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Naruto Kurzgeschichten

Sammlung meiner oneshots
von

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Freudentränen

Sasuke war ein wenig verwundert, als die Wachen ihn ohne Protest passieren ließen. Er war darauf vorbereitet gewesen, sie ausschalten zu müssen, immerhin war es Tsunades eindeutiger Befehl gewesen, dass er den Gefangenen nicht sehen durfte. Und jeder im Dorf wusste, wie sein Verhältnis zu Itachi war. Aber vielleicht hatten sie ihn gerade deshalb passieren lassen. Weil sie insgeheim darauf hofften, dass er Itachi töten und damit das vollenden würde, was Tsunade nicht geschafft hatte. Auch nach all den Jahren hatten die Dorfbewohner nicht vergessen, was Itachi getan hatte. Sie hassten, verachteten und fürchteten ihn. Kein Wunder, dass niemand sich die Mühe machte, Sasuke aufzuhalten.
 

Er kam zu der schweren Tür und blieb einen Moment lang stehen. Sasuke wusste nicht, was ihn erwartete. Als Tsunade gegen Itachi angetreten war, war er nicht dabei gewesen, und das nicht nur zufällig. Als Itachi im Dorf gesichtet worden war, hatte Tsunade Sasuke die Nachricht verschwiegen und ihn rasch auf eine zweitätige Außenmission geschickt. Bei seiner Rückkehr hatte er dann erfahren, was passiert war. Dass sein Bruder wieder im Dorf gewesen war, drei Jahre nachdem er es das erste Mal versucht hatte, war er zurückgekehrt, um Naruto diesmal wirklich zu entführen. Aber diesmal war sein Auftauchen anders ausgegangen, als er es sich ausgerechnet hatte. Die Hokage hatte Itachi besiegt und eingesperrt.
 

Inzwischen hatte Sasuke seinen grenzenlosen Zorn darüber, dass er am Kampf nicht hatte teilnehmen können, einigermaßen überwunden. Er hatte sich damit abgefunden, dass nicht er es gewesen war, der Itachi in seine Schranken verwiesen hatte. Aber trotzdem musste er seinen Bruder sehen. Er musste einfach und er hätte sich über jedes Verbot hinweggesetzt, um Itachi in die Augen sehen zu können.
 

Er entriegelte die Tür und atmete einmal tief ein, bevor er sie öffnete.
 

Sein erstes Gefühl, als er einen Blick in den Raum warf, war zu seinem Erstaunen weder Zorn noch Hass, sondern Entsetzen. Die Zelle war klein, ohne Fenster und mehr als spärlich eingerichtet. Es gab ein Bett, einen Tisch, viel mehr auch nicht. Sein Bruder saß auf dem Bett, reglos, den Kopf gesenkt. Sasuke war schockiert, seltsamerweise widerstrebte es ihm, seinen Bruder so zu sehen. Der mächtige Itachi, das hochgelobte Wunderkind, der selbst die legendären Sannin in Angst versetzt hatte, gehörte nicht in diesen Raum.
 

Sasuke machte einen Schritt in den Raum hinein. Zweifellos hatte Itachi ihn längst bemerkt, trotzdem hob er erst jetzt den Kopf. Im grellen Licht der Deckenlampe wirkte er ungewöhnlich blass. Er hatte einen großen blauen Fleck auf der linken Wange und ein Verband war um seinen Kopf geschlungen, dort, wo er früher das Stirnband mit dem höhnischen Riss über dem Symbol Konohas getragen hatte. Zum ersten Mal wirkte Itachi nicht wie ein unverwundbarer Halbgott, sondern wie ein ganz normaler Mensch und trotzdem strahlte er eine Aura von Stolz und Erhabenheit aus. Gegen seinen Willen kam Sasuke sich einen Moment lang klein und schwach vor.
 

"Ich habe mir gedacht, dass du kommst", sagte Itachi. Seine Stimme klang nicht mehr so sicher wie früher, aber sie ließ den jüngeren Uchiha trotzdem erschaudern.
 

Sasuke horchte in sich hinein. Er hatte geglaubt, er würde sofort auf seinen Bruder losgehen. Doch seltsamerweise war er nun, da er Itachi gegenüberstand, innerlich völlig ruhig. "Itachi...", fing er an.
 

"Bist du gekommen, um mich zu töten?"
 

