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Ein Blut

von

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24. Kapitel: Wiedervereinigung

Es war noch sehr früh und die Krankenstation noch ruhiger als sonst. Erneut hatte Anakin nicht angenehm ruhen können, auch wenn er von weiteren Vorahnungen verschont geblieben war. Jetzt saß er auf seinem Stuhl und blickte auf die schlafende Gestalt seiner Ehefrau.
 

Er hatte sie fünfzehn Jahre lang nicht gesehen. Eine viel zu lange Zeit. Er konnte es auch an Padmé sehen. Die Zeichen der Zeit hatten ihre Spuren auf ihrem Gesicht hinterlassen. Dafür und für keine leichten Lebensumstände sprachen Fältchen um die Augen und an den Mundwinkeln und die viel dunklere Haut.
 

Vorsichtig ergriff Anakin eine von Padmés Händen und betrachtete sie. Sie war rauh und voller Schwielen. Die Hände einer körperlich hart arbeitenden Frau, aber keiner Politikerin. Er fühlte sich schuldig, denn daß er daran Mitschuld trug, war nicht zu leugnen.
 

Noch etwas, das Anakin nicht leugnen konnte, war, daß er Padmé noch immer liebte. Sicher, das hatte er auch schon früher gewußt, aber in den letzten Stunden war es ihm so deutlich wie seit vielen Jahren nicht mehr vor Augen getreten. Sie war noch immer wunderschön und das Licht und die Wärme, die sie stets umgeben hatten, waren noch stärker geworden. Er war ein solcher Narr gewesen! Aber es half nichts: Er konnte nicht ändern, was geschehen war. Er würde mit den Konsequenzen leben müssen.
 

Was wußte er schon von Padmés jetzigem Leben? Sie konnte schon längst einen anderen Mann haben, einen Mann, der klug genug war, sich nicht mit falschen Versprechungen von seiner Liebsten fortlocken zu lassen. Sie konnte sogar Leia Halbgeschwister geschenkt haben.
 

So sehr es Anakin auch schmerzte, sich die Frau, die er immer noch als seine Gattin betrachtete, in den Armen eines anderen Mannes vorzustellen, umgeben von einer Schar Kinder, die ihm, Anakin, nicht ähnlich sahen, so war es doch realistisch. Und selbst wenn es nicht so war, würde Padmé kaum zu ihm zurückwollen. Er hatte zwar von den Wachen, die Padmé zum Imperator gebracht hatten, erfahren, daß sie explizit nach Vader verlangt hatte, aber was hieß das schon? Es war ihr um Leia gegangen, dessen war er sich sicher. Padmé war wegen ihrer Tochter gekommen, nicht wegen ihrem Ehemann.
 

Diese Gedanken schmerzten Anakin sehr, aber er akzeptierte es. Er wußte, er würde Padmé gehen lassen, wenn sie ihn darum bäte. Er wußte, sie würde nie in der Zimmerflucht übernachten, die er für sie vorbereiten ließ. Er sollte die Arbeiten stoppen, aber er brachte es nicht übers Herz.
 

Um sich zu beschäftigen und seine Gedanken in den Hintergrund zu drängen, ergriff Anakin Padmés Zopf, der sich schon auflöste. Ein wenig verärgert über die Schludrigkeit der Schwestern machte er sich daran, das dunkle Haar zu lösen und dann neu zu flechten.
 

***
 

Padmés erster wacher Gedanke nach vielen Stunden tiefer Bewußtlosigkeit war, daß Captain Panaka einmal zu ihr und ihren Dienerinnen gesagt hatte: „Schmerz bedeutet, ihr lebt.“. Dann mußte sie aber sehr lebendig sein.
 

Mehrere Stellen brannten wie heißes Feuer, andere pochten in dumpfem Schmerz und dann brummte auch noch ihr Schädel. Sie hielt ihre Augen geschlossen, versuchte zu verstehen, wo sie war, was geschehen war. Dann fiel ihr alles wieder ein, wie ein Film lief es vor ihrem inneren Auge ab. Unwillig kniff sie die Augen stärker zusammen. Leicht krampfte sie ihre Hand in die Bettdecke. Bettdecke? Sie lag in einem Bett!
 

