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Bloody Snow

…Nightmares before Chrismasball (Bonnie✗Kol)
von

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❆ Winterwunderland ❆


 

„Den Regen hört man fallen, den Schnee nicht. Der herbe Schmerz ist noch laut, der gefasste ist still und Lügen zerschmelzen wie Schnee.“
 

Bonnie spürte eine eisige Kälte, die durch ihren Körper stieg. Von ihren Fußspitzen an kletterte sie weiter hinauf zu ihren Hüften. Dann seitwärts ab zu ihren Gelenken, bis in die Fingerspitzen. In ihrem Kopf trommelte es, als ob ein Blas-Orchester direkt neben ihr spielen und fast ihr Trommelfeld zerplatzen würde. Ihre Stirn tat weh, ebenso ihre Schultern und der komplette Rücken. Dass Schwindel über sie kam, bemerkte sie erst einige Minuten später. Ihre Augen versuchten sich qualvoll zu öffnen. Immer wieder blinzelte sie kurz, konnte jedoch kaum etwas erkennen. Was war nur passiert? Die Magierin konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Alles in ihren Körper schrie nach Schmerzen und ihr Geist konnte sich nicht davon befreien. Sie versuchte einen Zauberspruch zu murmeln, doch es gelang ihr nicht die richtigen Worte zu finden, geschweige denn, sich eine Minute lang überhaupt zu konzentrieren.

Dann bemerkte sie, dass etwas Flüssiges an ihren Arm herunter lief, und auch an ihrer Stirn … verunsichert bewegten sich ihre schmalen Finger zu den Schläfen und tasteten diese ab. Wieder blinzelte sie ein paar Mal, erkannte eine Art rot-schwarze Farbe die an ihren Händen klebte. Erschrocken riss ihre Augen doch endlich auf und sie stellte mit Entsetzen fest, dass diese rötlich schimmernde Farbe Blut war. Mit großen Wahrscheinlichkeit ihr Eigenes. Die Hexe schluckte und schaute an sich herab. Nicht nur ihre Stirn schien zu bluten, auch der Rest ihres Körpers war mit Blut beschmiert. Sie trug ein weißes Kleid, das bis zum Boden reichte. Blut hatte sich in die Farbe der Unschuld gemischt, was Bonnie nur noch mehr erzittern ließ. Was hatte man ihr nur angetan? Oder hatte sie jemanden verletzt? Oder war sie nur ein Opfer gewesen, welches zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen war?

Wieso zur Hölle konnte sie sich nicht erinnern? Hatte man einen Vergessens-Zauber über sie gelegt oder war sie hart auf dem Kopf aufgekommen und konnte sich deshalb an kein Detail erinnern? Immer wieder schwammen Bilder vor ihren Augen, doch ergaben sie keinen Zusammenhang.
 

Ihr Gedankengang wurde unterbrochen, als eine Gänsehaut ihren Körper streifte. Erst jetzt bemerkte sie wie eisig es wirklich war. Die Landschaft war bedeckt von weißem Puderzucker und dichte Wolken standen immer noch am Himmel. Der Wind pfiff wild um ihre Nase und die Himmelsfront färbte sich sichtbar von weiß zu grau. Ein Unwetter würde aufkommen, wenn nicht gar ein Schneesturm oder Gewitter. Bonnie hatte ein seltsames Bauchgefühl was die Bestimmung des Wetters anging, und in den meisten Fällen lag sie immer goldrichtig. Eventuell eine ihrer Gaben, die sie noch nicht wirklich kontrollieren konnte, doch gerade gab es Wichtigeres als eine Wettervorhersage. Denn ihr Körper drohte zu erfrieren, früher oder später, wenn sie nichts unternehmen würde. Dieses zwar schicke, aber eher auf das nötigste beschränkte, Kleid, würde sie nicht durch den Winter bringen das war ihr klar. Kurzerhand schloss die Bennett für einen Augenblick ihre Augen, um sich zu konzentrieren. Die Kälte schmerzte schon in ihren Gliedern, sodass sie einige Minuten brauchte bis ihr die passenden Worte einfielen, die ihr etwas Linderung verschaffen konnten.

„Calefior!“, murmelte sie zwischen ihren Zähnen hervor und spürte langsam wie eine leichte Hitze durch ihre Knochen schoss. Dieser Wärmezauber würde nicht ewig halten, besonders nicht wenn sie noch weiter geschwächt werden würde. Wie schlimm ihre Wunden waren, und ob wirklich alles Blut nur von ihr selbst kam, konnte die Hexe in diesem Moment nicht abschätzen. Leicht irritiert blickte sie sich um. Überall dichte Bäume und hohe Berggipfel, nichts was jemals an eine Kleinstadt erinnerte. Wie war sie nur hierhergekommen? Und dann auch noch in diesem Aufzug? Ein Ballkleid war nicht gerade die beste Ausrüstung für einen Wald- und Bergspaziergang.

Abrupt zog sie den Atem ein – Ballkleid! Wieso war ihr das nicht schon eher eingefallen? Sie war auf dem Weihnachtsball gewesen. Mit Elena und all ihren Freunden. Natürlich, wie konnte sie das so plötzlich nur vergessen? Die stimmige Musik, das nette Beisammensein und die schwungvollen Bewegungen beim Tanz, die den ganzen Saal mit Freude und Glück erstrahlt hatten. Nach langer Zeit hatte sie sich wieder vollkommen gefühlt, im Kreise ihrer Liebsten und dieser herrlichen Klänge, die ihre Fantasie stimuliert hatten. Manchmal glaubte sie ihre Fantasie könne ganze Welten erschaffen, so frei fühlte sie sich, wenn sie tanzte. Ein wohliges Kribbeln breitete sich in ihrem Körper aus und unterstütze zusätzlich die Erwärmung ihrer Haut.
 

Doch sobald sie in dieser trostlosen Situation an die wundervollen Dinge dieses Lebens dachte, wurde ihr der Alptraum, in dem sie sich befand, durch einen ihr bekannten Laut wieder bewusst. Es war ein Heulen, ein Jaulen. Definitiv ein Tier – ein Wolf. Bonnie zuckte zusammen und drehte ihren Kopf erneut in alle Richtungen. Doch außer Bäume und Schnee erkannte sie nichts, noch nicht. Ihr Herz pochte immer schneller, denn das Jaulen schien näher zu kommen. Es umkreiste sie quasi – zumindest hatte sie das Gefühl. In ihren Gedanken ratterte es – zehn Zaubersprüche oder Flüche, die sie parat hatte aber alle für jede andere Situation als diese. Völliger Blackout. Normalerweise konnte man sie nicht so leicht aus der Fassung bringen, doch Angst festigte sich immer tiefer in ihrem Herzen. Sie wusste nicht wieso oder weshalb, doch diese innere Panik lähmte sie. Vielleicht geschah dies nicht ohne Grund? Wurde ihr Geist durch eine magische Kreatur vernebelt? Zehntausend weitere Möglichkeiten, die ihren Kopf mit noch mehr Ballast füllten. Doch eine konkrete Lösung war bei weitem nicht in Sicht. Und dann sah sie es.

