Zum Inhalt der Seite

Schnee der auf die Feenflügen fällt

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Liebste Beta ist die Beste *-*
http://iriarty.tumblr.com/ Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Er klopfe drei Mal gegen eine schwere Eichentür.

Das Haus vor ihn sah nicht nur unbewohnt, sondern schon halb zerfallen aus. Doch das war auch das einzige Haus weit und breit, außerdem hatte Otabek einfach keine Kraft mehr nach Alternative zu suchen.

Das Mädchen auf seinem Arm wurde zunehmend schwerer und seine völlig durchnässten Füße spürte er schon seit Langem nicht mehr.
 

Zu seiner Überraschung sprang die Tür jedoch fast sofort mit Schwung auf.

Eine vermummte Gestalt stand im dunkleren Inneren. Kein Ton war zu hören.
 

Eine Weile verharrte Otabek auf der Schwelle, um dann vorsichtig das Mädchen entgegen zu heben.

„Ich habe hier...Ich suche Lilia? Sie sollte helfen können...“
 

Die Gestalt gab einen zischenden Laut von sich und trat zur Seite.

Sollte er da jetzt wirklich rein?

Im Grunde konnte es ja nicht mehr schlimmer werden. Otabek dachte kurz an den alten Dolch im rechten Stiefel und machte einen großen Schritt rein.
 

Während die Tür wie von alleine zu ging, erleuchtete das Haus plötzlich im warmen Feuerlicht.

Der rote Kachelofen in der Ecke spendete nicht nur Licht, sondern auch die herrliche Wärme im Zimmer. Seine Schultern wurden leicht taub beim Auftauen.
 

Otabek sah vor sich eine große, dünne Frau stehen.

Und wenn es kein Abbild einer höfischen Hauslehrerin war! Solche hatte er im Königshaus genug gesehen. Die spitzen Augenbrauen, Mundwinkel nach unten, der arrogante Blick waren wie geschaffen, um für Disziplin und Ordnung zu sorgen. Nur lief es Otabek bei dieser Frau unangenehm den Rücken runter.

Ihr Blick war so durchdringend, das er schon überlegte wieder nach draußen zu rennen.
 

„Leg ihn auf den Tisch!“ , kam der strenge Befehl.
 

Otabek schreckte auf. Wen denn? Er sah verwirrt um sich und schließlich auf seine Arme.

„Na komm! Wäre ja schade, wenn die ganze Mühe um sonst war!“ Sie deutete mit der knochigen Hand auf den breiten Tisch mitten im Zimmer.
 

So behutsam wie möglich legte er den Körper auf das Holz. Aus einem Impuls heraus streichelte Otabek über die blasse Wange. Nun musste er zugegeben sich wohl mit dem Geschlecht wirklich vertan zu haben. Das Gesicht war so zart wie eine Rose, doch eindeutig männlich.

Wie grob seine eigene Hände im Vergleich wirkten.
 

Otabek blicke erst hoch, als er die Schritte neben sich hörte.
 

Die Frau schlich um den Tisch herum. Ihre schwarzen Haare eng im Knoten gebunden, glänzten stark

im Licht. Sie wirkte plötzlich wie eine Tuschezeichnung auf der weißen Wand.
 

„Weißt du eigentlich, wer das ist? Wen du da so heroisch gerettet hast?“
 

Er schüttelte den Kopf.
 

„Weißt du eigentlich, wer ich bin?“
 

Er sah zu wie die Schatten auf der Wand anfingen zu tanzen, in alle Richtung sprangen und sich in die Bodenritzen verteilen. Jede mit ihrem eigenen Flüstern, eigenen Versprechen. Der Raum drehte sich langsam, wurde immer kleiner, nahm die Luft zum Atmen.

Er hatte solchen schrecklichen Durst! Und die Arme! Seine Arme rutschten vom Rumpf weg, plumpsten auf die Dielen um sich im Dreck der Späne wie dicke Maden zu winden. Seine Augen schmerzten, er schüttelte mit dem Kopf, doch dann drehte sich alles nur noch schneller...
 

„Лиля! Хватит!“ *
 

Auf einmal war alles still. Otabek stand immer noch am Tisch. Weiße Wände, roter Ofen.

In seinen Ohren rauschte es, aber dass warst auch schon. Das Mädchen, nein ein junger Mann,

keuchte und spuckte etwas auf der Vogelsprache. Seine ganze Gestalt bebte. Die Frau versuchte offensichtlich ihn zu beruhigen und drückte immer wieder mit der flachen Hand auf die Brust, sodass er liegen bliebe.
 

Der Ausbruch dauerte allerdings nicht lange. Der Blonde erschlaffte schnell und rollte die Augen in den Kopf.
 

Die Frau richtete sich auf, drückte die Schultern nach hinten.

