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Yajuu 3

-battles against insanity-
von

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tödliche Ungeduld

Als Shirai und Sarir neben ihm landeten, wusste er schon, dass er eine sehr unangenehme Aufgabe zu erfüllen hatte.

„Da bist du ja.“, begrüßte ihn Shirai mit hektischem Blick, „Du musst uns helfen den Boss wieder zu beruhigen. Er ist völlig außer sich.“
 

Kei seufzte laut aus. „Oh man, was für eine beschissene Nacht.“
 

„Ja da hast du Recht.“, stimmte Shirai ihm mit finsterem Blick zu. „Ich kann nicht glauben, dass uns alle drei entkommen sind und dann auch noch die Menschen… Ich frag mich wirklich, wer das eigentlich war.“
 

Noch während sie die Unterhaltung fortsetzten, näherten sich die drei jenem Ort, an dem Luca noch immer Amok lief. Kei fiel sofort auf, dass Luca stark verletzt worden war. Die Wunden heilten zwar bereits, aber sein Gegner musste es in sich gehabt haben. Vermutlich diese Elektrochimäre, überlegte er nachdenklich. Auch er war fasziniert davon, dass es neben Luca noch weitere zu geben schien. Bei der Frau war er sich nicht sicher, was sie war. Einerseits wirkte sie auch wie eine Chimäre, andererseits auch wie eine Exile. Irgendwas dazwischen vielleicht. Gerne hätte er Vale darüber ausgefragt, aber da das im Moment nicht ging, beschloss Kei, nicht weiter darüber zu spekulieren. Früher oder später würde er ihr ohnehin wieder über den Weg laufen.
 

Luca knurrte und brüllte außer sich vor Zorn. Myori, die Kitsune, hielt ihn jedoch mit ihren Irrlichtern in Schach, sodass er nicht abhauen konnte. Keiner konnte jetzt gebrauchen, dass er marodierend durch die Stadt zog. Da wäre er nur ein gefundenes Fressen für die Hunter oder für Lucius Leute.
 

Auch Kei war nicht wirklich in der Lage, Luca zu beruhigen und das war auch gar nicht seine Aufgabe. Im Prinzip musste er nur als Boxsack herhalten, bis Joker auftauchte. Man hatte sie bereits alarmiert, aber keiner wusste, wie lange sie brauchen würde, hier zu erscheinen.
 

„Oh man, er sieht wirklich sauer aus.“, bemerkte Shirai, als sie endlich ankamen. Dennoch entging Kei nicht das kurze, aber deutliche belustigte Grinsen über die Tatsache, dass er gleich dafür herhalten musste. Kei konnte weder Shirai noch ihren Bruder Sarir besonders leiden. Sie waren noch recht junge und durchaus talentierte Exile, doch sie waren auch äußerst intrigant und töteten aus keinem anderen Grund, als um zu Foltern. Die meisten Exile töteten ja mehr oder weniger gerne, aber die meisten taten es eher wegen dem Nahrungsaspekt und weniger aus reinem Vergnügen. Sicher, manch einer tötete auch aus Rache, das hatte Kei auch lang genug getan, aber zumindest konnte er nicht von sich behaupten, jemals eine Gruppe Menschen gefangen, gequält und getötet zu haben, nur um sie danach achtlos liegen zu lassen und sich den nächsten zu widmen. Von daher wusste er, dass die meisten Worte, die Shirai sprach, erlogen waren. Sarir sprach ohnehin fast nie, aber wenn er etwas sagte, war es ebenfalls meistens eine Lüge.
 

So begab sich Kei also in die Mitte der Fuchsfeuer und machte sich darauf gefasst, von Luca gleich herumgescheucht zu werden. Dieser konnte seinen Kontrahenten kaum erwarten. Kei war noch nicht richtig angekommen, da ging Luca schon auf ihn los. Man merkte Luca jedoch deutlich an, dass er bereits sehr geschwächt von den vorherigen Kämpfen war. Das Ausweichen war für Kei kaum der Rede wert. Es erinnerte ihn fast an seine Schulzeit, als im Sportunterricht gerne Völkerball gespielt worden war. Kei wusste nicht, wie lange dieses Spiel sich fortsetzte, aber als endlich Joker auf der Bildfläche erschien, war er dennoch heilfroh. Er wollte nämlich einfach nur noch seine Ruhe haben.
 

