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The Story before... Love

Das Prequel zu "Love at third sight"
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Diese FF ist ein Prequel zu "Love at third sight"
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Part 3/3

Den Rest des Abends ließ Momoko einfach zu, dass Takuro auf seine Art freundlich und zuvorkommend zu ihr war und auch das ein oder andere Kompliment in ihren Gesprächen mit einfließen ließ.

Als er sie nach Hause brachte und dafür sein sauberes Hemd wieder mit sich nahm, versprach er ihr fest, dass sie sich von nun an nicht mehr nur abends mailen würden, sondern auch jeder Zeit telefonieren konnten, wenn ihr danach war.
 

Momoko ging nach dieser Nacht etwas optimistischer am nächsten Tag zur Schule.

Ihr Vater hatte noch in seinem Bett gelegen, als sie nachts nach ihm gesehen hatte und am Morgen war er so klar, dass sie sogar zusammen frühstücken konnten. Auch wenn er noch etwas verkatert gewesen war, hatte ihr das neuen Mut und Kraft für den Tag gegeben.

Um ihren Schwung nicht zu verlieren, fuhr sie nach dem Unterricht mit dem Fahrrad direkt zu dem Vorstellungsgespräch im Maid-Café. Es gab zu ihrem Schrecken einige Bewerberinnen auf diesen Teilzeitjob. Doch weil Momoko einige optische Attribute vorzuweisen hatte, die in der Vielfalt des vorhandenen Teams noch fehlten, und sie außerdem sehr nachdrücklich betonte, wie dringend sie auf diesen Job angewiesen war, konnte sie sich am Ende durchsetzen und wurde eingestellt. Sie hatte auf Anhieb einen guten Draht zu ihrer zukünftigen Chefin, die selbst noch recht jung und ziemlich attraktiv war. Sofort am nächsten Tag sollte sie bei ihr Anfangen.

Die langhaarige Schülerin mit den blauen Augen kam bei den Gästen sofort gut an. Nachdem sie selbst sich auch daran gewöhnt hatte, in der etwas knappen und zuckersüßen Uniform angestarrt zu werden, aber sie trotzdem mit Stolz zu tragen, fand sie auch schnell Spaß an ihrer Arbeit.

Die anderen Mädchen, die sich alle in ihrem Typ voneinander unterschieden, waren freundlich zu ihr und halfen ihr dabei, sich mit allem Neuen zurechtzufinden. Endlich hatte Momoko auch mal ein erfreuliches Thema, über das sie sich am Telefon mit Takuro unterhalten konnte. Sein Angebot hatte sie nämlich angenommen, sodass sie fast jeden Tagen telefonierten.

Ein paar Tage später begannen die Winterferien, weswegen Momoko nun nicht mehr nur jeden zweiten Tag nach der Schule zur Arbeit ging, sondern sooft sie konnte, beziehungsweise sooft sie eine Schicht für sich ergattern konnte. Es dauerte nur noch knapp eine Woche, dann war Weihnachten. In ihrer Euphorie darüber, dass es gerade wieder ein Stück bergauf ging, hatte sie es sich in den Kopf gesetzt, so viele Extrastunden und Trinkgeld zusammenzubekommen, dass es am Ende wenigstens für eine schöne Weihnachtstorte und ein kleines Geschenk für ihren Vater reichen würde.

Takuro fand diese Idee ganz entzückend, wie er es ausdrückte, und bot ihr ein ums andere Mal sogar an, ihr finanziell etwas unter die Arme zu greifen, wenn sie Hilfe benötigte. Je öfter sie miteinander sprachen, desto klarer kristallisierte sich heraus, dass es ihm etwas ausmachte, dass Momoko sich als hübsche Maid verkleidet abrackerte. Dabei war sie sich nicht sicher, was ihm mehr missfiel; die viele Arbeit oder die Tatsache, dass ein Teil ihres Jobs darin bestand, für andere hübsch auszusehen und sich zu präsentieren.

