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Senbonzakura's Song

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Da wären wir wieder: Es ist Samstag. Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende!

LG
yezz Komplett anzeigen

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Demons, Demons Everywhere...

Während er Ukitake den Sake einschenkte, schaute sich Renji im Raum um. All die Gruppen der Kuchiki-Familie starrten höflich auf ihre eigenen Teller, doch das leise Gemurmel der Unterhaltungen war verschwunden. Der Raum war still vor Neugierde. Offensichtlich war jedes Ohr zum Podium gerichtet. Und, was? Kyōraku würde jetzt einfach anfangen über den Kagema sprechen, den Byakuya angeheuert hatte.
 

Das würde niemals gut gehen.
 

Renji war in Uniform. Er hatte das Gefühl, als müsse er das zu irgendeinem Vorteil nutzen, als würde er diese beiden aus dem Raum scheuchen können. Doch es war bereits zu spät. Hätte er sie im Flur oder an der Tür aufhalten können, wäre es so gut wie erledigt gewesen, doch die Kommandanten saßen nun und die Diener versuchten hektisch, ihnen die verschiedenen Gänge nachzuliefern.
 

Byakuya saß da wie ein Stein, als hoffe er, dass sich die beiden Kommandanten unter der schieren Kraft seiner Missbilligung in Luft auflösen würden.
 

Rukia sah in etwa so aus, als säße sie in der Zwickmühle, als würde sie sich wünschen, etwas tun zu können, doch sie war gefangen zwischen der Hingabe zu ihrem Bruder und der Loyalität ihrem Kommandanten gegenüber.
 

Kyōraku würde in der nächsten Sekunde die Führung dieses Theaters übernehmen, es sei denn, Renji tat etwas.
 

„Denkst du nicht, dass Angelegenheiten wie dieses besser für das Büro aufbewahrt werden sollten?“, fragte Renji fast ohne Knurren. Ok, er hatte es total geknurrt. Er konnte es daran ausmachen, wie überrascht die beiden Kommandanten eine Bewegung zurück machten. Ein schlauer Kerl würde vermutlich einen Rückzieher machen, doch stattdessen fügte Renji hinzu: „Das ist ein Abendessen mit der Familie, oder nicht? Mir wurde gesagt, man solle Politik aus solchen Dingen herauslassen.“
 

Kyōraku ließ eines seiner typischen, kehligen Lachen heraus und sagte: „Ah, Shiro, hast du jemals gedacht, dass der Tag kommen würde, an dem ich von jemandem so Junges in Tischmanieren unterrichtet werde?“
 

Ah, Scheiße. Kyōraku hatte es nicht gesagt, aber er hätte es auch genauso gut tun können: Nicht nur zu jung, sondern auch noch aus der falschen Bevölkerungsschicht.
 

Renjis Wangen wurden knallrot. Ohne Zweifel dachte jeder in diesem Raum, dass Renji immer zu weit gehen musste – besonders nach letzter Nacht und all dem Scheiß zwischen dem Mon und Tante Masama. Er sollte einfach die Klappe halten. Warum beharrte Byakuya darauf, dass Renji zu solchen Veranstaltungen aufkreuzen musste? Er vermasselte es jedes Mal. Verdammt noch mal, er wurde 0 zu 2 geschlagen.
 

Renjis Kopf war gebeugt, so konnte er sehen, wie Byakuyas Hand unter den Schutz des Tischs glitt und sein Knie unterstützend drückte, während er sagte: „Renji sagt nur das, was ich nicht kann. Ihr seid an unserem Tisch willkommen, aber wir werden die Angelegenheit um Daisuke in einem angemessenerem Rahmen besprechen.
 

Mehr Lachen von Kyōraku, der seinen Partner theatralisch mit dem Ellbogen stieß. „Oh ho! Eine verschworene Front! Diese beiden sind beeindruckend, wenn sie zusammenarbeiten.“
 

„Hör auf, die Jungen zu ärgern, Shunsui“, mahnte Ukitake.
 

„Wo bliebe da der Spaß“, lachte Kyōraku, spülte seinen Sake mit einem großen Schluck hinunter. „Als Nächstes sagst du mir, dass ich aufhören soll, mit den Damen zu flirten!“
 

Rukia kicherte daraufhin leise.
 