Sie blicke ihn wieder von oben bis unten bewertend an.
 

„ Nun, Zarewitsch* scheint dir aus welchen Gründen auch immer zu vertrauen. So darfst du hier bleiben.“ Sie schnalze mit der Zunge. „Ich bin Lilia Baranovskaya, die Herrin in diesem Haus.

Du hört auf mich und tust nur das was ich dir sage, verstanden?“
 

Er nickte.
 

„Als Erstes“, ihr Gesicht entspannte sich das erste Mal etwas, „musst du mir helfen.“
 

Otabeck war auf alles gefasst, von blutigen Verbandswechsel bis zum erneuten halluzinieren.

Doch Schneeschippen stand bestimmt nicht mal als Letztes auf seiner Liste. Von Lilia mit einer Schaufel ausgestattet, musste er einen riesigen Kupferkessel mit Schnee fühlen. Der war so groß, dass sogar Otabek selber ohne Probleme hineinpassen könnte.
 

Während er mit dem Spaten in den Schnee stach, öffnete sich die Haustür und Lilias Kopf fuhr hinaus.

„ Für dein Pferd ist gesorgt worden!“

Eine Weile sah sie zu, wie er außer Atem mit der Schaufel arbeitete.
 

Aus der Tür dampfe warme Luft. Es roch sauer und süßlich zur gleich.
 

Otabek wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Du bist also eine Hexe, ja?“

Sie blickte ihn nur hart entgegen.
 

"Ich bin eigentlich in dem Dorf da unten geboren und aufgewachsen, weißt du?“ Er setze wieder mit der Schaufel an. „Aber soweit ich mich erinnern kann, gab´s noch nie Hexen hier!“
 

Lilias Kopf verschwand wieder aus der Tür.
 

Otabek konnte nur auflachen. Vielleicht ist er auf dem Schlachtfeld verrückt geworden und dies war alles nur ein schrecklicher Fiebertraum. Nur Sajsan sollte in die gute Hände nach ihn kommen.

Er war so ein braves Tier.
 

„So, genug!“ Lilia lief hinter dem Haus hervor. Ihre Arme waren bis zum Ellenbogen mit schwarzer Kohle verschmiert. Der Kessel war etwas über die Hälfte voll.

Otabek stöhnte bei dem Gedanken daran, dass Kupfermonstrum irgendwohin transportiert werden müsste.

Doch dann sollte er einfach ins Haus kommen und warten.
 

Sobald Otabek über die Türschwelle trat, schlug ihn schon die heiße Luft entgegen. Der Eingangsbereich

war kaum wieder zu erkennen. Überall lagen kleine verkohlte Papierfetzen herum.

Auf dem Tisch lag im Berg von Asche der nackte, junge Mann. Er hob sein Kinn etwas an

und öffnete die Augen auf.
 

Wie vor einer kleinen Ewigkeit sah Otabek das schönste Grün erneut. Tief im Herzen wusste er,

für diese Augen würde er töten.
 

Jemand tippte ihm gegen den Arm.

„Du muss den Zarewitsch in das Nebenzimmer bringen.“
 

Lilia schenkte er gar keine Beachtung mehr. Alles weitere passierte wie im Traum.

Mit seinen ungeschickten Händen spürte er die zarte Haut unter den Kniekehlen, feine Rußpartikel am Haaransatz, verkrampfte Knoten in den Schultern.
 

Die stickige Luft im Nebenzimmer war unerträglich. Sein Zarewitsch musste unbedingt in den Kupferkessel rein. Doch, doch! Redete ihm die linken Seite zu, ins Wasser! Gut so! Von der Rechten.
 

Otabeck stand nur teilnahmslos daneben und sah zu wie die Hexe herumwerkelte.

Lilia schaffte es überall gleichzeitig zu sein. Mit geschickten Handbewegungen stopfte sie Pelze in die Kesselöffnung, welche sich sofort vollsogen.
 

Er schläft jetzt, er schläft.


Nachwort zu diesem Kapitel:
*russ.: Lilia! Hör auf!

* Zarewitsch oder Zarensohn ist der männliche Thronfolger eines Zaren.
Ab den 16. Jhr. auch ein Sammelbegriff für die Nachfolger der tatarischen Khanen und georgischen Könige. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2017-01-22T13:59:51+00:00 22.01.2017 14:59
bei Lilia will ich nicht unbedingt leben XDD
und Otabek muss Schnee schippen *gg*

gut das er mittlerweile weiß das der Junge kein Mädchen ist

ich kann noch gar nicht sehen wohin diese Story führen wird
umso spannender^^
Von: Hinata_Shouyou
2017-01-11T01:44:26+00:00 11.01.2017 02:44
xDD
Wieder so ein süßes Kapitel~
|3
Ich freu mich schon auf die nächsten Seiten.....
tehehe...
*hg*


Zurück