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Ino hoch Probleme

von

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TenTen´s Tag

TenTen wollte nicht zur Arbeit. Nach dem Telefonat, welches ihr beim "Wahrheit oder Pflicht"-Spielen aufgezwungen wurde, war es ihr schlicht weg peinlich, dort aufzukreuzen. Aber brachte sie es auch nicht über ihr fleißiges Herz, sich krank zu melden. Somit stand sie wie üblich beim ersten Klingeln des Weckers auf und streckte sich ausgiebig. Sie tappte zum Fenster und schob die Gardinen beiseite. Warmes Licht flutete den Raum. Ihr Schlafzimmer war klein, aber fein, wie man so schön sagte. Bis auf das weiche Bett und einer Komode für ihre Kleider befand sich nichts im Raum. Aber gerade dies fand TenTen angenehm. Durch die hellen Farben schien ihr Zimmer im Zusammenspiel mit dem Sonnenschein himmlisch zu leuchten. Mit aufkommender Energie zog sie eine schwarze weite Männerhose aus der kleinen Kommode und schnappte sich zudem ihre restlichen Klamotten, welche sie am Abend schon auf die Kommende drauf gelegt hatte. Ein Tanktop und schwarze Armschützer, die sowohl modisch, als auch sportlich wirkten. Vollgepackt lief sie aus ihrem Zimmer ins Badezimmer, wo sie sich ihrer Kleider entledigte. Das Badezimmer bestand aus einem kleinen Vorderzimmer, möglicherweise gerade Mal vier Quadratmeter groß. Und trotzdem befand sich eine Waschmaschine neben dem weißen Porzellanwaschbecken wieder, über dem ein Wandspiegel prangte. Dieser ließ sich seitlich aufklappen und bewahrte jegliche Tuben und Fläschen, die TenTen für Hygiene und ihr Aussehen brauchte, auf. TenTen widerfuhr ein leichter Schauder, als ihre nackten Füße die eiskalten Fließen berührten. Mit einem Ruck öffnete sie die Schiebetür, die die angrenzende Dusche vom Vorraum trennte. Es war nicht westlich gehalten, denn es gab keine Duschkabine. Der Duschkopf war an der fliesenbedeckten Wand neben einem weiteren Wandspiegel angebracht. Vor diesem stand ein runder Holzhocker, auf dem TenTen Platz nahm. Ein schmales Brett unter dem Spiegel beherbergte die Duschutensilien, die TenTen benötigte. Der weiche Duft von Mandelmilch und Zitrusfrüchten füllte den kleinen Raum, als sie begann, das Wasser laufen zu lassen und sich einschäumte. Dampf verdichtete die Luft und ihr Spiegelbild verschwand allmählich hinter der beschlagenen Scheibe. Das heiße Wasser auf ihrer Haut ließ sie schwer atmen, ehe sie die Temperatur schlagartig auf die kälteste Stufe stellte. Ein tägliches Ritual um ihren Kreislauf anzukurbeln. Laut Lifestylemagazinen soll dies auch beim Abnehmen helfen. Nicht, dass das TenTen nötig hatte. Sie mochte nur das Gefühl, wenn der kalte Schauder sich über ihren Körper zog, bis hoch zu ihren Nacken, von wo ihr müdes Gehirn wachgerüttelt wurde. Es brachte ihre Gedanken auch in Schwung. So konnte sie sich besser auf ihren Tag vorbereiten. Und nun kreisten ihre wenigen Gedanken nicht mehr nur um die unvermeintliche Konfrontation mit ihrem Chef, sondern ihre alltäglichen Pflichten kämpften sich in ihren Kopf nach vorne. Sie ging die einzelnen Terminkunden durch, welche sie heute empfangen musste und rief sich die Routine für den Gruppenkurs in Erinnerung. Danach würde sie eine Zeit im Büro verschwinden müssen und Papierkram erledigen. Man glaub es kaum, aber Fitnesstrainer machten nicht nur praktische Arbeit. Wenn sie nur daran dachte, wie viele Dokumente sich auf ihrem Schreibtisch stapelten...
 

