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A way for me to make it back

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A way for me to make it back

„Das erzähl ich euch nach dem Essen.“, sagte Crowley mit ernstem Gesicht.

 

Nachdem sie das hörten, machten sich alle auf den Weg zur Küche, halb verhungert, waren sie froh, dass sie zumindest einen Moment entspannen konnten, nach allem, was passiert war.

 

Als Yuu gerade dabei war seinen Kameraden zu folgen, zupfte ihm jemand am Ärmel. Als er sich umdrehte, blickte er in blutrote Augen, die einen Hauch von Sorge in sich trugen.

 

„Yuu-Chan, könnten wir für einen Moment reden?“, fragte Mika mit leiser und ruhiger Stimme.

„Ja, klar.“, entgegnete Yuu mit einem kleinen Lachen, aber verstand nicht so recht, warum er sich so geheimnistuerisch verhielt.

„Allein.“, sagte Mika, während er zu den anderen hinüberschaute.

 

Als er sein ernstes Gesicht sah, nickte Yuu, bevor er den anderen zurief:

 

„Leute, geht schon mal vor und fangt an zu Essen. Ich und Mika kommen dann nach.“

 

Nachdem sie Blicke miteinander austauschten, nickten sie alle und Kimizuki sagte:

 

„Alles klar, aber braucht nicht zu lang, ansonsten werden wir dir nichts übriglassen.“

„Ja, ja, wir machen keine Ferien, okay?“, entgegnete Yuu, während er sich umdrehte und in die entgegengesetzte Richtung lief und bemerkte überhaupt nicht den verdächtigen Blick, den Narumi Mika zuwarf, bevor er den anderen in die Küche folgte.

 

Yuu betrat dem nächsten Raum, während Mika ihm folgte. Nachdem die Tür geschlossen wurde, lehnte Yuu sich mit verschränkten Armen gegen eine Wand und fragte:

 

„Also, was ist, worüber du nicht mit mir vor den anderen reden wolltest?“

 

Mika schwieg, da er nicht genau wusste, wie er überhaupt anfangen sollte und sah auf seine Füße, während er versuchte die richtigen Worte zu finden.

 

„…Brauchst du Blut?“, fragte Yuu, besorgt über Mika’s Verhalten seit sie die Villa betreten hatten.

„Nein, mir…mir geht’s gut, wirklich.“, versicherte ihm Mika und sah ihn dabei an, „Es ist nur…“, er biss sich auf die Lippe und sah wieder zu Boden.

„Was ist los, Mika?“, fragte er mit sanfter Stimme, während er ihn anlächelte, „Du weißt, dass du mir alles sagen kannst.“

„…Meine…“, begann Mika, und hielt für einige Sekunden inne, bevor er fortfuhr, „…Menschlichkeit verschwindet…“

„Huh?“, war alles, was Yuu schaffte zu sagen, während er ihn überrascht ansah, „Was meinst du damit?“

„…Jeden Tag…oder sogar jede Minute fühle ich weniger…“, erklärte Mika zögerlich, „Meine Emotionen verschwinden Stück für Stück. Ich hab es versucht zu ignorieren, mir einzureden, dass es nur eine Phase ist, aber…das ist es nicht. Ich…verwandele mich mehr und mehr in einen Vampir…“, flüsterte er, und ballte die Fäuste zusammen, „Bis ich nicht mehr bin, als ein emotionsloses und hässliches Biest, das sich um nichts anderes schert, außer Blut…Genau wie-“

 

Plötzlich konnte er die Hände von jemanden auf je einer seiner Schultern spüren. Als er aufsah, sah er wie Yuu direkt vor ihm stand.

 

„Mika, beruhig dich.“, sagte Yuu mit ernstem Gesicht, „Du wirst nicht so werden. Solange ich hier bin, werde ich das nicht zulassen, okay? Ich tue etwas dagegen, ich versprech’s.“

„Es gibt nichts, dass du tun könntest, um es zu verhindern…“, sagte Mika und wand dabei den Blick ab.

„Du kennst mich.“, entgegnete Yuu mit einem kleinen Lachen und nahm die Hände wieder von seinen Schultern, „Ich finde immer einen Weg, egal wie.“

„Yuu-Chan.“, sagte Mika seinen Namen, ihn wieder anschauend, „Hast du mir überhaupt zugehört? Meine Emotionen verschwinden! So etwas kannst du nicht einfach so wiedergeradebiegen, weißt du?“

„Du gibst viel zu schnell auf.“, bemerkte Yuu, "Alles, was wir tun müssen, ist sie zurückzubringen, stimmt’s?“

„Ich befürchte, dass das nicht so einfach ist.“, sagte Mika mit einem Seufzten.

„Huh?“

„Es ist nicht so, als ob sie einfach unterdrückt werden würden und alles, was du tun musst, ist sie wieder zum Vorschein zu bringen. Sie…sind einfach nicht mehr da.“, sagte er und sah dabei zur Seite mit einem schmerzerfüllten Gesichtsausdruck, „Ich hab es geschafft mir meine Menschlichkeit, oder zumindest einen Teil davon, die letzten vier Jahre zu bewahren, aber seit ich mich vollständig in einen Vampir verwandelt hab…schwindet sie viel schneller als zuvor. Und, wenn das so weitergeht, wird es nicht mehr lange dauern, bis sogar der letzte Rest davon verschwunden sein wird…“

„Aber es muss doch einen Weg geben…“, sagte Yuu und lehnte sich wieder gegen die Wand mit verschränkten Armen, während er die Augen schloss und sichtlich darüber nachdachte, was sie sonst noch tun könnten. Aber egal wie sehr er es versuchte, ihm wollte nichts einfallen.

 

„Also…ist das einzige, das wir tun können, dich wieder in einen Menschen zurück zu verwandeln, was?“, sagte er nach einer Weile, während er die Augen wieder öffnete.