Renji wusste nicht warum, aber er vermutete, dass die meisten Frauen der Hofgarden Kyōraku lustig fanden, als wüssten sie alle, dass er harmlos war, da er so offensichtlich von Ukitake in Bann gezogen war.
 

Es muss so etwas wie ein weiblicher 'Gaydar' sein, denn Renji hatte noch nie verstanden, wie Kyōraku mit all dem wegkam. Der Typ war riesig, wie ein Bär gebaut und er trug zwei Dämonen von unermesslicher Kraft bei sich. Doch wenn er auf die Frauen schielte, taten sie es lachend ab, selbst wenn Kyōraku ein bisschen mehr aufs Ganze ging...
 

Ein leichter Schauder ließ Renjis Wirbelsäule hinunter. Der Typ jagte Renji einen Heidenangst ein. Doppelt so viel seit er Gerüchte darüber gehört hatte, dass Kyōrakus Shikai beinhaltete, wortwörtlich aus dem Schatten zu springen und den Leuten die Klinge in den Rücken zu jagen.
 

Und... Kinderspiele.
 

Als wäre das keine gruselige Scheiße.
 

Kein Wunder, dass sich der Typ danach zulaufen ließ. Renji nahm einen Schluck Sake. Verdammt, der war weich und mit einem solch angenehmen Hauch von etwas Blumigen.
 

Kyōraku muss Renjis Reaktion auf den Sake bemerkt haben, denn er grinste und nickte: „Gut, nicht wahr?!
 

„Ja, Kommandant, sehr“, stimmte Renji zu und nahm einen weiteren Schluck, bevor er die Schale wieder absetzte. Er würde sich selbst im Zaum halten. Es wäre einfach, sich an so etwas Gutem zu betrinken und Gott allein wusste, was er sagen würde, wenn er tatsächlich betrunken war.
 

„Ich würde ihn gerne probieren“, sagte der Erbe und erinnerte plötzlich alle daran, dass er da war.
 

„Nein“, sagte Byakuya, seine Stimme war wie ein Hammer auf einer Stahltrommel.
 

Ukitake, der schon nach der Flasche gegriffen hatte, war überrascht, die Augen waren geweitet. Kyōraku, der scheinbar irgendetwas lustig daran fand, sagte: „Einmal probieren wird ihm nicht schaden. Tatsächlich würde ich anhand eines Teils seiner Abstammung denken, dass er eine ziemliche Toleranz dafür hat. Würdest du nicht auch sagen, mein Junge?“
 

„Das, Shunsui, ist, was ich am meisten fürchte“, sagte Byakuya. „Er ist mir anvertraut worden. Ich werde nicht zulassen, dass er sich in einen Kyōraku-Säufer verwandelt.“
 

„Autsch“, lachte Kyōraku. Er täuschte eine tiefe Verwundung vor, indem er eine Hand über sein Herz legte. „Du hast mich verletzt, Herr Byakuya. Ich bin furchtbar verletzt“, sagte Kyōraku und klang alles außer genau das. Dann lachte er wieder. „Weißt du, ich bin wirklich eine Ausnahme. Die meisten Kyōrakus sind perfekt anständige, friedfertige Adlige. Nicht ein Skandal unter ihnen.“
 

Renji erschrak.
 

Nicht so wie Byakuya, da der Skandal ihm ja seid Hisana gefolgt war. Und... hier saß Rukia und er selbst, wie eine nette Erinnerung an Byakuyas skandalöse Vergangenheit.
 

Ja... das wurde in Windeseile super unangenehm.
 

Ukitake schien es auch mitzubekommen. „Du musst meinem Shunsui vergeben, Byakuya“, sagte er. „Der Kampf um das falsche Karakura hat uns allen viel abverlangt.“
 

„Ah“, sagte Byakuya, seine Hand verließ Renjis Knie. Renji fiel die plötzliche Abwesenheit sehr auf, fast wie eine Ohrfeige. „Natürlich. Dämonen.“
 

'Dämonen'. Da lag viel Spott in der Weise, wie Byakuya das Wort förmlich ausspie.
 