Das Aushängeschild war weichblau grundiert und die starken Silben darauf, ließ die Leute wissen, wo lang sie gehen mussten, wenn sie ihre Muskeln stärken wollten. TenTen träumte von einer eigenen Kampfsportschule, doch musste sie sich momentan mit ihrer jetzigen Stelle zufrieden geben. Angestellte eines Fitnessstudios, welches ebenso Kampfsportkurse anbot. Ein kleiner, unbedeutender Teil des Studios war dem Kampfsport gewidmet. Das verletzte TenTen zutiefst, denn dabei konnte man dem Kampfsport nicht den Respekt zollen, den es verdient hätte. Die meisten ihrer Kunden waren im Studio angemeldet und besuchten nur die Kurse, weil es ein Privileg der Fitnesscard war. Nicht etwa, weil sie wirklich den Kampfsport erlernen wollen. Zu einer Kampfsportschule geht man, um die Kunst zu erlernen. Zum Fitnessstudio, um allgemein Sport zu treiben. Dort kommt es nicht auf die Liebe zur Sache an, sondern lediglich auf das Ergebnis. Seufzend betrat TenTen das Studio. Die Schiebetüren schnellten auf. Es war paradox, wie alle zu einem Fitnessstudio rennen, um ihre Sportlichkeit anzuprangern, doch kamen sie alle mit ihren Autos, bis vor die Tür angefahren. Dann gab es die Schiebetüren, wo keiner sich die Mühe machen musste, eine schwere Tür aufzustemmen. Und neben den normalen Treppen im Studio selber, standen die Rolltreppen zur Verfügung, welche die meisten der Kunden bevorzugten. Gäbe es ein Service, der die Kunden zu den einzelnen Geräten kutschierte, sie würden diesen mit Freude annehmen. Sportlich waren sie nur an den Geräten. Die restliche Zeit suchten sie sich immer den bequemsten Weg. Natürlich waren nicht alle Kunden so. Ausnahmen gab es immer. Ihr heutiger erste Kunde zum Beispiel, war hochmotiviert und einer der Einzigen, der kein Kunde des Fitnessstudios war, sondern nur bei ihr Unterricht nahm. Er war noch jung, doch hochmotiviert. Seinen stillen Charakter machte er mit seinem Ehrgeiz wett.

Er saß schon auf der Bank vor ihrem eigenen Unterrichtsraum, als sie aus der Umkleidekabine der Mitarbeiter kam.

"Na, Kleiner! Fleißig trainiert, als ich weg war", fragte TenTen und der Junge schaute von seinen Knien auf. Sie hatte ihn noch nie mit einem Handy in der Hand warten sehen. Er bereitete sich innerlich vor dem Training vor und mied dementsprechend jegliche Ablenkungen durch Musik, Internet oder Telefonaten. Sie mochte ihn. Er war ihr Lieblingsschüler und kam seit paar Monaten zu ihr. Doch von Anfang an hatte er diesen Willen, und dieser hatte seither nicht nachgelassen. Er nickte stumm und erhob sich schnell von der Bank, als schäme er sich, gesessen zu haben. TenTen wuschelte ihm durch das zerzauste, braune Haar:

"Dann wollen wir mal. Wir müssen die Zeit ja gut nutzen." Sie betraten den Unterrichtsraum. Sie hatte diesen einen Raum im ganzen Studio. Doch er war groß genug um sowohl Einzel- als auch Gruppenunterricht zu leiten. Doch arbeitete sie nicht nur als Kampfsportlehrerin. Da die Nachfrage im Studio nicht sonderlich hoch ist, muss sie sich auch mit anderen Kursen zufrieden geben. Pilates war einer der Kurse, die TenTen auch leitete. Dies waren die Stunden, die sie am wenigsten leiden konnte.

Es wunderte TenTen, dass auch wenn ihr Lieblingsschüler so motiviert war, man ihm äußerlich nicht ansah, wie viel er trainierte. Aber er schummelte auch nicht mit dem Training. Sein Können hatte sich schnell verbessert und TenTen war stolz darauf, doch wirkte er vom Erscheinungsbild sehr schlaksig. Ein bisschen waren seine Muskeln vom Training definiert worden. Doch in dem Ausmaß, in dem er trainierte, müsste sein Körper sich anders entwickelt haben.

"Wir machen eine Pause", sagte TenTen, als ihr Blick auf die Wanduhr über dem Ausgang fiel. Er ließ sich auf den Boden fallen und atmete schwer. Schweiß rann ihm das Gesicht entlang und die Haare klebten nass im Nacken. TenTen setzte sich zu ihm.

"Du machst das wirklich gut. Keiner meiner Schüler ist so engagiert wie du. Und du bist der Jüngste von allen. Aber gibt es einen Grund, wieso du dich so abrackerst, Jiro?" Er sah nicht zu ihr, sondern versuchte seine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Sie ließ ihm die Zeit, die er brauchte und drängte ihn nicht. Er hatte Ähnlichkeiten mit einem scheuen Tier, welches man mit Geduld entgegen kommen musste. War man zu forsch und aufdringlich, würde er die Flucht ergreifen und sich für zukünftige Annäherungen verschließen. Aber TenTen war in dieser Hinsicht sehr geduldig. Das Ticken der Wanduhr und Jiros schwerer Atmen waren für eine Weile das Einzige, was in dem Raum zu hören war.

"Ich habe jemanden", begann Jiro schließlich und schluckte schwer mit seinem trockenen Hals. TenTen reichte ihm seine Wasserflasche und er trank beschämt aus ihr, als wäre es ihm peinlich vom Training so ausgelaucht zu sein.