"Ich weiß nicht", antwortete er ehrlich. "Ich wollte mich vielleicht nur davon überzeugen, dass der große Itachi tatsächlich gefangen genommen wurde."
 

Sein Bruder zog die Mundwinkel spöttisch hoch. "Lass mich raten. Es ärgert dich, dass du nicht dabei warst."
 

"Ja vielleicht", gab er unumwunden zu. Diesmal würde er sich nicht aus der Reserve locken lassen. "Aber die Hauptsache ist, dass sie dich endlich erwischt haben. Nach allem, was du getan hast, bist du viel zu lange frei herumgelaufen."
 

"Frei?", fragte Itachi bitter.
 

Unbewusst reckte Sasuke den Kopf ein Stück in die Höhe. Diesmal war er der Stärkere. Itachi konnte ihm nichts anhaben. Tsunade hatte dafür gesorgt, dass eine ganze Weile lang sein Chakra nicht mehr sammeln konnte. Sasuke legte so viel Verachtung wie er nur konnte in den Blick, mit dem er seinen Bruder bedachte.
 

Aber Itachi gab sich unbeeindruckt. Gelassen erwiderte er den Blick und fragte kühl: "Genießt du es, mich so zu sehen?"
 

"Ich werde es genießen, dich tot zu sehen, Itachi. Das hier," er sah sich demonstrativ um, "ist noch viel zu gut für dich."
 

Gleichgültig zuckte Itachi die Schultern. "Worauf wartest du noch? Ich kann weder Genjutsu, noch Ninjutsu benutzen. Selbst du kannst mich in diesem Zustand töten."
 

Automatisch ballten sich Sasukes Hände zu Fäusten. Die Arroganz seines Bruders machte ihn so wütend, aber er versuchte, sich zu beherrschen. Er hatte sich vorgenommen, abzuwarten, und daran würde er sich auch halten. "Ich mache mir an dir die Hände nicht schmutzig", sagte er so abfällig wie möglich. "Morgen beginnt deine Anhörung, auch wenn ich es für Zeitverschwendung halte, einem Mörder wie dir noch den Prozess zu machen. Aber egal. Sie werden dich nicht lebend aus dem Dorf lassen, so oder so." Wieder zeigte Itachi keinerlei Regung. Sasuke begriff, dass es sinnlos war. Warum war er überhaupt hergekommen? Verächtlich sagte er: "Ich verstehe nicht, warum ich dich all die Jahre gejagt habe. Wenn ich dich so sehe, finde ich dich nur noch bemitleidenswert."
 

"Ah ja?" Auf einmal bewegte Itachi sich, langsam stand er auf und kam auf Sasuke zu. Der Jüngere der Brüder wich reflexartig einen Schritt zurück, bevor er sich zwang, stehenzubleiben und abzuwarten, was Itachi vorhatte. Sein Bruder kam auf ihn zu, bis sie nur noch einen Schritt auseinander waren, und sah mit seinen dunklen Augen auf Sasuke herab. Er war noch immer fast einen Kopf größer. "Wir beide wissen, dass du lügst."
 

Fast trotzig knurrte Sasuke: "Überschätz dich nicht, Itachi."
 

Der Ältere sagte düster: "Du hast mich bitter enttäuscht, Sasuke. Ich habe viel von dir erwartet, aber selbst nach all den Jahren bist du immer noch... nur ein Schwächling."
 

"HALTS MAUL!" Mit einem wütenden Schrei schlug Sasuke seinem Bruder ins Gesicht. Itachi machte keine Anstalten sich zu verteidigen. Er taumelte nach hinten, fing sich aber wieder. Als er den Kopf hob, lief Blut über sein Kinn. Sasuke starrte auf seine Faust, entsetzt über seinen Ausbruch. Das hatte er nicht gewollt. Nicht dass es ihm leid tat, dass er Itachi geschlagen hatte, aber er hatte die Kontrolle verloren. Auch ohne Chakra hätte Itachi den Fausthieb leicht abwehren können. Das bedeutete, er hatte Sasuke mit Absicht dazu provoziert, ihn zu schlagen. Er war noch immer der Überlegene. Und diesen Gedanken ertrug Sasuke nicht.
 

