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Tease him, please him

von

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Schicksalhafter Drahtseilakt

Langsam schloss er das Buch, welches er ausgelesen hatte, nun blieb ihm als Zeitvertreib nur noch die anderen Gefangenen zu beobachten. Loki legte das Buch auf den Tisch, erhob sich und trat zur Zellenwand. Es war etwas anderes eingesperrt zu sein, während an einem entfernten Ort die eigenen Pläne umgesetzt wurden, als auf unbekannte Dauer in einer Zelle festzusitzen. Egal wie angenehm es ihm hier gemacht wurde, ein Gefängnis blieb ein Gefängnis.

Eine Zeitlang sah er zu den anderen Zellen hinüber. Schließlich schlenderte er zu seinem Bett und legte sich rücklings darauf. Er rief einen Metallbecher in seine Hand, den er wieder und wieder hochwarf und auffing. Ihm war langweilig, einfach nur entsetzlich langweilig. Was konnte er dagegen tun?

Die Zelle gegenüber seiner eigenen war leer, was bedeutete, dass er die meiste Zeit unbeobachtete war. Oder er könnte mit einer Illusion verschleiern, was er in seiner Zelle trieb. Doch wozu Magie verschwenden? Aber was könnte er tun?

Abrupt setzte er sich auf. Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Die Zelle war zwar mit Zauberbannen belegt, aber die verhinderten nur direkte Angriffsmagie. Loki linste zum Spiegel hinüber. Der war wie geschaffen für sein Vorhaben. Er konzentrierte sich, es war schon ein Weilchen her, seit er den letzten Observierungszauber gewirkt hatte und diesmal verband er ihn auch noch mit einem Ortungszauber. Es dauerte ein paar Minuten bis sich der Zauber auf dem Spiegel manifestierte. Weiße Nebelschlieren glitten über den Spiegel, ballten sich zusammen und verschwanden, um einem klaren Bild Platz zu machen. Loki lehnte sich gegen die Wand und blickte auf das Bild Midgards hinab, welches sich im Spiegel zeigte.

Schneebedeckte, hohe Gipfel boten sich seinem Blick dar. Tannenwälder, deren Bäume wie in weiße Mäntel gehüllt schienen. Ein teuer aussehendes Vehikel fuhr die gewundene Bergstraße entlang. Der Bildfokus folgte dem Vehikel, wie es durch die Berge in einen beschaulichen Ort fuhr. An Fachwerkhäusern ging die Fahrt vorbei, bis der Fahrer vor einem Hotel mit dem goldenen Schriftzug „Hotel König“ hielt. Die Tür des Vehikels wurde geöffnet und Tony Stark stieg aus.

Loki runzelte die Stirn. Dieses Städtchen in den Bergen passte so gar nicht zu dem Milliardär. Er hätte ihn eher in einer vor Leben pulsierenden Metropole oder irgendeinem Labor vermutet.

Ein Page nahm Starks Autoschlüssel entgegen, ein anderer kümmerte sich um das Gepäck. Stark betrat die Hotellobby und Loki entdeckte ein Plakat, welches auf einen Wissenschaftskongress hinwies. Das erklärte Starks Anwesenheit.

Ziemlich schnell stellte Loki fest, dass es ihn auch langweilte seinem ehemaligen Gegner dabei zu zusehen, wie der seine Zeit in langatmigen Vorträgen verbrachte. Allerdings gab ihm das die Möglichkeit seine Planung zu verfeinern. Solange er ein Auge auf Stark hatte, konnte er den richtigen Zeitpunkt abpassen. Zwar bestand nur eine Sichtverbindung, doch das genügte ihm.

Lokis Lächeln wurde boshaft. Sein Körper mochte eingesperrt sein, dennoch war er in der Lage seinen Schabernack mit jemandem zu treiben, der ihm eine Niederlage bereitet hatte. Und genau das würde er tun. Wie er seine Bewacher austricksen konnte, wusste er längst. Es wäre eine interessante Übung. Jetzt musste nur noch der rechte Zeitpunkt kommen.
 

Tony wippte mit dem Fuß, während er neben Dr. Heinz in der Warteschlange stand. Eigentlich könnte er einfach mit seiner Rüstung zum Restaurant auf dem Berggipfel fliegen. Aber das würde bedeuten, dass er die Gelegenheit verpasste Dr. Heinz Theorien über künstliche Intelligenzen zu lauschen. Inzwischen war er froh an dem Kongress teilzunehmen. Es gab ihm die Gelegenheit, den Handwerkern in seinem neuen Haus zu entfliehen und seinen Problem mit Pepper. So richtige Probleme hatte er mit Pepper nicht, nur fiel es ihm schwer einen normalen Umgang mit ihr zu pflegen, nachdem sie seinetwegen in Lebensgefahr geraten war.

Die Gespräche der Leute in der Schlange vor ihm wurden lauter. Ein drängender, entsetzt faszinierten Unterton begann mitzuschwingen. Menschen verließen die Warteschlange, um sich an die Fenster der Seilbahnstation zu drängen. Dr. Heinz brach mitten im Satz ab und wandte sich einer Frau vor ihnen zu. Tony sah sich um. „Was ist los?“

„Das versuche ich herauszubekommen“, murmelte Dr. Heinz, ehe er begann weitere Leute anzusprechen. Einige Leute hatte ihre Smartphone gezückt um zu filmen. Andere telefonierten hektisch. Ohne auf Dr. Heinz Antworten zu warten, drängte Tony sich durch die Menge zum Fenster. Er überflog die Aussicht, bis sein Blick an einer Gestalt hängen blieb. Einige Meter entfernt lief jemand auf dem Drahtseil der Seilbahn. Die Person war hochgewachsen, schwarzhaarig und trug einen enganliegenden grün-schwarzen Glitzeranzug. Ruhig spazierte sie auf dem Drahtseil dahin, während die besetzten Gondeln unter ihr stillstanden. Die Balancierstange wippte im Takt ihrer Schritte.

„Entschuldigen sie, ist das eine Art Sonderveranstaltung?“, sprach Tony den Mann neben sich an.

Nicht das ich wüsste. Es gab keine Ankündigung oder so.“

„Danke.“ Tony blickte sich nach dem Personal der Seilbahn um. Er entdeckte einen Mitarbeiter, der aufgeregt in sein Handy sprach. Eine andere Mitarbeiterin redete auf die Menschen vor ihm ein. Des Chaos ungeachtet schlenderte der Seiltänzer weiter. Eine Ansprache, die Tony nicht verstand, brachte die Leute zum Verstummen. Als sie vorbei war teilte sein Nachbar ihm mit: „Sie haben gerade durchgesagt, dass dies nicht mit der Seilbahngesellschaft abgesprochen ist und wir die Ruhe bewahren sollen. Die Polizei ist unterwegs.“

„Und was wird die tun?“

Der Mann zuckte die Schultern. „Ihn verhaften, wenn er vom Seil runter ist? Solange er darauf läuft können sie nichts tun ohne ihn zu gefährden. Oder seine Leiche aufklauben, falls er abstürzt.“

„Danke.“ Tony schob sich wieder durch die Menge. Dabei traf er auf seine Gruppe vom Kongress.

„Haben sie es schon gehört?“

„Ja.“

„Wo wollen sie denn hin, Mr. Stark?“

„Dafür sorgen, dass sich dieser übermutige Luftikus nicht den Hals bricht, falls er fallen sollte. Und die Leute in den Gondeln beruhigen“, teilte er ihnen im Vorbeigehen mit.

Außerhalb der Seilbahnstation rief er seine Rüstung herbei. Damit angetan flog er los, sich den Seiltänzer näher anzusehen. Je näher er der Person kam, desto mehr hatte er das Gefühl sie zu kennen. „J.A.R.V.I.S.? Hast du irgendetwas zur Identität…?“

„Ja, Sir. Wenn ich ein Bild des Gesichts haben könnte.“

Tony überholte den grün-schwarz gewandeten Mann. Im Vorbeifliegen erkannte er goldene Pailletten auf dem Anzug. Es sah sehr nach einem Zirkuskostüm aus. Was wirklich unpassend war angesichts des Wetters. Insgesamt war das Wetter für so einen Hochseilstunt denkbar ungeeignet. Es herrschten eisige Temperaturen und gab vereinzelten Schneefall. Tony drehte in der Luft. „Unmöglich!“, entfuhr es ihm.

„Was ist unmöglich, Sir?“

„Loki! Das da auf dem Seil ist Loki!“

„Kennungssoftware läuft. Identität konnte nicht bestätigt werden. Die Bilddaten sind ungenügend.“

„Wie bitte? Ich sehe ihn klar und deutlich!“

„Daten werden überprüft. Erkennung nicht möglich.“

Tony schluckte. Was war mit der Software nicht in Ordnung? Der Seiltänzer war ganz eindeutig Loki! „Das ist Loki. Er sollte in Asgard sein, im Gefängnis!“

„Wenn sie das sagen, Sir. Was gedenken sie zu tun?“

Tony runzelte die Stirn. Loki vor laufenden Kameras vom Seil zu schießen, wäre äußerst unklug. Ihn herunter zu pflücken genauso.

„Äh…“

Derweil ging Loki auf dem Drahtseil in die Knie und ließ sich seitlich darauf nieder. Er blickte mit einem strahlenden Lächeln zu Tony auf und nickte ihm kaum merklich zu. Tony ging in den Schwebflug, knapp einen Meter von Loki entfernt.

„Was tust du hier?“ Da Loki recht sicher zu sitzen schien, wagte Tony es ihn anzusprechen.

„Üben. Und jetzt hör auf mich abzulenken!“ Loki kam wieder auf die Füße. Ungerührte lief er voller Eleganz auf dem Seil weiter den Berg hinauf. Die grün-schwarze Gestalt hob sich deutlich von der schneebedeckten Winterlandschaft unter ihr ab. Das Bild wurde von den hohen Gipfel im Hintergrund wunderbar abgerundet. Daraus ergab sich eine Ästhetik, welche Tony nur schwer mit seiner Vorstellung von Loki in Einklang bringen konnte.

„Ich könnte…“

„Er würde fallen, Sir.“

„Dann würde ich ihn auffangen.“

„Das würde ihrem Ruf schaden, Sir. Die Leute wissen nicht, dass es Loki ist.“ Tony seufzte, da hatte J.A.R.V.I.S. leider Recht. Das Ganze missfiel ihm. Seine einzige Option schien darin zu bestehen, Loki diesen Drahtseilakt durchgehen zu lassen und zu warten, bis er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Doch zu allererst sollte er die Leute in den Gondeln verständigen, warum die Seilbahn stillstand. Nachdem er das erledigt hatte, umkreiste er die Seilbahn, Loki im Blick behaltend. Er hielt einen Abstand, der ihm sicher erschien. Da Loki sich nur langsam fortbewegte, hatte er auch noch Zeit sich immer wieder bei den Leuten in den Gondeln zu erkundigen, wie es ihnen ging.

„Jetzt ziehe ich auch noch Aufmerksamkeit für diese Nummer auf ihn!“, grummelte er leise. „J.A.R.V.I.S. untersuch' News Channel und Überwachungssysteme nach etwas, wovon Loki ablenken will." Während er weiterhin Loki auf dem Seil umkreiste, trafen tröpfchenweise Nachrichten aus aller Welt ein. Es gab allerlei unliebsame Ereignisse, doch keines passte zu Lokis bisherigem Verhalten. Nichts, was so geschah, würde Loki helfen die Weltherrschaft zu erlangen. Endlich kamen sie der Seilbahnstation auf dem Gipfel näher. Loki war stetig, und ohne ins Schwanken zu kommen, darauf zugelaufen. Irgendwie war es schon bemerkenswert, dass er das konnte. Um die Seilbahnstation verteilt warteten uniformierte Beamte darauf, dass der Seiltänzer das Seil verließ. Eine Leiter stand an der Wand bereit, mit der Loki das Drahtseil vor der eigentlichen Station verlassen konnte. Anstatt dies zu tun, warf Loki die Balancierstange in die Luft. Kurz balancierte er freihändig auf dem Seil und winkte Tony spöttisch zu. Seine Gestalt flackerte und Loki war verschwunden, ebenso wie die Balancierstange.

„Das ist doch wohl die Höhe!“ Tony landete neben den völlig verblüfften Polizisten, während die Menschenmenge noch dem tollkühnen Seiltänzer applaudierte. „Den Leuten in den Gondeln geht es gut. Sie frieren ziemlich, aber sonst ist alles in Ordnung mit ihnen“, teilte er den Beamten mit.

„Danke, gut zu wissen, Sir.“, antwortete ihm einer der Polizisten, es war eine Frau. Ihr langes blondes Haar hatte sie zusammengebunden. Ein anderer beamter wandte sich den Angestellten der Seilbahn zu, die sich daraufhin in Bewegung setzten.

„Ich hoffe sie haben für ihre Rüstung eine aktuelle Genehmigung, Sir.“, fuhr die Polizistin fort.

„Ja.“, war Tonys äußerst knappe Antwort. Das war so typisch europäisch, nach einer Genehmigung zu fragen!

„Dann ist ja gut. Es wäre äußerst peinlich, sie wegen unerlaubten Waffenbesitzes verhaften zu müssen“, murmelte die Polizistin.

„Wie gut für sie, dass es unnötig ist“, erwiderte Tony. Ihm wurde es lästig sich weiter mit der Polizei zu beschäftigen, also flog er los sich einen Platz zu suchen, um die Rüstung abzulegen. Wieder in normaler Winterkleidung begab er sich ins Restaurant, wo er sich an dem vorbestellten Tisch niederließ. Bis seine Begleiter einträfen, hätte er noch genug Zeit ein paar Recherchen durchzuführen.

Sie erwiesen sich als fruchtlos. Seltsamerweise war es niemandem gelungen, den seillaufenden Loki zu filmen oder zu fotografieren. Es gab nur verschwommene Bilder seiner Gestalt, die sich kaum identifizieren ließen. Selbst sein eigenes, mit der Iron-Man-Rüstung aufgenommenes, Material war unbrauchbar. J.A.R.V.I.S. Angaben dazu entsprachen leider den Tatsachen. Und ganz kurz verspürte Tony Bedauern darüber, schlicht weil es ein fast traumhaftes Erlebnis gewesen war.

Was sollte er jetzt tun? S.H.I.E.L.D. von Lokis Wiederauftauchen informieren? Ohne brauchbares Datenmaterial als Beweis?

Tony schüttelte den Kopf. Dazu war es noch zu früh. Erst einmal würde er sich der Sache annehmen und sie weiter beobachten. Sein letztes Zusammentreffen mit Loki hatte ihn gelehrt, dass der zwar größenwahnsinnig und publikumsgeil war, aber auch verdammt klug und unvorhersehbar agierte. Der Himmel mochte wissen, was er plante oder, ob dieser Stunt überhaupt Teil eines Plans war. Tony beschloss so viele Informationen, wie möglich über Loki zusammen zu tragen, womit er auch gleich begann.

Eine dreiviertel Stunde später traf Dr. Heinz und der Rest ihrer Gruppe ein.

„Das war vielleicht was. Hat die Polizei ihn abgeführt?“, waren seine ersten Worte, noch bevor er saß.

„Nein, er hat die Flatter gemacht.“

„Na, mit Hilfe der ganzen Bilder werden sie ihn schon kriegen. Obwohl es ja nur eine Ordnungswidrigkeit ist, die er begangen hat.“

„Es dürfte schwer werden das Bildmaterial zu verwenden. Es ist alles völlig verschwommen.“

„Alles? Aber sicher sind ihre eigenen Aufnahmen superb.“

„Ebenfalls unbrauchbar.“

„Ernsthaft?“

„Ja.“ Tony zuckte mit den Schultern. „Lag wohl am Wetter.“ Er wollte Dr. Heinz nicht beunruhigen, indem er verriet, wer der Seiltänzer gewesen war. Nach der Sache in New York war diese Information dazu geeignet Panik zu verbreiten.

„Nun so etwas haben sie dafür in New York nicht. Sehen sie mal, da ist ausnahmsweise Österreich aufregender.“

„Hatten wir. 1974 hat Philippe Petit einen illegalen Drahtseilakt zwischen den Türmen des World Trade Centers durchgeführt.“

„Hm, das…Ja, ich erinnere mich davon gehört zu haben.“, gab Dr. Heinz zu.

Eine Weile drehte sich das Gespräch noch um Seilläufer, bevor es sich unweigerlich künstlichen Intelligenzen zuwandte.

Eine wacklige Angelegenheit

Mit dem Ergebnis zufrieden machte Loki sich auf den Rückweg in seine Zelle. Zu lange durfte er seinem Körper nicht fernbleiben. Es gab zeitliche Grenzen für Reisen im Astralleib, deren Überschreitung zum Tod führen könnte. Das Limit lag bei etwa vierundzwanzig Stunden. Außerdem würde es Frigga auffallen, was er tat, sollte sie ihn besuchen. Geschickt fädelte Loki sich an Schutzbannen und Fallenzaubern vorbei. Auch den Wachen wich er aus, schließlich waren ein paar darunter, die in der Lage waren Astralgestalten zu sehen. Die Wände seiner Zelle zu überwinden, war einfach, sie hielten nur seinen Körper gefangen. Loki glitt in seinen entspannt dasitzenden Körper. Es war wie Aufwachen. Er reckte sich ausgiebig, weil seine Schultern steif und verspannt waren. Auf seinen Fußsohlen spürte er eine schmerzende Linie, die vom Hacken bis zum großen Zeh führte. Murrend rieb er sich die Füße. Obwohl er nicht körperlich in Midgard gewesen war, hatten sich seine Aktivitäten dort auf seinen Körper ausgewirkt. „Ich sollte Seillaufen öfter trainieren“, dachte er abwesend. War er doch vor einiger Zeit in der Lage gewesen stundenlang über ein Drahtseil zu laufen, ohne später Muskelkater und schmerzende Füße zu haben. Heute war das Ganze nur in Astralform geschehen und sein gesamter Körper beklagte sich. Ihm fehlte eindeutig die Übung!

Müde legte er sich zurück und beendete mit einem Fingerschnippen den Zauber auf dem Spiegel. Eine Illusion aufrecht zu erhalten, während man im Astralleib über ein Drahtseil lief, war ganz schön anstrengend. Notwendig war die Illusion jedoch gewesen, da die wenigsten Menschen Astralwesen sehen konnten. Tony Stark erst recht nicht, der war dazu viel zu wissenschaftsfixiert.

Ein Lächeln stahl sich auf Lokis Lippen. Stark hatte herrlich entsetzt geklungen, obwohl sein Gesicht hinter der Iron-Man-Maske verborgen geblieben war. Es lohnte sich bestimmt dieses kleine Spielchen weiterzuverfolgen, unterbrach es doch die Langeweile. Außerdem hielt es ihn vom Grübeln ab. Für einen Menschen war Tony Stark recht interessant, auf bestimmte Weise intelligent, erstaunlich selbstbewusst und komischerweise heroisch. Loki verstand immer noch nicht, weshalb ausgerechnet Tony sich in Lebensgefahr gebracht hatte, um die Chitauri-Armee aufzuhalten. Es passte so gar nicht zu diesem egozentrischen Milliardär. Warum spielte der den Helden? Was mochte dahinter stecken?

