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Meritum

von

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Antizipation

Am selben Abend
 

Naruto hebt winkend eine Hand zum Abschied, als Hinata sich noch einmal zu ihm umdreht und die anhaltende Röte in ihren Wangen lässt ihn ehrlich schmunzeln. Er sieht zu, wie sie in einem der Seiteneingänge in das Hyuuga-Anwesen verschwindet, aber dann rutscht das Lächeln schlagartig von seinen Lippen.

Es hat einen Grund gegeben, warum er sich viel früher von der hübschen Clanerbin gelöst hat, als er es eigentlich beabsichtigt hätte. Aber er weiß genau, was für den plötzlichen Chakra-Ausbruch, der ihn absolut unerwartet überrumpelt hat, verantwortlich ist. Oder besser wer.
 

Zurück in seiner Wohnung wirft er seine Jacke achtlos in eine Ecke, bevor er sich in das Gefängnis begibt, das tief in ihm steckt.

Sobald die vertrauten roten Augen in der Dunkelheit aufblitzen, bricht sein schwer zurückgehaltener Ärger aus ihm heraus.

„Ich weiß, dass dir langweilig ist, aber deshalb werde ich solche Ausbrüche trotzdem nicht tolerieren.“

„Sie ist keine schlechte Wahl.“

Naruto ballt seine Hände so fest zusammen, dass sich seine Fingernägel tief in der Haut seiner Handflächen vergraben. „Halt dich da raus!“

Der Fuchs grinst spöttisch. „Nein, wirklich, die Erbin des Hyuuga-Clans ist perfekt, um deinen Genpool zu erweitern.“

„Meinen was?!“

„Aber bist du sicher, dass sie stark genug ist?“

Naruto nimmt einen tiefen Atemzug und mahnt sich selbst zur Ruhe. Er ist nicht hierher gekommen, um sich auf weitere Spielchen einzulassen. „Wovon zum Teufel redest du?“

Der Fuchs senkt herablassend den Kopf, aber es trennt sie immer noch ein guter Meter davon auf Augenhöhe zueinander zu sein. „Davon, dass ich an diesem Ausbruch, von dem du redest, nur indirekt beteiligt war.“

„Was soll das heißen?“

„Du hast die Beherrschung verloren.“

„Das hättest du wohl gerne!“ Er hat seit Jahren die Beherrschung über sein Chakra nicht mehr verloren. Zumindest nicht außerhalb eines Kampfes und auch dann hat er die Macht des Fuchses immer nur bewusst genutzt.

„Reg dich nicht auf. Die Kleine lässt dich die Beherrschung verlieren. So krampfhaft wie du in letzter Zeit daran festgehalten hast, ist das etwas Gutes. Ich frage dich bloß, ob du dir sicher bist, dass sie auch damit umgehen kann.“

Er würde die Anschuldigung zu gerne abstreiten, aber die überwältigenden Gefühle, die ihn überrollt haben, als er Hinata geküsst hat, sind ihm noch zu klar im Bewusstsein. Er ist sich schon vor einer Weile darüber klargeworden, dass er sich in die junge Clanerbin verliebt hat. Aber die Tiefe seiner Gefühle hat eine neue Dimension angenommen, als er ihnen vorhin endlich nachgegeben hat. Es ist beinahe lächerlich, wie schwer es ihm gefallen ist, sich von ihr zu lösen und dass er sie bereits vermisst, obwohl es gerade mal eine halbe Stunde her ist, seit er sie gesehen hat, ergibt logisch einfach keinen Sinn. Er hat endlich entschieden, dass es ihm egal ist, was alle Leute sagen, allen voran ihr Vater und jetzt hat er den direkten Beweis, dass er wirklich nicht gut genug für sie ist.

„Das sollte sie nicht müssen. Sie verdient Besseres.“
 

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Am nächsten Morgen in Sakuras Wohnung
 

Sie hat kaum eine Minute geschlafen und dieses Mal graut ihr wirklich vor dem Moment, in dem sie in das Kellergewölbe des Krankenhauses zurückkehren muss, deshalb ist sie nicht wirklich gnädig gestimmt, als früh am Morgen bereits die Klingel zu ihrer Wohnung läutet.

Sie springt in Top und kurzen Shorts aus dem Bett und stürmt ungeachtet ihres Outfits über den Flur.

