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Mutter sein

Sabrina und Will hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, jeden Abend zu zweit in ihrem gemeinsamen Wohnbereich zu verbringen. Auf deren Etage, die sie zusammen mit Lily bewohnten, wurde extra für die jungen Leute ein separater Wohnbereich eingerichtet. Für Regis war es selbstverständlich gewesen, dass jeder seinen eigenen Rückzugsort bekam und seinem individuellen Geschmack anpassen konnte.

Das Wohnzimmer hatte Lily eingerichtet, wie die meisten anderen Räume auch, aber beim besagten Zimmer hatte sie darauf geachtet, dass jeder Charakter der drei Freunde zu erkennen war. Deswegen fühlten sich Sabrina und Will unter anderem besonders wohl in dem Raum und verbrachten oft ihre gemeinsame Zeit darin.

 

„Weißt du, was mit meiner Kusine in letzter Zeit los ist?“, hakte Will bei seiner Freundin nach und reichte ihr einen Cracker mit Käsedip. „Sie benimmt sich neuerdings so merkwürdig. Ich meine, sie war schon immer merkwürdig gewesen und hat häufig nicht nachvollziehbare Gedankengänge, aber dass sie uns damit neuerdings nicht mehr auf die Nerven geht, macht mich stutzig.“

„Stimmt.“, nickte Sabrina und knabberte an ihrem Cracker. „Neulich kam sie sogar auf mich zu und wollte von mir wissen, wie ich zu meinem Hobby mit dem Malen gekommen wäre. Außerdem hatte ich sie dabei ertappt, wie sie versucht hatte ein Buch zu lesen.“

„Echt jetzt?“ Will war so verdutzt, dass er seinen Cracker zurück aufs Tablett legte. „Muss ich mir ernsthafte Sorgen um sie machen?“

„Ich denke nicht. Diese Phase wird vorüber gehen.“

„Wahrscheinlich hast du Recht. Immerhin hat sie noch nie sonderlich viel Geduld besessen.“

 

„Nun ja, bezüglich ihrer neuen Beschäftigung könnte sie uns eventuell sogar überraschen.“

„Wovon sprichst du? Sie hat doch wohl nicht wieder vor die Küche in Beschlag zu nehmen? Unsere Köchin war ziemlich sauer deswegen.“

„Das habe ich mitbekommen.“, seufzte die junge Dame, konnte sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Nein, ich habe ihr letztens geraten etwas mit Mode zu machen. Sie wirkte so rastlos und suchte anscheinend verzweifelt nach einer Beschäftigung, weswegen ich ihr geraten habe, dass zu tun, was sie am besten kann.“

„Ach! Deswegen die ganzen neuen Stoffe, die seit Tagen in unser Haus kommen.“

„Genau. Ich finde, sie macht ihre Sache bemerkenswert gut. Für Mode und Farben hat sie einen sehr guten Blick.“

„Du aber auch.“, lächelte Will und streichelte zärtlich ihre Wange.

„Äh, Will, seit wann kenne ich mich mit Mode aus?“ Ungläubig starrte sie ihren Freund an, der weiterhin gelassen grinste.

 

„Ich meine deinen guten Blick, bezüglicher deiner Bilder und was dann Einfangen von Farben betrifft. Obwohl du dich auch sehr gut einkleiden kannst.“, hauchte er ihr mit diesen Worten hinters Ohr und platzierte dort einen sanften Kuss. Prompt fuhr der Schwarzhaarigen ein angenehmer Schauer durch ihren Körper. Wie so oft, wenn ihr Will so nahe kam.

„Mmm…Willst du dich bei mir einschmeicheln?“

„Auch. Aber vor allem bin ich einfach nur ehrlich.“

Ihre Lippen berührten sich. Sabrina war froh, dass sie ihre Brille in letzter Zeit immer weniger trug. Gerade beim Küssen störte sie manches Mal, besonders dann, wenn der Kuss so lange andauerte wie jetzt. Es war ein himmlischer Kuss. Will wusste haargenau, was und wie er es tun musste, um seiner Freundin den Verstand zu rauben. Sie passte sich jede seiner Berührungen an und suchte ebenso die Nähe zu ihm wie er zu ihr. Vorsichtig stupste er mit seiner Zunge gegen ihre Lippen. Kurz darauf öffnete sie sie ihm und stöhnte bald darauf auf. Dieses unkontrollierte berauschte Gefühl kam in ihnen auf, sobald sich ihre Zungen trafen. Sie tanzten miteinander und entfachten ein Feuer an Gefühlen, die ihre Sinne auf den Kuss fokussierten und alles andere um sie herum vergessen ließen.