Renji blickte finster, hatte das Gefühl, dass dieser Seitenhieb halb an ihn gerichtet war. War das ein Teil von Byakuyas ganzen Streitpunkt bezüglich Zabimaru? Hatte Kyōraku Byakuya in irgendeiner Weise gepeinigt, während er unter dem 'Einfluss' seiner Zwillignsdämonen stand?
 

Die Diener kamen mit etwas Nachtisch oder so etwas in der Art, doch Renji bemerkte kaum, was es war. Etwas grünes, leicht Zitroniges. Ukitake fing ein wenig Small Talk mit Rukia an und überließ es Renji, Byakuya und Kyōraku, in verschiedene Richtungen zu starren – damit sie sich nicht anschauen und reden mussten.
 

Der Erbe nahm die ganze Dynamik still und in einer Art an, die Renji sich fragen ließ, ob er Kyōrakus Fähigkeit geerbt hatte, mit dem Schatten zu verschmelzen. Denn Scheiße, bis der Junge vor ein paar Augenblicken angefangen hatte zu reden, war es, als wäre er verschwunden.
 

Renji ließ ein stilles, privates Seufzen heraus. Das war Mist. Nur einmal in der Woche wollte er ein nettes, ruhiges Abendessen mit Byakuya, ohne irgendwelche Schlamassel oder politisches Fettnäpfchenwandern oder... verschissene Dämonen.
 

Zabimaru zischte.
 

Renji bereute sofort den letzten Gedanken. Er wäre nichts ohne Zabimaru, aber verdammt, die Dinge sind so... verworren seit der Nacht, in der sie Rukia zurückgebracht hatten. Er war Zabimaru näher gekommen. Das war das erste Mal gewesen, in dem er wirklich in der Lage gewesen war, den Dämonen in seinem Inneren absichtlich, auf Kommando, zu rufen und alles seit dem – selbst Bankai – fühlte sich...
 

Fühlte...
 

… sich wie ein Schritt zurück an?
 

Als würde er ein die Maske der Nähe überziehen, doch Zabimaru war irgendwie nicht mehr vollständig dabei... oder... Renji schüttelte seinen Kopf. Eh, es war vermutlich dieses dämliche Reinigungsritual, das ihm da in den Weg kam. Es würde nach einiger Zeit wiederkommen. Urahara hatte gesagt, das würde es.
 

Richtig, denn der Typ log nie.
 

Scheiße.
 

Nun ja, da sie sich nicht beeilten, Aizen zu bekämpfen, konnte er und Zabimaru etwas gemeinsame Zeit mit Training verbringen. Nach all den demütigenden Kämpfen in Hueco Mundo war Renji noch entschlossener, noch stärker zu werden. Es war deutlich, dass Byakuya recht behalten hatte. Er beherrschte Bankai noch nicht wirklich.
 

Aber einen Schritt nach dem Anderen: Er muss Zabimaru zurück aus dem Nebel des Reinigungsrituals holen. Der Nue hatte sich danach nicht mehr manifestiert und sie hatten kaum geredet. Es ließ Renji unruhig werden. Vielleicht sollte er es tatsächlich mal mit Meditation versuchen, statt sich einfach hindurch zu kämpfen. Renji lachte bei dem Gedanken über sich selbst. Als würde Zabimaru, ein Nue, ein Dämon des Unglücks, ihm jemals näher kommen, in dem er friedlich träumte...
 

Schön wär's.
 

Denn wäre das Zanpakutō vielleicht etwas friedvoller, hätte Byakuya vielleicht auch nicht so eine verdammte Angst vor Zabimaru. Scheiße, Byakuyas Angst ließ Renji bei seiner eigenen Stärke zögern.
 

Und das würde nicht funktionieren.
 

Nicht, wenn er stärker werden wollte.
 

Plötzlich standen die Leute auf und wünschten sich eine gute Nacht. Renji kletterte auf die Füße, als Byakuya zu Kyōraku sagte: „Lass deinen Vizekommandanten einen ordnungsgemäßes Treffen mit meinem arrangieren, dann können wir das Thema Daisuke diskutieren.“
 

Kyōraku lachte. „Ja, ja. Ich mache alles ordnungsgemäß, Herr Byakuya. Genauso wie du es magst.“
 

Dieses Kommentar belohnte Byakuya mit einer Maske völliger Kälte.
 

