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Four Seasons - Vier Jahreszeiten

von

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Ein Jahr ist nicht genug 03

„Man, ist das dunkel hier. Wusste gar nicht, dass Parks so unheimlich sein können...“

„Jetzt erzähl mir nicht, du hast Angst im Dunkeln.“

Spider-Man schwang sich mit Deadpool im Schlepptau durch den durch nur wenige Laternen beleuchteten Teil des Central Parks.

Zugegeben... es WAR finster und still und leer. Trotzdem kein Grund, die Memme raushängen zu lassen. Vor allem nicht Deadpool.

„Im Dunkeln an sich nicht. Dazu hab ich schon zu oft den Strom abgestellt bekommen, weil ich die Rechnungen nicht bezahlt hab, als dass ich es mir da leisten könnte, mich im Dunkeln zu fürchten.“

Ein letzter Schwung und Spider-Man landete auf einer freieren Fläche, die von hohen Bäumen umgeben war.

Da stand ein Stück weiter ein Gebäude, in dem die Leute von der Stadt, die für die Sauberkeit des Parks zuständig waren, Garten- und Arbeitsgeräte verstauen konnten, außerdem ein größerer Lagerschuppen für Fahrzeuge. Und...

„Was ist das da für ein Ding? Ich krieg 'ne verdammt miese Gänsehaut, wenn ich das anschaue...“

Deadpool ging ein paar Schritte zu einer großen Maschine, daie neben ein paar Bäumen aufgebaut war.

„Ich nehm an, das ist, um abgeschnittene Äste oder so zu häckseln“, vermutete Spider-Man, nachdem er ihm folgte. Es war wirklich zu dunkel, um es genau zu erkennen.

„Na los, sieh dich um. Irgendwo hier muss es einen Zugang oder so was geben. Oder ein Anzeichen dafür, wo der Typ steckt, oder von wo er auftaucht.“ Er gab Deadpool einen Schubs. „Beweg dich.“

Noch immer sah Deadpool auf die große Maschine und die Öffnung, in die Äste und Pflanzenreste kamen.

„Ich mag das Wort nicht.“

Irritiert sah Spider-Man ihn an. „Welches? Bewegung?“

„Nein... Häckseln...“, meinte Deadpool nur und ging an ihm vorbei.

Spider-Man ließ den Blick über das Gelände schweifen.

Wenig Beleuchtung. Hier und da etwas Schnee auf dem Boden. Die Schuppen schienen versperrt.

Aber die Stelle stimmte.

Ein Stück weiter war ein Kiosk. Den kannte er. Da gab es echt gute Hot Dogs und Sandwiches.

„Ich glaube, der kommt nicht“, vermutete Deadpool. „Der hat gerochen, dass da was faul ist.“

Er legt Spider-Man die Hand auf die Schulter. „Hey, ist eh schon weit über Schlafenszeit, Sandmännchen hast du auch verpasst – beziehungsweise das hab ich schon für dich gespielt - … Lass uns einfach...“

Noch bevor Spider-Man Deadpools Hand wegschlagen konnte, meldete sich sein Spinnensinn und dann erklang ein böses Lachen direkt über ihnen.

So schnell konnte er gar nicht schauen, da sprang ihm Deadpool mit einem Satz auf die Arme.

„Deadpool! Runter!“ Spider-Man ließ ihn fallen, Deadpool sprang auf und beide sahen sich suchend um, wobei Deadpool sich Rücken an Rücken mit ihm hinstellte.

„Hab ich dir eigentlich jemals von meinem Traum-Szenario erzählt? Das hier erinnert mich ein bisschen daran...“

Langsam sahen sie in alle Richtungen, während irgendwo im Dunkeln ein Rauschen erklang.

„Ich will gar nicht wissen, was du träumst. Davon krieg ICH dann sicher wieder Alpträume...“, antwortete Spider-Man Deadpool nur.

Der Gefahrensinn erklang auf höchster Stufe. Gerade war echt keine Zeit für so was.