Diese Fragen beschäftigten ihn jetzt, wo er keinen konkreten Plan auszuführen hatte und viel zu viel Zeit zum Grübeln.

Oh, Frigga ließ ihn mit Büchern versorgen. Nur irgendwann war er dem ständigen Lesen überdrüssig. So luxuriös die Zelle auch ausgestattet sein mochte, bot sie kaum Beschäftigungsmöglichkeiten. Leider führte das dazu, dass Lokis Gedanken immer wieder in Richtungen abdrifteten, die ihm missfielen. Da war es besser sich einen neuen Zeitvertreib zu suchen, den er von der Zelle aus betreiben konnte, bis er hier raus war. Was sprach dagegen, dass der Zeitvertreib Tony Stark hieß?

Das gab dem Ganzen eine gewisse Würze. Eine angenehme Müdigkeit, die davon herrührte, was er getan hatte, breitete sich in Loki aus. Er schloss die Augen. Sich müde gespielt zu haben war gut, führte es meist zu einem tiefen Schaf, dessen Träume beim Erwachen vergessen wurden.
 

Er fand sich auf einem riesigen Nebelast in Mitten des Universums wieder. In je einer Hand hielt er eine große schimmernde Kugel. Die Kugeln waren zu groß, um sie bequem in der Hand halten zu können. Irgendwoher wusste er, dass diese Kugeln Asgard und Midgard waren. Ein nur allzu bekanntes goldenes Zepter wirbelte durch die Luft. Es fiel genau auf seine rechte Hand zu. Automatisch warf Loki die Asgardkugel in die Luft, um das Zepter aufzufangen, ehe die Klinge am Ende Asgard zweiteilte. Blaues Licht blitzte über die Klinge. Gezwungenermaßen jonglierte er nun mit Asgard, Midgard und dem vermaledeiten Stab. Der einzige Lichtblick bestand darin, dass es die Kurzversion des Zepters war. Hektisch wirbelte Loki Welten und Stab durch die Luft. Etwas Entsetzliches würde geschehen, ließe er eine der Welten fallen. Zugleich spürte er tausende Blicke auf sich. Auf dem Ast balancierend, wusste er instinktiv, dass er ihnen die Show seines Lebens liefern musste.

Doch wie sehr er sich auch anstrengte, er fühlte, dass es nicht ausreichte. Die Aufgabe überstieg seine Fähigkeiten. Scheiterte er jedoch, war alles verloren.

Am Rande seines Blickfeldes nahm er Odin wahr, der ihn wie ein widerwärtiges Insekt betrachtete. „Dein Geburtsrecht war der Tod! Ausgesetzt auf einem gefrorenen Felsen!“

Die Worte halten wie Donner durchs All. Applaus brandete auf.

Lokis Wurf ging fehl. Statt eines gezielten, wirbelnden Bogens flog das Zepter unkontrolliert aus seiner Hand. Schneller als er ausweichen konnte, kam die glänzende Klinge genau auf sein Gesicht zu.
 

Loki riss die Augen auf. Sein Herz hämmerte. Das schwache Licht der Zellbegrenzung blendete ihn, obwohl es in der Nacht gedämmt wurde. Er kauerte sich unter seiner Decke zusammen. Einige Augenblicke lang zwang er sich bewusst ruhiger zu atmen. Dahin war sein Plan hinsichtlich eines ruhigen Schlafes. Loki fuhr sich durch sein wirres Haar. Es fiel ihm schwer einzuschätzen, wie lange er geschlafen hatte. In der Zelle gab es keine Uhr und außerhalb der Zellen in Sichtweite der Gefangenen auch nicht.

Loki drehte sich auf den Rücken. Sein Blick glitt über die Decke. Er brauchte dringend etwas anders, womit er seinen Geist beschäftigen konnte. Sich jetzt an Traumdeutung zu versuchen, würde ihn nur deprimieren. Hoffentlich war es nicht so früh am Morgen, dass sein neuester Zeitvertreib noch im Bett war. Sich auf seinen Atem konzentrierend erreichte Loki den meditativen Zustand, der für eine Astralreise nötig war. Ungehindert verließ sein Geist die Zelle, glitt an Zaubern und Wachen vorbei auf Midgard zu.

Durch seinen vorherigen Besuch war es ihm ein Leichtes den Ort wiederzufinden, an dem sich Tony Stark aufhielt. Auf seinem Weg bewunderte Loki wie blaues Mondlicht den Schnee zum Glitzern brachte. Im eisig, klaren Himmel leuchteten die Sterne wie winzige Diamanten. Die gesamte Landschaft sah aus, als wäre sie mit Puderzucker überstreut worden. Erst als Loki sich dem kleinen Städtchen mit den Fachwerkhäusern näherte, verlor das Winterwunderland ein wenig von seiner Schönheit. Die am Straßenrand aufgetürmten Schneewälle waren mit Dreck durchmischt. Gelbes Licht drang vereinzelt aus Fenstern nach draußen. Loki würdigte die Menschen in den Häusern keines Blickes. Sein Ziel war die Unterkunft von Tony Stark. Das Gebäude war hell erleuchtet und größer als andere. Der über den Gipfel allmählich blauer werdende Nachthimmel, zeigte Loki an, dass es langsam Tag wurde. In den Räumen im Erdgeschoss fand er Tony nicht. Dafür entdeckte er einen großen Raum mit vielen Tischen und Stühlen, wo schon ein paar Menschen frühstückten. Es gab noch weitere große Räume, die er von seiner Beobachtung Tonys kannte. Das waren die Räume, wo diese Vorträge gehalten wurden. Anstatt nun die Räume in den oberen Stockwerken zu durchsuchen, kehrte er in die Hotellobby zurück. Loki widerstrebte es, sich übermäßig viele schlafende oder halbbekleidete Menschen anzusehen. Durch die Lobby würde Tony bestimmt kommen auf seinem Weg zum Frühstück oder zu einem Vortrag.

Um die Zeit rumzukriegen, amüsierte Loki sich damit dem Menschen am Empfangstresen die Arbeitsmaterialien zu verräumen, wenn der wegsah. Oder ihm schlicht bei der Arbeit zu zusehen. Der gereizte Tonfall, in dem der Mann einen jungen Mann in Arbeitsoverall abfertigte, war Musik in Lokis Ohren.

„Der Heizkeller befindet sich diesen Gang dort entlang die Treppe runter und das nächste Mal kommen sie nicht durch den Haupteingang.“, wurde der blonde Jüngling, der einen schweren Werkzeugkasten trug, angepflaumt. als der junge Mann den Werkzeugkoffer aufnahm, verrutschte sein Overal und entblößte ein Wolfskopftatoo am Handgelenk. Loki schüttelte denn Kopf, was fanden Menschen nur an Wölfen so toll?

Hinter dem Rücken des Mannes am Tresen vertauschte er die Zimmerschlüssel.

Als Tony Stark endlich durch die Eingangshalle lief, war der Hotelangestellte einem Nervenzusammenbruch nahe.

Verwirrt musterte Loki Tonys Kleidung. Sportschuhe, eine enge schwarze Hose, eine Jacke, die für die Außentemperaturen zu dünn aussah, Handschuhe und eine rote Mütze vervollkommneten das Outfit. Vor dem Hotel verfiel Tony in einen Laufschritt.

Eine ganze Weile schwebte Loki, für Tony unsichtbar, neben ihm her. Gerade war es nützlich, dass er eine Illusion kreieren musste, um für Tony sichtbar zu sein. So fiel das sich extra verbergen weg. Stark lief durch die Straßen aus der Stadt hinaus. Dort ging es auf einem schmalen Asphaltweg neben der eigentlichen Straße weiter. Kurz hinter einem gelben Schild begann ein Wäldchen. Vereinzelt rieselte Schnee von den Ästen. Inzwischen war Lokis Geduld fast aufgebraucht. Er wartete nur ab, bis Tony seiner Meinung nach weit genug von der Stadt entfernt war, dann beschwor er ein besonderes Trugbild.

Einer der Wissenschaftler, die beim Bau des Tores geholfen hatten, hatte eine Vorliebe für ein süßes, giftgrünes, wabbeliges Zeug gehabt. Daran orientierte Loki sich. Unter Starks Füßen schien sich der Boden in grünen, glibberigen Wackelpudding zu verwandeln. Breit grinsend sah Loki zu, wie Tony schwankte, ins Straucheln kam und ausrutschte. Tonys Hände sanken in die Masse ein, als er versuchte sich aufzurichten. Er zog die Hand aus dem Süßkram und untersuchte die Masse daran. „Was zur Hölle?“

Loki lachte laut über Tonys völlig entgeisterten Gesichtsausdruck. Es war zwar nur eine Illusion, doch für Tony sollte sie sich real anfühlen. Eine echte Veränderung von einer Materie in eine andere Materie erforderte so viel magische Kraft, dass es geeignet war ungewollte Aufmerksamkeit zu erregen. Solange Loki nur harmlosen Schabernack trieb, der kaum Schaden anrichtete, würde Heimdall sich nicht darum kümmern. Vor allem, da er nicht immer zeitgleich überall hinsehen konnte.

Wackelig kam Tony auf die Füße und sah sich forschend um.

Loki erschuf eine Illusion seiner selbst über seinem Astralleib. Er wählte ein, Tony nur allzu bekanntes, Aussehen. Unter einem Baum stehend winkte er Tony mit seinem breitesten Grinsen zu. Derweil versuchte Tony geradezustehen, was sich auf Wackelpudding als unmögliches Unterfangen erwies.

„Hey!“ Loki zwinkerte Tony zu.

„Du solltest in Asgard im Gefängnis sitzen!“, fuhr Tony ihn an.

„Sollte ich das? Sagt wer?“

„Thor versprach…“

„Ach, und ihr glaubt ihm alles, was er euch erzählt“, unterbrach Loki ihn, „Weil er ja so glaubwürdig ist!“

„Er hält sein Wort!“

Loki zog lächelnd eine schwarze Braue in die Höhe. „Du scheinst ein wenig festzustecken, brauchst du Hilfe?“

„Nicht von dir!“

„Wie du meinst.“ Entspannt lehnte Loki sich gegen den Baum, während Tony vom Wackelpudding herunter in den Schnee schlidderte. Im Schnee stehend musterte Tony Loki genauer. „Wackelpudding, ernsthaft?“

Loki zuckte mit den Schultern.

„Harmlose Stunts und kindische Streiche. Angst?“

Loki legte den Kopf leicht schräg. Ja, Tony war intelligent, das machte es gerade besonders spannend. „Sind wir jetzt mit den Nettigkeiten durch?“

„Ja, sind wir.“

Loki erkannte, die eindeutige Handgeste Tonys. So war er vorbereitet, als der einen Iron-Man-Handschuh auf ihn richtete.

„Lass es. Wirklich, lass es lieber, du könntest jemanden verletzten.“

„Werde ich.“ Noch während er sprach, schoss Tony den Energiestrahl ab. Loki blieb, wo er war. Auszuweichen war die Mühe nicht wert. Licht und Hitze schwappten als schwacher Hauch durch ihn hindurch und trafen ungemindert auf den Baum. Loki mochte immateriell sein, der Baum dagegen war materiell genug. Der Strahl durchschlug den Stamm. Es regnete Holzsplitter.

„Ups.“ Nonchalant trat Loki nun doch zur Seite, als der Baum ins Kippen kam. Tony gelang es sich mit einem Sprung zu retten. Loki näherte sich ihm und starrte auf den liegenden Menschen hinab. Von dem Baum ging ein starker Geruch nach Tanne aus. „Was hat dir der Baum getan!“

Tony knurrte wortlos. Loki musterte die nun blockierte Straße. „Der liegt etwas ungünstig. Du hast schon mal besser gezielt.“

Stumm rappelte Tony sich auf und klopfte sich den Schnee von der Kleidung. „Weißt du, ich habe einige nordische Mythen gelesen“, begann Tony im Plauderton, anstatt auf Lokis Worte einzugehen. Stattdessen trat er zu dem Baumstamm hin. „Und eines wollte ich dich schon die ganze Zeit fragen.“ Er ergriff den Stamm mit seinem Handschuh. „Hast du wirklich ein achtbeiniges Fohlen geboren?“

Loki erstarrte. Woher wusste… DAS stand in ihren Mythen? Sein Leib vibrierte schmerzhaft. Wie war es möglich, dass DAS in ihre Mythen über ihn gelangt war?

Die Wackelpudding-Illusion zerstob. Seine Gestalt flackerte. Er achtete nicht auf Tony, der den Baum anhob. Erst frenetisches Hupen und quietschende Bremsen rissen ihn aus seiner Starre. Tony gab dem Baum einen Schubs Richtung Wald, doch er stand noch auf der Straße. Loki rief Tony zu sich, der im nächsten Moment neben ihm in eine Schneewehe plumpste. Das Auto rutschte einige Meter weiter, ehe es zum Stehen kam. Loki sank in die Knie. Es war das erste Mal, dass er jemand anderes teleportiert hatte, ohne ihn zu berühren. Er hätte Tony damit in dessen Bestandteile zerlegen können! So würde er nicht noch einmal jemanden aus einer Gefahrenzone holen!

Eine Autotür klappte. Lokis Illusion seiner selbst zerfloss, als sich eilige Schritte näherten. Auf dem Boden sitzend sah er zu, wie die Fahrerin des Wagens angerannt kam. Es war eine junge Frau mit kurzen braunen Haaren. Sie hielt Tony eine Hand hin. „Sind sie in Ordnung?“

Loki verstand die Frage, Tony offensichtlich jedoch nicht, da er nur: „Was?“ fragte.

„Oh, sie sprechen englisch. Sind sie in Ordnung?“, wechselte die Frau die Sprache.

„Ja, ich denke schon… Ich…“ Loki erwiderte Tonys Blick, der durch ihn hindurch blickte, als er sich nach ihm umschaute. Langsam ergriff Tony die Hand und ließ sich von der Frau aufhelfen.

„Sicher, dass es ihnen gut geht? Eben standen sie noch mitten auf der Straße und dann waren sie plötzlich weg!“ Ein schriller Ton mischte sich in die Stimme der Frau.

„Ja,… ja, mir geht es gut. Ihr Wagen hat mich nicht mal gestreift.“ Ungläubig schüttelte Tony den Kopf.

„So ein Glück!“ Die junge Frau wirkte äußerst erleichtert. „Kann ich sie irgendwohin mitnehmen?“

Loki betrachtete ihre zitternden Hände. Ihm missfiel der Gedanke, dass Tony ihr Angebot annähme.

„Nein, danke. Es ist wirklich alles gut.“, lehnte Tony ab.

„Gut, dann entschuldigen sie vielmals…“ Sie war noch immer durcheinander.

„Sicher. Fahren sie vorsichtig.“

Mach ich.“, versprach sie. Sie entfernte sich noch immer sichtlich erschüttert. Loki schätze, dass sie sich erst mal nur in ihren Wagen setzen würde.

„Verdammt!“, hörte er Tony fluchen. „Und wieder ist er entwischt!“

Loki überraschte sich selbst, indem er seine magische Kraft zusammennahm und eine neue Illusion seiner selbst erschuf. „Das Wort Danke wird überbewertet“, murrte er, woraufhin Tony herumwirbelte.

„Doch noch da?“

„Offensichtlich.“ Loki legte den Kopf in den Nacken und blickte zu Tony empor. „Das war ganz schön knapp.“

Nun war es Tony, der ihm eine Hand hinstreckte. „Danke.“

Automatisch griff Loki danach. Seine Hand glitt durch Tonys hindurch, der die Stirn runzelte. „Du bist eine Illusion!“

„Nur zur Hälfte“, gab Loki zu.

„Also, wo bist du wirklich?“

„Hier, zumindest zur Hälfte.“

„Du lügst!“

„Dies Mal nicht.“

„Es ist physikalisch unmöglich, sich nur zur Hälfte irgendwo zu befinden und am Leben zu sein!“

„Menschen! Eure Wissenschaft ist so schrecklich begrenzt! Wie haltet ihr das nur aus?“

„Du willst mir ernsthaft weiß machen, dass du hier und zur gleichen Zeit irgendwo anders bist?“

„Nein, will ich nicht, weil es deine Vorstellungskraft übersteigt.“

„Warte? Meine Vorstellungskraft? Du behauptest deine Erklärung überstiege meine Vorstellungskraft?“

„Ja, weil sie deinem wissenschaftlichen Weltverständnis widerspräche.“

„Versuch es!“

Loki schnaubte und blieb sitzen, obwohl es ihm widerstrebte sich zu Tonys Füßen zu befinden. „Dazu müsstest du glauben können, dass es möglich ist den Geist vom Körper zu trennen.“

„Das ist esoterischer Bockmist!“

„Ich sagte doch, es übersteigt deine Vorstellungskraft.“

„Das, was gemeinhin als Geist oder auch das Ich eines Menschen bezeichnet wird, entsteht durch elektronische Impulse im Gehirn, weswegen es physikalisch unmöglich ist den Geist vom Körper zu trennen, da sich der Geist aus körperlichen Prozessen zusammensetzt“, dozierte Tony. „Darum musst du dich in der Nähe aufhalten. Deine Trugbilder wirken nur auf kurze Distanz.“

„Da dir die Erklärung besser gefällt, belassen wir es halt dabei.“ Nun kam Loki doch auf die Füße. Die Wortgefechte mit Tony waren zwar immer amüsant, allerdings hatte ihm die kleine Rettungsaktion und Tonys verbaler Tiefschlag den Spaß daran verdorben.

„Wärmekamera, ehrlich?“, kommentierte er bei einem Blick auf Tonys gezücktes Smartphone. Tony ließ sich davon nicht beirren, obwohl das Ergebnis des Tests unbefriedigend ausfiel. Es befand sich keine Wärmequelle in der Nähe, die groß genug war um Loki zu sein. Tony kratzte sich am Kopf und Loki kicherte, was dessen Aufmerksamkeit wieder auf ihn richtete.

„Warum hast du das getan?“, erkundigte sich Tony.

„Was genau?“

„Deinen Trick.“

„Welchen?“

Tony wedelte mit der Hand. „Die Teleportation.“ Er hielt kurz inne. „Mich vor dem Auto gerettet?“

Lokis Antwort bestand in einer wegwerfenden Handbewegung, obwohl er sich die Frage auch stellte. Immerhin war Tony nur ein Mensch, zwar ein interessanter Mensch, aber eben nur ein Mensch. „Zulassen, dass einer der größten Helden dieses Zeitalters von einem Auto geplättet wird? Ein ziemlich langweiliges Ende für einen Helden, findest du nicht? Da draußen warten viel spannendere Todesarten auf dich und sehr wahrscheinlich auch Schmerzhaftere. Wie auch immer, nett mal wieder mit dir geplaudert zu haben.“ So allmählich wurde Loki das Gespräch zu ernsthaft. Er winkte Tony zum Abschied zu und ging los.

„Das war’s? Du störst mich beim Joggen und haust dann einfach wieder ab?“, rief ihm Tony nach.

„Ja.“

„Das ist unbefriedigend!“

„Für dich vielleicht. Man sieht sich.“ Loki löste seine Illusion auf. Demnächst würde das Frühstück in seine Zelle geliefert und er wollte kein Aufsehen erregen. Obwohl, wenn er nur teilnahmslos dasäße, würde das die Wachen kaum verwundern. Außerdem verspürte er das Bedürfnis nach ein wenig Ruhe und Langeweile.
 