„Scheint so.“, entgegnete Mika und sah ihn dabei an, „Aber um ehrlich zu sein, hab ich noch nie von einer Möglichkeit gehört, die einen Vampir wieder in einen Menschen zurück verwandelt.“

„Ja, Ich hab auch schon alle möglichen Bücher in den Archiven der Armee durchforstet, aber selbst da konnte ich nichts finden.“

„Es ist wahrscheinlich überhaupt gar nicht erst möglich.“

„Aber das muss es.“, widersprach Yuu, „Wenn du einen Menschen in einen Vampir verwandeln kannst, dann muss es einen Weg geben, es auch wieder rückgängig zu machen. Wir haben ihn nur noch nicht gefunden…“, sagte er mit einem gedankenverlorenen Blick.

 

Während Yuu mit Denken beschäftigt war, hatte Mika das Bedürfnis wieder zu den anderen zurück zu gehen. Beide waren schließlich nun schon eine ganze Weile in diesem Raum, also wäre es nicht verwunderlich gewesen, wenn schon jemand in diesem Moment bereits auf der Suche nach ihnen war.

 

Es war sowieso sinnlos sich die Köpfe darüber zu zerbrechen. Mika hatte ihm einfach nur über seine langsam schwindende Menschlichkeit erzählen wollen, mehr nicht. Er wollte es nicht länger vor Yuu geheim halten und da er bereits mit den anderen darüber gesprochen hatte, hatte es sowieso keinen Zweck mehr.

 

Aber er hatte nie beabsichtigt ihn nach einer Lösung dafür zu fragen. Er hatte sich bereits vor langer Zeit mit seinem Schicksal abgefunden, dass er für alle Ewigkeit ein Vampir blieb. Und es gab niemanden, der etwas dagegen tun konnte, noch nicht einmal Yuu.

 

Als er gerade dabei war, vorzuschlagen, dass sie zu den anderen zurückgehen sollten, ergriff Yuu plötzlich wieder das Wort:

 

„…Was ist mit Ferid?“, wollte er wissen, während er ihn wieder ansah.

„…Was ist mit ihm?“, fragte Mika verwirrt, da er nicht verstand, warum er ihn auf einmal erwähnte.

„Er weiß doch ne Menge über so ziemlich alles oder?“

 

Als er das hörte, verstand Mika endlich, was er damit andeuten wollte.

 

„Yuu-Chan, du hast nicht wirklich vor ihn um Hilfe zu bitten, oder?“

„Wenn jemand etwas darüber weiß, wie man einen Vampir wieder zurückverwandelt, dann wahrscheinlich er. Und da er uns sowieso noch was über dieses Wiederbelebungs-Zeugs erzählen muss, können wir ihn genauso gut darüber ausfragen.“

„Also meinst du es wirklich ernst, dass du ihn retten willst?“, fragte Mika leicht verärgert, „Du willst wirklich dein Leben für diesen Bastard riskieren?“

„Mika, ich-“

„Hast du bereits vergessen, was er damals getan hat?“, unterbrach er ihn und ging ein paar Schritte auf ihn zu, bis er direkt vor ihm stand, „Dass er derjenige war, der sie getötet hat? Oder hast du vor ihm so einfach zu vergeben, nur weil er dir erzählt hat, wie du sie wieder zurück ins Leben bringen kannst?“

„Natürlich nicht!“, entgegnete Yuu, „Außerdem hat er noch immer Informationen wie wir Guren retten können und vielleicht weiß er auch wie wir dich zurück in einen Menschen verwandeln können.“

„Quatsch. Er will nur, dass du ihm genug vertraust, damit er dich benutzen kann um das zu wiederholen, was vor acht Jahren geschah, sonst nichts.“, konterte Mika, „Und außerdem, lehne ich es ab ausgerechnet von ihm Hilfe anzunehmen.“, zischte er.

„Was ist, wenn das der einzige Weg ist?“

„Und was, wenn dieser Weg bedeutet, das ‘Seraph of the End’ zu benutzen?!“, fragte Mika mit erhobener Stimme, kurz davor seine Geduld zu verlieren, „Er will, dass du es benutzt um die Welt ein zweites Mal zu zerstören! Und er würde dir alles erzählen um dich genug zu manipulieren damit du es tust!“

„Aber Ferid-“

„ES KÜMMERT MICH NICHT!“, schrie Mika und schlug mit der Faust gegen die Wand, direkt neben Yuu’s Kopf.

 

Überrascht, sowohl von seiner Reaktion, als auch von seiner Wut, sah Yuu ihn nur geschockt an und wusste nicht, was er sagen sollte. Als er seinen Gesichtsausdruck sah und realisierte, was er da gerade getan hatte, zog Mika schnell seine Hand wieder zu sich zurück und ging ein paar Schritte rückwärts, während er mit leiser Stimme und beschämten und verängstigten Gesichtsausdruck stotterte:

 

„Y-Yuu-Chan, e-e-es tut mir Leid. I-Ich wollte nicht…Tut mir Leid.“, entschuldigte er sich schnell, bevor er so schnell er konnte aus dem Raum stürmte.

„Mika, warte!“, rief Yuu ihm nach und versuchte ihm zu folgen, aber so wie er aus dem Raum rausrannte, hörte er nur noch wie die Vordertür sich schloss.

 

Er fragte sich, ob er ihm nachrennen und ihm sagen sollte, dass er überhaupt nichts falsch gemacht hatte. Aber da Mika ein Vampir und somit viel schneller als er war, würde ihn einzuholen eine ganze Weile dauern. Und wie er Mika kannte, wollte er wahrscheinlich auch nicht, das er ihm folgte und würde sich irgendwo verstecken, wo er sicher war, dass ihn keiner so schnell findet.

 

Mit einem schweren Seufzer, beschloss Yuu ihn für einige Zeit allein zu lassen und sich auf den Weg zu den anderen zu machen.

 

Obwohl er absolut keine Ahnung hatte, wo die Küche sich befand, fand er sie recht schnell, da seine Freunde so laut waren, dass man sie schon von Weiten hören konnte.