„Naruto, falls du das bist-“ Sie reißt ihre Haustür auf, bereit ihrem besten Freund zur Begrüßung eine Beule zu verpassen, die ihn lehren wird, am frühen Morgen bei ihr aufzutauchen und hält überrascht inne. „Tai.“

Er öffnet lächelnd den Mund, aber jegliche Fröhlichkeit rutscht aus seiner Mimik, als sein Blick über ihren Körper fährt und stockend an ihren Schultern hängen bleibt.

„Was ist mit deinen Armen passiert?!“

Sie folgt seinem Blick stirnrunzelnd, hält aber selbst inne, als sie die Blutergüsse entdeckt, die an beiden Seiten an ihren Oberarmen ihre Haut verfärben und die ziemlich genaue Form von jeweils fünf Fingerabdrücken verraten. Sie unterdrückt jegliche Regung, als Tai einen besorgten Schritt auf sie zumacht und vorsichtig mit den Fingern über die dunklen Flecken fährt.

„Wir haben einen neuen Patienten, der ein wenig… schwierig ist. Es ist mir noch gar nicht aufgefallen.“ Zumindest das ist wenigstens die Wahrheit.

Tai öffnet den Mund, aber die ehrliche Sorge in seinen Augen lässt sie einen Schritt zurückmachen. Auch wenn sie es Temari gegenüber heruntergespielt hat, ist sie sich längst bewusst, was für eine Bedeutung die Entscheidung, die sie getroffen hat, für ihre Beziehung mit dem jungen Jonin hat. Sie nimmt einen tiefen Atemzug und greift nach dem Mut die nächsten Sätze laut auszusprechen.

„Tai… es tut mir leid, aber ich kann mich nicht mehr mit dir treffen. Ich weiß im Moment kaum, wo mir der Kopf steht und die Situation im Krankenhaus ist momentan ein einziger Alb-“

Sie unterbricht ihren peinlichen Wortschwall augenblicklich, als sie seine Hände auf ihren Schultern spürt und als ihr die vertraute Wärme seiner braunen Augen begegnet, verdichten sich die Schuldgefühle in ihrem Magen zu einem unangenehmen Knoten.

„Sakura du musst dich nicht rechtfertigen.“

Sie nickt und sie ist sich sicher, dass sie eine merkwürdige Entschuldigung murmelt, bevor sie zurück in ihre Wohnung flüchtet und ohne, dass ihr der Weg bewusst ist, findet sie sich in ihrem Badezimmer wieder.

Ihr eigener Blick begegnet ihr im Spiegel und trotzdem kommt es ihr vor, als würde eine Fremde aus dem reflektierenden Glas zurückstarren.

Sie trägt wirklich seine Fingerabdrücke auf ihren Oberarmen spazieren.

Aber nicht einmal das ändert etwas an ihrer Entscheidung.
 

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Ein paar Stunden später
 

Sie hat nicht gedacht, dass sie sich noch einmal hier treffen würden, aber alte Gewohnheiten sind doch schwer abzulegen und so haben sie sich in stummem Einvernehmen zum zweiten Mal in dieser Woche an jenem Platz getroffen, an dem sie vor so vielen Jahren zu einem Genin-Team wurden.

Naruto ist für einen ungewohnt langen Moment still, nachdem sie ihm ihr Vorhaben eröffnet hat.

„Bist du dir sicher“, will er schließlich leise wissen und sucht dabei abschätzend ihren Blick.

Auf diese Frage vorbereitet, rattert sie die Antwort herunter, die sie sich für eben diesen Moment sorgfältig zurechtgelegt hat. „Es ist wahrscheinlich unsere beste Chance ihn für eine Weile gegen seinen Willen hierzuhalten und das wiederum ist unsere letzte Möglichkeit ihn doch noch umzustimmen.“

Aber ihr bester Freund schüttelt ablehnend den Kopf. „Ich habe nicht gefragt, ob du es für unsere beste Möglichkeit hältst. Ich will wissen, ob du sicher bist, dass du dir das aufbürden willst.“

Sakura beißt sich zögernd auf die Lippe, denn auch wenn sie diese Frage ebenfalls erwartet hat, hat sie darauf keine gut ausgearbeitete Antwort. „Ich muss es versuchen, Naruto.“

Er nickt, auch wenn sie ihm ansieht, dass er mit ihrer Lösung ebenfalls nicht vollständig zufrieden ist. Aber er ist der Einzige, der wirklich nachvollziehen kann, warum sie es tun muss.