Voller Hass sagte er: "Ich werde bei deiner Hinrichtung in der ersten Reihe stehen, und ich laut lachen, wenn du stirbst!" Damit fuhr er herum und stürmte geradezu aus der Zelle.
 


 

Der Prozess fand im Geheimen statt. Außer den Beteiligten wurde niemand darüber informiert, weil befürchtet wurde, dass dieses Ereignis zu viel Wirbel verursachen würde. Itachi hatte mit seiner Tat damals das Dorf zutiefst erschüttert, nachdem nur sieben Jahre vorher beim Angriff des Fuchsungeheuers bereits viele Menschen gestorben waren. Die Bewohner hatten sich gerade sicher gefühlt, da hatte jemand aus den eigenen Reihen, ein Anbu, dem jeder vertraut hatte, die zweitälteste und vielleicht stärkste Familie des Dorfes einfach ausgelöscht. Und niemand hatte ihn daran hindern oder dafür zur Rechenschaft ziehen können. Die Dorfbewohner hassten Itachi beinahe genauso sehr wie das Fuchsungeheuer. Man konnte nicht voraussagen, was der Prozess vielleicht ausgelöst hätte, deshalb hatte Tsunade einen geheimen Ort und einen geheimen Termin gewählt.
 

Es gab nicht viele Zeugen, dementsprechend kurz war deren Anhörung. Zuerst sprachen zwei Anbu, die ein paar kleinere Missionen mit Itachi absolviert hatten. Als Zeugen waren sie allerdings unbrauchbar, denn sie sprachen voller Hass und Verachtung über ihn. Sie waren keineswegs objektiv und Tsunade, die zusammen mit zwei der Dorfältesten den Richter verkörperte, hatte Angst, überhaupt keine neutralen Zeugen zu finden.
 

Dann sagte Kakashi aus. Auch er hatte mit Itachi zusammengearbeitet, allerdings öfter als die vorherigen Zeugen. Sehr zur Überraschung aller waren seine Aussagen neutral, ohne Wertung. Er erzählte von Itachi, dem Anbu, der jede Mission ernstgenommen und professionell ausgeführt hatte. Und dann von Itachi dem Menschen, dem Genie ohne Kindheit, der trotz seines Alters eiskalt getötet hatte, wenn es nötig gewesen war, und auf dessen Schultern die Hoffnung eines ganzen Clans gelastet hatte.
 

Sasuke saß bei Kakashis Aussage stumm an seinem Platz und hörte zu. Tsunade hatte ihn nicht daran hindern können, am Prozess teilzunehmen, auch wenn sie es für keine gute Idee hielt, dass er dabei war. Sie hatte Naruto und Sakura gebeten, auch zu kommen und ihren Freund zu unterstützen. Erst als Kakashi von jener Nacht erzählte, als das Massaker geschehen war, senkte Sasuke den Kopf, damit niemand ihm seine Gefühle ansehen konnte. Kakashi berichtete davon, wie die Anbu die Getöteten erst Stunden nach dem Massaker gefunden hatten. Er ließ - vermutlich um Sasuke zu schonen - die Details weg, erzählte aber von der Kaltblütigkeit, mit der die Uchiha Familie umgebracht worden war. Er war es gewesen, der den bewusstlosen Sasuke damals auf der Straße vorgefunden hatte.
 

"Wir waren alle entsetzt, als wir feststellten, dass Sasuke noch am Leben war", berichtete er. "Wir hatten die Hoffnung fast aufgegeben, noch Überlebende zu finden, und dann war da dieses Kind, bewusstlos zwischen all den Leichen... er war beinahe unverletzt, aber wir konnten ihn nicht aufwecken. Das hat unseren schrecklichen Verdacht bestätigt, dass es ein Mitglied der Familie gewesen sein musste, der die Morde begangen hat. Nur jemand mit Sharingan hätte Sasuke in so einen Zustand versetzen können."
 

Die Dorfälteste fragte genauer nach: "Wann habt ihr gemerkt, wer es war?"
 

"Zunächst gar nicht. Wir haben das Areal nach Überlebenden oder Zeugen abgesucht und nachdem einer von uns Sasuke zu einem Arzt gebracht hatte, achteten wir darauf, ob jemand fehlt. Wir kamen ins Haus des Oberhauptes, und auch Sasukes Eltern waren tot. Aber Itachi fehlte. Da waren wir uns ziemlich sicher, dass er es war. Es gab schon vorher Vermutungen, er hätte Uchiha Shisui umgebracht. Außerdem war Sasuke der einzige, der noch lebte. Einige von uns sind ihm gefolgt, aber wir hielten es für klüger, den Hokage zu verständigen."
 