„Du, ich, eine einsame Hütte im Wald... Two Guys, one Cab... Hast du den Film 'Cabin in the Woods' gesehen? Oh! Oder 'Cabin Fever'? 'Evil Dead'? Alles ohne den Splatter und Gore-Teil an der Sache versteht sich natürlich! Und NICHT die Remakes! Ein Zelt tut es übrigens auch. 'Blair Witch Project'? Nein? Was kennt ihr Kids heutzutage eigentlich überhaupt noch?“

In genau diesem Moment zuckte Spider-Man heftig zusammen, gab Deadpool einen Schubs und sprang selbst zur entgegengesetzten Seite aus dem Weg, als mit irrsinniger Geschwindigkeit ein kleiner Gleiter auf sie herunter stieß und fast den Boden umpflügte, auf dem sie eben noch gestanden hatten, ehe der, der auf dem Gleiter fest verankert stand, ihn wieder nach oben riss und böse lachend wieder an Höhe gewann.

„Versager allesamt! Alles muss man selber machen! Aber jetzt werdet ihr sehen, wie das richtig geht, wenn man jemanden loswerden will!“

Schnell rollte Spider-Man sich ab, brachte sich mit ein paar Sprüngen unter den nächsten Bäumen in Sicherheit, denn schon flogen ein paar kleinere, rundliche Gegenstände hinter ihm her, die auf dem Boden sofort detonierten und kleine Krater in die Erde rissen.

„Hey! Hab ich nicht gerade gesagt, Traum-Szenario OHNE den Horror-Anteil?!“

Aus Deadpools Richtung kamen Schüsse, er zielte einfach hinter den Gleitergeräuschen her in den dunklen Nachthimmel.

Die wenige Beleuchtung reichte nicht wirklich aus, um etwas zu erkennen und der Gleiter bewegte sich zu schnell, als dass man ihm gut mit dem bloßen Auge hätte folgen können.

Seine Schüsse wurden prompt mit weiteren Bombenwürfen beantwortet und Deadpool erst mal von einer Detonation ein Stück weggeschleudert. Keuchend kam er wieder auf die Beine, während Spider-Man noch versuchte, seine Position unter dem Schutz eines Baumes nicht sofort zu verraten.

„Spidey-Kumpel, klär mich mal auf!“, rief Deadpool ihm zu und lud die Waffe nach, ehe er wieder nach oben feuerte. „Welcher 'Man' ist das jetzt?“

„Kein MAN!“ Spider-Man schwang sich aus seiner Deckung, riss mit einem Spinnfaden zwei große Äste hoch, die auf ihre Zerkleinerung warteten und schleuderte sie nach oben, um den Gleiter zu treffen, der jedoch haarscharf dazwischen durchflog. „Das ist der Green Goblin!“

Ein schneller Sprung zur Seite, abstoßen vom Boden, eine schnelle Drehung, um einer neuen Bombe auszuweichen und mit dem gleichen Schwung ein harter Tritt gegen den Gleiter, der den Goblin zum Taumeln brachte.

„Das ist doch aber auch ein Man...“, murmelte Deadpool. „Nor... 'man'? Aber das darf ich wahrscheinlich nicht spoilern...“

Er sprintete selbst los, ließ sich auf die Knie und halb nach hinten fallen und entging so nur knapp dem Geköpft werden durch den Gleiter, der gerade so ein paar Millimeter an ihm vorbeischrammte. Dabei verschoss er ein ganzes Magazin auf die Unterseite des Gleiters, fügte dem aber – so wie es aussah – nicht wirklich Schaden zu. Mit einer Drehung warf er sich herum und schoss auch das Magazin der zweiten Waffe leer, wobei er dieses mal versuchte, den Goblin direkt vom Gleiter zu holen, verfehlte ihn aber wegen dessen Geschwindigkeit.

„Was ist der so verflucht schnell?!“, schimpfte er und lud nach, während Spider-Man dem Goblin entgegen sprang und nach zwei gut platzierten Schlägen trotzdem von einem Konter vom Goblin zurück auf den Boden geschmettert wurde.

„Keine Gefangenen mehr! Dieses Risiko gehe ich nicht ein!“, schrie er Spider-Man entgegen und warf eine ganze handvoll seiner, wie Kürbisse geformten Bomben hinter ihm her.

Spider-Man riss die Arme hoch, hörte Deadpool laut „Auf mich!“ rufen und schoss instinktiv zwei Spinnfäden auf Deadpool, der die sofort packte und ihn daran zur gleichen Zeit an sich riss, wie Spider-Man versuchte, sich außer Gefahr zu ziehen. So schrammte Spider-Man zwar unangenehm über den Boden, dafür zerrissen die Bomben nur Erde und Steine und Gras... und nicht ihn.

