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P.S. Ich denk' an dich

Takuya X Izumi
von

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Ein Brief aus Hongkong

Es war ein warmer Februartag - wärmer als Takuya es erwartet hätte. Noch immer war er sich nicht sicher, was er von den kommenden Monaten erwarten sollte. Er hatte noch immer keine Ahnung, was er eigentlich tun wollte und viel Zeit hatte er nicht mehr.

Die ersten Kirschbäume in den Parks hatten bereits zu blühen begonnen. Ungewöhnlich früh dieses Jahr, doch der Winter war milder gewesen als sonst.

Auch wenn er es gerne gewesen wäre, war Takuya jedoch in keinem der Parks. Stattdessen saß er bei offenem Fenster an seinem Schreibtisch und versuchte sich den Inhalt des Buches vor sich in den Kopf zu prügeln, wohl wissend, dass dieser Versuch vergeblich war. Er konnte sich nicht mehr wirklich konzentrieren.

Zu gerne wäre er draußen gewesen, hätte mit ein paar Freunden ein wenig Fußball gespielt oder einfach nur im Park gesessen, doch auch wenn er nicht glaubte, dass er die Aufnahmeprüfung einer privaten Universität schaffen würde, wollte er seinen Vater nicht enttäuschen, indem er es nicht probierte.

Dabei wusste er nicht mal wirklich, was er studieren sollte.

Mit einem Seufzen legte er das Buch bei Seite und trank einen Schluck Cola aus einer Flasche auf dem Schreibtisch. Dann öffnete er die Schublade des Schreibtisches und holte einen ordentlich gefalteten Brief heraus. Der Brief war an ihn adressiert und mit einem Stempel des Postamtes in Hongkong versehen.

Er kam sich albern vor, als er den Brief - nicht das erste Mal an diesem Tag herausholte - und glatt strich. Es war ihm peinlich, doch er sah Trost darin, dass ihn niemand so sehen würde. Immerhin war er allein in seinem Zimmer und Shinya, der keine Aufnahmeprüfungen hatte, um die er sich sorgen musste, war wahrscheinlich mit seinen Freunden draußen.

Der Brief war in schwungvollen Zeichen geschrieben, wenngleich es auf den ersten Blick ersichtlich war, dass einige Kanji nicht korrekt gewählt waren und in einigen Fällen auch die Strichführung nicht stimmte. Doch dies war kaum verwunderlich, wenn man bedachte, dass die Verfasserin des Briefes zwar japanischer Abstammung war, jedoch weder in Japan aufgewachsen war, noch in den letzten drei Jahren hier gelebt hatte.

Lieber Takuya, begann der Brief, der in einem kleinen Paket gelegen hatte.
 

Lieber Takuya,

Ich dachte, ich sollte dir einmal wieder schreiben. Wir hatten schon lange keinen Kontakt mehr, oder? Es tut mir leid, dass ich mich so lange nicht melden konnte, aber ich hatte einiges zu tun, seit wir nach Hongkong gezogen sind. Es ist gut, dass ich hier eine englische Schule besuchen kann. Ich möchte nicht auch noch Kantonesisch lernen. Haha...
 

Ein verlegener Smiley war hinter diesen Absatz gezeichnet.
 

Ich werde auch noch Briefe an Kouji, Kouichi und die anderen Schreiben. Aber ich dachte, als erstes Schreibe ich an dich. Entschuldige, wenn das seltsam klingt.

Wie geht es dir? Du hast bald die Prüfung für die Universität, oder? Eine ganz schön aufregende Zeit!

Nun, ja... Was ich eigentlich sagen wollte... Ich werde zum Studieren nach Japan zurückkommen. Mein Vater wird wahrscheinlich noch häufiger umziehen und nachdem ich im Mai 18 werde (ich bin immer noch drei Monate älter als du!), habe ich mich entschlossen, dass ich mein Studium in Japan machen werde. Immerhin kann ich nicht während des Studiums permanent von einem Land in ein anderes Ziehen, richtig?