 

In der Küche selbst, waren alle am Essen. Sie saßen an einem großen Tisch in der Mitte des Raumes, der mit bergeweisen Essen gedeckt war, genug, um eine ganze Armee satt zu bekommen.

 

Und obwohl sie momentan in der Villa eines Vampirs, ihrem eigentlichen Feind, waren, verhielten sich alle ziemlich normal.

 

Shinoa war so sarkastisch wie immer, kommentierte, dass das Essen genauso gut auch vergiftet sein könnte und sie einen qualvollen Tod sterben würden, was jeden dazu brachte sich fast an dem, was sie in diesem Moment aßen, zu verschlucken und Mitsuba einen Streit mit ihr anzufangen.

 

Yoichi versuchte die beiden Mädchen wieder zu beruhigen, oder zumindest Mitsuba, da Shinoa es sichtlich genoss sie so aufzuregen.

 

Kimizuki und Narumi  saßen einfach nur still da mit einem genervten Gesichtsausdruck, und fragten sich, ob sie die einzigen Erwachsenen in diesem Kindergarten waren, während Crowley am Ende des Tisches saß und sie still mit einem amüsierten Lächeln beobachtete und sich daran erinnerte, wie er einst auch so sorglos gewesen war und mit seinen Freunden herumalberte, als er noch ein Mensch war.

 

„Ah, Yuu-kun.“, sagte Yoichi, der ihn als erster bemerkte, als er den Raum betrat und brachte jeden dazu ihn anzuschauen.

„Hat ja lang genug gedauert.“, beschwerte sich Kimizuki, „Wir hätten dir fast nicht übriggelassen.“

„Ja, kann ich sehen.“, entgegnete Yuu sarkastisch, während er sich das ganze Essen betrachtete, dass noch auf dem Tisch stand.

„Wo ist Mika-san?“, fragte Shinoa, und neigte dabei ihren Kopf verwirrt zur Seite.

„Er…“, begann Yuu und versuchte sich etwas einfallen zu lassen, dass er ihnen sagen konnte, da er ihnen keine Sorgen bereiten wollte, „…sucht die Umgebung ab. Sagte, da er nicht zu Essen braucht, könnte er sich genauso gut ein bisschen umschauen.“, sagte er mit einem sichtlich falschem Lächeln.

 

Jeder wusste, dass er log, da sie Mika gehört hatten wie er in zuvor angeschrien hatte . Weil sie annahmen, dass sie einen Streit gehabt hatten und Mika im Moment mit niemandem reden wollte, sagte niemand etwas dazu. Vor allem, da Yuu nicht so schien, als wollte er, dass sie nach ihm suchten, also aßen sie weiter, als ob sie nichts bemerkt hätten.

 

Schweigend, setzte sich Yuu an den Tisch und fing ebenfalls an zu essen, aber blieb die ganze Zeit ungewöhnlich still und war in Gedanken versunken.

 

Mika…

 

 

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Mika schien den ganzen Nachmittag über wie vom Erdboden verschluckt.

 

Nachdem er die Villa verlassen hatte, hatte er sich etwas von ihr entfernt, und versuchte seinen Kopf frei zu bekommen und sich etwas abzulenken, während er sich noch immer schuldig fühlte, aufgrund seiner übertriebenen Reaktion von zuvor und, dass er Yuu so eine Angst eingejagt hatte.

 

Das hatte er nicht gewollt. Er wusste, dass es falsch war ihn so anzuschreien, aber er konnte einfach nicht anders.

Mika wollte nicht, dass Yuu Ferid um Hilfe fragte um ihn wieder in einen Menschen zu verwandeln, aus offensichtlichen Gründen.t

Ferid konnte man nicht vertrauen. Offensichtlich wollte er Yuu dazu bringen das ‘Seraph of the End’ zu benutzen, aus was für Gründen auch immer. Deshalb hatte er ihnen überhaupt das mit dem Wiederbeleben ihrer Familie erst erzählt, da er glaubte, dass er damit Yuu besser manipulieren könnte, wenn er dieses Mittel einsetzte und Mika war sich sicher, dass er ihm auch erzählen würde wie man damit auch einen Vampir wieder in einen Menschen zurückverwandeln könnte.

 

Mika wollte das nicht. Natürlich wollte er wieder ein Mensch sein und kein Monster mehr, dass abhängig von Yuu’s Blut war, aber…nicht so. Er wollte nicht, dass Yuu die ganze Welt opferte, nur damit er wieder ein Mensch sein konnte.

 

Deshalb hatte er ihm nicht gleich über seine schwindende Menschlichkeit erzählt, weil er Angst hatte, dass er diese Methode in Betracht ziehen würde.

 

Es ist nicht so, dass Mika sich sonderlich um die Welt scherte, er wollte einfach nur nicht, dass Yuu etwas tat, dass er definitiv später bereuen würde, und verletzt werden würde, nur ihm zuliebe.

 

Im Gegensatz zu seinen langsam schwindenden Emotionen hatte sich bezüglich Yuu nichts geändert. Mika sorgte sich noch immer um ihn, mehr als zuvor, und war sogar bereit für immer ein Vampir zu bleiben, wenn das bedeutete, dass er ihn dadurch beschützen konnte. Und wenn er bei ihm war…fühlte er sich menschlicher, als er es in den letzten vier Jahren je getan hatte, und konnte sogar für einen Moment vergessen, dass er ein Vampir war.

 

Mika war nicht dumm. Er konnte sich bereits denken, warum er so empfand, obwohl er sich dessen nicht absolut sicher war…

 

Während er herumwanderte und über all diese Dinge nachdachte, verlor Mika völlig das Zeitgefühl, sodass es bereits dunkel draußen war, als er endlich beschloss zurück zu den anderen zu gehen.