Sekundenlang wurde Padmé von der Wärme und Behaglichkeit überwältigt und genoß einfach die Weichheit. Dann kehrte die Angst zurück. Was spielte es für eine Rolle, daß sie in einem Bett lag? Sobald sie die Augen aufschlug, würde Palpatine weitermachen mit der nächsten Perversion, die er sich in der Zwischenzeit ausgedacht hatte. Sie erinnerte sich nur zu gut, was vor kurzem geschehen war. Die Schmerzen, die Demütigung, seine Worte, die schlimmer in ihrer Seele gebrannt hatten als jeder Peitschenhieb oder Schnitt.
 

Da hörte sie das Atemgeräusch. Padmé hielt kurz die Luft an, um besser lauschen zu können und ja, neben ihr mußte sich jemand befinden. Aber es war nicht Palpatine. Sie kannte sein Atemgeräusch inzwischen sehr gut. Das hier klang auch nicht menschlich, es schien ihr viel zu regelmäßig. Was war das?
 

Wenn sie ihre Augen nicht öffnete, würde sie es nicht herausfinden, dachte Padmé sich und so schlug sie langsam und vorsichtig die Augen auf. Solange Palpatine nicht da war, sollte sie die Zeit nutzen, um sich einen Fluchtplan zurechtzulegen.
 

Zuerst sah Padmé sich mit einem Krankenzimmer der Luxusklasse konfrontiert. Sie blinzelte. Dann drehte sie langsam den Kopf. Was sie sah, erstaunte sie über alle Maßen. Neben ihrem Bett saß Darth Vader und flocht ihr einen Zopf! Augenscheinlich war er so in seine Tätigkeit vertieft, daß er ihr Erwachen gar nicht bemerkt hatte.
 

Das ganze war höchst surreal, fand Padmé. Vielleicht war das nur ein Traum? Aber trotz der unwirklichen Untertöne wirkte das alles zu real...und zu vertraut. Sie konnte beinahe Anakins konzentriertes Gesicht sehen, wenn er früher oft vor dem Zubettgehen ihr Haar geflochten hatte. Sie war dann zu seinen Füßen auf dem weichen, warmen Teppich gesessen, ihr Haar fiel um sie herum und Anakin hatte es ruhig gebändigt. So, wie sie einen Zopf mochte, nicht zu fest und nicht zu locker. Sie hatten es beide immer sehr genossen. Es war ein stilles Zeichen der Zuneigung gewesen und das war es jetzt noch, so viele Jahre später.
 

„Ani?“ Es war mehr ein Krächzen als ein Wort, aber der schwarze Helm bewegte sich nach oben.
 

Trotz des Modulators klang seine Stimme erstaunt. „Du bist wach?“ In den schwarzen Riesen neben ihr kam Bewegung. Mit schnellen Handgriffen befestigte er ein Zopfband, griff dann nach einem Krug Wasser und schenkte ihr ein. Vorsichtig hielt er das Glas an ihren Mund. „Du bist sicher durstig, oder, Padmé?“
 

Er wirkte unsicher auf sie, aber sie fühlte sich ähnlich. Dankbar nickte sie, nahm das Glas und trank. Sie versuchte in der Zeit, im Kopf irgendeine gute Frage zu formulieren, aber als sie das Glas schließlich absetzte, kam nur ein: „Wo ist Palpatine?„ aus ihrem Munde. Sie fürchtete die Antwort, aber sie mußte es wissen.
 

„In einem Leichenkühlschrank,“ erwiderte ihr Gatte.
 

Padmé starrte ihn ungläubig an. Das hieß ja, daß der Imperator tot war! Sie brauchte trotz ihres angeschlagenen Zustands nicht lange, um zu begreifen, woran er gestorben war. Oder passender: Durch wen.
 

„Du, Anakin?“ murmelte sie und heiße Freude stieg in ihr auf. Sie hatte sich nicht geirrt!
 

„Ja, ich, Anakin,“ bestätigte er.
 

Die merkwürdige Betonung wurde Padmé nur langsam verständlich. Ein leichtes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Ist das wahr?“ wisperte sie fassungslos. Als er nickte, setzte sie sich schwungvoll auf und warf ihre Arme um seinen Hals. Einerseits bereute sie es zwar sofort, da nun neuer Schmerz durch ihren Körper schoß, aber auf der anderen Seite hielt sie zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren ihren Geliebten in den Armen.
 

Aber er erwiderte ihre Umarmung nicht und als Padmé aufsah, bemerkte sie, daß er den Kopf hängen ließ. „Anakin?“
 

„Padmé, ich...Was bedeutet das?“
 

„Was bedeutet was?“ hakte sie verwirrt nach.
 

„Die...Umarmung,“ erklärte er schließlich. „Warum umarmst du mich?“
 

„Weil ich deine Frau bin und dich liebe!“ erklärte Padmé leidenschaftlich. Was war nur los mit ihm?
 