Fast als hätte dieses Wesen sie schon die ganze Zeit im Stillen beobachtet und offenbarte ihr nun, dass sie geliefert war. Kein hinterhältiger Angriff, keine versteckten Fallen. Da stand er – blutverschmiert. Das Fell völlig zerzaust, Sabber, der aus seiner Schnauze lief und noch mehr Blut, das an seinen Krallen und Tatzen hing. Die Erde, auf dem er stand färbte sich ebenfalls rot, als wäre er der Teufel, der aus der Hölle aufgestiegen war – nur um sie zu holen. Blitzartig erkannte die junge Frau, dass das was sie hier vor sich sah kein normales Tier sein musste. Seine Augen funkelten, auch aus der noch verbleibenden Ferne, seltsam grünlich. Giftgrün. Seine Zähne ragten über sein Maul hinaus, seine Knochen bewegten sich, als ob sie noch wachsen würden.
 

Ein Werwolf – ein vermutlich verdammt mordhungriger Werwolf und kein Eisenhut in der Nähe. Ihre Situation war mehr als beschissen, sozusagen. Wenn man es ganz genau nahm – aussichtlos? Die junge Frau biss sich unsicher auf die Unterlippe, sie musste etwas unternehmen. Ewig würde dieses Tier nicht dort stehen bleiben und sie einfach nur anstarren. Sie wusste es genau, der Wolf wartete nur noch auf den richtigen Augenblick dann würde er loslaufen. Schneller war er auf Dauer allemal – und als eine Kreatur der Urzeit waren seine Sinne und Reflexe noch ausgeübter als die eines normalen Wolfes. Aus dem Augenwinkel erspähte die Brünette die zwei am dichtesten stehenden Bäume von ihr aus. In welcher Geschwindigkeit könnte sie diese wohl erreichen? Wenn ja, würde sie hoch genug klettern können, um sich fürs Erste zu retten? Ob Werwölfe sich wirklich unter Umständen weiterentwickeln konnten wusste die Bennett nicht. Doch in den alten Hexenbüchern hatte sie gelesen, dass es einst Wölfe gegeben hatte, die hoch viel weiter in die Höhe gewachsen waren und dessen Haltung, der der Menschlichen ähnelte. Dass sich ihre Klauen zur armartigen Waffen wandelten und sie dadurch nach Dingen greifen konnten. Nach ihren Beinen, nach ihrem Kleid, um es auf den Boden zu reißen. In ihrer Fantasie malte sie sich die schlimmsten Szenarien aus, wie sich hätte sterben können. Immer wieder und wieder, bis sie sich plötzlich einfach umdrehte, ihr langes Kleid in die rechte Hand nahm und lief. So schnell sie ihre Füße tragen konnten, hastete sie zu einem der Bäume, hinter ihr ertönte das Tapsen und Hecheln, das sie vermutet hatte. ‚Sieh einfach nicht nach hinten!‘, befahl sie sich selbst und ergriff den ersten Ast, den sie zufassen bekam.

Mit pochendem Herzschlag und schwitzigen Händen, erklomm Bonnie den hohen Nadelbaum, zumindest vermutete sie, dass esveiner war. Zunächst schien es ihr zu gelingen immer weiter empor zu steigen, doch die Rinde des Baumes war durch den Schnee nass und rutschig, sie musste vorsichtig sein, wenn sie es schaffen wollte bis nach ganz oben zu gelangen. Unter ihr fletschte das haarige Biest seine Zähne und versuchte ebenso den endlos langen Stamm ein Stück hinauf zu kommen. Immer wieder rutschte es ab, schien aber nicht aufzugeben. Bonnie wusste von der Ausdauer der Werwölfe und dass wenn sie Pech hatte, dieses Vieh warten würde, bis sie wieder herunter kletterte – von selbst. Denn die Kälte, der fehlende Schlaf und der Hunger würde sie überkommen.
 

Je höher sie stieg desto sicherer fühlte sie sich, auch wenn sie nicht an die nahe Zukunft dachte, sondern nur an den Moment der Sicherheit. Die raue Rinde schmeichelte ihrer Haut nicht gerade und sie bekam einige Schürfwunden an Unterarmen und Beinen ab. Auch ihr Kleid zerriss an einigen Stellen. Ab und an blieb sie hängen und fluchte vor sich hin. Es stimmte doch was Männer sagten, Frauen hatten nie das passende zum Anziehen dabei, wenn es wirklich von Nöten war. Ihr Atem wurde heftiger und lauter, da Klettern nicht gerade ein Hobby von ihr war, überkam sie schnell die Anstrengung und sie pausierte kurz. Was jedoch auch mit einer gewissen Anstrengung zusammenhing, da sie sich gut festhalten musste, um nicht abzurutschen. Sie dachte an ihr warmes Zuhause und das Lachen ihrer Freunde, die ihr Herz erwärmten. Wie sehr sehnte sie sich jetzt nach ihnen. In letzter Zeit hatte sie meist genug von der massigen Gesellschaft gehabt und war froh, wenn sie einen ruhigen Abend Zuhause verbrachte – möglichst allein.

Die ganzen Partys und Besäufnisse hatte sie langsam satt, auch wenn sie sich wie eine alte Frau anhörte, aber seit sie ihre Zauberkräfte entfacht hatte, verbrauchte sie ihre Energie anderweitig – nämlich im Jagen von Vampiren, Werwölfen oder zum Errichten von Schutzzaubern von Häusern oder gar ganzen Städten. Manchmal glaubte sie, dass ihre Freunde, egal wie sehr sie sie auch liebte, keinen Schimmer davon hatten wie viel Kraft man in solche Aktionen hineinstecken musste und wie viel Lebensenergie dabei von einem selbst abverlangt wurde.
 

Dann atmete sie noch einmal kräftig durch und wollte den nächsten Ast ergreifen, doch durch die Schneenässe entglitt ihrer Hand der Halt und sie wackelte. Fast einem Herzstillstand gleich kramte Bonnie in ihrem Gedankenpalast nach einem Hexenspruch, aber sie bräuchte schon einen, der sie zum Fliegen brächte. Flugstunden hatten jedoch nicht auf ihrem Übungsplan gestanden. Fataler Fehler wie sie jetzt feststellen musste.