Tsunade fragte: "Das heißt, ihr wart euch anfangs nicht so sicher ob er es wirklich gewesen ist. Wie sieht es inzwischen aus?"
 

Er räusperte sich. "Nun, wir sind uns inzwischen absolut sicher, dass nur er es getan haben kann. Da ist zum einen das, was Sasuke uns damals sagte, nachdem er erwacht ist. Außerdem ist es eine Tatsache, dass außer Sasuke und Itachi keiner der Familie das Massaker überlebt hat. Es gab erwiesenermaßen keine Eindringlinge in jener Nacht, außerdem hätte es nur jemand der die Sharingan hat mit der Familie aufnehmen können, zumindest so, dass niemand sonst alarmiert wird."
 

Nach Kakashi war der wohl wichtigste Zeuge an der Reihe. Man hatte Sasukes Zeugenaussage auf den nächsten Tag verschoben, um ihm eine Pause zu gönnen. Außerdem ging Tsunade noch einmal persönlich zu Itachi um ihn zu fragen, ob er nicht dabei sein wollte. Zuerst sah es aus, als wollte er ablehnen, dann entschied er sich aber doch dazu, am zweiten Tag der Anhörung dabei zu sein.
 

Als Sasuke dann seine Aussage machte, begann der wohl schwierigste Teil des Prozesses. Tsunade hätte es ihm gerne erspart, die Ereignisse jener Nacht noch einmal erleben zu müssen, aber die Ältesten hatten auf diesem Prozess bestanden und es war noch völlig unklar, was Itachi aussagen würde. Für den Fall, dass er seine Taten leugnen würde, brauchte man Sasukes Aussage. Itachi hätte es seinem Bruder leichter machen können, wenn er vorher etwas dazu gesagt hätte, aber er blieb weiterhin stumm.
 

Zuerst erzählte Sasuke auf Anfrage kurz von der Zeit vor dem Massaker. Er berichtete von einem liebevollen, älteren Bruder der sich um ihn gekümmert hatte und den er augenscheinlich sehr geliebt hatte. Zunächst schien Sasuke sehr gefasst. Er würdigte Itachi, der regungslos an der Seite saß, umringt von Anbu, keines Blickes. Dann musste er von dem wohl schrecklichsten Tag seines Lebens erzählen und er wurde zusehends unruhiger. Stockend erzählte er davon, wie er vom Training nach Hause gekommen war und die Straßen mit Leichen gepflastert gewesen waren. Er berichtete, wie er ins Wohnzimmer gekommen war und die Leichen seiner Eltern gesehen hatte. Wie er davon gelaufen war und Itachi ihn abgefangen hatte.
 

Er versuchte ruhig zu bleiben, aber als er die Worte seines Bruders zitierte, rollte ihm eine Träne über das Gesicht. "Mein dummer kleiner Bruder... wenn du mich töten willst, dann hasse mich, verabscheue mich, und überlebe irgendwie. Lauf, lauf weg, und klammere dich an dein Leben..."
 

Tsunade fragte schweren Herzens: "Was glaubst du, warum er es getan hat? Warum er dich am Leben gelassen hat?"
 

Zornig wischte Sasuke sich übers Gesicht. "Warum? Das habe ich mich neun lange Jahre gefragt. Ich habe nie eine Antwort bekommen. Ich habe mir gewünscht, er hätte mich auch getötet." Er sah sich im Saal um. "Keiner, keiner in diesem Raum kann sich das was ich durchgemacht habe vorstellen! Es ist mir egal, warum er es getan hat. Aber er muss endlich dafür bestraft werden! Er verdient den Tod!" Zum ersten Mal schaute er seinen Bruder direkt an. "Ich wünsche dir den Tod, hörst du?!", schrie er. Von Itachi kam keine Reaktion und Sasuke zuckte zusammen, als er die Worte ausgesprochen hatte. Er atmete tief ein um sich zu beruhigen und murmelte: "Darf ich mich jetzt wieder hinsetzen?"
 

Tsunade nickte bloß und Sasuke setzte sich wieder auf seinen Platz.
 