„Meine...Frau?“ Anakin schüttelte den Kopf. „Bist du das noch? Ich meine...Du mußt mir nichts vorspielen. Sei ehrlich zu mir und erzähl mir von deinem Mann und euren gemeinsamen sieben Kindern.“ Seine Körperhaltung sprach von Resignation.
 

Padmé blickte ihn nun verwundert an und begann zu verstehen. Beinahe hätte sie laut losgelacht, aber Anakin würde momentan den Humor sicher nicht sehen. So lächelte sie nur. „Ich bin ehrlich mit dir. Ich liebe nur dich, habe niemals jemand anderen geliebt. Ich habe nie die Hoffnung aufgegeben, daß du...wieder zu dir findest.“
 

Langsam und vorsichtig schlangen seine Arme sich um ihren Körper. „Glaubst du mir wirklich? Ich hätte dich auch anlügen können. Mit dieser Maske kannst du nicht mal in meinem Gesicht oder meinen Augen lesen.“
 

„Warum solltest du darüber lügen, daß du den Kerl unschädlich gemacht hast, der unsere Tochter aus politischem Kalkül geheiratet hat? Obwohl ich dich auch fragen könnte, warum du es zugelassen hast.“ Ein leiser Vorwurf war in Padmés Stimme zu bemerken. „Ich vertraue dir aber dennoch, Anakin, deshalb bin ich hier.“
 

„Hätte er sie angerührt, hätte ich ihn schon in der „Hochzeitsnacht“ getötet,“ erwiderte Anakin. „Außerdem war es auch Leias Wunsch, zumindest hat sie zugestimmt. Glaub mir, es hat mir auch nicht gefallen, deshalb habe ich die ganze Nacht vor ihrer Tür Wache gehalten.“
 

„Das beruhigt mich,“ antwortete Padmé erleichtert. Wenigstens darum mußte sie sich nicht mehr sorgen. „Wo ist Leia jetzt?“
 

„Auf Palpatines Landsitz Krenahar, zusammen mit ihrem Leibwächter, Luke,“ erwiderte Anakin. Vorsichtig legte er Padmé wieder hin. „Du mußt dich noch etwas ausruhen.“
 

„Ah. Leibwächter? Wegen dem Anschlag?“ Padmé streckte sich aus und nickte. „Du hast recht.“ Was bitte machte Luke da? Das würde sie noch ergründen müssen.
 

„Ja, aber es war nicht der einzige Versuch, sie zu töten. Ich fürchte, jetzt könnte sich jemand im Zugzwang fühlen, Leia erst recht zu eliminieren oder ihr Palpatines Tod in die Schuhe zu schieben. Beides würde das Imperium destabilisieren. In diesen sowieso schon unsicheren Zeiten wäre das fatal.“ Anakin seufzte.
 

„Nun, das stimmt wohl. Ein größerer Konflikt wäre schlecht, vor allem da die meisten Mißstände Palpatines Schuld sind und jetzt eine gute Chance bestünde, sie abzuschaffen. Aber ich bin sicher, Luke ist ein adäquater Schutz für Leia, oder?“ lenkte Padmé das Thema erstmal auf ihren Sohn. Politische Schachzüge konnten sie später noch diskutieren.
 

„Ich denke schon. Er ist ein netter Junge und er mag Leia sehr gern. Außerdem weiß Leia sich zur Wehr zu setzen.“ Anakin zupfte ihre Bettdecke glatt.
 

„Das bezweifle ich nicht.“ Wie es aussah, wußte Anakin nicht, daß Luke sein Sohn war. Immerhin, überlegte Padmé, machte Lukes Benehmen nach seiner Befreiung Sinn. Er hatte in Leia eine Freundin gefunden und es war ihm bestimmt schwer gefallen, sich von ihr zu trennen. Er kannte sonst keine machtsensitiven Jugendlichen und es mußte schön gewesen sein, sich mit jemand darüber unterhalten zu können, der nicht sein Meister war. Sie verstand trotzdem nicht, warum Luke einfach nach Coruscant geflogen war. Das mußte sie ihn wohl persönlich fragen, wenn sie Gelegenheit dazu hatte. „Bleiben sie noch lange auf Krenahar?“
 

„Ich möchte, daß sie bis zu Palpatines Beerdigung dort bleiben. Leia ist dort sicherer. Es gibt auf Krenahar sonst nur Droiden, keine lebenden Diener, so kann unser Attentäter hoffentlich keine weiteren Handlanger einschmuggeln, wie er es offensichtlich im Palast getan hat. Oder es wird ihm zumindest sehr erschwert,“ erwiderte Anakin und schilderte Padmé dann in Kürze, was der Attentäter inzwischen versucht hatte.
 