Tony rieb sich die Oberarme. Dieses plötzliche Auftauchen und Verschwinden Lokis ging ihm auf die Nerven. Was bezweckte der damit? War er noch da?

Ein weiter Blick auf die Wärmequellenanzeige seines Phones teilte ihm nur das Gleiche wie zuvor mit. Und das war völlig nutzlos. Tony schauderte vor Kälte. Er hätte sich doch von der Autofahrerin mitnehmen lassen sollen. Der Schnee auf seiner Joggingkleidung war nämlich inzwischen geschmolzen und hatte den Stoff durchnässt.

Der starke Tannenduft, der vom umgestürzten Baum ausging, reizte seine Nase. Er beschloss ins Hotel zurückzukehren um sich aufzuwärmen. Am liebsten hätte er Thor kontaktiert. Der könnte ihm vielleicht erklären, was los war. Oder er könnte ihn bitten seinen durch geknallten Bruder abzuholen, der für seine Verbrechen büßen sollte, anstatt ihm hier das Leben schwer zu machen. Es gab nur ein großes Problem dabei, er besaß keine Kontaktmöglichkeit zu Thor.

Tony stapfte aus dem Wald auf den Fußweg. Um dem Auskühlen vorzubeugen, verfiel er nach einigen Metern vom Gehen wieder in einen leichten Laufschritt.

Was sollte das Ganze nur? Wieso führte Loki Aktionen durch, die nur dazu gedacht waren Aufmerksamkeit zu erregen? Und, warum so harmloses Zeug? Bis jetzt war noch niemand zu Schaden gekommen. Ein leichter Schreck, obwohl die Autofahrerin dürfte einen gehörigen Schreck abgekriegt haben, aber nur das. Keine Toten, keine Verletzten, keine Armee, kein Versuch seinen Geist zu übernehmen oder irgendetwas zu tun, was geeignet gewesen wäre einer Weltherrschaft näherzukommen. Fast war es, als wäre Loki nur wegen der Wortgefechte mit ihm hergekommen. Wenn er nicht so verrückt wäre… halt, gerade weil Loki so verrückt war, ergab es beinahe Sinn, sein Verhalten als seine Art hallo zu sagen zu betrachten.

Und wenn er auf der Flucht war? Aber wieso gefährdete er eine Flucht damit Tony kindische Streiche zu spielen?

Gedankenverloren erreichte Tony sein Hotel. Er durchquerte die Hotelhalle und zog sich auf sein Zimmer zurück. Er grübelte weiter, während er sich seiner nassen Sachen entledigte und unter die warme Dusche stieg.

Wollte Loki etwa nur seine Aufmerksamkeit wecken? Wozu? Tony konnte keine Vorteile für Loki in dessen Verhalten erkennen. Also begann er sich das Gespräch mit Loki ins Gedächtnis zurückzurufen.

„Waren da Hinweise versteckt gewesen? Zweifel an Thors Glaubwürdigkeit, die waren von Loki zu erwarten gewesen. Spitze Kommentare. Wovon hatte er ablenken… Oh, mein Gott die Sache mit dem achtbeinigen Fohlen! Die Reaktion auf meine Anmerkung war seltsam. Heißt das, das war wahr? Moment, Loki hat gar nichts dazu gesagt. Er ist dem Thema gänzlich ausgewichen. Nehmen wir mal an, Loki kann wirklich seine Gestalt wechseln, wie in den Mythen steht, wie komplett ist diese Verwandlung? Ich kann nicht glauben, dass ich gerade ernsthaft über Verwandlungen und magische Fähigkeiten nachdenke, die der Physik widersprechen!“

Tony hielt im Haare waschen inne. Er schüttelte sich und spülte die Haare aus. „Ich denke echt über Magie nach?“

Doch er wurde die Überlegungen einfach nicht los. Also tat er das, was er in solchen Situationen meistens tat, sie analysieren und Fakten checken.

Abgetrocknet, jedoch nur im Morgenmantel, setzte er sich an sein Notebook. Zuallererst öffnete er die Datei, welche er im Restaurant zusammengestellt hatte. Obwohl er Informationen von S.H.I.E.L.D. hatte mit einfließen lassen, enthielt sie bemerkenswert wenig Fakten.

„Hier steht Loki ist Ase, aber Thor sagte, er wäre adoptiert. Wer oder was waren seine Eltern? Stimmt in dem Fall die Angaben der Edda?“

Vorsichtshalber tippte Tony: „Herkunft unbekannt“ ein.

„Fähigkeiten? Und bleib bei den Fakten. Übermenschliche Stärke, Illusionen, verschiedenster Art. Das heute hat sich verdammt echt angefühlt. Speerkämpfer, Messerwerfer. Moment, er hat das Zepter verändert.“ Nur um sicher zu gehen, schaute Tony sich das Bildmaterial aus Stuttgart an.

„Er hat sowohl Zepter als auch seine Kleidung verändert. Und das war echt.“ Tony raufte sich die Haare, denn für diese Handlungen kannte er nur die Bezeichnung Magie. Mit den X-Men und sonstigen Superhelden war sein Weltbild schon ziemlich auf den Kopf gestellt worden, aber die Existenz von Magie hatte trotzdem bisher nicht so recht dazu gehört.

„In den Sagen steht Gestaltwandler. Seiner Reaktion nach, ist er dazu in der Lage sich in ein Pferd zu verwandeln. Sogar eine Stute, anders wäre ein Fohlen zu gebären nicht möglich. Bis zu welchem Grad kann er sich verwandeln? Wäre eine Maus auch möglich? Das sollte man besser rausfinden. Wo er das alles kann, wozu hat er überhaupt die Hilfe der Chitauri gebraucht? Oder eine Armee?“

Unbewusst schlang Tony die Arme um sich. Die Chitauri waren einfach nur entsetzlich! Sein Herz flatterte in seiner Brust. Hoffentlich keine Nachwirkungen der Operation…

Ein Piepsen schreckte ihn auf. Sein Blick glitt zur Zeitanzeige des Notebooks. Wenn er das Frühstück ausließe, könnte er es noch schaffen pünktlich zur ersten Veranstaltung des heutigen Kongresstages zu kommen. Aber eigentlich wünschte er sich im Moment nur in sein Labor. Träge streckte er sich ein wenig, angelte das Hoteltelefon und wählte die Nummer des Zimmerservice. Das erledigt konnte er sich genug Zeit lassen um seinen eigenen Vortrag am Nachmittag vorzubereiten. Entschlossen klickte Tony die Datei zu Loki weg. Als der Zimmerservice sein Frühstück brachte, war er dabei, seinen Vortrag noch eben schnell zu überarbeiten.

Bombenstimmung

Loki lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Es war zwar kniffelig gewesen in seine Zelle zu seinem Körper zu gelangen, aber er wurde besser im Umgehen der Banne. Er drehte sein Messer in den Fingern. Trotz des Magieverbrauchs war sein Essen kaum berührt. Das Messer beschrieb kleine Kreise auf dem Teller. Eigentlich müsste er seine Energiereserven wiederauffüllen, doch er verspürte keinen Appetit.

Wenn DAS in ihren Mythen erwähnt wurde, was stand da noch alles drin? Wer hatte geplaudert? Ihm war bewusst, dass es eine Zeitlang ein ziemlicher Skandal am Hof gewesen war. Die bescheuerten darauf anspielenden Witze hatten nie ganz aufgehört. Nun, zumindest waren sie nicht mehr in seiner oder Thors Gegenwart erzählt worden, nach einem spektakulären Wutanfall Seitens Thors. Loki presste die Kiefer zusammen. Sollte er Thor jetzt dafür dankbar sein? Klar doch!

Bewusst langsam legte er das Messer auf dem Teller ab. Die Wachen waren in Sichtweite und er hatte keine Lust ihnen ein Schauspiel zu bieten. Er schob den Teller fort und schaute zum Spiegel. Eine kaum merkliche Handgeste und er konnte wieder Tony beobachten. Nun hatte er noch etwas, was er dem Menschen heimzahlen wollte. Er hasste es, daran erinnert zu werden!

Der Ausblick im Spiegel war allerdings öde. Dieser verflixte Mensch saß bloß vor einem technischen Gerät rum. Das bedeutete mal wieder abwarten. Loki holte sich ein Buch herbei und setzte sich so, dass er problemlos immer mal wieder einen Blick auf den Spiegel werfen konnte. Lustlos überflog er die Seiten. Als er bemerkte, dass er den einen Absatz zum dritten Mal begann, hätte er das Buch eigentlich weglegen können, so wenig lernte er daraus. Allerdings gab es ihm den Anschein von Entspannung und Ruhe, weswegen er es in der Hand behielt.

Die Zeit kroch dahin, nur unterbrochen von der Ankunft neuer Gefangener, die Loki unkommentiert ließ.

Loki überlegte, dass sein Interesse an Tony Stark einem juckenden Insektenstich glich, an dem man kratzte, obwohl man wusste, dass man es besser bleiben lassen sollte. Gerade weil Tonys Frage ihn mehr getroffen hatte, als er zu zugeben bereit war, war er festentschlossen Tony noch mehr zu ärgern.

Schließlich zeigte ihm ein flüchtiger Blick, wie Tony einen Konferenzraum betrat. Das Buch landete unsanft auf dem Tisch. Loki wechselte auf sein Bett, wo er es seinem Körper bequem machte.

Der Teil Midgards, in dem Tony sich aufhielt, präsentierte sich im Gegensatz zum Morgen nass und frostig. Der eisige Regen gefror auf den Straßen, wo sich eine spiegelglatte Eisschicht bildete. Die Zweige der Bäume und sogar die Tannennadeln waren von Eis umschlossen, als trügen sie eine gläserne Hülle. Die wenigen Menschen, die unterwegs waren, schlitterten mehr als das sie gingen. Loki amüsierte sich über, die durch das Glatteis ins Rutschen gebrachten, Menschen.

Der Raum, in welchem er Tony fand, war überfüllt. Einige Leute standen sogar an die Wand gelehnt da. Loki schwebte über ihren Köpfen, wobei er sich fragte, was künstliche, rekurrente Netzwerke waren. Diese Bezeichnung verwendete Tony häufiger in seinem Vortrag. Auch die Idee ein lernfähiges Programm zu erschaffen, welches außerirdische Bedrohungen identifizieren und geeignete Gegenmaßnahmen einzuleiten vermochte, fand Erwähnung. Loki schüttelte belustigt den Kopf. Solche Technik war fehleranfällig. Tony hörte sich begeistert an, allerdings bezweifelte Loki, dass der Mensch sich das genauer überlegt hatte. Aus Lokis Sicht neigte Tony dazu, Sachen erst auszuprobieren und mit den Problemen, die sich ergaben, später fertig zu werden.

Er verzog spöttisch den Mund, als ein blonder junger Mann aufstand. Da verstand wohl noch jemand Toys Ausführungen nicht. Erst als der einen kleinen Gegenstand in seiner Hand in die Höhe hob, merkte Loki, dass dies kein Fragensteller war.

„Sie können später…“

„Halt‘ die Klappe, alter Sack! Jetzt rede ich! Ihr tut, was ich sage, sonst fliegt ihr in die Luft! Hiermit kann ich eine Bombe zünden, die uns alle hochjagt, kapiert!“ Der Mann wedelte mit dem Gegenstand herum.

Köpfe wandten sich zu ihm um. Entsetztes Murmeln erhob sich. Loki stöhnte auf. Musste dieser blöde Mensch seinen Plan ruinieren! Zeit etwas zu unternehmen. Da die gesamte Aufmerksamkeit eh auf dem Kerl lag, nutzte Loki das aus. Wer achtete im Augenblick schon auf schwebende Gegenstände…

Jetzt konnte er ungestört handeln. Loki löste ein Kabel von einem Laptop. Das Kabel schlängelte sich unbemerkt auf die Beine des Bombenlegers zu. Sacht ringelte es sich mit ein wenig Abstand um die Beine. Fies grinsend ließ Loki es sich mit einem Ruck festziehen. „Was…?“

Der Mann schrie auf und verhedderte sich in dem Kabel, dabei löste sich sein Griff um den Zünder. Um ihn herum sprangen Leute auf. Mit einem Fingerschnipsen verfrachtete Loki das Gerät in hohem Bogen auf Tonys Rednerpult. Tumult brach aus.

„Ruhe!“, donnerte Tony durch sein Mikrofon noch verstärkt. „Bleiben sie ruhig“

Der Mann war dabei sich aufzurappeln, woraufhin Loki einen Stuhl, mitsamt der Person darauf, in Bewegung setzte. Der Stuhl krachte scheppernd in den Bombenleger. Menschen warfen sich zur Seite. Zwei junge Männer stürzten sich auf den gefallen Mann. Sie zerrten ihn hoch und hielten ihn fest. Aus den Augenwinkeln bekam Loki mit, wie Tony den Zünder musterte.

„Verdammt!“ Tony atmete tief durch. „Wir haben genug Zeit. Ich sage ihnen jetzt, wie es abläuft. Zuerst verlassen, die Leute in der Nähe der Türen den Saal, dann die Reihe dahinter und so weiter. Verlassen sie bitte das Hotel umgehend, aber gesittet. Sie da, gut gemacht, nehmen sie ihn mit raus und übergeben ihn der Polizei.“ Die Ersten kamen Tonys Anweisungen nach. Die jungen Männer rangen mit dem Bombenleger. Loki verknotete das Kabel, um dessen Beine. Einer der Männer bog dem blonden Mann den Arm auf den Rücken. Der andere griff sich einen Schal und nutzte den, um den Bombenleger zu fesseln.

„Dr. Heinz, bitte verständigen sie die Hoteldirektion, dass sie das Gebäude räumen sollen. Dr. Martin rufen sie bitte die Polizei und teilen ihnen die Situation mit. Danke für ihre Zusammenarbeit.“ Tonys ruhige Stimme kam bei den Leuten an. Loki beobachtete erstaunt, wie sich die Leute Tonys Autorität beugten. Die Panik war abgewendet.

Er schwebte zu Tony, der nun wieder den Zünder musterte. Eine rote Zahl blinke darauf. Sie sprang von 19.37 zu 19.38. Tony tippte etwas auf seinem Notebook. „Ich wette du bist hier, Loki“, wisperte er, „Danke für die Verschlimmerung der Lage!“

„Wie bitte?“ Loki erlaubte es seiner Stimme hörbar zu werden.

„Wegen dir haben wir etwas unter zwanzig Minuten um diese Bombe zu finden, das Gebäude zu evakuieren und die Bombe zu entschärfen! Hätte er den Zünder in der Hand behalten, wäre der Timer nicht angelaufen!“, zischte Tony wütend.

„Und woher hätte ich das wissen sollen!“

Der Saal leerte sich zusehends, also zeigte Loki Tony eine Version seiner selbst, die kein Aufsehen in Midgard hervorrufen sollte. Sie war von der Mehrzahl der Veranstaltungsteilnehmer inspiriert. Er erschien mit seiner üblichen Rockerfrisur in schwarzer Jeans und dunkelgrünem Hoody, der die türkisen Aufschrift:“Keep calm and kneel!“trug. Tony gab irgendetwas in seinen Rechner ein. Loki knurrte ungehalten. Der verhinderte Feuerteufel kam ihm bekannt vor, aber woher? Durch die New York Sache konnte er ihn nicht kennen. Der hatte so ein komisches Zeichen am Handgelenk gehabt. Das hatte er heute schon mal gesehen, aber wann? Ach ja, der Overallträger von der Heizungsfirma aus der Lobby!

„Wo finden sich hier die Gaszähler?“, fragte er Tony

„Lenk mich nicht ab!“

„Das ist wichtig. Der Kerl war heute Morgen hier, um den Gaszähler abzulesen, zumindest behauptete er das.“

„Woher..?“

„Hab, in der Lobby auf dich gewartet.“

Tony nickte knapp, ehe er den Gebäudeplan des Hotels aufrief. „Mist! Wo? Ach ja, Rettungsplan!“ Er klickte auf eine andere Ansicht. „Na also!“

Das Notebook unterm Arm verließ Tony den inzwischen leeren Saal. Loki folgte ihm einfach. In der Eingangshalle sprach ein älterer Herr, in zerbeultem Tweetanzug, mit dem Hotelangestellten an der Rezeption. Loki vermutete, dass es sich dabei um Dr. Heiz handelte, denn Tony nickte ihm im Vorbeigehen zu. Weil er sich den Plan eingeprägt hatte und sich an die Wegbeschreibung vom Morgen erinnerte, nutzte Loki die Vorteile seiner Astralform aus. Er konnte einfach durch Wände oder Fußböden gleiten. Rasch hatte er den Heizungskeller gefunden. Dort angekommen stellte er fest, dass dies sinnlos gewesen war, weil er nicht wusste, wie man eine Bombe entschärfte oder auch nur, wie die aussah. Bis Tony kam, musste er dumm in der Gegend rumschweben.

Er erkundete dennoch den Raum. Dabei entdeckte er etwas anderes ebenfalls Beunruhigendes. An der Wand neben einem Regal lief Wasser hinab. Loki sah genauer hin. „Echt jetzt?“

An der Stelle konnte er statt eine feste Wand anzustarren, auf ein aufgewühltes Meer sehen.

Die Tür wurde aufgerissen. Loki wirbelte herum.

„Und? Wo ist sie?“

Loki hob in einer Geste der Ahnungslosigkeit die Hände. „Du bist der Waffenexperte.“

„Sehr hilfreich!“ Tony, der inzwischen seine Rüstung trug, begann seinerseits den Raum abzusuchen.

Loki erhielt einen Schlag in den Rücken, der ihn vorwärts taumeln ließ. „Au!“ Die Stelle auf seinem Rücken brannte wie verätzt. Er fuhr zu dem Portal herum. Ein grellpinker Tentakel schwang auf ihn zu und traf ihn an der Brust. Er wurde nach hinten geschleudert und flog durch ein Regal sowie die Kellerwand. Als er wieder im Raum war, riss ein weiterer Tentakel ein Regal um. Es schepperte gewaltig.

„Holy shit!“, stieß Tony hervor.

„Ich kümmere mich drum. Du bist für die Bombe zuständig!“

„Aber..“

„Mach schon!“

„Okay!“

Loki sammelte seine Magie, was er im Begriff zu tun stand, würde ihm Heimdalls Aufmerksamkeit sichern. Die meisten Kampfzauber konnte er nicht anwenden, wegen der doofen Bannsprüche seiner Zelle. Warum hatten sie auch seine Magie beschneiden müssen? Blöde Frage! Aber dennoch, derzeit ein Problem. Trugbilder und ein bisschen Telekinese waren gegen dieses Tentakelvieh wenig sinnvoll. Also improvisieren!

„Hab sie!“, rief Tony irgendwo hinter ihm.

„Toll! Ahhh!“ Ein Tentakel hatte sich um Lokis Knöchel gewickelt. Er wob Eis um seine Hand und hackte den Tentakel durch. Schrilles Quietschen dröhnte in seinen Ohren. Loki duckte sich. Ein anderer Tentakel zischte über ihn hinweg. Er wich zurück und verknotete die schleimigen Gliedmaßen. Leider blieb der erhoffte Erfolg aus. Das Wesen entwirrte sich einfach wieder. Loki verlor den Überblick darüber, wie lange er gegen das Tentakelvieh ankämpfte, bis Tonys: „Geschafft!“, erklang.