Ein letzter Ruck von Deadpool und Spider-Man kam neben ihm auf die Füße.

„Wenn ich dich jetzt abklopfe, schlägst du mich, hab ich recht?“

„Deadpool!“, setzte Spider-Man zu einer Schimpftirade an, da warnte ihn schon sein Spinnensinn und er sprang hoch, wurde aber schon vom Goblin gepackt, der auf sie zuraste und mit Schwung gegen die Wand des größeren Schuppens geschleudert, die er durchbrach und wo er dann zu Boden ging.

„Hey! Niemand wirft meinen Freund außer mir!“

Deadpool setzte dem Gleiter nach, der durch das Loch in der Wand brach und es dabei noch weiter aufriss.

„Keine Spielchen mehr, Spider-Man. Du wirst als letzte Lektion in deinem Leben lernen, dass ich IMMER sofort Ernst mache!“

Noch etwas benommen kam Spider-Man auf die Beine und wich einer weiteren Bombe gerade so aus, wurde dafür aber von Trümmern der herumstehenden Geräte und Maschinen getroffen.

„W-was? Und das, wo ich euch Clowns in den schlechten Kostümen nie wirklich ernst nehmen kann!“

Er zog sich an einem Spinnfaden nach oben, holte dabei Schwung und wollte den Goblin vom Gleiter holen. Doch der drehte in letzter Sekunde ab und zerfetzte dabei den Spinnfaden, packte das Ende und warf Spider-Man durch den großen Schuppen und direkt gegen ein Räumfahrzeug, dessen Kühlerhaube vom Aufprall eingedrückt wurde und dessen Frontscheibe dabei splitterte. Spider-Man stöhnte vor Schmerz kurz auf, sein Spinnensinn schlug erneut Alarm, aber er kam nicht mehr schnell genug weg, da rollte schon die nächste Bombe unter das Fahrzeug auf dem er lag. Die Explosion riss es hoch und auseinander und warf ihn gleich nochmal ein paar Meter weiter und gegen eine Wand, vor der er dann liegen blieb.

Langsam kam der Gleiter näher und der Goblin lehnte sich nach unten. „Genug dumme Sprüche. Ich bringe dich jetzt ein für alle mal zum Schweigen.“ Er streckte die Hand nach Spider-Man aus, der versuchte, sich mit einem weiteren Stöhnen zur Seite zu drehen.

Doch da wickelte sich plötzlich das Seil von Deadpools Enterhakenpistole um das Handgelenk des Goblins und riss seine Hand zurück.

„Nix da, Schweigen! Die Story lebt davon, dass wir uns gegenseitig blöd anreden! Spidey lebt davon! Schonmal einen seiner Comics gelesen? Der hat sogar schlechtere Wortwitze als ich. Er ist sozusagen der König des schlechten Wortwitzes. Und der Fettnäpfchen... aber das ist eine andere Geschichte.“

Mit einem wütenden Knurren startete der Goblin nach oben so weit es ging und riss Deadpool dabei mit sich. Der griff mit der freien Hand nach einem seiner Schwerter und stieß es in das Dach eines weiteren Fahrzeuges, um sich so festzuhalten. Und den Gleiter damit auch.

„Mir reicht's jetzt aber auch! Statt 'ner romantischen Kutschfahrt im Schnee bei Nacht, krieg ich 'nen Freiflug mit 'nem Gleiter, dessen Fahrer Crypt Keepers hässlicher Bruder ist. Nein... Danke!“

Ein kräftiger Ruck an der Enterhakenpistole und der Goblin wurde in seine Richtung gezogen, Deadpool winkelte die Beine an, stieß sich vom Auto ab, ließ dabei das Schwert los, holte aus und schlug dem Goblin mit geballter Faust mitten ins Gesicht. Damit krachte der samt Gleiter auf den Boden, löste aber dort nur schnell die Beinbefestigung, so dass der Gleiter von selbst wieder aufsteigen konnte.

Er selbst sprang auf, holte ebenfalls aus und traf Deadpool mit einem Schlag gegen die Brust, dann trat er ihm die Beine weg und kickte ihn mit einem weiteren Tritt in den Magen ein Stück von sich weg.

