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Freundschaft auf Russisch

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo Schatzis <3

Dieses Kapitel lässt sich in meine kleine "Auf uns!"- Reihe einordnen. Teil eins, nach Kapitel vier. Besonders treue Leser/innen (falls ich welche habe) verstehen den (komplizierten) Zusammenhang vielleicht :D

Viel Spaß beim Lesen,
eure cornelia_legend Komplett anzeigen

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Einladung und Erpressung in Einem

POV Kai, 17 Jahre alt. Nach der ersten Weltmeisterschaft
 

Warm und wohltuend regnet das Duschwasser auf ihn herab. Er lässt es auf seine verspannten Muskeln prasseln und schließt die Augen. Warum muss er pausenlos an Mailin denken? Obwohl es erst zwei Tage her ist, dass sie sich zum letzten Mal gesehen haben, vermisst er die Halbchinesin bereits. Gott, verliebt zu sein ist echt ätzend.
 

Dabei sollte er, anstatt an sie zu denken, wirklich über andere wichtige Dinge nachdenken. Zum Beispiel über das Herbstturnier. Seit zwei Tagen sind er und die restlichen Bladebreakers, außer Mailin, von ihrem Training in den Bergen zurück. Zwar hat er das seinem Team gegenüber nicht so geäußert, aber er ist sehr zufrieden mit der Leistung aller und würde darauf wetten, dass sie gewinnen. Zumal sie noch etwas Zeit zum Trainieren haben. Heute ist der letzte Augusttag, und das Turnier findet in knapp einem halben Monat statt.

Oder aber er könnte über das Telefonat von heute Nachmittag nachdenken.
 

***Flashback***

Als er nach dem Essen auf sein Zimmer geht, fällt ihm zuerst sein Handy in´s Auge. Es liegt auf dem Bett und blinkt. Eine lange Nummer hat angerufen. Die russische Vorwahl! Er stutzt und starrt die Nummer an, versucht sich zu erinnern, ob er sie kennt. Nach längerem Zögern berührt er schließlich das Zurückrufen-Feld, ohne zu wissen, mit wem er gleich sprechen wird.
 

„Hey, Kai“, meldet sich eine mehr als vertraute Stimme auf Russisch. „Tala?“, fragt er baff und saugt scharf die Luft ein. Das kommt jetzt überraschend.

„Ja, ich bin's.“

„Woher hast du meine Nummer?“

„Die habe ich Boris' Akten entnommen. Der hat ja deine Kontaktdaten.“ Ach, richtig. Diese Tatsache gefällt ihm ganz und gar nicht. „Was willst du, Tala?“

„...Eigentlich wollte ich mich nur erkundigen, wie es dir geht.“

„Wie es mir geht?!?“

„Du weißt schon, nach Allem, was während und nach der Weltmeisterschaft passiert ist.“ Seit diesem Event hat er nichts mehr von ihm gehört. Er weiß nur noch, dass sie im Streit auseinander gegangen sind...
 

„Mir geht es... gut soweit.“

„Und was treibst du so? Wohnst du noch bei deinem Großvater?“ Er lacht bitter auf. Als ob ihn bei diesem Menschen noch irgendetwas halten würde. Nicht das Geringste! „Nenn' ihn nie wieder meinen Großvater. Ich bin bei einer anderen Familie in Bey City untergekommen. Das war notwendig, weil ich noch minderjährig und schulpflichtig bin...“ Er seufzt. „Als ob ich nicht alleine klarkäme.“

„Daran hätte ich auch keine Zweifel.“ Bildet er sich das ein, oder lächelt Tala am anderen Ende der Leitung?
 

„Und wie geht es dir?“, fragt er zurück.

„Auch gut, denke ich. Gott sei Dank habe ich schnell eine Arbeit in einem Fitnessstudio gefunden. Ich bin wohl qualifiziert genug als Lehrer für Kampfsportarten, und ich mache gleichzeitig eine Ausbildung zum Personal Coach. Das Geld reicht für eine Wohnung, ein Auto und einen vollen Kühlschrank.“

„Ist wirklich alles okay? Du hörst dich ziemlich müde an.“

„Bin ich auch. Die letzten Monate waren verdammt hart und anstrengend.“

„Das kann ich mir vorstellen...“ Er kommt nicht umhin, seinen Freund zu bewundern. Es muss ihn enorme Kraft kosten, sich ein neues Leben aufzubauen, nachdem ihm mit Biovolt praktisch die Existenzgrundlage genommen worden ist. Wenigstens hat er in der Abtei gelernt, stark und zäh zu sein.
 

„Aber es geht bergauf.“

„Und wo wohnst du jetzt?“

„In einem Vorort von Moskau... ich wäre natürlich gerne weiter weg von dieser Stadt, aber momentan bin ich nicht in der Position, mir das auszusuchen...“ Er nickt, obwohl Tala das nicht sehen kann. Seinen Wunsch, sich von dieser Stadt zu entfernen, versteht er. Sie ist ihnen beiden zuwider. Zu viele negative Assoziationen.
 