Gegen all seine Bemühungen hatte sich erneut ein Tentakel um ihn geschlungen, diesmal um seinen Oberkörper. Loki presste die Zähne vor Schmerzen zusammen. Dieses Vieh dürfte ihn eigentlich gar nicht berühren können! Wütend legte er seine Hände auf das glitschige Teil und brachte die Flüssigkeit darin zum Gefrieren. Wieder wurde er durch die Gegend geworfen. Sein Flug endete vor Tonys Füßen halb im Boden.

„Bleib unten!“

Loki gehorchte nur zu gerne und Tony schoss einen Energiestrahl auf das Wesen ab. Es regnete Salzwasser und Fleischstückchen.

„Was zur Hölle ist das?“

„Keine Ahnung. Aber ich sorge dafür, dass es nicht mehr herkommen kann, wenn du schwörst über meine Anwesenheit auf Midgard den Mund zu halten, besonders Thor und S.H.I.E.L.D. gegenüber. Schwöre nicht zu verraten, wo ich mich aufhalte.“

„Und wenn ich nicht schwöre?“

„Lass ich dich mit einem Portal zu einer anderen Welt alleine und du darfst dir einen Weg ausdenken, wie du es schließt!“

„Portal?“

„Was sonst oder sind solche Riesententakelviecher in Midgard üblich?“

„Ich hätte nicht gefragt, was das ist, wenn die hier üblich wären.“

„Wie ist es, schwörst du?“

„Dich weder an Thor noch an S.H.I.E.L.D. zu verraten?“

„Genau.“

Eine ganze Weile stand Tony nur im Heizungskeller, den Blick starr auf dem runden Portal in der Wand. „Ich schwöre weder Thor noch S.H.I.E.L.D. mitzuteilen, wo du dich aufhältst.“, quetschte er schließlich hervor.

„Hervorragend.“ Loki rappelte sich auf. Sein Trugbild war zerfleddert und wies Risse auf. Die Stellen, wo ihn das Wesen berührt hatte brannten. Auch für ihn war dieses Wesen neu, doch das war unwichtig. Er kratzte seine Magie zusammen, dann zeichnete er Runen in die Luft, welche er vor langer Zeit in einem Buch gesehen hatte. Sie hingen golden schimmernd mitten im Raum. Gerade als er fürchtete, sie wären unwirksam, schloss sich das Portal und schnitt drei pinke Tentakel ab.

„Igitt!“ Tony kickte ein Tentakelstück mit dem Fuß zur Seite. „Wehe du haust wieder ohne Erklärung ab!“

„Was, du willst, dass ich dies hier der menschlichen Polizei erkläre?“

„Nein, ich will eine Erklärung von dir, nachdem ich das mit der Polizei geregelt habe.“

„Fein. Dann warte ich in deinem Zimmer auf dich.“ Loki zwinkerte Tony zu und entfernte sich mit so viel Eleganz, wie er noch aufbringen konnte.
 

Zu seiner Verwunderung fand Tony Loki tatsächlich in seiner Suite vor, als er sie ein paar Stunden später betrat. Der Ase schwebte mitten in der Luft und sah noch immer angesengt aus. Dunkle Risse zogen sich über seine Gestalt. Tony schlenderte zur Minibar. „Wundert mich, dass du dich noch nicht selbst bedient hast.“

Loki drehte sich in der Luft auf den Bauch. „Hätte ich gerne, ist leider nur unmöglich.“

„Hat das damit zu tun, dass du durch eine Wand geflogen bist, ohne sie zu beschädigen?“

Tony erhielt ein bestätigendes Nicken zur Antwort.

„Du bleibst bei deiner Erklärung von heute Morgen.“ Diesmal bestand die Antwort in einem schmalen Lächeln. Tony rieb sich die Schläfen. Sein Kopf schmerzte und er fürchtete, dass er Loki glauben sollte. Er ließ sich auf die Couch sinken. „Noch mal, was war das für ein Vieh im Heizungskeller?“

„Nach längerem Nachdenken bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es ein Seelenfresser war. Falls die Angaben aus der Fußnote in dem zerfledderten Bestiarium aus der hintersten Ecke der Palastbibliothek korrekt sind.“

„Was, es gibt etwas, dass du nicht kennst?“

„Es sind mindestens neun Welten voller Viecher. Ich lese ja gerne, aber um alles über sie zu lernen, wäre selbst meine Lebenszeit nicht ausreichend.“ Loki schwebte auf Tony zu. „Hattest du einen netten Plausch mit S.H.I.E.L.D.-Agenten?“

Erinner mich nicht daran!“ Tony nahm einen Schluck von dem Whiskey, den er sich aus der Minibar organisiert hatte. Er hatte tausendunddrei Fragen beantworten sollen, wobei er auf einige keine Antwort gehabt hatte. „Dein Teil der Abmachung!“, forderte er, wobei er Loki einen genervten Blick zuwarf. Musste der unbedingt vor seiner Nase in der Luft rumhängen?

„Ach, das ist nur ein Nebeneffekt der Konvergenz der Welten, die bevorsteht.“

„Etwas ausführlicher bitte! In verständlichen Worten.“

„Demnächst bilden die neun Welten eine Linie, die sogenannte Konvergenz. Es geschieht alle 5000 Jahre. Laut den Berichten darüber sind die Wände zwischen den Welten um die Konvergenz herum durchlässig und es können Portale auftreten. Ein lästiger Nebeneffekt halt.“

„Das war wirklich ein Tor in eine andere Welt?“

„Sah so aus.“

„Wo treten diese Tore auf?“

Loki grinste, in seinen Augen lag ein beunruhigendes Glitzern. „Zufällig, ungeordnet, überall.“

Tony stöhnte auf. „Gibt es eine Möglichkeit sie zu orten?“

„Wäre doch viel zu langweilig. Stell dir mal vor, was diese Portale alles anrichten können.“

„Tue ich. Wo es dich so amüsiert, wieso hast du mir schon wieder geholfen?“ Tony verstand Loki immer weniger. Dessen Gedankengänge glichen wirklich einem Sack voller Katzen, wie Bruce es beschrieben hatte. Loki hing hier rum, half ihm sogar und war so anhänglich wie eine Klette.

Loki breitete die Arme aus, verzog minimal das Gesicht und meinte: „Just for fun.“

Tony betrachtete die dunklen Stellen in Lokis Trugbild genauer. „Die solltest du besser verarzten.“

Loki rollte mit den Augen. Grünes Licht flimmerte über seine Gestalt und er wirkte wieder völlig gesund. Tony rieb sich das Kinn. Er hob die Hand, nur um kurz vor Lokis Wange innezuhalten. „Wovor versteckst du dich?“

Er wollte das wirklich wissen. Denn alles an Loki war Schein. Was lag hinter dem Anschein? Wut verzerrte das Gesicht seines Gegenübers für einen Moment, ehe Loki den Kopf so hob, dass er auf Tony hinabsehen konnte.

„Keine Antwort“, stellte Tony fest. Seine Hand berührte das Trugbild und seine Finger tauchten hinein. Er stoppte und es war Loki, der zurückwich.

„Wie ist das eigentlich, stimmen die Legenden und du bist ein Frostriese?“

„So zartbesaitet, nenn es doch beim Namen: Ein Monster!“, knurrte Loki.

„Sind Frostriesen das denn? Ohne Ausnahme?“

„Wo hast du deine Allgemeinbildung her, aus dem Internet?“

Da hatte er anscheinend einen wunden Punkt entdeckt. Tony lächelte, den vor ihm schwebenden, Loki freundlich an. „Taten machen einem zum Monster, nicht als was man geboren wurde.“

„In dem Fall, kann ich das hier ja für mich behalten.“ Ein blau glitzernder Ring erhob sich vom Couchtisch in die Höhe. Tony starrte den Ring an. Woher zum Henker kam der denn?

„Andererseits, wo er schon existiert…“, begann Loki einen Satz, den er unvollendet ließ.

Tony ballte die Hände zu Fäusten, dennoch rutschte der Ring irgendwie auf den Ringfinger seiner rechten Hand. Kälte breitete sich von dem schmalen Gegenstand aus. Tony ergriff den Ring und zog daran, nur um festzustelle, dass der Ring auf seinem Finger stecken blieb, egal wie sehr er daran zerrte.

„Er sollte eine Weile halten. Du ziehst doch bestimmt los die Portale zu schließen, sobald du einen Weg gefunden hast, sie zu orten. Wenn du auf eines triffst, benutz diesen Ring.“

Beunruhigt drehte Tony an dem Ring. Es war als würde er mit Eiswasser übergossen. Tony schrie auf. Er schnappte nach Luft, schlang die Arme um sich und kam schwankend auf seinen Hufen zum Stehen. Er stolpert, stürzte neben dem Tisch zu Boden und starrte auf seinen Unterleib. Über ihm hallte Lokis Lachen durch den Raum. Da, wo seine Beine sein sollten, erkannte Tony Bocksbeine. Er zuckte mit seinen Ohren. Diese Bewegung spürend, griff er sich an den Kopf. Er fühlte flauschige, rundliche, bewegliche Ohren, die zu lang waren. Weiteres Tasten verriet ihm, dass aus seiner Stirn kleine harte Hörnchen wuchsen.

„Sieht gut aus. Sexy Satyr. Oder bevorzugst du die Bezeichnung Faun?“

Tony schnappte sich den nächstbesten Gegenstand, den er erreichen konnte. Der Aschenbecher flog durch den kichernden Loki hindurch und zerschellte an der Wand.

„Mach das rückgängig!“

„Aber du siehst soooo niedlich aus!“, pruste Loki nur.

„Ich bring dich um!“ Tony trat mit dem Huf nach dem Tisch. Seine Ohren juckten und er wollte lieber nicht genau wissen, warum sich sein Steiß so gequetscht in seiner Hose anfühlte.

„Oh, wundervoll. Du willst mich umbringen. Welch fein abgestimmte Erwiderung auf die Situation. Nur zu, wenn dir diese Gestalt so sehr gefällt.“

Tony atmete tief ein und zählt langsam bis zwanzig. Er ging es falsch an. Je mehr er sich aufregte, desto mehr amüsierte er Loki damit. Vorsichtig richtete er sich auf und zog sich auf die Couch. Er drehte den Ring erneut. Alles blieb, wie es war. Einen Versuch war es wert gewesen. Ihm fiel auf, dass in dem hellblauen Eis goldene Runen schimmerten. Sie ähnelten den Runen, die Loki verwendet hatte, um das Portal zu schließen. Tony änderte seine Taktik. „Du gehst also davon aus, dass ich vorhabe neu auftretende Löcher zwischen den Welten zu stopfen“, erklärte er gespielt gelassen.

„Das ist es doch, was Helden tun, Personen vor Gefahren retten.“

„Was interessiert es dich. Du hast Spaß am Töten!“

„Musst du gerade sagen.“ Loki sah ihn verächtlich an. „Als wenn du noch nie getötet hättest! Nicht zu vergessen, die vielen unschuldigen Menschen, die durch von dir entworfene und verkaufte Waffen gestorben sind.“

„Achtzig Tote in zwei Tagen. Plus die Toten in New York!“, gab Tony kalt zurück.

„Es war der einzige Weg.“

„Eine Armee hierher führen! Bei deinem Einfallsreichtum, unwahrscheinlich!“

Loki lehnte sich vor, um ihm in die Augen zu starren. „Du hast ihre Schiffe in ihrer Welt gesehen. Wie fandest du das? Glückwunsch! Ich hatte genug Zeit sie näher kennenzulernen. Sei froh, dass ihr sie besiegt habt“, zischte ihn Loki an. In seinem Blick lag Schmerz. Schaudernd dachte Tony an die Chitauri. Loki wandte sich von ihm ab und strich sich durchs Haar. Tony beobachtete, wie Loki zum Fenster schwebte und in die vereiste Landschaft hinausblickte.

„Ich habe Welten gesehen, denen deinen schlimmsten Albträumen nicht einmal annähernd nahe kommen.“, fuhr er heiser fort. „Aber ebenso Welten, so wunderbar, dass es schwer fiel sie zu verlassen, weil sie dazu verlockten für immer dort zu bleiben. Bei der Konvergenz kommen all diese Welten miteinander in Berührung…“ Loki hielt inne. „Du bist so selbstmörderisch, dass du Schwächere beschützen willst, selbst wenn es dein Leben kosten sollte. Es ist bescheuert.“ Sichtlich schaudernd unterbrach Loki sich wieder, ehe er mit den Schultern zuckte. „Sagen wir einfach, ich will die Chancen angleichen.“

Grünes Feuer flackerte über Tony hinweg. Erneut fühlte er die eisige Kälte. So plötzlich, wie zuvor war die Verwandlung vorüber und er hatte seine menschliche Gestalt zurück.

„Vielleicht bin ich nur ein Monster. Vielleicht finde ich dich interessant genug, um etwas dagegen zu haben, dass du dich in eine Gefahr begibst, der du nicht gewachsen bist. Such es dir aus. Es ist so typisch menschlich, stur bis zum geht nicht mehr zu sein und, trotz eurer kurzen Lebensspanne, auch noch ständig damit beschäftigt, euer Leben zu verkürzen!“

Tony runzelte die Stirn Es hörte sich fast an, als missfiele Loki diese vermeintlichen menschlichen Eigenschaften.

„Wie auch immer, der geht gar nicht!“ Tony wedelte mit seiner Hand. „Damit kann ich mich nicht in der Öffentlichkeit zeigen. Ein Glitzerring, das ruiniert meinen Style!“

Loki drehte sich zu ihm um. Sein Lächeln erinnerte Tony an eine Katze, die den Kanarienvogel verspeist hatte.

„Der bleibt, wo er ist. Wenn du Glück hast, hält er solange, wie die Nebeneffekte der Konvergenz andauern.“ Loki warf ihm einen Luftkuss zu. „Denk an mich, wenn du dein zweites Portal findest. Wir bleiben in Verbindung.“

Er zwinkerte Tony zu und glitt durch die Wand in die Eislandschaft hinaus.

Tony sprang auf. Er rannte zum Fenster, doch draußen war Loki nicht mehr zu entdecken. Dafür fiel ihm ein Reiher auf, der über die Dächer der Fachwerkhäuser flog, was für diese Jahreszeit ungewöhnlich war.

Festgesetzt

Loki winkte Friggas Botenvogel zu. Sein Trugbild hatte er, kaum aus Tonys Suite draußen, gelöst. So erschöpft, wie er war, fragte er sich, ob er noch rechtzeitig in seinen Körper zurückkam. Aber das Risiko verlieh dem Ganzen auch mehr Reiz. Er verlor Friggas Vogel aus den Augen, als er einen seiner Geheimwege nach Asgard nutzte. Schwieriger gestaltete es sich, in seine Zelle zurückzukehren. Einmal wurde er fast von einem Wächter erwischt. Er war ein wenig zu müde für solche Versteckspiele.

Sobald er in die Zelle glitt, spürte er, wie neue Zauberbanne aktiviert wurden. Zuerst nahm er seinen Körper wieder in Besitz. Stöhnend öffnete er die Augen. Die Verletzungen, die der Seelenfresser seinem Geist zugefügt hatte, pulsierten heiß. Er betrachtete seine Hände. Die Haut war rissig und gerötet. Loki verzog das Gesicht. Er würde abwarten müssen, bis das verheilt war. Was sollte er auch sonst tun. Nach Heilern verlangen, weil er sich verletzt hatte, während er sich aus seinem Gefängnis geschlichen hatte, um sich in seiner Astralform zu amüsieren?

Steif verließ er das Bett. Nachdem er sich gereckt hatte, untersuchte er mit Kennerblick die neuen Banne. Sie trugen Friggas Handschrift. Wenn er Glück hatte, würde sie seine kleinen Unternehmungen unerwähnt lassen. Leider hielten die neuen Zauber ihn jetzt komplett gefangen. Weitere Ausflüge in Astralgestalt waren somit ausgeschlossen. Außerdem war nun jegliche neue Magie, die er anwandte, auf das Innere der Zelle beschränkt.

Sein einziger Lichtblick bestand darin, dass er durch den Ring eine mentale Verbindung zu Tony hatte, falls der an ihn dachte. Zumindest das stand ihm zur Verfügung, um die Langeweile zu bekämpfen.

Er nahm einen Apfel aus der Obstschale, die so zuvorkommend gefüllt wurde und biss hinein. Über die Ausstattung seiner Zelle und seine Verpflegung konnte er nicht klagen. Loki schmeckte die Süße des Apfels gemischt mit einer angenehmen sauren Note. Achtlos warf er das Kerngehäuse auf den Tisch. Der Ring, den er für Tony erschaffen hatte, hatte ihn auf eine Idee gebracht, welche er umsetzen würde, wenn er sich erholt hatte.

Gähnend legte er sich ins Bett. Dort bemerkte er, dass es unmöglich war eine bequeme Position darauf zu finden. Egal wie er sich drehte, sein Körper tat weh. Als einzigen passenden Vergleich für das Gefühl der Wunden fiel ihm die Vorstellung ein, wie Sandpapier über die Innenseite seiner Haut riebe. Es war dem Biest recht geschehen in Fetzen zu enden!

Er stand wieder auf und versuchte sich mit Lesen abzulenken. Leider waren seine Hände in Mitleidenschaft gezogen worden, so dass er sein Buch kurze Zeit später weglegte.

Die anderen Gefangenen zu beobachten, wurde er auch rasch überdrüssig. Die meisten saßen oder standen bloß gelangweilt in ihren Zellen herum. Und falls Kämpfe unter ihnen ausbrachen, wurden die immer schnell von den Wachen unterbunden. Loki schätzte, dass diese Gelegenheiten den Wachen genauso willkommen waren, wie ihm. Zumindest wirkten sie zumeist, als langweilten sie sich auf ihren Posten ebenfalls entsetzlich. Oder schliefen die eventuell im Stehen?

Die Stunden, die er mit Tony gespielt hatte, waren es fast wert gewesen nun richtig festzusitzen. Hoffentlich fand er einen Weg hier raus, bevor der es geschafft hatte, sich bei einer heroischen Aktion umbringen zu lassen. Es fiel Loki schwer, es sich einzugestehen, doch ihm würde es leid tun, käme dieser spezielle Mensch um. Was der Grund war, aus dem er den magischen Ring gefertigt hatte.

Und wenn er Pech hatte, war Tony an Altersschwäche gestorben, bevor er aus dieser Zelle raus war!

Wie als wolle er ihn verspotten, erwachte die Verbindung zu Tonys Ring zum Leben. Loki bekam einige farbenprächtige Flüche mit, die sich gegen ihn richteten. Doch hauptsächlich galt Tonys Aufmerksamkeit dem Problem ein Programm zu erstellen, welches potentiell gefährliche Portale ortete. Loki schloss die Augen und konzentrierte sich. Im Geiste flüsterte er Tony Formeln zu, die der in das Programm einfließen lassen sollte. Es erforderte einiges an Geschick aufgrund der Entfernung und, weil er darauf bedacht war Tony diese Formeln als dessen eigene Einfälle unterzujubeln.

Kurz darauf brach die Verbindung ab, da Tony wohl nur noch an das Programm dachte. Seufzend rieb Loki sich die Stirn. Er war erschöpft, aber noch waren die Schmerzen zu enervierend, um einzuschlafen zu können. Zum Ausruhen kam er hier drin eh genug. Da konnte er sich auch gleich richtig erschöpfen.

