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Behind Reality

Hinter der Wirklichkeit
von

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5. Wasser

5. Wasser
 

Sobald ich meine Füße wieder sicher auf dem Boden spüre, entkommt mir ein lautloser Seufzer. Ob es nun gut, oder schlecht ist, es war auf jeden Fall kein Traum. Ich bin erneut in der hell erleuchteten Zentrale der Weltenspringer angekommen und kann meine ‘Begeisterung‘ davon kaum verbergen.
 

„Tak! Da bist du ja endlich! Hattest sicher eine heiße Nacht, wenn du erst nach Mitternacht auftauchst“, meint Sam grinsend.

Rot geworden schüttle ich meinen Kopf und versuche mich aus der falsch verstandenen Situation zu retten. „Nein, nein, nein! Das verstehst du vollkommen falsch! Ich war nur auf einer harmlosen Party.“ Sam lacht aufgrund meines tomatenroten Gesichtes. Auch von Luna, die neben uns steht, um den riesigen Computer zu beobachten, kommt ein leises Schmunzeln. Das lässt mein Herz trotz der Peinlichkeit um einen Takt schneller schlagen.

„Eine Party also, dann gleich doppelt so viel Spaß“, lacht Sam weiter.

„SAM!!!“, schreie ich.

Ich verberge mein Gesicht in meinen Händen. Das war zu viel!

Der Blonde lacht nur und hüpft vergnügt zu der schwarzen Couch, auf die er sich sogleich fallen lässt. Chris, der schon vorher darauf gesessen ist, hüpft dabei leicht hoch und grummelt etwas Unverständliches.

Em leistet Jo Gesellschaft, indem sie ihm irgendetwas erzählt. Die Beiden stehen vor einem der riesigen Fenster.

Bis jetzt habe ich noch gar nie nach draußen geschaut, was ich nun sofort nachholen muss. Von der Neugier getrieben gehe ich auf eines der großen Fenster zu und muss einige Male blinzeln um meine Augen an die Helligkeit gewöhnen zu können. Mit erstauntem Blick beobachte ich die flauschigen Wolken vor mir. Nur blauer Himmel und wenige weiße Wolken befinden sich um uns herum. Auch mit einem Blick nach unten, kann ich keinen Boden erkennen.

Wie weit müssen wir in der Luft sein?
 

„Das ist Einer der Gründe, weshalb wir nicht von hier abhauen können“, kommt es plötzlich leise von Lu. Sie ist neben mich getreten und blickt in die unendlich scheinende, blaue Tiefe unter uns. In diesem Moment wirkt sie wie ein Fabelwesen. Ihre langen Haare glänzen in hellem Silber, ihre blaue Kleidung schimmert, wie ein Märchenkleid und ihre großen, weißblauen Augen glitzern wie Sterne. Nur schwer kann ich meine Augen von dieser Szene reißen.

„Wie ist das Alles nur möglich?“ Eigentlich wollte ich diesen Satz nicht aussprechen, aber insgeheim interessiert mich Lunas Antwort darauf.

„Mit der Zeit wirst auch du aufhören, Fragen zu stellen“, meint sie nur und bekommt einen mysteriösen Ausdruck in den Augen.

Heißt das etwa, dass hier niemand mehr weiß, als das, was sie mir bereits erzählt haben? Emily hat doch gemeint, dass Jo SIE schon einmal gesehen hat. Die Menschen, wegen denen wir hier sind, oder sind es überhaupt Menschen? Ich bin mir da nicht mehr ganz sicher. Dann müsste Jo doch etwas mehr wissen, nicht?
 

Luna scheint auf jeden Fall nicht komplett abgeneigt gegen diese Welt zu sein. Jedenfalls hat sie nicht den gleichen, traurigen Blick wie Em, wenn sie von unseren Schicksalen spricht. Bei Gelegenheit muss ich einmal mit Emily darüber reden. Vielleicht weiß sie den Grund dafür.

Noch bevor ich meine Gedanken weiterverfolgen kann, höre ich den gleichen lauten Piepton, wie schon am Vorherigen.

Etwa wieder irgendsoeine Welt, die Hilfe braucht? Kann man hier nicht einmal fünf Minuten miteinander reden?

Leicht aufgebracht, weil ich es zum ersten Mal geschafft habe, ein normales Gespräch mit Luna zu führen und dann plötzlich doch noch unterbrochen werde, kann ich erst im letzten Moment ausweichen, als Sam neben mir vorbei stürmt.
 