Kyōraku natürlich hatte kein Gefühl dafür, es dabei zu belassen. „Brr“, spottete er. „Hast du gespürt, wie plötzlich die Luft abkühlte, Shiro?“
 

„Ja“, sagte Byakuya mit einem Hauch Schnippigkeit zu seinem Partner. „Ich sollte dich hier raus befördern, bevor die Hölle losbricht und die Kyōraku/Kuchiki-Fehde wieder auflebt und du den Heiratsvertrag von deiner Cousine zerstörst. Sie würde dir nicht danken, Shunsui.“
 

„Ah, tatsächlich nicht“, gab Kyōraku mit einem Seufzen zu. „Noch würde es mein Bruder. Ich habe da schon genug Ärger.“
 

„Oh, ja. Das hast du“, sagte Ukitake mit einem lustigen kleinen Lächeln. „Mehr als genug.“
 

Nach dieser seltsamen Bemerkung wünschten die Kommandanten eine gute Nacht und auch Rukia entschuldigte sich und ließ sie alleine. Der Erbe tauchte mit einem Gähnen wieder auf und sagte, dass er den Weg zurück in seinen Raum alleine finden würde... was Renji sich fragen ließ, wie 'verirrt' er früher am Abend wirklich gewesen war. Da der Junge aus dem Raum ging, blieb Renji nur noch mit einer Frage zurück. Nachdem Byakuya seine Runde gedreht hatte, um seiner Familie gute Nacht zu sagen und sie alleine waren, zögerte Renji an den Stufen zu den Räumlichkeiten des Hausherrn. „Also... ähm, möchtest du die Nacht mit diesem Dämon verbringen oder nicht?“
 

Da war einen Herzschlag lang ein Zögern, was Renji tief in seinem Inneren traf.
 

Dann schien sich Byakuya schütteln, doch wie Renji bemerkte, ließ er die kalte Maske nicht einmal für eine Sekunde fallen. „Natürlich“, sagte Byakuya. „Sei kein Narr. Es ist nur, dass“, Byakuya schien nach einer Beleidigung zu suchen, nahm dann aber: „...dieser alte Mann unter meine Haut geht.“
 

Renji hob eine Augenbraue über Byakuya. Er lehnte die Hüfte gegen die Wand und sagte: „Bist du sicher. Denn ich bezahle nicht für die Fehler eines anderen Mannes.“
 

„Was glaubst du, was du weißt?“
 

„Ich habe keine Ahnung von Nichts“, sagte Renji, seine Hände gingen wegen der Schärfe in Byakuyas Stimme nach oben. „Du bist derjenige, der die Verbindung beim Abendessen gemacht hat. Oder habe ich mir das nur eingebildet?“
 

„Ich...“, ok, plötzlich war ein Hauch von Emotion im Zögern, was Renji Hoffnung schenkte. „Vielleicht wäre es das Weiseste, wenn wir nur zusammen schlafen. Aber ich würde...“, ein weiterer Riss in der Maske, als Byakuyas Blick sich hob, um Renjis Augen kurz zu treffen. „...es mögen, wenn du bleibst.“
 

Heilige Scheiße. Fragte Byakuya danach, zu kuscheln?
 

Renji grinste. „Ja, das kann ich machen.“
 

Während sie die Treppenstufen hinaufgingen, wollte Renji nach Byakuyas Hand greifen, doch der Kommandant schien immer noch zu steif und gereizt zu sein. Byakuya seufzte, als Renji die Tür zu den Gemächern für sie aufschob. „Glaubst du, dass Daisuke in Ordnung ist?“
 

Renji zuckte mit den Achseln. „Anhand der Laune von Kyōraku schwer zu sagen, doch ich bezweifle irgendwie, dass er das Kind in wirklicher Gefahr zurücklassen würde.“ Er ging hinüber zum Kleiderschrank und fand seine zerschlissene, geblümte Wollrobe bei Byakuyas feiner Seide. Er musste lachen, denn die Wäscherin hatte alles ein wenig auseinandergeschoben, als wolle sie sicherstellen, dass die Wolle die Seide nicht beschmutzte. „Meine Vermutung ist, dass er Daisuke in irgendeinem Unterschlupf oder so versteckt hat.“
 

