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Und morgen früh küss ich dich wach

von

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Flieger

Der Flieger dreht ein und ich erhasche einen Blick auf die Stadt. Von oben hat sich nicht viel verändert. Wobei....kann ich es überhaupt so genau sagen? Ich war 8 Jahre alt. Tief in mir sagt eine Stimme, dass es so ist und ich glaube ihr. Als sich der Flieger wieder zurück dreht, wird mein Blick wieder von den Tragflächen versperrt. Ich atme tief durch und in mir krippelt alles. Bald bin ich wieder zu Hause. 14 lange Jahre hat es gedauert.

Wehmütig ziehe ich ein Foto aus der Innentasche meines Handycovers. Auf dem Bild sind meine Eltern und mein kleiner Bruder. Alle drei waren damals bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Jemand hat ihnen die Vorfahrt genommen und sie so in den Gegenverkehr geschleudert. Keiner von ihnen hatte eine Chance. Eigentlich sollte auch ich in dem Fahrzeug sitzen, aber ich wurde krank und lag im Bett. Also waren Mama und Papa alleine mit Shingo einkaufen. Von dem Tag selber weiß ich nicht mehr viel. Eine ältere Frau und zwei Polizisten haben mich einfach abgeholt. Großeltern hatte ich schon zu diesem Zeitpunkt keine mehr und so gab es nur einen lebenden Verwandten. Meine Tante Asuna. Ich kannte sie damals nur von Fotos, bis sie dann auf einmal vor mir gestanden hatte. Sie wollte mich mit sich nehmen. Ich weiß noch wie ich damals geweint habe. Ich wollte nicht weg. Wollte bei meinen Eltern und meinem Bruder bleiben. Zu dieser Zeit habe ich einfach noch nicht verstanden, was eigentlich passiert war und das alle drei nie wieder kommen würden. So wuchs ich in der USA auf. Meine Tante war sehr wohlhabend und mir fehlte es an nichts. Ich habe eine gute Ausbildung genossen und bin jetzt Eventmanagerin. Ich habe so einen guten Ruf, dass ich fast alles von zu Hause aus organisieren kann. In der USA habe ich mir ein Team aufgebaut, auf das ich mich zu 100% verlassen kann. Nicht zuletzt, da meine Tante dort alles im Griff hat. Auch wenn ich sehr gerne bei Asuna gelebt habe, ich vermisse meine alte Heimat. Nun bin ich bald wieder da und werde mir hier ein neues Team aufbauen. Sozusagen als zweiten Standort.

Ein leises „Ping“ ertönt und alles um mich herum klatscht. Sowas....wir sind schon gelandet. Schnell löse ich den Gurt um meine Hüfte, stecke das Foto an Ort und Stelle zurück und klettere umständlich über meine zwei Sitznachbarn. Den jüngeren Mann neben mir scheint das nicht zu stören, aber der gafft mich sowieso schon den ganzen Flug lang an. Nicht mit mir mein Freund. Ganz ausversehen trete ich ihn mit meinen Pumps gezielt auf den Fuß. Ich grinse innerlich und dachte leider nicht auf den älteren Herrn daneben. Dem trete ich leider ebenfalls genau auf den Fuß und er war durch meine Kletteraktion so oder so schon genervt. Egal....ich will endlich aus diesem Flieger raus. Ich werde rot, hauche eine leise Entschuldigung und reiße meinen Rucksack aus dem oberen Staufach. Ich schaue links und rechts an der Menschschlange in dem schmalen Flugzeuggang vorbei und beginne mit schieben. Ich will endlich hier raus! Der ältere Mann in meiner Sitzreihe schüttelt über mein Verhalten den Kopf, aber das ist mir gerade herzlich egal.
 

Als ich mich endlich aus dem Flieger gekämpft habe, atme ich einmal tief durch. Ich bin zu Hause. Ich bin zurück in Tokio. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. „Endlich!“ sage ich sehnsüchtig. Jetzt will ich nur schnell mein Gepäck und dann nichts wie in das nächste Taxi. Leider soll ich nicht so schnell vorankommen. Wir haben nicht am Gebäude selbst gehalten, sondern steigen auf dem Feld aus. Ein Bus wartet schon und ich verdrehe genervt die Augen.

Im Bus stelle ich mich wie ein bockiges Kind in die Ecke und warte, dass es endlich los geht. Als ob ich es geahnt hätte steigen auch meine zwei Sitznachbarn ein. Der Jüngere würdigt mich keines Blickes. Da ha wohl mein Absatz gesessen. Der Ältere sieht mich herablassend an. Sein Blick bringt deutlich zum Ausdruck, dass ihm meine überstürzte Aktion gar nicht gefallen hat und ich, nun auch nur wie er, in diesem Bus stehe. Na klasse Bunny.....toll gemacht.



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