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Rache

von

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Rache

Es war dunkel in den Ställen von Askr, doch das war es nicht, was ihn beunruhigte. Es war das Scharren und Schnauben der Kriegspferde, die links und rechts von ihm in ihren Boxen standen und auf ihre Reiter warteten. Irgendwo hier stand Prinz Leos Pferd und lauerte darauf, dass ein unvorsichtiger Untergebener eine Hand in seine Box steckte. Oder einen Fuß.

Niles schüttelte den Kopf. Er würde weder das eine noch das andere in die Nähe eines vierbeinigen Kampfmonsters halten. Immerhin benötigte er beides noch.

Leise schlich er weiter in den Stall hinein, doch obwohl kaum ein Hälmchen Stroh unter seinen Stiefeln raschelte, hatte er den Eindruck, dass Dutzende von Augen ihm folgten. Große, braune Pferdeaugen, die ihm misstrauisch nachstarrten, während er an ihren Boxen vorbei schlich und versuchte so wenig wie nur möglich aufzufallen.

 

Er hasste es.

 

Die richtige Box zu finden, war letztlich nicht besonders schwer, denn auch wenn es einige Pegasusreiter in ihren Reihen gab, gab es doch nur einen Weg, dem er folgen musste, bis er schließlich vor einem Gatter stand, hinter dem ihn ein Gaul ganz besonders finster anstarrte.

„Spar dir das Wiehern“, begrüßte er das Tier, das daraufhin unzufrieden schnaubte. Ein Ton, den sein Besitzer kaum besser hätte treffen können.

Dieser blickte betont langsam zu ihm auf, die Hand noch immer im Fell seines Pegasus.

„Was willst du hier?“ Die Frage hatte skeptisch und streng klingen sollen, doch Subakis sonst so perfekt gewählter Tonfall, wirkte nicht wirklich überzeugend.

„Ich habe gehört, du hast verloren.“

Erneut schnaubte das Pferd und hätte er es nicht besser gewusst, er hätte geschworen, dass das Tier empört darüber war, dass er es wagte, die Niederlage zu erwähnen.

„Wir haben gut gekämpft.“

Niles nickte. „Du hast Beruka fast im Alleingang vom Himmel geholt“, stimmte er zu und für einen Moment senkte sich Stille über sie, nur unterbrochen von dem ungleichmäßigen Rascheln der Tiere. Subaki bürstete weiter und Niles sah ihm stumm dabei zu.

Er hatte gesehen, wie der Pegasus zu Boden gerast war, nachdem der Wyvern nach ihm geschnappt hatte. Er hatte die Krallen blitzen sehen und hätte Prinz Leo nicht direkt neben ihm gestanden, es hätte ihm in den Fingern gejuckt, es dem Tier mit seinem Bogen heimzuzahlen. So aber hatte er nichts getan, außer zu beobachten welche Krieger vor Freude jauchzten und welche geschockt in den Himmel starrten.

 

Wertvolle Informationen, die er später würde nutzen können.

 

„Willst du... Rache?“, hörte er sich in die Stille der Box hinein fragen und erneut hob sich Subakis Blick von dem schneeweißen Fell seines Pferdes.

„Rache?“, wiederholte er und das Wort klang ungewohnt weich aus seinem Mund.

Niles seufzte. „Nun, Minerva könnte im Finale ein verirrter Pfeil treffen“, präzisierte er.

Subaki sah ihn misstrauisch an. „Schlägst du mir gerade vor, meine ehemalige Gegnerin für mich abzuschießen?“

Er lächelte dünn. Auf manche Fragen musste man nicht antworten, sie erklärten sich von selbst. Und der Ausdruck auf dem Gesicht seines Gegenübers verriet, dass er ihn sehr wohl verstanden hatte. Da war Entsetzen, Neugierde und etwas, was Niles nicht näher benennen konnte. Mochte am Licht liegen, oder an Subakis Neigung, immer und überall perfekt sein zu müssen, selbst wenn seine Emotionen ihm gerade an der Nasenspitze abgelesen wurden.

„Du musst das nicht tun.“

Niles schnaubte. „Ich muss gar nichts tun“, stimmte er ihm zu.

„Aber du willst?“

Er nickte. „Ich will.“

Subaki starrte ihn an und sein Pferd machte es ihm dreister Weise einfach nach.

„Warum?“

„Darum.“

Der Blick blieb, bohrte sich unangenehm in seine Brust und forschte nach etwas, was es eigentlich nicht geben sollte. Was er eigentlich nicht sagen wollte.

„Sie hat dir wehgetan.“

 

Einen Atemzug lang war Subaki einfach still und Niles fürchtete schon, er würde einfach gar nichts mehr sagen, als er schließlich doch noch das Wort ergriff.

„Das hat sie“, hauchte er, kaum laut genug, dass er es hören konnte. „Aber das ist nicht schlimm. Sie hat gewonnen, fair und ehrlich und ich werde darüber hinwegkommen. Vielleicht nicht mehr heute, aber morgen stehe ich wieder auf dem Platz und dann werde ich ihr die Daumen drücken, wie es sich für einen guten Verlierer gehört.“

„Du tust selbst beim Verlieren noch perfekt...“

Der Anflug eines Lächelns legte sich auf Subakis Züge. „Ich gebe mir Mühe, aber das heißt nicht, dass ich dein Angebot nicht zu schätzen weiß.“

„Dann also beim nächsten mal?“

„Ja, vielleicht beim nächsten Mal.“



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