 

Als er die Villa betrat, war alles pechschwarz, keine einzige Lichtquelle war zu sehen. Aber das störte ihn nicht. Da er ein Vampir war, konnte er perfekt sehen, sogar in völliger Dunkelheit. Während er sich umschaute, bemerkte er ein kleines Stück Papier auf einen kleinen Tisch, neben dem Eingang.

 

Da er annahm, dass es für ihn bestimmt war, nahm Mika das Papier und las es:

 

„Lieber Mika-san,

 

Da wir alle ziemlich erschöpft waren und du noch nicht zurückgekehrt warst, haben wir beschlossen, dass wir morgen runter in den Keller gehen, und die Nacht heute hier verbringen.

 

Crowley-san hält Wache, für den Fall, dass andere Vampire hierherkommen, während wir schlafen, also mach dir keine Sorgen und ruh dich bis morgen aus.

 

 

PS. Yuu-san’s Zimmer befindet sich im zweiten Stock, dritte Tür auf der rechten Seite :P“

 

 

Mit einem Seufzen legte Mika das Papier wieder zurück, nachdem er es durchgelesen hatte und wusste nicht, was er bis zum Morgen machen sollte, da er keinen Schlaf brauchte.

 

Deshalb wanderte er einfach für einige Zeit ziellos in den dunklen und leeren Fluren der Villa umher, zu vertieft in seine Gedanken um überhaupt zu realisieren, wohin er ging. Als er vor einer Tür im zweiten Stock zum Stehen kam, erinnerte er sich plötzlich an den letzten Teil des Zettels und realisierte, dass er unbewusst zu Yuu’s Raum gelaufen war.

 

Mit dem kleinen Streit von diesem Nachmittag immer noch in seinem Kopf, klopfte Mika zögerlich an die hölzerne Tür. Als er nicht gleich eine Antwort bekam, klopfte er ein zweites Mal, aber vergebens.

 

Da er annahm, dass Yuu bereits tief und fest schlief, wollte Mika es für diese Nacht gut sein lassen, aber da er wenigstens nachsehen wollte, ob alles in Ordnung bei ihm war, öffnete er leise die Tür.

 

Aber alles, was er vorfand, war ein leeres Bett mit einer unordentlich hinterlassenen Decke. Offensichtlich hatte jemand versucht hier zu schlafen, aber schien offensichtlich den Raum wieder verlassen zu haben.

 

Nachdem er die Tür schloss, machte Mika sich auf den Weg Yuu zu finden, der wahrscheinlich noch immer irgendwo in der Villa war.

 

Er begann im zweiten Stock und durchsuchte jeden Raum, aber weder Yuu war irgendwo zu finden, noch irgendein Hinweis, dass er überhaupt hier gewesen war.

 

Deshalb setzte er seine Such im Erdgeschoss fort, aber auch dort konnte er ihn nicht finden. Als Mika gerade nach draußen gehen wollte und ihn im Vorgarten suchen wollte, bemerkte er plötzlich eine halb-geöffnete Tür, die in einen Raum am Ende des Ganges führte.

 

Nachdem er sich auf den Weg dorthin machte und die halboffene Tür öffnete, fand sich Mika in der Bibliothek wieder.

 

Offensichtlich hatte Ferid eine Vorliebe für alle möglichen Arten von Büchern, da sich dort drin so viele Bücherregale befanden, die bis unter die Decke gefüllt waren, dass nur einige schmale Gänge durch die Reihen von Bücherregalen führten.

 

Als er jede Reihe durchsuchte, fand Mika bald, wonach er gesucht hatte.

 

Yuu saß vor einem der Bücherregale in der letzten Reihe, eine flackernde Kerze stand direkt vor ihm, während er gerade vertieft in ein Buch war.

 

„Hier bist du also.“, sagte Mika und atmete erleichtert auf.

 

Als er näherkam, bemerkte er einen Stapel Bücher neben Yuu. Laut den Titeln waren es alles Bücher über Vampire.

 

„…Also sucht du immer noch immer nach einem Weg mich wieder zurück zu verwandeln?“, fragte er mit einem kleinen Lachen.

„…“

 

Da Yuu viel zu vertieft in sein Buch zu sein schien, dass er gerade las, um ihm überhaupt zu antworten, seufzte Mika erneut, bevor er sich direkt neben ihn setzte.

 

Schweigend blieben sie so für eine kurze Weile, während das einzige, dass man hören konnte, das Geräusch von umblätternden Seiten war, das von Yuu verursacht wurde.

 

„Willst du damit nicht endlich mal aufhören?“, beschloss Mika die Stille mit dieser Frage zu unterbrechen, ohne ihn anzusehen.

„…“

„Es ist sowieso sinnlos.“, fuhr er fort, obwohl er keine Antwort von ihm bekam, „Versuchen mich zurück zu verwandeln, mein ich.“

„…“

„Wie ich schon sagte, ich hab noch nie zuvor davon gehört, dass, ein Vampir in einen Menschen zurück verwandelt wurde, deshalb…denke ich nicht, dass es überhaupt möglich ist.“

„…“

„Yuu-Chan, hörst du mir eigentlich zu?“

„…“

 

Als er für einen kurzen Moment zu ihm hinüberschaute und sah, dass er immer noch in sein Buch vertieft war,  sagte Mika mit einem Hauch von Verärgerung in seiner Stimmer, während er zu Boden sah:

 

„Du warst schon immer so. Stur und…hast nie auf das gehört, was andere gesagt haben. Du hast dich seit damals kein bisschen verändert.“

„…“

„Warum bist du so hartnäckig? Du suchst und suchst, und am Ende? Findest du doch sowieso nichts, also kannst du es auch gleich aufgeben!“

„…“

„Es gibt keinen Weg mich je wieder zurück zu verwandeln! Ich werde für alle Ewigkeit so bleiben, ich hab mich bereits damit abgefunden, also hör endlich damit auf! Du verschwendest nur deine Zeit!“, sagte er, während seine Stimme mit jedem Satz lauter wurde.