 

„Will…?“

„Ja, my Lady?“

„Nenn mich doch nicht immer my Lady.“ Diese Äußerung sorgte jedes Mal dafür, dass Sabrina puterrot im Gesicht wurde.

„Ich finde, die Bezeichnung passt zu dir.“, neckte Will seine peinlich berührte Freundin und zog sie enger in seine Arme. „Du bist eben etwas ganz Besonderes für mich.“

Zwar waren seine letzten Worte geflüstert, dennoch verstand die Angesprochene jedes einzelne davon.

„Gehen wir morgen an den Strand? Ich wollte ein paar Skizzen vom Meer anfertigen.“, fand Sabrina irgendwann ihre Sprache wieder.

„Natürlich. Ich begleite dich gerne. Lass uns auch eine Decke und ein bisschen zu Essen mitnehmen. Wenn es tatsächlich so warm wird, wie es in den Nachrichten hieß, dann können wir ein kleines Picknick daraus machen.“

„Das hört sich schön an. Aber nur wir beide.“

„Selbstverständlich. Ich will dich nur für mich alleine.“

 

                                                                                      ~<>~

 

Am kommenden Nachmittag, während Sabrina und Will ihr Picknick am Strand abhielten, besuchte Felicitas ihre Freundin Mirabelle in ihrer Wohnung auf. Die Tierliebhaberin hatte seit zwei Tagen wieder mit ihrem Rücken zu kämpfen. Zur Stärkung und Aufmunterung suchte die Nachbarin sie jeden Tag auf, und dass immer mit einem herrlich leckerem Stück Kuchen. Dieses Mal war es ein Stück Pfirsichtorte. Selbstverständlich selbst gebacken.

„Ach, Gott! Felicitas, du musst mich nicht so verwöhnen.“, lächelte die Freundin schwach und richtete sich mühsam in ihrem Sessel auf.

„Du bleibst sitzen, meine liebe. Schließlich ist dies mein zweites zu Hause. Geschirr und Kaffee finde ich auch ohne dich.“ Mit diesen Worten eilte Felicitas in die Küche und kam ein paar Minuten später mit einem vollen Tablett zurück ins Wohnzimmer.

„Trotzdem. Du hast doch so viel mit den Hochzeitsvorbereitungen zu tun.“, erwiderte Mirabelle, da sie ihr schlechtes Gewissen plagte und ihrer Freundin zu viel Zeit für die Vorbereitungen stahl.

 

„Ach, papperlapapp. Mach dir darüber keine Gedanken. Bisher läuft alles nach Plan. Außerdem, Zeit für meine beste und langjährige Freundin werde ich immer haben, egal was ich sonst noch nebenbei zu erledigen habe. Geht es deinem Rücken heute wenigstens ein bisschen besser?“

„Doch, schon. Die Tabletten schlagen allmählich an.“

„Wurde auch Zeit. Um diese Jahreszeit hast du immer mit derartigen Problemen zu kämpfen, nicht wahr?“

„Das stimmt. Liegt vermutlich am Alter.“, lächelte Mirabelle schwach. „Ich vermisse meine Tochter.“, wechselte sie abrupt das Thema. „Noch nie war sie so lange von mir getrennt gewesen. Natürlich weiß ich, dass Julia erwachsen ist und mich, ihre Mutter, nicht mehr braucht, aber…sie fehlt mir. Und ich mache mir Sorgen, ob es ihr auch wirklich so gut geht, wie sie schreibt. Heute Morgen kam wieder eine Postkarte von ihr an.“