Also ja, davon hatte ich dir berichten sollen. Auch wenn es noch nicht ganz fest steht, wohin ich kommen werde. Es kann sein, dass ich in Osaka studieren werde, aber wir können uns bestimmt treffen, oder? Immerhin besser, als das andere Ende der Welt.

Ich werde euch Bescheid sagen, wenn ich weiß, wo es mich hinverschlägt.
 

Dieser Absatz war mit einem Herzchen verziert worden.
 

Es ist komisch bald schon wieder umzuziehen (ich werde wahrscheinlich Ende März nach Japan kommen). Aber es ist besser, als in einem halben Jahr nach Tasmanien und dann vielleicht nach Afrika zu ziehen. Wer weiß das schon, bei der Firma meines Vaters.
 

Hier klebte ein kleiner Sticker, der einen Animehaft gezeichneten Charakter mit wütendem Gesichtsauszug zeigte.
 

Nun, warum ich dir als erstes Schreibe ist, dass wir Februar haben und ja... Es ist Valentinstag, weiß du? Hier in Hongkong gibt es einige Aufruhe darum. Ziemlich viel Krimskrams in den Kaufhäusern, aber nicht ganz so schlimm wie in Tokyo. Haha. Jedenfalls dachte ich, ich schicke dir ein wenig Schokolade, die ich mit ein paar Freundinnen gemacht habe, und hoffe, dass sie unbeschadet ankommt und nicht am Zoll einkassiert wird.

Das mache ich natürlich nur, da ich fest davon ausgehe, dass ich von dir am White Day Schokolade als Gegenleistung bekomme! (Ja, es ist in Ordnung, wenn du damit wartest, bis ich da bin. Dann ist die Schokolade zumindest frisch!)
 

Die Schrift wirkte an dieser Stelle unsicher, als hätte sie länger überlegt, was sie schreiben sollte. Takuya wusste nicht ganz, was er dazu denken sollte. Valentinsschokolade? Er hatte noch nie Valentinsschokolade bekommen. Das mochte auch daran liegen, dass er meistens wenig mit Mädchen zu tun hatte und wahrsheinlich nicht cool genug war, als dass einfach irgendein jügeres Mädchen ihn fragen würde, ob sie mit ihm ausgehen durfte.

Was wusste er schon über Mädchen?

Aber Izumi hatte ihm Schokolade geschickt. Izumi, die er seit drei Jahren nicht mehr gesehen hatte.

Doch nach diesem Absatz ging es mit einem ganz anderen Thema weiter.
 

Ich schicke dir übrigens noch einen Schlüsselanhänger, den ich in einem Laden hier in Hongkong gefunden habe. Erkennst du unseren alten Freund.
 

Der Schlüsselanhänger lag ebenfalls auf Takuyas Schreibtisch und stellte ein seltsames, hasenartiges Wesen mit senfgelber Haut und einer roten Hose dar.
 

Es ist Neemon!

Ich war ganz schön überrascht, als ich den Anhänger gefunde habe. Ich wusste gar nicht, dass Neemon ein echtes Digimon ist, wenn du weißt, was ich meine.

Kaum zu glauben, dass unser Abenteuer sieben, fast acht Jahre her ist.

Was meinst du: Wenn ich im April in Tokyo bin, könnten wir zu Shibuya gehen, oder? Mit den anderen zusammen. Vielleicht sehen wir Bokumon und Neemon irgendwann wieder. Glaubst du das? Na ja, wahrscheinlich nicht.

Wenn ich an das Abenteuer denke, dann fühlt es sich so unwirklich an. Aber wir waren dort, oder? In der digitalen Welt. Wir haben das Abenteuer erlebt, oder? Manchmal fühlt es sich wirklich an, als wäre es ein Traum gewesen. Doch dann wiederum: Wären wir nicht dort gewesen, hätte ich weder dich, noch Kouji, Kouichi, Tomoki und Junpei kennen gelernt, richtig? Manchmal wünschte ich nur ich könnte mit jemanden darüber reden...
 