Joker war schon irgendwie beeindruckend. Binnen weniger Sekunden hatte sie, Gott weiß wie, Luca wieder zur Vernunft gebracht. Man sah es als erstes in seinen Augen, die ihren irren Glanz verloren, dann stoppte er völlig und kehrte in seine menschliche Gestalt zurück. Auch jetzt sah man ihm die Erschöpfung noch deutlich an.
 

„Na, alles wieder gut?“, fragte Joker ihn mit einem belustigten Grinsen, „Hattet ja einen ereignisreichen Abend, wie mir scheint.“
 

Luca brummte zur Antwort nur ein missgelauntes „Hm“, woraufhin Joker meinte: „Tja passiert. Jeder verliert mal. Du bekommst deine Rache schon noch.“
 

Die schlechte Laune war ihm ins Gesicht gemeißelt, als er ohne ein Wort zu sagen an ihr vorbeistiefelte. Sein Blick sprach Bände „Lasst mich jetzt alle einfach in Ruhe“ und das taten sie auch. Keiner wollte jetzt seinen Zorn auf sich ziehen und Kei war froh, dass auch er sich jetzt zurückziehen konnte. Er überließ es den anderen im Hauptquartier für Ordnung zu sorgen. Eigentlich war er verdammt hungrig, war sein letztes Treffen mit Tiara schon verdammt lange her, aber ihm stand nicht der Sinn nach den eingepferchten Menschen im selbstgebauten Gefängnis. Das Blut von Menschen, die teilweise schon wochenlang dort eingesperrt waren, war einfach nichts für Kei. Er fand es viel zu unappetitlich. Zuviel Stress wirkte sich, seiner Meinung nach, äußerst negativ auf den Geschmack aus. Tatsächlich fand er das aus ärztlicher Sicht sehr interessant und nahm sich vor, eines Tages mehr Nachforschungen darüber anzustellen.
 

Stattdessen nahm er sich vor Tiara noch eine Nachricht zu schicken, um sie zu fragen, wie es so lief und ob ihre Brüder wieder wohlbehalten angekommen waren. Es dauerte nicht lang, da antwortete sie bereits.

„Ja, alles super. Kyria hat ihnen ordentlich die Leviten gelesen. Hab gehört, Bekannte von ihr haben die beiden da raus geholt. Bin froh, dass sie noch leben.“
 

„Dann bin ich ja froh.“, schrieb er zurück.
 

„Danke, dass du ihnen indirekt geholfen hast, Schatz.“ Kei musste nun lächeln. Sie konnte sich also denken, dass er auch seine Finger mit im Spiel gehabt hatte. Auch wenn das einzige was er getan hatte, war, die anderen mit Vale ein wenig abzulenken.
 

„Kein Problem. Will dich ja nicht unglücklich sehen.“, schrieb er schließlich.
 

„Ich vermiss dich, haben uns viel zu lang nicht gesehen. Wann können wir uns das nächste Mal treffen?“, kam nun zurück. Kei überlegte kurz. Auch er wollte sie endlich mal wieder sehen. Nur war er sich nicht sicher, was Lucas weitere Pläne waren. Trotzdem würde er sich die Zeit schon irgendwie nehmen.
 

„Ist gerade echt stressig wegen all der Kämpfe in die sich Luca verwickeln lässt, aber ich finde schon Zeit. Für dich doch immer. Wie wäre es nächsten Mittwoch? Selbe Zeit, selber Ort?“
 

„Geht klar, passt sogar gut. Kyria wollte Mittwoch ohnehin irgendwo weg und sich mit Jemand treffen. Da kann ich mich ohne Probleme davonschleichen >:D“
 

„Super, dann bis Mittwoch.“, freute sich Kei.
 

„Bis Mittwoch. Liebe dich.“
 

„Ich dich auch.“ Nun legte Kei das Handy wieder weg und ließ sich auf sein Bett sinken. Er war hundemüde und freute sich einfach nur noch endlich schlafen zu können. Es dauerte auch nicht lang, da hatte ihn der Schlaf bereits übermannt.
 

...
 

Schnell war der heißersehnte Tag endlich gekommen. Leider sollte nicht alles so reibungslos verlaufen, wie geplant. Der Vorfall mit den Zwillingen war nun gerade fünf Tage her und Luca war noch immer schlecht gelaunt deswegen. Nachdem er sich zwei Tage erholt, sprich duzende Menschen getötet hatte, kam er am Mittwochnachmittag mit einem Plan daher, den Kei alles andere als toll fand. Es war gut zehn Minuten bevor Kei geplant hatte, zu Tiara aufzubrechen, als er von Luca zu sich zitiert wurde.
 

