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Das zweite Gesicht

von

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Es war mittlerweile zwei Tage her seit Newt Gellert gesehen hatte. Er wusste nicht wie lange er noch zitternd und schluchzend im Bad gelegen hatte, bevor er sich endlich in sein Bett geschleppt hatte um in einen erschöpften, unruhigen Schlaf zu sinken. Dennoch schlug ihm das Herz immer noch bis zum Hals und sein Magen krampfte sich vor Panik zusammen, sobald er daran zurück dachte. Es war wirklich nicht so, dass er Wutausbrüche nicht bereits von 'Percival' gewohnt gewesen war. Doch die Heftigkeit und der Fakt, dass es ihn dieses mal so völlig unvorbereitet getroffen hatte, machte ihm am meisten zu schaffen. Selbst jetzt konnte er immer noch nicht ganz verstehen, was Gellert letztendlich dazu gebracht hatte derart die Beherrschung zu verlieren. Zumindest nicht das zweite mal in seinem Zimmer. Zum einen bestrafte er Newt, weil er sich seinen Anordnungen widersetzte – etwas, was für Newt noch nachvollziehbar war. Doch kurz darauf bestrafte er ihn dafür, dass er seine Anordnungen befolgte.Wo machte das bitte Sinn?

Fast kam es ihm so vor, als würde Gellert wollen, dass er sich freiwillig und ohne Aufforderung korrekt verhielt. Oder zumindest dem, was Gellert unter 'korrekt' verstand,

Aber wie sollte Newt das anstellen? Zum einen konnte er derzeit kein bisschen einschätzen, was Gellert überhaupt von ihm wollte und zum anderen schien es ihm unmöglich sich überzeugend auf eine Art zu verhalten, die seinem Charakter und all seinen Moralvorstellungen grundlegend widersprach. Er konnte schlichtweg nicht so tun, als würde er Gellert nicht für seine Taten verachten und all das willentlich übersehen. Gellert konnte seine Gefühle und Moral vielleicht ohne Probleme abschalten und über Bord werfen, wenn sie ihm im Wege standen, aber Newt eben nicht.

Dazu kam, dass ihn die Worte des älteren Zauberers durchaus getroffen hatten. Auch wenn er sich dafür schämte, so nagten Aussagen wie 'erbärmlich' oder 'Du widerst mich an.' aus dem Mund seines Ex-Liebhabers gewaltig an ihm. Hatte er nicht versucht, alles richtig zu machen und die Situation irgendwie zu retten obwohl es ihm mehr als schwer fiel? Und genau dafür drehte ihm Gellert einen Strick daraus. Nicht zum ersten mal in den letzten Tagen fragte sich Newt, ob er es überhaupt richtig machen konnte oder ob ihm Gellert bewusst keine Chance dazu gab.

Einen Moment strich der Rotschopf gedankenverloren über seinen noch schmerzenden Hals, den immer noch deutlich sichtbare Würgemale zierten.

Es war doch wirklich nicht so, dass er mit Gellert streiten wollte oder gar einen Konflikt suchte. Schließlich litt Newt unendlich unter dieser Situation. Was würde er dafür geben, wenn es einfach wieder wie früher zwischen ihnen sein könnte... Nein. Was würde er dafür geben, dass Percival echt gewesen wäre und nicht Gellert Grindelwald.

Er vermisste Percival mittlerweile so sehr, dass er glaubte bald wahnsinnig zu werden. Es verging kaum eine Minute, in der er nicht daran dachte, was er unwiederbringlich verloren hatte. Er vermisste Percivals amüsiertes Lächeln, wenn sie abends gemeinsam auf der Couch vorm Kamin saßen und Newt mal wieder frustriert darüber berichtete, was der Niffler ihm heute alles geklaut hatte. Er vermisste wie Percival ihn nachts weckte, wenn er mal wieder über seinen Notizen eingeschlafen war, und ihm grummelnd drohte, dass er gleich auf dem Balkon schlafen dürfe, wenn er nicht sofort ins Bett käme. Er vermisste wie Percival nach einem harten Arbeitstag frustriert nachhause kam und sich seine Gesichtszüge augenblicklich entspannten, sobald er Newt sah, der ihn mit einem Abendessen und einer Flasche Wein überraschte. Er vermisste wie Percival ihn oft auf dem Weg nach draußen aufhielt um ihm seine Fliege ordentlich zu binden und ihn sanft zu tadeln, dass er zumindest ein wenig auf sein Erscheinungsbild achten könne. Aber vor allem vermisste er wie die Welt um sie herum anhielt und nichts mehr wichtig schien sobald Percival ihn in den Armen hielt und sich zu ihm hinunter beugte um ihn zu küssen.

Wie sollte das alles nur weitergehen? Newt jagte einem Gespenst nach, das einmal geglaubt hatte zu kennen und zu lieben. Und dies zerriss ihn nicht nur innerlich, nein, er spielte hier auch ein gefährliches Spiel, bei welchem sein Leben und das seiner Geschöpfe auf dem Spiel stand sofern er einen Fehler machte. Er war an einem Punkt angekommen an dem er einfach nicht weiter wusste.

