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Tease him, please him

von

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Schicksalhafter Drahtseilakt

Langsam schloss er das Buch, welches er ausgelesen hatte, nun blieb ihm als Zeitvertreib nur noch die anderen Gefangenen zu beobachten. Loki legte das Buch auf den Tisch, erhob sich und trat zur Zellenwand. Es war etwas anderes eingesperrt zu sein, während an einem entfernten Ort die eigenen Pläne umgesetzt wurden, als auf unbekannte Dauer in einer Zelle festzusitzen. Egal wie angenehm es ihm hier gemacht wurde, ein Gefängnis blieb ein Gefängnis.

Eine Zeitlang sah er zu den anderen Zellen hinüber. Schließlich schlenderte er zu seinem Bett und legte sich rücklings darauf. Er rief einen Metallbecher in seine Hand, den er wieder und wieder hochwarf und auffing. Ihm war langweilig, einfach nur entsetzlich langweilig. Was konnte er dagegen tun?

Die Zelle gegenüber seiner eigenen war leer, was bedeutete, dass er die meiste Zeit unbeobachtete war. Oder er könnte mit einer Illusion verschleiern, was er in seiner Zelle trieb. Doch wozu Magie verschwenden? Aber was könnte er tun?

Abrupt setzte er sich auf. Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Die Zelle war zwar mit Zauberbannen belegt, aber die verhinderten nur direkte Angriffsmagie. Loki linste zum Spiegel hinüber. Der war wie geschaffen für sein Vorhaben. Er konzentrierte sich, es war schon ein Weilchen her, seit er den letzten Observierungszauber gewirkt hatte und diesmal verband er ihn auch noch mit einem Ortungszauber. Es dauerte ein paar Minuten bis sich der Zauber auf dem Spiegel manifestierte. Weiße Nebelschlieren glitten über den Spiegel, ballten sich zusammen und verschwanden, um einem klaren Bild Platz zu machen. Loki lehnte sich gegen die Wand und blickte auf das Bild Midgards hinab, welches sich im Spiegel zeigte.

Schneebedeckte, hohe Gipfel boten sich seinem Blick dar. Tannenwälder, deren Bäume wie in weiße Mäntel gehüllt schienen. Ein teuer aussehendes Vehikel fuhr die gewundene Bergstraße entlang. Der Bildfokus folgte dem Vehikel, wie es durch die Berge in einen beschaulichen Ort fuhr. An Fachwerkhäusern ging die Fahrt vorbei, bis der Fahrer vor einem Hotel mit dem goldenen Schriftzug „Hotel König“ hielt. Die Tür des Vehikels wurde geöffnet und Tony Stark stieg aus.

Loki runzelte die Stirn. Dieses Städtchen in den Bergen passte so gar nicht zu dem Milliardär. Er hätte ihn eher in einer vor Leben pulsierenden Metropole oder irgendeinem Labor vermutet.

Ein Page nahm Starks Autoschlüssel entgegen, ein anderer kümmerte sich um das Gepäck. Stark betrat die Hotellobby und Loki entdeckte ein Plakat, welches auf einen Wissenschaftskongress hinwies. Das erklärte Starks Anwesenheit.

Ziemlich schnell stellte Loki fest, dass es ihn auch langweilte seinem ehemaligen Gegner dabei zu zusehen, wie der seine Zeit in langatmigen Vorträgen verbrachte. Allerdings gab ihm das die Möglichkeit seine Planung zu verfeinern. Solange er ein Auge auf Stark hatte, konnte er den richtigen Zeitpunkt abpassen. Zwar bestand nur eine Sichtverbindung, doch das genügte ihm.

Lokis Lächeln wurde boshaft. Sein Körper mochte eingesperrt sein, dennoch war er in der Lage seinen Schabernack mit jemandem zu treiben, der ihm eine Niederlage bereitet hatte. Und genau das würde er tun. Wie er seine Bewacher austricksen konnte, wusste er längst. Es wäre eine interessante Übung. Jetzt musste nur noch der rechte Zeitpunkt kommen.
 