„Was gibt´s denn Boss?“, fragte er und überspielte seine schlechte Laune geflissentlich. Scheinbar hatte er nicht nur Kei rufen lassen, sondern viele Leute.
 

„Ich habe euch rufen lassen, weil ich etwas zu verkünden habe. Die, die heute Morgen schon abkömmlich waren, habe ich es schon gesagt und jetzt auch noch für den Rest von euch.“, begann Luca und wirkte dabei wirklich wie eine Führungsperson. „Mir ist aufgefallen, dass Kyria sich im Moment vermehrt in unsere Angelegenheiten einmischt. Ihre Leute haben sich jetzt schon mehr als einmal eingemischt und es reicht mir jetzt. Natürlich können wir sie nicht persönlich angreifen, deswegen frage ich euch, wie kann man ihr wohl am besten Schaden?“
 

Während die meisten zu überlegen begannen, wusste Kei sofort worauf Luca hinauswollte und ihm wurde schlecht. Er konnte ja schlecht verraten, dass Vale und die, die er begleitete, nicht direkt zu Kyria gehörten.
 

„Es ist doch ganz einfach.“, erklärte Luca nun selbstsicher weiter, „Wie müssen ihr da schaden, wo es ihr am meisten wehtut. Und das sind die Menschen, die sie so verzweifelt zu beschützen versucht. Zugegeben, es wäre dumm, ihr Viertel direkt anzugreifen und das habe ich auch nicht vor. Stattdessen beauftrage ich jeden einzelnen von euch: Wann immer ihr in der Nähe ihres Viertels seid und auf Menschen stoßt, die es unvorsichtiger Weise verlassen haben, dann bringt sie her. Tötet sie nicht sofort, sondern bringt sie mir lebend!“

„Aber Boss…“, warf plötzlich jemand ein, „Warum sollten die Menschen denn das Viertel verlassen?“

„Ganz einfach.“, meinte Luca grinsend, „Weil sie sich sicher fühlen. Ich weiß, dass die Menschen denken, dass wir uns nicht in ihre Nähe wagen, weil Kyria dort wacht, aber das stimmt nicht. Glaubt mir, manch einer wagt es trotzdem, sei es auf Neugier oder Dummheit, die sicheren Mauern zu verlassen und wenn das passiert, dann schnappt sie euch. Alles verstanden?“
 

Die Menge stimmte ihm unterwürfig zu, sodass Luca sie nun wieder mit den Worten: „Gut, dann verschwindet von hier.“, fortschickte. Auch Kei wollte gerade verschwinden, als Luca ihn jedoch zurückpfiff.

„Nicht so schnell. Mit dir habe ich auch noch etwas zu bereden.“, rief Luca und Kei drehte sich widerstrebend um. Er hatte jetzt alles andere als Zeit, sich hier ewig mit Luca aufzuhalten. Das Treffen mit Tiara stand an und mit diesem neuen Befehl schwebte sie in großer Gefahr. Kei musste unbedingt zu ihr, bevor es zu spät war, denn er wusste, sie war schon auf dem Weg. Eine SMS würde sie mit Sicherheit nicht mehr rechtzeitig lesen, zumal Kei im Moment ohnehin keine schreiben konnte.

„Was ist?“, fragte Kei also so freundlich wie möglich und trottete zu Luca herüber.

„Störe ich dich bei was?“, fragte Luca stattdessen und beäugte Kei aufmerksam. Dieser gab sich jedoch keine Blöße und entgegnete: „Nicht wirklich. Wollte eigentlich gerade für ein, zwei Stunden verschwinden, um jagen zu gehen, aber das kann auch noch warten.“
 

„Gut.“ Luca schien zufrieden mit der Antwort und glaubte Kei offenbar. „Dann wirst du deine Jagd wohl auf später verschieben müssen. Ich möchte nämlich, dass du diese Nacht hierbleibst.“

„Ok…“, begann Kei langsam und versuchte im Kopf hektisch einen Ausweg zu finden, „Warum denn?“

„Ich hab von einem der Späher den Tipp bekommen, dass die Hunter einen Angriff auf das Hauptquartier planen. Deswegen habe ich beschlossen, dass ich nicht alle meiner fähigsten Leute jeden Abend wegschicken kann. Heute haben sich Shirai, Sarir und auch Myori freigenommen, weshalb du für den Fall der Fälle im Lager bleiben sollst. Keine Sorge, morgen hast du dafür freie Wahl deiner Abendplanung.“ Während Luca erklärte, ließ er sich auf seinem „Thron“ nieder. Er wirkte noch immer erschöpft, was aber weniger an den Kämpfen der letzten Zeit, sondern an dem Stress lag, den er jeden Tag hatte. Lebte sich sicher nicht angenehm mit dem Wissen, dass Hunderte Leute deinen Tod planten.