Sie war nicht dumm und spürte, dass er ihr gerne den Hof machte. Das war auch der Grund dafür, dass sie sein großzügiges Angebot ausschlug. Sie war gerade dabei ihn nett zu finden – um keinen Preis wollte sie seine schwärmerischen Gefühle für sie ausnutzen, das wäre nicht richtig. Momoko war zu vielen Emotionen im Stande und die konnten je nach Situation auch schneller wechseln als das Wetter, aber sie war sich sehr sicher, dass sie für Takuro nicht mehr als Sympathie empfand.

Wobei sie nicht mal mit Sicherheit sagen konnte, wie es sich anfühlte, in jemanden wirklich verliebt zu sein.

Vor zwei Jahren noch hatte sie das geglaubt, als die Hälfte ihrer damaligen Mitschülerinnen für den Fußball-Mannschaftskapitän Kazuya Yanagiba geschwärmt hatte. Er war ein toller Typ: freundlich, still, sehr sportlich und gut aussehend. Seine weiblichen Fans behandelte er immer freundlich, aber nie erreichte eine sein Herz – bis auf Yuri, ihre beste Freundin. Als diese ihr und Hinagiku eröffnet hatte, dass sie und Kazuya ein Paar waren, empfand Momoko schlicht nichts. Keinen Groll gegen sie oder Ärger; keine Eifersucht oder Herzschmerz. In diesem Moment hatte sie gewusst, dass ihre Gefühle nicht ernsthaft gewesen waren. So konnte sie sich wenigstens für ihre Freundin aufrichtig freuen.

Takuro Hoffnungen zu machen wäre falsch, trotzdem brachte sie es nicht übers Herz, ihn nachdrücklicher in seine Schranken zu weisen und damit vor den Kopf zu stoßen. Sollte er doch seine kleinen Komplimente ruhig sagen und ihr gut zureden, wenn es ihn fröhlich stimmte und sie dadurch jemanden zum Reden behielt. Das war vielleicht egoistisch gedacht von ihr, aber was sollte sie sonst tun?

Solange Hinagiku und Yuri sich nicht endlich wieder von sich aus bei ihr meldeten, war er der einzige in ihrem Leben, der ihr etwas Halt gab. In ihrer neuen Schule hatte Momoko zwar auch Anschluss, aber es war etwas anderes, einfach nur dazuzugehören und mit Klassenkameraden in den Pausen zu plaudern, als eine Vertrauensperson zu haben, der man ohne zu zögern auch von all seinen tiefsten Abgründen erzählen konnte. Takuro war zwar noch weit entfernt davon, in das tiefste Innere ihrer Seele blicken zu dürfen, aber im Moment genügte es ihr, wenn sie einfach jemand ablenkte und ihr hin und wieder zuhörte.
 

Am 23. Dezember, einem nationalen Feiertag in Japan, konnte Momoko das erste Mal von der Arbeit richtig durchatmen.

Sie hatte noch keine Möglichkeit gehabt, eine Kleinigkeit für ihren Vater oder gar den Weihnachtskuchen zu besorgen, aber sie hoffte dafür noch am nächsten Tag eine Gelegenheit zu bekommen. Ein Stück Kuchen würde sie mit Sicherheit einfach aus dem Café mitnehmen können.

Als sie an diesem Morgen nach unten ging um Frühstück zu machen, saß ihr Vater bereits auf dem Sofa. Er sah nicht gut aus; wirkte schon vom weiten blass und in sich zusammengesackt und hielt dabei eine Bierflasche in der Hand. Apathisch starrte er auf die Lücke, wo vor nicht mal zwei Wochen noch der Fernseher gestanden hatte.

„Papa?“, fragte Momoko vorsichtig und schlich sich von der Seite zu ihm heran.

Sein Gesicht sah ganz verquollen aus und sein Blick war leer nach vorne gerichtet.

„Deine Mutter hat Weihnachten geliebt, wusstest du das? Es war ihr Lieblingsfest.“

Seine Tochter setzte sich in stummer Besorgnis neben ihn.

„Sie war ein großer Fan von den westlichen Weihnachtstraditionen. Sie hat gerne einen kleinen Baum oder einen Strauß aus Tanne aufgestellt und ihn geschmückt. Das ganze Haus hat nach ihren selbstgebackenen Keksen geduftet und Weihnachtslieder hat sie dabei gesummt.“

Eine einsame Träne stahl sich aus seinem Augenwinkel. Momoko bekam einen Kloß im Hals.

