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Anthea- The one and only

Diebe im Olymp
von

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02

An seltsame Erlebnisse ab und zu waren wir ja gewöhnt, aber meistens gingen die schnell vorbei. Aber diese Wahnsinnshalluzination war zu viel für uns. Das ganze restliche Schuljahr über schienen uns alle nur noch auf den Arm nehmen zu wollen. Die anderen waren der Felsenfesten Meinung, das Mrs Flor- eine lebhafte blonde Frau, die Percy und ich zum ersten mal im Leben an dem Tag sahen, als wir zur Rückfahrt wieder in den Bus stiegen- schon seit vor Weihnachten bei uns Mathe unterrichtet hätte.

Immer wieder erwähnten Percy und ich den anderen gegenüber Mrs Dodds, in der Hoffnung, ihnen einen Kommentar zu entlocken. Aber sie starrten und jedes mal an, als seien wir Psychos.

Beinahe hätten wir ihnen am Ende geglaubt- es hatte nie eine Mrs Dodds gegeben. Wir bildeten und langsam echt ein, wir hätten beide zufällig das selbe geträumt.

Aber nur fast.

Grover und Ajax jedoch konnten uns nicht an der Nase herum führen. Wann immer wir ihnen gegenüber den Namen Dodds nannten, wurden sie nervös und behaupteten dann, nie von ihr gehört zu haben. Aber Percy und ich wussen, das die beiden uns anlogen. Irgendwas lief hier gewaltig falsch. Irgendwas war im Museum passiert.

Tagsüber hatte keiner von uns Zeit, darüber nachzudenken, aber nachts ließen uns Visionen von Mrs Dodds mit Krallen und Lederflügeln in kaltem Schweiß gebadet aus dem Bett fahren. Einmal war ich mit so viel schwung aufgewacht, das ich glatt aus dem Bett gefallen bin.

Das Wetter blieb weiterhin seltsam, was unsere Stimmung nicht gerade besserte. Eines Nachts blies der Wind die Fenster aus dem Schlafsaal der Jungen. Einige Tage später wütete der größte jemals im Tal des hudson beobachtete Tornado knappe fünfundsiebzig Kilometer von der Yancy Academy entfernt. Und ei aktuelles Thema, das wir in Sozialkundeunterricht besprachen, war die ungewöhnlich hohe Anzahl von Sportflugzeugen, die in diesem Jahr bei plötzlichen Windböhen in den Atlantik gestürzt waren.

Percy und ich waren meistens gereizt und genervt. Mich erwischte es sogar noch schlimmer als Percy. Ständig geriet ich mit James Potter und seinen dämlichen Freunden aneinander. In fast jeder Unterrichtsstunde wurde ich auf den Gang geschickt. Aber Percy wurde mindestens ebenso oft aus dem Unterricht geschmissen.

Als uns dann Mr Tulloch, unser Englischlehrer, zum Millionsten mal fragte, wieso wir als einzige zu faul seien, um für die Rechtsschreibtests zu lernen, drehten wir durch. Percy nannte ihn einen alten Hahnrei und ich knurrte ihm Idiot entgegen. Weder ich noch Percy wussten überhaupt, was ein Hahnrei war, aber es hörte sich gut an.

In der folgenden Woche schickte der Rektor unseren Müttern einen Brief, in dem es offiziell verkündet wurde: Im nächste Schuljahr waren wir nicht länger Schüler der Yancy Academy.

Schön, dachte ich mir. Soll mir nur recht sein.

Wir hatten Heimweh.

Wir wollten bei meiner Mom in unserer winzigen Wohnung in der Upper East Side sein, auch wenn ich dann auf eine Öffentliche Schule gehen und mich mit meinem widerlichen Stiefvater und seinen bescheuerten, Playstation spielenden Freunden rumschlagen müsste.

Und treotzdem... es gab Dinge in Yancy, die uns fehlen würden. Darüber waren Percy und ich uns einig. Der Blick aus unseren Schlafsaalfenster auf die Wälder, der Hudso River in der Ferne, der Duft der Fichten und der Pilze im Herbst, Grover und Ajax würde uns fehlen. Sie waren beide unsere besten Freunde, obwohl sie reichlich seltam waren. Wir fragen uns, wie die beiden ohne uns das kommende Schuljahr überleben sollten.

