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Behind Reality

Hinter der Wirklichkeit
von

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10. Teufelsschlange

10. Teufelsschlange
 

Nach etlichen Straßenkreuzungen kommen wir endlich an einem kleinen Haus an, in das uns Freddy direkt hineinführt. Irgendwie habe ich ein komisches Gefühl bei der ganzen Sache. Als wir uns gemeinsam in ein recht altes Zimmer gesetzt haben, öffnet Freddy seine dicke Jacke, die er schon, seit er mich verfolgt hat, trägt. In den Innentaschen finden sich verschiedene Medikamente, Bandagen, Desinfektionsspray und vieles mehr, was man zum Verarzten benötigt.

Ich staune nicht schlecht, doch er grinst nur und erklärt uns, dass dies sein tragbares „Erste-Hilfe-Set“ ist. Jedes Mal, wenn er sich außerhalb der bewohnten Gebäude bewegt, trägt er diese Jacke.

Während Chris meinen Körper endlich von dem ganzen Technikkram entfernt, was er mit gewissen Misstrauen tut, fängt Freddy an, die alten, durchgebluteten Verbände von Sam zu entfernen. Emily springt erschrocken aus ihrer Position auf, als sie die offenen Wunden sieht.

„Ach Sam, wie konntest du dich nur so überanstrengen, dass die Blutung so stark geworden ist?“, fragt sie in vorwerfendem Ton.

Ein kurzes, nervöses Lachen kommt von dem Blonden und er fährt sich mit der unverletzten Hand durch die Haare. Es folgt ein Augenverdrehen aller Anwesenden.

Während Freddy seine Wunden nun säubert und neu bandagiert, erzählt er uns alles, was er noch über die Teufelsschlange weiß. Viel Brauchbares hat er nicht mehr für uns, nur allgemeine Informationen, die die Bewohner dieser Welt über die Zeit hin gesammelt haben.

Dieses gruselige Vieh schläft weder, noch frisst es. Naja, wie auch, ohne Mund? Ansonsten haben wir noch erfahren, dass die Giftstacheln, die mit der seelenraubenden Krankheit ausgestattet sind, nur am oberen Ende giftig sind. Das heißt, man kann sie problemlos aus einer Wunde herausziehen, solange man sie nicht oben berührt.

Irgendwann höre ich auf, den teilweise unwichtigen Erzählungen zuzuhören. Luna hingegen hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle wichtigen Fragen systematisch an Freddy zu richten. Jedenfalls das, was er uns noch nicht erzählt hat. Im Gegenzug erklärt Emily ihm danach, wer wir sind und was wir hier tun. Gedanklich bin ich schon abwesend und schaue mich erstmal genauer im Raum um. Allesamt sitzen wir auf dem Boden, des großen Zimmers. Die Wände sind durch das Alter schon fast zur Gänze grau geworden. Früher waren sie sicher schön weiß. Vielleicht war es einmal eine Art Wohnzimmer, oder so. Aber genau kann ich das nicht bestimmen, dazu ist der Raum schon zu alt.

Über mir befindet sich ein schmales Fenster, an dem ein kleiner Rinnsal Wasser entlang fließt. Fast wie in Trance beobachte ich die feinen Tropfen, die an dem Fensterrahmen ab und an abperlen. Doch plötzlich kommt mir etwas komisch vor. Das ganze Wasser scheint leicht zu vibrieren. Nein,… das ganze Fenster vibriert. Ich brauche insgesamt zehn Sekunden, bis mir die Situation bewusst wird, doch da ist es schon zu spät.
 

Gerade als Freddy den letzten Handgriff an Sams Verbänden getan hat, fängt der auch Boden an zu erbeben. Die Außenwand des Hauses stürzt ein und wir stürmen alle wie verrückt zur Tür. Ein Schrei ertönt, er kommt von Lu. Mitten im Lauf drehe ich mich um und lasse meinen Blick über den einstürzenden Raum schweifen. Nach unendlich scheinenden Sekunden finde ich sie endlich. Ihr Fuß ist zwischen den alten Mauerteilen schmerzhaft eingeklemmt worden und sie versucht alleine den schweren Brocken herunter zu bewegen.