"Er ist unglaublich stark, nicht nur von der Kraft, auch geistig. Und er weiß genau, was er tut und was er will. Er ist furchtlos, aber dennoch, ein guter Mensch" Seine sonstige monotone Stimme war nun voller Respekt und Bewunderung, als würde er über den Größten aller Zeiten reden.

"Und du möchtest so werden, wie er ist", fragte TenTen und Jiro wurde rot. Es war ihm unangenehm, so viel von sich preiszugeben. Aber er brauchte ihr keine Antwort zu geben, sie wusste es schon.

"Ich bin wirklich froh, dass du ein gutes Vorbild hast, an dem du dich halten kannst. Ich hoffe, dieser jemand weiß dies zu schätzen. Aber, Jiro, versuche nicht, jemand anders zu sein. Sei du selbst und entwickle dich zu dich und niemand anderes. Damit meine ich nicht, dass du mit Kampfsport aufhören sollst - Auf keinen Fall, du hast wirklich Talent - oder dass du nicht mehr freundlich zu deinen Mitmenschen bist, sondern, dass du nicht vergisst, wer du bist. Und das du gut bist. Du magst ein großartiges Vorbild haben, aber du wirst nie er sein." Jiro schlug bei den Worten die Augen nieder, aber TenTen legte ihren Arm um den zierlichen Rücken.

"Und das ist gut so. Ich mag dich nämlich, wie du bist. Ehrgeizig, still, aber doch fürsorglich und besonders einzigartig. Und es wäre schade, wenn du dich nicht zu sehen lernst, wie ich dich sehe." Es blieb eine Weile still, als schien Jiro über ihre Worte nachdenken.

"Du musst nichts sagen, denk nur über meine Worte nach. Unsere Stunde ist jetzt vorbei. Geh nachhause und ruhe deinen Körper aus. Du hast dich heute wieder meisterhaft angestrengt", meinte TenTen schließlich, als sie auf die Uhr sah und merkte, dass es bald für ihre nächste Stunde, Gruppen-pilates, war. Jiro schien ein wenig enttäuscht zu sein, als wollte er, dass das Gespräch noch länger anhielt. Doch nickte er schließlich und stopfte sein Handtuch und die Flasche in seine Sporttasche.

"Bis morgen", nuschelte er mit leicht eingezogenen Schultern. Ihm war es wohl im Nachhinein doch peinlich, TenTen zu erlauben, in seine Gedanken einzudringen.

"Wir sehen uns, Kleiner", rief TenTen ihm nach, als er schon den Raum verlassen hatte. Seufzend richtete sie sich auf und sah auf ihren Kalender, um zu überprüfen, welche Pilatesgruppe heute dran war. Sie bereitete dementsprechend den Raum und die Musik vor und brauchte nicht lange zu warten, da kamen schon ihre Kunden.
 

"Du bist noch hier", fragte ihr Chef und riss sie aus dem Schlaf. Nach ihren Kursen hatte sie sich in ihr Büro gesetzt um Papierkram zu bearbeiten. Dies hatte sie wohl doch nicht so gefesselt und sie war ihren Kopf auf der Hand abstützend eingeschlafen. Schnell wischte sie sich über den Mund, da sie ein klein wenig gesabbert hatte.

"Neiji", rief TenTen laut und überrumpelt aus.

"Ja, ich hatte noch Kram zu erledigen. Was tust du in meinem Büro", fasste sie sich schnell und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Neiji zeigte sich weder schuldbewusst oder verlegen. Ja, so war er nun wirklich nicht.

"Wir haben uns seitdem du mich aus deinem Urlaub angerufen hast, nicht mehr gehört oder gesehen. Ich wollte fragen, ob was vorgefallen ist. Oder wie es überhaupt zum Anruf kam. DU bist sonst auch nicht so emotional."

"Nein, es ist nichts vorgefallen. Und der Anruf war lediglich ein Telefonstreich bei einem Trinkspiel. Es war aber schon süß, wie besorgt du am Telefon warst", grinste TenTen und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Ein bisschen wollte sie Neiji provozieren. Und sie wollte ihn auch von der Tatsache ablenken, wie unangenehm ihr das Telefonat immer noch war. Er trat hinter ihren Stuhl und umschloss die Lehne mit beiden Händen. Sie musste ihren Kopf in den Nacken legen, um ihn anzusehen. Sein Gesichtsausdruck hatte sich immer noch nicht verändert.

"Ich habe mir auch Sorgen um dich gemacht. Und was ich gesagt habe, meinte ich ernst." Daraufhin war TenTen sprachlos. Einen neckischen Spruch hatte sie erwartet, aber diese rohe Ehrlichkeit haute sie immer wieder um. Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und beugte sich zu ihr runter. Es war ein kurzer Kuss auf die Lippen, doch wurde ihr warm ums Herz.

"Und jetzt geh nachhause, du siehst fürchterlich kaputt aus", flüsterte er gegen ihre Lippen.



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