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Second Chance

von

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Epilog

Sasuke lag inmitten finsterster Dunkelheit. Er hatte das beängstigende Gefühl, unter mehreren Tonnen Stein begraben zu sein. Die Unruhe, die ihn deshalb heimsuchte, zwang ihn, gegen Itachis Anweisung zu verstoßen. Er konnte in dieser undurchdringlichen Schwärze nicht bleiben. Er konnte es nicht. Ihm war übel und kalt und heiß und er musste dringend auf eine Toilette. Das Blut rauschte in seinen Ohren und sein Herz klopfte viel zu schnell.

Er wusste, vor ihm waren nur lose Steine. Als er diese möglichst leise beiseite räumte lauschte er in die Dunkelheit. Doch er konnte nichts hören außer seinem eigenen Atem und Herzschlag. Er war allein. Also rutschte er vorsichtig Stück für Stück aus seinem Versteck. Doch als er nach draußen tastete wurde seine Hand von etwas eiskaltem gepackt. Zu Tode erschrocken schrie er auf und wollte seine Hand zurückziehen, aber er kam nicht frei. Was auch immer ihn gepackt hatte zerrte ihn aus seinem Versteck, egal wie sehr er sich wehrte.

Außerhalb der Felsspalte war es wesentlich heller, und so erkannte Sasuke voller Grauen das Monster, das ihn festhielt.

„Wo warst du, als ich gestorben bin?“, röchelte die hochgewachsene Gestalt mit dem Aussehen seines Vaters. Aber dieses Ding, das ihn festhielt, hatte starre blinde Augen, aus denen es den kleinen Jungen vorwurfsvoll anstarrte, und seine Haut war bleich und fahl und wirkte irgendwie wächsern. Sasuke wusste, es war nicht sein Vater, sondern ein schlechter Abklatsch dessen. Nichtsdestotrotz hatte er wahnsinnige Angst. „Wieso hast du dich feige verkrochen statt mir zu helfen, Sasuke?“

„Du bist nicht mein Vater!“, schrie der achtjährige panisch und versuchte sich los zu reißen. Schrie um Hilfe in seiner Todesangst. Das Wurfmesser in der freien Hand des Monsters war ihm nicht entgangen. Er wusste, was dieses Biest wollte- seinen Tod.
 

Im nächsten Moment fand er sich schwer atmend auf einem weichen Untergrund sitzend wieder. Eine schmale Hand lag auf seiner Schulter und wie durch Watte nahm er wahr, dass ihn jemand ansprach.

„Sasuke“, sagte die Stimme leise, die er in seiner Angst nicht zuordnen konnte. Er fühlte, wie er an einen warmen Körper gedrückt wurde. Er konnte den beruhigen Herzschlag des anderen Menschen hören und seine Wärme fühlen. Tränen brannten in Sasukes Augen, als ihm tröstend über den Rücken gestrichen wurde, immer wieder, und ihn dieser jemand sachte vor und zurück schaukelte. Leise schluchzte der achtjährige auf.

„Ich bin ja hier“, hörte er wieder diese beruhigende Stimme, die er kannte. Es dauerte einen Moment, bis er seinen Bruder identifizieren konnte. „Hab keine Angst mehr. Du hast schlecht geträumt.“

Fest drückte sich das weinende Kind an Itachi, der jede Nacht statt in seinem Zimmer bei Sasuke schlief. Er wusste um die Albträume des jüngeren, litt selbst unter seinen Erinnerungen an den Aufstand. Viel hatte der 13jährige zwar nicht gesehen, aber es war zu viel für ihn gewesen.

Auch als Sasuke sich beruhigte machte er keine Anstalten, von Itachi fort zu kommen. Stattdessen kuschelte er sich trostsuchend an seinen Bruder und war unendlich dankbar, dass dieser ihn geweckt hatte und ihn auch nun nicht losließ. Der Clanführer würde immer für ihn da sein.

„Vater hat mich gefragt, wo ich bei seinem Tod war“, flüsterte der achtjährige und fügte hinzu, dass der Traum-Fugaku ihn als feige beschimpft hatte.

Fester wurde er an den größeren Körper gezogen. „Das war nicht unser Vater, Sasuke. Das war nur ein Albtraum.“

„Aber es tut trotzdem weh“, wimmerte Sasuke.

Itachi lächelte ihn warm an, das spürte der Junge. Und durch das fahle Mondlicht, das durch das kleine Fenster in den Raum fiel, konnte er es sogar sehen. Dieses Lächeln beruhigte ihn, denn er sah es nur noch selten bei seinem Bruder. Itachi war noch viel erwachsener geworden in den wenigen Monaten, die sie schon in ihrem Versteck lebten. Aber er war immer noch sein großer Bruder.