Byakuya öffnete den Obi seines Hakama. Der Kimono, den er diesen Abend getragen hatte, war so einfach wie für einen solchen Anlass angemessen – ziemlich dezent in einigen Schattierungen des Kuchiki-Blaus und nicht so viele Lagen – doch vermutlich musste er trotzdem nach jemanden klingeln, der den ganzen Stoff anständig faltete und wegbrachte. „Ja, dennoch sorge ich mich nicht so sehr darum, wo er gerade ist, sondern mehr über die Umstände, die ihn gezwungen haben, zu fliehen. Falls es das ist, was passiert ist. Dennoch dachte ich, dass nach dem Sieg über die Arrancar keine Unruhen mehr im Rukongai sind.“
 

Renji schaffte es noch rechtzeitig, ein Schnauben zu unterdrücken. „Da ist immer Ärger im Rukon, Kommandant.“
 

Ziemlich präzise faltete Byakuya seinen Hakama und legte ihn in einer leeren Nische ab. Er rollte den Obi auf, während er die Stirn runzelte. „Ich vermute, dass ist wahr. Trotzdem bin ich enttäuscht, dass es nicht mit Aizens Niederlage aufgehört hat.“
 

Da Renji seinen eigenen Obi ebenfalls geöffnet hatte, fiel sein Hakama auf den Boden. Er dachte daran, ihn auf dem Tatami liegen zu lassen, doch Byakuya deutete auf einen leeren Korb neben einem nahegelegenen Bücherregal.
 

„Kein Kommentar?“, fragte Byakuya, während er die Knoten der ersten Lage von Kimonos öffnete. „Ich hätte gedacht, dass du etwas über den normalen Stand der politischen Unruhen im Rukongai zu sagen hast.“
 

Renji warf Byakuya über die Schulter hinweg einen finsteren Blick zu. „Was sollte ich darüber wissen? Inuzuri war nicht gerade ein Ballungsgebiet der Radikalen. Wir waren zu fokussiert auf die nächste Mahlzeit, um uns mit der Planung eines Umsturzes zu beschäftigen.“ Renji schaffte es noch, nicht hinzuzufügen, dass er irgendwie immer im Verdacht hatte, dass das der Grund für das Hungern war. Ablenkung durch jämmerlichen Hunger.
 

„Tatsächlich? Wie ist denn dein Bruder zu solchen Freunden gekommen?“
 

Die Kosode hatte er fertig geöffnet, nun begann Renji mit dem Shitagi. „Gefängnis? Ich weiß nicht. Ich meine, wenn ich nach Leuten suchen würde, die von dem System wirklich angepisst sind, würde ich wohl dort anfangen.“
 

Byakuya ließ ein kleines, humorvolles Schnauben heraus. Dann, nach einem Moment Nachdenken, fragte er: „Aber sicher kann niemand eine Revolution aus einer Gefängniszelle heraus anstoßen, oder nicht?“
 

„Da musst du Seichi fragen“, sagte Renji und warf den Rest seiner Uniform in den selben Korb wie seinen Hakama. „Doch warum nicht. Ich meine, es ist nicht wie das Madennest, wo man bis in alle Ewigkeit eingeschlossen wird und einen Graben um sich herum hat und all den Scheiß. Soweit ich weiß, arbeiten die Leute in Minen und so weiter. Ich wette, mit ein wenig Einfallsreichtum können sie auch mit den dort ansässigen Bewohnern Kontakt aufnehmen.“
 

„Mmmm“, murmelte Byakuya. Renji konnte seine Augen auf sich spüren, drehte sich um und sah, wie Byakuya seine nackte Kehrseite bewunderte.
 

„Hey“, sagte Renji und deutete mit seinem Kimono auf Byakuyas Brust. „Jetzt gibt’s nichts davon. Wir schlafen nur, erinnere dich daran.“
 

Byakuya seufzte enttäuscht, als Renji in die Kirschblüten-Robe glitt. Er deutete auf die großen, auffälligen pinken Blütenblätter und sagte: „Zumindest bin ich immer noch auf dir.“
 

„Heh“, Renji grinste und lehnte sich vor, um Byakuya auf die Wange zu küssen.
 

