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Herbstleiden

von

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Herbstlaubverschwörung

Herbstlaub, für sich alleine, war langweilig.

 

Herbst im Großen und Ganzen war unangenehm, denn er kam mit einem Übermaß an Regen, den Akira einfach nicht leiden konnte. Er hasste es, wenn draußen alles nass und kalt war, wenn die Klamotten und das Haar an der Haut klebten, egal, wie viele Regenschirme und Regenjacken man hatte – irgendetwas wurde immer nass. Er mochte das Geräusch nicht, er mochte es nicht, wenn Autos das Wasser von den nassen Straßen aufspritzten und man als Passant beten musste, dass die Wassermassen auf dem Asphalt nie groß genug wurden, um für eine unverhoffte Dusche zu reichen. Er war obendrein kein großer Fan von kürzer werdenden Tagen und stürmischen Winden, von leuchtend bunten Blättern, die zur Erde segelten, nur um sich innerhalb eines Monats in eine eklige Pampe aus Matsch und Moder zu verwandeln. Er hatte den Herbst noch nie sonderlich gern gemocht. Bislang war ihm der Herbst aber trotzdem vergleichsweise egal geblieben – mieses Wetter gab es zu jeder Jahreszeit, und der Herbst hatte ihm an und für sich erst einmal nichts besonders Schlimmes angetan.

Bisher zumindest.

 

Jede Form von Neutralität sprang im Herbst seines ersten High-School-Jahrs lachend aus dem Fenster.

 

Es war nicht einmal die Schuld des Regens. Mit dem Regen hatte Akira sich irgendwie arrangiert in seinem jungen Leben.

Es war der verdammte Abfall, den die Bäume produzierten und den sie hinterlistig, wie sie waren, erst einmal ernsthaft als schönen Zierrat tarnten, ehe das böse Erwachen in Form von schmoddrigen, sumpfigen Haufen auf dem Boden kam:
 

Herbstlaub.

 

Herbstlaub in Inumines Nähe war Folter.

Das war der Anfang von Akiras nicht enden wollendem Herbstalbtraum. Es begann in dem Moment, in dem die Blätter an den Bäumen begannen, die Farben zu wechseln – er hätte es selbst nicht einmal bemerkt, hätte Inumine ihn nicht darauf aufmerksam gemacht.

Singend.

Laut.

Morgens früh um eine Stunde vor Weckerklingeln.

Seitdem passierte es ständig – der Anblick vom bunten Herbstlaub brachte Inumine immer wieder dazu, in lautes, sinnloses Geträller auszubrechen, das Akira dazu brachte, sich noch öfter als sonst zu fragen, welche höhere Instanz er eigentlich bestechen musste – und wie teuer das wurde! –, damit er endlich einen Zimmernachbarn bekam, der sich nicht benahm wie ein Alien, das versuchte, einen Menschen zu mimen, und dabei effektiv scheiterte, weil er keinerlei gesunden Menschenverstand besaß. Oder allgemeine Intelligenz.

Natürlich. Er war Inumine gewöhnt. Er war es gewöhnt, dass der Kerl nachts die obskursten Aktionen beim Schlafen brachte, er war es gewöhnt, dass der Kerl morgens viel zu früh viel zu laut wurde. Aber gerade im Sommer hatte er den Luxus gehabt, dass Sonnenschein und herumflirrende Schmetterlinge Inumine immer sehr schnell aus dem Zimmer getrieben hatten, während das allgemein eher unfreundlicher werdende Herbstwetter etwas zu sein schien, das Inumine lieber aus der komfortablen Sicherheit seines Zimmers heraus genoss. Vielleicht war es auch einfach Zufall.

Aber es war grauenhaft.

Morgens Gesänge über Herbstlaub. Mittags beim Essen, wenn irgendwo ein rotes Blatt zu Boden segelte. Abends beim Einschlafen hörte Akira es immer noch in seinem Kopf, selbst wenn Inumine längst dazu übergegangen war, zu schnarchen und mit den Zähnen zu knirschen.

 

Akira konnte es kaum erwarten, bis der neuerdings verhasste Herbst endlich vorbei ging.

Eigentlich.

Uneigentlich gab es da ein kleines Problem, das dafür sorgte, dass sein ohnehin strapaziertes Gemüt nur noch strapazierter wurde:

 

Herbstlaub in Tatsumins Nähe war wunderschön.

Es war unübersehbar. Zwischen leuchtend roten und gelben Blättern an den Bäumen und am Boden sah Tatsumin selbst aus, als würde er leuchten – dass er bei dem Anblick immer wieder ganz verzaubert wurde, half natürlich zusätzlich, den Eindruck zu verstärken. Wie Tatsumin einmal beiläufig erwähnte, als Toraishi ihn darauf ansprach, wie viel Begeisterung er für so etwas Banales wie trockenes Laub hatte – „Inumine ist doch eigentlich der Einzige, der so leicht zu begeistern ist. Oder wird er ansteckend? Muss ich Angst haben?“ –, kam seine Liebe für die bunte Herbstszenerie nicht von ungefähr. Als Kind war er im Übergang von Sommer auf Herbst scheinbar eigentlich immer krank geworden, weshalb er den größten Teil der Farbenpracht verpasst hatte und nur noch matschiger Moder übrig geblieben war, bis er das Haus wieder ernsthaft verlassen durfte.

„Ich bin froh, dass es besser geworden ist. Jetzt will ich sie genießen, all die Dinge, die ich früher verpasst habe.“

Tatsumin hatte bei seinen Worten so verdammt glücklich ausgesehen und gleichzeitig so herzzerreißend sehnsüchtig, dass Akira augenblicklich beschlossen hatte, er wollte dazu beitragen, dass Tatsumin noch glücklicher wurde. Noch einmal so lächelte. Noch breiter lächelte.

Für ihn.

 

Er wollte so dringend ein Date mit diesem Mann, dass es ihn fast wütend machte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Aphrodi
2017-05-02T18:29:58+00:00 02.05.2017 20:29
Hahahaha, Inumine ist doch einfach wundervoll XD Herbstlaub besingen, ich finde, da hat er alles recht zu. Sowas muss doch besungen werden, wie...jeder andere Scheiß. Eis. Schmetterlinge...
Und wie angenehm der Grünschopf schläft....wow XD Es hätte schlimmer sein können, huh? Er hätte mit nassem Herbstlaub werfen können. Uhh...Winter muss sucken... XD
Awww und Tatsumi ist so süß .____. Und Ugawa wegen Tatsumi ist süß .___.

Der letzte Satz ist sooooooo cool!!!! Ich freu mich schon richtig drauf, wie es weitergeht! *^*
Danke, dass du dir das angetan hast für mich X3
Von:  Schangia
2017-05-01T14:47:43+00:00 01.05.2017 16:47
Aaah, wie süß das war! ;; Sehr schön gemacht, hat mir gut gefallen - kurz, auf den Punkt und wirklich schön zu lesen ♥
Antwort von:  Puppenspieler
01.05.2017 16:49
OMG!!!;v;
Danke für den Kommentar! ;v; ♥♥♥


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