„Sasuke, jeder hat Albträume“, erklärte Itachi leise. „Und manche werden sie auch nicht los, wenn sie wach sind. Aber irgendwann wird es weniger schlimm, das verspreche ich dir.“

„Hast du auch Albträume?“, flüsterte Sasuke überrascht. Nie hätte er gedacht, sein großer Bruder werde von Träumen heimgesucht.

Itachi nickte und beschloss, seinem Bruder von diesen Träumen zu erzählen. Nicht ausgeschmückt, nur ungenau um ihn nicht noch mehr zu traumatisieren, aber genug um ihm durch die restliche Nacht zu helfen. Also bette er den jüngeren wieder auf dessen Futon, bevor er sich zu ihm legte und die warme Decke über ihnen ausbreitete. Sasuke schmiegte sich in seine Armbeuge und genoss es sichtlich, so von Itachi gehalten zu werden.

„Meine Träume sind nicht wie deine“, erklärte Itachi flüsternd und fragte Sasuke, ob er wisse, dass sein Vorbild den letzten Krieg miterlebt hatte. Erst auf das Nicken des Kindes hin berichtete der ehemalige Anbu weiter. „Ich träume vom Krieg und den Menschen, die ich dort gesehen habe. Von diesen Besuchen im Krankenhaus, zu denen Mutter mich mitgenommen hatte, wenn Verwandte dort behandelt wurden, und ich habe mal von dem geträumt, was ich dir erzählt habe. Es wurde alles weniger schlimm mit der Zeit, ich bin damit zurecht gekommen. Aber seit ich in diesen Aufstand geraten bin ist es wieder schlimmer. Alles wird zu einem grauenhaften Wust und ich schlafe genauso schlecht wie du.“

„Aber du bist es doch, der mich aufweckt“, meinte Sasuke nachdenklich.

Itachi lächelte und strich dem kleinen Jungen durch dessen Haar. „Aber immer nur, weil ich selbst nicht schlafen kann.“

Überrascht blickte Sasuke sein Vorbild an. Damit hatte er nicht gerechnet, nicht einmal ansatzweise.

„Und ich kann immer erst wieder einschlafen, wenn ich hier bei dir liege und genau weiß, dass dir nichts passieren kann“, gab Itachi zu. Es war ihm peinlich, vor anderen Menschen hätte er das nie zugegeben, aber nicht nur Sasuke brauchte ihn, er brauchte auch seinen Bruder bei sich. Deshalb schlief er bei diesem, obwohl er ein eigenes Zimmer direkt nebenan hatte. Nicht einmal ihre Mutter wusste das- sie glaubte wahrscheinlich, dass er nur wegen Sasuke bei diesem schlief und nahm es hin.

Seit ihrer Flucht aus Konoha war Mikoto ohnehin nicht mehr dieselbe. Sie ertrug es nur schweren Herzens, wenn Itachi selbst die Vorräte für sie holen wollte, obwohl er nie alleine unterwegs war. Jedes Mal war es eine hitzige Diskussion, ihrer Meinung nach hatte das Clanoberhaupt keine Zeit für solche Aufgaben zu verschwenden. Dass Itachis Pflichten sich in Grenzen hielten, da ihr Clan so schnell so klein geworden war, ignorierte die junge Mutter. Der 13jährige wusste, dass sie einfach nur Angst um ihn hatte, und verstand sie ja auch. Aber die Kinder wollte er noch nicht zum Lebensmittelkauf schicken, und Sasuke schon gar nicht. Es war ihm zu riskant. Also blieben außer ihm und Shisui nur die wenigen dazu fähigen Erwachsenen, um Nahrung zu besorgen. Mikoto gehörte nicht zu denen, die Lebensmittel besorgten. Itachi hatte sie gebeten, im Versteck zu bleiben, also half sie zusammen mit Sasuke beim Wiederaufbau.
 

Ebendieser entspannte sich zusehends in den Armen seines großen Bruders. „Danke“, flüsterte er schläfrig.

Itachi lächelte. Er wusste, wie glücklich er Sasuke mit dieser Ehrlichkeit machte. Ihm tat es ja selber gut, seine Träume gestanden zu haben, zumindest fühlte er sich besser. Erleichtert. Noch nie hatte er irgendwem von seinen Albträumen erzählt, nicht einmal als er nach dem Krieg jede Nacht schreiend aufgewacht war und seine Eltern ihn getröstet hatten.