„Verstehe.“, gab Kei zurück und wirkte dabei völlig ruhig und entspannt, dabei ging es ihm gerade mehr als dreckig. „Wenn das dein Befehl ist, Boss, dann verschiebe ich die Jagd auf morgen. Kein Problem.“
 

„Gut. Wenn was ist, ruf ich dich. Bis dahin kannst du erst mal gehen.“, winkte Luca ihn davon. Kei drehte sich um und schlenderte aus dem Hauptquartier. Dann hastete er fast schon zu seiner Bleibe zu seinem Handy. Hektisch schrieb er eine SMS an Tiara, um ihr zu sagen, dass sie sofort wieder zu Kyria zurück sollte. Kaum hatte er auf senden gedrückt, wählte er zusätzlich noch ihre Nummer und rief, entgegen seiner Gewohnheiten, an.
 

„Der Teilnehmer ist im Moment leider nicht zu erreichen. Bitte versuchen sie es später noch einmal.“, sagte die mechanische Stimme und Kei begann zu fluchen. Aufgerechnet jetzt hatte sie das Handy aus?! Bestimmt wieder der Akku. Den vergaß Tiara regelmäßig aufzuladen und dann starb ihr öfter mal das Handy weg, ohne dass sie es bemerkte. Normalerweise war das ja nicht so tragisch, aber heute konnte das Timing nicht schlechter sein.
 

Besorgt lief er auf und ab und versuchte eine Möglichkeit zu finden, wie er doch von hier heimlich verschwinden konnte. Es musste ja nicht lang sein. Nur lange genug, dass er Tiara wieder heimbringen konnte. Er könnte es in einer halben Stunde hin und zurück schaffen, wenn er sich wirklich beeilte. Plötzlich stoppte er. Warum machte er sich so viele Sorgen um einen Menschen? Das war überhaupt nicht von sich gewohnt. Es war merkwürdig für ihn. So viele Jahre hatte er sich nicht für die Menschen interessiert. Er hatte sie nicht direkt verabscheut, aber wirklich gemocht hatte er sie auch nicht. Gut, er hatte Valentin das Leben gerettet, weil ihn an dem Abend danach gewesen war, aber grundsätzlich war er nicht sehr hilfsbereit für die Menschen gewesen mit denen er dann und wann zu tun gehabt hatte. Als er selbst noch ein Mensch gewesen war, war das anders gewesen. Da wollte er den Menschen immer helfen, war er doch Arzt. Nun, die Zeiten hatten sich geändert. Und plötzlich gehörte sein Herz einer Frau, die so viel jünger war als er und keine Ahnung davon hatte, wie grausam er eigentlich sein konnte.
 

Jetzt lachte Kei auf. Im Prinzip war es nicht anders als das, was er einst durchgemacht hatte. Immerhin war seine erste große Liebe auch eine Frau gewesen, die so viel älter und gefährlicher als er war. Im Leben wiederholte sich wirklich alles, auch wenn er nun auf der anderen Seite der Geschichte saß.
 

Da wurde Kei hellhörig. Im Lager war plötzlich Aufregung zu vernehmen. Zwischen dem Stimmenmeer verstand Kei letztlich „Wir haben einen Menschen! Gleich in der ersten Nacht, wirklich ein Glückstreffer!“ und Keis Herz setzte für einen Moment aus. Vom Fenster seiner Bleibe erkannte er, wie zwei Halbyajuu siegessicher eine Frau zum Hauptquartier trugen. Eine junge Frau mit dunkelbraunen Haaren… Kei musste sie nicht einmal komplett sehen, um zu wissen, dass sein schlimmster Alptraum wahr geworden war. Sie hatten Tiara erwischt. Ihren Geruch würde er immer wieder erkennen.

