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Füll meine leere Seele mit dir

Soulmate-AU
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Es hätte gar nicht sein können, dass JJ und Otabek beide so schlecht abschneiden beim Grand Prix. Hier meine - etwas AUische - Erklärung dazu!~ Komplett anzeigen

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Füll meine leere Seele mit dir

Es gab Dinge, die wusste einfach jedermann. Es gab Wichtigeres als Freundschaft, Wichtigeres als Liebe sogar.
 

Jeder Mensch in ihrer Welt trug nur eine halbe Seele in sich. Und jede Seele strebte nach Vollendung.
 

Manche gaben sich mit weniger zufrieden. Manch ein Mensch heiratete, ohne je die Vollkommenheit einer ganzen, reinen Seele erlangen zu können.
 

Aber wenn man ihm erst begegnete, dann halfen keine irdischen Bande mehr. Es zog diese beiden Menschen untrennbar zusammen, sobald sie erst einmal einander erblickt hatten.
 

Und weil die Götter gnädig waren, hatten sie den Menschen etwas mit auf den Weg gegeben, dass ihnen die Suche nach ihrer zweiten Hälfte erleichtern sollte.
 

Mit der Geburt des jüngeren Partners eines Seelenpaares erschien auf der gleichen Stelle beider ein Symbol ihrer Einheit. Es konnte ein Buchstabe sein, ein Pictogram... manch einer erzählte sogar von einem Portrait seines Soulmates. Dieses Bildnis war der Beweis vor allen Menschen, dass zwei Zusammengehörten.

Es war zugleich aber auch Quell großer Angst. Wenn das Symbol verblasste, so wusste ein jeder, dass seine zweite Hälfte die Welt verlassen hatte, und musste auf eine erneute Wiedergeburt warten. Nicht wenige stürzten sich hinter einem unbekannten Seelenpartner in den Tod, wollten sie doch nicht riskieren, sich erst im hohen Alter zu finden.
 

Die zweite Hilfe der Götter war deutlicher, eindeutiger, und absolut: In dem Augenblick, da die zwei Teile einer Seele einander in die Augen sahen, erlangten sie eine Vereinigung. Sie wussten durch absolute Gewissheit, dass sie zusammen gehörten, dass sie untrennbar waren. Nichts konnte mehr zwischen sie geraten.
 

Natürlich gab es im modernen Zeitalter noch mehrere menschliche Hilfen. Internetforen, in denen sich über die Symbole ausgetauscht wurde, Ämter, in denen katalogisiert wurde, wann wem welche Zeichen erschienen waren (derer Leute, die es angaben...)
 

Im Großen und Ganzen also war es mit so vielen Dingen. Einige Träumten davon, gaben alles für Erfolg auf ihrer Suche, anderen war es egal, solange es ihnen nicht ins Gesicht sprang...
 

Und dann gab es solche Otabeks.
 

Otabek Altin könnte sich nichts schlimmeres vorstellen, als seinem Seelenpartner zu begegnen. Er hatte ein LEBEN! Er war Spitzeneiskunstläufer, hatte ein Land zu vertreten und einen Ruf zu wahren.
 

Und überhaupt. keine. Zeit.
 

(Was nicht etwa daran lag, dass er fürchtete, dass sein Seelenpartner nicht zu ihm passen würde. Nein. Aber wie könnte denn irgendein Gott oder Schicksal wissen, was ein Otabek Altin brauchte? Und das, was er brauchte... nein. Das Risiko war viel zu groß.)
 

Also gab es für Otabek zwei ganz einfache Taktiken, die ihm das Leben retten sollten.
 

Part eins: Pflaster. Seit seiner Geburt (seine Eltern hatten die Nase gerümpft, eine ältere Frau für ihren Sohn... aber gut, seine Eltern hätten ihn auch gern als Kuhhirten gesehen...) hatte er sein Mal bereits. Und hässlich war es ohnehin. Wer trug sein Soulmate-Mark bitte auf dem Steiß?
 

Er, offensichtlich. Er hatte es sich als junger Jugendlicher ein paar Mal angesehen, doch letztendlich mit einem Pflaster bedeckt. Jeden Morgen wurde es gewissenhaft neu geklebt, und das komische Gekrakel darunter ignoriert. Was das überhaupt auch sein sollte. Schlangen? Ein Musikinstrument? Vielleicht die Kufen von Schlittschuhen?
 

Es kümmerte Otabek nicht. Aus den Augen, aus dem Sinn.
 

Part zwei wiederum war etwas schwieriger umzusetzen: Schau niemandem in die Augen. Kein "Schau mir in die Augen, Baby" für ihn, kein hoffnungsvolles Absuchen der Mengen.
 

Böden waren etwas schönes. Und Schuhe. Und... Otabeks Arzt hatte längst gesagt, dass er wahrscheinlich irgendwann einen Buckel bekommen würde, aber es kümmerte ihn nicht.
 