„Du ruinierst meine Geschäfte! Du zerstörst meine Labore! Du stiehlst mein Geld! Du bist immer im Weg!“ Jeden Satz begleitete ein neuer Schlag und Tritt.

Dann griff sich der Goblin eine Metallharke und brach den Stiel einfach durch. „Bleib genau da, wo du bist! Um dich kümmere ich mich später!“

Noch bevor Deadpool wusste, wie ihm geschah, hob der Goblin die Harke an und trieb den abgebrochenen Stiel durch Deadpools Brust und spießte ihn so auf dem Boden auf.

Kurz bäumte Deadpool sich mit einem Schmerzschrei dabei auf.

„Alter! Nngh! Ich bin... doch kein... argh... Vampir! Hab ich geglitzert?!“ Er versuchte erfolglos, die Harke fest genug zu greifen, um sie herauszuziehen. Und sich nach oben ziehen, ging wegen dem Harkenkopf nicht.

In aller Ruhe stieg der Goblin zurück auf seinen Gleiter und sah abschätzig auf Deadpool herunter.

„Du bist nur eins: Du bist das nervtötendste Subjekt , dass diese Welt je gesehen hat.“

Schon wandte er sich ab und wollte auf Spider-Man los, der noch immer auf dem Boden lag.

„Diese? NUR... diese? H-hey... warte! Mittendrin aufhören ist nicht die feine Art! Ich hasse es, wenn man mich... ngh... so hängen lässt... Wobei ich eigentlich technisch gesehen nicht hänge... sondern liege...“

Völlig genervt drehte der Goblin sich wieder zu Deadpool um.

„Halt endlich den Mund.“

Er zog eine weitere Bombe und aktivierte sie.

„O-okay, aber noch zwei letzte Worte hab ich für dich...“

Aus zusammengekniffenen Augen sah der Goblin ihn an, dann warf er die Bombe ohne weiteres Zögen auf Deadpool.

Und der riss gleichzeitig in einer flüssigen Bewegung eine Handgranate von seinem Gürtel, hakte den Daumen in den Ring des Stifts, so dass er ihn zog, während er die Granate warf.

„BOOM BABY!“

Beide Wurfgeschosse trafen direkt aufeinander und dann gab es eine gewaltige Explosion, die den halben Schuppen zerlegte, den Goblin vom Gleiter warf und sowohl den Goblin, als auch Deadpool und sogar noch Spider-Man wegschleuderte.
 

Ganz benommen hob Spider-Man den Kopf. Alles dröhnte. Was war da gerade passiert?

Eine seiner Linsen war gesplittert, rund um ihn herum brennende Teile und Trümmer, seine Ohren klingelten noch von dem Knall. Zudem tat ihm alles weh von den harten Aufprallen. Trotzdem versuchte er, auf die Beine zu kommen. Wo war der Goblin?

In seinem Kopf schlug der Alarm an und er fuhr herum, nur um von einem kräftigen Schlag sofort wieder niedergestreckt zu werden.

„Nicht so schnell! Ich bin... nicht fertig... mit dir.“

Der Goblin hielt sich zwar die Seite, schien ebenfalls verletzt zu sein, doch noch lange nicht am Ende.

Spider-Man hob die Hand, um auf ihn zu schießen und ihn zu fesseln. Aber da trat der Goblin einfach auf sein Handgelenk und drückte es auf den Boden. Spider-Man schrie auf, als der Druck so hoch wurde, dass sein Netzwerfer brach und fast noch sein Handgelenk dabei.

Schnell griff er mit der freien Hand nach dem Fuß des Goblins und wollte ihn von sich wegschieben. Der holte aber nur aus und schlug ihm erneut mit der Faust gegen den Kopf. Holte noch einmal aus und verpasste ihm einen weiteren Schlag, der Spider-Man Blut schmecken und Sterne sehen ließ.

„Das hier... bringe ich jetzt zu Ende. Von jemandem wie dir, lasse ich mich nicht demütigen. Auch nicht mit Sidekick. Niemand besiegt MICH!“

Der Goblin packte Spider-Man am Kragen und schleifte seinen halb bewusstlosen Gegner hinter sich her zu der großen Maschine, die nach wie vor unberührt dastand und auf die nächsten Objekte zum zerkleinern wartete.