„Wer auch immer das tut, ist ein Mistkerl!“ regte Padmé sich danach auf. Vergiftete Pralinen und Laser im Kleiderschrank! Wer kam nur auf solche Ideen?
 

„Ja, dazu noch ein Verbrecher und mit ziemlicher Sicherheit jemand sehr mächtiges,“ stimmte Anakin grimmig zu.
 

„Wer könnte es sein? Hast du keinen Verdacht?“ erkundigte sich Padmé und verschränkte zornig die Arme vor der Brust, was der Gips an ihrer linken Hand etwas erschwerte.
 

„Ich verdächtige eine ganze Menge Leute, Padmé. So ziemlich jeden, der Imperator werden möchte oder mich haßt.“
 

„Die Liste ist sicher nicht kurz.“
 

„Schön wär’s, das würde die Geschichte wesentlich vereinfachen,“ stimmte Anakin ihr zu.
 

„Gibt es denn keine Spur? Augenzeugen, Fingerabdrücke oder ähnliches?“
 

„Nichts verwertbares. Wer auch immer dahinter steckt, er oder sie ist ein gewiefter Fuchs und wird sich nicht so einfach aus dem Bau locken lassen. Die einzige wirkliche Information, die wir haben, ist, daß unser Drahtzieher sich gut im Imperialen Palast auskennen muß.“
 

„Aber das tun viele und genug sind bestechlich,“ beendete Padmé seine Schlußfolgerung.
 

„Genau so ist es.“ Anakin nickte.
 

Padmé sah ihn an. Selbst nach so vielen Jahren war es ihnen noch möglich, die Gedanken des anderen zu erkennen und auszusprechen. Sie hatte nicht gedacht, daß es so einfach sein würde! Auf einmal erschien es ihr als wären sie nie getrennt gewesen. Vielleicht waren sie das auch nicht, zumindest nicht geistig. Sie lächelte ihren Gatten an.
 

„Wie fühlst du dich?“ Anakins Stimme klang vorsichtig und sanft.
 

Padmé hatte diese Frage freilich erwartet. Ehrlich gesagt hatte sie sich schon gewundert, daß er dieses Thema bis jetzt noch nicht angesprochen hatte. Wahrscheinlich hatte er erst sehen wollen, ob sie darüber sprechen konnte. „Mir tut alles weh,“ antwortete sie schließlich. „Die Erinnerungen...sind noch sehr frisch.“
 

„Du solltest vielleicht einen Therapeuten aufsuchen.“ Anakins Hand hatte sich auf die ihre gelegt.
 

„Ja, das wäre...angebracht,“ stimmte sie zu. Sie bezweifelte, daß sie das alleine durchstehen konnte. Sie schloß kurz die Augen und sie sah wieder das rote flackernde Licht und das glänzende Metall eines Messers. Sie holte tief Luft und öffnete wieder ihre Augen.
 

Sie hatte während ihrer politischen Ausbildung gelernt, daß man sich unangenehmen Wahrheiten schnell stellen mußte oder sie überrollten einen. Daß sie einen Therapeuten brauchen würde, war auch eine unangenehme Wahrheit, aber da mußte sie jetzt durch. Tat sie es nicht, würden ihre Erinnerungen sie für den Rest ihres Leben quälen und das wollte sie nicht. Eine mögliche Zukunft mit ihrer Familie war plötzlich wieder in greifbare Nähe gerückt. Sie würde sich diese Zukunft nicht erneut von Palpatine zerstören lassen.
 

Schließlich brach Padmé das lange Schweigen. „Kannst du mir einen guten Therapeuten besorgen?“
 

„Du bist so zielgerichtet wie eh und je,“ stellte Anakin fest. „Ich werde mich darum kümmern und du solltest noch etwas schlafen. Dr. Raspurry, mein Leibarzt, wird bald genug nach dir sehen.“
 

„Nein, ich bin nur realistisch. Ich...muß mir das alles von der Seele reden.“ Padmé rieb sich über die Augen, aber es nützte nichts. Sie fing an zu weinen. Weiches Leder streichelte über ihre Wangen und sie sah dankbar zu Anakin. „Weißt du, was das schlimmste war? Nicht der körperliche Schmerz, sondern was er mir erzählte. Von den Dingen, die du getan hast und...Andeutungen über Leia und sich selbst.“ Sie schluchzte leise. „Aber du hast ja gesagt, es wäre nichts zwischen den beiden passiert.“
 