Einzig allein beim Skaten konnte er den Blick heben, versteckte das grelle Licht auf dem Eis ihn vor aller Leute Augen zugleich wie es ihn hervor hob. Hier konnte er er selbst sein, in all seinem Stolz, seiner Kraft.
 

Doch sobald er das Eis verließ, war es wie eine Maske, die sich über sein Gesicht legte, seinen ganzen Körper. Die Schultern gesenkt, der Blick zu Boden.
 

Otabek Altin mochte seine halbe Seele lieber, als was auch immer sein Seelenpartner aus seinem Leben machen würde. Denn Otabeks Träume würden für immer unverwirklicht bleiben, so oder so.
 

Wer hätte denn vorhersehen können, dass der grießgrämige, dominantwirkende Otabek sich eigentlich nur nach einer männlichen Brust zum Anlehnen sehnte? Nach starken Armen, die ihn umfingen, wenn er verschwitzt und erschöpft vom Eis herunter kam?
 

Kein Gott hätte das wissen können, kein Schicksal.
 

Und so lebte Otabek sein Leben versteckt im Licht.
 

Bis das Schicksal ihm einen Strich durch die Rechnung machte.
 

***
 

Barcelona, das Finale des Grand Prix.
 

Otabek lief sein Kurzprogramm wirklich verdammt gut, und er erlaubte sich ein zufriedenes Schmunzeln, als er vom Eis ging.
 

Ein Fehler. In aller Zufriedenheit nämlich verfiel er nicht schnell genug in den Off-Ice-Otabek zurück, und der Anblick des Läufers nach ihm war wie ein Faustschlag in Otabeks Magen.
 

King Just-Look-At-Me JJ persönlich stand da, das typisch lässige Grinsen im Gesicht.
 

Und ihre Augen trafen sich. Nur einen kurzen Moment, viel zu kurz eigentlich doch, um sicher zu sein, doch...
 

Es war nicht Otabeks Art, doch er war nicht von der Bande wegzubewegen, während JJ lief, seine Augen folgten grimmig jeder noch so kleinen Bewegung.
 

Es war ein Trauerspiel. Ein Trauerspiel, das Otabek gewiss heimlich gefreut hätte, wenn nicht... wenn nicht er schuld gewesen wäre. Der kurze Blickkontakt hatte nicht nur seinen eigenen Traum zerstört, sondern auch JJs.
 

Sie gehörten zusammen.
 

Otabek biss die Zähne zusammen, flüchtete, ehe JJ vom Eis kam, hörte aus der Entfernung die Anfeuerungsrufe seiner Fans, dieses Lied, das jedes verdammte Mal erneut Hohn und Spott gewesen war.
 

Look at Me.

Remember Me.
 

Otabek würde sein Bestes geben, um ihn wieder zu vergessen.
 

***
 

Es wurde ihm nicht leicht gemacht. JJ suchte ihn, sagte ihm sein Trainer, doch Otabek wimmelte es ab. Er wollte nicht gesucht werden. Wollte nicht gefunden werden. Es würde alles zerstören!
 

Und vor allem zerstörte es seine fein säuberlich aufgebaute Mauer, denn Hoffnung begann aufzukeimen in der Dunkelheit, die hinter ihr lag.
 

JJ war ein Großkotz, ja, aber... vor allem war er eigentlich viel, was Otabek sich manchmal, heimlich... erträumt hatte. Wie oft hatten Otabeks Fantasiegestalten ein Gesicht getragen, dass JJ gar nicht unähnlich war? Vielleicht hatte sein Unterbewusstsein längst gewusst, was Otabek selbst erst heute realisiert hatte.
 

Zwei Teile eines ganzen...
 

Die Kraft, mit der die Tür aufflog, riss Otabek aus seinen Gedanken und er sprang erschrocken auf, sah sich JJ gegenüber. Noch nie hatte der andere so riesig gewirkt, so sehr den Raum eingenommen wie gerade in diesem Augenblick...
 

Und Otabek konnte gar nicht reagieren, da hatte JJ ihn schon gepackt, und machte sich an seiner Hose zu schaffen.
 

"W-WAS ZUM HENKER?"
 

Doch da hing Otabek die Hose schon in den Knien, und er spürte ein unangenehmes Ziepen an seinem Rücken, und dann...
 

Die Erkenntnis kam zu langsam. Das Pflaster.
 

Und dann war JJ viel zu nah, seine Arme fest um Otabek geschlungen, der nur hilflos seinerseits die Arme um JJs Bauch legen konnte, erschauderte, als JJs Lippen seinem Ohr viel zu nahe kamen...
 

"Du gehörst mir."
 

Das tat er. Mit Haut und Haaren.
 

"Es steht hier."
 