Ohne zu überlegen renne ich zurück und versuche selbst die Steine zu anzuheben. Da ich noch nie sonderlich sportlich war, nützt mein sinnloser Versuch natürlich gar nichts. Luna blickt erschrocken zu mir auf und zerrt an meinem Ärmel. In der Zeit, in der Sams Wunden verbunden wurden, hatte ich glücklicherweise auch Zeit, mich umzuziehen. Ständig in Mädchenklamotten herumzurennen wäre ja auch ziemlich peinlich. Außerdem, wem würde das bitte gefallen. Na gut, wenn ich darüber nachdenke, mein Freund Suki wollte mich schon einmal in ein Kleid stecken. Das ist aber eine andere Geschichte. Wieso denke ich eigentlich in so einer Situation an solch banale Dinge?

Noch einmal hebe ich die Steine an, bis ich keuchend damit aufhören muss. Das hat doch keinen Sinn! Immer wieder treffen mich kleine Stücke von dem wackelnden Raum. Langsam werden meine Bewegungen immer hektischer. Ich weiß nicht mehr, was ich noch tun kann. Ein weiteres Erschüttern des Gebäudes und ich falle auf den Boden. Luna schreit inzwischen sicher schon zum zehnten Mal, dass ich endlich abhauen soll. Sie nennt mich alle möglichen Schimpfwörter, nur um mich zu vergraulen, aber ich gebe sicherlich nicht so schnell auf!

Nach einem letzten, kraftlosen Versuch lande ich wieder auf dem Untergrund, der schon beachtliche Risse hat. Innerlich frage ich mich, wieso uns keiner zu Hilfe kommt.

Während ich mich wieder aufrichte, suche ich den Boden nach irgendetwas ab, was uns helfen könnte. Nach kurzer Zeit entdecke ich einen Teil der alten Wasserleitung, der bei der letzten Erschütterung herausgebrochen ist. Das Rohr ist nur etwa einen Meter lang und in mir keimt eine Idee auf. In Filmen klappt das doch auch immer, wieso also nicht auch im echten Leben?
 

Schnell schnappe ich mir das Teil und stemme damit den schweren Mauerteil auf Lunas Fuß hoch. Nach zwei Versuchen klappt es endlich und sie kann ihn schließlich herausziehen. Knapp danach rutscht das Rohr aus dem Spalt und ich knalle schmerzhaft mit dem Gesicht auf den Boden. Kurz schreie ich dabei, aber ich rapple mich sofort wieder auf. Jetzt darf ich keine Zeit mehr verlieren. So schnappe ich mir die schwer atmende Lu und lege ihren Arm über meine Schulter. Mit ihr zusammen verlasse ich das Haus so gut es geht und lande keuchend auf der, mit Wasser gefüllten, Straße. Hier geht es mir bin zu den Kniekehlen und wenn ich sitze bis zur Brust.

Durch ein erschrockenes Japsen werde ich wieder auf meine Partnerin aufmerksam und blicke seitlich in ihr erschrockenes Gesicht. Mit einer bösen Vorahnung folge ich ihrem Blick und meine schlimmsten Befürchtungen werden wahr.

Direkt vor uns kämpfen unsere Freunde gegen die Teufelsschlange, deren Vorderteil immer wieder gegen das Haus schlägt, in dem wir zuvor waren. Daher kamen auch die Erschütterungen und keiner konnte uns zu Hilfe eilen, weil sie alle mit dem Monstervieh zu kämpfen haben.
 

Ein Blick genügt und zusammen huschen wir Beide hinter die nächstbeste Hausecke, um nach einer Leiter, oder ähnlichem, zu suchen. Hier am Boden ist es viel zu gefährlich und wir können überhaupt nichts ausrichten. Zum Glück befindet sich eine Art Feuertreppe in der Nähe, an der wir langsam hinaufklettern. Ich versuche Luna so gut es geht zu stützen und ihr mit ihrem verletzten Fuß zu helfen.