„Verdammt!“, entkam es ihr, als sie nun völlig wegrutschte und in die Tiefe fiel. Sie wusste was sie erwarten würde, ein harter Aufprall, Blut das überall den weißen Grund bedecken würde und eine feuchte Zunge, die an ihrer Haut davon kosten würde. Bis er sie schließlich beißen würde – wenn sie Glück hatte direkt zu Tode.

Einige Aststücke ratschten sich schon beim Fall in ihre Haut, sie schrie vor Schmerz, und dennoch eher vor der Furcht in den Tod zu stürzen. Sie kniff ihre Augen zusammen und versteifte sich – sie musste loslassen. Es war vorbei.

Doch kein stumpfes Geräusch erklang in ihren Ohren, welches den Sturz hätte vollenden müssen. Was sie spürte waren Hände. Hände unter ihrem Rücken, unter ihren Beinen.
 

Immer noch hatte sie die Augen zusammengekniffen, fast als ob sie sich nicht traute sie wieder zu öffnen. Vielleicht war das nur ein böser Traum und sie war bereits im Himmel oder der Hölle. Fühlten sich so die himmlischen Arme eines Engels an? Oder gar eines Dämons? Da sie aber keinen Schmerz verspürt hatte, tippte sie eher auf Ersteres. Mutig blinzelte sie auf und verspürte sogleich einen heißen Atem, der ihr Kinn streifte. Musste ein Engel atmen? Überrascht, und mit einem flauen Gefühl in ihrer Magengegend, öffnete sie ihre Augen ein weiteres Stück. Sie erkannte kalkweiße Haut, blutrote Lippen … braunes Haar. Das Gesicht war ihr nicht unbekannt – es sah sie allerdings nicht wirklich an, sondern stierte nach vorne, vermutlich zu dem Wolf, der durch sein Erscheinen wohl auch perplex gewesen sein musste. Während ein telepathischer Wettstreit zwischen den beiden Protagonisten stattfand, erinnerte sich Bonnie Bennett an jene Szene auf dem Weihnachtsball, als Caroline plötzlich die Luft scharf eingezogen hatte und ihr Blick auf einen jungen blonden Mann fiel, der gerade in den Saal getreten war. Niklaus, den alle nur Klaus nannten, war in einem schicken schwarzen Anzug, in der rechten Hand ein Glas Sekt, ins Licht des Scheinwerfers getreten und nickte der Blondine wohlwollend zu. Caroline hatte sichtlich zusammen gezuckt als sie seinen Gruß nur widerwillig entgegennahm. Obgleich sie behauptete ihn nicht sonderlich zu mögen, verhielt sie sich in seiner Nähe immer merkwürdiger in letzter Zeit. Bonnie hatte sie nicht weiter darauf angesprochen, da sie meist spürte, wenn etwas lieber in Schweigen vergehen sollte. Aber verübeln konnte sie es ihr trotzdem nicht – Niklaus war durchaus ein staatlicher Mann, wenn man von seinem sonstigen Charakter absah. Ganz im Gegenteil zu seinem Bruder Elijah, den seltsamerweise Elena mit verträumten Blick musterte. Bonnie hatte nur eine Augenbraune in die Höhe gezogen und es auf den Alkohol geschoben – die Gilbert hatte noch nie wirklich viel vertragen und warum sollte man nicht in eine Schwärmerei verfallen, es war schließlich fast Heiligabend. Ein besinnliches Fest, ein Fest der Wärme und Gemeinschaft. Dass sich ihre Freundin nach der Trennung von Matt und Stefan endlich einmal nach einem Mann sehnte, der mehr Standfestigkeit in seinem Leben bewies, war nur natürlich. Und wenn einer der Mikaelson Familie standhaft war, dann war es Elijah. Ein Gentleman wie es im Buche stand und stets bemüht seine Familie zusammen zuhalten, egal welche Probleme aufgetreten waren. Zumal diese in der Familie Mikaelson zahlreich zutrafen – von Streitereien außerhalb bis untereinander. Diese Familie war wirklich ein reinstes Desaster.
 

Unversehens trat er plötzlich neben seine Brüder. Der wildeste Mikaelson. Der glückliche Amokläufer. Der listige Fuchs. Er trug wie immer ein Grinsen auf seinen Lippen und ein Glas an seinem Mund, vermutlich schon sein zehntes. Doch das konnte Bonnie nur vermuten. Dass sie ihn musterte war ihm sofort aufgefallen und er warf ihr einen flüchtigen Luftkuss entgegen, welchen sie angewidert ablehnte. Nichtsdestotrotz lachte er einmal wieder und zwinkerte ihr zu. Dieser blöde Bramarbas! Warum ihr gerade dieser alte Begriff einfiel, im Zusammenhang mit Kol, wusste sie selbst nicht so genau. Vielleicht weil er ein Urvampir war und er seelisch ein steinalter Opa sein musste. Hätte er ihre Gedanken gelesen, hätte er es verstanden und das war die Hauptsache. Er war der jüngste Sprössling der Familie und so verhielt er sich auch. Er war hoffärtig, halsstarrig halbschürig und gleisnerisch! Ein richtiger Jockel einfach! Das ihr eine Handvoll fast vergessener Beleidigungen einfach so durch das Gedächtnis purzelten, musste sie jedoch fast zum Lachen bringen, weswegen ihre Freundinnen sie kurzzeitig etwas verwirrt ansahen.

Alldieweil seiner sonstigen Allüren war Kol allerdings auch ausgepicht, geflissentlich und resolut – zumindest das, was sie von ihm bis jetzt mitbekommen hatte. Er war wilder als alle Brüder zusammen, aber auf eine andere Weise als es Klaus sein konnte. Jeder von ihnen war brutal und unberechenbar, selbst ein Elijah, obgleich dieser sich am besten beherrschen konnte. Selbst was seinen Blutdurst anging. Kol war wie ein kleiner verspielter Junge, der sich noch nicht ausgetobt hatte, dagegen Klaus verhasst auf das Leben selbst. Zumindest in manchen Momenten. Allerdings glaubte Bonnie ab und an, dass gerade das solche Männer attraktiv machen konnte. Wie es viele Zeitschriften schon veröffentlichen hatten – Bad Boys wirkten anziehend auf Frauen. Bis vielleicht auf Elena, die eher Stefan als Damon gewählt hatte, somit auch ihr Vorzug für Elijah. Indes selbst auch in den Good Guys etwas Dunkles verborgen schien. Etwas Geheimnisvolles.
 