Als er spürte wie sich mal wieder Tränen in seinen Augen sammelten, atmete er tief durch und wischte sich diese stur mit dem Ärmel aus den Augen.

Nein, es brachte ja doch nichts zu heulen. Er würde nicht schlauer aus der ganzen Sache werden, selbst wenn er noch Stunden hier saß und darüber grübelte. Im Endeffekt konnte er sich nicht mal sicher sein, ob sein Tod nicht bereits längst beschlossene Sache war. Aber wie sagte der Rotschopf immer so schön? Wer sich sorgt, der leidet zwei mal.

Es war höchste Zeit sich abzulenken. In diesem Zimmer würde er sonst wirklich noch wahnsinnig werden. Vielleicht sollte er einfach noch ein mal bei seinen Geschöpfen vorbei schauen. Er war heute zwar bereits dort gewesen und hatte soweit alles erledigt, doch was blieb ihm sonst schon zu tun?

So raffte sich Newt also auf und schlüpfte schnell in seine Schuhe bevor er sich zur Türe aufmachte und kurz klopfte. Es dauerte einen Moment, da öffnete bereits die Wache die Tür und fragte ihn, was er wolle. Newt war gestern bereits aufgefallen, dass Gellert offenbar die Wachen ausgewechselt hatte. Aber offenbar durfte er dennoch weiterhin zu seinen Geschöpfen, wann immer ihm der Sinn danach stand. Das war doch schon mal ein recht hoffnungsvolles Zeichen, nicht?

Newt erklärte der Wache seinen Wunsch und folgte dieser daraufhin schweigend durch die Gänge hinunter in die Kellergewölbe. Als sie unten bei der großen, eisenbeschlagenen Türe ankamen, wunderte sich Newt einen Moment, weswegen keine weitere Wache vor dieser stand um den Eingang zu den Gehegen zu bewachen. Bei der wenig erfreuten Bemerkung seiner Begleitung, ob er nun doch nicht mehr hinein wolle, entschuldigte Newt sich allerdings schnell und öffnete die schwere Türe. Als er diese wieder hinter sich schloss, ließ er sich kurz dagegen sinken und atmete erst mal tief durch. Hier war sein letzter verbliebener Rückzugsort an dem er sich tatsächlich entspannen konnte und er war tatsächlich dankbar dafür, dass er die Zeit hier unbeobachtet und in Ruhe mit seinen Geschöpfen verbringen durfte. Nicht nur für ihn selbst war das entspannender, auch für seine Tierwesen selbst. Schließlich waren viele von ihnen Fremden gegenüber nicht gerade wohlgesonnen, weswegen Newt mittlerweile auch fast alle Fütterungen und Arbeiten hier drin übernahm. Gellert hatte ihm zwar 2-3 Männer zur Seite gestellt, aber leider waren diese nicht wirklich für solch eine Arbeit geeignet. Man merkte, es war für sie ein Befehl, den sie ausführten. Aber mehr als ein paar unberechenbare, nutzlose Tiere sahen sie in seinen Geschöpfen nicht.

Newt stieß sich schließlich von der Türe ab und ging zu der Brüstung. Augenblicklich legte sich ein sanftes Lächeln auf seine Lippen, während er seinen Blick über die Gehege gleiten ließ. Wenigstens das war ihm geblieben und gab ihm noch etwas Halt in diesem ganzen Albtraum.

Als sein Blick auf das Gehege des Nifflers fiel, erstarrte Newt allerdings augenblicklich.

Dort unten im Gras saß Gellert in der Gestalt von Percival und hatte ihm den Rücken zugewandt.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß... zu kurz. ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Adrollity
2017-06-04T06:21:23+00:00 04.06.2017 08:21
Mittlerweile stört mich die Länge der Kapitel gar nicht mehr. Ist halt so schön szenenweise geschrieben. <3
Ich mag es wie Newt sich selbst fertig macht :'D wenn man das mit dem letzten Kapitel vergleicht, machen dir Beiden auf emotionaler Ebene genau dasselbe durch. Nur das gellert sehr rational ist und newt sein herz eben auf der zunge trägt. <3
Antwort von:  _Nele_
04.06.2017 08:24
Ja, nicht? XD
Es könnte so einfach sein, wenn sie nicht so gegensätzliche Kommunikationsebenen hätten <3
Aber wer will schon einfach x3
Von:  YouLi
2017-06-03T16:17:25+00:00 03.06.2017 18:17
Wer wäre ich denn, wenn ich mich über die Länge beschweren würde? XD
Immerhin gab es ja jetzt schon drei Kapitel in Folge <3
Und der Cliffhanger hier ist so süß, hat mir ein Grinsen aufs Gesicht gezaubert <3
Und auch die kurzen Beschreibungen über ihr gemeinsames Leben :* Zucker!


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