Eigentlich hatte er Sasuke nie von seinen Albträumen erzählen wollen. Aber bis vor wenigen Monaten war sein Bruder auch ein normaler Junge gewesen, der eine große Familie hatte. Einen Vater, der ihn liebte, auch wenn er es nicht zeigen konnte. Mitschüler, die ihn beneideten, weil er so gute Leistungen brachte. Ihnen immer mehrere Schritte voraus war. Einen Lehrer, der ihn wie alle anderen Kinder behandelte und nicht als etwas besseres, wie Fugaku es sicher gern gesehen hätte. Nun hatte Sasuke das alles verloren, er war kein normaler Junge mehr. Sein Vater war tot, sein Zuhause unerreichbar und seine Mitschüler und sein Lehrer würden ihn nicht mehr dulden. Noch immer war er besser als andere Kinder in seinem Alter, aber es war nicht mehr der Sasuke, der seine Mitschüler für langweilig befand und keine Freundschaften schloss.

Nun hielt es Itachi für wichtig, dass sein kleiner Bruder wusste, dass er nicht als einziger von Albträumen heimgesucht wurde. Und er wusste, dass es in Ordnung war, Sasuke einzuweihen in seine Abgründe. Es würde beiden helfen, und sie standen sich ohnehin sehr nahe.

Vielleicht konnten sie ja irgendwann wieder traumlos schlafen und fanden sich in ihrem neuen Zuhause besser zurecht.

Vielleicht würde Mikoto irgendwann lernen, neuen Lebensmut zu finden –Itachi wusste, dass seine Mutter jeden Tag weinte- und ihm und Sasuke wieder eine Stütze sein.

Und vielleicht würde Itachi seinem Clan wieder zu neuem Glanz verhelfen.
 

Itachi wusste nicht, was noch auf sie zukommen würde. Aber er wusste, dass er Sasuke immer schützen würde und Shisui ihnen beistand. Und dass sie ein sicheres Zuhause gefunden hatten, das ihnen niemand mehr nehmen konnte.

Es war genug, beschloss der Clanführer. Mehr zu verlangen konnte neues Leid bringen. Es war in Ordnung so, wie es nun war.

Aber er hoffte immer noch, irgendwann Konoha wieder zu sehen und das Grab seines Vaters und der anderen Uchiha zu besuchen, die es nicht aus Konoha heraus geschafft hatten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Uchiha--Itachi91
2017-07-10T19:36:36+00:00 10.07.2017 21:36
So, jetzt Kommentiere ich auch nochmal :) Schönes Ende, das viel Spielraum für Vermutungen offen lässt.
Sollte es mal einen zweiten Teil dazu geben, sag Bescheid :D

Von:  Stellowiz
2017-07-02T16:56:42+00:00 02.07.2017 18:56
Schönes Ende!
Auch wenn Fugaku gestorben ist, immerhin ist/wird Sasuke nicht mehr der einzige Uchiha sein. Und er kann mit Itachi leben ^^ Aber leider wird es so auch kein Team 7 geben :c und Naruto hat niemanden der so fühlt wie er, aber man kann nicht alles in einer Geschichte haben. Aber warum Itach in der Vergangenheit gelandet ist wissen wir nun auch nicht xD (Is jedem selbst überlassen wie?)
Naja toll Story
LG Stellowiz
Antwort von:  Stellowiz
02.07.2017 18:58
Denk dir die Tippfehler weg, man kann hier keine Kommentare bearbeiten xD
Von:  -Shira-
2017-07-02T08:51:31+00:00 02.07.2017 10:51
Schöner Epilog, Sasuke tut mir immer mehr leid. Aber zum Glück ist das Drama jetzt vorbei, denke ich. Itachi ist immer noch der Beste Bruder von Allen! Ich hoffe den Beiden wird nie wieder so etwas Schlimmes widerfahren. Auf jeden Fall würde ich mich sehr darüber freuen, wenn du nach Abschluss dieser Fanfic auch eine Neue anfängst. Aber lass dir da ruhig Zeit.

LG

Black-_-Demon
Von:  Scorbion1984
2017-07-02T06:15:46+00:00 02.07.2017 08:15
Guter Abschluss ,schön das Itachi sich auch etwas oeffnet und dabei Sasuke bei seinem Trauma hilft !
Wenn Du diese Geschichte weiter schreibst ,gib mir bitte bescheid !
Wünsche Dir noch einen schönen Sonntag !


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