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Ich wünsche mir Glück

von

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„Bis zu meinem 14. Lebensjahr war ich auch Schülerin auf der Schule, in die du jetzt gehst. Ich war die Beste in der Klasse und schrieb sehr gute Noten. Da meine Mutter aus irgendeinem Grund keine Arbeit hier fand und mein Dad einen sehr gut bezahlten Job in Berlin angeboten bekam, zogen wir dorthin. Da ich noch zu Jung war, um mitentscheiden zu können oder in einer eigenen Wohnung zu wohnen, musste ich natürlich mit. Ich wollte eigentlich gar nicht. Ich hatte viele Freunde und war hier sehr glücklich. Aber das interessierte niemanden. Ein paar Tage später haben meine Eltern mich in das Auto gesetzt und einfach mitgenommen.“ Erneut brach sie ab und schniefte leise. „Das muss sehr schwer für dich gewesen sein. Es tut mir so leid.“ Sie nickte. „Ja das war es. Du brauchst dich aber nicht zu entschuldigen. Du kannst ja nichts dafür. Als wir dann in Berlin ankamen, war ich erstaunt. Es war alles so viel größer als hier und hat mir richtig gut gefallen. Meine Mutter meldete mich dann in einer guten Schule an. Der Direktor war anfangs nicht begeistert, mitten im Schuljahr jemand neues aufzunehmen, aber meine Noten und das gute Verhalten an meiner alten Schule hatten ihn dann doch überzeugt. Da ich ein sehr aufgeschlossener Mensch bin und gerne neue Leute kennenlernte, freute ich mich auch schon. Etwas nervös war ich aber trotzdem. Meine Mutter konnte mich aber beruhigen. Am nächsten Tag begann dann mein erster Schultag in der neuen Schule. Ich war begeistert, wie schön dort alles war. Die Schule sah sehr vielversprechend aus. Nicht umsonst war sie eine der angesehensten in der Stadt. Am Anfang lief auch alles super. Die Lehrer waren nett und die Leute, die ich bis dahin kennen gelernt hatte ebenfalls. Dort gab es einen echt schnuckeligen Typen. Mario hieß er. Wir verstanden uns von Anfang an super und wurden sogar ein Paar.“ Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie taten mir diese Worte richtig weh. Sie strahlte richtig, als sie von ihm erzählte. Ich ließ mir aber nichts anmerken und hörte ihr weiterhin zu.
 

„Ich war so glücklich mit ihm und auch mit der restlichen Situation, dass ich mein altes Zuhause gar nicht mehr so vermisste. Eines Tages, als ich mit Mario zur Schule ging, verfolgten uns zwei Mädels aus unserer Klasse. Mit denen hatte ich bisher keinen Kontakt gehabt, da ich auch noch recht neu auf der Schule war. Auf jeden Fall waren sie alles andere als begeistert, dass ich mit dem tollsten Jungen der Schule zusammen war. Sie machten mir ab da das Leben so richtig zur Hölle. Mario half mir anfangs echt gut über die Sache hinweg. Aber irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und entfernte mich immer mehr von ihm. Ich machte mit ihm Schluss und hoffte, dass sich nun alles ändern würde, aber dem war leider nicht so. Meine beiden Klassenkameradinnen hatten gefallen daran gefunden, mich zu ärgern. Sie schlugen und beleidigten mich, verbrannten meine Sachen und drohten mir. Natürlich hatte ich Angst, mich jemandem anzuvertrauen. Sie hatten mich gewarnt, dies nicht zu tun. Da die beiden die beliebtesten der Klasse waren, standen natürlich alle auf deren Seite. Ich denke eher, meine Mitschüler hatten einfach nur Angst, sich gegen die Beiden zu stellen, was ich auch verstehen konnte. Eines Tages wurde mir dann alles zu viel. Ich konnte nicht mehr und sagte meiner Mama, dass es mir heute nicht so gut ginge und ich gerne zuhause bleiben würde. Da sie gemerkt hatte, dass mit mir irgendwas nicht stimmte, denn ich hatte mich sehr zum negativen verändert, war es ein leichtes sie davon zu überzeugen. Sie fuhr an diesem Tag also zur Arbeit und ließ mich alleine zu Hause. Meinen Vater sah ich kaum noch. Er verdiente zwar jetzt mehr Geld, aber dafür musste er auch Überstunden ohne Ende machen. Ich konnte mich nicht einmal mehr daran erinnern, wann wir zuletzt etwas unternommen hatten.“  Mareike holte einmal tief Luft und trank einen Schluck Wasser, welches ich ihr zwischendurch geholt hatte. Ich hatte noch immer kein Wort gesagt. Man merkte ihr an, wie schwer ihr das alles fiel. Wer will auch schon gerne an eine schreckliche Vergangenheit erinnert werden? Das einzige was ich tat, war ihre Hand zu halten um zu zeigen, das ich für sie da war.
 