Tony wippte mit dem Fuß, während er neben Dr. Heinz in der Warteschlange stand. Eigentlich könnte er einfach mit seiner Rüstung zum Restaurant auf dem Berggipfel fliegen. Aber das würde bedeuten, dass er die Gelegenheit verpasste Dr. Heinz Theorien über künstliche Intelligenzen zu lauschen. Inzwischen war er froh an dem Kongress teilzunehmen. Es gab ihm die Gelegenheit, den Handwerkern in seinem neuen Haus zu entfliehen und seinen Problem mit Pepper. So richtige Probleme hatte er mit Pepper nicht, nur fiel es ihm schwer einen normalen Umgang mit ihr zu pflegen, nachdem sie seinetwegen in Lebensgefahr geraten war.

Die Gespräche der Leute in der Schlange vor ihm wurden lauter. Ein drängender, entsetzt faszinierten Unterton begann mitzuschwingen. Menschen verließen die Warteschlange, um sich an die Fenster der Seilbahnstation zu drängen. Dr. Heinz brach mitten im Satz ab und wandte sich einer Frau vor ihnen zu. Tony sah sich um. „Was ist los?“

„Das versuche ich herauszubekommen“, murmelte Dr. Heinz, ehe er begann weitere Leute anzusprechen. Einige Leute hatte ihre Smartphone gezückt um zu filmen. Andere telefonierten hektisch. Ohne auf Dr. Heinz Antworten zu warten, drängte Tony sich durch die Menge zum Fenster. Er überflog die Aussicht, bis sein Blick an einer Gestalt hängen blieb. Einige Meter entfernt lief jemand auf dem Drahtseil der Seilbahn. Die Person war hochgewachsen, schwarzhaarig und trug einen enganliegenden grün-schwarzen Glitzeranzug. Ruhig spazierte sie auf dem Drahtseil dahin, während die besetzten Gondeln unter ihr stillstanden. Die Balancierstange wippte im Takt ihrer Schritte.

„Entschuldigen sie, ist das eine Art Sonderveranstaltung?“, sprach Tony den Mann neben sich an.

Nicht das ich wüsste. Es gab keine Ankündigung oder so.“

„Danke.“ Tony blickte sich nach dem Personal der Seilbahn um. Er entdeckte einen Mitarbeiter, der aufgeregt in sein Handy sprach. Eine andere Mitarbeiterin redete auf die Menschen vor ihm ein. Des Chaos ungeachtet schlenderte der Seiltänzer weiter. Eine Ansprache, die Tony nicht verstand, brachte die Leute zum Verstummen. Als sie vorbei war teilte sein Nachbar ihm mit: „Sie haben gerade durchgesagt, dass dies nicht mit der Seilbahngesellschaft abgesprochen ist und wir die Ruhe bewahren sollen. Die Polizei ist unterwegs.“

„Und was wird die tun?“

Der Mann zuckte die Schultern. „Ihn verhaften, wenn er vom Seil runter ist? Solange er darauf läuft können sie nichts tun ohne ihn zu gefährden. Oder seine Leiche aufklauben, falls er abstürzt.“

„Danke.“ Tony schob sich wieder durch die Menge. Dabei traf er auf seine Gruppe vom Kongress.

„Haben sie es schon gehört?“

„Ja.“

„Wo wollen sie denn hin, Mr. Stark?“

„Dafür sorgen, dass sich dieser übermutige Luftikus nicht den Hals bricht, falls er fallen sollte. Und die Leute in den Gondeln beruhigen“, teilte er ihnen im Vorbeigehen mit.

Außerhalb der Seilbahnstation rief er seine Rüstung herbei. Damit angetan flog er los, sich den Seiltänzer näher anzusehen. Je näher er der Person kam, desto mehr hatte er das Gefühl sie zu kennen. „J.A.R.V.I.S.? Hast du irgendetwas zur Identität…?“

„Ja, Sir. Wenn ich ein Bild des Gesichts haben könnte.“

Tony überholte den grün-schwarz gewandeten Mann. Im Vorbeifliegen erkannte er goldene Pailletten auf dem Anzug. Es sah sehr nach einem Zirkuskostüm aus. Was wirklich unpassend war angesichts des Wetters. Insgesamt war das Wetter für so einen Hochseilstunt denkbar ungeeignet. Es herrschten eisige Temperaturen und gab vereinzelten Schneefall. Tony drehte in der Luft. „Unmöglich!“, entfuhr es ihm.