„Ich könnte-“

Aber in dem sicheren Wissen, wohin dieser Satz führen wird, unterbricht sie ihn mit einer Handbewegung. „Fang gar nicht damit an. Ich hänge zu sehr an diesem Dorf, um es dem sicheren Untergang zu weihen.“

Naruto grinst, aber es wehrt nicht lange. „Wenn er dir etwas tut-“

„Das wird er nicht.“ Sie hört selbst, wie naiv sie klingt und die Blutergüsse, die sie vor ein paar Stunden mit Hilfe ihres Chakras von ihren Oberarmen entfernt hat, machen sie bereits zu einer Lügnerin. „Außerdem kann ich gut auf mich selbst aufpassen.“

„Nicht, wenn es um Sasuke geht.“

Die Anschuldigung lässt sie die Lippen aufeinanderpressen und für einen Moment verhängt sich ein selten angespanntes Schweigen über die beiden Teamkameraden, bevor Sakura beschließt, dass es für den Moment besser ist, das Thema zu wechseln.
 

„Lass uns über etwas Erfreulicheres reden: Wie war dein gestriger Abend?“

Sie lächelt zufrieden, als ein verklärter Ausdruck Narutos Gesicht verzieht, aber es sind nur Millisekunden, dann verschwindet das Glück aus seinen Zügen und sie runzelt vorahnungsvoll die Stirn.

„Okay, raus damit, was hast du gemacht?“

Es ist, als könnte er gar nicht anders, als erneut zu lächeln, aber in seinen Augen spiegelt sich weiterhin der Zwiespalt, der ihn plagt. „Sie geküsst.“

In einer ihrer bezeichnendsten Eigenschaften, versucht Sakura es auf diese überraschende Erklärung erst einmal mit Humor. „Also wenn es darum geht, dass du noch üben musst, dann macht Hinata das bestimmt nichts aus.“

Naruto stößt sie augenrollend gegen die Schulter. „Witzig.“

Aber als erneut Ernst den Schalk in seinen Augen vertreibt, legt sie ihm ehrlich besorgt eine Hand auf den Arm. „Naruto.“

Ihr langjähriger Teamkamerad schließt mit einem selten schweren Seufzen die Augen. „Mein Chakra ist aufgeflackert, als wir uns geküsst haben.“

Sakura runzelt die Stirn und lehnt sich noch näher zu ihm, als könnte ihr das dabei helfen seine kryptische Aussage zu entschlüsseln, aber er führt sie weiter aus, ohne dass sie nachfragen muss.

„Gegen meinen Willen.“

Ein wenig verspätet begreift sie, was ihren besten Freund beschäftigt und ihr Blick wird schlagartig weich. „Naruto, das passiert jedem von uns einmal. Das nennt sich Leidenschaft.“

„Sakura, ich-“

Aber seine beste Freundin lässt keinen Raum für die Zweifel, die ihn seit dem letzten Abend verfolgen. „Naruto ein aufflackerndes Chakra, weil du für einen Moment die Kontrolle aus der Hand gibst, ist auch für dich keine Katastrophe. Du hast in den letzten Jahren so hart darauf hingearbeitet, um jeden Preis die Kontrolle zu behalten und das Chakra des Fuchses nur zu nutzen, wenn du es bewusst zu lässt. Und damit hast du eine Herausforderung gemeistert, an der viele andere gescheitert wären. Es ist nicht der Fuchs, um den du dir wirklich Sorgen machst. Du hast Angst jemand anderem so viel Macht über dich zu geben und das ist vollkommen normal. Aber Hinata ist seit Jahren in dich verliebt. Glaub mir, wenn sich einer keine Sorgen machen muss, sich auf diese Beziehung einzulassen, dann du.“
 

Sie weiß, wenn ihr selbst jemand einen derartigen Vortrag gehalten hätte, hätte es minimal Wochen gedauert, bis sie sich eingestanden hätte, dass ihr Gegenüber Recht hat und ihre Sorgen unbegründet sind. Bei Naruto dauert es wenige Sekunden, bis bereits wieder ein gewohnt sorgloses Grinsen seine Lippen ziert.