Nun war Itachi an der Reihe und vermutlich jeder im Raum hielt gespannt den Atem an. Gelassen stellte er sich vor Tsunade und die Dorfältesten und wartete auf ihre Fragen.
 

Wütend darüber, wie ruhig er selbst angesichts der Verzweiflung seines Bruders geblieben war, kam Tsunade direkt zur Sache. "Du hast gehört, was man dir vorwirft. Hast du etwas zu deiner Verteidigung zu sagen?" Als Itachi nicht sofort antwortete, fragte sie ganz direkt: "Hast du die Familie getötet?"
 

Er sah ihr furchtlos in die Augen und antwortete schlicht: "Ja."
 

Sasuke, der zwischen Sakura und Naruto saß, sagte keinen Ton.
 

"Warum hast du es getan?"
 

"Sie waren mir im Weg."
 

Sasuke hielt weiterhin den Kopf gesenkt. Niemand wusste, was in ihm wohl vorgehen mochte. Itachi beantwortete alle Fragen kurz und knapp, ohne wirklich Informationen zu liefern oder die Fragen zu beantworten, die sich Sasuke und die Dorfbewohner seit neun Jahren stellten. Es kam keine wirkliche Erklärung und auch kein Wort der Reue über seine Lippen.
 

Auch wenn sie es sich sehr für Sasuke gewünscht hatte, Tsunade musste einsehen, dass sie keine zufrieden stellenden Antworten von Itachi bekommen würde. Deshalb gab sie es auf und sagte: "Du weißt, wenn du uns keine bessere Erklärung lieferst, müssen wir dich töten. Du bist eine Gefahr für das Dorf."
 

"Es gibt keine bessere Erklärung."
 

Tsunade warf den Dorfältesten einen kurzen Blick zu und auch die schüttelten nur den Kopf. Es gab keinen anderen Weg. Leise sagte sie: "Morgen wird das Urteil gefällt."
 

Itachi nickte bloß und zwei Anbu stellten sich neben ihn um ihn zurück in seine Zelle zu bringen. Aber in dem Moment sprang Sasuke auf und schrie: "Warum tust du das?" Sakura und Naruto versuchten, ihn zurückzuhalten aber er brüllte: "Wir beide wissen, dass du selbst nur mit Taijutsu leicht fliehen könntest! Warum lässt du das alles geschehen? Willst du mich quälen?"
 

Zur Überraschung aller sah Itachi seinen kleinen Bruder an und für einen Moment erschien ein erschöpftes Lächeln auf seinem Gesicht. "Nein. Ich habe nur das Warten satt. Ich habe neun lange Jahre darauf gewartet, dass du stark genug bist um mich herauszufordern. Aber du wirst mich wohl nie einholen. Es gibt keine Gegner mehr für mich. Und ohne Gegner kann ich nicht mehr stärker werden. Das Leben ist langweilig geworden."
 

"Langweilig...", wiederholte Sasuke fassungslos und ließ sich auf seinen Stuhl zurück sinken.
 

Widerstandslos ließ Itachi sich abführen.
 


 

Schon allein um Sasuke zu schonen wurde das Urteil rasch gefällt und die Vollstreckung gleich für den nächsten Tag festgelegt. Tsunade hatte gesehen, wie sehr den jungen Uchiha dieses Verfahren mitgenommen hatte, deshalb hatte sie darauf bestanden, dass man diese Geschichte so rasch wie möglich beendete. Als sie Itachi in seiner Zelle besuchte und ihm von dem Urteil berichtete, wirkte er gelassen. Er hatte nichts anderes erwartet. Fast hatte sie gehofft, er würde sich befreien und so seiner gerechten Strafe entgehen. Denn auch wenn Sasuke immer und immer wieder verkündet hatte, wie sehr er seinem Bruder den Tod wünschte, war sie sich nicht sicher, wie der diese ganze Sache wirklich verkraften würde. Aber Itachi schien keinerlei Absichten zu haben, davor wegzulaufen. Er gab sich betont unbeteiligt, aber als sie den Raum verließ und sich noch mal umdrehte, da schaute er in die Ferne und für einen Moment wirkte er auf sie einfach nur erschöpft. Vielleicht hatte einfach keine Kraft mehr. Sie kannte das Gefühl nur zu gut. Als Shinobi, mit all dem Druck, der Macht, die einem so leicht zu Kopf steigen konnte und den vielen Toten, die man im Laufe der Jahre sehen musste, gab es Phasen, wo man sich uralt fühlte und sich einfach nur Ruhe wünschte.
 