Zunächst schuf er ein Trugbild den Wachen und anderen Gefangenen gegenüber. Es ging sie nichts an, was er tat. Als nächstes zog er Wasser aus der Luft, aus dem er einen Ring aus Eis formte. Zaubersprüche murmelnd, ließ er seine Magie in den Ring fließen, so dass er seinen Zwecken dienen würde. Winzige goldene Flamen bildeten glühende Zeichen im Inneren des Eises. Sie schimmerten und flackerten unruhig, während er den Zauber wob. Zu Letzt erschuf er eine dünne Kette aus Eis, an der der Ring hing. Er zog sich die Kette über den Kopf und verbarg den Ring unter seiner Tunika.

Loki sackte auf seinem Stuhl zusammen. Der neue Ring ermöglichte es ihm einen mentalen Kontakt zu Tony herzustellen, wann immer er es wollte, anstatt nur Gedankenschnipsel aufzuschnappen, wenn Tony an ihn dachte. Außerdem hatte er noch ein, zwei weitere nützliche Zauber hinzugefügt.

Ein Wimmern entschlüpfte seinen Lippen, als er sich auf dem Tisch abstützte um aufzustehen. Er taumelte zum Bett und ließ sich darauf fallen. In den letzten Tagen hatte er mehr Magie gewirkt als sonst innerhalb einer Woche!

Loki schaffte es gerade noch die Decke über sich zu zerren, bevor die Erschöpfung ihn schließlich überwältigte.
 

Dieses merkwürde Wochenende mit dem Wissenschaftskongress lag eine Woche zurück, dennoch war Tonys Welt eher noch merkwürdiger geworden. Alles hatte damit begonnen, als er das Portalsuchprogramm kreiert hatte. Dabei waren ihm Formeln eingefallen, von denen er sich später fragte, wie er nur auf sie gekommen war. Das Programm arbeite zuverlässig und bewies, dass Loki mal die Wahrheit erzählt hatte. Bestätigt hatte es sich auch noch bei dem ersten Portal, dass Tony alleine beseitigte.

Daran heranzukommen, war jedoch schwieriger gewesen als es zu schließen. Im Endeffekt hatte Tony das Broadway-Theater schlicht für ein paar Stunden gemietet und den Hausmeister bestochen.

Mitten auf der Bühne war der bläulich schimmernde Ring des Portals sichtbar gewesen. Noch während Tony sich gefragt hatte, wie er den Ring nutzen sollte, um es zu schließen, war Lokis Stimme in seinem Kopf erklungen. Loki hatte ihn angewiesen seine rechte Hand in einer bestimmten Geste im Kreis zu bewegen und sich vorzustellen, wie sich das Loch schloss. Er sollte die Hand verwenden, an der glitzernden Eisring trug, den alle übersahen. Nicht einmal Pepper hatte ihn auf den Ring angesprochen!

Tony war sich behämmert vorgekommen, als er die Anweisungen befolgt hatte. Als er die Geste ausgeführt hatte, waren goldene Zeichen im blauen Kreis aufgeglüht. Sie hatten begonnen sich zu drehen und dann war das Portal verschwunden. Vorsichtshalber hatte Tony noch einen Stift auf die Stelle geworfen, wo es gewesen war. Doch der Stift war nur quer über die Bühne geflogen.

Dieses erste Portal hatte sich als verhältnismäßig einfach zu schließen herausgestellt im Vergleich mit anderen. An das Portal im Inneren einer Wasserrutsche eines Freibads mochte Tony gar nicht denken. Er war nur froh es geschlossen zu haben, ohne nur in Badehose bekleidet in einer anderen Welt gelandet zu sein.

Bei all diesen Unternehmungen hatte Lokis Stimme ihn begleitet und fachkundig beraten. Er war noch immer skeptisch, ob er wirklich mit Loki sprach oder, ob er sich dessen Stimme nur einbildete. Aber inzwischen erwartete er schon in spöttischen Tonfall vorgebrachte Ratschläge, sobald er sich aufmachte, sich einem neuen Portal zu stellen. Und er gestand sich ein, dass er sich mehr auf diese Ratschläge verließ als ihm Recht war. Ein, zwei Mal hatte er sich schon dabei erwischt, gedankliche Streitgespräche mit Loki zu führen, die sich sehr wie eine reale Diskussion mit dem Trickster anfühlten, so wie jetzt.

„Ich kann nicht fassen, dass ich das wirklich tue!“, dachte Tony.

„Einbrechen? Was ist daran so ungewohnt, du bist doch schon ganz woanders eingebrochen.“

„Aber noch nie in eine Schule!“

„Willst du das Portal schließen?“

„Natürlich!“

„Ohne Aufsehen zu erregen?“

„Besser wär’s.“

„Dann sieh zu, dass du dieses Schloss geknackt kriegst und die Alarmanlage lahm legst.“

„Um die hat sich J.A.R.V.I.S. schon gekümmert.“ Tony stocherte mit dem Dietrich im Schloss herum. Es klickte. „Na endlich! Hat ja lange genug gedauert!“

Tony ließ die Tür offen. Bisher waren nur kleine Dinge aus den Portalen übergewechselt, wie Sand, Steine oder ein schwefliger Geruch. Dennoch war Vorsicht geboten, schließlich hatte er seine Suche hauptsächlich auf Portale beschränkt, die eine potentielle Gefahr bargen.

„Links, Sir.“ J.A.R.V.I.S. Stimme wies ihm den Weg.

Es war etwas verwirrend, wenn auch noch Lokis Stimme in seinem Kopf dazukam.

Er lief durch dunkle Gänge, deren Boden aus grauem Linoleum bestand und an deren Wänden bunte Kinderbilder hingen. Am Ende des Ganges erreichte er ein großes Treppenhaus. Er schlich die Treppe hinab, dann lotste J.A.R.V.I.S. ihn zu einer weiteren verschlossenen Tür. Es war eine Doppeltür. Ein handgeschriebenes Plakat darüber, wies in bunten Buchstaben daraufhin, dass sich dahinter die Mensa befand. Tony schluckte. Ein Portal in Mitten einer Schulmensa, das konnte heiter werden.

Dieses Schloss ließ sich leichter knacken als das am Schuleingang. Flackernd erwachten die Neonleuchten an der Decke zum Leben, als Tony den Lichtschalter betätigte. Blaue Plastikstühle standen an Tischen mit roter Platte, die über den ganzen Raum verteilt waren. An der einen Seite befand sich die Essensausgabe, die sogar eine Salatbar enthielt.

Tony sah sich aufmerksam um. Da war eine Bewegung seitlich von ihm. Er duckte sich hinter einen Tisch. Etwas großes Geflügeltes sauste über ihn hinweg. Schrilles Kreischen erklang, als das Wesen wendete.

In Ermanglung seiner Rüstung warf Tony einen Stuhl nach dem Wesen. Krachend schlug es, in den Stuhl verwickelt, auf einer Tischplatte auf. Tony erhaschte einen Blick auf fleischfarbene Fledermausflügel. In diesem Moment erreichten ihn die Handschuhe seiner Rüstung.

Das Wesen entwirrte seine Flügel aus dem Stuhl. Es kickte den Stuhl mit einem krallenbewehrten Fuß weg. Es bleckte seine spitzen Zähne im langen Maul und kam auf Tony zu, der unter einem weiteren Angreifer zu Boden ging. Er stieß seinem Angreifer den Ellbogen in die Seite, packte einen Flügel, drehte sich mit dem Viech und schmetterte es in eine Tischgruppe. Gleich im Anschluss feuerte er einen Energiestrahl ab. Zu seinem Entsetzten kam sein Angreifer zeitgleich mit ihm wieder auf die Beine.

„Verdammtes Flatterzeug!“ Der Energiestrahl erwischte den zweiten Angreifer im Anflug. Das Wesen wurde gegen die Wand geschleudert.

„Flatterzeug? Oh, oh!“ Das war Loki in seinem Kopf. Tony suchte den Raum nach den Angreifern ab. Er brauchte Deckung. Er hechte über den Tresen der Essensausgabe.

„Was sind die bloß?“ Ihr lautes Kreischen schmerzte in seinen Ohren und vibrierte in seinem ganzen Körper.

„Krillitane, glaube ich! Falls du Ölfässer findest, übergieß sie mit dem Zeug!“ Erhielt er eine Antwort, die für ihn keinen Sinn ergab.

„Spinnst du! Ich kann doch keine Schule abfackeln!“ Tony spähte über den Tresen. Die Viecher waren schon wieder auf den Beinen.

„Na dann, schmeiß sie durchs Portal zurück in ihr Universum!“

„Hab ich vor.“ Tony wurde nach hinten geschleudert, als das Vorderteil seiner Rüstung ankam. Er krachte gegen die Tür, die in die Küche führte, was sie aus den Angeln riss. Er rollte sich ab und kam hoch. Hektisch blickte er sich um. Hinten in einer Ecke stand tatsächlich ein Ölfass. Bis seine Rüstung vollständig angekommen war, hielt er die beiden Krillitane auf Abstand. Hastig hob er das Ölfass hoch und warf es einem der angreifenden Flugviecher entgegen. Dabei lockerte sich der Verschluss. Der Krilltane versuchte noch zwecklos die Flugbahn zu ändern. Das Fass traf ihn mit Wucht. Öl tränkte das Wesen. Die Schreie gellten in Tonys Ohren. Der zweite Krilliane flüchtete in die Mensa. Tony flog über das, sich jaulend am Boden windende, Wesen hinweg. In seiner Rüstung war er schneller als der Krillitane und wendiger. Er fing das Wesen ein, hielt es so, dass es sich nicht befreien konnte und entdeckte das Portal. Es schimmerte hinter einer Säule neben einer noch stehenden Tischgruppe. Mit Schwung schleuderte Tony den Krilltane hindurch und verschloss es gleich im Anschluss.

„Wusste gar nicht das normales Frittieröl ätzend ist“, murmelte er.

„Von wegen Frittieröl, das dürfte reines Krillitaneöl sein.“

„Es stand in der Küche zum Frittieren!“

„Hatte sicher seinen Grund. Übergib die Ölfässer besser S.H.I.E.L.D. zum Spielen.“

„Wieso sollte ich?“

„Willst du wirklich, dass es zum Frittieren in einer Schulmensa verwendet wird? Obwohl, lass es doch da, dass dürfte den Notendurchschnitt hier unglaublich in die Höhe schnellen lassen.“

War das Lokis Ernst? War das überhaupt Loki in seinem Kopf? Aber was, wenn in den Überlegungen ein Fünkchen Wahrheit steckte? Er kontaktierte S.H.I.E.L.D. zum Aufräumen und machte die Fliege. Zu seinem Glück, gab es noch einen schrecklich verätzten Leichnam, der eindeutig nicht menschlich war. Das dürfte S.H.I.E.L.D. zur Genüge beschäftigen.

Auf seinem Flug zu seinem neuen Haus, gab er S.H.I.E.L.D. einen mündlichen Bericht der Ereignisse, wobei er behauptete das Portal habe sich von selbst geschlossen. Da es zurzeit auch solche Portale gab, war es nur eine kleine Flunkerei. Doch sonst hätte er Loki erwähnen müssen. Und den wollte er noch für sich behalten, außerdem gab es da noch seinen Schwur Loki gegenüber.

Wie so oft war Pepper noch in der Firma. Genau genommen, war sie gar nicht richtig in das neue Haus eingezogen. Tony war froh darüber, da er immer noch Probleme im Umgang mit ihr hatte. Die Gefahr, in die er sie gebracht hatte, hatte ihre Beziehung nachhaltig geschädigt.

Er legte die Rüstung ab. Das Haus fühlte sich leer an, kalt, einsam. Automatisch goss er sich einen Whiskey ein. Mit dem Glas in der Hand trat er zum Fenster des Wohnzimmers, das aufs Meer hinausblickte. Er mochte den Meerblick. Aus diesem Grund hat er sich wieder ein Haus mit Meerblick gekauft. Das Wasser glitzerte im Mondlicht. Er trank einen Schluck und genoss das angenehme Brennen in seiner Kehle.

Trauer und Wut überfluteten ihn. Gefolgt von bodenloser Verzweiflung. Tony sank in die Knie. Am Rande nahm er wahr, wie sein Glas klirrend zerbrach. Nässe drang am Knie durch den Stoff seiner Hose. Sein Atem kam abgehackt. Tony presste die Hände an seine Stirn. Nur langsam realisierte er, dass dies nicht seine Gefühle waren. Aber wessen? Zitternd drückte er seine Finger gegen das kühle Fensterglas, dabei fiel sein Blick auf den Ring an seiner Hand. Er glühte in blau-weißem Licht. Waren das etwa…? Zögerlich fragte er im Geist: „Loki?“

„Sie ist tot!“

„Wer?“

“Frigga!“, halte in seinem Kopf wieder. Es war das Letzte, was er von Loki hörte, ehe er das Gefühl hatte eine Tür würde in seinem Kopf zugeschlagen. Tony krümmte sich zusammen. In seinem Kopf hämmerten sieben Zwerge fröhlich vor sich hin. Die fremden Gefühle waren fort, wie mit einem Beil abgehackt. Bebend stemmte er sich hoch. Mit wackligen Knien wankte er zur nächsten Sitzgelegenheit um darauf zusammenzubrechen. Er rieb sich die pochenden Schläfen. Seine Gedanken wirbelten durch seinen Geist, wie Tinte, die in Wasser gegossen worden war. Loki war wirklich mit seinem Geist verbunden! Hatte er ihn manipuliert? Dagegen sprach, dass die Kommentare zwar spöttisch, aber zumeist hilfreich gewesen waren. Er hatte Portale zu anderen Welten mit Lokis Hilfe geschlossen. Über diese Erkenntnis brauchte er dringend noch einen Drink. Tony kam auf die Beine. Er goss sich einen Drink ein und gleich noch einen, bis seine Gedanken aufhörten wild um Loki zu kreisen.

Endzeitblues

Warum war er nochmal hier? Ach ja, um Friggas Tod zu rächen und eine Fluchtmöglichkeit zu finden. Jetzt galt es Malakith zu besiegen und das nach einem von Thors idiotischen Plänen!

Wenn er seinen Part gut spielte, ergab sich vielleicht sogar eine Chance zur Flucht. Er würde sich nämlich nicht von Thor wieder in die Zelle stecken lassen, wie ein Werkzeug, das man nur hervor holte, wenn man es benutzen wollte und dann wieder wegschloss!

Es war so leicht Thor scheinbar vor Malakith zu verraten. Ihn sich hilflos vor seinen Füßen auf dem Boden wälzen zu sehen, war befriedigend. Es war ein lang gehegter Traum, der für kurze Zeit wahr wurde, bis es Zeit war das Trugbild zu lösen. Der Zeitpunkt kam viel zu schnell.

Entsetzten breitete sich in Loki aus, als der, von Thors Blitz zerschlagene, Äther sich wieder sammelte, um in Malakith hineinzuströmen. Was nun?

Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr. Automatisch setzte er sich in Bewegung und warf sich über Thors, am Boden zusammengebrochene, Sterbliche. Wie konnte es Thor nur ertragen sie zu lieben, diese Menschen starben so schnell. Der Sog der Dunkelmateriegranate erfasste ihn. Er wurde empor gerissen. Nein! Bitte nicht! Noch nicht!

Hart stieß Thor mit ihm zusammen. Sie kullerten über den Steinboden. Nachdem sie sich aufgerappelte hatten, nickten sie sich nur kurz zu. Wie in den vielen früheren gemeinsamen Kämpfen war eine Absprache unnötig.

Loki schluckte hart. Es war sinnvoll, dass Thor sich Malakith und den Berserker vornahm, dennoch vier Dunkelelfenkrieger waren ein bisschen viel für ihn. Er ging in den Überlebensmodus über, als er sein Messer in die linke Hand nahm. Sein Kampfstil war, schnell, hart und unfair. Loki wirbelte nur so von einem Opfer zum Nächsten. Es war ein schneller äußerst brutaler Tanz. Kurz darauf stieß er die Leiche des letzten Dunkelelfen von sich. Sein Opfer war längst tot, als es auf dem Boden aufschlug. Rasch vergewisserte Loki sich, dass Jane in relativer Sicherheit war. Ein Messer zu haben war schon mal gut. Ein Schwert wäre besser. Loki bückte sich und hob eins der Dunkelelfenschwerter auf. Einer Überlegung folgend durchsuchte er die Leichen, bis er eine dieser fiesen Dunkelmateriegranaten fand. Die könnte sich als nützlich erweisen.

Wo war Thor? Autsch, das hatte sicher weh getan! Mit einer vagen Idee im Kopf, eilte Loki seinem Bruder zu Hilfe.

Von hinten rammte er das Schwert dem Berserker in den Rücken. Es durchdrang den Körper mühelos. Aber er musste noch näher heran, um ihm die Granate anzudrehen. Ehe er den Gedanken beendet hatte, wurde er gepackt. Der Berserker zog ihn auf das aus ihm herausragende Schwert. Loki schrie. Er bog sich vor Qual zurück. Das schmerzte stärker als gedacht. Dennoch befestigten seinen Finger geschickt die Granate. Schmerz zu ignorieren hatte er inzwischen gelernt. Er wurde fortgestoßen. Hart knallte er auf den steinbedeckten Boden. „Ich seh‘ dich in der Unterwelt!“, teilte er dem Berserker mit.

Zufrieden verfolgte Loki wie sein Plan aufging und der Berserker explodierte.

Steine knirschten, als Schritte näherkamen. Thor hob seinen Kopf an. Die Verzweiflung im Gesicht seines Bruders verwirrte Loki. Thor hatte ihm doch selbst gedroht, ihn zu töten, sollte er ihn verraten, wieso jetzt dieser leidvolle Blick? Fast tat es ihm Leid die Scharade durchzuziehen. Das Schwert hatte sich zwar in ihn gebohrt, doch weniger tief als er es erscheinen ließ. Die Wunde war schwer, aber nicht lebensbedrohlich. Das täuschte er nur vor. Sein Zauber half ihm, seinen Tod in Thors Armen vorzuspielen. Selbst die Asen sperrten keine Toten ein, die blieben in Walhalla oder Hel.

Schon ironisch, dass er nach mehreren Todesdrohungen nun gerade seinen Tod vortäuschte, um fliehen zu können. Aber auch witzig, hatte er sich bei Volstaggs Worten doch vorgestellt, wie sich eine Schlange aus Leuten bildete, die darauf aus waren. ihn zu töten. Nun kam er ihnen zuvor. Loki bekam nur am Rande mit, was Thor sagte. Es war ihm völlig egal, was Odin von ihm dachte. Der würde eh bei seiner Meinung von ihm bleiben. Also flüsterte er: „Ich habe es nicht für ihn getan.“ Sollte Thor doch denken, was er wollte.

Loki schloss die Augen und wurde schlaff. „Nein!“, gellte in seinen Ohren. War das eine Träne, die da auf seine Wange tropfte? Wie albern!

Sehr behutsam wurde sein Kopf auf dem Boden abgelegt. Kurz verharrten Thors warme Hände noch auf seinem Körper, dann lösten sie sich von ihm. Loki lauschte auf die sich entfernenden Schritte seines Bruders.