„Was ist unmöglich, Sir?“

„Loki! Das da auf dem Seil ist Loki!“

„Kennungssoftware läuft. Identität konnte nicht bestätigt werden. Die Bilddaten sind ungenügend.“

„Wie bitte? Ich sehe ihn klar und deutlich!“

„Daten werden überprüft. Erkennung nicht möglich.“

Tony schluckte. Was war mit der Software nicht in Ordnung? Der Seiltänzer war ganz eindeutig Loki! „Das ist Loki. Er sollte in Asgard sein, im Gefängnis!“

„Wenn sie das sagen, Sir. Was gedenken sie zu tun?“

Tony runzelte die Stirn. Loki vor laufenden Kameras vom Seil zu schießen, wäre äußerst unklug. Ihn herunter zu pflücken genauso.

„Äh…“

Derweil ging Loki auf dem Drahtseil in die Knie und ließ sich seitlich darauf nieder. Er blickte mit einem strahlenden Lächeln zu Tony auf und nickte ihm kaum merklich zu. Tony ging in den Schwebflug, knapp einen Meter von Loki entfernt.

„Was tust du hier?“ Da Loki recht sicher zu sitzen schien, wagte Tony es ihn anzusprechen.

„Üben. Und jetzt hör auf mich abzulenken!“ Loki kam wieder auf die Füße. Ungerührte lief er voller Eleganz auf dem Seil weiter den Berg hinauf. Die grün-schwarze Gestalt hob sich deutlich von der schneebedeckten Winterlandschaft unter ihr ab. Das Bild wurde von den hohen Gipfel im Hintergrund wunderbar abgerundet. Daraus ergab sich eine Ästhetik, welche Tony nur schwer mit seiner Vorstellung von Loki in Einklang bringen konnte.

„Ich könnte…“

„Er würde fallen, Sir.“

„Dann würde ich ihn auffangen.“

„Das würde ihrem Ruf schaden, Sir. Die Leute wissen nicht, dass es Loki ist.“ Tony seufzte, da hatte J.A.R.V.I.S. leider Recht. Das Ganze missfiel ihm. Seine einzige Option schien darin zu bestehen, Loki diesen Drahtseilakt durchgehen zu lassen und zu warten, bis er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Doch zu allererst sollte er die Leute in den Gondeln verständigen, warum die Seilbahn stillstand. Nachdem er das erledigt hatte, umkreiste er die Seilbahn, Loki im Blick behaltend. Er hielt einen Abstand, der ihm sicher erschien. Da Loki sich nur langsam fortbewegte, hatte er auch noch Zeit sich immer wieder bei den Leuten in den Gondeln zu erkundigen, wie es ihnen ging.

„Jetzt ziehe ich auch noch Aufmerksamkeit für diese Nummer auf ihn!“, grummelte er leise. „J.A.R.V.I.S. untersuch' News Channel und Überwachungssysteme nach etwas, wovon Loki ablenken will." Während er weiterhin Loki auf dem Seil umkreiste, trafen tröpfchenweise Nachrichten aus aller Welt ein. Es gab allerlei unliebsame Ereignisse, doch keines passte zu Lokis bisherigem Verhalten. Nichts, was so geschah, würde Loki helfen die Weltherrschaft zu erlangen. Endlich kamen sie der Seilbahnstation auf dem Gipfel näher. Loki war stetig, und ohne ins Schwanken zu kommen, darauf zugelaufen. Irgendwie war es schon bemerkenswert, dass er das konnte. Um die Seilbahnstation verteilt warteten uniformierte Beamte darauf, dass der Seiltänzer das Seil verließ. Eine Leiter stand an der Wand bereit, mit der Loki das Drahtseil vor der eigentlichen Station verlassen konnte. Anstatt dies zu tun, warf Loki die Balancierstange in die Luft. Kurz balancierte er freihändig auf dem Seil und winkte Tony spöttisch zu. Seine Gestalt flackerte und Loki war verschwunden, ebenso wie die Balancierstange.

„Das ist doch wohl die Höhe!“ Tony landete neben den völlig verblüfften Polizisten, während die Menschenmenge noch dem tollkühnen Seiltänzer applaudierte. „Den Leuten in den Gondeln geht es gut. Sie frieren ziemlich, aber sonst ist alles in Ordnung mit ihnen“, teilte er den Beamten mit.

„Danke, gut zu wissen, Sir.“, antwortete ihm einer der Polizisten, es war eine Frau. Ihr langes blondes Haar hatte sie zusammengebunden. Ein anderer beamter wandte sich den Angestellten der Seilbahn zu, die sich daraufhin in Bewegung setzten.

„Ich hoffe sie haben für ihre Rüstung eine aktuelle Genehmigung, Sir.“, fuhr die Polizistin fort.