Ganz neben sich nahm Spider-Man wahr, wie plötzlich ein lautes Röhren, Quietschen und Knirschen einsetzte, als der Goblin die Maschine anschaltete. Dann wurde er am Kragen hochgehoben, so dass seine Füße den Boden nicht mehr berührten. Er tastete mit seiner noch weitgehend heilen, zitternden Hand nach der Hand und dem Arm des Goblins, versuchte benommen, sich zu befreien und gegen ihn zu schlagen, kam aber nicht los. Aus halboffenen Augen sah er auf das böse und zufrieden grinsende Gesicht des Goblins herunter und schluckte schwer.

Keine Kraft. Einfach keine Kraft mehr. Zu viele Treffer.

Er wollte zu einem Tritt ausholen, aber der Goblin schlug gleich ein paarmal die anderen Faust hart in seinen Bauch und gegen seine Brust, so dass er sich fast übergeben hätte. Seine Sicht verschwamm. Und dann hob der Goblin ihn noch höher.

„Das war's... Spider-Man.“

Spider-Man spürte, wie der Goblin den Arm kurz senkte. Aber nur, um Schwung zu holen und ihn dann direkt auf die Öffnung des Häckslers zu zu schleudern.

Spider-Man streckte automatisch die Arme aus. Festhalten! Irgendwo festhalten! Irgendetwas greifen!

Ein Spinnfaden würde nicht schnell genug sein, ihn wegzureißen!

Und dann traf er auf...

… einen anderen Körper, der ihm einen harten Schubs gab und ihn aus dem Weg stieß.

Was auch immer gerade passierte, Spider-Man handelte instinktiv, er spürte, was zu tun war.

Er drehte sich noch in der Luft, schoss mit dem funktionierenden Netzwerfer einen Spinnfaden ab und auf Deadpool, der ihn im letzten Moment weggestoßen hatte und dafür nun selbst in der Öffnung der Maschine verschwand.

Dann riss er mit aller Kraft am Spinnseil, schlug, sobald er auf dem Boden aufprallte, beide Füße fest in die kalte Erde und stemmte sich mit aller Gewalt gegen den Zug der Maschine.

„HALT DICH FEST! ICH HAB DICH!“, schrie er gegen den Lärm der Maschine und das grauenhaft malmende Geräusch an. Nicht loslassen! Bloß nicht loslassen! Dann blieb nichts von Wade übrig!

„Aaaargh! Komm schon!“

Mit einem lauten Schrei und einem letzten festen Ruck riss er Deadpool aus der Maschine, fiel dabei nach hinten um, Deadpool dabei halb auf ihn und beide rutschten so noch ein paar Meter weit, ehe sie reglos liegen blieben.

Keuchend und kaum noch bei Bewusstsein, seine Arme fast taub, die Augen geschlossen, war Spider-Mans einziger Gedanke: Der Goblin. So haben wir keine Chance!

Aber er konnte nicht mehr. Er kam von alleine nicht mehr hoch.

Nur mit allergrößter Mühe öffnete er die Augen einen Spalt breit und sah mit verschwommenem Blick, wie der Goblin langsam näher kam. Zitternd hob er die Hand mit dem verbliebenen Netzwerfer. Nicht mal richtig zielen konnte er mehr.
 

Doch da schlugen urplötzlich Laser direkt vor dem Goblin in den Boden ein.

Sofort wich er zurück, sah nach oben, dann rief er irgendetwas in Spider-Mans Richtung, das aber vom Lärm eines nahenden Jets und Fahrzeugen übertönt wurde. Der Goblin trat nun endgültig die Flucht an und wurde prompt verfolgt von... Auf Spider-Mans Lippen stahl sich ein kleines Lächeln.

Yes! Iron Man! Das waren die Avengers! Oder... zumindest ein Teil davon. Sie waren sicher.

Fast schon erleichtert tätschelte Spider-Man blind Deadpools Schulter und Kopf, während er weiter den Kopf zur Seite gedreht hatte und dabei zusah, wie der Goblin verfolgt und bekämpft wurde.

„Hey... hey, Deadpool. Komm schon. Wir haben irgendwie... gewonnen. Die Verstärkung ist da... Runter von mir.“

Langsam wandte er den Kopf. Deadpool rührte sich nicht. Sagte nichts.

Erneut stieß Spider-Man ihn an.