„Also, wo war ich stehen geblieben? Ach ja. Meine Mutter ließ mich also Zuhause und fuhr wie gewohnt zur Arbeit. Ich wusste, dass sie nun ein paar Stunden weg sein würde. In den Nächten, in denen ich mich in den Schlaf geweint hatte und das waren echt nicht wenige, kam mir der Gedanke, wie schön es wäre, dass alles einfach hinter mir zu lassen. Nicht mehr zur Schule zu müssen, nicht mehr in das traurige Gesicht von Mario zu blicken und vor allen Dingen, nicht mehr von den beiden fertig gemacht zu werden. Ich ging also ins Bad und versuchte mich von all den schrecklichen Dingen zu erlösen. Als ich später wieder zu mir kam, lag ich im Krankenhaus. Meine Mutter hatte anscheinend etwas vergessen und wollte anschließend nochmal nach mir sehen. Sie fand mich dann auch und rief sofort den Notarzt. Ich hatte damals ein Gespräch zwischen meinen Eltern und dem Arzt belauscht. Es war wohl sehr knapp gewesen. Das hat mich dann wieder in die Realität zurück geholt. Es war wirklich eine Kurzschlussreaktion von mir gewesen. Ich wollte doch einfach nur wieder glücklich sein. Nach ein paar Tagen wurde ich wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Meine Mutter hatte zuhause schon die Koffer gepackt und sich von meinem Vater getrennt. Ich hatte mir Vorwürfe gemacht, dass es meinetwegen passiert war, aber später erfuhr ich, dass die beiden sich schon vorher gestritten hatten. Es ging dabei um die Arbeit meines Vaters. Wieder hier angekommen, hat meine Mutter mich in eine Therapie geschickt, um alles zu verarbeiten. Es dauerte zwar einige Zeit, aber ich normalisierte mich wieder und ging wieder zur Schule, um meinen Abschluss zu machen. Mit meinem Vater hatte ich seitdem keinen Kontakt mehr. Er hatte sich nie wieder bei uns gemeldet. Ich weiß nicht einmal, ob er noch in Berlin lebt.“
 