„Dein Gestank ist widerlich!“, holte sie eine Stimme wieder in die Realität zurück und es dauerte einige Sekunden bis sie begriff, dass Kol nicht sie gemeint hatte, sondern den Wolf vor ihnen. Fast behutsam ließ er sie kurz herunter, lief nach vorne und verpasste der zähnefletschenden Kreatur einen Tritt, sodass diese weit nach hinten geschleudert wurde. Anschließend packte er die Bennett wieder auf seine Arme und lief davon – so schnell, dass sie nichts mehr erkennen konnte. Alles war verschwommen und sie klammerte sich fester in sein Hemd – er trug immer noch sein weißes Hemd und seinem Jackett. Dass er auch auf dem Ball gewesen war, hatte sie also nicht geträumt. Zumindest ein Anfang!

Das Weglaufen konnte als eine Art Flucht interpretiert werden, was Bonnie auch einleuchtete, da seit der Bekanntgabe, dass sich die Werwölfe weiter entwickeln konnten, selbst die Urvampire unsicher waren, ob sie noch immun gegen einen Biss von ihnen waren. Zumal es auch höllisch schmerzen musste, egal ob man ein Original war oder auch nicht.

Es kam der dunkelhäutigen Hexe wie Stunden vor bis er endlich wieder stoppte, immer noch im Eiswald gefangen, dennoch geborgen in einer Art Höhle. Versteinert blieb er stehen und sein Körper verkrampfte sich, sein Atem war schwer und hastig. Bonnie sah ihn irritiert an und fokussierte schließlich sein Gesicht.

Seine Pupillen waren schwarz angelaufen, lauter Äderchen standen um seine Augenglieder ab und seine Lippen waren hart herunter gepresst, als ob sie verhindert wollten, dass seine scharfen Zähne noch deutlicher herausstachen. Ein innerer Konflikt tobte in dem Urvampir und die Hexe begriff erst jetzt wieso.
 

Überall an ihrem Körper klebte Blut. Das weiße Kleid unterstrich die rote Flüssigkeit nur noch mehr, als würde man einem Alkoholiker ein Glas Wein auf einem Präsentierteller bereitstellen. Normalerweise hätte die Bennett sofort den Rückzug angetreten, doch er war definitiv schneller und vor allem durstiger als sie. Ohne wirklich darüber nachzudenken, schlag sie ihre Arme um seinen Hals, drückte ihn fester an sich und schloss ihre Augen.

„Ich weiß, ich muss gerade wahnsinnig appetitlich auf dich wirken, aber ich bitte dich … beruhige dich.“, wisperte sie an sein Ohr so leise und sanft, dass sich eine Gänsehaut auf seinem Körper ausbreitete. Ihre Brust war fest an seine gepresst, sodass sie kaum atmen konnte, doch ihr Herz schlug so wild dagegen, dass sie glaubte zu ersticken. Wenngleich diese Situation auch ihren Tod bedeuten könnte, fühlte sie sich ihm so seltsam nah, wie nie zuvor einem Vampir – oder vielleicht sogar einem Menschen. Es war als ob sie ihn verstehen konnte, seine Gier nach Blut und die unverständliche Rücksichtnahme sie nicht sofort zu beißen und zu zerstückeln.

„Du siehst für mich doch immer appetitlich aus, Darling.“, rieselte eine typische Frivolität seinerseits in ihr Ohr. Just in diesem Moment rollte die dunkelhäutige Zauberin mit den Augen und ließ wieder von ihm ab.

„Wie sardonisch! Die Diabolik spricht bei dir immer Bände.“, erwiderte sie und seufzte, fast so als würde sie die Unterbrechung ihrer stillen Zweisamkeit bereuen. Kol dessen Gesicht wieder halbwegs normal aussah, zog seine Lippen zu einem spitzen Lächeln.

„Immer wieder gerne, Liebes.“, hauchte er ihr entgegen, was Bonnie leicht irritierte, da sie ihm immer noch deutlich näher war, als sie sollte.
 

„Wenn es dem Herrn geziemt mir mitzuteilen, was hier überhaupt geschehen ist?“, wechselte die Dunkelhaarige das Thema und starrte in grenzenlose weiße Leere, die außerhalb der Höhle herrschte. Der brünette Mann vor ihr hob eine Augenbraue. „Du kannst dich an nichts erinnern oder soll das ein Test sein?“ Skeptisch begutachtete das pittoreske Wesen vor sich und betrachtete ihren verwirrten Gesichtsausdruck. Anscheinend meinte sie es ernst. „Ich werde dir wohl Glauben schenken müssen, fürs Erste zumindest.“
 

„Wie großzügig.“, zischte Bonnie gereizt und zog eine leichte Schnute. Der Urvampir musste etwas lachen. „Wie herzallerliebst, wenn du schmollst. Das du dich nicht erinnerst, ist eventuell verständlich, viele Personen haben Einiges abgekommen. Deine liebe Verwandtschaft war auf dem Ball, Lucy Bennett. Niemand hatte mit ihr jemals wieder gerechnet, nachdem sie und Katherine damals… du weißt schon.“, fing er und die Bennett riss die Augen auf, als würden ihr einige Dinge wieder ins Gedächtnis gerufen werden. Als Kol weitersprach, biss sie sich auf die Lippen. „Sie hat den Chaos-Fluch ausgesprochen. Er verursacht, dass alle übernatürlichen Wesen von ihr erwählt, egal ob verstorben oder nicht, wieder an die Oberfläche gelangen. Genau gesagt in einen Raum, wo alle versammelt sind und keiner hat mehr die Kontrolle über seine Instinkte oder Kräfte. Jeder gegen jeden. Ein wirksamer Zauber, um irgendetwas anders zu vertuschen. Irgendwann wird jede Kreatur innerhalb des Raumes in eine andere Zone der Umgebung geschleudert – natürlich magisch erschaffen. Diese endlose Wald aus Schnee und Eis ist nur eine Illusion, allein für uns erschaffen.“
 

Bonnie starrte ihn fast leblos an. Sie hatte ganz vergessen, dass es noch mehr Hexen in ihrer Familie gab, die nicht dem Pfad des Guten folgten. Sie kannte Lucy nicht besonders gut, aber durchaus war sie eine talentierte Zauberin, weitaus talentierter als sie selbst. Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, was Bonnie ab und an doch etwas fuchste. Über das, was Lucy vorhatte, konnte man vermutlich Tage lang philosophieren, dazu würde sie wohl die Salvatore Brüder zu Rate ziehen, immerhin lebten sie schon ein ganzes Jahrhundert. Die wichtigere Frage war, wie konnte sie zunächst aus dieser fatalen Situation entkommen? Sie zu besiegen war die eine Sache – wohl die unmöglichere, aber ein Entkommen war eventuell doch machbar. Die Dunkelhaarige kratze sich am Kopf und bemerkte nur nebenbei wie Kol süffisant schmunzelte.