„Ich wusste nicht, dass in unserem Leben irgendwas normal ist.“

Auf diesen Stichpunkt hin beschließt Sakura mit einem lautlosen Seufzen, auch noch ihr letztes neues Geheimnis zu offenbaren, vor allem, weil sie so schnell wahrscheinlich nicht mehr in einer derartigen Zweisamkeit zusammen sein werden. „Ich habe heute mit Tai Schluss gemacht.“

Aber der Blick ihres besten Freundes, lässt sie automatisch in die Defensive gehen. „Was?“

Naruto hebt spottend eine Augenbraue. „Was, soll ich so tun, als würde mich das überraschen?“

Die junge Medic-nin verschränkt abwehrend die Arme vor dem Oberkörper. „Ich habe nicht mit ihm Schluss gemacht, weil ich mir noch Hoffnungen auf Sasuke mache. Aber du weißt, wie Tai zu ihm steht. Es gibt keine Möglichkeit, wie ich ihm begreiflich machen könnte, warum ich mich auf dieses Jutsu einlasse.“

„Warum lässt du dich darauf ein?“

Die gutmütige Stichelei ihres langjährigen Teamkameraden lässt sie die Augen rollen, aber sie bleibt in ihrer Antwort trotzdem ehrlich. „Weil ich will, dass der Idiot endlich einsieht, dass er immer noch eine Zukunft haben könnte. Und damit meine ich nicht eine Zukunft mit mir.“

„Nicht?“

Mit ihrer Geduld am Ende, stößt sie ihren vorlauten Freund mit beiden Händen gegen die Schulter. „Halt die Klappe, Baka!“
 

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Am Abend im Kellergewölbe des Krankenhauses
 

Sie strafft die Schultern, bevor sie den spärlich beleuchteten Raum betritt und seine dunklen Augen heften sich augenblicklich auf sie.

„Was war das gestern?“

Den Tag, an dem Sasuke auch nur eine Silbe spricht, die nicht unbedingt notwendig ist, wird sie sich definitiv rot im Kalender anstreichen, sollte er jemals kommen.

„Nichts, was dich betrifft.“

Dieses Mal erwartet sie, dass er sich mit der Geschwindigkeit eines Shinobi durch den Raum bewegt und direkt vor ihr auftaucht.

„Sakura.“

Niemand hat es jemals so meisterhaft fertiggebracht, in die drei Silben ihres Namens eine derart überzeugende Warnung zu legen. Aber sie erwidert seinen Blick furchtlos. „Was kümmert es dich? Bei allem, was du noch über mich weißt, könnte ich in den letzten acht Jahren sämtliche Allergien entwickelt haben, mit denen unser faszinierender menschlicher Mechanismus aufwarten kann.“

Aber Sasuke lässt sich nicht auf ihre Provokation ein. „Das war keine Allergie. Das war eine Panikattacke.“

Sie stählt ihre Gesichtszüge gerade noch rechtzeitig, bevor sie das Zucken ihrer Muskeln verraten kann.

Panik. Dieses trügerische Wort, hinter dem so viel Schwäche steckt. Von dem sie sich selbst dafür hasst, dass es ihr nach all den Jahren in ihrem Beruf mehr denn je anhaftet.

Sie schüttelt den Vorwurf und die Gefühle, die damit zusammenhängen ab und bringt zur Sprache, weshalb sie hier ist.

„Ich bin hier, um dir zu sagen, dass du im Moment noch die Wahl hast: Bekenn dich zu Konoha.“

Dieses Mal steht der Spott so klar in seinen Augen, dass er gar nichts sagen muss und entgegen ihrer besten Vorsätze flammt ihr Temperament augenblicklich wieder auf.

„Wann wirst du endlich verstehen, dass du deine Ziele auch anders erreichen könntest? Dass du nicht alles alleine machen musst-“

Sie unterbricht ihre Aussage keuchend, als er sich erneut bewegt, bevor sie reagieren kann und wie am vorherigen Tag nach ihren Oberarmen greift. Doch statt der Gewalt, mit der er am Vortag Blutergüsse auf ihren Armen hinterlassen hat, drängt er sie lediglich mit dem Rücken gegen die erstbeste Wand.
 

„Verdammt, Sasuke-“

Aber ihr Atem stockt hart in ihrem Brustkorb, als er den Kopf so weit zu ihr senkt, dass sein Atem warm über ihre Lippen streift. Ihre Lider scheinen der Schwerkraft mit einer plötzlichen Heftigkeit zu erliegen und ihr Puls beschleunigt sich merklich, aber sie umklammert ihre Beherrschung eisern und beginnt ein wenig verspätet sich gegen seinen Halt zu wehren.