Takuya glaubte das verstehen zu können. Immerhin war Izumi weit von ihnen weg ohne Möglichkeit regelmäßig mit ihnen zu reden. Natürlich hatte auch er mit der Zeit weniger über seine Abenteuer geredet. Er hatte aufgehört, als Shinya ihm nicht mehr geglaubt hatte. Das war schon vier Jahre her. Aber zumindest wenn er sich mit Kouji oder Tomoki traf redete er mit ihnen manchmal noch darüber.
 

Ich würde zu gerne wissen, wie es in der digitalen Welt heute aussieht. Glaubst du Patamon, Plotmon und Lopmon sind mittlerweile wieder Engel? Glaubst du, sie haben die Welt seit damals beschützt?

Auf der anderen Seite... Es müssen mittlerweile Jahre vergangen sein. Jahrhunderte sogar. Selbst wenn sie noch leben: Glaubst du, sie erinnern sich noch an uns?

Ich möchte wirklich noch einmal dorthin zurück... Aber das ist nicht möglich, oder?

Hast du dein Handy von damals noch?
 

Natürlich hatte Takuya sein Handy noch, selbst wenn der Akku mittlerweile so kaputt war, dass es kaum noch nutzbar war. Er benutzte es auch nicht mehr als Handy. Aber zumindest hatte er es aufbewahrt, auch wenn er keine weitere Nachricht von Ophanimon erhalten hatte und das Handy sich auch nicht mehr in ein Digivice verwandelt hatte.

Dennoch lag es bis heute in derselben Schublade, in der er auch den Brief aufbewahrte.
 

Ich habe meins noch, auch wenn der Bildschirm mittlerweile kaputt ist... Aber wenn Ophanimon uns zurückrufen würde, könnte es auch wieder Nachrichten auf unsere neuen Handys schicken, oder?

... Entschuldige, dass ich nur einfach vor mich hin schreibe. Aber ich vermisse dich euch.
 

An dieser Stelle war das Zeichen für „tachi“ noch hinter das „anata“ gequetscht worden. Las er es richtig?
 

Nun. Wir sehen uns nächsten Monat. Ich schreibe euch noch, wenn ich weiß, wann ich ankomme.

Ich freue mich, euch wieder zu sehen!
 

Alles Liebe

Izumi
 

Sie hatte ein Herzchen hinter ihren Namen, den sie in Romanji geschrieben hatte gemalt. Doch damit endete der Brief nicht.
 

P.S. Ich denk' an dich
 

Das war noch hinter ihren Namen geschrieben, wobei sie das P.S. ebenfalls in Romanji aufgeschrieben hatte.

Es war dieser Absatz, der ihm am meisten Kopfzerbrechen bereitete. Warum hatte sie das geschrieben?

Ach, warum hatte sie überhaupt nur ihm geschrieben? Warum hatte sie ihm Schokolade geschickt?

Was hatte sie ihm damals in der Bibliothek sagen wollen?

Und warum hatte er so ein seltsames Gefühl, wenn er darüber nachdachte?

Doch gleichzeitig wusste er, was sie meinte. Auch er hatte in den letzten Wochen - und speziell in den letzten Tagen, seit das Paket angekommen war - an sie gedacht. Er vermisste sie, auch wenn sie manchmal ganz schön anstrengend sein konnte. Dennoch wollte er sie wiedersehen. Er überlegte sogar, sie wirklich auf Schokolade einzuladen - auch wenn er sie sicher nicht selbst machen würde. Aber immerhin. Warum nicht?

Noch ein paar Wochen, dann würde er sie wiedersehen. Und dann...?

Was sollte er ihr sagen?