„Was ist mit den Anderen?“

„Meinst du Bryan, Ian und Spencer? Also, Ian und Spencer haben es geschafft, von Moskau wegzukommen, und wohnen jetzt in Wolgograd. Allerdings habe ich nur noch selten Kontakt zu ihnen. Bryan ist im Raum Moskau geblieben und muss seit einem halben Jahr eine psychische Therapie machen... wegen seiner Aggressionsprobleme.“
 

Er muss sich setzen. „Oh verdammt.“ Tala seufzt, dass Bedauern in seiner Stimme ist nicht zu überhören. Aber auch ihn trifft diese Nachricht. Unerwarteterweise, aber immerhin handelt es sich um einen sehr guten Freund aus Kindertagen. Dass ihm sein Wohlbefinden unbewusst doch so wichtig ist, wundert ihn trotzdem.
 

„Wie geht es ihm dort? Macht er Fortschritte?“

„Naja, so gut es jemandem in einer psychiatrischen Anstalt gehen kann. Keiner will so einen Scheiß freiwillig durchleben. Die Fortschritte kommen nur sehr langsam, aber immerhin. Wir müssen abwarten, Kai...“
 

„Hoffen wir das Beste.“ Abermals seufzt er. Nur seiner damaligen Idee, Black Dranzer zu testen, ist es zu verdanken, dass er schon sehr früh der Abtei verwiesen worden ist. Wenn er dort auch so viele Jahre verbracht hätte wie seine Freunde...
 

Zwischen ihnen entsteht Stille. Auch Tala scheint in seinen Gedanken versunken. „Genau, hoffen wir das Beste. Sag mal, fällt dir vielleicht ein weniger deprimierendes Thema ein?“ Er muss grinsen. „Du willst unterhalten werden? Na gut. Hmm. Interessiert es dich vielleicht, dass ich immer noch der Käpt'n dieses Kindergartens bin?“ Er kann sich vorstellen, wie Tala jetzt grinst. „Hast du keine anderen Hobbys oder was?“

„Offensichtlich nicht. Der Kindergarten hat sogar Ambitionen, den Titel zu verteidigen. Und er hat ein neues Mitglied.“ Bei dem Gedanken an sie fühlt er sein Herz kräftiger schlagen. „Okay? Und wie macht der Neue sich?“

„Ähm, sie macht sich gar nicht schlecht.“

„Neeein. Ein Mädchen? Wie alt ist sie?“

„Sechzehn.“

„Und sieht sie gut aus?“

„.....“

„Du weißt, dass ich dich gut kenne, Kai? Dieses Schweigen heißt eindeutig ja.“ Er grinst. „Möglich.“
 

„Na dann ran an sie! Wenn ihr beide noch nicht vergeben seid, natürlich.“

„Tala...“

„Komm, es gibt nicht so viele Mädchen, die bladen! Oder traust du dich nicht? Du und unsicher, DAS wäre mir neu.“

„Es ist kompliziert...“

„Ach, das ist nicht kompliziert! Ich hab's auch geschafft.“

„Wie, du hast eine Freundin?“

„Ja. Aber alles Weitere darüber erzähle ich dir, wenn du mich mal besuchen kommst. Dann stelle ich sie dir vor.“

„War das gerade Einladung und Erpressung in Einem?“

„Ja.“

„Und die Einladung ist ernst gemeint?“

„Ja, Kai, Herrgott nochmal!“

„Danke. Eventuell mache ich wirklich von ihr Gebrauch.“ Er lächelt. Tatsächlich hat er seit einigen Minuten Lust, seinen alten Freund wiederzusehen.
 

„Da fällt mir noch etwas ein. Was ist aus euren Blades und Bitbeasts geworden?“

„Wolborg ist bei mir, aber ich habe momentan kaum Zeit für's bladen. Andere Bitbeasts fange ich nicht mehr, falls du das auch noch wissen wolltest. Die Anderen werden ihre Blades auch noch haben.“
 

Während Tala weiter erzählt und er zuhört, fällt ihm auf, dass sich dieses Telefonat mit der Zeit verändert hat. Ihre Stimmen sind am Anfang kühler und distanzierter gewesen. Jetzt hat sich plötzlich ein kumpelhafter Plauderton eingestellt. Die Themen sind privater geworden. Außerdem sitzt er nicht mehr, sondern liegt entspannt ausgestreckt auf seinem Bett.
 