Und vor allem, da waren Percy und ich uns mehr als einig, würde uns der Lateinunterricht fehelen- Mr Brunnersverrückte Wettbewerbe und seine Überzeugung, dass wir, die schlechtesten Schüler überhaubt, gute leistungen erbringen könnten.

Als die Examenswoche nächer rückte, büffelten wir beide nur für die Lateinklausur. Ich hatte nicht vergessen, das Mr Brunner mir gesagt hatte, für mich sei das ein lebenswichtiges Thema. Ich wusste nciht, warum, aber inzwischen glaubte ich ihm.
 


 

Am Abend vor der Klausur, Percy und ich versuchten schon den ganzen Tag, uns beim lernen gegenseitig zu helfen, waren wir so frustriert, dass Percy das Lexikon der griechischen Mythologie quer durch den Schlaafsaal feuerte. Die Wörter begannen, von der seite zu rutschen und die Buchstaben fuhren Achterbahn mit einem Skateboard. Es war schlicht unmöglich, sich den Unterschied zwischen Chiron und Charon oder zwischen Polydektes und Polydeukes zu merken. Und die Konjugation der lateinischen Vergen? Vergesst es.

Percy lief im Zimmer hin und her, während ich gegen sein Bett gelehnt da stand und ihn beobachtete.

Ich dachte an Mr Brunners ernste Miene und an seine tausend Jahre alten Augen.

Ich holte tief Luft und hob das Lexikon auf.

"Wir brauchen Hilfe, Percy" sagte ich und er unterbrach sein auf und ab Tigern um an mir vorbei in den Flur zu laufen.

Wir hatten noch nie einen Lehrer um Hilfe gebeten. Aber wenn wir Mr Brunner fragten, würde er uns eventuell ein paar Tipps geben. Und ich könnte mich schon mal im vorraus für die miese Note, die ich höchstwahrscheinlich produzieren würde. Ich wollte ihn nicht in dem Glauben zurück lassen, ich hätte es nicht versucht.

Percy ging vor mir her nach unten zu den Arbeitszimmern der Lehrer. Die meisten waren dunkel und leer, aber Mr Brunners Tür stand offen, das Licht aus dem Fenster seiner Tür fiel in den Gang.

Wir waren einige Schritte von der Türklinke entfernt, als wir aus dem Zimmer Stimmen hörten. Mr Brunner stellte eine Frage. Eine Stimme, die nur Grover gehören konnte, sagte: "... Sorgen um Percy und Anthea, Sir."

Percy erstarrte so plötzlich, das ich gegen ihn stieß.

Ich wollte nicht lauschen und zupfte an Percys Ärmel, aber er scheuchte nur meine Hand weg.

Erst, als ich Ajax' Stimme hörte, schlich ich näher an die Tür heran.

"... allein in diesem Sommer", sagte Ajax gerade. "Ich meine, eine Wohlgesinne hier in der Schule! Jetzt wissen wir es es mit sicherheit und sie wissen es auch."

"Wir würden alles nur noch schlimmer machen, wenn wir sie zur Eile antreiben", sagte Mr Brunner. "Die beiden müssen erst noch reifer werden."

"Aber sie haben vielleicht keine Zeit mehr", sagte Grover. "Die Sommersonnenwende ist Stichtag und.."

"Wir müssen ihne sie entscheiden, Jungs. Sollen sie ihre Unwissenheit noch genießen, solange es noch möglich ist."

"Beide haben sie gesehen..." sagte Ajax.

"Einbildung", sagte Mr Brunner eindringlich. "Die Undurchsichtigkeit des Ganzen wird sie davon überzeugen."

"Sir, ich... ich darf nicht noch einmal meine Pflicht vernachlässigen." Grovers Stimme bebte. "Sie wissen, was das bedeuten würde."

"Du hast deine Pflicht nicht vernachlässigt", sagte Mr Brunner freundlich. "Ich hätte sie gleich durchschauen müssen. Aber jetzt wollen wir uns den Kopf darüber zerbrechen, wie wir Percy und Anthea bis zum nächsten Herbst am Leben erhalten können..."

Das Lexikon der griechischen Mythologie rutschte mir aus der Hand und knallte auf den Boden. Percy fuhr erschrocken zu mir herum.

Mr Brunner verstummte.

Er hob das Lexikon schnell auf und mir schlug das Herz bis zum Hals. Wir liefen rückwärts den Gang entlang.