„Was?“, entkam es ihr genervt, doch der Urvampir ließ sich nicht so schnell unterkriegen.

„Du grübelst darüber nach, wie wir hier rauskommen.“, stellte er zu ihrer Überraschung fest. War er jetzt auch noch der Telepathie fähig oder war es diesmal wieder ein reiner Zufallsgriff seinerseits?
 

„Nein, ich überlege wie ICH hier rauskomme.“, antwortete sie schnippisch, damit er gar keinen falschen Eindruck bekam, dass sie ihn in ihre Gedanken mit einband. Doch wieder Mals schien der Brünette gelassen zu reagieren.

„Du lügst, mein Herzblatt.“, erwiderte er frech, doch ehe sie etwas drauf erwidern konnte, sprach er weiter. „Durch meine Jahre langen Erfahrungen mit Hexen Ladies, geistlich wie körperlich – weiß ich, dass auch du diesen Illusionszauber brechen kannst, vermutlich dauert es nur ein wenig länger als bei älteren Hexen mit mehr Erfahrung.“
 

„Achja? Lapidar gesagt, du hältst mich für eine Anfängerin?“, entkam es ihr schon fast eingeschnappt und sie schnurrte leise vor sich hin. Nonchalant winkte er nur ab.

„Ich glaube du willst mich einfach immer falsch verstehen, Schätzchen.“

Seufzend legte Kol seine Stirn in Falten und ging leicht auf und ab. Dann starrte er nach draußen in den grauen Schneenebel hinein. „Ein Illusionszauber hat immer eine Art Portal, eine Öffnung, du kannst sie mit einem Lokalisierungszauber aufspüren, dann flutschten wir hindurch und sehen weiter. Diese Öffnung zu finden wird jedoch mit Sicherheit einige Stunden dauern. Du sprichst einen Zauber und dann wird uns irgendwann die Magie ein Zeichen setzen. Uns Hinweise geben. So war es damals zumindest, wenn ich das noch Recht im Sinn habe.“
 

Bonnie sah ihn zunächst skeptisch an, entschloss sich jedoch lieber ihm Recht zu geben, vorerst und über einen Spruch nachzudenken.

„Es ist wirklich zuckersüß, wenn du genau das tust was ich sage, Honey.“, unterbrach er wieder die Stille und sie rollte nur mit den Augen.

„Kannst du einmal die Klappe halten und dir keine neuen Spitznamen ausdenken, die du sowieso schon jeder anderen gegeben hast?!“
 

„Höre ich da einen Hauch von Eifersucht? Du willst also einen Individuellen, ich werde in mich gehen und mein Bestes geben, mich zurück zu erinnern, welchen Namen ich jeder meiner Geliebten gegeben habe. Danach habe ich aber einen Kuss verdient, Liebling.“, gab er maliziös von sich und leckte sich leicht über die Lippen.
 

„Da gibt es nur ein Problem, Sonnyboy. Ich war nie deine Geliebte und werde es auch nie sein.“, zischte die Hexe, wenn auch sie sich in ihrem Inneren schon vorgestellt hatte, wie wohl seine Lippen schmecken würden. Doch das würde sie ihn auf keinen Fall wissen lassen. ‚Als ob sie eine seiner Huren werden würde! Das glaubte dieser selbstverliebte Gockel doch wohl selbst nicht!‘, schimpfte sie in ihren Gedanken und versuchte sich dann wieder auf einen Zauberspruch zu konzentrieren.
 

„Invenior Porta!“, nuschelte sie leise vor sich hin. „Adnotatio!“, folgte es weiter. Kol betrachtete sein Darling misstrauisch und gleichzeitig neugierig. Er wusste, dass sie die Suche nach dem Ausgang meinte und auch dass sie die Magie um Hinweise bat, soviel hatte er von seinem Latein noch im Kopf. Dass die magische Schrift der lateinischen fast auf Haar genau glich, hatte er schon immer seltsam gefunden, aber vermutlich hatte sie dort ihren Ursprung – eine Epoche, die sogar noch vor seiner Zeit existierte.
 

Es vergingen einige Minuten, in denen Bonnie die Augen geschlossen hatte und sie sich nur auf den Zauberspruch konzentrierte. Es fiel ihr schwer nicht daran zu denken, dass Kol in ihrer Nähe war und er sie jeder Zeit von hinten packen konnte. Seine Zähne würden sich tief in ihr Fleisch graben, er würde sie aussaugen bis zum letzten Tropfen. Ein eisiger Schauer stieg ihr in den Nacken, danach folgte jedoch eine andere Fantasie. Eine völlig verdrehte, der Realität nicht entsprechend. Kol stand immer noch hinter ihr, sein Kopf senkte sich zu ihrem Nacken, doch dieses Mal konnte sie nur seine Lippen spüren, die sanft ihre Haut streiften und dann schlussendlich küssten. Er küsste ihre Schulter, danach strich er ihr Haar beiseite und weitere Liebkosungen folgten über ihren Hals entlang, bis zu ihrer Wange. Es fühlte sich so unfassbar gut an, dass sie leicht aufstöhnte.
 

„Verleihen einem Zaubersprüche neuerdings Orgasmen?“, wurde die Hexe aus ihrer Gedankenwelt gerissen. Eine leichte Röte stieg in ihr Gesicht und sie realisierte, dass sie wohl laut gestöhnt haben musste. Das Kol sich mal wieder zu Wort melden musste, war klar, aber fast kam es ihr so vor als hätte er ihre Gedanken gelesen. Natürlich war das unmöglich, solche Fähigkeiten besaßen Vampire nicht. Nur Hexen, wenn auch nur vereinzelt. Trotzdem war es ihr unfassbar peinlich. Sie versuchte ihn zu ignorieren und schloss wieder ihre Augen. „Vestigia!“, hauchte sie durch ihre mittlerweile vereisten Lippen. Ein kühler Windzug durchdrang die Höhle, in denen sich die beiden befanden, und Gänsehaut breitete sich auf Bonnies Haut aus. Sie konnte den Wärmezauber nicht halten, solange sie sich auf die Spurenmagie konzentrierte. Damit musste sie wohl jetzt leben.
 

Doch ehe sie auch schon darüber nachgedacht hatte, legte sich plötzlich etwas Warmes über ihre Schultern. Ein milder Zug streifte ihre Haut, es war Kols Atem.
 

