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Valkyrie

von

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Nichts als Kälte empfängt sie. Der kalte Schnee fällt ihr auf das glatte Gesicht und schmilzt.

Ihre Finger sind gefroren und kann ihre Beine nicht spüren. Der blasse Himmel ist von grauen Wolken bedeckt, der wind ist einschneidend und weht immer mehr Flocken auf ihren starren Körper. Warum ist sie hier? Wer ist sie? Alle diese Fragen kann sie sich nicht beantworten, es ist als ob sie schon immer hier liegt. Einfach im Schnee und wird sich nicht mehr fortbewegen.

Das Herz ist so kalt, keine Gefühle werden jemals einen Weg in ihr innerstes finden. Ist nicht etwas derartiges schon einmal passiert? Sie lag auf einer weichen Decke aus Gras, sah in den Himmel und genoss die Schönheit des Himmels. Langsam kommen die Erinnerungen und Emotionen zurück, die sie erfüllen und für einen Moment alle Kälte aus ihren Knochen vertreibt.

Vorsichtig versucht sie ihre Arme zu heben, aber es ist als ob es keine Verbindung zu ihrem Körper gibt. Alles ist kalt und taub und lässt sich nicht bewegen.

Ich werde hier einfrieren und irgendwann wird man meine erfrorenen Knochen finden… denkt sie sich, doch ihr Wille ist größer. Ein Finger nach dem anderen erwacht wieder zum Leben und auch ihre Beine lassen sich leicht bewegen. Es tut alles weh, die Kälte macht es nicht viel leichter. Vorsichtig streicht sie den Schnee aus dem Gesicht. Seltsamerweise ist sie noch nicht blau angelaufen, ihre Haut ist rosig und weich. Die schmalen Beine stecken in dunklen Hosen und ihre Füße sind nackt.

Wie hat sie gelebt? Wie zäher Honig kommen ihre Gedanken in Fluss und zeigen ihr ein paar wenige Erinnerungen. Dort ist eine Hand, entfernte Geräusche und Schmerzen. Jetzt bleibt ihr nur noch der Schnee und die Kälte.

Es dauert eine Weile, bis sie im Schnee sitzt und ihr Gesicht zwischen den Knien versucht sie sich selbst aufzuwärmen. Ein goldenes Glühen im weißen Schnee erweckt ihre Aufmerksamkeit. Vorsichtig streckt sie ihre schmale Hand aus und nimmt einen kleinen Kettenanhänger aus Bernstein in die Hand. So ein wertvoller Stein… er glüht und erfüllt sie mit Wärme bis in ihr Herz. Entspannt schließt sie ihre Augen und genießt das Gefühl.

Aufstehen und bewegen, schießt es ihr auf einmal durch den Kopf. Ja, vielleicht wird sie dann herausfinden, wo sie sich befindet.

Die Schritte brennen schlimmer als ein Feuer, dass sich deinen Körper hinauffrisst. Aber nein, woher will sie wissen, wie sich so etwas anfühlt? Nur noch einen Schritt, dann ist es geschafft. Dort ist ein flacher Stein, der aussieht wie ein kleiner Grabstein. Die Inschrift ist zu verwittert, um sie zu lesen. Auch als sie den Schnee beiseite wischt, kann sie bloß das Wort “gefallen” lesen. Erschöpft lehnt sie sich auf den Stein und atmet die schneidend kalte Luft ein.

Vor ihr liegt nichts weiter als eine unendliche Ebene aus blendend weißem Schnee.

Sie rafft alle ihre Kraft zusammen und beginnt zu laufen, ignoriert den Schmerz und setzt einen Fuß vor den anderen. Irgendwann laufen ihre heiße Tränen über die Wangen und brennen auf ihren eingefrorenen Wangen. Gibt es ein Ziel? Nein.

Es ist wie eine Ewigkeit, die sie rennt und alles ausblendet. Vor ihr liegt ein weiter Abgrund, es ist eine Spalte gefüllt mit leuchtend blauen Licht. Darin funkelt es wie im Sternenhimmel und scheint dazu kein Ende zu nehmen.

“Mit den Mitteln denen es dir gegeben ist, wirst du fliegen können.” Dieser Satz taucht wieder einfach in ihrem Kopf auf, als würde man ein leeres Blatt Papier beschreiben.

Innerlich ist dort dieser längst verlorene Funke. Sie hat die Kraft, alles zu tun. Ganz leise raschelt es und ohne darüber nachzudenken, stürzt sie sich in den Abgrund. Aus ihrem Rücken entfalten sich Flügel, die mit ihrem eher schmutzigen Weiß in einem Gegensatz zum Schnee stehen. Genau das ist es, wonach sie sich gesehnt hat. Der Abgrund rauscht an ihr vorbei, es ist alles um sie herum leuchtend und schimmert in verschiedenen Blautönen.

Das Ende wird kommen, das weiß sie. Die Flügel schlagen auf und ab und verursachen ein Rauschen. Auf Einmal ist alles fort, es bleibt nichts mehr außer das Schlagen ihrer Flügel und ihr eigener Atem.

“Willkommen mein Kind.” Die helle Stimme erfüllt ihr ganzes Bewusstsein und beruhigt sie.

“Ruh dich aus, meine Walküre. Dein Anfang ist hier.”



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MarySae
2017-04-27T08:32:03+00:00 27.04.2017 10:32
Schöne, kleine Geschichte. :) Hat mir recht gut gefallen!
Grade am Anfang hab es den einen oder anderen Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler, aber nichts Gravierendes.
Ich mag den Verlauf der Geschichte und das Ende passt da ziemlich gut rein.
Finde es in dem Fall auch gut, dass du viele Fragen unbeantwortet gelassen hast. Das erzeugt eine nette Atmosphäre. :)
Viele Grüße, Mary


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