Als sie geendet hatte, schluckte ich. Ich musste das alles erstmal sacken lassen. Während ihrer Erzählung kamen mir die Tränen. Diese wischte ich nun eilig wieder weg. Mareike wirkte seltsam gefasst. Ich legte eine Hand auf ihre und musterte sie. „Ist alles in Ordnung?“ Sie drückte sie kurz und lächelte mich an. „Ja, es ist nur seltsam, dass alles wieder auszusprechen. Aber mir geht es gut. Ich habe damit abgeschlossen. Schließlich ist es schon lange her. Jetzt weißt du auch, wieso ich Vertrauenslehrerin geworden bin und mich so für dich eingesetzt habe.“ Ich nickte. „Ja, ich kann es mir sehr gut vorstellen. Danke, dass du mir alles erzählt hast. Das zeigt mir, wie sehr du mir vertraust.“ Ich zog sie an mich und verschloss unsere Lippen miteinander. Der Kuss dauerte nur einen Augenblick, zeigte aber, wie viel sie mir bedeutete. Als wir uns voneinander lösten, sah ich verlangen in ihren Augen. Sie küsste mich erneut. Dieses Mal war er aber um einiges leidenschaftlicher. Sie drückte mich ohne den Kuss zu unterbrechen auf's Bett und schob ein Bein zwischen meine. Ich stöhnte in den Kuss und genoss das Gefühl, welches sie in mir auslöste. Als sie eine Hand unter mein Shirt schob, hielt ich inne und löste mich von ihr. „Es tut mir leid. Ich kann das nicht.“ Sie nahm meine Hand und schaute mich betroffen an. „Nein, mir tut es leid. Ich habe mich leiten lassen. Es ist okay. Wir haben alle Zeit der Welt.“ Ich stand vom Bett auf und wanderte auf und ab. War es das wirklich? Mareike war um einiges Älter als ich. Das störte mich nicht im geringsten, aber konnte ich ihr das geben, was sie wollte? Irgendwann wollte sie bestimmt mit mir schlafen. Aber war ich dann auch bereit dafür?
 

Eine Hand nahm meine und drückte sie leicht. Automatisch blieb ich stehen und sah sie an. „Was ist los? Es ist wirklich okay. Mach dir bitte nicht so viele Gedanken.“ „Ich weiß nicht. Du bist so viel älter und hast eine Menge Erfahrung in allem. Ich dagegen hatte noch nie eine Beziehung. Ich möchte dich nicht enttäuschen.“ Sie zog mich auf ihren Schoß und strich eine Haarsträhne hinter mein Ohr. „Ach Süße, du enttäuscht mich doch nicht. Es stimmt, ich hatte schon mehrere Beziehungen, aber ich war noch nie mit einer Frau zusammen. Ich habe genauso Angst wie du. Wenn es passiert, dann passiert es eben. Bis dahin genießen wir einfach die Zeit und lassen es auf uns zukommen, okay?“ Ich nickte und schloss sie in meine Arme. Sofort erwiderte sie die Umarmung. „Womit habe ich dich nur verdient?“ „Du verdienst es ebenfalls glücklich zu sein. Wir schaffen das. Und nun lass uns etwas essen, okay?“ Ich nickte und ging mit ihr in die Küche. Wenn ich ehrlich war, hatte ich auch ein wenig Hunger.
 

Nach dem Abendessen fuhr Mareike nach Hause. Wir waren uns beide einig, dass es noch ein wenig zu früh für Übernachtungen waren. Es stimmte. Ich war noch nicht bereit für den Schritt. Schließlich haben wir erst heute zueinander gefunden. Wir standen an der Tür. Sie hatte bereits ihre Jacke und Schuhe angezogen und sah mich an. „So, ich sollte jetzt. Muss noch einiges für den Unterricht morgen vorbereiten.“ Sie lächelte mir zwinkernd zu, sah mich kurz darauf aber mit einem traurigen Ausdruck an. „Ich weiß noch nicht, ob ich morgen kommen kann. Wir Lehrer haben nach dem Unterricht noch eine Besprechung. Das dauert sicher bis zum Abend. Tut mir leid.“ Ich zog sie an mich und schenkte ihr einen zärtlichen Kuss. Als wir uns voneinander lösten, ließ ich meine Hand auf ihrer Wange ruhen. Sie schmiegte sich an sie und schloss für einen Moment die Augen. Sie war noch nicht bereit, durch diese Tür zu gehen, aber ich wollte sie auch nicht davon abhalten. Sie sollte schließlich ihre Arbeit nicht durch mich vernachlässigen. „Das macht nichts. Wir sehen uns ja morgen in der Schule. Da dürfen wir uns zwar nicht so verhalten wie hier, aber Arbeit geht nun mal vor. Ich verstehe das.“ Erneut verschloss sie ihre Lippen mit meinen und ging, nachdem sie den Kuss beendet hatte, hinaus. „Danke für dein Verständnis. Wir sehen uns dann morgen.“ Ich blieb dort an der Tür stehen und murmelte ihr ein 'bis morgen' hinterher. Wenn ich sie jetzt auch noch zum Wagen begleiten würde, würde sie heute nicht mehr nach Hause kommen. Das wussten wir beide.
 