„So ist es,“ versicherte Anakin ihr. „Aber...der Rest...Wahrscheinlich ist alles wahr, was er dir über mich erzählt hat. Vielleicht übertrieben, aber im Grunde wahr.“
 

„Ja...Aber es hat unsagbar weh getan, damit konfrontiert zu werden. Ich wollte nie lange darüber nachdenken. Jetzt muß ich es.“ Padmé blickte auf die weiße Decke. Ja, sie hatte sich nie damit auseinandergesetzt, was Anakin oder Vader getan hatte. Sie hatte davon gehört, aber sie hatte nicht zugelassen, daß sie es wirklich begriff. Sie hatte Anakin nicht in diesem Licht sehen wollen. Jetzt mußte sie es.

„Ich werde viel über das Geschehene nachdenken müssen.“
 

„Ich auch,“ erwiderte Anakin. „Ich auch.“
 

„Dann haben wir ja schon etwas, das wir zusammen tun können.“
 

***

Luke saß an dem hellen, polierten Holztisch und frühstückte. Dabei beobachtete er Leia, die ihm gegenüber saß, auf einem Stück Brötchen herumkaute und etwas in ihr Datapad eintippte. Er seufzte leise. „Leia, von gestern Mittag bis Mitternacht hast du schon ohne Unterbrechung gearbeitet. Gönn dir wenigstens beim Frühstück eine Pause.“
 

„Entschuldige, Luke. Ich möchte das einfach bald abgearbeitet haben.“ Leia schluckte den Bissen hinunter. „Ich muß nach der Beerdigung eine erste Rede und Pressekonferenz für das...mein Volk halten und da sollte ich wenigstens einen Überblick über die gängigsten Probleme und momentanen Senatsdispute haben.“ Sie ergriff ihre Teetasse und musterte Luke.
 

„Ich verstehe ja, aber beim Essen solltest du Pause machen und dich erholen und dich nicht wegen irgendwelcher Streitigkeiten der Senatoren von Barmar und Hundskaff aufregen,“ erwiderte Luke.
 

„Hurnlaff, Luke,“ korrigierte seine Geliebte ihn. Dann legte sie das Datapad beiseite. „Du hast recht. Sie können noch eine Stunde warten.“
 

Luke nickte erleichtert und aß seinen Toast weiter. Er mußte zugeben, daß er sich an die scheinbar unbegrenzten Nahrungsmöglichkeiten gewöhnt hatte. Weder hier noch im Palast war ihm je ein Wunsch abgeschlagen worden. Er schielte an sich herunter. Er bekam definitiv nicht genug Training und es zeigte sich langsam.
 

„Was ist los? Du kuckst so komisch?“ unterbrach Leia seine Gedanken.
 

Ertappt blickte er auf. „Ich glaube, ich habe zugenommen,“ gestand er.
 

Sie kicherte. „Das kann ich mir nur schwer vorstellen. Du bist doch sehr fit und hast kräftige Muskeln,“ meinte sie mit einem breiten Grinsen und zwinkerte.
 

„Diese Muskeln werde ich in einem Kampf aber nicht brauchen,“ erwiderte Luke trocken.
 

„Na schön, dann trainieren wir nach dem Frühstück. Dann kann ich auch wieder besser arbeiten.“
 

Ein wenig später standen die zwei Jugendlichen vor der Haustür. Luke wollte sie gerade öffnen als Leia ihn zurückhielt. „Was denn?“
 

„Ich will nur erstmal raussehen.“ Leia öffnete ein verstecktes Panel an der Wand. Zum Vorschein kam ein kleiner Monitor, darunter eine Reihe Knöpfe und Schalter.
 

„Meinst du wirklich, der Attentäter versucht es am helllichten Tag?“ erkundigte Luke sich leicht verwirrt.
 

„Nein, aber die Reporter.“ Das Mädchen drückte ein paar der Knöpfe und eine Ansicht des Geländes um den Zaun herum erschien auf dem Monitor. „Und da sind sie auch schon,“ seufzte Leia.
 

Luke konnte in der Tat Reporter sehen und es waren nicht gerade wenige. Kameradroiden schwirrten durch die Luft. „Das ist nicht gut.“
 

„Absolut. Sie werden uns sehen können, wenn wir rausgehen. Die Droiden haben eine enorme Reichweite. Dann wird man sich wundern, was die Witwe des Imperators am Tag nach seinem Tode treibt.“ Besagte Witwe seufzte.
 

