sich bewaffnen und am Tag des Rocs an der Opferstätte sein.“ „Vielen Dank, meine Königin.“

Nachdem Shina Fay die Nachricht niedergeschrieben hatte, ließ sie den Wirt kommen. „Ihr habt mich rufen lassen, königliche Hoheit?“ „Ja. Ich habe eine Aufgabe für dich. Siehst du diese Nachricht? Sie muss alle Hochburgen der Rebellen noch vor dem Ende dieser Woche erreichen. Hat mein Patenkind euch in seinen Plan eingeweiht?“ „Nein. Um ehrlich zu sein, ich habe auch nicht gefragt. Aber eines solltet Ihr wissen. Dalila wird wahrscheinlich betäubt sein. Das machen die Priester immer, wenn eine Elfe verbrannt wird.“ „Aber nicht mehr lange. Ich werde diesem Treiben, ein Ende bereiten. Und jetzt schicke die Nachricht los.“ „Sehr wohl, meine Königin.“

Nachdem Shina Fay mit dem Umhang auf den Flugzeugträger zurückgekehrt war, schickte der Wirt einen Pfeil mit der Nachricht los. Die Kunde, dass sich die Königin Eterias dazu entschlossen hatte, auf Seiten der Rebellen in diesen Konflikt einzugreifen, sorgte bei den Aufständischen für eine noch nie dagewesene Kampfbereitschaft. Überall im Land wurde zu den Waffen gerufen.

Am nächsten Morgen brach Lothar mit Aaron und Sabia zur Opferstätte des Roc-Ordens auf. Unterwegs trafen die drei Reisenden auf eine Prozession, die von Ordens-Soldaten geschützt wurde. Lothar witterte seine Chance. „Wenn wir den Brüdern in dem Abstand folgen, dass wir sie gerade noch sehen können, dann werden sie uns nicht bemerken.“ „Zwei Hirne, ein Gedanke.“, sagte Aaron. „Ich bin dafür, dass wir ab sofort den Schnabel halten. Womöglich können uns diese Brüder hören.“ Es war Sabia, die diese Mahnung ausgesprochen hatte.

Um die Mittagszeit erreichte die Prozession eine Burg. Am Fahnenmast wehte die Fahne des Roc-Ordens, der Vogel Roc auf schwarzem Untergrund, stolz im Wind. „What to Hell!“, entfuhr es Lothar. „Das hat uns gerade noch gefehlt.“ Sabia hatte den fragenden Blick von Shina Fays Patenkind bemerkt. „Das ist die Burg Torkesstone. Von allen Ordensburgen ist sie die größte.“ „Und die bedeutendste.“, ergänzte Aaron. „Dann dürfte sie auch am schwersten bewacht sein.“ „Worauf du deinen sexy Arsch verwetten kannst.“ „Danke, aber den brauch ich noch.“ „Könnt ihr zwei Streithähne euch mal zusammenreißen? Fakt ist, wir müssen versuchen, unbemerkt an der Burg vorbeizukommen.“ „Warten wir die Dunkelheit ab.“, sagte Lothar. „Gut. Ruht euch aus. Ich werde die Burschen beobachten.“ 284

Nach Einbruch der Dunkelheit führten die drei Reisenden ihre Pferde abseits der befestigten Straße an der Burg vorbei. Überall konnten sie die patrouillierenden Wachposten erkennen. Da Neumond herrschte und der Himmel bewölkt war, bemerkten die Wachen sie nicht. Erst als die Burg nicht mehr zu sehen war, wagten es Lothar, Sabia und Aaron wieder zu reiten. Doch zu sprechen wagte niemand. Erst als sie einen Wald erreicht hatten, brach Sabia das Schweigen. „Nicht weit von hier ist eine Schlucht, die von einer Brücke überspannt wird. Leider wird diese von Ordens-Soldaten bewacht.“, sagte sie. „Dann müssen wir die Wachen eben ausschalten.“ „Auf gar keinen Fall. Es würde auffallen, wenn die Wachen nicht auf ihrem Posten sind. Wir müssen es im Morgengrauen versuchen, wenn gerade der Wachwechsel vollzogen wird. Denn dann ist die Brücke unbewacht.“ „Dann sollten wir unser Lager in der Nähe der Brücke aufschlagen. Und zwar an einem Platz, an dem wir alles überblicken können, ohne von den Wächtern gesehen zu werden.“, sagte Lothar. „Einverstanden.“

Der Lagerplatz war schnell gefunden. Eine Lichtung, die auf einer Anhöhe lag, war am besten geeignet. „Versucht, so viel Schlaf wie möglich zu kriegen. Ich werde die erste Wache übernehmen.“, sagte Lothar. „Gut. Ich löse dich in zwei Stunden ab.“ „Okay, Sabia.“ Während Lothars Wache rührte sich nichts. Alles blieb still. Als Sabia zur Wachablösung kam, rührte sich etwas. Die beiden Wachposten sprachen miteinander. „Hoffentlich ist bald Wachablösung. Meine Glieder werden langsam steif.“, sagte einer. „Na frag mich mal, Durotar.“ „Hast du mitgekriegt?“ „Ja, ich bin ja nicht taub. Aber leg dich schlafen. Ich wecke euch, wenn der Wachwechsel stattfindet.“ „Alles klar.“

Während Sabias Wache begann der Mond unter- und die Sonne aufzugehen. Darauf hatte Sabia gewartet. Die Wachposten verließen ihren Posten. Rasch weckte Dalilas Beschützerin die anderen. „Es ist soweit. Wir haben nur diese eine Chance.“, sagte sie. „Okay. Gehen wir, solange wir noch Zeit haben.“ Die drei Reisenden hatten wieder einmal Fortuna auf ihrer Seite, und schafften es, die Brücke unbemerkt zu überqueren. „Jetzt sind wir mitten in feindlichem Gebiet. Hier wimmelt es von Ordenskriegern.“ „Jetzt sind wir auf fremde Hilfe angewiesen.“, sagte Lothar. „Sehr scharfsinnig.“

Aaron sah sich um. „Zieht die Kapuzen eurer Umhänge über den Kopf. Und möglichst tief ins Gesicht, wenn ich bitten darf. Da vorn kommt nämlich eine Patrouille.“ Lothar und Sabia machten es Aaron nach. „Wir sollten uns aufteilen. Wenn wir hier zusammen rumstehen, fallen wir auf.“, warf Sabia ein. „Gute Idee. Gibt es Geschäftsleute, die den Rebellen wohlgesonnen sind?“ „Im Prinzip der ganze Ort. Wir sind nämlich in Roswell. Der Orden unterdrückt die ganze Stadt.“ 285

„Dann kann ich es den Einwohnern nicht verdenken, dass sie dem Orden übel gesonnen sind. Ich werde mich in der Taverne umsehen.“, sagte Lothar. „Ich übernehme den Markt.“ „In Ordnung. Dann bleibt mir nur die Lagerstadt im Osten der Stadt.“, sagte Aaron.

In der Taverne suchte sich Lothar einen Ecktisch, von dem aus er alles überblicken konnte, ohne dass man gleich auf ihn aufmerksam wurde. Ein Ordens-Priester trat ein und ließ seinen Blick durch den Saal schweifen. Als er Lothar entdeckt hatte, kam er zielstrebig an dessen Tisch. „Verdammter Mist! Jetzt bin ich geliefert.“, dachte er. Der Priester setzte sich. „Ich nehme an, du bist Lothar.“ „Der bin ich. Und wer seid Ihr?“ „Mein Name ist Durmasuran.“ „Und was wollt Ihr von mir?“ „Dazu komme ich gleich. Ich hab läuten gehört, dass du meine Cousine retten willst. Stimmt das?“ „Ja das ist wahr. Denn ich hatte den Traum.“ „Dann solltest du mir jetzt genau zuhören. Am Tag des Rocs ist der gesamte Orden bei der Zeremonie versammelt. Dementsprechend werden die Wachen auch verstärkt sein. Du wirst Schwierigkeiten haben, unbemerkt reinzukommen.“ „Also eine Verkleidung.“