Ein Schatten glitt über das bunte Glas in Mr Brunners Arbeitszimmertür, der Schatten von entwas viel Größerem als einem an den Rollstuhl gefesselten Lehrer, etwas, das dem Bogen eines Schützen zum verwechseln ähnlich sah.

Percy öffnete die nächstbeste Tür und wir verschwanden in einem Zimmer.

Einige Sekunden darauf hörten wir ein langsames Klapper-di-klapp, wie von mit Stoff uwickelten Holzklötzen, und dann schien direkt vor der Tür ein Tier herumzuschnüffeln. Ich atmete unregelmäßig und laut, sodass Percy mir den Mund zu hielt.

Eine große dunkle Gestalt blieb vor dem Türfenster stehen und ging dann endlich weiter.

Irgendwo auf dem Gang hörte ich Mr Brunner. "Nichts", murmelte er. "Seit der Wintersommerwende bin ich mit den Nerven zu Fuß."

"Ich auch", sagte Ajax. "Aber ich hätte schwören können..."

"Geht wieder auf euer Zimmer", sagte Mr Brunner zu Ajax und Grover. "Morgen habt ihr einen langen Tag voller Klausuren."

"Erinnern Sie uns bloß nicht daran", sagte Grover.

Das Licht erlosch und Percy ließ mich wieder los.

Wir warteten in der Dunkelheit, eine Ewigkeit, wie uns schien.

Ich begleitete Percy zu seinem Schlafsaal, da ich noch einige Sachen bei ihm hatte, die ich brauchte. Grover lag auf seinem Bett und büffelte Latein, als ob er den ganzen Abend nichts anderes getan hätte. Ajax lag ebenfalls in seinem Bett, aber er hatte die Augen geschlossen und schien zu schlafen.

"Hallo", sagte Grover zu uns und schaute uns mit roten Augen an. "Meint ihr, ihr schafft die Klausur?" Percy und ich sahen uns kurz an, aber gaben ihm keine Antwort.

"Ihr seht echt scheußlich aus." Er runzelte die Stirn. "Ist euch irgendwas passiert?"

"Wir sind... einfach nur müde", murmelte Percy und reichte mir meinen Kugelschreiber.

Ich ging aus dem Schlafsaal, drehte mich an der Tür noch mal um und sah, das Percy sich von Grover weg gedreht hatte.

"Gute Nacht", sagte ich zu den beiden und sie wünschten mir ebenfalls eine angenehme Nachtruhe.

Ich grübelte auf dem kurzen Weg in meinen Schlafsaal. Ich konnte nicht glauben, was ich gerade gehört hatte. Am liebsten hätte ich gern geglaubt, das ich mir das alles nur eingebildet hatte.

Aber eins stand fest: Grover, Ajax und Mr Brunner redeten hinter Percys und meinem Rücken über uns. Und sie glaubten, dass uns irgendeine Gefahr drohte.
 

Am nächsten Nachmittag kam ich einige Minuten vor Percy aus der dreistündigen Lateinklausur und sowohl seine als auch meine Augen trieften von den ganzen römischen und griechischen Namen, die wir falsch geschrieben hatten. Da rief Mr Brunner uns noch einmal herein.

Einen schrecklichen Moment lang dachte ich, er hätte herausgefunden, dass Percy und ich ihn am Vorabend belauscht hatten, aber das schien nicht der Fall zu sein.

Percy, Anthea", sagte er. "Nehmt euch das nicht so zu Herzen, das ihr die Yancy Academy verlassen müsst. Glaubt mir, es ist.... es ist wirklich besser so."

Er hörte sich freundlich an, aber seine Worte waren mir doch peinlich und Percy war auch die schamesröte ins Gesicht gestiegen. Obwohl er leise sprach, konnten ihn die anderen, die gerade mit der Klausur fertig wurden, ihn hören. James Potter feixte und machte mit dem Mund spöttische kleine Kussbewegungen.

Percy murmelte: "Schon gut, Sir."

"Ich meine..." Me brunner rollte seinen Stuhl vor und zurück und schien nicht recht zu wissen, was er sagen sollte. "Das ist einfach nicht der richtige Ort für euch. Es war schlich eine Frage der Zeit, Kinder."