„…“

„Egal wie sehr du es versuchst, es wird sich sowieso nichts ändern! Einige Dinge lassen sich nun mal nicht mehr rückgängig machen, warum willst du das einfach nicht verstehen?!“, fragte Mika und versuchte sein Bestes sich davon abzuhalten wieder zu Schreien.

 

Er war frustriert. Nicht wegen Yuu, sondern wegen sich selbst. Yuu strengte sich so an ihm zu helfen, ihn wieder in einen Menschen zurück zu verwandeln, wie er es damals in Nagoya versprochen hatte. Er würde sogar die Hilfe dieses Bastards annehmen, der ihre Familie direkt vor ihren Augen getötet hatte. Nur ihm zuliebe.

 

Und er?

 

Er tat nichts. Er nahm sein Schicksal einfach so hin ohne es überhaupt zu versuchen und jetzt, versuchte er sogar die einzige Person, die ihm so verzweifelt versuchte zu helfen, zu überzeugen, dass es sinnlos war und wollte, dass er aufhört.

 

 

Warum muss ich immer alles nur schlimmer machen?

 

 

„ICH HAB DAS SO SATT!“, schrie Mika wütend.

„Hey, Mika.“, hörte er plötzlich eine Stimme neben sich.

„WAS?!“, fragte Mika verärgert und drehte dabei abrupt den Kopf in seine Richtung…nur um zu spüren wie ein paar weiche Lippen zärtlich auf seinen eigenen lagen.

 

Nicht in der Lage sich zu bewegen, zu denken, oder überhaupt zu atmen in diesem Moment, starrte Mika Yuu, der seine Augen geschlossenen hatte, einfach nur erstaunt an.

 

Stille füllte den Raum für ein paar Sekunden, bis Yuu den Kuss löste und etwas Abstand nahm, während er die Augen wieder öffnete und tief in seine eigenen blutroten für einen Moment blickte.

 

„Hm…Das hat auch nicht funktioniert…“, bemerkte Yuu und klang dabei ein wenig enttäuscht, bevor er sich wieder seinem Buch widmete und weiterlas, während Mika nichts sagte, immer noch wie gelähmt und versuchte, zu verstehen, was gerade passiert war.

 

Eine ganze Weile verging und da Yuu nichts mehr von ihm hörte, schaute er rüber zu ihm, und fragte sich, warum Mika auf einmal so still war nachdem er doch vorher so viel geredet hatte und sah, wie er ihn völlig überrascht anstarrte mit einem knallroten Gesicht.

 

„…Was ist?“, wollte Yuu wissen, verwirrt über sein Verhalten.

„…K-k-komm mir nicht so! ‘Was ist?’ W-willst du mich verarschen?!“, stotterte Mika, während sein Gesicht noch roter wurde, „“W-w-was sollte das überhaupt?!“

„Was?“, fragte Yuu noch verwirrter.

„DAS. GERADE. EBEN!“, sagte er mit lauter Stimme aus Verlegenheit.

„Huh? Oh, das.“, sagte Yuu und verstand endlich, was er damit meinte, „Ich dachte, dass ich dich so zurück verwandeln könnte, aber das scheint nicht funktioniert zu haben…“, fügte er mit seinem üblichen sorgenfreien Lächeln hinzu, nicht mal ein Hauch von Verlegenheit an ihm wegen dieser Aktion.

„Wie zur Hölle kommst du denn auf diese Idee?!“, wollte Mika wissen, der absolut keine Ahnung hatte, warum Yuu das alles gar nicht peinlich war.

„Das steht hier in diesem Buch.“, entgegnete er und zeigte dabei auf das Buch in seiner Hand.

„Was?! Was zum Henker liest du da eigentlich?!“, fragte Mika und nahm Yuu das Buch ab.

 

Nachdem er sich das Cover und den Titel näher angeschaut hatte, sagte er, teils geschockt, teils verwirrt:

 

„Yuu-Chan, das ist ein Liebesroman. Warum zur Hölle liest du einen Liebesroman?! Ich dachte, dass du nach einem Weg sucht mich wieder zurück zu verwandeln!“

„Hab ich!“, protestierte Yuu und nahm ihm das Buch wieder ab, „Aber all die anderen Bücher waren einfach zu kompliziert.“

„Huh?“

„Ich kann nicht so gut japanisch lesen, ich kenn nur ein paar Grundlagen. Also hab ich nicht so viel verstanden, da es einfach zu viele Schriftzeichen gab, die ich nicht lesen konnte.“, erklärte Yuu, „Und, naja, das hier war am einfachsten zu verstehen. Okay, ich konnte nicht alles lesen, da es hier auch Schriftzeichen gab, dich ich nicht kenne…Aber da es auch von Vampiren handelte, dachte ich, ich’s versuch's mal. Ich dachte, dass es mir sagen könnte wie ich dich endlich wieder zurück verwandeln könnte, aber aus irgendeinem Grund hat die Methode, die hier steht, nicht geklappt und-“

 

Plötzlich brach Mika in Gelächter aus, dass ihn mitten im Satz stoppen ließ. Fasziniert von diesem seltenen Anblick, starrte ihn Yuu nur schweigend und überrascht an.

 

Es ist Jahre her, seit er ihn das letzte Mal so hat lachen sehen. Seit sie sich wiedertrafen…lachte Mika nicht mehr so viel. Natürlich lächelte er von Zeit zu Zeit, oder lachte mal, aber nicht sehr oft, und wenn er es tat, schien es nie wirklich ehrlich, nicht so wie es war, als sie Kinder waren. Er schien eher angespannt, als ob ihn etwas beschäftigte.

 

Aber in diesem Moment…war das nicht der Fall. Er lachte nach Herzenslust, als ob er sich gerade wirklich amüsierte, ohne sich über irgendwas Sorgen machen zu müssen. Yuu wusste das und es machte ihn glücklich zu sehen, dass er auch mal Spaß hatte.