„Genau. Ich habe dir dieses Novizengewand mitgebracht. So kann ich dich als meinen Schüler ausgeben. Und wie sieht dein Plan aus?“ „Ich werde eine Leuchtkugel aus meiner Signalpistole abfeuern.“ „Wieso das denn?“ „Es ist ein Signal. Damit weiß meine Patentante, dass sie den Befehl zum Angriff geben soll. Sowie Shina Fay, den Befehl erteilt hat, wird ein Boomer, der in der Krabbenbucht getaucht wartet, eine Rakete abfeuern. Sowie diese auf dem Platz einschlägt, werden vom Flugzeugträger „Katja“ aus ein Geschwader F14- und ein Geschwader F18-Jäger starten und ein hübsches Bombardement veranstalten.“ „Der Name Shina Fay sagt mir was.“, sagte Durmasuran. „Sie ist nicht zufälligerweise die Königin von Eteria?“ „Doch. Sie wird die Rebellen im Kampf gegen den Orden unterstützen.“ „Das sind doch mal gute Nachrichten.“

Gegen Abend traf sich Lothar mit Sabia und Aaron. „Ich habe einen Elf namens Durmasuran getroffen. Er hat mir dieses Novizengewand mitgegeben.“ „Ich kenne Durmasuran. Er ist Dalilas Cousin. Und als solcher ist er absolut vertrauenswürdig. Aaron und ich werden uns den Kämpfern der Rebellion anschließen. Jetzt hängt alles von dir und Durmasuran ab. Viel Glück.“, sagte Sabia und drückte Aaron ganz fest. „Pass auf dich auf mein Junge.“ „Mach ich, Aaron.“

Am nächsten Morgen holte Durmasuran Lothar ab. „Du wirst deinen Namen ändern müssen. Der Orden lässt dich überall suchen. Sie wissen, dass du hier bist. Aber sie wissen nicht, was du vorhast.“ 286

„Wenigstens das. Aber ich schätze, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der Orden auch das weiß. Spione lauern doch überall.“ „So sieht’s mal aus. Also: Dein neuer Name ist Shamon. Hast du das kapiert?“ „Na sicher.“ „Gut. Dann lass uns aufbrechen. Hast du deine Signalpistole dabei?“ „Was denkst du?“ „Du hast sie.“ „Genau. Ohne die geh ich nicht einen Schritt. Wie soll ich Tante Shina Fay sonst das Signal geben?“ „Gehen wir. Wir müssen auf dem Gelände sein, ehe die Wachen kommen. Waffen sind während der Opferzeremonie strengstens verboten.“

Als Lothar und Durmasuran die heilige Stätte erreichten, wartete der Hohepriester des Ordens am Eingang. „Durmasuran. Ich freue mich, dass du doch gekommen bist. Ich hatte schon Sorge, dass du dich weigern würdest. Und wen bringst du mit?“ „Ich bin Shamon. Durmasurans Schüler.“ „Ich freue mich sehr , einen neuen Ordens-Bruder in unseren Reihen willkommen heißen zu dürfen.“ „Freu dich bloß nicht zu früh, Freundchen.“, dachte Lothar. „Die Opferzeremonie ist zwar erst nächste Woche Samstag, aber schon heute werden wir unserem Gott, dem Vogel Roc huldigen. Denn wir haben eine Diebin gefasst, die in einem Lebensmittelgeschäft sämtliche Vorräte geraubt hat.“ „Verstehe. Und darauf steht die Todesstrafe.“ „Hach, du bist ja sehr scharfsinnig, Shamon.“ „Sag mal Durmasuran, ist der Hohepriester etwa ein warmer Bruder?“, raunte Lothar seinem Begleiter zu. „Vom allerfeinsten.“

Schließlich war der Tag des Vogel Roc gekommen. Überall auf dem weitläufigen Gelände patrouillierten Soldaten. Auch an den Eingängen waren Wachen postiert. Sämtliche Anhänger und Geistliche hatten sich auf dem Gelände versammelt. Ein Fanfarensignal ertönte und kündigte das Eintreffen der Prozession an, die Lothar, Sabia und Aaron in der vorigen Woche begegnet war. Der Elf aus Eteria war nun besonders aufmerksam. Als er die Prozession sah, knuffte er Durmasuran in die Seite. „Da sind diese erbärmlichen Rotzlutscher. Aber warte bis heute Nacht, dann wird den Brüdern das Lachen schon noch vergehen.“ „Daran zweifle ich keine Sekunde.“

Lothar fiel ein Wagen auf, auf dem man eine Elfe angekettet hatte. Shina Fays Patenkind erkannte sie sofort. Es war Dalila. Sie hatte blondes, bis zu ihren üppigen Brüsten reichendes Haar. Ihre schönen braunen Augen zogen den königlichen Flottendesigner Eterias in ihren Bann. Auch der schlanke Elfenkörper, sowie das hübsche ovale Gesicht mit den sinnlichen Lippen und der hübschen Nase hatten durchaus ihre Reize. Auch die für eine Elfe typischen spitzen Ohren fehlten nicht. Bekleidet war Dalila mit einem Oberteil aus braunem Leder. An ihrem Unterarmen trug sie zwei Armschienen aus Messing, 287

die auf zwei Armstulpen aus Leder aufgeklebt waren. An ihrer rechten Schulter trug sie einen Schulterreif aus Messing. Ihre Scham war durch einen Rock aus demselben Leder bedeckt, aus dem auch das Oberteil bestand. Ihre Füße steckten in Stiefeln, die ebenfalls aus demselben Leder wie Rock und Oberteil gefertigt waren. Ihre Waffen, ein Kompositbogen aus Akazienholz und und ein Köcher aus schwarzen Leder, sowie ein Speer lagen schon auf dem Scheiterhaufen, auf dem Dalila verbrannt werden sollte.

„Was passiert jetzt?“, fragte Lothar Durmasuran. „Meine Cousine wird in das Haus zu unserer Rechten gebracht. Dort bleibt sie bis zum Einbruch der Dunkelheit.“ „Am liebsten würde ich jetzt schon die Leuchtkugel abfeuern.“ „Wir müssen bis zur Dunkelheit warten. Denn jetzt sind die Wachen und die Ordens-Leute sehr aufmerksam.“

Als die Dunkelheit hereinbrach, wurde Dalila von zwei Ordens-Priestern zum Opferaltar geführt, auf dem der Scheiterhaufen stand. Lothar holte seine Signalpistole aus seinem Gewandsärmel. Die beiden Priester banden Sabias Protegé an einen Pfahl, der auf dem Scheiterhaufen fixiert war. Ansgar, der Hohepriester trat nun, mit einer Fackel in der Hand, vor den Scheiterhaufen und wandte sein Gesicht der Menge zu. Dann breitete er seine Arme aus. „Vogel Roc! Gott aller Götter! Nimm dieses Opfer an, dass wir dir in aller Demut darbringen. Hilf uns, unsere Herrschaft...“ Weiter kam der Hohepriester nicht, denn Lothar riss den Arm mit der Signalpistole in die Höhe und feuerte die Leuchtkugel ab.

An Bord der „Katja“ hatte Kaitlyn die Leuchtkugel entdeckt. „Es ist soweit Shina Fay. Lothar hat die Leuchtkugel abgeschossen.“ Eterias Königin gab der U1 den Befehl zum Angriff. „TORA! TORA! TORA!“, sagte sie. An Bord der U1 hatte der Funker Shina Fays Befehl erhalten. Er eilte auf die Brücke und übergab dem Kommandanten die Nachricht der Königin Eterias. „Raketensilo Nummer 6 zum Unterwasserabschuss vorbereiten.“ Als die Rakete aufgetankt war, erhielt die U1 die Zielkoordinaten. Als diese eingegeben waren erteilte der Kommandant den Feuerbefehl. „Rakete Nummer 6 Feuer frei!“ Das Boot erzitterte als die Rakete ihren Silo verließ. Sie durchbrach die Wasseroberfläche und begann ihren tödlichen Flug.

Bei der Zeremonie starrten die Anhänger gebannt in den Himmel. Auch Ansgar klappte vor Erstaunen der Unterkiefer runter. Ein lautes Heulen wurde hörbar, als die Rakete im Anflug war. „Duck dich, Durmasuran. Die Rakete schlägt gleich ein.“ Die beiden Elfen warfen sich der Länge nach auf den Boden. Im nächsten Augenblick gab es eine laute Detonation. Die Rakete war in die dickste Traube von Menschen eingeschlagen. 288

Ein magisches Portal öffnete sich und Shina Fay erschien mit ihren Freundinnen auf der Bildfläche. Dieses Mal trug sie ihre Krieger-Kleidung. „Störenfriede! ERGREIFT SIE!!!!!!!!“ Ein Wachsoldat stürmte auf Eterias Königin zu, das Schwert zum Schlag über den Kopf erhoben. Doch damit hatte die Elfe gerechnet. Shina Fay trat dem Soldaten direkt in die Familienplanung. Mit einem Wimmern sank der Wächter auf den Boden. Lothars Patentante war rasch bei ihm und schnitt ihm mit ihrem Dolch die Kehle durch.