„Deadpool. Wade... komm schon... Was...“

Er stützte sich auf einen Ellbogen hoch und sah auf Deadpool herunter, wollte ihn mit der anderen Hand von sich schieben und... erstarrte.

Alles Blut wich ihm aus dem Gesicht und er fing unkontrolliert an zu zittern.

„Oh Gott... oh mein Gott...“ Mehr brachte er nicht raus.

Denn Wade... Da war... Das war... dieser Anblick war ein einziger Alptraum.

Denn Deadpool... Er lag zwar immer noch halb auf ihm, aber halb... konnte man in diesem Fall wortwörtlich nehmen.

Eins der Beine war komplett fort, das zweite bis zur Mitte des Oberschenkels, fast seine ganze linke Seite fehlte oder besser gesagt, war bis zur Brust aufgerissen, der Arm war einfach... weg. Und alles, einfach ALLES war voller Blut. Der Boden, der Schnee, eine Spur aus Blut bis zu der Maschine und er selbst... sein Anzug...

Erst jetzt spürte Spider-Man die warme Flüssigkeit überall und wie sie durch seinen Anzug drang.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte er schockiert auf Deadpool, oder auf das, was von ihm übrig war, dann schob er den leblosen Körper doch endlich von sich herunter und robbte rückwärts und beinahe hyperventilierend von ihm weg.

„Oh Gott... oh Gott...“ Immer wieder wiederholte er das völlig entsetzt.

Ja, er wusste, Wade heilte. Er wusste, Wade konnte nicht sterben. Er wusste das. Und dennoch...

Er hatte ihn noch nie wirklich sterben sehen. Und vor allem nicht SO!

Kein Atmen, keine Regung, kein... gar nichts!

„Hey, Kleiner, alles okay?“

Spider-Man zuckte mit einem erschrockenen Schrei zusammen, als Iron Man neben ihm auftauchte.

„Wow, alles cool. Geht's dir gut? Du siehst ziemlich fertig aus.“

Sprachlos starrte Spider-Man Iron Man an. ER sah fertig aus?! Was war mit Wade?!

Der schien ihn nicht mal zu interessieren.

„Los, hoch mit dir, Junge. Fehlt dir was, oder bist du so weit heil geblieben?“ Iron Man hielt ihn die Hand entgegen, die Spider-Man ebenfalls nur anstarren konnte.

„Hey, bist du noch da, Kleiner? Rede mit mir.“

„D-Deadpool...“, war alles, was Spider-Man ausstieß.

„Ja, ich seh die Schweinerei, die er wieder angerichtet hat. Keine Sorge, wird gleich weggeräumt. Lass dich von ihm nicht immer in so 'nen Mist mit reinziehen. Ist nicht gesund, vertrau mir. Also, bist du verletzt?“

Langsam schüttelte Spider-Man den Kopf. Ja, er war verletzte. Aber nicht so schwer, dass er einen Sanitätsdienst brauchte. Zumindest fühlte sein Körper sich so an, als würde er maximal einen Haufen echt fieser, blauer und generell sehr bunter Flecken bekommen.

Noch immer blieb er einfach auf dem Boden sitzen, er hatte den Blick nun wieder auf Deadpools Körper gerichtet.

Schon tauchte ein Team von – Spider-Man nahm an, es waren S.H.I.E.L.D. - Agenten auf, die den Kampfplatz sicherten, jetzt wo der Goblin vertrieben war. Sie suchten nach dem Gleiter und verbliebenen Bomben und Spider-Man sah dabei zu, wie Deadpools Körper fast achtlos in einen schwarzen Plastiksack geworfen wurde.

„W-wo... wo bringen die ihn denn hin?! Die können doch nicht... Er ist doch...“, stammelte Spider-Man, während sich um ihn dann doch gleich mehrere Leute kümmern wollten.

„Ach, der heilt wieder. Ist 'ne echte Plage der Typ“, tat einer der Agenten das nur ab und prüfte die Risse und Schnitte an Spider-Mans Anzug.

Unglaublich wie kaltherzig und gleichgültig die mit Deadpool umgingen und sich über ihn äußerten. Mochte ja sein, dass er heilte, aber deshalb konnte man doch trotzdem nicht so vollkommen rücksichtslos sein und ihn wie Müll behandeln!