Nun stand er wirklich hinter ihr und hatte sein Jackett um sie gelegt. Er hatte bemerkt, dass sie fror? Konnte er etwa doch Gedankenlesen? Kurz hob sie eine Augenbraue und lugte nach hinten. Seine Nasenspitze berührte fast die Ihre, sodass ihr Atem stockte. Ihr Herz pochte hart gegen ihre Brust und sie schluckte einmal heftig.

„Ein Danke reicht völlig aus, Prinzessin.“, entkam es dem Vampir und sie nickte zur ihrer Überraschung nur zustimmend.
 

Schließlich wandte er sich ab von ihr, umkreiste sie einmal und setze sich dann neben sie. Dicht neben sie! Viel zu dicht, wie sie fand. Sein Arm berührte ihren und sie zuckte kurz zusammen. Kol starrte jedoch nur nach vorne. Irritiert blickte Bonnie ebenfalls in die Ferne. Der Schneesturm hatte sich etwas beruhigt, und alles schien so friedlich, unter der dicken Schneeschicht als wäre sie ein Schutz für alles Leben in diesem Wald.
 

„Winterwunderland.“, entkam es Kols leiser Stimme und die Hexe verstand schlagartig, was er dort in dieser verlassenen Landschaft sah. Ruhe und Frieden. Eine verborgene Schönheit. Die Sonne stieg langsam zwischen den Bäumen empor und ihre Strahlen verliehen dem weißen Teppich einen wundervollen Glanz.
 

Bonnie seufzte und ohne es zu merken lehnte sich ihr Kopf leicht gegen Kols Schulter. Wenn es nur öfter solche Momente, wie diese in ihrem Leben geben würde. Diese Illusion von einem Waffenstillstand aller Kreaturen, die es in der mystischen Welt gab, wärmte ihr Herz. Doch sie wusste genau, wenn sie hier rauskommen würden, würde dieser Traum wie eine Seifenblase zerplatzen. Genau wie die normale Menschen, gierten auch die unnatürlichen Wesen stets nach Macht oder Schätzen wie reinem Blut oder Magie, mit denen sie Andere wie sie kontrollieren konnten. Denn die Unsterblichkeit trugen sie schließlich meist schon alle in sich oder man konnte sie wieder beleben. Kol hatte auch einst in einem Sarg gelegen; unendliche viele Jahrhunderte des Schlafes, wie sich das wohl angefühlt hatte? Hatte er es gewusst, dass er nur geträumt hatte all die Stunden und Tage, die seitdem vergangen waren? Bonnie hatte so einige Fragen an ihn gehabt, doch sie gab keinen Mucks von sich. Zu sehr genoss die Stimmung, in der sie sich gerade befanden.
 

Ein Reh huschte über die Lichtung, was kurz Kols Körper versteifen ließ. Bestimmt hatte er einen Werwolf dahinter vermutet oder eine leckere Mahlzeit, aber anscheinend hatte er dem Hunger nicht nachgegeben und verweilte immer noch ruhig neben ihr.

„Knurrt dein Magen schon?“, durchbrach Bonnie die Stille und zog ihren Kopf wieder leicht zurück, sodass sie ihn ansehen konnte. Die Lippen des Vampires zogen sich zu einem leichten Lächeln empor und er beäugte sie belustigend.

„Seit wann machst du dir Sorgen, ob ich rechtzeitig eine Mahlzeit bekomme?“, wisperte er ihr fast nur entgegen und seine Augen schienen sie noch intensiver zu mustern als zuvor.
 

Bonnie zuckte mit den Schulten.
 

„Hast du etwa Angst ich könnte dich leer trinken?“, folgte eine weitere Frage seinerseits, doch die Hexe schüttelte nur leicht mit dem Kopf.

„Nein, seltsamerweise irgendwie gar nicht. Zumindest in diesem Moment nicht. Das ist nicht dein Stil.“

Der Brünette legte den Kopf schief, obwohl Bonnie ihn immer als einen launischen Rowdy bezeichnet hatte, glaube sie wirklich an etwas Sanftes in ihm. Etwas was diesen Augenblick nicht zerstören wollte. Vielleicht hatte sie sogar Recht. Er fühlte sich wohl und dass, obwohl er hier gefangen war, mit einer Hexe, umgeben von nichts anderem als Schnee und Eis. Wann und wie ihr Zauberspruch wirken würde, und wie es danach weiter ging, wusste er selbst nicht. Den leichten Grünstich in ihren Augen hatte er zuvor nie wirklich bemerkt, doch als sie Sonnenstrahlen ihr Gesicht berührten, hatten sie gefunkelt. Ungewöhnlich für eine Frau, die ihres Types, solch eine Iris zu haben. Doch es gefiel ihm, sehr sogar. Natürlich hatte er schon vielen Frauen gesagt, wie hübsch sie seien, doch in seinem Gedächtnis hatte sich keine Jungfer eingebrannt, die derartige Augen besaß wie Bonnie Bennett.

„Deine Augen ähneln einem Juwel.“, flüsterte er gegen ihre Lippen, und wunderte sich gleichzeitig warum sie ihm so nah war. Jedes Mal wenn er ihr nur einen Schritt zu nah kam, hatte sie die Flucht ergriffen, oder sich auf einen Angriff vorbereitet. Dieses Mal hielt sie seinem Blick stand – das Grün ihrer Augen verschmolz mit dem Braun der seinen. Leicht rückte sie ihm noch mehr entgegen, als ihre Nasenspitze gegen seine stieß, wich sie jedoch nicht zurück, sondern schlug stattdessen die Augen nieder, sodass die Wimpern ihre kühle Haut streiften. Wollte sie, dass er sie küsste? Unmöglich und dennoch schien es genau das zu sein, was sie wollte. Der Mikaelson verstand die Welt nicht mehr, Bonnie Bennett verabscheute ihn doch und außerdem musste sie sich doch auf ihre Magie konzentrieren. In der Regel hätte er sich nicht zweimal bitten lassen, aber irgendetwas brachte ihn aus der Fassung… und zum Überlegen. Es lag sicher nicht an ihrem Aussehen, obwohl er meist eher helle Haut vorzog, da konnte man das Blut besser pulsieren sehen. Und zu seiner Zeit verkörperte helle Haut den Adel – aber die Zeiten hatten sich geändert. Gebräunte Körper waren modern. Welchen Unsinn er sich zusammen dachte, wusste Kol selbst, doch er wollte sich einreden, dass dies hier nicht richtig war, immerhin waren sie Feinde. Normalerweise. Aber scherte ihn das bei alle den anderen Hexen, die er schon einmal geküsst hatte? Nein. Hätte sein Herz noch wild schlagen können, so hätte es Purzelbäume geschlagen, da war er sich sicher. Ihre vollen Lippen machten ihn nervös. IHN und NERVÖS, das passte nicht zusammen.
 