In Durcheinander, das nun herrschte, achtete niemand auf das neue Geräusch am Himmel. Es war ein Donnern, das von Shina Fays Jägern erzeugt wurde. Nur kurze Zeit später näherte sich von Osten die Staffel F14 und von Westen näherten sich die F18-Jäger. Als sie über der Opferstätte waren klinkten die Maschinen ihre Bomben aus. Eine Bombe traf das Haus, in dem Dalila untergebracht war. Die Wucht der Explosion ließ von dem Gebäude nur noch die Grundmauern übrig. Eine weitere Bombe, von einer F18 abgeworfen, traf das allerheiligste des Ordens. Der Tempel des Vogel Roc wurde durch die Explosion vollends zerstört.

Ansgar, der Hohepriester, glaubte nicht, was sich vor seinen Augen abspielte. Doch er sah Lothar mit schnellen, zielstrebigen Schritten zum Opferaltar eilen. Der Priester wusste, was das zu bedeuten hatte. Shina Fays Patenkind wollte Dalila retten. Doch das würde er, Ansgar, nicht zulassen. Als Lothar die Stufen emporgestiegen war, trat ihm der Hohepriester in den Weg. „Du wirst Dalila nicht retten, Shamon, oder wer immer du auch sein magst. Siehst du diese Fackel? Mit ihr werde ich das Opferritual vollziehen und Dalila dem Vogel Roc opfern.“ „Du wirst nichts dergleichen tun, du Blödmann.“

Ansgar und Lothar kämpften verbissen um die Fackel, bis Shina Fays Patenkind dem Hohepriester auf sein Hühnerauge am linken großen Fußzeh trat. Dieser ließ vor Schreck die Fackel fallen und der Saum seines Umhangs fing Feuer. Lothar nutzte die Gelegenheit und schnitt Dalilas Fesseln durch. Er hob die Elfe auf seine Arme und eilte mit ihr die Rückwärtige Treppe hinunter. „Du wirst nicht entkommen, Lothar, das schwöre ich“, hörte Lothar den Hohepriester noch sagen. „Mann, leck mich am Arsch! Schlappeduddel!“

Als Sabia sah, dass Lothar es geschafft hatte, Dalila zu retten, gab sie den ihr unterstellten Kriegern den Befehl zum Angriff. Wie eine Horde wild gewordener Berserker stürmten die Rebellen auf das Gelände und schickten jeden Ordenskrieger in die ewigen Jagdgründe, der es wagte sich ihnen in den Weg zu stellen. Ein paar wenigen Kriegern des Roc-Ordens gelang die Flucht. Sabia und Aaron ordneten den Rückzug an. In Roswell trafen sich Lothar, Sabia und Aaron wieder. 289

„Mann, du hast ja ein hübsches Feuerwerk veranstaltet, Lothar.“, sagte Aaron anerkennend. „Wie sieht es aus?“ „Ein Großteil der Ordens-Anhänger ist tot. Aber ein paar wenigen ist die Flucht geglückt.“ „Dann sollten wir von hier verschwinden. Gibt es einen kürzeren Weg zur Krabbenbucht?“ „Es gibt einen. Aber der ist sehr gefährlich.“ „Und wieso?“ „Weil er durch die Sümpfe des Todes führt.“ „Vielleicht können wir dort einige der Ordenskrieger in die Falle locken. Gibt es jemanden, der den Weg kennt?“ „Ich.“ Lothar fuhr herum. Vor ihm stand Dalila, die wieder zu sich gekommen war.

„Alles in Ordnung?“ „Ja alles Okay. Ich hab leider nicht allzu viel mitbekommen. War ja betäubt. War aber ein hübsches Feuerwerk. Das dumme ist nur, dass unser König auch der Vorsitzende des Ordens ist. Wenn er erfährt, was passiert ist, wird er dich für vogelfrei erklären. Dann darf jeder Sedenianer, der dich hier antrifft, töten.“ „Keine Bange. Ich setze so schnell keinen Fuß mehr auf sedenianischen Boden.“ „Anstatt hier Seifenopern zu quatschen, sollten wir lieber verschwinden. Da vorne kommen Ordens-Soldaten.“, sagte Sabia. „Da sind sie! Ergreift sie!“, schrie der Anführer. „Nichts wie weg.“

Die drei holten die Pferde und ritten davon. Lothar hatte Dalila vor sich in den Sattel gesetzt. Sie schafften es über die Brücke. „Wir müssen nach rechts.“, sagte Dalila und wies mit ihrem Finger in die entsprechende Richtung. Sabia riss ihr Pferd herum ritt los. Lothar folgte ihr, während Aaron die Nachhut bildete. Schon bald veränderte sich die Landschaft. Wo vorher noch Grasland zu sehen gewesen war, kamen nun Mangrovenbäume in Sicht. „Wir müssen absitzen und die Pferde führen. Ich gehe voran.“ Dalila bewegte sich leichtfüßig und war bald im Nebel verschwunden. Schon nach kurzer Zeit kam sie zurück. „Ich habe den Weg gefunden. Kommt!“

Lothar folgte als erster, dahinter Sabia, dann Aaron. Schließlich kamen sie an eine Weggabelung. „Wohin jetzt?“ „Nach rechts. Der linke Weg ist eine Sackgasse. Am Ende ist nur ein großes Sumpfloch.“ Dalila ging wieder voran und führte ihre Gefährten tiefer in den Sumpf hinein. An einer weiteren Weggabelung blieb Dalila stehen. „Wohin dieses Mal?“, fragte Lothar. „Nach links. Rechts geht es zur großen Banshee.“ Dalila ging voran. Die anderen folgten. Schließlich gelangten sie an eine dritte Weggabelung. „Und wohin müssen wir jetzt?“, fragte Lothar. „Geradeaus. Es sei denn, du bist erpicht darauf, von einem Sumpfbasilisken gefressen zu werden, oder von Medusa der Gorgone in Stein verwandelt zu werden.“ „Danke, kein Bedarf.“

Dalila erwies sich als sehr geschickt, denn sie hatte die anderen noch vor Einbruch der Dunkelheit durch den Sumpf geführt. 290

„Hoffentlich haben wir diese Brüder abgehängt.“, sagte Lothar. „Einen Teil vielleicht. Die Kavalleristen werden um den Sumpf herumreiten müssen. Pferde sind Fluchttiere. Aber die Fußsoldaten werden durch den Sumpf marschieren wollen.“ „Was hat es eigentlich mit dieser großen Banshee auf sich, von der du vorhin gesprochen hast, Dalila?“ „Die große Banshee ist sehr gefährlich. Keiner, der je ihr Reich betreten hat, ist je zurückgekehrt. Und wer ihr entkommen konnte, war für den Rest seines Lebens ein gebrochener Mann.“ „Wie sieht sie denn aus?“

„Ich habe sie bisher nur einmal gesehen.“, sagte Dalila. Ein Blitz schlug in den Boden ein. Lothar der den Kopf weggedreht hatte, sah nun etwas genauer hin. Vor ihm stand eine Frau. Sie hatte weiße, bis zu ihren Hüften reichende Haare und braune Augen. Ihre Haut glich der Farbe des Mondes. Ein schlanker Körper, sowie das hübsche ovale Gesicht mit den sinnlichen Lippen und der hübschen Nase rundeten den ersten Eindruck ab. Auch ihre üppigen Brüste waren nicht zu verachten. Nackt, so wie sie erschaffen worden war, stand die große Banshee vor den Gefährten. „Bist du die große Banshee?“, fragte Lothar gerade heraus. „Ja. Ich bin die große Banshee. Und ich bin gekommen, um dich zu warnen, Lothar.“ „Warnen? Wovor?“ „Sagen wir besser, vor wem. Ganondorff, der Hauptmann der königlichen Garde hat deine nette Überraschung überlebt. Er hat dir ewige Rache geschworen. Er wird nichts unversucht lassen, um dich zu töten.“, sagte die große Banshee mit einer wunderschönen, süßen Stimme. „Lass mich raten, du bist in der Lage mir Ganondorff vom Hals zu halten.“ „Du sagst es.“ „Nenn mir deinen Preis.“ „Wer hat etwas von einem Preis gesagt?“ „Wer gibt etwas ohne Preis?“