Es scheint Routine zu sein, dass er zusammen mit Emily, die schon am Schrank steht, sich um die Waffen kümmert.

Wie ich gerade bemerke, befindet sich das edle, schwarze Breitschwert von gestern nicht mehr an meiner Seite. Dafür hat Sam meinen Gürtel in der Hand und übergibt ihn mir mit einem Grinsen.

Wahrscheinlich wird es ab jetzt immer dort hinten im Waffenschrank, bei den anderen Sachen liegen.
 

Nachdem Chris den riesengroßen Bildschirm gecheckt hat, der anscheinend in einer mir fremden Sprache schreibt, verkündet er: „Welt mit Stufe 7. Eine tödliche Krankheit breitet sich rasend schnell aus. Sie wird von irgendwelchen Wesen übertragen. Genaueres erfahren wir dann dort.“

„Na dann los!“, ruft Sam und dreht eine seiner Pistolen lässig in der Hand, bevor er sie wieder in der Seitentasche seines Ledergürtels verstaut.
 

Erneut stellen wir uns in einen Kreis um das merkwürdige Bodensiegel. Dieses Mal ist Lu deutlich weniger davon abgeneigt, meine Hand zu nehmen. Wieso kommen wir eigentlich immer nebeneinander zu stehen?

Mir soll es nur recht sein. Wie Gestern fängt die wunderschöne Rose am Boden an zu leuchten und kurz darauf finde ich mich wieder in der Schwerelosigkeit wieder. Während mein Körper sich nicht regen kann, überlege ich, in welcher Sprache der Computer vorhin wohl geschrieben hat. Englisch kann es nicht sein und auch keine sonstige Sprache mit dem lateinischen Alphabet. Das habe ich doch zumindest erkannt.

Wenn ich genau darüber nachdenke, könnten es die gleichen Schriftzeichen wie die, die um die Rose eingeritzt sind, sein.

Ob wohl alle hier diese Zeichen lesen können, oder nur Chris?
 

Meine Beine werden schwerer. Ein Zeichen, dass wir bald ankommen. Ich spüre kühle Wassertropfen auf der Haut, noch bevor ich meine Augen öffnen kann. Wahrscheinlich regnet es gerade.

Meine Füße kommen auf dem Boden an und durch die schwarzen Stiefel an meinen Füßen, kann ich spüren, dass um meine Beine herum Wasser ist.

Ich habe wahrscheinlich das Glück, als Einziger in einer Pfütze gelandet zu sein. Sobald meine graublauen Augen offen sind, klappt auch mein Mund weit auf.
 

Um mich herum ist überall Wasser. Der Boden ist mit einer fünf Zentimeter hohen Wasserschicht bedeckt. Dennoch stehen wir mitten in einer Großstadt, an einer Straßenkreuzung wie es scheint. Riesige Wolkenkratzer an denen Wasserfälle herabsausen stehen hier.

An jeder Ecke sind hohe Pflanzen, die aus dem kühlen Nass sprießen. Auf den ersten Blick wirken die grauschwarzen Gebäude verlassen. Hier und da fehlen ein paar Fenster. Durch das viele Wasser sind die Fassaden kleinerer Häuser oft abgebröckelt. Straßen oder Wege sind nicht erkennbar und nur hier und da schwimmen einsame Enten herum.
 

„Alle herhören!“, ruft Chris gegen das überaus laute Geräusch des rauschenden Wassers. Natürlich hat er sein Notebook, wenn auch nur widerwillig, aus der wasserfesten Tasche genommen und verkündet uns die neuesten Informationen.
 

„Wie schon gesagt, Welt mit Level 7. Eine Seuche breitet sich unter den wenigen Bewohnern aus. Übertragen wird sie von Wasserlebewesen, welche erst vor kurzem hier aufgetaucht sind und da ist noch etwas! Die Menschen hier sind überaus misstrauisch und werden uns wahrscheinlich sofort abknallen wollen, wenn sie uns bemerken. Wisst ihr schon, wer reagiert hat?“

„Jaaaaaa! Ich!“, kommt es auf einmal von oben.

Wie um Himmels Willen ist der so schnell da rauf gekommen?! Sam steht auf dem Dach eines Hochhauses und blickt den langen Wasserfall nach, der in gewaltigem Tempo neben ihm herabsaust.
 

Ohne Angst springt er plötzlich in den tödlich schnellen Strom. Die Wassermassen reißen ihn mit sich in Lichtgeschwindigkeit nach unten.

„Ja, ist der den lebensmüde?!“, frage ich besorgt.