Ein frecher Finger drückte sich auf das Mal auf seinem Steiß, brachte Otabek zum erneuten Erschaudern.
 

"JJ. Seit deiner Geburt steht mein Name hier, und du Arschloch hast mich niemals angesehen..."
 

Otabeks Augen wurden groß, als er endlich begriff, dann fielen seine Lider zu, und er sank hilflos gegen JJs Brust.
 

Sie war genauso, wie er es sich immer erträumt hatte. Groß. Stark.
 

Geborgen.
 

"Verzeih mir. Ich... hatte Angst..."
 

JJ machte ein Geräusch zwischen lachen und beruhigendem Schnurren.
 

"Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Ich bin da. Ich habe dich gesehen. Mein Otabek..."
 

Und das waren die letzten Worte, die man lange Zeit aus der Umkleide hörte.
 

***
 

JJs Freeskate war überragend. Otabek hatte in seinem Leben noch keinen so schönen Lauf gesehen, und er musste wirklich acht geben, nicht wie ein albern verliebtes Mädchen zu grinsen.
 

Sein JJ. All diese Leute, die ihm zuriefen, die ihn ansahen, die sich sein Tattoo hatten stechen lassen... und er, der einfache Otabek aus den kasachischen Bergen, er gehörte zu ihm.
 

Es war ein wunderbares Gefühl.
 

Wunderbarer waren noch die Arme, die sich um Otabek schlossen, als JJ vom Eis kam, schwitzend, strahlend, lachend, und ihn küsste.

Einfach so.
 

Alle Welt sollte sehen, dass sie zusammen gehörten.
 

Otabek war noch immer wie auf Wolken, als er an der Reihe war für den Lauf. Seine Gedanken waren nur bei JJ, sein Herz schlug in dessen Takt, nicht in dem der Musik, und auch wenn er fehlerlos lief, er wusste, es würde nicht reichen.
 

Und es war in Ordnung.
 

Als JJ statt ihm aufs Podest steigen durfte, strahlte Otabek offen, egal, wer es sah, trug ebenso stolz den Knutschfleck an seinem Hals zur Schau.
 

Er gehörte JJ. JJ gehörte ihm. Sie waren eine Seele, Partner in diesem Leben und im nächsten, und Otabek würde sich nie wieder verstecken müssen. Endlich konnte er so stolz erhobenen Hauptes durch die Welt gehen, wie er es immer erhofft hatte.
 

Mit JJ an seiner Seite.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2017-03-05T15:22:45+00:00 05.03.2017 16:22
Was toll war:

+ Otabek hat keine Zeit für diesen ganzen Shit.

+ Er hat Angst dass seine Skate Karriere unter seiner Liebschaft leidet und GENAU das passiert dann auch, aber whatevs, am Ende ist es ihm plötzlich egal

+ JJ """""MUSSTE""""" OTABEKS HOSE AUSZIEHEN UM DAS ZEICHEN AM STEISS!!!!2 zu sehen


Und dann wurde es teils sogar richtig poetisch. Wie JJ ihn sofort suchen geht. Und "Einzig allein beim Skaten konnte er den Blick heben Doch sobald er das Eis verließ, war es wie eine Maske, die sich über sein Gesicht legte, seinen ganzen Körper. Die Schultern gesenkt, der Blick zu Boden. (Böden sind was Schönes)"

Oder das hier: Otabek Altin mochte seine halbe Seele lieber, als was auch immer sein Seelenpartner aus seinem Leben machen würde.

Oder „dieses Lied, das jedes verdammte Mal erneut Hohn und Spott gewesen war“.



Oscar Nominierungen:

- Sehnte er sich nach starken Armen, die ihn umfingen, wenn er verschwitzt und erschöpft vom Eis herunter kam?

- Als JJ statt ihm aufs Podest steigen durfte, strahlte Otabek offen, egal, wer es sah, trug ebenso stolz den Knutschfleck an seinem Hals zur Schau.

- Sein JJ. All diese Leute, die ihm zuriefen, die ihn ansahen, die sich sein Tattoo hatten stechen lassen... und er, der einfache Otabek aus den kasachischen Bergen, er gehörte zu ihm.

- Und dann gab es solche Otabeks.

- Wer trug sein Soulmate-Mark bitte auf dem Steiß?



Oscar Gewinner:

- Und das waren die letzten Worte, die man lange Zeit aus der Umkleide hörte.


Danke für diese Fanfic, Geheiligst seist du
Von: abgemeldet
2017-03-05T15:15:57+00:00 05.03.2017 16:15
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Es ist als ob sich alle Teile dieser Welt gerade zu einer Ordnung zusammengeschlossen haben und nun ist alles wieder in Harmonie und Einklang und das Universum ist vollständig und zusammengefügt. Ich musste mehrmals innehalten während dem Lesen und Jesus und Gott und Hampelmann danken für die Existenz dieser Fanfic.


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