„Große Banshee. Lass ab von ihm. Ich bitte dich.“ „Dalila. Ich weiß längst, dass Lothars Herz dir gehört. Du brauchst keine Angst zu haben, dass ich ihn mit in mein Reich nehme. Aber Lothar hat Recht. Umsonst ist meine Hilfe nicht.“ „Hab ichs doch gewusst. Also was forderst du als Gegenleistung?“ „Nur, dass ich mit dir hier und jetzt Sex haben darf. Du sollst mir deinen Samen schenken.“ „An der Sache ist doch was faul.“ „Du bist nicht auf den Kopf gefallen Lothar. So höre mich. Eure Flucht ist nicht unbemerkt geblieben. Eine Kavallerie-Einheit und eine Einheit Infanterie ist euch gefolgt. Die Kavallerie reitet um den Sumpf herum, während die Infanteristen so töricht waren, den Sumpf zu durchqueren. Sie haben sich allesamt verlaufen. Drei sind im Sumpfloch versunken. Vier hat sich der Sumpfbasilisk geholt und noch einmal drei sind Medusa zum Opfer gefallen.“ „Und wie viel haben dein Reich betreten?“ „Fünf von ihnen, sind zu mir vorgedrungen. Ich habe sie alle in den Sumpf gezogen und für immer verschwinden lassen. Ich habe dir und den anderen geholfen. Weil ich den Orden hasse. Einem der Priester habe ich es zu verdanken, dass ich als Geist 291

in diesem stinkigen Sumpf ausharren muss. Nur ein Elf mit reinem Herzen, kann mich erlösen, indem er mir seinen Samen schenkt.“ „Wer garantiert mir, dass du mir nicht was aufs Ohr erzählt hast?“ „Ich bürge für sie. Die große Banshee ist nämlich meine Mutter.“, sagte Sabia. Lothar glaubte sich verhört zu haben. „Kannst... du das... nochmal wiederholen?“ „Die große Banshee ist meine Mutter. Und ihr Name ist Jekaterina. Du hast fast den ganzen Roc-Orden ausgelöscht. Und durch diese Tat hast du dir das Wohlwollen der großen Banshee gesichert.“ „Du hast meine Tochter gehört. Glaubst du mir nun?“ „Glauben ja. Aber ich bin immer noch skeptisch. Wer garantiert mir, dass du mich nicht unfruchtbar machst?“ „Ich könnte es tun. Das würde ich aber nur, wäre ich dir übel gesonnen. Aber du hast den Priester getötet, der mich verflucht hat. Deshalb werde ich dir Fruchtbarkeit bis ins hohe Alter schenken.“ „Na wenn das so ist.“

Während Aaron Wache hielt zogen Sabia und Dalila Lothar die Hose aus und bearbeiteten sein bestes Stück nach allen Regeln der Kunst. Danach setzte sich die große Banshee auf seinen Schoß und führte das Glied des Elfen in ihre Scheide ein. Ganz langsam ließ sich die Banshee an Lothars bestem Stück heruntergleiten. Als er bis zum Anschlag in ihr drinsteckte, sprach Sabias Mutter einen Fruchtbarkeitszauber, der bis in Lothars Knochen drang. Danach fing die große Banshee an, auf Lothar zu reiten. Zuerst ganz langsam, doch mit jedem Stoß steigerte sich ihre Lust und sie intensivierte das Tempo. Und schließlich explodierten Banshee und Elf in einem gemeinsamen Orgasmus, der Sabias Mutter von ihrem schrecklichen Fluch befreite. Ein Wesen, hässlicher, als alles was Lothar bisher gesehen hatte, fuhr aus dem Körper der Erlösten und flog in Richtung Sumpf davon.

Am nächsten Morgen ging die Reise weiter. Sabias Mutter Jekaterina hatte sich der Gruppe angeschlossen. Am Mittag hatten sie die Stadt Okart erreicht. Corey und Jinx, die beiden Echsenreiter, warteten am Stadttor. „Mein lieber Scholli, das war aber ein hübsches Feuerwerk, dass du da veranstaltet hast.“, sagte Jinx. „Das war schon recht brauchbar, aber Eteria steht noch der Krieg mit Iberia bevor.“ „Sollte wohl die Generalprobe dafür sein.“ „Wer weiß.“ „Hier in Sedenia wird jetzt ein politischer Umbruch stattfinden.“, sagte Sabia. „Und was macht dich da so sicher?“ „Überleg doch mal. Unser König hat durch deine nette, kleine Überraschung den Rückhalt seines Ordens verloren. Du hast fast die gesamte Regierung geplättet. Die Rebellen sind jetzt in der Oberhand und können den König stürzen.“ „Da wäre ich gerne noch mit dabei. Und wie ich meine Patentante kenne, wird sie auch gerne dabei sein wollen.“ Jekaterina sah Lothar fragend an. „Shina Fay, die Königin Eterias, ist meine Patentante.“ „Ich würde sie gerne kennenlernen, Schatz.“, sagte Dalila. 292

„Würde mich nicht wundern, wenn sie gleich hier auftaucht.“ Und wie um Lothars Worte zu unterstreichen stand Shina Fay vor ihrem Patenkind und denn anderen. Dieses Mal trug sie ein dunkelrotes Kleid mit goldenen und silbernen Stickereien und ihre weißen Sandaletten mit den goldenen Ornamenten. „Wie ist denn der Stand der Dinge, Lothar?“ „Wir haben fast die gesamte sedenianische Regierung ausradiert. Ein paar Militäreinheiten existieren noch. Aber die Rebellen dürften nicht allzu große Probleme haben.“ „Ich denke, es ist Zeit für das große Finale.“, sagte Jinx. „Du meinst den Sturz eures Königs?“ „Allerdings. Es ist Zeit, dass meine Tochter Sabia das bekommt, was ihr rechtmäßig zusteht.“ „Moment, heißt das, dass Sabia eine Prinzessin ist?“ „So ist es. Bis zu dem Tag, an dem ich von Ansgar verflucht wurde, war ich die Königin Sedenias. Nur mit Hilfe dieser Kröte von Hohepriester gelang es König Gerolf den Thron erst zu erringen.“ „Tante?“ „Wir haben etwas begonnen, also bringen wir es zu Ende.“

In Sedenias Hauptstadt Escoriasa stand der König auf dem Balkon, von dem aus er zu seinem Volk gesprochen hatte. Sein Kanzler kam zu ihm. „Hoheit, ich bringe schlechte Nachrichten. Unser Plan, Sabia bei der Opferzeremonie zu töten ist leider fehl geschlagen.“ „Wie konnte das passieren?“ „Lothar. Der Angriff während der Opferzeremonie war sein Werk. Er hat damit seiner Patentante, der Königin Eterias ein Zeichen gesandt. Sie hat den Angriff mit der Rakete und den Bombern befohlen.“ „Das heißt, Shina Fay hat die Rebellen unterstützt.“ „Ja, mein König.“ „Und jetzt?“ „Das Volk hat sich erhoben. Ihr müsst fliehen, solange Ihr noch Zeit dazu habt.“ „Und Sabia den Thron kampflos überlassen? Auf gar keinen Fall.“ „Hoheit, wenn Ihr bleibt, wird man euch lynchen.“ „Ich habe Sabias Mutter den Thron gestohlen, ich werde nicht zulassen, dass ihre Tochter darauf Platz nimmt.“ „Ganz wie Ihr wollt, mein König. Aber ich werde nicht eine Sekunde länger an eurer Seite weilen.“, sagte der Kanzler. „DU BLEIBST! Du bist mir durch deinen Eid verpflichtet, vergiss das nicht Gisdol.“ „Der Eid hatte nur solange Gültigkeit, solange eure Macht nie in Gefahr war. Jetzt, da der Roc-Orden nicht mehr existiert, habt Ihr den Rückhalt verloren. Ich werde Sedenia verlassen. Gehabt euch wohl, König Gerolf.“