Fast böse riss Spider-Man seinen Arm weg und kämpfte sich auf die Füße. „Nicht! Mir geht’s gut. Dank IHM!“, fuhr er die Agenten an und zeigte auf den Leichensack, den gerade zwei Agenten in den Kofferraum eines der Einsatzfahrzeuge, die nach und nach den Kampfplatz erreichten, warfen.

„Was tut ihr da?! Das könnt ihr doch nicht machen! Vor allem, wenn ihr wisst, dass er heilt!“

Wütend wandte er sich an Iron Man, der ihn fast überrascht ansah.

„Das ist ein Mensch! Immer noch ein Mensch und nicht einfach...“

„Okay, langsam, Kleiner. Beruhig dich. Er kennt das Prozedere. Er kommt ins Leichenschauhaus und marschiert von da aus in aller Ruhe nach Hause, sobald er aufwacht. Wie jedes Mal. Reg dich also ab. Das ist für ihn Standard. So und jetzt sieh du auch zu, dass du nach Hause kommst! Dein Kampf ist gelaufen. Das nächste mal holst du dir Hilfe. Vorher! Und zwar ECHTE Hilfe. Keine Freaks, oder Psychopathen. Nicht gut fürs Image, glaub mir.“ Kurz klopfte Iron Man ihm auf die Schulter, was Spider-Man leicht zusammenzucken ließ. „Wasch dein Kostümchen und dich. Hast gut gekämpft. Ah ja und danke für den Doc. Heute hast du dir ein Fleißsternchen fürs Hausaufgabenheft verdient.“ Damit ließ Iron Man ihn einfach stehen.

Er selbst sah immer noch fassungslos dem Wagen nach, der Deadpools Überreste wegbrachte. Dann schüttelte er kurz den Kopf. Keine Frage, er würde morgen sofort nach Wade sehen! Und ihm persönlich danken!

Doch jetzt...

Er testete den verbliebenen Netzwerfer. Keine gute Idee. Mit nur einem wäre es eine echte Tortour, sich nach Hause zu schwingen. Von den Schmerzen durch die Verletzungen, die er nicht zugeben wollte, mal ganz abgesehen.

„Kann mich... vielleicht einer mitnehmen?“, wollte er zögerlich wissen und ließ sich, so unangenehm ihm das auch war, bis zu seinem Viertel bringen. Natürlich nicht bis vor die Haustüre. Den Weg schaffte er allein. Mussten die ja nicht wissen, wo er wohnte. Obwohl S.H.I.E.L.D. das sicher eh tat.
 

So leise er konnte, kletterte er zurück in sein Zimmer. Auch heute war es eiskalt, dank des offenen Fensters. Aber er zitterte beim ausziehen nicht deshalb. Sein Anzug war voll von Wades Blut. Und dieses Bild... würde er wohl sein ganzes Leben lang nicht mehr vergessen.

In dem Moment, in dem es sich ihm mit aller Macht wieder aufdrängte, wurde ihm ganz schlecht und er stolperte mehr ins Bad, als dass er ging, wo er sich sofort übergeben musste. Keuchend sank er auf den Fließen zu Boden.

Egal, wie nervtötend. Egal, wie aufdringlich. Egal, wie psycho.

Wade war ein Mensch. Trotz allem noch. Und er hatte es nicht verdient, dass sie ihn wie Dreck behandelten, wenn er starb.

Leise verschloss Peter die Tür zum Bad und wusch sich, dann weichte er den Anzug im Waschbecken ein.

Da klopfte es eh schon an der Tür und seine Tante fragte besorgt: „Ist alles okay bei dir, Peter?“

„Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe, Tante May“, gab er zur Antwort. „Mir war schlecht. Ich glaub, der Punsch auf dem Markt war nicht gut.“

„Peter Benjamin Parker! Hast du etwa Alkohol getrunken?!“, hörte er sie durch die Tür tadelnd sagen.

Das brachte ihn tatsächlich leicht zum schmunzeln. Er liebte es, dass sie immer gleich besorgt war und sogar, dass sie ihn schimpfte, wenn er etwas angestellt hatte. Sie tat alles für ihn und er wusste das. Und sie war das Wichtigste, das er auf der Welt hatte.