„Lass den-“

Aber seine tiefe Stimme unterbricht ihren heiseren Protest und sie schwört, er lässt seine Worte absichtlich rauer klingen als üblich.

„Du hast gerade gesagt, dass ich nicht allein sein muss.“

Die schöne Medic-nin verdreht offen die Augen und ignoriert geflissentlich, wie schnell ihr Herz in ihrem Brustkorb schlägt. „Du weißt genau, dass ich das so nicht gemeint habe.“

„Nicht?“

Sie hätte nicht gedacht, dass er überhaupt noch zu einer solch trivialen Emotion wie Spott fähig ist und jetzt scheint es, als würde er seit er aufgewacht ist nichts Anderes tun, als sie zu verspotten.

„Definitiv nicht.“

Er senkt seinen Kopf noch ein wenig weiter zu ihr und als seine Lippen hauchzart über ihre streifen, kann sie die zittrige Reaktion ihres Körpers gerade noch unterdrücken.

„Was ist, wenn ich genau das will?“

Die Erinnerung an die Art, wie er sie vor zwei Tagen geküsst hat, hat sie seitdem kaum einen Moment losgelassen und seine direkte Nähe beschwört sie so stark hervor, dass sie beinahe mit der Wirklichkeit verschwimmt. Aber auch wenn sie die Reaktion ihres Körpers auf ihn kaum verbergen kann, haben die Jahre als Kunoichi ihr dennoch die Fähigkeit verliehen auch derartige Gefühlsregungen zu verbergen. „Dann wirst du jemand anderen finden, der es dir gibt.“

Sie schaudert schon, als sie seine Lippen an ihrem Ohr spürt und sein warmer Atem ihre Haut mit einer feinen Gänsehaut überzieht, aber sein raues Flüstern raubt ihr jeglichen Bezug zur Gegenwart.

„Was, wenn ich niemand anderen will?“

Sie ist einen Moment zu lange still und sie weiß, dass die wenigen Millisekunden sie verraten, auch wenn sie nach einem unauffälligen Atemzug die Augen öffnet und ihn beinahe überzeugend unberührt ansieht. „Dann würde ich dir sagen, dass du ein schlechterer Lügner bist, als ich dachte.“
 

Sie schiebt ihn von sich und der Clanerbe beobachtet milde interessiert, wie sie zu der Tür zu dem kleinen Raum hinübergeht und sie aufzieht. Als die Hokage wenige Sekunden später durch den Türrahmen tritt, runzelt Sasuke verborgen die Stirn, aber Tsunade richtet ihre Aufmerksamkeit zuerst auf ihre ehemalige Schülerin.

„Und?“

Sakura wendet sich mit verschränktem Armen ihrem ehemaligen Teamkameraden zu, auch wenn sie ihre Worte an Tsunade richtet. „Wie gewohnt, bevorzugt er den steinigeren Weg.“

Die Godaime nickt und verbirgt ihre eigene Unzufriedenheit über die Starrköpfigkeit des dunkelhaarigen Mannes überzeugend, während sie sich mit ihrem endgültigen Ultimatum an ihn wendet. „In drei Monaten wirst du dich entweder unwiderruflich zu Konoha bekennen oder dich auf den Weg zu deiner eigenen Hinrichtung machen.“

Sasuke hebt abschätzend eine Augenbraue. „Und du glaubst wirklich, mich so lange hier halten zu können?“

Die Hokage schmunzelt beinahe ebenso spöttisch wie er und während seine Aufmerksamkeit überwiegend auf der Sanin liegt, nimmt er im Augenwinkel durchaus war, dass Sakura sich in seine Richtung bewegt. Aber die Tatsache, dass er sie nie auch nur ansatzweise als Bedrohung wahrgenommen hat, verzögert seine Reaktion in diesem Moment zu sehr. Er nimmt mehr wahr, dass sich ihre Finger überraschend um seine schließen, während sie die Klinge, die sie in ihrer anderen Hand hält, in einer so geübten Bewegung über seine Handfläche zieht, dass er den Schmerz erst eine Millisekunde später registriert. Sein Stolz verbietet es ihm jedoch hinzusehen, wie seine ehemalige Teamkameradin ihre Hand in seine schiebt und er sucht stattdessen ihren Blick, während sich sein Mundwinkel spottend verzieht.