Als der König in den Thronsaal zurückkehrte, sah er Jekaterina auf dem Thron sitzen. Die einstige Königin trug ein smaragdgrünes Kleid mit aufgeklebten Diamanten, die einen Fächer bildeten. „RUNTER VON MEINEM THRON!!!!!!“, schrie König Gerolf Sabias Mutter an. „Dein Thron? Deine Zeit ist abgelaufen, du mieser kleiner Kröterich.“ „DER THRON GEHÖRT MIR!!!!!“ „Oh nein. Wenn einem der Königsthron Sedenias gebührt, dann meiner Tochter. Du wolltest sie töten. Doch dein Plan ist misslungen. Armer Gerolf. Das menschlichste wäre, dich sofort zu töten und dich von deinem seelischen Leiden 293

zu erlösen. Ich könnte dir mit gleicher Münze heimzahlen, was du mir angetan hast. Doch ich bin nicht länger die Königin. Meine Tochter soll entscheiden, wie mit dir verfahren werden soll.“ „SABIA IST NICHT KÖNIGIN! ICH BIN DER RECHTMÄßIGE KÖNIG!!!!!“ „Willst du dich ernsthaft mit mir darüber streiten, wer Ansprüche auf die Regentschaft über Sedenia geltend machen darf? Das Rad der Geschichte hat sich gegen dich gedreht.“

König Gerolf wollte zu einer Erwiderung ansetzen, als Sabia neben ihre Mutter trat. Im Gegensatz zu ihrer Mutter trug sie ein nachtblaues Kleid mit goldenen und silbernen Sternen darauf. Dazu trug sie weiße Sandaletten mit goldenen Ornamenten. Auf ihrem Kopf trug sie die Königskrone Sedenias. „Wie kannst du es wagen MEINE Krone zu tragen?“ Sabia wollte etwas erwidern, doch Shina Fay kam ihr zuvor. „Ein König, der seinen Thron nur durch Raub errungen hat, ist kein rechtschaffener König.“, sagte sie. „Ich bin rechtschaffener als Ihr alle zusammen.“ „So, jetzt hab ich mir den Schwachsinn ja wohl lange genug angehört. Kenn viele, die was im Kopf haben. Aber was du hier treibst, mit deiner scharfen Blume am Hütchen, übertrifft alles, was ich kenne.“, sagte Lothar. „Wie meinst du das?“ „Du hast zig Leute umlegen lassen, durch deinen ausgekotzten Spargel da. Und das seltene Exemplar nehme ich auch mit nach Endor. Aber mit dir werde ich hier schon abrechnen, denn für dich wär ja schon die Luftfracht zu schade.“ „Du, du. Du bist doch jetzt schon ein toter Mann. Ekelhafter Elf.“ „Warum legen wir den Elf aus Eteria nicht gleich hier um?“, fragte Ganondorff, der den Raum betreten hatte. „Ja eben, genauso wie du Jeremias umgebracht hast, weil er wusste, was du für ein Schwein bist.“

Gerade, als die Situation zu eskalieren drohte, erschien Kaitlyn auf der Bildfläche. Die Dunkelelfenprinzessin sagte einen Moment lang nichts, sondern sah in die Runde, um sich zu vergewissern, dass sie die ungeteilte Aufmerksamkeit der versammelten Menge besaß. „Gerolf, Sabia. Bevor ihr zwei Dickschädel euch jetzt gegenseitig die Köpfe einschlagt, wer denn nun auf dem Thron von Sedenia sitzt, finde ich, dass es nur rechtens wäre, wenn die Bevölkerung diese Entscheidung träfe.“, sagte sie. „Das soll wohl ein schlechter Scherz sein.“ „Das ist kein Scherz.“ „Ihr habt keine Ahnung, was passiert, wenn das Volk bestimmen darf, wer es regiert.“ „Sagt Ihr es mir Gerolf.“, sagte Kaitlyn. „Wenn das Volk von Sedenia darüber entscheiden darf, wer auf dem Thron sitzt, dann wird es sich für Sabia entscheiden. Aber so wie seinerzeit ihre Mutter Jekaterina, wird auch die Tochter das Volk zu sehr verhätscheln. Oh nein. Das Volk braucht einen Herrscher mit einer starken Hand. Und der bin ich.“ „Erzähl mir nichts aufs Ohr, du Schwachkopf.“ Kaitlyn verschaffte sich mit einer energischen Geste Gehör. 294

„Ist jetzt bald mal Schluss?“, fragte sie scharf. „Mach doch nicht so einen Wind.“ „Hüte deine Zunge, Gerolf. Du bist nicht in der Position mir zu drohen.“ „Du machst mir keine Angst.“, sagte Gerolf, in der Hoffnung Kaitlyn zu beeindrucken. Doch es gelang ihm nicht. „Du kannst mich nicht einschüchtern, Kröterich.“ „Hast du eine Ahnung, was ich alles tun kann.“

In der Zwischenzeit hatte einer der Gardisten seinen Säbel gezogen und wollte diesen Kaitlyn in den Rücken stoßen. Doch Lothar hatte dies bemerkt und sich eine scharfe Brennschere geschnappt. „Na nu Klick. Und Klack. Ja ha, die Nagelschere macht auch Tortensäbel kürzer.“, sagte er und schnitt zwei Mal einen Teil der Klinge ab. Der Soldat schaute etwas dumm aus der Wäsche, nur um sich im nächsten Augenblick einen Schlag ins Gesicht einzufangen. Ein weiterer Soldat wollte sich auf die Dunkelelfenprinzessin stürzen, doch Lothar fing auch ihn ab. Er verpasste dem Gardisten einen Schlag in die Magengrube und anschließend einen Kinnhaken, der ihn auf eine Dekofigur beförderte. Dann schnappte sich Shina Fays Patenkind die Figur und kippte sie nach vorne weg, sodass der Soldat durch die Luft flog und auf einem erkalteten Fackelträger landete. „Komm her aus dir Armleuchter mach ich nen Wandleuchter!“, sagte er.

Als nächstes nahm sich Lothar Ganondorff, den Hauptmann der Garde vor. Er verpasste ihm eine Ohrschelle, die ihn von den Beinen holte. „Na, Schnauze voll?“, fragte Lothar süffisant. Kaitlyn war unterdessen auf den Balkon des Palastes getreten und sah nun auf die gewaltige Menschenmenge, die sich auf dem großen Platz versammelt hatte. Sie breitete ihre Arme aus und verschaffte sich so die Aufmerksamkeit des Leute. „Volk von Sedenia. Heute ist es an euch eine Wahl zu treffen. Ihr sollt entscheiden, wer das Land regieren soll. Wer von euch wünscht sich weiterhin König Gerolf?“ Ein lautes Buhen ertönte aus der Menge. „Und wer von euch will, dass Sabia, Jekaterinas Tochter die Krone Sedenias trägt?“ Lauter Jubel brandete auf. „Dann soll es so sein. Ihr habt entschieden.“, sagte Kaitlyn.

„Da hörst du es Gerolf. Das Volk will statt dir meine Tochter auf dem Thron sehen.“ „Deshalb war ich ja auch dagegen, dass die Bevölkerung darüber bestimmen darf, wer auf dem Thron sitzt.“ „Zu dumm, dass meine Freundin Kaitlyn euren Einwand ignoriert hat.“, sagte Shina Fay. „Wenn Ihr euch nicht eingemischt und euch auf die Seite der Rebellen geschlagen hättet, dann würde ich Sedenia immer noch regieren.“ „Hätte, wäre, wenn. Fakt ist, Ihr seid als König abgesetzt.“ „Noch gebe ich den Thron von Sedenia nicht auf. Ich werde bis zum bitteren Ende darum kämpfen.“, sagte Gerolf. Jinx und Corey nahmen ihn in die Mitte und sahen ihn grimmig an. Der einstige König sah mit angst erfülltem Blick 295

von einem zum anderen. „Ihr denkt doch wohl nicht, dass die Sache damit erledigt ist?“ „Oh Nein.“, sagte Corey. Jinx sagte ebenfalls „Nein.“ Dann schlugen beide zugleich zu und verpassten Gerolf eine doppelte Kieferquetsche.