Noch lange Zeit stand ich an der offenen Tür. Den Blick auf die Straße gerichtet, wo sie vor wenigen Minuten abgebogen war. Es tat weh, sie nicht bei mir haben zu können. Ich tröstete mich aber mit dem Wissen, dass wir uns am Mittwoch wieder Nahe sein durften. Ich schloss die Tür, ging die wenigen Stufen zu meiner Wohnung hinauf und begab mich zielstrebig in die Küche. Dort angekommen holte ich mir ein Glas aus dem Schrank, füllte es mir Wasser und trank es zur Hälfte aus. Ich seufzte und ließ mich in den Stuhl fallen. Mareike fehlte mir schon jetzt ganz doll. Aber ändern konnte ich es nun mal nicht. Ich holte stattdessen meine Tasche an den Tisch und versuchte mich ein wenig mit den Hausaufgaben abzulenken. Es funktionierte zwar nur bedingt, aber schon bald hatte ich sie fertig. Ich spülte noch das Geschirr, welches vom Abendessen auf der Spüle stand und machte mich dann auf den Weg ins Badezimmer. Nach einigen Minuten verließ ich es wieder und legte mich ins Bett. Ich stellte meinen Wecker und bemerkte, dass es bereits nach Mitternacht war. Ich seufzte und drehte mich auf die linke Seite. Abends fand ich einfach keine Ruhe und schlief leider oft schlecht ein. Ich wäre froh, wenn ich abends mal so müde wie morgens bin. Es nervte und zerrte sehr an den Nerven. Woran es lag, konnte ich mir nicht erklären. Eventuell waren meine Gedanken dafür verantwortlich. Denn diese kamen immer dann, wenn ich eigentlich schlafen sollte.
 

Der nächste Morgen kam viel zu schnell. Ich lag noch bis 1 Uhr im Bett und konnte nicht schlafen. Zu viele Gedanken hielten mich wach. Ich musste eigentlich glücklich sein und das war ich auch. Zumindest was die Sache mit Mareike betraf. Das, was mir mit Amelie heute noch bevor stand, trübte meine Fröhlichkeit aber ein wenig. Ich hatte mich ja heute nach der Schule mit ihr zum Eis essen verabredet. Ich wollte mit ihr über uns reden und das würde kein Spaziergang werden. Ich seufzte und machte mich für die Schule fertig. Das Frühstück und auch den Kaffee musste ich leider ausfallen lassen. Ich war mal wieder zu spät dran. Stattdessen schnappte ich mir einen Apfel aus dem Obstkorb und aß diesen auf dem Weg zur Schule.
 

Ich schaute auf den Stundenplan, als ich in das Schulgebäude ging. Auch dieser hob meine Laune nicht im geringstem. In der letzten Woche, bin ich ja nicht in der Schule gewesen und somit wusste ich nicht, was mich heute erwarten würde. In den ersten beiden Stunden hatten wir Hauswirtschaft. Ich kann euch sagen, ich hasse kochen und konnte es überhaupt nicht. Der nächste Block war Informatik und die letzten beiden Stunden hatten wir Biologie. Noch so ein ätzendes Fach, was ich nicht ausstehen konnte. Aber was soll's. Hauptsache die Lehrer waren in Ordnung. Leider hatten wir nur Montags und Freitags bei Frau Klein Unterricht. Ich würde sie also wenn überhaupt nur zufällig im Gang oder in der Pause antreffen. Keine tolle Aussicht. Aber so war das leider, wenn man eine verbotene Beziehung führte.
 