 

„Bonnie … du musst vergessen…“
 


 

Ruckartig wachte die Hexe auf und holte tief Luft. Wo war sie? Rasch drehte sich die Bennett zu allen Seiten um und konnte es kaum glauben. Sie war wieder in ihrem Zimmer. Auf ihrem Bett. Alles um sie herum drehte sich noch, und sie fasste sich an die Stirn. Dieser Vergessen-Zauber hatte es tatsächlich in sich. Sie hatte die magische Trennwand in ihrem Gedächtnis mit einem alten Zauber, den sie in Grandmas Notizen gefunden hatte, durchbrechen wollen. Immerhin wusste sie, dass Vampire sie manipulieren konnten und wer war sich schon sicher, dass man es nicht auch mit ihr getan hatte. Stefan und selbst Damon hatte geschworen ihr alles erzählt zu haben, aber was war mit Katherine, Rebekah oder Klaus eventuell gewesen? An Kol hatte sie dabei mit Nichten gedacht. Und dennoch, er hatte ihr die größte Erinnerungslücke geschenkt, die sie zum Brodeln brachte. Wie konnte sie diesen Vorfall nur vergessen? Der Weihnachtsball, er war mittlerweile schon seit über einem halben Jahr her gewesen, war völlig anders abgelaufen, als sie ihn in Erinnerung hatte. Es war kein friedlicher Abend gewesen, sie hatte niemals mit Jeremy getanzt und wurde mit Matt zu Ballkönig und Königin gewählt. Bei Merlins Bart – sie hatte mit Kol getanzt, nachdem sie zusammen aus dem Illusionszauber entkommen waren. Sie hatte … Kol geküsst während sie mit ihm in diesem Fantasiegebilde gefangen war. Warum zum Teufel hatte er sie das alles vergessen lassen?
 

Alles in ihrem Magen drehte sich. Ihr Herz tat so unendlich weh, dass sie es sich am Liebsten hätte rausreißen lassen. All diese Gefühle kamen so plötzlich über sie, dass sie leicht nach vorne taumelte und dann auf den Knien wieder zusammensackte. Da war die Flucht, die beide bis zum Punkt des Illusionszaubers zusammen durchgestanden hatten, ihre Hände, die sich stets berührt hatten, damit sie sich nicht verloren und sein Körper, der verzweifelt versucht hatte sie zu wärmen, auch wenn er keine hohen Temperaturen mehr absonderte. Kol war nicht nur der grausame blutrünstige Vampir gewesen, den sie einst so verabscheut hatte – nein er war viel mehr als das, und er hatte sie dies vergessen lassen.
 

„WIESO VERDAMMT!?“, schrie die junge Hexe durch den Raum und hämmerte mit ihrer Hand gegen den Teppich. „Ich hasse dich! Hörst du, ich hasse dich!“, rief sie weiter wobei sie selbst sofort erkannte, dass sie ihn natürlich nicht hasste – kein bisschen, nicht mal ein Stück. Bonnie lief zum Fenster, die Sonne ging gerade unter. Sie presste ihre Stirn gegen die Scheibe und wimmerte. „Wo bist du nur?“
 

Sie würde ihn verfluchen. Dreifach und Vierfach mindestens! Die Mikaelson Familie war schon seit längerem aus Mysticfalls verschwunden, also wie sollte sie ihn finden? Hektisch rannte Bonnie zu einem Schrank voller alter Bücher und durchkramte sie für die nächsten Minuten. Wütend riss sie dabei ein paar Seiten ausversehen ein und knurrte. „Das wirst du büßen Kol Mikaelson!“, raunte sie zwischen ihre Zähne und schlug einige Bücher beiseite auf den Boden. Das zwiespältige Gefühl von Sehnsucht und Enttäuschung durchzog ihren ganzen Körper.
 

Dann riss sie eine Seite aus einem Buch heraus und setze sich auf dem Boden, schloss ihre Augen und zischte ein. „Venisne mecum?!“Die Hexe wiederholte diese Worte einige Male, doch nichts geschah.

„Vade mecum!“, sagte sie etwas lauter und Tränen drangen aus ihren Lidern, vor Zorn und auch vor Trauer. Was war wohl in alle diesen Monaten passiert? Hatte er sie einfach vergessen? Hatte er bereits eine andere? Warum spürte sie eine solche Eifersucht in sich aufkeimen, dass sie einer unbekannten Frau den Tod wünschte… falls es eine andere gab. Es hatte sicher einige gegeben, er war immerhin ein Aufreißer, aber wehe eine davon hatte sein Herz berührt. Wehe ihr… wehe ihm. Weitere Tränen flossen über ihre Wangen, bis hinab zu ihrem Kinn. Dann trafen sie auf dem Boden auf. In der Regel reagierte sie nicht mit solch einem Gefühlsausbruch, doch diese ganzen Emotionen hatte man ihr genommen, sie unterdrückt und jetzt brachen sie in solch einer Vielfalt auf, dass Bonnie sich kaum kontrollieren konnte. Doch es passierte einfach nichts…
 

Eine Minute ging vorüber. Danach folgte die nächste. Eine Minute wurde zu einer Stunde und eine Stunde wurde zu einem Tag. Ein Tag wurde zu einer Woche, jedoch wurde Bonnies Herz nicht geheilt. Sie saß in ihrem Zimmer, Tag ein Tag aus, ging ab und an etwas spazieren, versuchte den Kopf frei zubekommen von all diesen verwirrten Gedanken und Erinnerungen. Sie informierte Elena und die anderen davon was passiert war, doch niemand konnte sich wirklich erinnern. Nicht einmal Caroline, und diese hatte wenn noch den besten Draht zu Klaus gehabt. Dass die gesamten Urvampire an der Manipulation ihrer Freunde auch Schuld hatten, war sicher. Dennoch hatte ihr nur einer die Erinnerung genommen, ihre Sinne getäuscht und sie das vergessen lassen, was am wichtigsten gewesen wäre, um all ihr Misstrauen in Urvampire zu überdenken. Er wollte also, dass sie ihn hasste. Er wollte es also…
 

Bonnie spazierte die lange Hauptstraße der Stadt entlang, ein kühler Wind zog sich durch ihre dünne Jacke und sie blickte in den Himmel. Dann hörte sie ein Klingeln.
 