„Was machen wir mit ihm?“, fragte Sabia. „Wir sollten ihn hinrichten.“ „Dann wäre ich nicht besser, als er. Und das will ich nicht.“ „Vertreibung kommt aber auch nicht in Frage. Denn sonst kommt er zurück und nimmt blutige Rache.“, sagte Lothar. „Also doch den Tod.“ „Man darf dich aber nicht mit dem Tod von diesem Scheusal in Verbindung bringen, mein Kind.“ „Deine Mutter hat Recht, Sabia. Man darf Gerolfs Leiche nicht finden.“ „Dann bleibt nur noch eines übrig. Die Insel im Krokodilfluss.“ „Und da muss er erst mal hinkommen.“, sagte Jinx. „So machen wir es.“, entschied Sabia. „Dein erster Staatsbesuch als Königin sollte dich aber nach Eteria führen. Denn dort wartet eine Überraschung auf dich, die dich staunen lässt.“

Nach zwei Tagen brachte man den abgesetzten König an den Krokodilfluss, an dessen Ufer ein Kanu lag. „Wenn du es schaffst, lebend auf der Insel anzukommen, dann erlaube ich dir, dich in ein kleines Häuschen zurückzuziehen. Fern von den Sorgen der Macht. Wenn du es nicht schaffst, dann ist es aus mit dir.“, sagte Sabia. „Miststück!“ Shina Fay war blitzschnell zur Stelle und hielt Gerolf einen Dolch an die Kehle. „Wenn du nicht sofort in das Kanu steigst und los paddelst, lasse ich dich wie einen Hasen ausbluten.“

Widerwillig stieg der einstige Herrscher Sedenias in das Kanu. Corey und Jinx schoben es ins Wasser. Gerolf fing an zu paddeln. Er paddelte so schnell wie möglich, um es rasch zur Insel zu schaffen. Doch der Ex-König machte den Fehler, nicht auf die Geräusche zu achten, die er dabei verursachte. Um so verblüffter war er, als sich unter ihm die Fluten teilten und der gewaltige Kopf eines 6,20 m langen Leistenkrokodils auftauchte. Das Reptil schnappte an der Stelle zu, an der der König saß und riss diesen mit in die Tiefe. „Damit endet die Ära König Gerolf.“, sagte Lothar. „So ist es.“

Jinx und Corey begleiteten Lothar, Dalila und Sabia noch bis zum Strand der Krabbenbucht. Dort hieß es dann Abschied nehmen. Am Strand wartete wie von Lothar gewünscht der Sea King. Shina Fay stand am Waldrand und wartete auf die Freunde. „Ich danke dir für alles, was du getan hast. Ohne deine Hilfe, wären wir den Roc-Orden und König Gerolf nie los geworden.“, sagte Sabia. „Ist nicht der Rede wert. Sag deiner Mutter ganz liebe Grüße von mir.“ „Das mach ich. Lebe frei.“ „Herrsche gut. Und wenn du mal wieder meine Hilfe brauchst, dann lass es mich wissen.“ Shina Fay und Sabia umarmten sich und hielten einander fest. „Du bist die beste Freundin, die sich eine Königin wünschen kann.“, 296

sagte Sabia zu Shina Fay. Corey wollte gerade etwas sagen, doch plötzlich brach sich sein Blick und der Echsenreiter fiel der Länge nach mit dem Gesicht zuerst auf den Boden. In seinem Rücken steckte ein Pfeil, dessen Federn vom Vogel Roc stammten. Ganondorff trat aus dem Dickicht. „Jetzt seid Ihr dran. Ihr glaubt doch wohl nicht, dass ich zulasse, dass Sabia auf dem Thron sitzt, der eigentlich König Gerolf gebührt hat.“, sagte er und legte einen weiteren Pfeil in seinen Bogen. Damit zielte er nun auf Shina Fay. „Ihr seid die nächste. Denn durch euer Eingreifen hat unser Orden die Macht in Sedenia verloren.“

„Du stinkst ja geradezu vor Überheblichkeit, Du Pappnase!“, sagte Shina Fay mit einem süffisanten Lächeln. Ganondorff kochte vor Zorn. Doch plötzlich wich alle Farbe aus seinem Gesicht und sein Blick brach sich. In seinem Brustkorb steckte auf Höhe des Herzens ein Dolch. Es war Dalila, die die Waffe geworfen hatte. „Der Kerl ging mir mit seinem dummen Geschwätz ganz schön auf die Nerven.“ „Glaubst Du mir nicht? Aber ich frage mich, warum nur Elfen dem Vogel Roc geopfert wurden.“ „Weil wir die zahlenmäßig stärkste Rasse in Sedenia sind.“,sagte Sabia. „Also eine systematische Vernichtung.“ „Im wahrsten Sinne des Wortes.“

Schließlich war es Zeit aufzubrechen. „Leb wohl, Dalila. Ich werde dich vermissen.“, sagte Lothar. „Was heißt „Leb wohl“? Ich werde mit dir nach Eteria gehen.“ „Wollt Ihr zwei Turteltauben hier Wurzeln ziehen oder was? Zeit nach Hause zu fahren.“, sagte Shina Fay, die schon am Hubschrauber stand. Lothar und Dalila stiegen in den Sea King und Shina Fay schloss die Tür. Der Hubschrauber hob ab und drehte dann in Richtung offener See, wo der Flugzeugträger vor Anker lag und wartete.

Während der Heimfahrt zeichnete Lothar einen neuen Entwurf für ein neues U-Boot. Das Boot sollte 108,65 m lang und 5,18 m breit werden. Seine Verdrängung sollte über Wasser bei 2.607 Tonnen, getaucht bei 3.688 Tonnen liegen. Die Höhe des neuen U-Boot-Typs sollte 9,3 m betragen. Der Antrieb sollte aus zwei Dieselmotoren mit einer Leistung von 4.700 PS und einem Elektromotor mit einer Leistung von 1.700 PS bestehen. Die Höchstgeschwindigkeit sollte aufgetaucht bei 17,75 Knoten, getaucht bei 6,5 Knoten liegen. Die Reichweite sollte bei 21.000 sm liegen, wenn das Boot 16 Knoten lief. Die maximale Tauchtiefe des neuen U-Bootes lag bei 100 m. 101 Mann Besatzung waren für diesen U-Boot-Riesen vorgesehen. Vorne am Bug waren sechs Torpedorohre vorgesehen, ebenso wie 19 Torpedos, die das Boot mitführen konnte. Dazu kamen noch eine Bordkanone mit einem Kaliber von 14 cm und ein kleines Seeflugzeug. Der Kommandoturm sollte wieder in der Mitte des Rumpfes angebracht werden. In 297

den Turm sollte noch ein kleiner Hangar integriert werden, in dem das Bordflugzeug untergebracht werden sollte, und den man verschließen konnte, sobald das Boot tauchte. Die Bordkanone sollte auf dem Kommandoturm postiert werden.

Zurück in Eteria ging Lothar in Begleitung seiner Freundin Dalila zu Admiral Hirohito und zeigte ihm die Pläne für das neue U-Boot. Dieser sah sie sich an und nickte anschließend. „Hat deine Patentante die Pläne schon gesehen?“, fragte er dann. „Auf der Rückfahrt von Sedenia.“ „Und was sagt sie?“ „Sie ist begeistert. Ich denke, dass wir eigentlich stark genug sind. Einen Boomer werde ich noch entwerfen, dann habe ich meinen Teil erfüllt.“ „Du denkst jetzt schon ans Aufhören?“ „Warum nicht? Ich hab jetzt eine Freundin. Und da kann ich nicht nur an die Arbeit denken.“ „Wohl wahr. Deine bessere Hälfte ist sehr hübsch. Du hast wirklich Geschmack, was Frauen angeht.“

Im Regierungspalast grübelte Shina Fay darüber nach, wie sie sich auf Dauer, das Wohlwollen Sabias, der neuen Königin Sedenias sichern konnte. Arteya, die Amazone kam zu ihr. „Du siehst aus, als ob du über etwas nachdenkst.“ „Seit ich aus Sedenia zurück bin, tu ich nichts anderes.“ „Und worüber denkst du nach?“ „Ich habe in Sedenia für einen politischen Umbruch gesorgt, als ich den Angriff während der Opferzeremonie des Roc-Ordens befohlen habe. Dank meiner Unterstützung sitzt nun Sabia, eine Waldelfe aus den Wäldern Sedenias, auf eben diesem Thron. Ich will mir ihr Wohlwollen auf Dauer sichern und Sedenia als Verbündeten gewinnen.“ „Darf ich dir einen Rat geben?“ „Ich bin für jeden Vorschlag dankbar.“ „Bau ein Kriegsschiff für Sedenia. Am besten eines mit starker Feuerkraft und hoher Geschwindigkeit.“ „Du meinst so ein Schiff, wie unser Flaggschiff?“ „Genau. Und dann soll Sabia jemanden auswählen, der dann bei Lothar in die Lehre geht, damit er dann in Sedenia am Aufbau einer schlagkräftigen Marine mitwirken kann.“ „Gute Idee.“

In Altamira war unterdessen der neue Flugzeugträger fertig geworden. Auf Shina Fays Wunsch hin hatte man das Schiff auf den Namen „Sabia“ getauft. Nun musste es nur noch von seiner Taufpatin, der Königin Sedenias, in einer feierlichen Zeremonie, seinem Element übergeben werden. Zur gleichen Zeit wurde auf der Werft in Trondheim mit dem Bau des ersten neuen Schlachtschiffes für die sedenianische Marine begonnen.