„Bevor du geboren wurdest hatten wir beide nur uns, weil wir unsere Eltern früh verloren haben. Sie war alles für mich und ich habe es geliebt, wie sie solche Feste zelebrierte. Sie brachte jeden Ort mit ihrer Anwesenheit zum Strahlen. Du erinnerst dich nicht mehr, aber sie war eine ganz wunderbare Mutter für dich.“

Mit tieftrauriger Miene setzte er die Bierflasche an seine Lippen an. Hilflos sah Momoko dabei zu, wie er seinen Kummer im wahrsten Sinne des Wortes im Alkohol ertränkte. Es fiel ihr schwer, gut über ihre Mutter zu denken. Früher hatte sie gar nicht genug Geschichten über sie hören können, mit denen ihr Vater immer sehr sparsam umgegangen war. Später, als sie älter geworden war, hatte sie dann begriffen warum. Der Schmerz, die Enttäuschung und das Unverständnis saßen einfach zu tief. Warum verschwand eine so wundervolle Frau und Mutter über Nacht für immer aus dem Leben ihres Mannes und ließ ihn mit der gemeinsamen Tochter allein?

Sie hatte es nicht verdient, dass man ihr nachweinte. Momoko nahm die Hand ihres Vaters in ihre eigene.

„Du hast doch noch mich. Ich lasse dich nicht im Stich, wir machen uns unser eigenes, kleines Weihnachtsfest.“

Shôichirô drehte sein Gesicht zu ihrem. Er sah sie an, als würde ihr Anblick ihm Schmerzen bereiten.

„Du solltest dich lieber mit Freunden treffen oder einen netten Jungen kennenlernen und den Tag so wie alle anderen in deinem Alter verbringen.“

„Ich muss morgen sowieso arbeiten. Danach bin ich lieber bei dir und wir essen Weihnachtstorte zusammen. Okay?“

Ihr Vater schaute zu ihrer Hand, die seine ermutigend drückte.

„Na gut.“
 

An diesem Tag blieb Shôichirô Zuhause. Mit ein bisschen Trickserei brachte Momoko ihn auch dazu, von seinen Bierchen Abstand zu nehmen und auf Tee und Kaffee umzusteigen.

So verbrachten sie beide zum ersten Mal seit langem einen halbwegs normalen Tag – nichts konnte seine Tochter glücklicher machen.

In dieser Nacht vergaß sie vor Freude fast, Takuro noch davon zu erzählen. Sie wollte das schnell mit einer Textnachricht erledigen, um dann zeitnah einschlafen zu können, doch er rief prompt zurück.

„Hi Takuro – du hättest doch jetzt nicht mehr anrufen müssen.“

„Ich schlafe aber besser, wenn ich vorher noch mal deine Stimme gehört habe und weiß, dass es dir gut geht.“

Momoko rollte mit den Augen, aber schmunzelte.

„Mir geht es gut. Was ich dir über meinen Vater geschrieben habe stimmt wirklich.“

„Freut mich sehr, das zu hören!“

Er machte eine längere Pause, bevor er mit veränderter Tonlage zu einer indirekten Frage ausholte.

„Eigentlich habe ich noch mal angerufen, weil ich mich frage, ob du morgen nach der Arbeit vielleicht gern mit mir ausgehen würdest.“

Momoko schluckte schwer.

»Er fragt mich nach einem Weihnachtsdate?!«

„Oh wow, das ist… kurzfristig. Ich muss doch morgen arbeiten…“

„Ich weiß, aber ich musste dich einfach fragen! Wenn du willst, hole ich dich nach deiner Schicht ab und wir gehen irgendwohin essen.“

Sie irrte sich nicht, er fragte tatsächlich nach einem Date am Heilig Abend, dem Pärchentag Japans schlechthin.

„Tut mir leid, aber ich habe meinem Vater schon versprochen, den Abend mit ihm zu verbringen.“

Mit Bauchschmerzen wartete sie auf Takuros Reaktion. Erst sagte er gar nichts, dann hörte sie irgendwann einen tiefen Seufzer.