Meine Augen brannten und ich spürte, das Percy sich in mein T-Shirt am Rücken krallte und mir seine Fingerknöchel, wahrscheinlich unabsichtlich, in die Wirbelsäule bohrte.

Hier erzählte uns unser erster und einziger Lieblingslehrer vor den Ohren der ganzen verdammten Klasse, dass wir nicht gut genug seien. Nachdem er das ganze Schuljahr über behauptet hatte, an uns zu glauben, gab er jetzt so einfach zu, das wir den Rausschmiss verdient hatten.

"Na fein", sagte Percy und seine Hand in meinem Rücken zitterte.

"Nein, nein", sagte Mr Brunner. "Ach, verflixt um die Ecke noch mal. Was ich zu sagen versuche... Ihr seid nicht normal, Kinder. Das ist kein Grund zur..."

"Danke", platze es aus mir heraus. "Vielen Dank, Sir, dass Sie mich daran erinnern."

"Anthea..."

Aber wir waren nicht mehr da. Percy hatte mich an meinem T-Shirt aus dem Raum gezogen.
 

Am letzen Schultag half Percy mir dabei, meine Sachen zusammen zu suchen und in den Koffer zu packen. Er war schon lange feritg mit seinen Sachen.

Die anderen Schüler juxten herum und redeten über ihre Ferienpläne. Eine würde in der Schweiz wandern gehen. Ein anderer wollte für einen Monat auf eine Karibikkreuzfahrt. Sie waren alle Problemjugendliche, wie ich, aber sie waren reiche Problemjugendliche. Ihre Papis waren Geschäftsführer oder Botschafter oder Promis. Percy und ich waren Niemand und kam aus einer Familie von Niemandem.

Sie fragten mich, was ich im Sommer machen würde, und ich sagte, ich wollte zurück in die Stadt.

Was ich ihnen nicht sagte, war, dass ich mir einen Sommerjib suchen müsste. Ich würde Hunde ausführen oder Zeitschriften verkaufen oder in einem Café arbeiten müssen und mir in meiber Freizeit darüber den Kopf zerbrechen, wo ich eine neue Schule für den Herbst finden würde. Hoffentlich konnten Mom und Sally sich einigen und Percy und ich konnten wieder zusammen auf eine Schule gehen. Vielleicht sogar wieder in eine Klasse.

"Ach", sagte ein Typ. "Klingt klasse."

Dann redeten sie weiter, als ob es mich nie gegeben hätte.

Die einzigen, bei denen es mir vor dem Abschied grauste, waren Grover und Ajax, aber dann stellte sich heraus, dass das nicht nötig gewesen wäre. Sie wollten mit demselben Bus wie Percy und ich nach Manhattan fahren und da saßen wir wieder zusammen, unterwegs in die Stadt.

Wir saßen auf den hintersten Plätzen und sowohl Grover als auch Ajax schauten nervös im Mittelgang umher und die übrigen Fahrgäste an. Mir ging auf, dass sie immer nervös und fahrig waren, wenn wir die Yancy Academy verließen. Sie schienen ständig mit irgendwelchen Unglücken zu rechnen. Bisher habe ich angenommen, das sie Angst hatten, schickaniert zu werden. Aber hier im Bus war nieand, der sie schikanieren könne.

Irgendwann schien Percy es nicht mehr aushalten zu können.

"Haltet ihr Ausschau nach Wohlgesinnten?"

Ajax zuckte so hefitg zusammen, das er fast nach vorn gegippt und auf dem Gang gelandet wäre. Grover wäre fast an die Decke gegangen. "Wa... wovon redest du?"

Er gestand, dass wir in der Nacht vor der Klausur ihn, Ajax und Mr Brunner belauscht hatten.

Ajax war weiß wie eine frisch gestrichene Wand.

Grovers Augen zuckten. "Wie viel habt ihr gehört?"

"Ach... nicht viel. Was bedeutet das mit der Sommersonnenwende als Stichtag?"

Er wand sich und er und Ajax schauten sicht verzweifelt an. "Hör mal Percy... Anthea.. ahm.. Wir haben uns einfach sorgen um eucht gemacht, versteht ihr? Ich meine, wo ihr Halluzinationen von dämonischen Matheleherinnen habt..."

"Grover...", sagte ich.

"Und ich habe Mr Brunner gesagt, dass ihr vielleicht übermäßig unter Stress steht. Es gibt schießlich keine Mrs Dodds und..."