„Verdammt!“, zischte Kei aufgebracht und machte sich ebenfalls auf den Weg zum Hauptquartier.

„Lasst mich runter verdammt!“, schimpfte Tiara verärgert. Die Halbyajuu hatten sie über die Schultern geworfen und trugen sie nun herum, wie einen Sack. Sie versuchte sich irgendwie zu befreien, was jedoch ein absolut sinnloses Unterfangen war.
 

„Man hat die Kleine Temperament.“, hörte sie jemanden sagen, woraufhin jemand anderes meinte: „Boss wird ihr das schon austreiben.“
 

Tiara hätte Angst haben sollen und als sie vorhin gefangen genommen worden war, hatte sie die auch gehabt. Doch nun war so viel Adrenalin in ihren Adern, das sie einfach nur versuchte einen Fluchtplan auszuarbeiten. Je tiefer man sie aber in das Ghetto brachte, desto bewusster wurde ihr, dass es keinen Ausweg gab. Hier waren so viele Monster, dass sie kaum hundert Meter kommen würde, bis man sie fasste. Und so schleppte man sie schließlich ins Hauptquartier. Als man sie zu Boden ließ und sie aufblickte, starrte sie in die Augen der Person, den sie als großen Bruder betrachtete. Doch jegliche Wärme, die ihr sonst gegolten hatte, war verschwunden. Stattdessen waren eine gruselige Kälte und eine amüsierte Überraschung in seinem Blick zu erkennen.

„Boss, wir haben dir ein Souvenir mitgebracht. Ist die Kleine nicht hübsch?“, meinte einer ihrer Entführer und trat dabei mehrere Schritte von ihr zurück.
 

„Oja, das nenn ich wirklich eine gelungene Überraschung.“, begann Luca und ein Lächeln zog sich über sein Gesicht, sodass seine Fangzähne aufblitzten. „Lasst mich allein, ihr bekommt eure Belohnung später.“

„Natürlich Boss.“, kam es unterwürfig zurück und die beiden Halbyajuu verschwanden wieder. Nun war Tiara mit Luca allein.
 

„Wie schön.“, sagte er nun, „Da gehen mir Yara und Seth durch die Lappen und als Wiedergutmachung bekomme ich dich. Sehr erfreulich.“
 

Tiara stand langsam auf und klopfte sich den Staub von den Sachen. „Hallo Luca.“, begrüßte sie ihn freundlich. Obwohl sie wusste, was er alles getan hatte, hasste sie ihn nicht. Ein kleiner Teil ihres Selbst freute sich sogar, ihn nach so langer Zeit wiederzusehen, auch wenn sie wusste, dass das nicht gut für sie ausgehen konnte.

„Wie ich sehe geht es dir ausgezeichnet.“, meinte Luca nun und ging auf den Smalltalk ein. Auch wenn es eine Farce war, wirkte es für den Moment doch echt.
 

„Ja das tut es, danke.“, gab Tiara zurück und lächelte ihn kurz an, „Und wie geht es dir? Du scheinst sehr beschäftigt zu sein.“
 

„Tja, als Chef hat man immer viel zu tun.“, entgegnete Luca locker und lehnte sich dabei zurück.
 

„Kann ich mir vorstellen. Wie viele Leute arbeiten denn im Moment für dich? Ich habe unzählige gesehen, als sie mich hierher brachten.“ So absurd die Situation auch war, Tiara war froh, für den Moment mit ihm halbwegs normal reden zu können. Bevor er verschwunden war, war dies kaum noch möglich gewesen.
 

„Weiß ich selbst nicht genau.“, lachte Luca kurz auf, „Irgendwas um die 300, vielleicht 400 Leute. Hab noch nie nachgezählt.“ Da öffnete sich die Tür zum Hauptquartier und Kei kam herein. Mit üblicher desinteressierter Miene kam er herein, betrachtete Tiara kurz und kam dann näher. Mit ihm traten Shirai und Sarir ein, die gerade von ihrer Jagd zurückgekehrt waren. Sie hatten vom Aufruhr gehört und wollten das nun persönlich mit ansehen.

„Ah, Kei. Du kommst gerade rechtzeitig. Schau wen sie mir da mitgebracht haben.“ Luca zeigte dabei auf Tiara und grinste zufrieden.
 

„Und wer ist das?“, fragte Kei gelangweilt. Wenn es ums schauspielern ging, machte ihm da keiner was vor.