Seufzend sah er auf das Buch, das noch immer unter dem Brief lag. Wieso hatte sie ihm ausgerechnet jetzt schreiben müssen? Es half ihm sicher nicht, sich zu konzentrieren. Darüber konnte er später nachdenken, sagte er sich. Nach der letzten Prüfung – die er eh nicht schaffen würde.

Seufzend faltete er den Brief wieder zusammen und legte ihn weg, holte dann aber eine der Pralinen, die sie ihm zugeschickt hatte heraus. Sie waren sogar ziemlich gut geworden, verziert mit weißer Schokolade.

Während er die Praline aß, zog er das Buch wieder vor und versuchte sich die abgebildeten Formeln zu merken.

Die Tür zu seinem Zimmer ging auf – natürlich ohne ein vorheriges Klopfen. „Takuya!“ Sein Bruder hing in der Tür und sah ihn an. „Was ist das?“ Mit hochgezogener Augenbraue betrachtete er die Praline.

„Schokolade“, antwortete Takuya nur und schenkte ihm einen genervten Blick.

„Woher hast du die denn?“, fragte sein kleiner Bruder.

Takuya zuckte mit den Schultern. „Geht dich nichts an.“

Doch so leicht ließ Shinya nicht locker. „Etwa von einem Mädchen?“ Seine Stimme klang dabei vollkommen ungläubig.

Also entschloss sich Takuya die Frage zu ignorieren. „Hat es irgendeinen Grund, dass du mich ablenkst, oder willst du mich nur nerven?“

„Okaa-san hat Kuchen mitgebracht und fragt ob du auch welchen willst“, erwiderte Shinya missmutig. Wahrscheinlich hätte er nur zu gern eine Antwort bekommen.

„Klar“, erwiderte Takuya, sah noch einmal mit einem Seufzen sein Buch an und stand dann auf. „Ich komm runter.“

„Solltest du nicht lernen?“, fragte sein Bruder.

„Ich brauch eine Pause“, antwortete Takuya nur.

Er ging den schmalen Flur zur Treppe entlang, als Shinya zu ihm aufschloss.

„Also, von wem ist die Schokolade?“

Daraufhin seufzte Takuya und versetzte ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. „Das bleibt ein Geheimnis.“ Es ging seinen Bruder nichts an. Das letzte, was er gebrauchen konnte, waren altkluge Bemerkungen eines Mittelschülers.

Izumi würde in ein paar Wochen zurück in Japan sein. Immerhin... Er hatte noch ein paar Wochen, um zu entscheiden, wie er ihr antworten sollte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Votani
2017-02-19T19:40:35+00:00 19.02.2017 20:40
Scheinbar versumpfe ich nach all den Jahren doch wieder ein wenig im Digimon-Fandom... Jedenfalls dachte ich mir, dass ich auch gleich in die anderen OS reinschaue. :) Takuya/Izumi fand ich immer ganz niedlich und diese kleine Geschichte ist es auch. Die beiden haben nicht einmal richtige Interaktion, aber das stoert mich nicht. Izumi kam mit ihrem Brief und der geschickten Schokolade sehr gut rueber, ebenso wie Takuya, der ein wenig ueberfordert ist. Der Titel passt wunderbar zum OS und fasst den Brief sowie Takuyas Nachdenklichkeit durch das P.S. gut zusammen. Jetzt freut man sich glatt auf das Wiedersehen. Das schreit eigentlich auch nach einer Fortsetzung, weisst du? :D
Antwort von:  Alaiya
19.02.2017 20:59
Hihi, danke für den Kommentar. :)
Freut mich, dass es dir gefallen hat. Freut mich außerdem, dass du dich mal wieder im Digimon Fandom findest. ;) War ja ein Teil des Plans an der Valentinsaktion.
Und keine Bange, es wird eine Fortsetzung geben. :) Jemand bei der Challenge hat sich da was passendes gewünscht.


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