„Keine Angst. Das macht er öfters“, meint Luna nur.

„BITTE WAS?!“

So ein Irrer!
 

Kurz bevor Sam auf den Boden aufkommt zieht er eine Pistole aus seinem Gürtel und schießt mit geschlossenen Augen in die Richtung eines schmalen Fensters. Ein Seil samt Anker fliegt aus der Waffe und verhakt sich an der Fenstersims.

Sam zieht sich im wirklich letzten Moment vom Wasserfall weg, macht einen Salto und landet laut platschend im Wasser neben uns. „Yuhuuuu!“ Lachend dreht er seine Jeansjacke anschließend aus.

„Hätte es ein etwas weniger auffälliger Auftritt nicht auch getan?“, fragt der sonst recht stumme Jo ernst nach.

„Ach komm schon, hat doch eh niemand bemerkt“, lacht der nasse Junge weiter.

Es gibt eine Sache, die mich noch brennend interessiert.

„Wo hast du denn das Seil plötzlich her?“ Letztes Mal waren beide Pistolen doch noch normal beladen. Jedenfalls erinnere ich mich nicht daran, dass Sam sie ausgewechselt hat.

„Ach weißt du, wenn Einer von uns auf eine Welt reagiert, bekommt er für diese ein spezielles Extra. Oft weiß man am Anfang nicht, wozu man es gebrauchen kann, aber am Ende ist es immer recht nützlich. Bei mir hat sich nur eine der Beiden Waffen in einen Haken verwandelt, bei der Anderen ist alles wie immer.“

Interessant, dann kam der Apfel aus Emilys Tasche auch auf diese Art dort hinein. Wobei ein Apfel für Drachen? Immer noch eine komische Vorstellung.

Während ich als Antwort etwas perplex nicke, hat Chris schon einen Plan ausgearbeitet, was unsere nächsten Schritte sein werden.

„Für den Anfang sollten wir untertauchen und nicht so offen auf der Straße herumstehen. Die Menschen hier könnten sonst zum Problem werden.“
 

„Aber wohin sollen wir gehen?“, fragt Em überlegend. „In einen Keller können wir bei dem Wasserstand schlecht und umso höher, umso leichter werden wir entdeckt.“

„Stimmt. Sam, wie siehts auf den Dächern aus?“

„Eher schlecht. Das Wasser kommt wie aus dem Nichts und der Strom ist viel zu heftig, um länger als nötig oben zu bleiben. Außerdem sind dünne, aber sichtbare Wege gemacht worden, über die man auch mit wenig Talent von einem Haus zum Nächsten springen kann. Die Bewohner dieser Welt müssen sie gebaut haben“, antwortet dieser ernsthafter, als er normalerweise ist.

„Das wird schwierig.“
 

Plötzlich ertönt ein Knall. Pistolenschüsse fallen. Sam greift sich meinen Arm geistesgegenwärtig und zieht mich mit hinter eine Hauswand. Sofort dreht er sich wieder um und feuert mit seiner intakten Pistole zurück. Dadurch konzentrieren sich die fremden Waffen auf Sam und auch die Anderen können sich in verschiedene Verstecke zurückziehen.

Ich blicke vorsichtig hinter dem Rücken des Blonden hervor und erkenne drei junge Männer, die auf verschiedenen Dächern stehen. Allesamt sind mit Maschinengewehren ausgestattet. Ihre Kleidung wirkt wild, zerrissen und doch modern.

Das müssen die misstrauischen Bewohner der Stadt sein.
 

Sam scheint einen Plan zu haben, denn er pfeift kurz, um unsere Aufmerksamkeit zu erlangen. Der Blonde gibt kurze Handzeichen mit seiner freien Hand und alle sind augenblicklich entsetzt, alle außer mir.

Keine Ahnung, was er gerade gezeigt hat, aber Em bekommt Tränen in den Augen, Chris scheint unentschlossen und Lu möchte wutentbrannt auf Sam zuspringen, wird jedoch von Jo zurückgehalten.

Dieser nickt Sam zu und dreht sich in die entgegengesetzte Richtung.

Die Anderen sind alle einige Meter von uns Beiden entfernt, so kann ich keinen von ihnen Fragen, was jetzt eigentlich los ist.
 

„Tak, du musst mir jetzt vertrauen, ja?“, meint Sam leise zu mir.