„Mit anderen Worten, wir können das Training knicken, weil sonst die Boulevard-Presse darüber schreibt, was für ein kaltherziges Miststück du bist,“ schlußfolgerte Luke. „Und ich dachte immer, die Presse wäre unwichtig.“
 

„Danke für diese Einschätzung,“ antwortete Leia spöttisch. „Natürlich ist die Presse nicht unwichtig. Palpatine hat die politische Presse immer eingeschränkt, aber die Boulevard-Presse hat er zu seinen Gunsten genutzt.“
 

„Ja, während er Aufstände blutig niederschlagen ließ und die Rechte der Bürger mit Füßen trat, haben diese Speichellecker in der ganzen Galaxis verbreitet, wie toll und glanzvoll das Imperium doch ist. Aber Glanz hat einen entscheidenden Nachteil: Er blendet.“ Luke blickte nachdenklich auf den Bildschirm. So eingemummelt wie einige Journalisten waren, mußten sie bereits vor Tagesanbruch Stellung bezogen haben.
 

„Stimmt. Nur will ich der Galaxis nicht erzählen, wie furchtbar Palpatine war. Noch nicht zumindest.“ Leia drehte sich zu Luke um und schlang ihre Arme um seinen Hals. „Vorerst sollte diese Wahrheit besser unausgesprochen bleiben.“
 

„Verstehe ich. Die meisten wissen das sowieso schon.“ Er erwiderte ihre Umarmung und legte sein Kinn sanft auf ihren Scheitel. „Du klingst, als hättest du sehr viel über unser gestriges Gespräch nachgedacht.“
 

„So ist es.“
 

„Und?“
 

„Ich werde mich mit Senatoren treffen, ihre Meinungen einholen und dann sehen, was man tun kann, um diverse Gesetze zu verbessern,“ erwiderte Leia und drückte ihn. „Das wird Zeit brauchen.“
 

„Ja, aber du gibst den Wesen dieser Galaxis wieder etwas Hoffnung. Das kann schon helfen.“ Luke küßte sie leicht auf die Stirn.
 

„Vielleicht,“ wich Leia aus. „Ich bin jedenfalls nicht Palpatine.“
 

„Das weiß ich. Allein das wird den Leuten schon helfen.“
 

„Sei dir da mal nicht so sicher! Meine Unterschrift steht nicht auf wenigen Todesurteilen.“ Leia sah finster drein.
 

Luke drückte sie leicht ein Stück von sich weg und sah ihr in die Augen. „Wie wäre es mit einer Amnestie für politische und anderweitig zu Unrecht verurteilte Häftlinge? Die Todesstrafe könnte man dann auch gleich abschaffen.“
 

Leia lachte hell auf. „Verflixt, Luke! Woher weißt du nur soviel über Politik? Man könnte meinen, du wärest der Sohn eines Senators.“
 

Luke schüttelte den Kopf. „Meine Mutter ist einfach politisch sehr interessiert. Schon immer gewesen. Es ist schwer, sich ihren langen, leidenschaftlichen Vorträgen über den Senat zu entziehen. Ich bin praktisch damit aufgewachsen.“
 

Was Leia gesagt hatte, löste in dem Jungen auch Fragen aus, deren Antworten er nicht kannte. Ja, was hatte seine Mutter eigentlich vor seiner Geburt getan? Er wußte es nicht. Früher hatte ihn das nicht gestört, doch nun sah das anders aus. Eigentlich wußte er nur, daß sie mal auf Coruscant gewesen sein mußte. Das hatte sie erzählt als er sie danach gefragt hatte, wo sie sich in seinen Vater verliebt hatte. Ansonsten wußte er nichts. Wie hießen ihre Eltern? Hatte sie noch Geschwister oder andere Verwandte? Wo hatte sie geheiratet? Welchen Beruf hatte sie ausgeübt bevor sie Feuchtfarmerin geworden war? Was war zwischen ihr und Meister Kenobi vorgefallen, daß die zwei sich praktisch nur stritten? Und was war mit seinem Vater? Weshalb keine einheitliche Aussage? War er nun tot, wie Obi-Wan behauptete, oder nur verschollen, wie es ihm seine Mutter immer erzählte?
 

„Luke?“
 

Der Angesprochene schreckte aus seinen Überlegungen. „Ja, Leia?“
 

„Alles in Ordnung? Du kuckst so komisch,“ erwiderte das Mädchen etwas besorgt.
 