Es war so einfach vom Prinzen zum verhassten Verräter zu werden. So leicht Vertrauen zu verloren. Und war es erst einmal verloren, war es unmöglich wiederzuerlangen nach Lokis Erfahrung.

Thor, Sif und Volstagg hatte alle den gleichen Fehler begangen. Keiner hatte bedacht, dass Loki ein sehr berechtigtes Eigeninteresse hatte Malakith aufzuhalten. Würde der siegen, wäre auch Loki in Lebensgefahr, schließlich wollte Malakith das Universum, wie es war auslöschen und somit auch Lokis Leben.

Eine Weile lag er nur auf den spitzen Steinen. Blut sickerte warm zwischen seinen Fingern hindurch. Waren sie weit genug weg, dass er es wagen konnte sich zu bewegen? Loki öffnete die Augen. Vorsichtig setzte er sich auf, rief ein Tuch herbei und presste es auf die Wunde. Besser er wirkte einen Heilzauber. Es erwies sich als recht schwierig den Heilzauber zu weben. Und er war sehr schwach, was Loki Sorgen bereitete. Wie weiter?

Er könnte nach Asgard. Der Gleiter war in einer erreichbaren Entfernung. In Asgard könnte er, als Wächter verkleidet, Odin von seinem eigenen heroischen Tod berichten…

Etwas Kaltes berührte seine Brust. Der Ring lag kühl auf seiner Haut.

Das Universum stand kurz davor von Malakith, der über die Macht des Äthers gebot, beendet zu werden. Loki krümmte sich zusammen. Er war nicht in der Verfassung etwas dagegen zu unternehmen. Er war gezwungen darauf zu vertrauen, dass Thor einen Weg fand Malakith zu besiegen. Er hasste das!

Er könnte seine Pläne für Asgard verfolgen, aber dabei wäre er allein. Frigga war tot. Niemand scherte sich mehr um ihn. Obwohl Thors Trauer echt gewesen zu sein schien. Loki war unsicher. Kälte bohrte sich in seine Brust, als der Ring sich erneut bemerkbar machte. Der Ring, der ihn mit Tony verband. Die nächsten Stunden entschieden über das Schicksal des Universums und er konnte nur abwarten!

Loki löste eine Hand von dem Tuch, schob seine Hand unter die Tunika und zog den Ring hervor. Trotz der ganzen Pläne, die es zu verfolgen galt, gab es etwas, was er gerade mehr wollte. Er wollte zu Tony, sich mit ihm streiten und, die vielleicht letzten Stunden seiner Existenz in Tonys Gesellschaft verbringen. Bevor er sich anders entscheiden konnte, kratzte er ein wenig Magie zusammen und öffnete mit Hilfe des Ringes ein Portal. Dafür war der Ring schließlich da, um ein Portal zum Aufenthaltsort seines Gegenstücks zu öffnen.

Wasser schlug über ihm zusammen. Loki zappelte hektisch. Seine Lederkleidung und das Metall daran zogen ihn runter. Er kämpfte, doch er sank nur tiefer.

Hände ergriffen ihn unter den Achseln. Jemand schob ihn hinauf. Sie durchbrachen die Wasseroberfläche. Loki schnappte nach Luft und unterdrückte den Impuls sich an seinem Retter festzuklammern.

„Ich hab dich. Bleib ruhig.“ Tonys Stimme in seinem Ohr tat entsetzlich gut. Loki nickte nur, er war zu sehr damit beschäftig wieder Luft zu bekommen.

„Gleich sind wir am Rand. Beweg dich nicht!“ Er wurde durchs Wasser gezogen. „So da wären wir. Na komm, raus mit dir.“

Tony drehte ihn und Loki entdeckte eine Leiter vor sich. Schwach griff er danach und hielt sich fest. Irgendetwas im Wasser brannte in seiner Wunde. Sein Fuß ertaste eine Stufe. Loki kam auf der Leiter zu Stehen, schon das war schwierig. Langsam löste er eine Hand, griff höher und tat das Gleiche mit der zweiten Hand. Er hievte sich die Leiter hinauf, ein Wimmer unterdrückend. Außerhalb des Pools, denn das war es, worin er gelandet war, rollte er sich zur Seite. Zusammengekrümmt blieb er liegen.

So hatte er sich das Wiedersehen mit Tony nicht vorgestellt. Eigentlich war er davon ausgegangen ihm wieder einen Streich zu spielen, anstatt klatschnass und verletzt neben Tonys Pool zu liegen, nachdem er mitten darin erschienen war. Nackte Füße quatschten auf den Steinfliesen. Loki sah zu Tony auf, der ihn erstaunt musterte. „Glück für dich, dass du dieses Mal fassbar bist.“ Tonys Augen weiteten sich. „Ach du Scheiße!

Im nächsten Augenblick sprang Tony über ihn hinweg zu einer Liege. Ein Handtuch wurde auf ihn geworfen. „Drück das auf die Wunde!“, rief Tony schon im Rennen. Loki knüllte das Handtuch zusammen und tat wie geheißen.

Kurz darauf war Tony mit einem Verbandkasten wieder da. Er kniete sich neben Loki. „Kommst du aus den Klamotten raus?“

Statt zu antworten, ließ Loki seinen Ledermantel und die Ledertunika verschwinden. Zurück blieb ein Leinenhemd, welches Tony einfach hochschob, nachdem er ihm das Handtuch abgenommen hatte. Loki beobachtete, wie Tony das Gesicht beim Anblick der Wunde verzog. „Du brauchst einen Arzt!“, stellte Tony fest, wobei er den Verbandskasten öffnete.

„Nein!“

Tony schnaubte nur und drückte einen Wundverband auf die Verletzung. „Kannst du dich aufsetzen?“

Loki stütze sich auf und kam ächzend zum Sitzen. Tony wickelte ihm, erstaunlich professionell einen Verband um den Oberkörper. „Diese Wunde ordentlich zu versorgen übersteigt meine Fähigkeiten. Sie muss mindestens genäht werden. Und ein paar der Rippen schimmern durch. Vielleicht haben die auch was abbekommen.“

„Es geht so.“

„Sonst sind deine Lügen weniger offensichtlich. Ich kenne einen verschwiegenen Arzt. Ich ruf…“

„Nein! Ich brauche nur Zeit und Ruhe! Ich kann mich darum kümmern. Hab ich zum Teil schon!“

Tonys Reaktion auf diese Worte bestand darin, ihm die Hand auf die Stirn zu legen. „Hm, kein Fieber, obwohl vielleicht ist das für dich ja schon Fieber.“

Loki drehte den Kopf weg. „Lass das!“

„Bist du immer so widerspenstig, wenn man dir helfen will?“

Loki schüttelte den Kopf. Dabei überkam ihn Schwindel, was ihm mitteilte, dass er mehr Blut verloren hatte als ihm lieb war. „Keinen Arzt!“, forderte er erneut.

„Stimmt, dich in ein Krankenhaus zu bringen wäre besser.“

„Und du willst ein Genie sein! Ich brauche keine menschlichen Pfuscher!“, fauchte Loki. Er rappelte sich auf und stand schwankend vor Tony. Dunkle Flecken flimmerte vor seinen Augen, doch das ignorierte er.

„Hm. Bringen wir dich erst mal ins Wohnzimmer.“ Tony schlang einen Arm um seine Taille und legte sich einen von Lokis Armen um die Schultern. Er tat das in einer Geschwindigkeit, die im Moment zu schnell für Loki war.

„Was soll das?“

„Verhindern, dass du auf dem Weg hinfällst, falls du zusammenbrichst.“

Loki fragte sich, wieso er es zuließ, doch ließ er jegliche ernstzunehmende Gegenwehr bleiben. Mit Tonys Hilfe erreichte er einen großen Raum, dessen eine Seite nur aus Fenstern bestand, die aufs Meer blickten. Tony zögerte kurz, dann bugsierte er ihn auf einen Barhocker vor einem Tresen im Raum. „Du brauchst ein Handtuch und trockene Kleider. J.A.R.V.I.S. überprüf seine Vitalfunktionen!“

„Sehr wohl, Sir.“

Loki lehnte sich mit dem Rücken gegen den Tresen. Sein Blick huschte weiter durch den Raum. Eine weiß bezogene Sofagarnitur befand sich darin. Ein Teil von ihr war auf die Fensterausgerichtet, der andere zu einem großen Bildschirm an einer Wand hin. Davor stand ein Couchtisch mit Glasplatte. An einer Wand hing ein scheußliches Bild, das teuer gewesen sein musste, so nichts sagend wie es war. Mit halbem Ohr lauschte Loki J.A.R.V.I.S. Stimme, die seinen körperlichen Zustand beschrieb, nachdem blaue Strahlen ihn abgetastet hatten.

Tony brachte ein Handtuch und einen Bademantel. Der Mensch war nun in neue, trockene Sachen gekleidet. Loki zog eine Augenbraue hoch. Dieses seltsame Kleidungstück würde er bestimmt nicht anziehen.

„Raus aus den nassen Sachen!“

„Ich mag es, wenn du dominant wirst.“ Mit diesen Worten ließ Loki auch noch seine Lederhose und die Stiefel verschwinden.

„Allzu schlecht kann es dir nicht gehen“, merkte Tony an, als er in die Hocke ging und begann Lokis Beine abzutrocknen.

„An diesen Anblick könnte ich mich gewöhnen“, kommentiert Loki das.

„Den Rest kannst du selber!“ Tony stand auf, ließ das Handtuch in Lokis Schoß fallen und drehte sich um.

„Prüde?“

„Nur höflich.“

„Tss.“ Loki trocknete sich selbstständig zu Ende ab, wobei er seine Haare ausließ. Die Arme zu heben, tat zu sehr weh. Er zauberte sich trockene Kleider an, obwohl es an Magieverschwendung grenzte. Nun trug er eine bequeme, schwarze Stoffhose und eine weiche, grüne Baumwolltunika.

„Der Arzt ist auf dem Weg“, teilte Tony ihm mit, „Fertig?“

„Ja. Du kümmerst dich erstaunlich gut um mich.“

Tony drehte sich ihm gemächlich zu. „Das tut man so bei Verletzten.“

„Verstehe.“

„Tust du?“

Loki lächelte belustigt, obwohl ihn die Worte getroffen hatten. „Bald hat es mit den Portalen ein Ende, auf die eine oder andere Weise. Vertraust du Thor?“

„Du lenkst schon wieder ab.“

Lokis Lächeln wurde ein wenig breiter. „Also wie ist es, vertraust du ihm?“

„Ja. Was soll die Frage?“ Tony klang gereizt. „Und warum tauchst du gerade hier und gerade jetzt auf?“

„Weil sie ihren Höhepunkt bald erreicht.“

„Die Konvergenz?“

Loki nickte. „Und wenn Thor verliert, war‘s das mit dem Universum“, fügte er hinzu, als wäre es eine unbedeutende Kleinigkeit.

„Wie bitte?“

„Ach, da ist so ein ehemaliger Feind Asgards wieder aufgetaucht, von dem alle dachten, er wäre tot. Und der das Universum in den Zustand des Universums vor diesem Universum und den neun Welten zurückversetzen will. Er hat vor die Konvergenz dafür zu benutzen.“

„Oh Scheiße! Wo und wann?“

„Im Zentrum der Konvergenz, wenn sie ihren Höhepunkt erreicht hat.“

„J.A.R.V.I.S. finde heraus, wo sich das Zentrum der Konvergenz befindet. Nutz das Portalsuchprogramm dazu!“

„Natürlich, Sir.“

„Ich hoffe für dich, dass du die Wahrheit sagst!“

„Wenn Thor verliert, gehe ich genauso drauf, wie der Rest des Universums“, sagte Loki nur trocken. „Mir wäre es echt lieber, der Weiterbestand des Universums würde von jemand anderem abhängen.“

„Sir, das Zentrum der Konvergenz konnte nicht ermittelt werden.“

„Verdammt! Wo ist es?“, fuhr Tony Loki an.

„Keine Ahnung.“

„J.A.R.V.I.S. durchsuche die Medien nach heutigen Sichtungen von Thor.“

„Wir erledigt, Sir.“

Tony betrachtete Loki von oben bis unten. „Drink gefällig?“

„Gerne und ein Glas Wasser wäre auch willkommen.“

„Wer ist dieser Feind Asgards?“

„Malakith der Herrscher der Dunkelelfen und er hat die Macht über einen Infinity Stone.“

„Einen was?“

„Ein mächtiges, magisches Artefakt. Wird schwer gegen ihn anzukommen. Dieser Stein ist ziemlich unzerstörbar, wie Thor heute schon festgestellt hat.“

„Okay, wo zur Hölle kommst du gerade her?“

„Lass mich überlegen… Meine Reise ging von Asgard über Svartalfheim nach Midgard, ein kleines Scharmützel mit Dunkelelfen inbegriffen. Wieso fragst du?“

„Gut, was garantiert mir eigentlich, dass du nicht nur eine weithergeholte Lüge erzählst?“

„Nichts. Ich habe keine Beweise.“ Loki zeigte seine leeren Hände.

Tony kratzte sich im Nacken. Dann kam Bewegung in ihn. Er trat auf Loki zu, nahm sich das Handtuch und begann ihm die Haare trocknen zu rubbeln. Das war Loki recht willkommen, seine Tunika war an den Schultern schon feucht.

„Es lässt sich leicht genug nachprüfen. Irgendwelche Berichte von einem Kampf mit Thor werden die Medien schon liefern, wenn es ihn geben sollte.“ Das hörte sich so an, als wolle er Loki beruhigen.

„Hm“, machte Loki nur, der den Kopf senkte. Frigga hatte ihm, als er klein gewesen war, die Haare genauso getrocknet. Er lehnte die Stirn gegen Tonys Schulter und blinzelte hektisch. Er war froh, dass Tony im Moment schwieg. Vielleicht würde er es schaffen sich zu sammeln, bis der Mensch damit fertig war seine Haare trocken zu reiben. Wieso war er noch mal hier? Bei einem einfachen Menschen?

Ach ja, weil das Universum auf der Kippe stand und dieser Mensch die einzige Person war, in deren Nähe er hatte sein wollen. Aber eigentlich war er das hier nicht wert. All seine cleveren Pläne hatten hierzu geführt. Frigga war deswegen tot, das Universum in Gefahr und Malakith nicht die einzige Bedrohung. So langsam wusste er keinen Ausweg mehr. Loki schloss die Augen und drängte die Tränen zurück. Tony nahm das Handtuch fort und stutzte. Ein kurzes Zögern, ehe sich warme Arme um Loki legten, der daraufhin zu zittern anfing.

„Okay, das ist jetzt beunruhigend“, stellte Tony fest, während er Loki weiter im Arm hielt. Das Ganze dauerte nur ein paar Minuten. Ein Klingelton durchbrach die Stille.

„Sir, es ist Dr. Neville.“

Tony seufzte. Loki wurde kurz fester gedrückt, ehe Tony sich von ihm löste und das Smartphone vom Tresen aufnahm. „Entschuldige mich eben.“ Tony verließ mit dem Telefon in der Hand den Raum.

Einen Moment blieb Loki erstarrt am Tresen sitzen. Er war allein im Raum. Loki riss sich zusammen. Allein zu sein war nur allzu bekannt. Er rutschte vom Barhocker. Schwankend stand er da, bis sich seine Sicht geklärt hatte, um dann zur Couch hinüber zu stolpern. Außer Atem sank er darauf, legte sich zurück und schloss die Augen. In seinem Kopf drehte es sich oder drehte sich die Couch? Einen Augenblick Ruhe, er brauchte nur einen Augenblick Ruhe.
 

„Stark“, knurrte Tony als er den Anruf annahm.

„Guten Tag, Mr. Stark. Es tut mir Leid. Ich werde in den nächsten Stunden nicht zu ihnen kommen können. Auf dem Highway hat es eine Massenkarambolage gegeben. Ich war zum Glück nicht beteiligt, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass es Tote und Verletzte gibt. Ich begebe mich gerade zur Unfallstelle. Sie verstehen, dass ich Hilfe leisten muss. Ich komme zu ihnen, sobald die Ambulanz hier ist und die Straße geräumt wurde.“

„Sicher. Tun sie, was sie können. Wir warten. Viel Erfolg, Doc.“

„Danke, Mr. Stark.“ Der Arzt legte auf. Tony atmete tief ein: „Shit!“ Wenn der Highway dicht war, brächte es nichts nach einem anderen Arzt zu schicken. „J.A.R.V.I.S. wie ist sein Zustand?“

„Stabil, Sir. Soweit sich das beurteilen lässt.“

„Verstanden.“ Tony kehrte ins Wohnzimmer zurück. Er bemerkte, dass Loki nun mit geschlossenen Augen auf der Couch lag. Tony legte das Smartphone wieder auf den Tresen. Dunkle Augenringe zeichneten sich auf Lokis bleichem Gesicht ab. Das noch feuchte Haar kräuselte sich leicht. Die fremdländisch anmutende Kleidung umschmeichelte den schlanke und wie Tony gesehen hatte, muskulösen Körper. Lokis bloße Füße, weckten in ihm den Wunsch, eine Decke über ihn zu breiten. Die Hände mit den eleganten Fingern, ruhten auf Lokis Bauch, nahe der Verletzung. Der sonst so stolze und ehrfurchtgebietende Trickster, wirkte jung und zerbrechlich. Erstaunlicherweise schmerzte es Tony ihn so zu sehen. Um sich von dieser Erkenntnis abzulenken, fragte er: „Whiskey?“

Er hatte Loki einen Drink angeboten, aber war noch nicht dazu gekommen, ihn zu servieren.

„Egal“, murmelte Loki ohne die Augen zu öffnen. Also goss Loki ihm einen Whiskey und das Glas Wasser ein, um das Loki gebeten hatte. Er brachte beides zu dem Liegenden. „Der Arzt ist verhindert. Hast du da deine Finger drin?“

Loki öffnete nun doch die Augen. Sein Blick war kalt. „Von hier aus, ohne ihn zu kennen? Du überschätzt meine Fähigkeiten.“

Tony beobachtet ihn, wie er sich vorsichtig aufsetzte, bevor er den Drink entgegennahm. Wenn es sich nicht um Loki handeln würde, würde er sagen, dass die Person auf seiner Couch am Ende war, körperlich und seelisch.

„Sieht dir gar nicht ähnlich herzukommen, statt deine Flucht zu nutzen, um deine Ziele zu verfolgen“, merkte er an.

Loki nippte an dem Whiskey und schwieg. Das volle Wasserglas auf dem Tisch beachtete er nicht.

„Oder gehört dies hier zu deinen Plänen?“ Tony hielt die Hand mit seinem Ring hoch. „Mich zu manipulieren. Scheint nur nach hinten loszugehen. Ich bin noch sehr wohl Herr über meinen Willen, anders als es Barton war.“

Lokis Mundwinkel zogen sich schwach nach oben. „Da bist du dir aber sehr sicher!“ Wieder nahm er einen Schluck Whiskey.