„Okay?“, sage ich fragend. „Aber was muss ich tun? Was machen wir jetzt?“

„Wir sind zu weit von den Anderen entfernt, dass heißt ich kann dich nicht zu ihnen schicken, oder sie werden entdeckt. Du wartest hier auf mich. Mach dich bereit jederzeit loszulaufen.“

Ohne, dass ich noch etwas sagen kann, rennt Sam auf einmal los. Mitten in die Schussbahn der Gewehre.

Geschickt weicht er nach allen Seiten aus, überschlägt sich mehrmals und versucht durchzuhalten.
 

Da wird es mir klar! Er lenkt die fremden Männer so ab, dass die restlichen Mitglieder der Wespen unbeschadet wegkommen. Diese laufen nun schon in die entgegengesetzte Richtung, ganz so wie Sam es wollte.

Voller Angst befolge auch ich seine Anweisungen und warte absprungbereit hinter der Hausmauer. Hoffentlich passiert ihm Nichts!

Eine Kugel streift seinen Arm und es tritt Blut aus der Wunde, doch Sam verzieht nicht einmal das Gesicht dabei und rennt weiter im Kreis. Als er erneut getroffen wird, blutet sein rechtes Bein heftig. Ein erstickter Laut entkommt dem Blonden und er erkennt, dass er so keine Chance mehr hat.

Als Sam auf mich zusteuert, stehe ich sofort auf und schließe mich ihm an. Wir rennen in die entgegengesetzte Richtung, als die Anderen davor. Trotz seiner Verletzungen ist der Junge immer noch schneller als ich und biegt so flink um die Ecken wie ein Wiesel auf der Flucht. Zum Glück mussten unsere Angreifer sich erst von den Dächern abseilen, bevor sie uns folgen konnten. Das verschafft uns einen Augenblick mehr Zeit.
 

Sam verliert viel Blut und es scheint mir, als werde er langsamer. Erneut biegen wir ab. Mit einem Blick nach hinten nimmt er nun schnell die zweite Pistole heraus, legt einen Arm um meine Schultern und schießt daraufhin präzise wie immer. Der Haken krallt sich in eine Hauswand und der Blonde zieht uns beide ruckartig ein Stück nach oben. Gemeinsam steuern wir auf ein großes Fenster zu. Mit seinen Beinen tritt Sam die Scheibe ein, bevor wir zusammen hinein krachen.

Außer Atem bleibe ich regungslos liegen, als ich die platschenden Schritte unserer Verfolger höre, die einfach an uns vorbei rennen.
 

Zum Glück waren wir schnell genug und sie haben uns nicht bemerkt. Sam hat sich schon an die dunkle Wand neben dem Fenster gelehnt und auch er atmet schwer. Wir befinden uns in einem kleinen Raum, vermutlich war es einmal eine Stube oder ein Wohnzimmer. Ein alter Kamin und schwarze, schon ausgebleichte Sessel stehen in einer Ecke des Raumes. Am Boden liegt ein breiter, roter Teppich und mehrere Holztüren, an denen schon Schimmel ansetzt, führen in weitere Räume.
 

Der Junge neben mir zerreißt sein schon kaputtes Hosenbein nun komplett und bindet sich den Stoff wie einen Druckverband um sein Bein.

Ich helfe ihm, indem ich den Rest um seinen linken Arm festmache. Kurz bleibt es noch still zwischen uns, bis ich es nicht mehr aushalte und flüsternd frage: „Was machen wir jetzt?“

Sam wirft einen schnellen Blick aus dem ‚offenen‘ Fenster. „Wir warten bis es dunkel wird.“

„Werden wir dann nicht in der wirklichen Welt wieder aufwachen?“

„Du denkst, das hier ist nicht real?“ Mit einem forschenden Blick sieht der Verletzte mich an.

„Doch. Mittlerweile schon, aber du weißt was ich meine“, sage ich ein wenig peinlich berührt.

„Keine Angst. Auch die Zeit vergeht hier anders. Es wird in der ‚realen‘ Welt erst Morgen, wenn wir unseren Auftrag erfüllt haben.

Lass uns einander doch ein wenig besser kennen lernen solange wir warten“, sagt er plötzlich mit seinem üblichen Grinsen, welches gerade zurückgekommen ist.

Mir schwant dabei nichts Gutes!

Trotzdem nicke ich langsam.
 

To be continued…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es ist wieder so weit. Der Donnerstag ist da. ;)
Übrigens, wenn jemand Ideen zu neuen Welten hat, oder etwas gerne in die Story einbringen möchte, ich bin jederzeit für neue Ideen offen. ^^

Lg. eure Ookami-chan Komplett anzeigen

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