Ich packte meinem Stundenplan wieder in die Tasche und machte mich seufzend auf den Weg zu Hauswirtschaft. „Emma, warte bitte mal.“ Ich drehte mich um und erkannte Amelia. Diese kam gerade aus der Pausenhalle gerannt und kam auf mich zu. „Morgen. Oh ne, ich habe voll verpennt. Sitzt meine Kleidung? Hab ich was im Gesicht? Ich habe gerade noch schnell die Zähne geputzt und bin wie eine Wahnsinnige hergerast.“ Ich unterdrückte ein Lachen und sah sie mir genauer an. „Nö, alles wie immer. Wir sollten uns beeilen. Sonst kommen wir zu spät.“  Nun sah sie mich geschockt an. „Besser nicht. Die Heinrich wird sonst stinksauer. In der letzten Woche musste Tom nachsitzen, weil er fünf Minuten zu spät kam. Die Alte ist an die Decke gegangen, du glaubst es nicht.“ Ich nahm ihre Hand und zog sie mit mir. „Na dann mal los. Sonst blüht uns das gleiche Schicksal und da hab ich echt kein Bock drauf.“ Als wir vor dem Raum zum stehen kamen, war Frau Heinrich noch nicht da. Es dauerte aber keine Minute, da kam sie schon den Gang entlang. Da hatten wir echt nochmal Glück gehabt.
 

Als es zur Pause klingelte, packten alle Schüler eilig ihre Sachen zusammen und verließen den Raum. Wir haben heute tatsächlich die ganzen zwei Stunden geschrieben. Frau Heinrich wollte sichergehen, dass wir alle Utensilien sowie Arbeitsschritte und Reinigungsvorschriften beherrschten, bevor sie uns in die Küche ließ. „Der Unterricht war heute echt langweilig. Nächste Woche kann ich gut darauf verzichten.“ Amelia trat in mein Blickfeld und hakte sich bei mir ein. Da hatte sie nicht ganz unrecht. Die Lehrerin hatte berichtet, dass wir auch nächste Woche nur schreiben sollten. Sobald wir aus Berlin zurückkommen, ging es dann ans Kochen. „Da hast du wohl Recht. Aber leider können wir nichts dagegen tun.“ Ich seufzte und löste mich unauffällig von ihr, indem ich so tat, als würde ich mir den Schuh zubinden. Amelia merkte nichts von meinem Ausweichmanöver und wartete auf mich. Wir gingen in die Pausenhalle und stärkten uns für die nächsten beiden Stunden...
 

Es klingelte zur letzten Pause. Wir hatten zum Glück nun Schluss und durften nach Hause. Die letzten beiden Blöcke waren überraschend interessant. In Informatik haben wir heute mit dem zehn Finger Training begonnen. Wie der Name schon sagt, sollen wir es schaffen auf der Tastatur mit zehn Fingern zu tippen. Das ist gar nicht so leicht, hat mir aber sehr viel Spaß gemacht. In Biologie behandeln wir gerade das Thema Genetik. Ich mag das Fach eigentlich nicht, aber auch dieses Thema war sehr interessant. Ich freute mich tatsächlich schon auf die nächsten Stunden. Was mich allerdings weniger freute, war die Tatsache, dass ich heute kein einziges Mal Mareike über den Weg gelaufen bin. Ich wusste, dass sie nun eine Besprechung mit den anderen Lehrern hatte und entschied mich dazu, ihr später einmal wegen morgen zu schreiben. Ich wollte sie unbedingt sehen. Wartend stand ich vor der Toilette und hielt Ausschau nach Amelia. Nach wenigen Minuten kam sie dann auch und wirkte verärgert. „Oh man, warum müssen alle Mädels immer in der Pause aufs Klo?“ Ja das hatte ich mich auch schon gefragt. Und dann auch noch immer im Doppelpack. Ich verstand es wirklich nicht. Ich lachte und machte mich mit ihr auf zur Eisdiele.
 