In Endor wollte Shina Fay gerade zu ihrer Reise nach Altamira aufbrechen, als der Haushofmeister einen Gast meldete. „Meine Königin, Königin Sabia von Sedenia bittet um die Gnade einer Audienz.“, sagte er. „Lass sie eintreten.“ „Sehr wohl, Mylady.“ 298

Nur kurze Zeit später betrat Sabia den Thronsaal. Die Königin Sedenias trug ein rotes Kleid aus Satin mit vielen Diamanten darauf und schwarze Sandaletten mit silbernen Ornamenten. Die beiden Königinnen fielen einander in die Arme und hielten einander ganz lange fest. „Ich freu mich so, dass du hier bist.“ „Ich bin gerne her gekommen. Ich platze schon ganz vor Neugier, was deine Überraschung für mich ist.“ „Dann komm mit mir nach Altamira.“, sagte Shina Fay. „Tut mir leid, aber ich kann dir nicht ganz folgen.“ „Ich kann dir nur soviel verraten: Du hast die Ehre die Taufpatin unseres neuesten Flugzeugträgers zu sein.“

In Altamira war alles soweit vorbereitet. Einer der Werftarbeiter entdeckte die königliche Kutsche, die gerade die Werfteinfahrt passiert hatte und nun auf die Helling zufuhr, auf der der gigantische Flugzeugträger ruhte. „DIE KÖNIGIN KOMMT!!!!!“ Als die Kutsche stand, öffnete der Hauptmann der Fedeikin die Tür und Shina Fay stieg aus. Ihr folgte unmittelbar die Königin von Sedenia. Sabia sah sich um und staunte. Eine solche Armada an Kriegsschiffen hatte sie noch nie zuvor in ihrem Leben gesehen. „Gefällt dir, was du siehst?“ Sabia musste sich kurz schütteln um wieder in der Gegenwart anzukommen. „Du lieber Himmel. Ist das die so gefürchtete eterianische Marine?“ „Ein Teil davon. In unseren anderen Hafenstädten liegt der Rest der Flotte.“ Sabia folgte ihrer Freundin zu dem Schiff, das sie taufen sollte. Dort angekommen sah die Königin Sedenias, dass der Name mit Stoff verhüllt war. Auf einen Wink von Shina Fay wurden die Stoffbahnen entfernt und der Name des Trägers wurde lesbar. Sabia stockte der Atem, als sie ihren Namen auf dem Bug des Schiffes las. Schließlich fasste sie sich ein Herz und nahm die Sektflasche. „Ich taufe dich auf den Namen „Sabia“.“, sagte die Königin Sedenias und warf die Sektflasche gegen den Bug, wo sie wie vorgesehen zerbrach.

Unter den Klängen der eterianischen Nationalhymne glitt der neue Flugzeugträger ins Wasser. „Ich danke dir.“, sagte Sabia. „Das ist noch nicht alles. In unserer Hafenstadt Trondheim wartet ein Geschenk auf dich.“ „Ein Geschenk?“ Shina Fay nickte. „Du wirst staunen.“ Und während Shina Fay und Sabia auf dem Weg nach Trondheim waren, saß Lothar am Zeichenbrett und zeichnete die versprochenen Pläne für den letzten Boomer. Das Boot sollte eine Länge von 128,7 m und eine Breite von 10,6 m haben. Sein Tiefgang sollte 10,0 m betragen. Im aufgetauchten Zustand sollte der neue Boomer 8.080 Tonnen, getaucht 8.920 Tonnen verdrängen. Die Höchstgeschwindigkeit sollte bei 20 Knoten über, und bei 25 Knoten unter Wasser liegen. Die Tauchtiefe sollte bei 350 m liegen. 465 m waren maximal zugelassen. Zur Ausrüstung gehörten vier Torpedorohre mit einem Kaliber von 533 mm. 299

Das Boot konnte 18 Torpedos und 18 Flugkörper, sowie 16 ballistische Raketen mitführen.

Wie bei den beiden anderen Boomern war der Kommandoturm vorne am Bug angebracht und die Raketensilos hinten am Heck. Die Tiefenruder waren seitlich am Turm montiert. Das Seitenruder sollte hinten am Heck seinen Platz haben und auch als Schutz für die Schraube dienen. Auffällig war jedoch der Aufbau, auf dem der Turm und die Silos montiert waren.

In Trondheim war Shina Fay in Sabias Begleitung auf der Werft eingetroffen. Auf der Werft war ein Schiff im Bau. „Siehst du das Schiff dort? Noch ist es im Bau. Doch wenn es fertig ist, soll es deinem Land gehören.“ „Ist das dein Geschenk?“ „Du hast es erfasst. Und noch etwas. Ich möchte dich bitten, einen deiner talentiertesten Einwohner hierher nach Eteria zu entsenden, damit er bei meinem Patenkind alles über den Schiffbau lernt, damit du in der Lage bist, eine ebenso schlagkräftige Marine zu bauen, wie ich.“

Zurück in Endor traf sich Shina Fay mit ihrem Ehemann. Bei dieser Gelegenheit lernte Sabia Shina Fays Tochter Naytiri kennen. „Gott, deine Tochter ist ein Prachtstück.“, sagte Sabia. „Eifersüchtig?“ „Ein bisschen.“ Der Haushofmeister erschien. „Königliche Hoheit, der iberianische Botschafter, bittet um die Gnade einer Audienz.“ „HEREIN MIT IHM!!“ Der Botschafter Iberias betrat den Thronsaal. „Meine Königin, ich sage das nicht gern, aber ich muss darauf bestehen, dass die Königin Sedenias den Saal verlässt.“ „SIE BLEIBT!!“ „Wie Ihr wünscht.“ „Kommt zur Sache Botschafter, ich habe noch andere Termine.“ „Sehr wohl. Uns ist zu Ohren gekommen, dass Ihr an dem politischen Umsturz, der in Sedenia stattgefunden hat, beteiligt wart. Stimmen diese Gerüchte?“ „Und wenn schon, das geht euch nichts an.“ „Weitere Gerüchte besagen, dass Ihr Sedenia euer technisches Wissen zur Verfügung gestellt habt.“ „Das stimmt. Das bin ich meiner Freundin Königin Sabia schuldig.“ „Das war keine kluge Entscheidung von Euch, Königin Shina Fay. Sedenia ist neben Eteria Iberias ärgster Feind. Dass Ihr euch mit Königin Sabia angefreundet habt, ist aus menschlicher Sicht selbstverständlich euer gutes Recht. Politisch gesehen, ist dieses Bündnis, dass aus dieser Freundschaft hervorgegangen ist, in keinster Weise zu dulden.“ Sabia meldete sich zu Wort. „Ob deine Herrin, Königin Vivian unsere Freundschaft und damit auch unser Bündnis duldet oder nicht, kümmert mich ehrlich gesagt einen Dreck. Und es stimmt, dass es Shina Fay war, die den Rebellen im Kampf gegen meinen missratenen Vorgänger König Gerolf, zur Seite gestanden hat. Sag deiner Herrin, dass ihre Tage gezählt sind.“

„Ich würde dir gerne in dem bevorstehenden Krieg gegen Iberia helfen. 300

Aber ich muss meine Armee erst komplett neu aufbauen. Und das braucht seine Zeit. Es tut mir wirklich sehr leid. Aber in dieser Sache bist du auf dich allein gestellt. Hoffentlich bist du mir nicht böse, deswegen.“ Shina Fay lachte. „Wie könnte ich dir böse sein? Ich weiß, dass du bei null anfängst. Und hab keine Angst. Ich schaff das schon.“ „Dein Optimismus ist aber auch durch gar nichts zu erschüttern, Shina Fay.“ „Sabia, im Vergleich zu meiner Marine sind die Schiffe Iberias die reinsten Nussschalen. Zumindest ist mein Patenkind dieser Meinung. Er hält unsere Schiffe für unbesiegbar.“ „Wenn ich mir deine Flotte so ansehe, dann könnte Lothar durchaus Recht behalten.“

Schließlich waren auch die neuen U-Boote und auch die neuen Boomer fertig. Lothar konnte stolz auf seine Leistung sein. In Karthago, Iberias Hauptstadt, nahm man die Nachricht, dass Shina Fays Rüstungsprogramm ein vorläufiges Ende erreicht hatte, zwar mit Erleichterung zur Kenntnis, doch Königin Vivian wollte eine Entscheidung erzwingen. Kurzerhand ließ sie ein Dokument aufsetzen, in dem ihr Königreich dem großen Rivalen Eteria den Krieg erklärte. Ein Bote wurde nach Endor geschickt.