 

„Ernsthaft.“, sagte Mika, ganz außer Atem vom zu vielen Lachen, „Nur ein Trottel wie du würde so etwas glauben.“, fügte er hinzu, während er ihn mit einem Lächeln auf dem Gesicht ansah.

„…“

„…Was?“, fragte er, als er bemerkte, dass Yuu ihn anstarrte.

„Nichts.“, entgegnete Yuu, „Dachte nur gerade, dass, wenn du so lachst, dann…kommst du mir doch noch ziemlich menschlich vor.“

„Huh?“

„Du wirst wütend, fühlst dich schuldig, du lachst, du lächelst…Obwohl…du gesagt hast, dass deine Emotionen langsam Stück für Stück verschwinden…Hast du dennoch so viele in dir. Vielleicht…ist alles, was du tun musst, zu lernen wie du so wieder dort hinauslässt.“

 

Nachdem er für einen kurzen Moment in seine smaragdgrünen Augen blickte, lachte Mika etwas, bevor er seinen Kopf auf Yuu’s Schulter fallen ließ.

 

„Du…gibst echt niemals auf, oder?“, fragte er mit einem Lächeln, „…Danke.“

 

Yuu sah ihn für einige Sekunden an, bevor er seinen Blick wieder auf das Buch in seinen Händen richtete.

 

„…Hey…Tut mir Leid, dass ich dich heute Nachmittag so angeschrien hab.“, entschuldigte sich Mika mit leiser Stimme, „Ich…hab etwas überreagiert, obwohl du mir eigentlich nur helfen wolltest. Es tut mir Leid.“

„Ist schon okay.“, entgegnete Yuu, „Ich war dir nicht böse, oder so.“

„…Du sahst aus, als ob du Angst gehabt hättest…“, bemerkte er mit traurigem Gesichtsausdruck.

„Quatsch. Ich war einfach nur überrascht, das ist alles. Es ist schließlich gar nicht deine Art dich so über etwas aufzuregen. Übrigens, du hast ein ganz schönes Loch in die Wand geschlagen.“

„Echt? Naja, ein, oder zwei Löcher hier drin können Ferid nicht schaden, denkst du nicht?“, fragte er mit einem kleinen Lachen hinzu, während er zu Yuu hinübersah, der gar nicht zu zuhören schien, da er viel zu beschäftigt mit Lesen war.

„Jetzt leg doch endlich das blöde Buch weg!“, jammerte Mika, während er lachte und nicht verstand, warum er noch immer weiterlas, obwohl es doch noch nicht mal ein wissenschaftliches Buch über Vampire war, sondern nur eine Liebesgeschichte.

 

Als er diesen faszinierten Blick auf Yuu’s Gesicht sah und wie er so völlig vertieft in dieses fiktive Werk zu schien sein, gestand sich Mika seine Niederlage ein und schmiegte sich an mit einem Lächeln auf seinem Gesicht.

 

…Und es dauerte nicht lange, bis er sich dabei ertappte, wie er mit Yuu mitlas.

 

Momente vergingen und keiner von ihnen sagte etwas. Sie saßen einfach nur nah beieinander und lasen zusammen, während die einzige Lichtquelle eine kleine Kerze war, die gerade einmal genug Licht abgab um sich gegenseitig zu sehen und das, was in dem Buch geschrieben war, lesen zu können.

 

Es rief Erinnerungen wach.

 

Erinnerungen aus ihrer Zeit in Sanguinem, wo sie das jede Nacht getan hatten. Lasen Kinderbücher, die sie verstehen konnten, oder schauten sich Geographiebücher an, um zu sehen wie die Welt draußen aussah, während sie davon träumten all diese Orte eines Tages mit ihren eigenen Augen zu sehen.

 

Natürlich hatte sich seit damals viel verändert, aber trotzdem…konnten beide nicht anders, als sich wieder wie Kinder zu fühlen, in ihrer eigenen kleinen Welt zu sein, während sie alles andere um sie herum vergaßen, nur sie beide.

 

Von Zeit zu Zeit stolperte Yuu über Schriftzeichen, die er nicht lesen konnte.

 

Da er in einer Vampirstadt aufgewachsen war, und Vieh schließlich nicht unterrichtet werden musste, hatte ihm keiner beigebracht wie man japanisch richtig liest. Noch nicht einmal, als er entkommen war und bei Guren lebte.

 

Er kannte zwar ein paar Grundlagen, aber wenn es um kompliziertere Schriftzeichen ging, war Yuu ein hoffnungsloser Fall.

 

Auch wenn das nicht für Latein, oder Englisch galt, da sie mehr als genug Bücher in dieser Sprache in Sanguinem hatten und Akane ihnen manchmal beim Lesen half.

 

Aber offensichtlich hatte Ferid keine Bücher in Latein, oder Englisch, oder zumindest keine über Vampire, deshalb musste er auf die japanischen zurückgreifen, auch wenn er nach ein paar Seiten bereits wieder aufgab.

 

Das, was er momentan las, war das einzige, das zumindest etwas verständlicher für ihn war, aber auch das enthielt ein paar Worte, die er einfach nicht verstehen konnte, genau wie in diesem Moment.

 

Er grummelte, verzog das Gesicht, gefolgt von einem Schmollen, bevor er beschloss dieses Wort zu überspringen und einfach weiterzulesen.

 

„Was ist?“, wollte Mika wissen, als er bemerkte wie sich sein Gesichtsausdruck plötzlich veränderte.

 

Leicht überrascht von dieser unerwarteten Frage, sah Yuu zu im hinüber.

 

„Huh? Oh, ähm. Nichts. Ich…konnte nur mal wieder ein Schriftzeichen nicht lesen, das ist alles.“, versicherte er ihm und richtete seinen Blick wieder zurück auf das Buch.

„…Welches?“, fragte Mika mit sanfter Stimme.

 

Obwohl er nicht ganz verstand, warum er ihn das überhaupt fragte, deutete Yuu mit seinem Zeigefinger auf das Schriftzeichen, das er nicht lesen konnte.