„Ich war nur kurz in Gedanken. Sag mal, gibt’s hier nicht noch einen Trainingsraum?“ lenkte Luke ihr Gespräch in neue Bahnen.
 

„Klar. Komm mit.“ Leia ergriff seine Hand und führte ihn.
 

***

Obi-Wan stand, mit locker hängenden Armen, in dem weißen Gang.
 

Der junge Sturmtruppler ihm gegenüber lehnte dösend neben der Tür zum Lager. Er hatte es nicht mal für nötig befunden, sich seine weiße Rüstung anzuziehen, sodaß jeder den Dreitagebart und die zig Mal geflickte Tunika sehen konnte. Sein Blastergewehr lag zu seinen Füßen und deutete zur Wand.
 

Das hier war schon fast zu einfach, dachte der ältere Jedi. Nicht, daß er sich beschwert hätte. Langsam, mit gleichgültigem Gesicht, ging er weiter auf den Soldaten zu. Nur eine Sache des Timings, hatte Mace Windu gemeint. Das stimmte.
 

Ein Auge hatte Obi-Wan immer auf die Überwachungskamera in der Ecke gerichtet, auch wenn es nach außen hin aussah, als wäre er von der typischen Langeweile in diesem Gefängnis befallen. Kurz vor dem Lager bog er nach rechts ab in den Gang, der zum Speisesaal führte.
 

Jetzt drehte sich die Kamera in die andere Richtung. Genau wie Mace es beschrieben hatte. Schnell preßte der Jedi sich mit dem Rücken an die Wand und rutschte zurück Richtung Lager. Ganz vorsichtig. Ja, jetzt war er schon unter der Kamera, hier konnte sie ihn nicht sehen.
 

Innerlich zählte Obi-Wan bis zwanzig, dann schwenkte die Kamera erneut in Gangrichtung um. Sehr gut. Ihm blieben vierzig Sekunden. Blitzschnell schob er sich zur Tür, zog dem Soldaten den Ausweis aus der Hosentasche und drückte die ID-Karte ins Schloß. Schnell griff er die Hand des Sturmtrupplers und preßte sie auf das aufleuchtende Fingerabdruckfeld. Die Tür öffnete sich mit einem leisen Zischen. Obi-Wan ließ dann die Wache mit einem schnellen Winken seiner Hand sacht zu Boden gleiten bevor der Mann umfallen konnte.
 

Obi-Wan schlüpfte ins Lager und schloß die Tür hinter sich. Gut, daß er zum rausgehen nicht noch mal Fingerabdrücke scannen mußte. Er sah sich um. Überall graue Durastahlspinde. Er mußte sich beeilen. Der Nachmittagskaffee dauerte nur noch zwanzig Minuten, dann würden sich die Gänge wieder mit Häftlingen und Gefängniswärtern füllen. Solange sie sich aber im Speisesaal am Kuchenbuffet gütlich taten, war es hier draußen wie ausgestorben.
 

Obi-Wan schloß kurz die Augen und atmete tief durch. Erstaunlich wie sehr ihn seine Aufgabe mitnahm, dabei hätte diese sogar ein Padawan durchführen können. Jetzt konnte er Mace verstehen, warum er sich die leichtere Aufgabe genommen hatte. Sie beide hatten abgebaut. Mace hatte es dabei schlimmer getroffen. Nicht nur weil er älter war, sondern weil er die letzten fünfzehn Jahre hier verbracht hatte, wo es ihm unmöglich gewesen war, richtig zu trainieren.
 

Obi-Wans Augen öffneten sich und er steuerte gezielt auf einen der Spinde zu. Mit der Karte war es ein leichtes, ihn zu öffnen. Der Jedi entnahm seine Roben, sein Comlink und sein Lichtschwert, dann schloß er den Spind wieder sorgfältig ab. Jetzt brauchte er nur noch Mace’ Habseligkeiten.
 

***
 

Es war wirklich erstaunlich einfach. Keiner hielt Obi-Wan auf als er auf den Landeplatz hinaus trat. Warum, konnte er bald sehen. Zwei Sturmtruppler lagen schlafend neben der Hangartür, ihre Waffen waren verschwunden. Daneben der Lieferant und sein Helfer, ebenfalls in seligem Schlummer gefangen.
 

Mace hatte also seinen Teil erfüllt. Schnell lief Obi-Wan zu dem kleinen Liefer-Raumschiff, welches das Gefängnis mit Lebensmitteln, Kleidung und anderen notwendigen Dingen versorgte.
 