Tony beugte sich drohend über ihn. „Schluss mit den Spielchen! Was willst du hier?“

Seinen Blick fest auf Loki gerichtet, wartete er auf dessen Reaktion. Loki starrte zurück und schien zu überlegen. Schließlich sagte er: „Ich weiß es nicht.“

„Hör auf zu lügen! Warum bist du hier?“

Loki blinzelte, räusperte sich, seufzte und schaute zu Boden. „Weil ich hier sein wollte.“

Der Satz war so leise, dass Tony glaubte sich verhört zu haben. Die nächsten Worte waren noch erstaunlicher, sie lauteten: „Bei dir.“

Tony nahm Loki den Drink weg und trank ihn in einem Zug aus. „Jetzt ist es offiziell, du bist verrückter als ein Sack voller Katzen!“

Ein schwaches Lächeln huschte über Lokis Lippen. „Was? Weil ich, in den vielleicht letzten Stunden des Universums bei einem, der so von mir verachteten Menschen, nämlich dir, sein will?“

„Und, weil du die Wahrheit sagst, ist es nicht so J.A.R.V.I.S.?“

„Dem ist so, Sir.“

„Wie unhöflich deine Gäste auf Lügen zu überwachen. Allerdings recht sinnvoll.“

„Sir, eine Überwachungskamera in London, hat gerade ein Bild von Thor aufgenommen. Und in Greenwich ist ein fremdes Alienraumschiff gelandet.“

„Auf den Schirm damit, J.A.R.V.I.S.!“

Der Monitor an der Wand schaltete sich ein. „Es ist ein BBC-Live-Stream, Sir.“

Tony nickte, wobei er entsetzt das riesige Raumschiff betrachtete, welches im Rasen vor einigen Universitätsgebäuden steckte. Um nach London zu gelangen, war eindeutig nicht mehr genug Zeit. Er hörte Loki aufstöhnen.

„Malakith!“ Der Name wurde voller Hass ausgesprochen. Tony schaute genauer hin und entdeckte einen, ein wenig anders aussehenden, Krieger, der Malakith sein musste. Er wandte den Kopf und sah zu Loki hin, der noch bleicher als gewöhnlich war. Tony schluckte trocken. Erst jetzt, wo er die Aufnahmen aus London vor Augen hatte, glaubte er Loki, dass dessen Beschreibung der Bedrohung wahr war. Rückwärtsgehend, erreichte er die Couch. „Rück mal ein Stück.“

Das Rascheln von Kleidung, sagte ihm, dass Loki seiner Bitte nachkam. Tony setzte sich, den Blick starr auf den Bildschirm gerichtet, auf welchem J.A.R.V.I.S. sämtliches verfügbares Bildmaterial aus Greenwich zeigte. Mit einer raschen Geste, verteilte Tony die Bilder so, dass die einzelnen Feeds besser sichtbar in der Luft hingen.

Eine Hand legte sich auf seine Schulter. „Du vertraust Thor doch, dann sollte es für dich auch klar sein, dass er gewinnen wird.“

„Gegen das?“ Tony vernahm selbst den leicht schrillen Unterton in seiner Stimme. Die Bilder zeigten gerade, wie sich ein unheimlicher rot-schwarzer Wirbel aus einem ihm unbekannten Zeug bildete. Seine Nackenhaare richteten sich beim Anblick dieses Wirbels auf.

„Ja, gegen das“, war die tonlose Antwort.

„Du sagtest, Thor hätte heute schon einmal versucht dieses Zeug zu zerstören und sei gescheitert.“

„Ja, sein Blitz hat ihm keinen nennenswerten Schaden zugefügt.“

„Wie will er dann dagegen gewinnen?“

„Ich weiß es nicht! Ich weiß es verdammt noch mal nicht!“ Finger bohrten sich schmerzhaft in Tonys Schulter. Die Panik in Lokis Stimme, brachte Tony dazu ihn anzusehen. Loki zitterte sichtbar.

„Du brichst noch meine Knochen“, merkte Tony an, woraufhin sich der Griff lockerte. Tony ergriff die Hand und zog Loki an sich, der das geschehen ließ. Schweigend nahm er den Zitternden in den Arm. Tony konnte die Anspannung in Lokis Körper spüren. Seine Hände strichen wieder und wieder über Lokis Rücken, fast genauso sehr um seiner selbst willen, als um Lokis willen. Den Rest seiner Aufmerksamkeit richtete er auf die Bilderflut.

Sie konnten nur abwarten und hoffen. Er war froh mit jemandem zusammen zu warten, obwohl dieser jemand Loki war, ein verängstigter Loki. Er verstand den Wunsch mit jemandem zusammen zu warten, anstatt alleine. Eng umschlungen verfolgten sie, dass was von Thors Kampf gegen Malakith von Kameras aufgezeichnet wurde und J.A.R.V.I.S. zugänglich war.

Tony merkte erst, dass er die Luft angehalten hatte, als er dringend einatmen musste. Und plötzlich war es vorbei. Der Wirbel zerstob. Thor lag regungslos am Boden, als das Raumschiff ins Kippen geriet und im letzten Augenblick verschwand.

„Yeah!“ Begeistert drückte Tony Loki einen Kuss auf die Stirn. Der verzog nur das Gesicht. „Und wieder ist er der Held!“, gab Loki angewidert von sich, doch die extreme Anspannung verließ seinen Körper. Wie eine Katze rieb er seine Wange an Tonys Schulter und kuschelte sich zurecht.

„Was machst du da?“

„Hm?“, kam es nur von Loki.

„Das hier! Du bist schwer!“

„Hmpf.“ Als wolle er der Katzenmetapher noch mehr entsprechen, reagierte Loki kaum auf Tonys Einwand. Tony seufzte. „Was wird jetzt, nachdem das Universum gerettet ist?“

„Was immer wir wollen. Ich bleibe vorerst hier.“

„Seit wann das?“ Nun war Tony doch aufgebracht. Er konnte doch nicht Loki in seinem Haus beherbergen! Oder doch? Was war eigentlich seine Meinung zu Lokis Anwesenheit im Haus?

„Seit eben.“

„Oh nein, Freundchen. Du kehrst brav nach Asgard zurück und sitzt deine Strafe ab!“

„Wusste gar nicht, dass du mich so dringend tot sehen willst. Da wäre es humaner von dir, mich gleich hier umzubringen!“ Trotz seiner Worte blieb Loki, wo er war.

„Ach was, du bist einer ihrer Prinzen, da werden sie dich wohl kaum hinrichten.“

„Von wegen! Nur Friggas Einspruch hat verhindert, dass ich wegen der letzten Eskapade hingerichtet wurde. Dieses Mal ist Odin sicher nicht so gnädig, nachdem ich geflohen bin, auch wenn sein Sohn mir dabei geholfen hat.“

„Dann such dir irgendwo ein Versteck…“, Tony brach ab.

„Hab ich schon.“

„Du kannst nicht hier bleiben!“

„Warum nicht? Verrätst du mich an S.H.I.E.L.D., wenn ich es tue?“

Tony fuhr sich durchs Haar. „Es geht einfach nicht.“

„Mit der Verletzung kann ich zurzeit nur hier bleiben und außerdem brauchst du meine Hilfe beim Schließen der Portale.“

„Die Konvergenz ist vorbei, damit hat es sich mit den Portalen.“

„Erst wenn die Welten wieder weiter auseinander gedriftet sind und das dauert noch eine Weile. Solange gibt es Portale.“

„Ich hab den hier.“ Tony hielt Loki den, nur noch schwach schimmernden, Ring vors Gesicht.

„Dessen Magie ist fast völlig verbraucht. Der taugt nur noch zur Kommunikation“, gab Loki gelassen zu.

„Du mieser…“

„Hey, ich hatte dich gewarnt, dass er nicht lange halten würde!“

Tony war versucht Loki von sich zu schieben, aber der wirkte immer noch schrecklich zerbrechlich. So als würde der Akt des Fortschiebens eine Chance für immer zerstören, die sich gerade auftat. „Was willst du noch hier?“, murrte Tony.

Loki legte sich so, dass er Tony ansehen konnte. „Zeit mit dir verbringen“, teilte er ihm mit, „Du bist unterhaltsam.“

Tony musterte Loki skeptisch, doch der schien das ernst zu meinen.

„Ich habe da eine Bedingung.“

„Ich höre.“

„Das hier ist doch nur eine Gestalt, die du angenommen hast. Ich will wissen, was ich mir ins Haus hole. Zeig mir die Gestalt, in der du geboren wurdest.“

„Das ist alles? Deine einzige Bedingung?“

„Regelungen für ein Zusammenleben können wir erst aushandeln, wenn ich mich bereit erkläre, dich hier wohnen zu lassen.“

„Man merkt, dass du Händler warst.“ Nun löste Loki sich von Tony und wich sogar ein wenig zurück. Einige Augenblicke verstrichen, in denen Loki Tony nachdenklich musterte. Lokis Verhalten war Tony unheimlich. Goldenes Licht flimmerte über Lokis Körper und veränderte ihn. Das Haar, war das einzige, was genauso schwarz blieb, wie zuvor. Lokis Haut verfärbte sich zu einem hellen blau. Aus roten Augen sah er Tony aufmerksam an. In den roten Augen erkannte Tony den Blick eines verstoßenen und im Dunkel zurückgelassenen Kindes.

„Nun?“ Eine einfache Frage, die so viel Bedeutung enthielt.

Tony musterte ihn ausgiebig. So anders war Lokis Aussehen gar nicht und seine Stimme war auch gleich geblieben, wie ihm auffiel. Die Zeichen auf Lokis Haut verwirrten Tony. Er langsam streckte die Hand aus und hielt sie Loki hin, als wäre der ein scheues Tier. Zögerlich legte Loki seine blaue Hand in Tonys. Tony umschloss die bebende Hand und strich mit seinem Daumen sacht über eine der erhobenen Linien. Leise fragte er: „Sind das Narben?“

„Nein.“

Tony wusste, dass Loki in diesem Moment sah, wie den kaum jemand zu Gesicht bekam. Er sah gerade den Loki, der von anderen als Monster bezeichnet wurde und sich als solches wahrnahm. Es war ein Teil von Loki, der jegliche liebevolle Geste, wie eine verdurstende Blume das Wasser, aufsaugte. Der jedoch, wie die vertrocknende Blume, die durch zu viel Wasser auf einmal einging, mit zu viel Freundlichkeit hoffnungslos überfordert wäre.

Lokis Hand begann sich der Tonys anzugleichen. Hektische Atemzüge und die Rückkehr der blauen Farbe, zeigten Tony, welche Willensanstrengung es für Loki war, zu bleiben wie er war, anstatt sich anzupassen. Um die Stimmung aufzulockern, stellte Tony fest: „Du siehst aus wie ein Schlumpf.“

„Ein Schlumpf?“

„Ja, fehlt nur die weiße Mütze.“

Loki legte den Kopf schief, so als wägte er ab, ob das eine Beleidigung war. Die Referenz war ihm eindeutig unbekannt.

„Für Papa Schlumpf hast du allerdings die falsche Haarfarbe.“

In Lokis Augen blitzten Wut und zugleich Belustigung auf. Auch wenn er die Anspielung nicht zu kennen schien, der freundlich neckende Tonfall war bei ihm angekommen. „Ich kann dich auch mit den restlichen Portalen alleine lassen.“

Sich sehr bewusst, was er tat, beugte Tony sich vor und verstrubelte Loki das Haar. „Und den ganzen Spaß verpassen? Obwohl, du hast sicher wichtige Pläne zu verfolgen.“

„Ja, habe ich!“ Loki setzte sich gerader hin, unternahm allerdings keinen Versuch sein Haar zu glätten oder sich wieder in einen Asen zu verwandeln. Tony fragte sich, ob dies ein Zeichen des Vertrauens oder der Erschöpfung war. Oder war es ein Zeichen dafür, dass er einen ihm unverständlichen Test bestanden hatte?

„Malakith war nicht die einzige Gefahr fürs Universum. Da gibt es noch andere, da draußen, deren Pläne es zu durchkreuzen gilt.“

„Und das siehst du als deine Aufgabe?“

„Wenn ich dabei das Geräusch eines zerfallenden Imperiums hören kann, oh ja.“

„Asgard?“

Loki schüttelte den Kopf. „Obwohl das auch ganz nett wäre. Das Imperium, was ich meine, liegt außerhalb Asgards und sein Herrscher ist schlimmer als Odin. Odin will nur herrschen. Der andere Typ hat ähnliche Pläne, wie Malakith und dagegen habe ich entschieden was!“

„Woher willst du das wissen?“

„Hab mal gezwungenermaßen für ihn gearbeitet. Sich direkt gegen ihn zu stellen ist ziemlich tödlich, von der Art äußerst unangenehm tödlich.“

„Wer ist es?“

„Hat sein Mittelsmann nicht verraten. Aber er ist in vielen Welten und Galaxien gefürchtet und er sucht die Infinity Stones.“

„Wozu?“

„Sie sind verdammt mächtig, dass reicht schon zu wissen. So mächtig, dass sie besser getrennt bleiben.“

„Das ist deine Ansicht? Du, der du Chaos liebst?“ Sollte das, was Loki ihm gerade erzählt hatte, wahr sein, so hatte Tony anscheinend sein Vertrauen gewonnen.

„Ja, ist es.“

„Brauchst du Hilfe?“ Ungläubig hörte Tony sich diese Frage stellen.

„Es ist besser, wenn er glaubt, ich verfolge meine eigenen Ziele und bin immer noch ein Feind der Avengers. Sieh mich einfach, als deinen persönlichen Doppelagenten an.“ Die Worte waren leichthin gesprochen, dennoch verbreiteten sie Kälte in Tony. Loki als Monster zu bezeichnen mochte falsch sein, aber er war er immer noch extrem gefährlich. Als hätte man einen Panther im Haus, der einem erklärte, solange es ihm gefiele, wäre er das persönliche Haustier von einem, ein magiebegabtes Haustier!

„Du bist entschlossen hier zu bleiben“, stellte Tony trocken fest.

„Oh ja.“ Lokis amüsiertes Lächeln missfiel Tony zutiefst. Das letzte Mal hatte es alle Avenger gemeinsam gebraucht, um Loki und seine Armee zu besiegen. Außerdem war er unsicher, ob es sinnvoll war einen Kampf mit Loki zu beginnen. Tony seufzte, goss sich einen neuen Drink ein und holte Stift und Papier. Wie es aussah hatte er sein Ziel, Loki aufzuheitern erreicht. Loki trank genüsslich sein Wasser.

„In dem Fall, lass uns die Bedingungen aushandeln.“

„Mit dem größten Vergnügen.“ Für Tonys Geschmack sah Loki bei diesen Worten viel zu zufrieden mit sich selbst aus.

Neue Wege

Lächelnd schminkte Loki sich ab. Um sie herum rauschte das Geplapper der anderen Artisten dahin. „Gute Show. Das war ein gelungener Einstand, Lilly.“ Sam der Manager winkte ihr zu, als er den Backstagebereich betrat. „Nächste Woche beginnen wir mit den Proben für die neue Show, Kinder. Erfreut euch an euren freien Tagen!“, teilte er allen Artisten mit, die begeistert klatschten. So langsam gewöhnte Loki sich an diese gefühlsbetonten Menschen.

Zufrieden verließ sie in ihrer Alltagskleidung das Varieté. In ihrer enganliegenden schwarzen Jeans, dem grünen Rollkragenpulli und der schwarzen, Figur betonten Lederjacke war sie nur eine weitere gutangezogene Frau unter vielen. Sie schlenderte die dunkle Straße entlang. Wer versuchte ihr etwas anzutun, würde es bereuen. Die Lichter eines Sportwagens flammten auf. Und eine Tür wurde geöffnet. „Hey.“

Loki grinste Tony an. „Hey.“

Wie immer, wenn er sie in ihrer weiblichen Gestalt sah, war ihm anzumerken, dass es ihn durcheinander brachte. Es war für Loki sicherer sich als Frau weiter in der Menschenwelt herumzutreiben. Die Wahrscheinlichkeit von S.H.I.E.L.D. entdeckt zu werden, war schlicht geringer. In den paar Tagen, die sie aufgrund von Lokis Verletzung zusammengewohnt hatten, war deutlich geworden, dass sie beide ihre Freiheit brauchten. Mit Tonys Hilfe war es Loki gelungen eine Wohnung zu finden. Und aus einer Laune heraus hatte sie sich bei dem Varieté als Jongleurin und Seiltänzerin beworben. Zu ihrer Verwunderung war sie genommen worden. In der Show jonglierte sie auf dem Drahtseil und wurde dafür vom Publikum bewundert. Es machte ihr genug Spaß, um dabei zu bleiben, vorerst.

Loki stieg zu Tony in den Wagen. „Was liegt an?“

„Ein Portal. Du kannst auf der Fahrt schlafen. Es dauert eine Weile den Nationalpark zu erreichen.“

Loki streckte ihre langen Beine aus, rutschte herum, bis sie bequem saß und döste.

Sie machten dann doch noch in einem Motel Rast, ehe sie am frühen Morgen weiterfuhren. Tony war so vorrauschauend gewesen und hatte eine kleine Reisetasche mit Sachen für Loki gepackt. Etwas, dass sie irgendwie niedlich fand, konnte sie doch jederzeit auf alles Nötige zugreifen, ohne es mit sich herumschleppen zu müssen.

Kies knirschte als Tony auf dem Parkplatz des Nationalparks hielt. „Ab hier müssen wir zu Fuß gehen. Das Portal ist in den Höhlen.“

Loki stieg aus, reckte sich und las den Wegweiser. „ Eine Stunde Fußmarsch, wirklich?“

Doch Tony war schon dabei sich aufzurüsten. „Dachte ich’s mir doch“, kommentierte Loki.

„Kommst du?“

„Klar.“ Sie schlang die Arme um Tonys Hals. Auf diese Weise dauerte der Weg deutlich weniger als eine Stunde. Nach fünf Minuten endete der Flug vor einem Höhleneingang.

„Einer der Ranger wird vermisst.“

„Aha.“ Loki rümpfte ihre Nase. Aus der Höhle drang muffige feuchte Luft. Unterirische Höhlen gehörten nicht zu ihren Lieblingsorten. Ein rascher Rundumblick und sie wandelte ihre Gestalt. Als Frau ließ es sich zwar auch kämpfen, aber in solchen Situationen fühlte Loki sich als Mann einfach wohler.

„So ist besser“, merkte Tony an.

„Nur, weil du es eher gewöhnt bist.“ Loki untersuchte, ob seine Wurfmesser an ihrem angestammten Platz in seinem Ledermantel verborgen waren. Das Gefühl von kaltem Metall an seinen Fingerspitzen beruhigte ihn.