Dieser kam nach drei Tagen in Endor an. Der Haushofmeister meldete ihn. „Hoheit, ein Bote aus Iberia ist eingetroffen. Er hat eine Nachricht der Königin von Iberia für euch mitgebracht.“ „Lass ihn eintreten.“ „Sehr wohl, Mylady.“ Der Bote betrat den Thronsaal. Nach dem obligatorischen Hofknicks, der zum Protokoll gehörte, ließ ihn Shina Fay sein Anliegen vortragen. „Meine Königin, ich habe die traurige Pflicht, euch darüber zu informieren, dass unsere Königin sich dazu entschieden hat, euch den Krieg zu erklären. Sie hat bereits damit begonnen, eure Häfen zu blockieren.“ „Dann werde ich diese Blockade durchbrechen.“ „Wenn Ihr das tut, dann werden die Konsequenzen fürchterlich sein.“ „Na und? Königin Vivian will Krieg. Sie wird ihn auch bekommen!“

Nur kurze Zeit später kam es zum Eklat, der die Kriegshandlungen auslöste. Eine iberianische Fregatte brachte eine eterianische Brigg auf, beschlagnahmte die Ladung und setzte die Mannschaft fest. Shina Fays Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Sie befahl die Mannschaft und die Ladung zurückzuholen und ein weiteres Schiff auf die Reise zu schicken, das von einer bewaffneten Eskorte geschützt werden sollte.

Die Eskorte der Kogge bestand aus dem Schlachtkreuzer „Santa Catarina“, sowie Eterias Flaggschiff, dem Schlachtschiff „Shina Fay“. Der Kapitän der „Santa Catarina“ hatte den Befehl, die Kogge durch die eterianischen Hoheitsgewässer zu geleiten und eventuelle Angriffe der iberianischen Flotte abzuwehren. Sein Kollege an Bord der „Shina Fay“ hatte den Befehl erhalten, 301

Das Blockadegeschwader vor Santa Catarina ohne Warnung zu versenken. Als die iberianischen Schiffe in Schussweite waren, schwenkten die mächtigen 38-cm-Geschütze herum, und das 50.000 Tonnen schwere Schlachtschiff eröffnete das Feuer. Gleich die erste Salve erwischte drei Linienschiffe, darunter das Flaggschiff „Vivian“. Eine 38-cm-Granate hatte das Pulvermagazin getroffen. Der Schlachtkreuzer „Santa Catarina“ konnte sich zusammen mit der Kogge unbemerkt absetzen.

Auch in Altamira das gleiche Bild. Die iberianischen Schiffe waren den Kriegsschiffen Eterias hoffnungslos unterlegen. Genauso erging des den iberianischen Geschwadern, die die Häfen von Trondheim, Portimao und Catania blockierten. Nach nur einem Tag waren von 350 iberianischen Kriegsschiffen nur noch 45 übrig.

Am Morgen des zweiten Tages stellte Eterias schwerer Kreuzer „Dina“ eine iberianische Korvette, die eine eterianische Kogge verfolgte, die aus Sedenia kommend, ihren Heimathafen in Altamira anlief. Eine Salve aus den 20,3-cm-Geschützen des Kreuzers reichte aus, die Korvette zu versenken. Auch die „Raya“, Eterias zuletzt gebauter schwerer Kreuzer, konnte eine Versenkung aufweisen. Sie versenkte mit einer Salve die „Yggdrasil“, ein Linienschiff mit 74 Kanonen, und beschädigte Iberias neuestes Linienschiff, die „Astragard“ schwer. Der iberianische Vierdecker musste ganz schön was einstecken, ehe Admiral Collingwood den Befehl zum Rückzug gab. Nach zwei Tagen war der Krieg mit Iberia vorbei.

In Karthago, Iberias Hauptstadt schlug die Nachricht von der Niederlage gegen Eteria ein, wie eine Bombe. Das Volk hatte schon lange vor, die Regentin zu stürzen. Diese hatte ihren Untertanen mit dem Krieg gegen Eteria und der damit verbundenen Niederlage den entscheidenden Grund gegeben, eine Rebellion anzuzetteln. Ein wütender Mob sammelte sich in den Straßen und marschierte auf den Königspalast zu. Die Wachen waren bereits übergelaufen und würden nichts tun, um die Königin vor den Rebellen zu schützen. Nach Einbruch der Dunkelheit erreichte der Mob die Residenz der Königin.

Königin Vivian ahnte noch nichts von der Rebellion, bis sie Stimmen hörte, die auf den Thronsaal zukamen. Als der wütende Mob den Saal stürmte ahnte die Königin was los war. „WACHEN! SOFORT DIESE LEUTE FESTNEHMEN!!“, befahl sie. Doch keiner machte auch nur einen Finger krumm. „HÖRT IHR NICHT, WAS ICH BEFOHLEN HABE? IHR SOLLT DIESEN PÖBEL FESTNEHMEN!!!“ „Ihr befehlt uns nichts mehr. Eure Zeit ist abgelaufen. Ihr habt in einem sinnlosen Krieg tausende junge Männer, die noch ihr ganzes Leben vor sich hatten, 302

ohne mit der Wimper zu zucken, gnadenlos verheizt. Ihr seid zu weit gegangen. Wir dienen nur noch Herrschern, die die Spielregeln beachten, und die sich nicht auf Kosten anderer Königreiche bereichern.“ „Das ist Insubordination. Dafür werdet Ihr mir büßen!“ „Büßen wird nur eine. Und das seid Ihr!“ Vivian wusste, dass sie ihren Kopf nicht mehr würde retten können. Doch sie hatte noch ein Ass im Ärmel. „KINGSOR!“, rief sie.

Der Nekromant erschien auf der Bildfläche. „Was wünscht Ihr?“ „Töte Shina Fay und ihre Tochter. Heute noch!“ „Ich bedaure. Aber die Götter dieser Welt haben entschieden, dass Shina Fay in ihrer elften Prüfung gegen mich antreten muss. Sie weiß es noch nicht, aber ich werde mich unverzüglich nach Endor begeben und ihr diese Nachricht überbringen.“

In Eteria gab es in allen Städten und Dörfern riesige Feste und Siegesfeiern. So auch in Endor. Alle feierten den glücklichen Ausgang dieses Krieges. Bei einem Festessen im Palast nahm auch Königin Sabia zusammen mit ihre Mutter teil. Doch es war Dalila die den ersten Toast ausbrachte. In ihrer Hand hielt sie ein Glas mit erstklassigem Rotwein. „Trinken wir nicht nur auf den glücklichen Ausgang dieses Krieges und den damit einhergehenden heroischen Sieg von Eterias Marine. Trinken wir auf Shina Fay, Eterias Königin, die ihrer ärgsten Rivalin, Königin Vivian von Iberia stets furchtlos die Stirn geboten hat. Meine Freunde: Auf Königin Shina Fay!“ „AUF KÖNIGIN SHINA FAY!“

Später am Abend trat Shina Fay hinaus auf den Balkon. Sie wollte alleine sein. „Guten Abend Shina Fay!“, sagte eine ihr unbekannte Stimme. Die Königin Eterias fuhr herum. Vor ihr stand ein Nekromant. Doch es war nicht Sandro. Dieser Nekromant trug zwar dieselbe Kleidung, doch er trug im Gegensatz zum Nekromantenkönig keine goldene Krone auf dem Kopf, sondern nur eine aus grauem Stahl. „Wer seid Ihr, und was wollt Ihr?“ „Ich bin Kingsor. Ihr habt meinen einstigen König, Sandro als Verbündeten für die große Schlacht gewinnen können. Doch ob ihr diesen Tag noch erleben dürft, steht in den Sternen.“ „So und warum?“ „Königin Vivian, hat mir befohlen, euch und auch eure Tochter zu töten. Aber die Götter haben andere Pläne mit uns beiden. Ihr sollt gegen mich in eurer elften Prüfung antreten.“ „So sei es. Wir sehen uns bei der elften Prüfung. Wann immer das auch sein mag.“303



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