Aber für Sasukes Wohl hätte sie sich zumindest gewünscht, dass Itachi seine Taten erklärt hätte. Sie konnte nur hoffen, dass Sasuke trotz allem nun Ruhe finden würde.
 


 

Die Hinrichtung war für zehn Uhr angesetzt. Auch diese fand statt, ohne dass die Dorfbewohner darüber unterrichtet waren. Allein die hochrangigen Shinobi des Dorfes waren informiert und hatten sich auch zum großen Teil im Keller des Hokage Gebäudes eingefunden. Das Gebäude war abgeriegelt, innen und außen waren die Anbu postiert, um einen möglichen Fluchtversuch zu vereiteln. Sasuke war ebenfalls unter den wenigen Zuschauern, auch wenn Tsunade ihm davon abgeraten hatte. Er hatte Sakura und Naruto mitgebracht, er brauchte sie einfach als Unterstützung. Denn er wusste nicht, was er erwarten sollte. Wusste weder, wie er reagieren würde, wenn Itachi fliehen sollte, noch wenn er tatsächlich sterben würde.
 

Itachi kniete auf Befehl der Hokage in der Mitte des Raumes nieder. Er sollte der Tradition gemäß enthauptet werden. Der, der es tun würde, trug eine Anbu Maske, damit man ihn nicht erkennen konnte. Als er das Schwert zog, durch das Itachi den Tod finden sollte, schwankte Sasuke und musste sich auf Naruto stützen. Vielleicht würde Itachi wirklich sterben.
 

Itachi schien seine Bewegung gesehen zu haben, denn er hob den Kopf und warf Sasuke einen seltsamen Blick zu. Verwirrt blinzelte Sasuke und dann war es auch schon wieder vorbei und sein Bruder senkte den Kopf. Dieser Blick... was hatte er zu bedeuten?
 

"Hast du noch etwas zu sagen, Itachi?", fragte Tsunade.
 

"Nein", sagte Itachi und wieder streifte er Sasuke mit einem Blick. Der Jüngere der Brüder fuhr sich unruhig durch das Haar. Itachi war noch nicht bereit zu sterben. Irgendetwas gab es da noch, das er zu sagen hatte.
 

Itachi beugte sich vor und der Anbu hob das Schwert. Es wurde still im Raum. Sasuke wurde schwindlig. Da war etwas in Itachis Blick gewesen, das ihm keine Ruhe mehr ließ. "Er... er will mir noch etwas sagen...!", flüsterte er und die Erkenntnis kam in dem Moment, da er das sagte. Itachi durfte noch nicht sterben!
 

Alle im Raum hielten den Atem an und in dem Moment, wo der Anbu sich in Bewegung setzte, stürzte Sasuke vor. Das Schwert sauste nach unten und dann gab es einen Tumult im Raum. Sasuke fing den Arm des Anbu ab und im selben Moment wurde er selbst gepackt von vielen Armen die ihn von Itachi wegzerren wollten. "HALT!", rief Tsunade dazwischen und alle hielten inne. Es waren Anbu, die Sasuke gepackt hatten, weil sie glaubten, er wollte seinem Bruder helfen. Sie machten keine Anstalten mehr, Sasuke wegzuziehen, ließen ihn aber auch nicht los.
 

Langsam hob Itachi den Kopf. Sasuke sah ihm direkt in die Augen und fragte leise: "Warum hast du mich am Leben gelassen?" Er betete inständig, dass es die richtige Frage war, die, die Itachi zu beantworten bereit war.
 

"Ich wollte sehen, was aus dir wird", erwiderte Itachi. "Vater meinte immer, du hättest das Potential in dir, mich zu übertreffen. Ich hätte es zu gerne erlebt, wie du mich überflügelst." Sein Gesicht veränderte sich und Sasuke brauchte einen Moment um zu begreifen, dass Itachi lächelte. "Vielleicht bist du mir auch einfach nur ans Herz gewachsen, kleiner Bruder. Tu mir den Gefallen und mach nicht dieselben Fehler wie ich."
 