„Ich finde es schön, dass wir mal wieder Zeit miteinander verbringen.“ Wir saßen draußen und warteten auf unsere Bestellung. Heute war echt ein toller Tag um draußen zu sitzen. Die Sonne schien und kein Wölkchen war am Himmel. „Ja, ich finde es auch ganz schön.“ Mehr sagte ich nicht. Ich traute mich einfach nicht, ihr den wahren Grund für unser Treffen zu erzählen. Es tat mir weh, sie enttäuschen zu müssen. Eine Angestellte kam an unseren Tisch und brachte für mich einen Erdbeerbecher und für Amelia einen Banana Split. Lustlos löffelte ich in meinem Becher, während meine Freundin mich immer wieder musterte. Sie legte den Löffel beiseite und legte ihre Hand auf meine. „Okay, was ist los mit dir? Du benimmst dich so seltsam, seitdem wir hier sind.“ Ich tat es ihr gleich und legte den Löffel ebenfalls ab. „Es ist nichts. Lass uns essen, sonst schmilzt das Eis.“ „Unsinn. Du wolltest herkommen, um mit mir Zeit zu verbringen und starrst die ganze Zeit vor dich hin.“ Ich entzog mich ihrer Hand und faltete sie auf meinem Schoß. „Das war nicht der Grund. Zumindest nicht nur. Ich wollte mit dir reden, weiß aber nicht, wie ich anfangen soll.“ „Einfach geradeheraus. Du kannst mir vertrauen. Das weißt du doch, oder nicht?“ Ich nickte mit dem Kopf und sah sie an.
 

„Weißt du, ich mag dich wirklich sehr und bin froh, mit dir befreundet zu sein, aber für mehr bin ich nicht bereit. Ich möchte keine Beziehung mit dir.“ Nun starrte sie mich mit großen Augen an. Einen Moment später wurde ihr Blick traurig. Tränen waren in ihren Augen zu erkennen. „D-Du willst nicht? Ich dachte, du hast auch Gefühle für mich. Warum sonst küsst du mich und gehst mit mir ins Bett? Ich verstehe das nicht.“ Im ersten Moment wusste ich nicht, was ich darauf erwidern sollte. Ich konnte ihr ja schlecht sagen, dass ich mit meiner Lehrerin zusammen war. Das ich was für sie empfand, wusste sie, aber was wirklich ist, durfte sie niemals erfahren. Ich entschied mich für den drastischen Schritt. Das hin und her ging einfach nicht mehr und wenn ich jetzt nichts sagte, würde es weiterhin so laufen. „Nein, ich habe keine Gefühle für dich. Es tut mir sehr leid.“ Und das tat es wirklich. Es war hart von mir, ihr das so direkt ins Gesicht zu sagen. Aber ich wusste einfach nicht, wie ich es sonst hätte erklären sollen. Die Tränen bahnten sich einen Weg über ihr Gesicht. Kurz darauf hielt ich meine Wange. Sie hatte mir tatsächlich eine Ohrfeige verpasst und war zur Tür hinausgelaufen. Einen Augenblick saß ich wie versteinert da und konnte mich nicht bewegen. Als ich mich aber halbwegs gefasst hatte, bezahlte ich die Bedienung und lief ihr hinterher. All mein Rufen ignorierend, ging sie auf direktem Wege zur Schule zurück. Kurz vor ihrem Auto hatte ich sie dann erreicht und hielt sie an der Schulter zurück. „Amelia, bitte...“ „Lass mich in Ruhe. Ich hasse dich.“ Sie schüttelte meine Hand ab, stieg in ihr Auto und fuhr einfach davon. Ich stand noch immer unter Schock und konnte noch gar nicht begreifen, was soeben passiert war...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Dolette
2017-06-19T14:24:41+00:00 19.06.2017 16:24
Huhu NcoRobin,