„Wenn es dir nur darum ging einmal im Leben meine Hand zu halten, dann hättest du das auch einfach sagen können.“

Das Schmunzeln um Sakuras Lippen warnt ihn ebenso zu spät, wie das leise Flüstern der Hokage, das erst zu ihm herüberdringt, als sie bereits dabei ist, das Jutsu, das sie begonnen hat, sobald Sakura seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, zu beenden.

Dieses Mal wirklich überrascht, beobachtet der Uchiha mit einem warnenden Zischen, wie die vertraute Form eines Bannkreises unter seinen Füßen aufleuchtet und er hebt den Blick erbost zu der jungen Frau, die als einzige oft genug in diesem Raum war, während er geschlafen hat, um diese Falle vorzubereiten und immer noch seine Hand in ihrer hält.

„Was soll das hier?!“

Seine ehemalige Teamkameradin wirkt selten ungerührt. „Nachdem du darauf beharrst einmal mehr die falsche Entscheidung zu treffen, haben wir sie dieses Mal für dich getroffen. Du hast Recht, wir haben kaum die Mittel dich länger hier unten festzuhalten. Aber es gibt durchaus andere Mittel und Wege, um dich in Konoha zu halten.“

„Ihr wollt mich durch ein Jutsu an das Dorf binden?“ Seine Verachtung ist hörbar und verrät, dass er glaubt, dass sie den Verstand verloren haben.

Aber Sakura schmunzelt immer noch. „Nicht an das Dorf, nein.“

Wo er vor Sekunden noch von der Aussichtslosigkeit ihres Unterfangens überzeugt war, spürt Sasuke zum ersten Mal einen Funken Unsicherheit in sich aufflammen. Denn auch wenn er es immer als Gerüchte abgetan hat, hat auch er von den alten Jutsus gehört, die längst ausgestorben sind. Jutsus mit denen sich Menschen aneinander gebunden haben, manche williger als andere und mit dem manch alte Stämme angeblich sogar ihre Ehen geschlossen haben.

Sakura sieht das unwillige Verständnis in seinen Augen aufblitzen und zwingt sich ihre eigene Miene ausdruckslos zu halten. „Was glaubst du, wer ist eine der einzigen beiden Personen, die sich bereit erklärt haben, sich durch ein Jutsu an dich binden zu lassen, um dich hierzuhalten? Ob du willst oder nicht.“

Er bemerkt verspätet, dass sie nicht nur ihn geschnitten hat und sich ihr Blut längst mit seinem vermischt hat. Trotzdem beißt er knurrend die Zähne zusammen, als er erkennt, dass seine Versuche sich von ihr loszureißen aufgrund des fortgeschrittenen Status des Jutsus, das bereits beginnt ihn an sie zu binden, zwecklos sind.

„Sakura, wag es ja nicht!“

Seine zornige Warnung lässt die junge Medic-nin beinahe schmunzeln. „Du wirst eine Weile Zeit haben, zu erwägen, ob du mir vergeben willst oder es bevorzugst diese Farce weiterzuführen.“

Er öffnet aufgebracht den Mund und in seinen Augen blitzt zum ersten Mal seit Tagen warnend dunkles Rot auf, aber in diesem Moment vollendet Tsunade das Jutsu und als der Bannkreis unter ihnen aufleuchtet, fühlt es sich an, als hätte sich der Erdschwerpunkt plötzlich verlagert.

Sakura wankt in seine Richtung, obwohl ihr Griff um seine Hand fest bleibt und er würde seinen freien Arm eventuell stützend nach ihr ausstecken, wenn nicht derselbe sengende Schmerz seinen eigenen Körper lähmen würde.

Das Blut rauscht so sehr in seinen Ohren, dass er seinen eigenen Herzschlag wie ein Echo hört. Eine gleißende Hitze durchzieht von seiner Hand seinen ganzen Körper, bevor er realisiert, dass es nicht nur sein eigener Herzschlag ist, den er wahrnimmt. Es ist auch ihrer.

Er sieht in ihre weitaufgerissenen grünen Augen, bevor ein gleißendes Licht die Sichtweite seines Bluterbes stiehlt und ihm beinahe das Bewusstsein raubt.
 