Es dauert lange, doch als wir endlich auf dem Dach ankommen, ist kaum einer der Anderen noch auf den Beinen. Chris und sogar Jo schnaufen schwer und können sich kaum mehr aufrecht halten. Emily sitzt schon erschöpft und mit einigen Kratzern auf dem nächsten Dach und Freddy wischt sich gerade mit seinem blutigen Ärmel über die Stirn. Anscheinend ist er bei einem Ausweichmanöver blöd gefallen und blutet jetzt. Nur Sam scheint noch recht lebhaft, wenn man jedoch genau hinschaut, sieht man, dass er sich auch nur sehr mühsam bewegt und kaum mehr genug Kraft hat, sich richtig von Dach zu Dach zu schwingen. Aber wenigstens ist noch niemand von den Giftstacheln getroffen worden. Mindestens einmal hat die Teufelsschlange schon ihre Pfeile abgeschossen. Diese stecken nämlich überall. Langsam mache ich mir richtig Sorgen. Was sollen wir nur tun?

Ohne dass wir bemerkt werden, schleichen Lu und ich uns zu den Anderen. Alle außer Sam sind nun beisammen und beratschlagen schnell, was sie tun können. Wir kommen zu ihnen und bemerken gleich die besorgten Blicke.

Emily klärt uns über die gefährliche Lage auf. „Sams Verbände zeichnen schon wieder Blutflecken ab, aber er will sich keine Pause gönnen. Wenn das so weiter geht, stirbt er uns noch weg.“

Die kleinen Tränchen in den Augen von Em unterstreichen ihre Aussage. Sie macht sich wirklich große Sorgen, wie wir alle hier. Nutzlose Ideen werden ausgesprochen, nur um gleich wieder verworfen zu werden. Keiner hat einen halbwegs sinnvollen Vorschlag. Langsam kommen auch mir die Tränen. Die Situation scheint komplett aussichtslos.
 

Da springt auf einmal Sam auf uns zu. Er sieht noch viel fertiger aus, als der Rest von uns. Seine gesamte Kleidung ist durchgeschwitzt, von den Haaren will ich gar nicht anfangen und auch die Verbände sehen schrecklich mitgenommen aus.

Keuchend fällt er vor uns auf die Knie und obwohl ich eigentlich ein verzweifeltes, vielleicht sogar hoffnungsloses Gesicht erwarte, strahlen mich vollkommen überzeugte Augen und ein siegessicheres Grinsen an, als er seinen Kopf hebt.

„Leute, ich habe einen Plan“, sagt er grinsend. Die Worte klingen wie Musik in meinen Ohren und nicht nur ich möchte jetzt unbedingt wissen, was sich der Blonde ausgedacht hat.

Dieser nimmt seine Pistole samt Enterhaken heraus und lässt ihn so weit, wie es nur geht ausfahren. Danach erklärt er, aufgrund unserer verdutzten Gesichtsausdrücke: „Jo und Chris, ihr lenkt die Teufelsschlange irgendwie ab. Wir anderen schnappen uns die giftigen Pfeile, die sie davor nach uns geschossen hat. Dann binden wir sie an dem Seil fest. Immer mit ein wenig Abstand zum Nächsten. Den Rest erledige ich.“

Da Sam auf diese Welt reagiert hat, befolgen alle brav seine Anweisungen. Auch Freddy hilft uns, ohne Widerworte.

Während die zwei Jungs mit der Schlange beschäftigt sind, binden wir vorsichtig die Spitzen fest und passen dabei besonders auf das giftige Ende auf. Es dauert nicht lange, bis der blonde Junge die zwei großen Jungs mit einem Pfiff zurückruft und den Enterhaken in die Hand nimmt. Jo und Chris landen vor uns und beobachten, genau wie ich, was um Himmels Willen Sam jetzt vor hat.