„Nein, Tante May, kein Alkohol. Mir ist einfach schlecht. Ich geh gleich wieder ins Bett.“

„Ich warte hier. Dann hauchst du mich mal an, mein Freund.“

Seufzend wusch Peter sich erneut das Gesicht ab, schlüpfte in Schlafshorts und Shirt, die zum Glück immer im Bad parat lagen und öffnete die Tür einen Spalt weit.

„Tante May, ehrlich, ich hab nichts getrunken. Ich hab nur...“

Sie griff vor und umfasste sein Gesicht. „Großer Gott, Peter! Wie hast du DAS denn geschafft?!“

Verlegen senkte Peter den Blick. Was sollte er auch sagen? Man sah ihm nur allzu deutlich an, dass er verprügelt worden war.

„Bist du nochmal heimlich raus?! Ich hab dir schon hunderttausend mal gesagt, dass du das lassen sollst! Egal, mit welchen 'coolen' Leuten du da abhängst, das ist nichts für dich! Die sind nicht gut für dich! Sieh dich nur an! Bloß, weil du dazugehören willst, musst du dir so was nicht gefallen lassen. Bitte versprich mir, dass du dich mit denen nicht mehr triffst.“ Sie zog ihn an sich und in eine Umarmung.

Auch Peter umarmte sie kurz fest, verbiss sich dabei einen Schmerzlaut und nickte.

„Mit dem, der mir heute... ein paar mitgegeben hat... treff ich mich sicher nicht mehr so schnell. Das versprech ich dir. Aber ich hab mich gewehrt!“

May seufzte nur. „Das ist mir egal. Du sollst dich nicht wild in der Gegend rumprügeln. Was glaubst du, hätte Ben dazu gesagt?“ Erneut seufzte sie und strich ihm durchs Haar. „Mach dich fertig und leg dich hin. Und dann schlaf. Ich mach dir Pancakes zum Frühstück, okay?“

Lächelnd nickte Peter. „Danke, Tante May.“

„Gut, dann gute Nacht. Und geh bitte wirklich schlafen.“ Mit einem letzten besorgten Blick ließ sie ihn alleine.
 

Peter fuhr sich mit einem tiefen Seufzer durchs Haar. Dieses Versteckspiel war echt hart. Trotzdem durfte sie es nicht wissen. Niemals.

Leise schloss er erneut die Tür, wusch den Anzug, so gut es ging und wrang ihn aus. Da musste er wieder einiges flicken. Und die eine Linse ersetzen.

Einen Moment lang musterte er sich im Spiegel. Er sah wirklich furchtbar aus. Mal wieder ein Veilchen, das sich da bildete und Schrammen und Prellungen. An einer Stelle wurde seine Lippe dick. Toll.

„Aber du hast noch alle Arme und Beine“, murmelte er schuldbewusst, ging seinen Anzug verstecken und legte sich ins Bett.

Doch trotz völliger Erschöpfung wollte der Schlaf erst nicht kommen.

Leichenschauhaus.

Sofort wurde Peter wieder ganz anders zumute. Wenn er sich vorstellte, wie Wade nach so einem Zwischenfall dann in einem dunklen Plastiksack wieder zu sich kam...

Das war eine ganz grauenhafte Vorstellung.

Still starrte Peter in die Dunkelheit und an seine Zimmerdecke. Wenn er die Augen schloss, sah er Wades zerfetzten Körper vor sich. Kurz musste er schwer schlucken. Dass er sich auch davon erholte, wollte Peter noch immer nicht ganz in den Kopf.

„Jetzt hör endlich auf damit, Pete...“, schalt er sich selbst. „Morgen gehst du zu ihm und lässt dich blöd anreden, dann ist alles wieder gut.“

Mit einem unzufriedenen Laut drehte er sich auf die Seite.

Morgen war alles wieder gut.

Ganz fertig schloss er nun doch die Augen.

Morgen... war alles wieder gut.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Witch23
2018-05-09T18:19:35+00:00 09.05.2018 20:19
Ein echt übles Kapitel was den Inhalt angeht.

Und mal schön wie du auf diesen Punkt eingehst, das Wade wie Müll behandelt wird.

Bin gespannt wie es weitergeht ^^

Antwort von:  Kurama_Kitsune
09.05.2018 20:38
Ich hatte selbst sehr viel Mitleid mit Wade. ;_; Und ich wollte das unbedingt mal hervorheben, dass alle das immer so abtun, wenn ihm was passiert, dem armen Kerl. ^^;


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