Doch Byakuya drehte sich schnell und fing Renjis Lippen. Sie kamen so schnell zusammen, dass ihre Bäuche gegeneinander stießen. Renji erholte sich von dem Hinterhalt und begann, den Kuss zu erwidern, Byakuyas Hände griffen nach oben und lösten Renjis Bandana und Haarband. Warte, dachte Renji, während er den Sake auf Byakuyas Zunge schmeckte, das ist zu schnell für eine Nacht mit Kuscheleinheiten.
 

Als die Haare geöffnet waren, zog sich Renji vom Kuss zurück, um wieder zu Atem zu kommen. Er legte die Hände auf Byakuyas Schultern, um ihn in Schach zu halten und sagte: „Was machst du da, Babe? Denkst du, wenn du mich nur bespringst, mach ich mit?“
 

Byakuyas Lippen verzogen sich schuldbewusst, doch dann wurde ein kleines Lächeln daraus. „Du musst zugeben, dass diese Strategie in der Vergangenheit bereits funktioniert hat.“
 

„Sie ist uns auch schon um die Ohren geflogen.“ Um zu zeigen, dass er es nicht böse meinte, küsste Renji Byakuyas Nasenspitze. Doch er hielt inne, um Byakuya fest in die Augen zu blicken. „Besonders, wenn du zu viel getrunken hast.“
 

„Pass auf, was du sagst“, sagte Byakuya, seine Augen verengten sich und sein Reiatsu stieg an.
 

„Ja, schau. Genau das. Das ist der Grund, warum wir heute Nacht nichts tun werden.“ Renji sprach ruhig, doch er war angespannt genug, um Byakuya fest von sich zu stoßen. Doch dann dachte er noch einmal drüber nach. Er atmete aus und ließ seine Hände die Schultern massieren, die sich wie Granit unter seinen Handflächen anfühlten. „Ich dachte eben, du fragst nach etwas Nettem. Ich könnte dir etwas Nettes geben – eine Massage, ein wenig kuscheln – doch du musst nach den Regeln spielen, Babe. Du hast mir versprochen, dass du das würdest, erinnerst du dich? Nach dem Gasthaus.“
 

Byakuyas Blick glitt zu Boden. Er blickte ihn so lange an, dass Renji dachte, er müsste vielleicht doch gegen ihn ankämpfen, doch dann schnaubte Byakuya fast tonlos: „Ich hasse Versprechen.“
 

„Ja, ich habe das verstanden. Blöde Versprechen“, sagte Renji. „Doch dieses ist nicht wie die Anderen. Brichst du diese...“ Renji wollte noch nicht einmal daran denken, oder noch schlimmer, anfangen Drohungen auszusprechen, also wechselte er zu einem anderen Kurs. „Schau, ich frage nicht nach etwas Unvernünftigen, oder?“
 

Ein langer Atemzug, wie das Zischen eines Reifens, der die Luft verliert, entwich Byakuyas Lippen. „Nein“, sagte er. „Das tust du nicht. Lass mich mir ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht spritzen und ich komme dann zu dir ins Schlafzimmer.“
 


 

Renji hatte gerade gefunden, wonach er suchte, als Byakuya in das große Schlafzimmer kam.
 

Byakuya hatte den letzten Rest seines offiziellen Kimonos und den Kenseikan abgelegt. Nun trug er einen einfachen, silbrigen Kimono mit weißgrauen Schwänen, die auf den Stoff gemalt worden waren. Der Effekt der Malerei ließ es aussehen, als würden die Vögel durch eine Wolkenbank aufsteigen oder über eine verschneite Fläche gleiten.
 