Das eine Ende der Schnur macht er, mit der Hilfe des Enterhakens, am Dach fest. Das Andere bindet er sich zu meinem Entsetzen um den Bauch. Zum Glück hat er dafür noch genügend Platz gelassen, sodass ihn keine der giftigen Spitzen berührt.

Plötzlich schreit er: „Hier bin ich du hässliches Vieh!“ Die Teufelsschlange wird, obwohl sie keine Ohren hat, sofort auf Sam aufmerksam und reckt ihren Vorderteil in seine Richtung. Ruckartig dreht sie sich anschließend um und versucht ihn mit ihrem Kopfteil gegen die Mauer zu rammen, da er auf einem relativ niedrigen Dach steht.

Genau darauf hat der Junge gewartet. Denn nun tut er etwas Unglaubliches. Er nimmt Anlauf und springt quer über die Teufelsschlange rüber. Dabei verhaken sich die Pfeilspitzen in ihrem Körper und das Tier brüllt fürchterlich laut auf. Keine Ahnung, woher der Ton kommt, denn das Ding hat ja auch keinen Mund.

Durch die Haken wird Sams Sprung abgestoppt und er schwingt sich absichtlich unter den erhobenen Körper des Tiers. Es bohren sich immer mehr Stacheln in die schleimige, nasse Haut und je mehr sie sich bewegt, desto schlimmer wird es. Vor Schmerz windet die Schlange sich und schlägt mit ihrem hinteren Teil hin und her.

Sam schneidet das überschüssige Seil um seinen Bauch, mithilfe seines Dolches, ab und versucht unbeschadet wieder zu uns zu kommen. Dabei wird er jedoch von der schlagenden Rückseite der Teufelsschlange erwischt und gegen eine Mauer geschleudert.

Ein erschrockener Schrei kommt von Emily und auch wir anderen schlucken hart. Da sich das Vieh unter den Häusern immer schlimmer windet und schreit, können wir nicht zu Sam und uns bleibt nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass es ihm gut geht.
 

Der nächste Laut von dem Schlangenwesen ist so schrill, dass ich mir die Ohren zuhalten muss. Ich habe das Gefühl, als würde mein Trommelfell platzen. Danach ist es plötzlich still und als ich einen Blick nach unten wage, ist das Monstertier plötzlich verschwunden. Das Einzige, was ich noch sehen kann, sind hunderte weiß-leuchtender Blasen, die langsam schwingend in den Himmel steigen.

Kurz bin ich geblendet von dem schönen Anblick, bis ich wieder zu mir komme und schnell die Feuertreppe hinuntersause, um zu Sam zu kommen. Jo ist schon da und richtet gerade seinen Körper auf, während Emily ihn gleich umarmt. Dabei weint sie leise Freudentränen. Luna kommt auch, mit der Hilfe von Chris, herunter und sie ist ebenfalls überglücklich, da Sam noch unter den Lebenden weilt. Seine Augen sind leicht geöffnet. Natürlich blutet er noch und ich bin mir sicher, dass er sich durch diese Aktion einige Knochen gebrochen hat, aber er lebt und spätestens zurück in der ‚realen‘ Welt sind diese Verletzungen sowieso wieder weg.
 

Erleichtert atme ich aus, als ich gehetzte Schreie hinter mir höre. „Das sind meine Leute“, sagt Freddy, der etwas abseits steht, alarmierend.

„Dann müssen wir schnell zurück! Danke für Alles“, meint Emily noch an den jungen Arzt gewandt, während Chris schon auf seinem Notebook herumtippt. Gleich darauf fassen wir uns wieder an den Händen und ich kann die erneute Schwerelosigkeit spüren. Doch dieses Mal halte ich die Hände meiner Freunde plötzlich nicht mehr, als ich aufwache und ich wache auch nicht mehr in der Weltenspringer-Zentrale auf.
 

To be continued…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier ist das neue Kapi. Ich hoffe es gefällt euch.
Ich würde mich sehr über Lob/Kritik und Verbesserungsvorschläge freuen.

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