Ein Gefühl von Sehnsucht überfiel Sasuke, er sehnte sich nach der Zeit zurück, in der Momente wie dieser zwischen ihnen selbstverständlich gewesen waren. Er spürte zum ersten Mal seit langem die alte Verbundenheit zwischen ihnen, ein Geheimnis unter Brüdern, knappe Worte, die nur für sie beide Sinn machten. Mach nicht dieselben Fehler wie ich... werde nicht so wie ich, hör auf, mir nachzujagen... mach etwas Besseres mit deinem Leben. Sasuke verstand, was Itachi ihm sagen wollte. Er nickte. "Ich verstehe."
 

Dann zerrten die Anbu ihn von Itachi weg. "Lebwohl, Aniki", flüsterte er. Er stieß die Männer weg, blieb aber ruhig stehen, deshalb griffen sie ihn nicht erneut an. Stumm kehrte zurück zu seinem Platz zwischen Naruto und Sakura. Die Anbu zogen sich zurück und er fing einen fragenden Blick von Tsunade auf. Wie betäubt nickte er. Er wollte nicht, dass Itachi starb.
 

Sein Bruder senkte wieder den Kopf und der Anbu postierte sich erneut neben ihm. Sasuke schloss die Augen.
 

~~
 

"Aniki?", fragte er in die Dunkelheit hinein.
 

Er hörte, wie Itachi sich im Bett aufsetzte. "Was ist denn, Sasuke?"
 

"Ich hab schlecht geträumt. Darf ich bei dir schlafen?"
 

Zuerst war es still, aber dann seufzte Itachi und sagte: "In Ordnung. Komm her."
 

Erleichtert rannte Sasuke zum Bett seines Bruders und krabbelte auf dessen Bett. Itachi hob die Bettdecke an und Sasuke kuschelte sich an seinen Bruder, der den Arm um ihn legte und ihn zudeckte. Der böse Traum war vergessen, jetzt wo er sicher in den Armen seines Bruders war. Er spürte den gleichmäßigen Atem seines Bruders auf seiner Haut und ihm fielen die Augen zu. Seine kleinen Finger spielten mit einer Haarsträhne seines großen Bruders und dessen stetiger Herzschlag begleitete ihn bis in seine Träume.
 

~~
 

"Ist alles in Ordnung, Sasuke?", flüsterte Sakura.
 

Er nickte und antwortete gleichzeitig: "Nein." Er nahm ihre Hand und drückte sie.
 

~~
 

Als Sasuke das Zimmer betrat und seinen Bruder entdeckte, riss er die Augen auf. "Aniki!", schrie er begeistert. Eigentlich hätte Itachi noch unterwegs sein müssen, die Mission war für mehrere Tage angesetzt gewesen. "ANIKI!", brüllte Sasuke und stürmte los. Er schlang seine Arme um die Hüfte seines Bruders und rief begeistert: "Du bist wieder zu Hause!"
 

Itachi schaute auf seinen Bruder runter, der über das ganze Gesicht strahlte. Sasuke rief: "Ich dachte, du kommst heute nicht mehr! Ich freu mich, dass du da bist!"
 

"Ah ja?", fragte Itachi. "Wieso das?"
 

Sasuke ließ sich nicht verunsichern. "Das weißt du doch! Heute ist mein Geburtstag!"
 

Itachi gab ein leises Lachen von sich. "Was du nicht sagst."
 

"Sasuke, lass deinen Bruder los, ja?", kam die Stimme seiner Mutter aus der Mitte des Raumes. "Itachi ist grade erst zurückgekommen, er muss sich etwas ausruhen."
 

Widerwillig ließ Sasuke seinen Bruder los. Der machte einen Schritt zur Seite, aber bevor er den Raum verließ, legte er seine Hand auf den Kopf des Kindes und sagte: "Alles Gute zum Geburtstag, Sasuke."
 

~~
 

Es war totenstill im Raum. Für den Bruchteil einer Sekunde zog Sasuke es in Erwägung, einfach loszustürmen, diese Hinrichtung aufzuhalten und seinem Bruder das Leben zu retten. Aber was hätte das für einen Unterschied gemacht? Der Bruder den er sich wünschte, den er mal geliebt hatte, den gab es nicht mehr. Er konnte nicht hinsehen.
 