Mace erwartete ihn an der Laderampe. „Ihr habt alles, sehr gut,“ sagte er mit kurzem Blick auf die zwei Bündel, die der jüngere Jedi unter den Armen trug.
 

Obi-Wan nickte. Dann fügte er hinzu: „Wir sollten los. Das Kaffeekränzchen wird bald beendet sein.“
 

Die beiden Jedi stiegen ein und schon wenig später hob sich das kleine, etwas schwerfällige Raumschiff in die Lüfte und strebte dem All entgegen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  ohnein
2010-04-27T09:37:22+00:00 27.04.2010 11:37
Schade das die Geschichte nicht zu ende erzählt wird. Waren schöne Kapitel dabei, nur die letzten beiden wirkten etwas Lustlos geschrieben.

In der Hoffnung das es noch weiter geht, ohnein.
Von:  Glasschmetterling
2007-06-24T21:00:07+00:00 24.06.2007 23:00
So... da ich diese Story ja auch heute - soweit sies eben schon gibt - durchgelesen hab, muss ich ja fast was dazu sagen... ^^

Dein Schreibstil ist recht ansprechend, auch wenn hin und wieder Formulierungen durchblitzen, die erkennen lassen, dass das auch noch besser gehen könnte :)
Allerdings ist deine Story für meinen Geschmack zu kurz. Action folgt auf Action, man hat keine Zeit zu verschnaufen und du hast keine Zeit, all das zu beschreiben, was passiert, man sieht nur die Handlungen und nicht das drumherum, das den eigentlichen Flair einer guten Geschichte ausmacht.

Außerdem hab ich mich logikmäßig immer wieder wundern müssen, zum Beispiel bei dem Gefängnisplaneten... bei politischen Gefangenen isses klar, dass die Leute ein wenig nachlässig werden, weil sie ja nicht besonders gefährlich sind - aber bei Jedi?
Wenn ich das Imperium wäre, würd ich jeden Jedi, den ich erwischen kann, in eine Einzelzelle auf einem Schiff schicken, und einen Haufen Ysalamiri mitnehmen. Vader will ja fast, dass Obi-Wan entkommt, aber bei Windu versteh ich nicht, warum der da noch herumsitzt, wo er doch schon längst hätte weg sein können.
Außerdem find ichs unrealistisch, dass es in einem Gefängnis Kaffee und Kuchen gibt... selbst wenn es ein Gefängnis für politische Gefangene ist (falls du dich n bisschen mit dem EU auskennst, die wurden da meist nach Kessel geschickt) - so wie du es darstellst, kommt es mir mehr wie ein Feriencamp vor als alles andere...

Was mich auch noch verwundert ist das Verhalten von Sith!Leia und Vader - so wie du es darstellst können sie beide nicht besonders böse sein, und besonderes bei Leia, die, wie du ja schreibst, fast ihr ganzes Leben von Vader zur Sith ausgebildet wurde, hätte ich mir eigentlich etwas anderes gedacht... die dunkle Seite müsste viel tiefer in ihr verwurzelt sein, als du schreibst, so wirkt es eher so, als hätte sie einen kurzen Trip dorthin gemacht und wäre gleich wieder zurück... nur nach allem, was ich bis jetzt im Star-Wars-Universum gelesen und gehört hab, funktioniert das nicht so einfach.
Da gefällt mir die Wandlung Darth Vaders zum Guten schon eher, ich meine, wenn seine Frau gefoltert wird isses doch klar, dass er endlich kapiert, dass der Imperator wirklich böse ist - wobei sich auch hier die Frage stellt, ob auch die konträre Reaktion realistisch wäre, nämlich, dass er noch tiefer in die Dunkelheit rutscht, weil er Palpatine daraufhin im Zorn tötet.

Ich hoffe du nimmst mir meine Kritik nicht krumm, aber ich denke, dass dein Schreibstil wirklich Potential hat, wenn du nur auf deine Logik achtest und darauf, deine Charaktere realistisch darzustellen. Ich hoffe, ich kann dir mit meinem Kommentar helfen, du kannst mich auch gerne anschreiben, wenn ich dir noch etwas dazu erläutern kann :)

Darky
Von: abgemeldet
2007-05-18T08:44:08+00:00 18.05.2007 10:44
Hey!!!

Ich muss sagen das Kepitel ist genau wie die anderen Kapitel davor seh sehr gut geworden *____*

Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel^^

LG
Eliana1990


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