„Ich muss jetzt Schluss machen, die Arbeit ruft. Wie gesagt, du kannst immer gerne vorbeikommen“, sagt Tala irgendwann. „Okay. Danke für die Einladung nochmals. Ich werde definitiv noch dieses Jahr vorbeischauen.“ Es gibt nämlich noch einiges zu erzählen und bereden. „Das würde mich freuen. Also, tschüß!“

„Tschüß!“
 

Als er auflegt, sieht er auf dem Display die Dauer ihres Telefongesprächs. Zwei Stunden und fünfundzwanzig Minuten. Nicht schlecht für zwei, die eigentlich keine Männer vieler Worte sind.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2017-01-30T14:52:51+00:00 30.01.2017 15:52
Ich find's schön wie man an der Dialogführung merkt, dass die anfängliche Kälte im Laufe des Telefonats immer mehr verschwindet und ein bisschen von der Leichtigkeit zurück kommt, die ihre Freundschaft früher ausgezeichnet hat. Gerade wenn man bedenkt, dass sie von einigen der dunklen Dinge aus ihrer Vergangenheit befreit sind, finde ich, fügt sich das schön und passt auch für die beiden <3
Ich mag ja den Anfang xD Die beiden wirken ein wenig unbeholfen, als wüssten sie nicht ganz, was sie eigentlich mit einander reden sollen und dann treiben sie von einem Thema zum nächsten weiter, was ihnen eben gerade einfällt. Ich muss Twix zwar zustimmen, dass es viele Infos auf einmal sind, aber ich finde das durchaus realistisch. Wenn ich mit alten Freunden rede, dann kommt man auch vom Hundertsten ins Tausendste und reißt immer mal wieder ein neues Thema an, obwohl das letzte noch nicht ausdiskutiert ist, nur um dann über siebzehn Umwege doch wieder dort zu landen xD Da kann ich mir gut vorstellen, dass viele Dinge noch einmal aufgegriffen werden, wenn sie sich tatsächlich treffen.
Dass die Jungs versuchen Abstand zwischen sich selbst und Moskau zu bringen, kann ich gut verstehen. Nach allem was sie erlebt haben ... und auch, dass Bryan Probleme hat ein normales Leben zu leben, finde ich sehr realistisch =)
Antwort von: abgemeldet
30.01.2017 17:24
Hallihallo <3

und wieder kann ich dir für deinen Kommentar danken! Ganz ehrlich, auf einmal bekomme ich auf eine Fanfiction so viel Rückmeldung von dir und anderen hohen Tieren des Fandoms- das ist toll *.* xD

Du meinst mit dem Anfang die Szene in der Dusche, richtig? Jip, die Vorstellung ist durchaus nice *.~

Dass die ganze Geschichte authentisch ist, ist für mich mit am wichtigsten, deshalb freue ich mich sehr, dass du die Gesprächssituation zwischen Kai und Tala realistisch findest :)
Von: abgemeldet
2017-01-29T10:45:16+00:00 29.01.2017 11:45
Auch wieder ein sehr interessantes Kapitel. Es reiht sich schön in die vorherigen ein und man bekommt einen guten Einblick in das Leben der beiden nach der Abtei.

Schön finde ich das die beiden es gut überstanden haben, aber es ist auch realistisch das zB Bryan nicht so gut damit klar kommt und in Therapie muss. Das die andern beiden Moskau den Rücken kehren ist auch verständlich - es passt alles gut zusammen. Schade finde ich ein bisschen das Tala nix mit Bladen macht, andererseits ist es auch nachvollziehbar das er dazu etwas Abstand sucht.

Von den Infos die auf die Leser einstürzen ist es insgesamt etwas viel, vor allem wenn man nicht vertraut ist mit der Paralellstory. Schöner hätte ich es da gefunden wenn du dir zB zwei Themen ausgesucht hättest und die vertieft besprochen worden wären. Ich weiß man hat sich nach längerer Zeit immer viel zu erzählen, aber das ist auch der Grund warum aus der Stunde Kaffee trinken ein nahtloser Übergang in die Cocktailhappyhour besteht :'D

Ansonsten ist es aber ein netter Abschluss der Geschichte :)
Antwort von: abgemeldet
29.01.2017 12:21
Hey :)

Danke für die Rückmeldung! Ich habe dieses Kapitel ehrlich gesagt nur geschrieben, weil es bei dem Wettbewerb, an dem ich teilnehme, eine Mindestanzahl an Wörtern gibt xD Normalerweise wäre nach Kapitel vier definitiv Schluss gewesen.
Und ich werde noch ein Kapitel schreiben müssen. Da werde ich mich bemühen, nicht oberflächlich zu sein!

Ganz liebe Grüße,
cornelia_legend
Antwort von: abgemeldet
29.01.2017 13:20
Gern :)

Vielleicht hilft es dir ja, wenn du mal jemanden drauf schauen lässt, sobald du fertig bist - und derjenige dir vielleicht das zeigen kann, was du anders wahrnimmt als Autor :) hat mir auch schon des öfteren geholfen, wenn ich Betriebsblind war :D
Ansonsten bin ich aber mal gespannt was noch kommt :)


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