Byakuyas Augen wurden groß, als er sah, was Renji tat. „Du verwirrst mich“, sagte er frei heraus. „Ist das nicht unsere Spielzeug-Kommode?“
 

„Ist es“, sagte Renji und nahm die kleine Box heraus, nach die er gesucht hatte. „Und das sind Massageöle. Ich habe mich daran erinnert, dass ich sie im Hotelzimmer gesehen habe, nach dem du den Laden gekauft hast.“
 

Byakuya sah skeptisch aus. „Meinen Körper mit Öl einzuschmieren soll mich weniger an machen?“
 

„Es ist nur einschmieren. Himmel, es macht nur meine Hände weniger rau. Es wird direkt von meiner Haut aufgesaugt. Außerdem, wenn ich es richtig mache, kann es dich zum Einschlafen bringen.“
 

Byakuya runzelte weiter die Stirn und sagte: „Du bist fest entschlossen, mich zu testen. Oder nicht?“
 

„Nein“, sagte Renji. „Das ist das Letzte, was ich tun möchte.“ Er schaute zu den Ölen und dann wieder zur Kommode. „Ich kann sie zurücklegen.“
 

Byakuya schüttelte seinen Kopf. „Nein, ich möchte es ausprobieren. Besonders da es so klingt, als hättest du einige Erfahrung damit. Sollte ich eifersüchtig sein?“
 

„Auf die Tatsache, dass ich oft steife Muskeln hatte und andere Kerle kenne, die das haben? Sicher, wenn du willst“, sagte Renji und kam zum Bett hinüber. „Nun roll dich herum und zieh dein Kimono herunter, damit ich an deinen Rücken komme.“
 

Byakuya zuckte. Dann blinzelte er zu Renji hinauf und sagte: „Sag mir noch einmal, wie das nicht sexy sein kann?“
 

Renji grinste breit. „Du bist lasterhaft wie die Sünde selbst, wenn du betrunken bist. Weißt du das, Liebster? Ernsthaft. Doch dieses Mal ist eine Rückenmassage nur eine Rückenmassage, ok?“
 

„Also gut“, sagte Byakuya und öffnete den Knoten um seine Taille mit einem absolut zweifelnden Blick. Als Byakuya sich herrichtete, überlegte Renji, dass er sich lieber nicht rittlings auf Byakuyas Hintern setzen sollte. Es wäre unangenehmer, alles von einer Seite aus zu machen, aber aufgrund des Drumherums war es vermutlich schlauer.
 

Während Byakuya die Kissen aufschüttelte, öffnete Renji die Flaschen und roch an jeder. Er stellte fest, dass er drei der fünf mochte, also bot er sie Byakuya zum Riechen an. „Was denkst du von dem hier?“
 

„Billig.“
 

„Ok“, lachte Renji. „Aber du erinnerst dich, dass du derjenige warst, der die gekauft hat. Wie ist es mit dem? Es ist etwas Subtiler.“
 

„Viel besser“, stimmte Byakuya zu und hielt seine Haare aus dem Gesicht, um noch einmal zu riechen. „Ja, ich kann es kaum riechen, aber es hat einen Hauch von Würze. Das finde ich gut.“
 

Renji saß neben dem Bett und stellte die abgewiesene Flasche an das Ende des Tisches. „Ok, das ist blumiger. Magst du es mehr?“
 

„Es ist in Ordnung“, sagte Byakuya. „Aber nimm das Zweite.“
 

Er war nur ein wenig überrascht, dass Byakuya nicht das Blumige wollte, dann blickte er auf Byakuya hinunter und verlagerte etwas unsicher das Gewicht. Byakuya beobachtete ihn etwas misstrauisch, als Renji sich etwas von dem Massageöl in die Hände schüttete und sie aneinander rieb, um es zu erwärmen.
 

„Ich werde dich anfassen, weißt du“, sagte Renji. „Viel. Ist das in Ordnung für dich?“
 

„Wir werden sehen.“
 

Zumindest war es ehrlich. „Möchtest du ein Sicherheitswort?“
 

Byakuya schnalzte mit der Zunge, als würde ihn alleine der Vorschlag beleidigen. „Für eine Massage?“
 

„Warum nicht?“, fragte Renji. „Es ist nicht so, als wäre das vollständig in deiner Komfort-Zone.“ Renji blickte zu, dem nun flach atmenden, Byakuya hinunter. „Schau dich an, du bist steif wie ein Brett. Und überhaupt, du musst mir sagen, ob ich mehr oder weniger Druck verwenden soll. Mir wurde schon gesagt, ich werde übertrieben enthusiastisch.“
 