Die Hexe zuckte zusammen und drehte sich um. Das Telefon vom Telefonhaus gab den schrillen Ton von sich, den sie vernommen hatte. Überrascht schritt sie darauf zu. Wer zum Henker rief auf eine öffentliche Telefonzelle an? Bonnie nahm skeptisch den Hörer ab.
 

„Hallo?“, entkam es ihrer verwirrten Stimme und sie konnte ein seltsames, fast hastiges Atmen wahrnehmen. „Wer ist da?“
 

„Du hast nach mir gerufen, Darling.“
 

Bonnies Herz stoppte für einen Augenblick, ihre Hand setze sich schützend vor ihren Mund, da sie Angst hatte zu schreien.

Dann rissen sich ihre Lippen auseinander und formten sich zu einem Lächeln.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  TigerNagato
2017-03-22T22:35:46+00:00 22.03.2017 23:35
So dann kommt nach einer viel zu langen Ewigkeit auch endlich mein Kommentar:

Ich bin immer wieder erstaunt, mit wie wenig eine richtig gute Story auskommt. Wie immer ist das Aussehen deiner Story klasse. Die Bilder sind auf den Punkt genau ausgewählt und an den passenen Stellen eingesetzt. Aber kommen wir zur eigentlichen Geschichte.

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich den Anfang etwas verwirrend fand. Ich habe mich fast wie Bonnie gefühlt, die keine Ahnung hatte, was passiert war. Ehe ich mich versah, waren dann auch schon die Wölfe und Kol und ich noch viel verwirrter. Trotzdem konnte ich nicht aufhören weiter zu lesen. Im laufe der Story hatte ich übrigens das Gefühl, das Kol von anfang an wusste, was da gespielt wurde.

Ich fand es ein wenig schade, dass du nicht genau beschreiben hast, wie genau Bonnie den Zauber gelöst hat, aber sie muss es ja geschafft haben. Doch viel überraschter war ich, dass alles nur ein Traum war. Ober viel mehr eine zurückkehrende Erinnerung. Das wirft irgendwie die Frage auf, warum Bonnie sich plötzlich wieder erinnert?

Das Ende der Story ist dir einfach gelungen. Wie Bonnie Kol sucht und plötzlich das Telefon in der Telefonzelle klingelt. Da fragt man sich doch, wie lange Kol seiner lieblings Hexe wohl schon gefolgt ist?

Doch trotz all der offenen Fragen und dazu gehört auch die Neugierde, was bei den anderen wohl passiert ist, finde ich die Story einfach nur gelungen. Sogar das Thema Winterwunderland hast du so natürlich eingebaut als müsste es da stehen. Wahrscheinlich hätte die Story auch überladen gewirkt, wenn du auf alle Fragen eingegangen wärst und am Ende der Geschichte, hatte das auch überhaupt keine Rolle mehr gespielt.

Es tut mir leid, dass du so lange auf den Kommi warten musstet.
LG Tiger
Von:  Blue_Lagoon
2017-02-17T09:58:58+00:00 17.02.2017 10:58
Moin Moin allerseits ;]

Bonnie x Kol sind schon ein cooles Paar, und es passt auch wunderbar zu deinem Schema Hassliebe, was du ja so gerne hast XD Habe deinen Kommentar unten gelesen und wenn man es weiß macht es auch Sinn, dass Bonnie sich so ausdrückt weil sie heimlich auf ihn steht haha Ein netter Nebeneffekt, den du gut durchdacht hast.

Winterwunderland war also das Thema? Hast du nett nebenbei eingefädelt, so das es natürlich wirkt und nicht gewungen :] kenne die wünsche deines wichtels nicht aber allgemein finde ich dei Geschichte niedlich und sie hat einen "fiesen" mindfuck Umschweif, womit man gar nicht mit gerechnet hätte !! Ich dachte beim lesen auf einmal "WHAAAT THE HELLL???" aber das macht es ja auch aus, so ein Überraschungsmoment :o :D

Schönes DEsign wie immer, das Orginal kannst mir aber gerne wieder schicken.
Ich hoffe TigerNagato wird es genauso gefallen wie mir :D <3

Freu mich auf die nächsten Wichtelarbeiten von dir ;33
GRüßle
BLUE
Von: irish_shamrock
2017-02-12T15:21:59+00:00 12.02.2017 16:21
Hey Schnuggi,

eigentlich wollte ich warten, bis dein Wichtelkind die Geschichte kommentiert hat, aufgrund des Respekts wegen, aber da ich gerade sowieso im Kommentier-Wahn bin, hoffe ich, dass es mir dein Wichtelchen nicht übelnimmt, wenn ich das erste Review vorweg nehme ^^"

Ich weiß ja mittlerweile nur zu gut, wie sicher und top du mit recht eigenwilligen Konstellationen umgehst. Und allmählich finde ich sogar selbst Gefallen an solch "merwürdigen" Couples ;) ...
Bonnie und Kol hast du wunderbar agieren lassen, auch die Dialoge waren spritzig, witzig und eben typisch deins ;)
Auch schön zu sehen, dass du einige (aber eben auch nicht alle) Verbesserungsvorschläge genutzt hast, um der Geschichte deinen Stempel aufzudrücken. Weiteres hatte ich dir ja in der Beta-Version erklärt ...
Das Thema der Wichtelaktion hast du toll eingebunden und rüberbringen können. Ich finde, dass du dir das immer ganz besonders vornimmst, und das gefällt mir sehr.
Bei den "hichtrabenden" Worten war ich schon beim Zwischenlesen überrascht und musste nicht selten die Worte nachschlagen, die du gebraucht hast. Dennoch passen sie zu der jeweiligen Situation, auch wenn es manchmal recht gewollt und fast schon gezwungen klingt, eben weil ich weiß, dass du sonst andere Worte nutzt.
Aber;
ich finde es toll was du aus dem Thema und den Charakteren gemacht hast und hoffe, dass dein Wichtelkind dies genauso sieht ...

Alles Liebe,
irish C:~♥
Antwort von:  _Natsumi_Ann_
12.02.2017 22:54
Danke dir <3
Ja hatte es schonmal jemanden erklärt, Bonnie benutzt diese altertümlichen Worte unbewusst oder auch bewusst, weil Kol aus einer anderen Zeit stammt bzw dort geboren ist und er auch mal so geredet hat... und da sie insgeheim ja doch iwo auf ihn steht, macht sie das ;-) verliebte Frauen die es nicht zugeben wollen xDD

Mein Wichtel muss sich bestimmt noch durch die Geschichte kämpfen und ist noch nicht fertig ^^

Bonnie und Kol sind gar nicht so unbeliebt im Netz :> die Schauspieler shippen es wohl selber gerne, habe ich mal gelesen xD


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