"Grover, du bist in echt mieser Lügner", sagte Percy.

Seine Ohren wurden rosa.

Dann fischte er eine schmuddelige Visitenkarte aus seine Hemdtasche. "Behalt die einfach, ja? Falls du mich in diesem Sommer irgendwann besuchst."

Die Karte war in Schnörkelschrift bedruckt, der pure Mord für meine legaasthenischen Augen, aber endlich konnte ic so ungefähr Folgendes lesen:

Grover Underwood- Hüter

Half-Blood Hill

Long Island, New York

(800)009-009

Percy fragte: "Was ist Half..."

"Sag das nicht laut", keuchte Ajax. "Das ist unsere... ähem, Sommeradresse."

Mein Herz wurde schwer. Grover und Ajax hatten ein Sommerhaus. Ich hatte nie darüber nachgedacht, dass er so reich wie die anderen in Yancy sein könnte.

"Na gut", sagte Percy düster. "Falls ich, also falls ich dein Landhaus besuchen will"

Er nickte. Oder.. oder wenn du mich brauchst. Und du auch, Anthea." Er gab mir ebenfalls eine Visitenkarte.

"Warum sollte ich dich brauchen?"

Das klang gröber, als ich es gemeint hatte.

Grover errötete bis hinunter zu seinem Adamsapfel.

"Hört mal, Freunde, Tatsache ist, ich... wir... müssen euch sozusagen beschützen."

Percy und ich starrten die beiden Jungs an.

Das ganze Schuljahr hindurch waren Percy und ich in Schlägerein verwickelt gewesen, um die beiden vor Schikanen zu retten. Ich hatte nicht schlafen können vor Angst, dass die nächstes Jahr ohne Percy und mich zusammengeschlagen werden könnten. Aber jetzt führten sie sich auf, als wären sie diejenigen, die uns verteidigten.

"Grover", sagte Percy. "Und wovor genau beschützt du uns?"

Unter unseren Füßen hörten wir ein lautes, bohrendes Geräusch. Schwarzer Rauch quoll aus dem Armaturenbrett und im ganzen Bus stank es wie faule Eier. Ich verzog das Gesicht. Der Fahrer fluchte und fuhr der schlingernden Bus auf den Seitenstreifen des Highways.

Nachdem er sich einige Minuten lang mit Klappern und Kliren am Motor zu schaffen gemacht hatte, verkündete der Fahrer, dass wir aussteigen müssten. Grover, Ajax, Percy und ich kletterte mit den anderen Fahrgästen nach draußen.

Wir befanden uns irgendwo auf offener Strecke- es war keine Gegend, die man sich merken würde, wenn man dort eine Panne hatte. Auf unserer Straßenseite gab es nur Ahornbäume und Abfall, der aus vorüberfahrenden Autos geworfen worden war. Auf der anderen Seite, hinter vier in der Nachmittagshitze flirrenden Fahrspuren, stand eine altmodische Obstbude.

Das Obst, das da verkauft wurde, sah wirklich gut aus: überquellende Kisten mit blutroten Kirschen und Äpfeln, Walnüssen und Aprikosen und Apfelweinflaschen in einem mit Eis gefüllten Holzbottisch. Es gab keine Kundschaft, es gab nur drei alte Damen, die in Schaukelstühlen im Schatten der Ahornbäume saßen und das größte paar Socken strickten, das ich je gesehen hatte.

Also, es waren Socken, groß wie Pullover, aber es waren einwandfrei Socken. Ich stieß Percy an, der schräg hinter mir stand.

Die Frau rechts strickte die eine Socke. Die Frau links strickte die andere. Die Frau in der Mitte hatte einen riesigen Korb voll elektrisch-blauem Garn auf dem Schoß.

"Was machen sie da?" fragte Percy. Ich antwortete: "Keine Ahnung. Aber die Socken sind ja riesig."

Alle dreh sahen uralt aus, sie hatte bleiche, verschrumpelte Gesichte, silberne, mit schwarzen Kopftüchern nach hinten gebundene Haare und knochige Arme, die aus verschossenen Baumwollkleidern ragten.

Das Seltsamste war, dass sie abwechslend Percy und mich anzuschauen schienen.