Als Itachi enthauptet wurde, hatte Sasuke seine Augen geschlossen. Seine Freunde hielten ihn fest, versuchten ihm beizustehen. Erst, als Stimmen im Raum laut wurden und ihm begreiflich machten, dass es vorbei war, öffnete er die Augen und sah das Blut. Und Sasuke weinte.
 

Er starrte Itachis Überreste an und auf einmal drehte sich alles. Sasuke brach zusammen und wurde von seinen Freunden im letzten Augenblick aufgefangen. Ihm wurde schwarz vor Augen und einen Moment lang glaubte er, die spöttische Stimme seines Bruders zu hören.
 

Du weinst ja, Sasuke. Ich dachte, du würdest vor Freude lachen, wenn ich sterbe.
 

~Vielleicht sind es ja Freudentränen, Aniki...~
 

Du warst noch nie ein guter Lügner, kleiner Bruder.



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Kommentare zu diesem Kapitel (21)
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Von:  Stampede
2007-12-03T17:42:32+00:00 03.12.2007 18:42
*sniff*
oh man...
ich liebe deine ffs/os...
es it einfach gnial wi du dei gefühle der charas darstellts...
und du machst itachi nie irklich ooc^^
Von: abgemeldet
2007-09-10T17:38:01+00:00 10.09.2007 19:38
Oh Gott wie traurig T____T
*schnüff*
Ich finds toll wie du die Rückblicke von Sasu und Ita eingebaut hast.
Im algemeinen ist das Kapitel super geschrieben,deinen Schreibstyl kann man echt nur loben X3
Ich freu mich schon die nächsten Kapis zu lesen*___*
*glitzer*
Von:  psycho-kissen
2007-01-19T14:47:12+00:00 19.01.2007 15:47
Boa *heul*
ist das traurig
Die ff (Kapitel) ist wunderschön
Ich hab echt angefangen zu heueln
*snief*
Das war richtig gut
super rübergebracht
Echt klasse
mach weiter so
Ita-chan
Von:  Serifeen
2006-10-27T19:47:03+00:00 27.10.2006 21:47
Volltreffer, jetzt muss ich mich erst mal erholen....
Ich mag deine Storrys zwar, aber die war jetzt ein bisschen zu .....*losheult*
Schreib doch mal was gaaaaaaaaaaanz Positives. Biiiiiiiiiiitte *ganz lieb schaut*
Ich freu mich schon drauf

Deine Isis-chan
Von:  Kinare
2006-09-22T18:03:06+00:00 22.09.2006 20:03
ich kann nur eines trauig baer unglaunlich schön ich liebe es wenn mein liebligs charater stirbt musste aber leider heulen;;__;;*schlurchz* *nicht auf hören könn*
Von:  Kinare
2006-09-22T18:01:52+00:00 22.09.2006 20:01
ich kann nur eines trauig baer unglaunlich schön ich liebe es wenn mein liebligs charater stirbt musste aber leider heulen;;__;;*schlurchz* *nicht auf hören könn*
Von:  Zess
2006-09-11T13:23:49+00:00 11.09.2006 15:23
;_; Itachi*snief*
Die FF ist toll.
aber was ist mit Sasuke zum schluss passiert?
Naja,egal.
Ist trotzdem toll^^

E-Chan
Von:  Seranita
2006-03-29T15:00:53+00:00 29.03.2006 17:00
Ich kann sämtlichen Kommischreibern hier nur beipflichten. Du hast es wirklich sehr gut geschafft, die Stimmung und die einzelnen Gefühle zu vermitteln. Man kann sich sehr leicht in die Geschichte hineinversetzen.
Von:  Kayurinya
2005-10-06T15:08:57+00:00 06.10.2005 17:08
ich kann mich den anderen nur anschließen echt toll^^
Saku U.
Von: abgemeldet
2005-09-09T07:18:45+00:00 09.09.2005 09:18
.....
Ich glaub die andren haben alles gesagt was man dazu sagen muss. Du hast die Gefühle wie immer so toll rübergebracht und das ganze wirkte irgendwie ziemlich realistisch.
Aber...wenn mich Itachis Tot in ner FF schon zum weinen bringt will ich nicht wissen was passiert wenns im Manga soweit ist und das ganze damit Entgültigkeit hat.. ;__;

Nyo...weiter so ^____^


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