„Das da“, und Luca machte eine ausschweifende Bewegung, „Ist Tiara.“
 

„Ach die Kleine, um die du dich damals gekümmert hast.“, meinte Kei desinteressiert.
 

„Genau. Ist das nicht ein Glück, dass sie mir nicht mal eine Woche nachdem mir die Zwillinge entkommen sind, ins Netz gegangen ist? Das Schicksal scheint es mal gut mit mir zu meinen.“ Kei musste sich auf die Zunge beißen, um nichts dazu zu sagen. Im Moment verfluchte er sich selbst dafür, dass er das Treffen mit Tiara auf heute gelegt hatte. Er hätte länger abwarten sollen, was Luca plante. Nun gab er sich ganz allein die Schuld daran, dass sie nun in so einer Lage war.

„Und was hast du jetzt mit ihr vor?“, fragte er stattdessen und schluckte seine Schuldgefühle für den Moment herunter.

„Gute Frage…“, erwiderte Luca und schien nun ernsthaft darüber nachzugrübeln. Doch das war nur gespielt, denn offenbar hatte er schon ganz genaue Vorstellungen davon, was er mit ihr anstellen würde. „Findest du nicht, dass sie wirklich eine Schönheit ist? So jemand wie du, hast doch mit Sicherheit einen Partner, nicht wahr?“ Tiara zuckte zusammen, sagte jedoch nichts, während sich Luca langsam von seinem Platz erhob und zu ihr herüber ging.

„Was ist? Ich bin neugierig.“, meinte er mit einem Anflug von Ungeduld.
 

„Ja ich habe einen Partner und du solltest ich nicht unterschätzen.“, meinte Tiara schließlich trotzig.
 

„Wie schön für dich. Ich hoffe du hast dich ordentlich bei ihm verabschiedet, denn kein jämmerlicher Mensch dieser Welt, wird dich hier herausholen. Zumal ich fast glaube, dass ohnehin niemand weiß, dass du hier bist. Kann es sein, dass du dich heimlich herausgeschlichen hast?“
 

Nun schwieg Tiara wieder und blickte schuldbewusst zur Seite.
 

„Dachte ich es mir doch.“, lachte Luca nun auf und meinte dann zu Kei: „Ich denke, dass ich mich ein wenig mit ihr amüsieren werde.“ Luca griff nach ihren Haaren und ließ eine Strähne durch seine Finger gleiten. Kei schaute weiterhin desinteressiert zu, doch in seinem Inneren brodelte es. Auch wenn es sonst niemand bemerkte, sah Tiara ihrem Freund ganz genau an, dass er vor Zorn fast platzte. Sie hoffte so sehr, dass er keine Dummheit begehen würde.

„Ich dachte, die Menschen sterben dir immer zu früh weg?“, sagte Kei nun stattdessen. Das letzte was er zulassen würde, war das. Nie im Leben würde sich Luca an ihr vergreifen.
 

„Tun sie auch“, seufzte Luca nun fast schon melancholisch, „Aber bei ihr mache ich mal eine Ausnahme. Ich meine, schau sie dir doch nur mal an. Was wäre das für eine Verschwendung, sie einfach nur zu töten? Wer weiß, vielleicht lebt sie ja lang genug, dass du dich auch noch mit ihr vergnügen kannst.“ Kei war kurz davor auf Luca loszugehen, als ein lautes Klatschen durch den Raum hallte. Luca hatte sich eine Ohrfeige eingefangen, mit der Niemand hier gerechnet hatte. Er als aller letzter. Und die Ohrfeige hatte gesessen. Man sah deutlich den Handabdruck auf seinem Gesicht.

Überrascht schauten alle Beteiligten zu Tiara, die Luca nun wütend anfunkelte. „Du bist nicht Luca.“, schimpfte sie, „Mein großer Bruder würde solch niedere Dinge niemals sagen oder gar tun. Ich weiß ja nicht, was in dich gefahren ist, aber es bricht mir das Herz. Ich habe immer an dich geglaubt, weißt du? Alle glauben, dass du einfach nur noch ein tyrannisches Monster bist, aber trotzdem glaube ich noch an dich. Aber wenn ich so etwas von dir höre, dann fällt auch mir es wirklich schwer, den Glauben nicht zu verlieren!“
 