„Hmmm“, Byakuya drehte seinen Kopf und ließ ihn auf den Kissen ruhen. „Wir reden nicht über Sex?“
 

„Heh, korrekt, aber nein.“ Renji legte versuchsweise seine Hand in Byakuyas Kreuz. Langsam und sanft rieb er Kreise bis zu den Schultern hinauf und wieder hinunter. „Ok?“
 

„Ja“, sagte Byakuya. Dann, wie aus dem Nichts, sagte er: „Ichigo.“
 

Renjis Hand sprang hinauf und er blickte sich im Raum um. „Wo?“
 

„Nein, mein Sicherheitswort. Erdbeeren. Ich hasse sie.“
 

Mit seinen Händen in der Luft versuchte Renji lange Zeit, die Idee zu verarbeiten. Schlussendlich brach er in Gelächter aus. „Ok, ich denke wir wissen, mit wem wir keinen Dreier haben werden. Denn das wäre nur verwirrend.“
 

Byakuya machte einen höhnischen Laut und gab sonst keinen weiteren Kommentar ab.
 

Lächelnd legte Renji diesmal beide Hände auf Byakuyas Rücken und begann, ein wenig fester zu reiben. „Ichigo, huh? Nun ja, es wäre wirklich ein Stimmungskiller. Das lässt mich auf der Stelle mausetot umfallen. Es ist nicht so, als würde ich noch irgendetwas mit dir machen wollen, wenn du den Namen eines anderen Mannes rufst. Also, wie wäre es mit etwas für 'Gelb'?“
 

„Kann ich nicht einfach mehr oder weniger sagen?“
 

„Ja, natürlich“, sagte Renji. Doch er lehnte sich vor, um Byakuyas Schultern zu drücken. „Aber ich habe gerade angefangen, dich kennenzulernen. Ich meine, ich hatte keine Ahnung, dass du Erdbeeren hasst. Und scheiße, deine Schwester ist einer verfallen.“
 

„Pfft“, machte Byakuya. „Erinnere mich nicht daran.“
 

Renji ließ seine Finger Byakuyas Rücken auf und ab gleiten, ließ sich Zeit, um die Schulterblätter zu massieren und die Muskeln zu lockern. Verdammt, da waren viele Verspannungen, doch Renji arbeitete bedächtig und geduldig.
 

Nach einigen längeren Minuten sagte Byakuya verschlafen: „Kompeitō. Ich hasse sie nicht total, denn Yachiru liebt sie so sehr. Dennoch könnte ich auf sie verzichten. Zu süß. Das kann gelb sein.“
 

„Also Erdbeeren und Süßes“, sagte Renji nickend. „Verstanden.“
 

Mit einem Seufzen sagte Byakuya: „Das fühlt sich gut an.“
 

„Ja? Nicht zu fest?“, fragte Renji, während er eine besonders hartnäckige Stelle knetete.
 

Mit seinem Gesicht immer noch abgewandt, ließ Byakuya ein kleines, zufriedenes Grunzen heraus. „Nein, es fühlt sich... souverän an.“
 

War das eine Art Kompliment? Renji entschied sich, es zumindest so zu verstehen. „Danke.“
 

„Wirst du das wirklich machen, bis ich eingeschlafen bin?“
 

„Darauf kannst du wetten“, sagte Renji. Machte Byakuya Scherze? Das war auch für ihn toll, eine Chance ihn zu berühren und nicht – nun ja, bestraft zu werden.
 

Byakuya kuschelte sein Gesicht tiefer in das Kissen und murmelte: „Ich liebe dich.“
 

Renji wäre beinahe ins Stocken geraten, doch schaffte es, einen kühlen Kopf zu bewahren. Er behielt den stetigen Druck aufrecht und versuchte, so locker wie möglich zu klingen, als er antwortete: „Ich liebe dich auch.“
 

Es dauerte nicht lange, bis Byakuya tief schlief. Als er sich neben ihm niederließ, roch Renji das Massageöl auf ihnen beiden und dachte: Beste. Nacht. Jemals.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 29:

Renji wacht von einem Albtraum aus Inuzuri auf und Byakuya bietet einen verblüffenden Balsam an. Komplett anzeigen

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