 

„Das hier.“, entgegnete er, „Ich weiß nicht, was das bedeutet. Naja, schätze ich überspringe das einfach und-“

„ ‘Schloss’.“, unterbrach Mika ihn leise, was Yuu dazu brachte ihn überrascht anzuschauen.

„Huh?“

„Es bedeutet ‘Schloss’, wiederholte er und sah ihn ebenfalls an.

„D-du kannst das lesen?“, fragte Yuu ungläubig.

„Ja, ich…bin ziemlich gut darin japanisch zu lesen.“, gab Mika zu und wand verlegen seinen Blick ab.

„Wer hat dir das beigebracht?“, wollte er wissen, noch immer überrascht von diesem Geständnis.

„Niemand. Ich…hab's mir selbst beigebracht.“, entgegnete Mika mit einem kleinen Lachen, „Vier Jahre…können ziemlich lang sein, weißt du?“

„…“

 

Beide schwiegen, bis Yuu die Stile zwischen ihnen nach einem kurzen Moment wieder unterbrach.

 

„…Cool.“, sagte Yuu voller Bewunderung, „Hey, Mika, kannst du’s mir beibringen?“, fragte er aufgeregt.

 

Als er diese Frage hörte, blickte Mika ihn wieder überrascht an.

 

„H-huh?“

„Kannst du mir beibringen wie man liest?“, wiederholte Yuu seine Frage und sah ihn dabei mit großen und bittenden Augen an.

„Ä-ähm…“, begann Mika, leicht überfordert mit dieser Situation, „Naja, ich…könnte dir die Wörter sagen, die du nicht verstehst, wenn du willst…“

„Wirklich?! Klasse!“, rief Yuu mit einem Lächeln im Gesicht.

 

Mika konnte nicht anders, als ihn für einige Sekunden anzustarren.

 

Sein strahlendes Lächeln…sein glücklicher Gesichtsausdruck…die Art wie das Licht der Kerze sein Gesicht erleuchtete…

 

Für ihn…was es der wunderschönste Anblick, den er je in seinem Leben gesehen hatte.

 

 

…Ich…schätze ich hab mich wirklich…

 

 

„…Hm…“, entgegnete Mika, während er wieder auf das Buch sah mit einem schüchternen Lächeln und einen leichten Rotschimmer, der seine Wangen bedeckte.

 

Und so verging die Zeit, während Yuu weiterlas und Mika ihm mit schwierigen Schriftzeichen half, die er nicht lesen konnte und schon bald…vergaßen sie wie viel Zeit eigentlich vergangen war.

 

„…Yuu-Chan, die Kerze geht gleich aus.“, bemerkte Mika irgendwann, als er sah wie schwach das Licht mit jeder Sekunde wurde.

„…“

„Du…hast keine zweite bei dir, oder?“

„…Nein.“, antwortete er endlich, sein Blick immer noch auf das Buch gerichtet.

„Denkst du nicht, dass es langsam Zeit ist, zurück zu gehen?“

„…“

„Wenn die Kerze ausgeht, wirst du weder etwas hier drin sehen können, noch den Weg hier raus finden, ohne meine Hilfe.“

„…“

„Yuu-Chan.“, sagte er seinen Namen im Befehlston, aber bevor er noch irgendwas anderes sagen konnte, erlosch die Kerze und hinterließ den Raum pechschwarz.

 

„…Na toll.“, sagte Mika mit einen Seufzer und hob den Kopf wieder von Yuu’s Schulter, der das Buch zur Seite legte, da er sowieso nicht mehr sehen konnte, „Jetzt müssen wir den Weg zurück in der Dunkelheit finden. Zum Glück kann ich alles auch ohne Licht gut sehen, also lass uns zurückgehen.“, schlug er vor, während er zu ihm hinübersah.

„…Ich kann nicht.“, sagte Yuu mit leiser Stimme.

„Was? Komm schon, Yuu-Chan, sei nicht so stur und-“

„Nein.“, unterbrach er ihn, „Ich kann wortwörtlich nicht.“

„…Huh?“

„…Meine Beine sind eingeschlafen…“, gab Yuu zu, „Ich…schätze du musst mich tragen.“, fügte er mit einem kleinen Lachen hinzu.

„Auf gar keinen Fall.“, entgegnete Mika ausdruckslos.

„Dann müssen wir hier bleiben.“

„Ich bleibe bestimmt nicht die ganze Nacht in der Bibliothek.“, lehnte er ab.

„Warum nicht?“, wollte Yuu wissen, „Du bist doch auch die ganze Zeit über hier bei mir geblieben, oder?“

„Weil du dich einfach nicht von diesem verdammten Buch trennen konntest.“, entgegnete Mika leicht verärgert, „Ernsthaft, seit wann stehst du auf so’n Zeug?“, fragte er mit einem kleinen Lachen.

„Ich steht überhaupt nicht auf so was. Die einzig interessanten Stellen waren die Kampfszenen und die, wie man Vampire zurück verwandelt. Der Rest war total langweilig.“

„Wirklich?“, fragte er sarkastisch, „Warum hast du dann nicht einfach ein paar Stellen übersprungen, sondern jede einzelne davon gelesen?“

„…Weil du Spaß zu haben schienst…“, antwortete Yuu in einer kaum hörbaren Stimme, während er leicht rot wurde.

„…Huh?“, fragte er und sah ihn dabei irritiert an.

„…Denke nicht, dass ich nicht bemerkt hätte, dass du die ganze Zeit mitgelesen hast und währenddessen…so ausgesehen hast, als ob du es genießt und…gelächelt hast…deshalb dachte ich, dass dich das glücklich macht…“, gestand er zögerlich und kämpfte hörbar mit den Worten, während er den Blick abwand.