Für einen Moment schienen sowohl Shirai, Sarir, als auch Kei die Luft anzuhalten, was Luca nun tun würde. Noch nie hatte ein Mensch gewagt, ihm eine zu Knallen. Doch dieser nahm es erstaunlich gelassen. Tatsächlich begann er nun frech zu grinsen und hielt Tiaras Hand fest, die ihn eben noch geschlagen hatte. „Du bist wirklich mutig, Kleine.“, meinte er mit durchaus Anerkennung in der Stimme, „Das hat sich noch nie jemand getraut, vor allem kein Mensch. Das verdient durchaus meinen Respekt.“
 

Tiara riss ihre Hand von ihm los und wich nun einen kleinen Schritt zurück, denn nun änderte sich Lucas Miene schlagartig. Das Lächeln erstarb und machte einer wütenden Miene Platz. Mit glühenden Augen überbrückte Luca die kurze Distanz wieder, die sie geschaffen hatte und verpasst Tiara ebenfalls eine solch heftige Ohrfeige, dass es sie von den Füßen riss. Sie fiel einige Meter nach hinten und landete dann unsanft auf dem Boden. Fassungslos stand Kei daneben. Er war wie gelähmt vor Wut.
 

„Wag es NIE wieder“, zischte Luca nun, „Niemand erhebt die Hand gegen mich und überlebt das!“
 

„Du machst mir keine Angst.“, antwortete Tiara mit ungebrochenem Stolz. Sie rappelte sich wieder auf und kam mit zittrigen Beinen zum Stehen. Mit einer Hand hielt sie sich die Stelle, an der er sie erwischt hatte. Es musste furchtbar wehtun, so wie das aussah. Tatsächlich hatte sie echt Glück gehabt, dass ihr nicht mehr zugestoßen war. Lediglich der zarte Blutgeruch einer aufgeplatzten Lippe hing nun im Raum.
 

„Die solltest du aber wirklich haben.“, grollte Luca zurück, „Der eine Schlag hat wohl noch nicht gereicht, dir Respekt einzuflößen oder was?“
 

In diesem Moment spürte Tiara, wie die Temperatur um sie herum deutlich sank. Im nächsten Moment sah sie, wie sich neben Luca ein Eiszapfen manifestierte, dessen Spitze genau auf sie zeigte. Bevor sie blinzeln konnte, raste das Teil auf sie zu.
 

Da reichte es Kei. Das konnte er sich nicht länger mit ansehen. Seine Geduld mit dieser Chimäre war nun endgültig am Ende.
 

Kei fing den Eiszapfen mit einer Hand ab und zerschmetterte ihn. Wie ein Schutzwall stand er nun vor Tiara, die ihn mit großen Augen anblickte, jedoch nichts sagte. Ihre Augen sprachen jedoch Bände. „Tu es nicht.“
 

„Was hat das zu bedeuten?“, fragte Luca nun mit einer Mischung aus Verwirrung und Wut.
 

„Ich dachte, sie sollte nicht sofort sterben.“, gab Kei zurück. Noch klang er wie immer, aber Tiara wusste, dass sein Geduldsfaden bereits gerissen war.
 

Luca kam nun näher. „Stimmt. Du hast Recht. Hatte für einen Moment ganz vergessen, dass sie ja nur ein Mensch ist.“ Vor Kei kam Luca zum Stehen. „Was ist denn noch?“, fragte er ungeduldig, weil Kei ihm keinen Platz machte. „Sag bloß, die Kleine gefällt dir? Ich lass schon noch genug von ihr übrig, keine Sorge.“
 

Und da klatschte es erneut.
 

Dieses Mal jedoch deutlich lauter als beim ersten Mal und heftig genug, dass nun Luca quer durch die gesamte Halle geschleudert wurde. Er landete zwar auf den Füßen, rutschte aber selbst dann noch ein Stück weiter, bis er wirklich zum Stehen kam. Das halb zertrümmerte Gesicht heilte zwar sofort wieder, aber änderte nichts an dem Schock, den alle Beteiligten gerade hatten.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Tja und jetzt hat es also Tiara erwischt. Ich hatte von anfang an vor, dass sowohl sie, als auch Yara und Seth eine Begegnung mit Luca haben werden und habe letztlich entschieden, dass beides kurz hintereinander passieren soll.
Nur dieses Mal wird wohl keine Kavallerie zur Hilfe eilen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  BlackSpark
2017-07-11T09:22:59+00:00 11.07.2017 11:22
Oh, f**** my life. Hoffentlich kommen die zwei da wieder in einem Stück raus! *mitfieber*


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