„Ja.“, war Tonys äußerst knappe Antwort. Das war so typisch europäisch, nach einer Genehmigung zu fragen!

„Dann ist ja gut. Es wäre äußerst peinlich, sie wegen unerlaubten Waffenbesitzes verhaften zu müssen“, murmelte die Polizistin.

„Wie gut für sie, dass es unnötig ist“, erwiderte Tony. Ihm wurde es lästig sich weiter mit der Polizei zu beschäftigen, also flog er los sich einen Platz zu suchen, um die Rüstung abzulegen. Wieder in normaler Winterkleidung begab er sich ins Restaurant, wo er sich an dem vorbestellten Tisch niederließ. Bis seine Begleiter einträfen, hätte er noch genug Zeit ein paar Recherchen durchzuführen.

Sie erwiesen sich als fruchtlos. Seltsamerweise war es niemandem gelungen, den seillaufenden Loki zu filmen oder zu fotografieren. Es gab nur verschwommene Bilder seiner Gestalt, die sich kaum identifizieren ließen. Selbst sein eigenes, mit der Iron-Man-Rüstung aufgenommenes, Material war unbrauchbar. J.A.R.V.I.S. Angaben dazu entsprachen leider den Tatsachen. Und ganz kurz verspürte Tony Bedauern darüber, schlicht weil es ein fast traumhaftes Erlebnis gewesen war.

Was sollte er jetzt tun? S.H.I.E.L.D. von Lokis Wiederauftauchen informieren? Ohne brauchbares Datenmaterial als Beweis?

Tony schüttelte den Kopf. Dazu war es noch zu früh. Erst einmal würde er sich der Sache annehmen und sie weiter beobachten. Sein letztes Zusammentreffen mit Loki hatte ihn gelehrt, dass der zwar größenwahnsinnig und publikumsgeil war, aber auch verdammt klug und unvorhersehbar agierte. Der Himmel mochte wissen, was er plante oder, ob dieser Stunt überhaupt Teil eines Plans war. Tony beschloss so viele Informationen, wie möglich über Loki zusammen zu tragen, womit er auch gleich begann.

Eine dreiviertel Stunde später traf Dr. Heinz und der Rest ihrer Gruppe ein.

„Das war vielleicht was. Hat die Polizei ihn abgeführt?“, waren seine ersten Worte, noch bevor er saß.

„Nein, er hat die Flatter gemacht.“

„Na, mit Hilfe der ganzen Bilder werden sie ihn schon kriegen. Obwohl es ja nur eine Ordnungswidrigkeit ist, die er begangen hat.“

„Es dürfte schwer werden das Bildmaterial zu verwenden. Es ist alles völlig verschwommen.“

„Alles? Aber sicher sind ihre eigenen Aufnahmen superb.“

„Ebenfalls unbrauchbar.“

„Ernsthaft?“

„Ja.“ Tony zuckte mit den Schultern. „Lag wohl am Wetter.“ Er wollte Dr. Heinz nicht beunruhigen, indem er verriet, wer der Seiltänzer gewesen war. Nach der Sache in New York war diese Information dazu geeignet Panik zu verbreiten.

„Nun so etwas haben sie dafür in New York nicht. Sehen sie mal, da ist ausnahmsweise Österreich aufregender.“

„Hatten wir. 1974 hat Philippe Petit einen illegalen Drahtseilakt zwischen den Türmen des World Trade Centers durchgeführt.“

„Hm, das…Ja, ich erinnere mich davon gehört zu haben.“, gab Dr. Heinz zu.

Eine Weile drehte sich das Gespräch noch um Seilläufer, bevor es sich unweigerlich künstlichen Intelligenzen zuwandte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: Futuhiro
2017-02-10T17:34:10+00:00 10.02.2017 18:34
Der Polizist ist gut. "Haben Sie dafür ne Genehmigung?" XD Köstlich.

Ich hoffe, man kann die Story auch lesen ohne die Charaktere zu genau zu kennen. Bisher fängt sie aber auf jeden Fall schonmal super an. (War Loki ein Bösewicht oder ein Held? Ich hatte ihn immer für nen Superhelden gehalten, aber hier scheint er mir doch eher als größenwahnsinniger Weltherrschafts-Anwärter rüberzukommen.)
Antwort von: abgemeldet
22.01.2018 01:02
Loki ist ein Bösewicht und der Bruder von Thor.


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