 

Sakura blinzelt die Umrisse des Raumes um sich herum langsam wieder scharf. Sie bemerkt zuerst die Abwesenheit ihres ehemaligen Teamkameraden, bevor sich Tsunades ausgestreckte Hand in ihr Blickfeld schiebt. Sie lässt sich von ihrer ehemaligen Sensei aufhelfen und stützt sich für einen Moment mit ihren Händen auf ihren Knien ab, bevor sie sich leicht außer Atem ganz aufrichtet. „Was glaubst du, wie weit wird er es schaffen?“

Die Godaime schmunzelt abschätzend. „Er ist stur, bis zur Dorfgrenze wird er wohl kommen.“
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (17)
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Von:  Hokagebernd
2020-07-08T12:27:18+00:00 08.07.2020 14:27
Tolles Kapitel nun hat Sakura an sasuke gebunden das kann lustig werden aus einer gewissen Perspektive das er nich so mächtig is wie er gedacht hat
Von: abgemeldet
2017-07-16T20:15:35+00:00 16.07.2017 22:15
klasse kapitel :)
und sakura ist wirklich eine wahre freundin. mit kaum viel mühe hat sie narutos zweifel beseitigt.
was das jutsu angeht, oh man, ich bin gespannt, was da noch alle bei rumkommt xD
es haben eigentlich nur die hochzeitglocken gefehlt, schließlich sind sie ja nun sozusagen ein ehepaar haha ;)
es bleibt spannend!
Von:  bella-swan1
2017-06-28T17:36:59+00:00 28.06.2017 19:36
Super Kapi.
Freu mich schon drauf wie es weiter geht.
Lg.
Von:  youjissi
2017-06-25T09:23:26+00:00 25.06.2017 11:23
Es tut mir wirklich leid, dass ich erst jetzt einen Kommentar hinterlasse!
Aber ersteinmal herzlichen Glückwünsch!
So, jetzt zum wesentlichen.
Ich bin sehr überrascht, ich weiss auch nicht wieso.
Das Kapitel war so schön und es wird ganz sicher noch wirklich interessant, wie das Jutsu wirkt! Also Dramaaaa..
Um so mehr freue ich mich jedenfalls auf das nächste Kapitel!
Einen schönen Sonntag und ganz liebe Grüße :)
Von:  XxGirlyxX
2017-06-20T18:45:10+00:00 20.06.2017 20:45
Echt coole Idee 😁😁
Ich glaube Sasuke wird beim nächsten aufeinander treffen nicht allzu begeistert sein 😅 und es wird nicht allzu lange auf sich warten lassen so wie es klingt 🙈
Tai hat die Trennung echt gut weggesteckt 😅 ob er vielleicht was missverstanden hat?
Zum Glück konnte sakura Naruto wieder etwas bestärken was hinata angeht 😄
Freue mich schon sehr auf das nächste Kapitel
Mach weiter so
Glg XxGirlyxX
Von:  Cosplay-Girl91
2017-06-18T21:21:44+00:00 18.06.2017 23:21
Tolles Kapitel:)
Bitte mache ganz schnell weiter.
Sehr schön geschrieben.
Mach weiter so.
LG
Von:  Narubell
2017-06-18T19:39:28+00:00 18.06.2017 21:39
Wow war das Kapitel toll!!!! *o* Einfach nur der Hammer! So spannend! Und dann immer diese mega Spannung am Ende vom Kapitel!!! Ich kann das nächste kaum erwarten :o Mach bitte ganz schnell weiter >.<


Von:  Kleines-Engelschen
2017-06-17T08:02:51+00:00 17.06.2017 10:02
ein tolles kapitel. bin gespannt wie es weitergeht!

greetz
Von:  Haruno
2017-06-16T18:36:32+00:00 16.06.2017 20:36
Es geht weiter ;//;
Ich bin dieser ff hier schon vom ersten Kapitel verfallen ;///;
SO EIN TOLLES NEUES KAPITEL!!!!!!
Bin gespannt wie es weiter geht :*
Von:  Hokagebernd
2017-06-16T14:39:57+00:00 16.06.2017 16:39
Tolles kapitel nun das kann ja nch was werden sasuke an sajura gebunden naruto sollte sich nich zu grosses sorgen machen wegn dem kurzen u. Nich relewanten cakra auf blitzen


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