Im Schein von Tonys Rüstung betraten sie das Höhlensystem. Loki achtete darauf sich eher aus dem Lichtschein herauszuhalten. Es erinnerte ihn zu sehr daran, wie stark es sie von der Umgebung hervorhob. Als wäre ein Spotlight auf ihn gerichtet, nur leider nicht wie auf einer Bühne, sondern im Sinne von: „Guck mal, hier ist Futter!“

An der dritten Kreuzung von steinigen Gängen fragte er: „Wie groß ist die Höhle eigentlich?“

„Ziemlich groß. J.A.R.V.I.S. hat eine Karte. Also bleib in meiner Nähe.“

Loki nickte nur. In einem Höhlensystem herumzuirren, konnte verflixt viel Zeit kosten. An einer Wand erhaschte er einen grünlichen Schimmer. Auch Tony hatte ihn gesehen. Der blöde Mensch griff natürlich danach und fluchte. Das Zeug haftete an seiner Rüstung. Nun verband ein neongrün schwach leuchtender Faden Tony mit der Wand. Loki kam näher, wobei er aufmerksam lauschte. Etwas trappelte, weiter entfernt. Leise Stimmen drangen an sein Ohr. Sie waren zu leise, um für menschliche Ohren hörbar zu sein. „Ich hasse es sie aus ihren Rüstungen zu pellen!“

„Stell dich nicht so an. Eine Mahlzeit ist eine Mahlzeit!“

Unauffällig drehte Loki sich in die Richtung, aus der die Stimmen kamen. Dort war eine Vertiefung im Gestein, die ein weiterer Gang sein könnte. Es war schwer zu sagen, denn eine Steinsäule versperrte ihm die Sicht. Vorsichtshalber erschuf er das Trugbild einer undurchdringlichen Steinwand an dieser Stelle und hoffte, es wäre der einzige Ausgang. Oder vielleicht erkaufte es ihnen Zeit, weil die Wesen einen längeren Umweg machen mussten, um sie zu erreichen.

„Wo ist das Tor? Denn, wenn diese Viecher da durchbrechen, solltest du rennen, als wäre etwas Scheußliches hinter dir her, denn dann wird etwas Scheußliches hinter dir her sein“, flüsterte er Tony zu, der noch immer an dem erstaunlich reißfesten Faden zerrte. Kurzer Hand zückte Loki eines seiner Messer und säbelte das Zeug durch.

„Gleich dahinten.“ Tony ging vor. Loki folgte ihm und fand sich in einer riesigen Höhle wieder. Ein unterirdischer See schimmerte im Lichtschein. An den Wänden glitzerten Salzkristalle. Lokis Blick wurde von dem sanft neongrün leuchtenden, übergroßen Spinnennetz an der Höhlendeckte angezogen. Er schluckte angesichts eines herabhängenden Fadenkokons. „Ich fürchte, wir haben den Parkranger gefunden.“ Damit deutete er auf den mannsgroßen Kokon.

„Fürchte ich auch. Such du das Portal.“

Loki schaute sich um, während Tony ihm leuchtete. Am Ende des Steinstrandes, glänzte etwas Bläuliches zwischen zwei Stalakiten. „Denk dran, du bist hier der Held. Kümmer dich um die Viecher, wenn sie kommen sollten. Ich bin nur hier, um das Tor zu schließen“, wies er Tony an und zauberte eine goldene Lichtkugel herbei, die seinen Weg beleuchtete.

Geschickt sprang er über Steinbrocken und Felsformationen in Richtung Tor. Ein grüner Faden schnellte auf ihn zu. Loki warf sich zur Seite und krachte gegen einen Stalagmiten. Hastig verbarg er sich dahinter. Sein Blick glitt über die Höhlenwände und Decke.

Da, oh igitt! Das Teil hatte zu viele Beine! Dunkles Haar glitt über einen helleren Fleck. Zu dumm, dass sah fast wie ein menschliches Gesicht aus.

Auf gut Glück warf Loki sein Messer. Ersticktes Gurgeln, sagte ihm, dass er getroffen hatte. Das Wesen kippte, kullerte eine Felsschräge hinab und krachte gegen seinen Stalagmiten. Angewidert verzog Loki das Gesicht, als er an dem riesigen, behaarten, bräunlichen Spinnenkörper vorbeiging. Ein Bein zuckte und er sprang hastig außer Reichweite. Doch es war nur ein Todeszucken gewesen. Das Wesen war vielleicht ein Meter fünfzig groß.

Sein Wurfmesser steckte in der Stirn eines menschlichen Gesichts. Es schien weiblich zu sein, die braunen Augen starrten ins Nichts. Aus dem geöffneten Mund voller spitzer, silberner Zähne, lief silbernes Blut. Es widerte ihn an, dennoch rief er sein Messer zu sich zurück. Rasch wischte er es mit einem herbeigezauberten Tuch ab, ehe er es wieder einsteckte. Hier in Midgard war es schwierig an seine bevorzugten Wurfmesser heranzukommen. Darum hatte er sich angewöhnt, sie wieder einzusammeln.

„Alles okay?“, erklang Tonys Stimme vom See her.

„Ja, danke für die Hilfe!“

„Du bist doch gut zurechtgekommen.“

Loki schnaubte nur. „Pass besser auf!“ Vor dem Portal hielt er inne. Um das Teil zu schließen, musste er nur auf einem Fuß stehend auf der Spitze eines Stalagmiten balancieren.

Er zwang sich zur Ruhe und blendete seine Umgebung zum Teil aus, obgleich er sie dennoch deutlich wahrnahm. Loki spürte seinen Körper, wie er auf der Spitze um das Gleichgewicht rang. Er breitete die Arme aus und nutze seinen freien Fuß zum Ausgleichen. Als er sein Gleichgewicht gefunden hatte, begann er den Zauber.

Hinter sich in der Höhle, kreischte etwas. Er hörte das Rauschen von Tonys Energiestrahlen, doch er ignorierte es. Tony würde ihm die Viecher vom Hals halten, bis er erledigt hatte, was er tun musste.

Goldene Runen glommen zögerlich auf. Als sie gleichmäßig leuchteten, schickte Loki sie zum Tor. Die kreisende Bewegung zum Schließen des Tores auszuführen, kostete ihn fast sein Gleichgewicht. Er atmete erleichtert auf, als das Portal kleiner wurde und sich schloss.

Loki stieß sich von seiner Säule ab, vollführte einen Rückwärtssalto sowie eine halbe Drehung und kam auf einem abgeflachten Felsbrocken zum Halten.

Zwei weitere der Kreaturen lagen angesengt in den letzten Zuckungen. Sie waren ein wenig kleiner, mit einem schwarzen Spinnenleib. Eines, der ihm zugewandten menschlichen Gesichter, war bärtig, daraus schloss Loki, dass es sich um die Männchen der Spezies handelte.

„Loki!“ Oh, das klang ungeduldig. Als er Tony entdeckte, verstand er die Ungeduld. Tony zappelte in grünen Fäden, die im Licht grau aussahen.

„Auch noch fluoreszierend, dieses Zeug!“, dachte Loki. Tony wurde an den Fäden, näher an die letzte Kreatur herangezogen. Sie war braun, also ein Weibchen.

Loki setzte ihr einen seiner Doppelgänger vor, was sie irritierte. Das Weibchen drehte sich und Fäden schossen aus ihrem Unterleib kommend auf das Trugbild zu.

Loki nutzte die Gunst der Stunde und sprang auf ihren Rücken. Er krallte sich an den harten Beinen, direkt neben ihrem Kopf, fest. Ehe das Wesen wusste, wie ihm geschah, zog er im ein Messer über die Kehle. Silbernes Blut floss über seine Hand.

„Bäh!“

Das Weibchen bäumte sich auf. Loki wurde in die Luft geschleudert. Er schaffte es gerade noch tief einzuatmen, bevor er in den See klatschte. Hart bohrten sich Steine in seinen Rücken. Er stieß sich vom Boden ab und merkte, dass er stehen konnte. Keuchend und hustend spuckte er Salzwasser.

Nachdem er seine Hand, die noch immer das Messer umklammerte, im See gewaschen hatte, watete er auf den am Seeufer liegenden Tony zu.

„Na, das hat ja super geklappt!“ Loki wollte die Fäden, in die Tony gewickelt war, aufschneiden, doch die hatten sich in eine schleimige, graue Flüssigkeit verwandelt. Das musste mit dem Tod des Wesens zusammenhängen.

Tony kam selbstständig auf die Beine und öffnet sein Visier. „Waren das alle?“

„Ich hoffe.“ Loki strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht. Urplötzlich fand er sich in einer festen Umarmung wieder.

„Gut gemacht. Ich dachte schon…“

„Tja, Glück für dich, dass ich da war.“

„Oh ja.“ Tony beugte sich vor. Sacht berührte er Lokis Lippen mit seinen. Loki erwiderte den Kuss, um sich zu vergewissern, dass sie beide lebten und unverletzt waren. Etwas außer Atem lösten sie sich voneinander.

„Urgs, jetzt hab ich das Zeug auch an mir!“, maulte Loki.

„Hättest du eh beim Rückflug abgekriegt“

„Wo du Recht hast. Lass uns hier verschwinden und ein ausgiebiges, gemeinsames Bad nehmen“, raunte Loki Tony ins Ohr. „Das Aufräumkommando kannst du auch von unterwegs herbestellen.“

„Ganz deiner Meinung.“

Trotz der schleimigen Flüssigkeit auf Tonys Rüstung, schlang Loki erneut die Arme um Tony, damit der ihn aus der Höhle bringen konnte.

Er könnte sich zwar auch wegteleportieren, aber mit Tony zu Fliegen war lustiger.

Sie würden ihren Sieg ordentlich feiern. Lächelnd ließ er sich von Tony davontragen.

Oh ja, es hatte sich gelohnt nach Midgard zu kommen. Seine Pläne für Asgard ließen sich aufschieben. Asgard konnte warten, doch die Zeit mit Tony war begrenzt. Und diese begrenzte Zeit gedachte er zum Spielen zu nutzen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (16)
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Von:  JackFrost_1
2018-07-21T21:03:47+00:00 21.07.2018 23:03
Seltsames Fritieröl XD

Armer Loki. Friggas Tod war schon im Film schwer mit anzusehen. hoffe Tony hilft ihm dabei über ihren Tod hinweg zu kommen. :)

LG Jay
Antwort von:  Salix
21.07.2018 23:05
Das ist seltsame Fritieröl ist 'ne Doctor Who-Anspielung. :) Wenn es schon Weltentoe gibt, wieso sollen die dann nicht auch in andere Fandom-Universen führen? :D
Antwort von:  JackFrost_1
21.07.2018 23:08
ja hatte auch an Doctor Who gedacht. War glaub ich aus der Folge mit dem Roboter Hund oder?
Antwort von:  Salix
21.07.2018 23:10
Genau, die Viecher mit denen Tony es zu tun hat auch. In einem späteren Kapitel gibt es noch andere Wesen aus einem meiner Lieblindbücher.
Antwort von:  JackFrost_1
21.07.2018 23:12
solange nicht die Sandmänner, Weinenden Engel oder Cyberman aus Doc Who vor kommen bin ich beruhigt
Antwort von:  Salix
21.07.2018 23:13
Nee, kommen nicht. Es kommt nichts mehr aus Doctor Who.
Antwort von:  JackFrost_1
21.07.2018 23:14
OK XD
Von:  JackFrost_1
2018-07-16T15:29:15+00:00 16.07.2018 17:29
Soso eine Bombe die Vorwärts läuft XD Hab ich auch noch nie gesehen.
Oh man hoffentlich passiert Tony nichts bei seiner Portalsuche.

LG Jay
Von:  JackFrost_1
2018-07-15T20:25:35+00:00 15.07.2018 22:25
Dabei heist es doch immer. "Mit Essen spielt man nicht" XD

Da hat Tony nochmal glück gehabt das Loki ihn gerettet hat. Auch wen es nur aus einem Impuls heraus war.

LG Jay
Antwort von:  Salix
15.07.2018 23:19
Ich würde sagen, da ist Loki wie eine Katze. "Essen, was heißt hier Essen? Erst einmal amüsiere ich mich damit, bevor ich es verspeise!" ;)

Tja, diese merkwürdigen impule aber auch. XD
Von:  JackFrost_1
2018-07-15T15:21:21+00:00 15.07.2018 17:21
Schade das hätte ich doch zugerne selber gesehen. Tolles Kapitel

Lg Jay
Antwort von:  Salix
15.07.2018 22:04
Hi,

was genau meinst du? Falls es um Spoiler für die Fime ging, in der Kurzbeschreibung hatte ich angegeben, wann die Geschichte spielt und, dass es darin Spoiler gibt.

LG
Antwort von:  Salix
15.07.2018 22:04
Ach so, und natürlich danke für den Kommenta, es freut mich, dass dir das Kapitel gefallen hat.
Antwort von:  JackFrost_1
15.07.2018 22:23
Meine damit das ich gerne gesehen hätte wie er da balanciert. Anstatt es nur zu lesen :)
Antwort von:  Salix
15.07.2018 23:16
Ach so. Das sähe sicher cool aus. :D

Es gibt Extremseilläufer, die solche Sachen machen. Zwischen den Türmen des Worldtradecenters seillaufen oder auf den Seilen einer Seilbahn.
Von:  Missi
2017-02-12T07:03:22+00:00 12.02.2017 08:03
Jetzt komme ich endlich dazu, mich für diese wunderbare Geschichte zu bedanken! Ich muss zugeben, dass mein "Lieblingspairing" eher Tony/Steve oder Thor/Loki ist, aber die Kombination Tony/Loki hat durchaus etwas für sich und hat mir seeeeehr gut gefallen. (Erinnert mich ein wenig an Harry/Draco, vermutlich wegen der gut/böse-Kombi :D)

Die Geschichte ist wunderbar an die Filme angelehnt und zeigt sozusagen, was in den Filmen ausgespart wurde. Besonders süß finde ich, dass die beiden sich selbst nicht so ganz klar sind, dass sie Gefühle für den Anderen haben <3 Besonders Loki ist da ja hin und hergerissen, hach <3 Meine Lieblingsszene ist übrigens, wo Tony Loki die Haare trocken rubbelt, purer Zucker *____*"
Ein wenig schade finde ich das offene Ende, aber vielleicht gibt es ja nochmal eine Fortsetzung? ;)

PS: Wo ist eigentlich Pepper hin? Nicht, dass man sie wirklich bräuchte... ;)
Antwort von:  Salix
12.02.2017 15:19
Hu,
jetzt bin ich beruhigt. Ich war etwas unruhig, ob die Geschichte gefällt, da die Romantik darin, eher versteckt ist. Um ganz ehrlich zu sein, mich hat es in den Fingern gejuckt etwas zu Loki zu schreiben und bei der Kombination Thor/Loki bin ich eher skeptisch, weil sie als Brüder aufgewachsen sind. Darum habe ich mich für Tony/Loki entschieden.

Ich bin froh, dass es geklappt hat, es an die Filme anzulehnen.
Was denkst du, warum die Geschichte so lang geworden ist?
Der Grund war genau der, dass die beiden sich ihre Gefühle nicht eingestehen wollte, da brauchte es erst, das mögliche Ende des Universums, grr! Vorher war da nix zu machen.

Mal sehen,ob es eine Fortsetzung gibt. Geplant habe ich da noch nichts. Möglich wäre es. (Ganz ehrlich, das offene Ende liegt unter anderem daran, dass ich eine Woche vor Abgabetermin mit etwa 70 handgeschriebenen Seiten dastand und ein Ende finden musste, weil ich den Abgabetermin sonst nie hätte einhalten können. Ich war kurz vorm Verzweifeln!)
Was eine Fortsetzung angeht, bin ich noch unsicher. Aber ein Prequel, in dem es um Loki, nach seinem Sturz geht und wie er u.a. Seiltanzen und Jonglieren lernt, ist in Arbeit.

P.S. Tja, Pepper, die hat inzwischen eine eigene Wohnung. Die beiden hatten schlicht zu viele private Probleme durch die in Iron man 3 geschehenen Sachen. Sie ist jedoch immer noch die Geschäftsführerin von Stark Industries. Zumindest ist das meine Erklärung für ihre Abwesenheit.
Von: Futuhiro
2017-02-10T20:18:56+00:00 10.02.2017 21:18
Mh, nagut, Boyslove ist jetzt nicht so mein Fall, aber alles in allem ist es ein schöner, runder Abschluss der Geschichte.
Auch wenn ich die Originale nicht gut kannte, konnte ich der Story gut folgen. Und ich mochte den Humor sehr. Es gab viele Momente zum Schmunzeln. ^^
Von: Futuhiro
2017-02-10T19:57:09+00:00 10.02.2017 20:57
Spitze! XD
Ich liebe es, daß Loki hier quasi als Sieger hervor geht. Und vor allem die Selbstverständlichkeit, mit der er das tut.
Die Stelle, wo Stark Loki den Schnaps wegnimmt und selber trinkt, war irgendwie sehr bezeichnend für das gesamte Kapitel. :D
Von: Futuhiro
2017-02-10T19:02:01+00:00 10.02.2017 20:02
Aua. Loki tut mir gerade irgendwie leid. Was ist mit Frigga passiert?

Der Kampf mit den "Flatterzeugsen" war toll bildhaft beschrieben. Ich hab förmlich die Stühle rumfliegen sehen. Das Kapitel war echt gut. Aber ich komme doch nicht umhin, einzusehen, daß es für mich hilfreicher gewesen wäre, die Originale zu kennen. Ich kann mir unter SHIELD und JARVIS nur bedingt was vorstellen.
Von: Futuhiro
2017-02-10T18:39:23+00:00 10.02.2017 19:39
Mh, auf den Bombenleger wird gar nicht mehr eingegangen. Was wollte der denn eigentlich erreichen?
Außerdem fand ich es komisch, daß der Countdown von 19:37 auf 19:38 springt. Zählen Countdowns normalerweise nicht rückwärts? Sonst wüsste man ja nicht, wie weit er zählen wird. O_o

Ich finde die "Ein-Wort-Dialoge" immer so geil. "Aber" - "Mach schon!" - "Okay." Hat was von einem Schlagabtausch.

Ich hab mir bildlich vorgestellt, wie Loki nen Haufen Knoten in die Tentakel macht. Sehr cooles Bild. :D
Von: Futuhiro
2017-02-10T18:03:41+00:00 10.02.2017 19:03
Ich kichere schon wieder vor mich hin. Die zwei sind irgendwie komisch. XD 'Superheld von Auto überfahren' wäre aber auch wirklich eine sehr erbärmliche Schlagzeile gewesen.

Die Theorie, daß Persönlichkeit und Bewusstsein auf elektr. Impulsen im Gehirn basiert, klingt erschreckend logisch und gut recherchiert. Gibt es da wirklich wissenschaftliche Studien dazu?
Antwort von:  Salix
12.02.2017 16:21
Ja, die Schlagzeile wäre ziemlich peinlich geworden. :)

Die Theorie gibt es in der Geistesphilosophie. Sie wird Physikalismus genannt. Der Materialismus geht allerdings auch in die Richtung. Schlicht die Idee, dass sich alles auch Bewusstsein wissenschaftlich, analytisch ausreichend erklrären lässt. Es gibt wissenschaftlich Studien und auch komplette Bücher von Philosophen und Neurowissenschaftlern dazu. (Ich habe mich im Studium damit beschäftigt. Und mit der Gegenposition, die von einer Erklärungslücke zwischen dem wissenschaftlich erforschbaren und, dem was eine Person an Gefühlen hat, ausgehen. Also der Idee, dass sich wissenschaftlich nicht ausreichend erklären lässt, wie es sich für eine Person anfühlt, eben sie selbst zu sein.)
Das Körper-Seele-Problem, welches hier anklingt, wird schon sehr lange in der Philosophie diskutiert, mit vielen verschiedenen Theorien und Positionen. Hier ist Tony der Physikalist und Loki, weil er es aus eigener Erfahrung kennt, derjenige, der davon ausgeht, dass es einen Geist gibt, der nicht nur körperlich ist.

Ich hoffe, das klärt deine Frage ein wenig. Für genauere Angaben stehe ich gerne zur Verfügung.


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