„…“

 

Als er das hörte, konnte Mika nicht anders, als ihn überrascht anzustarren. Er konnte einfach nicht glauben, dass er das nur für ihn gelesen hatte. Als er spürte wie sein ganzes Gesicht in diesem Moment wärmer wurde, war er froh, dass Yuu nicht im Dunkeln sehen konnte.

 

 

Dummkopf…ich war nicht glücklich wegen dem dämlichen Buch. Ich war glücklich wegen…dir. Weil ich bei dir sein konnte…mit dir reden konnte…und deine Wärme spüren konnte…

 

Nichts macht mich glücklicher als…du. Nur du.

 

 

„…Du…solltest öfters so lächeln, weißt du?“, unterbrach Yuu plötzlich seine Gedanken.

„Huh?“

„…Normalerweise…siehst du so traurig aus. Ich mag das nicht. Ich seh dich viel lieber lächeln. Ich…mag es wirklich sehr. Dein Lächeln, mein ich. Es passt zu dir. Viel mehr als dieses traurige Gesicht, also…lächele.“

„…“

„Tja, zu…schade, dass es so dunkel ist und, dass ich nicht sehen kann, ob du lächelst, oder nicht.“, sagte Yuu mit einem kleinen Lachen, um seine Verlegenheit zu verbergen, „Ich…schätze, dass ich warten muss, bis es wieder hell wird, was?“

„…Yuu-Chan?“, sagte Mika seinen Namen mit sanfter und zärtlicher Stimme.

„Hm?“

„Könntest…du mich ansehen?“

„Mika, ich kann gerade gar nichts sehen. Nicht mal dich.“

„Könntest du es trotzdem machen?“, bat er.

„Aus welchem Grund?“

„…Ist nicht wichtig. Dreh…einfach deinen Kopf in meine Richtung…“, sagte Mika leise.

 

Obwohl er nicht ganz verstand, warum er ihn auf einmal darum bat, wo er doch nicht mal seine eigenen Hände sehen konnte, seufzte Yuu, bevor er seinen Kopf zur Seite drehte und Mika ansah.

 

„…Und jetzt?“, fragte er, und sah dabei nichts als Dunkelheit vor seinen Augen.

 

Aber er bekam keine Antwort von ihm. Stattdessen…konnte er spüren wie ein vertrautes paar kalte Lippen zärtlich seine eigenen berührten, was ihn ganz leicht erschreckte.

 

Zunächst verstand er nicht ganz, warum Mika ihn so plötzlich aus heiterem Himmel küsste…aber dann spürte er wie er lächelte und Yuu begann zu realisieren…dass er ihn sein Lächeln spüren lassen wollte, da er es nicht sehen konnte.

 

Es war das wunderschönste, das er je in seinem Leben gespürt hatte, nichts war damit zu vergleichen. Es jagte ihm mehr Gänsehaut ein, als der Kuss selbst und, während ein leichter Rotschimmer anfing seine Wangen zu färben…schloss er die Augen.

 

Der Kuss dauerte nicht lang, nur einige weitere Sekunden, bis Mika wieder Abstand nahm und die Augen öffnete. Sie waren nur halb offen, als Yuu sich plötzlich vorbeugte und ihn noch einmal in einen Kuss hineinzog.

 

Leicht überrascht von dieser unerwarteten Aktion, sah ihn Mika mit halb-geöffneten für einen Moment an, bis er sie ganz schloss und in den Kuss hineinseufzte und langsam dahinschmolz, während er spürte wie dieses kribbelnde Gefühl in seinem Bauch intensiver wurde, als er den Kuss erwiderte.

 

 

…Ich…hab mich echt in ihn verliebt, was? Darum…verändern sich meine Gefühle ihm gegenüber nicht…darum scheinen sie mit jedem Tag sogar noch stärker zu werden.

 

…Weil ich ihn liebe…“

 

 

Mika konnte sich bei diesem Gedanken nicht davon abhalten noch einmal zu lächeln und plötzlich…spürte er wie Yuu ebenfalls lächelte, bevor er den Kopf ein bisschen mehr zur Seite neigte und ihn noch zärtlicher küsste.

 

Es war nicht leidenschaftlich. Es war kein Erwachsenen Kuss. Es war auch gierig, oder lustvoll.

 

…Es war einfach nur ein langsamer und zärtlicher Kuss. Warm und so absolut süß. Und so zaghaft und vorsichtig…dass Mika das Gefühl hatte, dass Yuu ihn wie etwas zerbrechliches behandelte, befürchtend, dass er ihn irgendwie verletzen könnte.

 

Und von Zeit zu Zeit, löste Yuu den Kuss, sodass sich ihre Lippen immer noch ganz leicht berührten, und ließ sie beide für einen kurzen Moment Luft holen, bevor er ihre Lippen erneut zusammenführte.

 

Er fühlte sich nie zuvor geliebter, geborgener und umsorgter, als in diesem Moment.

 

Da Yuu derjenige war, der den zweiten Kuss begonnen hatte, ließ Mika ihn die Führung übernehmen, ohne sich auch nur ein einziges Mal von ihm zu lösen und ließ Yuu ihn so lange und so oft küssen wie er wollte.

 

Nach einer gefühlten Ewigkeit für beide von ihnen, löste Yuu den Kuss und nahm langsam Abstand, während beide wieder die Augen öffneten.

 

Nicht sicher, was sie tun, oder sagen sollten, schwiegen sie für einen Moment, bis Yuu irgendwann beschloss diese Stille zu unterbrechen.

 

„…Hey…Mika?“, fragte er zögerlich mit leiser Stimme.

„…Hm?“, entgegnete Mika, während er runter sah, zu verlegen um ihn anzusehen, obwohl Yuu ihn in diesem Moment gar nicht sehen konnte.

„…Hat es…diesmal funktioniert?“

 

Als er diese Frage hörte, konnte Mika nicht anders, als zu lachen und mit einem Lächeln lehnte er seine Stirn gegen Yuu’s und flüsterte:

 

„Du bist so ein Trottel.“



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