Ich blickte zu Ajax und Grover hinüber, um eine Bemerkung darüber zu machen, und sah, das ihre Gesichte leichenblass geworden waren. Grovers Nase zuckte.

"Jungs?", fragte Percy. "He, was ist?"

Sagt mir, dass sie euch nicht ansehen. Aber das tun sie, oder?", fragte Ajax.

"Ja. Komisch was?" Glaubst du, die Socken würden mir passen?", antwortete Percy.

Grover schimpfte: "Das ist nicht lustig, Percy. Das ist absolut überhaupt nicht witzig."

Die alte Dame in der Mitte zog eine riesige Schere hervor- golden und silbern und lang wie eine Schafschere. Ich hörte, wie Ajax den Atem anhielt.

"Wir steigen wieder in den Bus", sagte er zu uns. "Los."

"Was?", fragten Percy und ich zeitgleich. "Da drinnen sind tausend Grad", fügte Percy hinzu.

"Kommt schon." Grover öffnete die Tür und stieg als ester ein, Percy und ich blieben abe an Ort und Stelle stehen.

Die alten Damen starrten uns noch immer von der anderen Seite her an. Die in der Mitte zerschnitt den Faden und ich hätte schwören können, dass ich das über die vier Fahrspuren hinweg gehört hatte. Ihre beiden Freundinnen rollten die elecktrisch-blauen Socken auf und ich fragte mich, für wen die wohl bestimmt sein könnten, für Sasquatch oder Godzilla.

Hinten am Bus riss der Fahrer ein riesiges rauchendes Metallteil aus dem Motor. Der Bus bebte und der Motor erwachte brüllend zum Leben.

Die Fahrgäste jubelten.

"Ja, verdammt", schrie der Fahrer. Er schlug mit seinem Hut gegen den Bus. "Und jetzt alle wieder an Bord!"

Als wir wieder losfuhren, hatte ich das Gefühl, Fiebe zu haben, wie eine Grippe. Ajax sah nicht viel besser aus. Er zitterte und seine Zähne klapperten.

"Grover?", fragte Percy. Grover zitterte ebenfalls.

"Ja."

"Was verheimlichst du uns?"

Er fuhr sich mit dem Ärmel über die Stirn. "Percy, Anthea, was habt ihr da vorhin an der Ostbude gesehen?"

"Du meinst die alten Damen? Was ist denn mit denen?", fragte Percy und ich stellte ebenfalls eine: "Die sind aber ncht wie... Mrs Dodds, oder?"

Seine Miene war schwer zu deuten, aber ich hatte den Eindruck, dass diese Obstverkäuferinnen etwas viel, viel Schlimmeres waren als Mrs Dodds. Ajax schaute aus dem Fenster und Grover sagte: "Erzähtl einfach, was ihr gesehen habt."

Percy übernahm.

"Die in der Mitte hat eine Schrere hervorgezogen und das Garn durchgeschnitten."

Grover und Ajax wimmerten und bewegten seine Finger, wie um sich zu bekreuzigen, aber es war kein Kreuzzeichen. Es war etwas anderes, etwas noch Älteres.

Grover sagte: "Ihr habt gesehen, wie sie den Faden durchtrennt hat."

"Ja. Na und?" Aber noch während ich das sagte, wusste ich, dass es sehr wichtig gewesen war.

"Das kann einfach nicht sein", murmelte Grover. Er fing an, an seinem Daumen zu nagen. "Ich will nicht, dass es wieder so kommt wie beim letzten Mal."

"Wie beim letzten Mal?" fragte Percy.

Ajax murmelte: "Immer in der 6. Klasse, Drüber kommen sie nie hinaus."

"Jungs", sagte ich, denn jetzt machten sie mir wirklich Angst. "Wovon redet ihr?"

Auf einen schlag sahen uns Grover und Ajax Todernst an. Wie aus der Pistole geschossen fragten beide Synchron: "Lasst uns euch vom Busbahnhof nach Hause bringen. Versprecht es."

Percy und ich sahen uns erstaunt an, aber stimmten der seltsamen Bitte zu.

"Ist das eine Art Aberglaube?", fragte Percy.

Keine Antwort.

"Grover- das Fadendurchtrennen. Bedeutet das, dass jemand sterben muss?"

Grover und Ajax starrten uns verzweifelt an, als überlegten sie schon, welche Blumen sich am besten auf Percys und meinem Sarg machten.



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