es ist lustig...ich schreibe gerne und ausführliche Kommentare, aber bei deiner fällt es mir schwer.
Warum? Weil ich nicht greifen kann, was mir so an deiner Geschichte gefällt. Lehrerin/Schülerin Romance ist alles andere als neu, du machst noch viele Tempusbrüche, Vertipper, leichte Sinnfehler...nichts gravierendes und vor allem hat dein authentischer Schreibstil etwas an sich, dass ein sehr flüssiges lesen ermöglicht, aber was fasziniert mich an deiner Story, dass ich regelmäßig nachschaue, ob du geupt hast?
Ich weiß es leider nicht. Ob es Emmas Menschlichkeit ist, oder die wohlgesetzeten Perspektivwechsel?

Ich fands sehr ungewöhnlich, dass du Emma und Mareike nun so leicht zueinander geführt hast. Ich denke, eine verantwortungsbewusste Lehrerin würde länger gegen ihre Gefühle ankämpfen. Deswegen hättest du dadurch mehr solcher Situationen, wie die am See, einbauen können, die die Spannung hoch gehalten hätten.
Dass ein Lehrer sich so aktiv für eine Beziehung zu einem Schüler entscheidet finde ich leider wirklich unrealistisch. Vielleicht hätte eine Pov von Mareike zwischen See und Beziehungsstart, da viel Verständnis im Leser erzeugt.

Das was da zwischen Emma und Amelia passiert finde ich um so gelungener. Und obwohl ich so ein erstes Mal als one night stand bei Lesben ziemlich unwahrscheinlich finde, war der ganze Ablauf doch nachvollziehbar und alles Resultierende realitätsnah. Dabei fällt mir ein, dass ich es auch etwas merkwürdig finde, dass Emma einfach mit Amelia in die Kiste hüpft, aber sich bei Mareike nun zurück halten kann. Schieben wir es mal auf den Alkohol.
Ich hoffe nur, dass Amelia nun nicht zum Antagonisten mutiert, denn sie wird Emma und Frau Klein sicher bald durchschauen.

Ein wenig schade finde ich auch, dass die Bullymädels durch den Rüffel der Direktorin tatsächlich so schnell von Emma ablassen. Aber gut, Emma hat auch genug mit den beiden Frauen, die um ihr Herz werben, zu schaffen.

Das mag jetzt alles Recht negativ klingen, aber das liegt mehr an meiner Unfähigkeit auszuformulieren was an deiner Geschichte mich fesselt. Denn da ist was. Ein Charme den ich nicht in Worte fassen kann. Die Wortwahl die scheinbar direkt aus dir herauszukommen scheint, die es dem Leser ermöglicht, sich Emma sehr vertraut zu fühlen.
Allgemein ist dir Emma sehr gut gelungen. Mit ihren Ecken und Kanten. Weit weg von Perfektion und dabei so sympathisch in ihren verständlichen Gedankengängen.

Ich hoffe du kannst mit meiner konstruktiven Kritik etwas anfangen.
Ich bin auf jeden Fall ein kleiner Fan deiner Story.
Vergiss nicht zu uppen. ;)

Sonnige Grüße
Dole
Antwort von:  -NicoRobin-
25.06.2017 12:50
Hallo liebe Dole,

ich danke dir für dein Kommentar und das Interesse an der Geschichte. Dein Kommentar liest sich tatsächlich negativ, aber das ist schon in Ordnung. Ich kann es nachvollziehen. Die beiden sind wirklich schnell zusammengekommen. Keine Ahnung, was mich dazu gebracht hat. Ich liebe Dramen, aber es fällt mir schwer, die Gefühle so rüberzubringen oder eben die Menschen leiden zu lassen.
Es freut mich, dass du trotz der Fehler auf weitere Kapitel hoffst. Ich habe tatsächlich schon 41 geschrieben, hier aber nicht weiter hochgeladen. Ich würde mich freuen, wieder von dir zu hören.

Liebe Grüße


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