„Von Elliot kam ebenfalls eine.“, seufzte Felicitas und nahm einen Schluck Kaffee. „Mir geht es wie dir. Mein tollpatschiger Elliot ist zum ersten Mal von der Insel fort. Ohne mich.“

 

„Unsere Kinder geben ein wirklich reizendes Paar ab.“

„Und wie. Ich bin unendlich erleichtert, dass mein Elliot in so guten Händen ist. Zudem gehe ich davon aus, dass ich deine Tochter als Schwiegertochter kriegen werde.“

„Davon bin ich überzeugt. Ich kann kaum den Tag erwarten, an dem dein Sohn mein Schwiegersohn werden wird.“

Beide Damen mussten lachen und hingen jeder für sich ihren eigenen Gedanken und Erinnerungen nach, in denen ihre Kinder wirklich noch Kinder waren.

„Wie geht es Nathalie? Ist sie schon sehr aufgeregt wegen der Hochzeit?“, fragte Mirabelle nach einiger Zeit und griff beherzt nach ihrem Stück Torte, wobei ihre Armebewegung nur sehr vorsichtig und langsam erfolgte.

„Kann schon sein. Wenn wir uns sehen, um Details bezüglich der Vorbereitungen und so weiter zu besprechen, benimmt sie sich wie immer. Impulsiv und aufbrausend, eben Nathalie. Ansonsten verbringt sie sehr viel Zeit auf der Ranch bei Mark. Ich gehe davon aus, dass er sie beruhigt, sollte sie Sorgen wegen ihrer Hochzeit haben. Aber traurig macht mich das schon, dass meine Tochter mich nicht einweiht.“

 

„Nathalie war schon immer recht selbstständig gewesen. Das hatte verhältnismäßig früh bei ihr angefangen.“, erinnerte sich Mirabelle.

„Stimmt. Einerseits war ich als Mutter immer sehr stolz auf sie deswegen gewesen, andererseits hat es mich auch sehr traurig gemacht. Wahrscheinlich liegt es daran, weil ich Elliot stets mehr Aufmerksamkeit zu teil werden ließ. Er war doch ein unbeholfener Junge gewesen.“

„Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, Felicitas. Du bist eine grandiose und liebenswerte Mutter und hast deine Kinder nie im Stich gelassen und wirst es auch in Zukunft nicht tun. Elliot und Nathalie sind erwachsen geworden und haben für sich den passenden Weg gewählt. Darauf kannst du unheimlich stolz sein.“

Gerührt von Mirabelles Worten wischte sich die Freundin eine einzelne Träne aus dem Gesicht.

„Das hast du schön gesagt. Jetzt sieh mich an! Ich bin hergekommen, um dich zu trösten und mit der Torte zu verwöhnen. Und was machst du? Du musst mich aufmuntern.“

 

Die Freundinnen lachten. „Es ist schön über alte Zeiten zu plaudern.“, sinnierte die Tierliebhaberin. „Doch, was die Zukunft bringen wird, darauf bin ich sehr gespannt.“

„Es wird noch allerhand passieren, dass ist wohl wahr.“, stimmte ihr Felicitas zu. „Hoffentlich dauert es nicht mehr lange und ich bekomme mein erstes Enkelkind.“.

„Wenn ich mich recht erinnere, warst du in Nathalies Alter bereits mit Elliot schwanger, oder?“

„Ja. Ich konnte es kaum erwarten ein Kind zu kriegen, als ich meinen Mann kennen gelernt hatte. Wir waren beide so verliebt gewesen. Leider ist er mir viel zu früh genommen worden. Kaum ein Jahr nach Nathalies Geburt.“

„Das war eine harte Zeit gewesen. Manche Schicksalsschläge treffen zu früh ein.“ Wobei Mirabelle an ihren eigenen verstorbenen Ehemann dachte.

 

„Dennoch passiert gleichzeitig auch viel Gutes und Schönes.“, lächelte Felicitas wieder. „In zwei Tagen haben wir unsere Kinder wieder und Nathalie und Mark werden bald heiraten. Es gibt immer etwas wofür es sich definitiv zu leben lohnt.“

Daraufhin nickte Mirabelle und konnte es kaum noch abwarten ihre Tochter wieder in die Arme zu schließen.



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