„Einen Versuch war es wert.“

„Tut mir leid. Ich weiß ja, dass du morgen dann ganz alleine sein wirst… Ich habe nicht eher daran gedacht, dich zu uns einzuladen – dazu hatte ich den Kopf gar nicht frei. Und jetzt, wo Papa gerade etwas stabiler ist, möchte ich ihn nicht so spontan mit Besuch konfrontieren.“

„Schon gut. Ich hatte wenn dann auch eher an etwas nur mit dir zusammen und mit mehr Privatsphäre gedacht.“

Momoko wurde rot und war ein Mal mehr dankbar dafür, dass sie kein Videotelefon hatte.

„Für gewöhnlich gehen Freunde nicht auf ein Date.“, ließ sie anmerken.

Sie hoffte, dass der zärtliche Seitenhieb genügte, um Takuro daran zu erinnern, dass sie nicht an einer Beziehung interessiert war.

„Dann wünsche ich dir und deinem Vater morgen einen wundervollen Tag. Schlaf gut.“

„Okay, du auch.“

Er legte auf.

»Na toll.«, dachte sie. »Jetzt habe ich ihn gekränkt.«

Aber sie hatte nicht die Kraft, sich jetzt deswegen den Kopf zu zerbrechen und vertagte das auf später.
 

Am nächsten Morgen wurde Momoko von Flaschengeklimper geweckt.

Müde starrte sie auf ihren Wecker, der noch gar nicht Alarm geschlagen hatte. Es brauchte ein paar Sekunden, bis sie einordnen konnte, woher und warum sie diese Geräusche hörte.

Als der Groschen fiel sprang sie aus ihrem Bett und rannte an ihren Hausschuhen vorbei nach draußen zum Zimmer ihres Vaters.

Im Pyjama kniete er in einer Zimmerecke und durchwühlte fahrig ein ganzes Arsenal an leeren Spirituosenflaschen. Bislang hatte seine Tochter ihm die Freiheit gelassen, in seinem Zimmer zu tun was er wollte, aber beim diesem Anblick nahm sie sich fest vor, zukünftig dafür zu sorgen, dass der Raum nicht verkam.

„Was um aller Welt tust du da?“, sprach sie ihn verwirrt an.

„Geh raus! Lass mich!“, fauchte er zurück, sodass Momoko noch im Schritt erstarrte.

„Papa, ich bin’s doch, deine Momoko. Vielleicht kann ich dir ja helfen?“

Unwirsch drehte er sich zu ihr um, das Gesicht zu einer beunruhigenden Fratze verzerrt. Seine Hände, in denen er zwei leere Flaschen hielt, zitterten heftig.

„Du willst helfen? Dann sag mir, ob wir noch irgendwo etwas zu trinken haben!“

So ruhig wie möglich versuchte seine Tochter ihm zu antworten.

„Ich kann dir gerne eine Kaffee oder Tee machen.“

„Ich will keinen Tee!“

Natürlich wollte er das nicht. Shôichirôs aggressiver Tonfall machte Momoko Angst; war es inzwischen schon so weit gekommen, dass er abhängig war? Schaffte er kaum mehr als einen Tag, ohne einen Schluck Alkohol?

„Wir haben kein Bier mehr im Haus. Das Letzte hast du gestern ausgetrunken.“

„Dann geh neues kaufen!“

Sie biss sich auf die Unterlippe. Sie hasste es, wenn er so mit ihr redete.

„Nein! Ich muss gleich zur Arbeit und wir haben auch kein Geld dafür.“, antwortete sie ihm hart.

„Du gehst doch jetzt arbeiten, du musst doch Geld haben.“

Langsam und eindringlich schüttelte sie ihren Kopf.

Dafür haben wir keins.“

„Ach komm schon, bitte…“, versuchte er es plötzlich ganz lammfromm, aber sie blieb stark. „Haben wir wirklich kein Bier mehr im Haus oder versteckst du es nur vor mir?“, blaffte er erneut grundlos wütend.

Entrüstet schnappte Momoko nach Luft. Das war zu viel! Dieser zitternde, meckernde Mann war nicht mehr ihr Vater!

„Du weißt ja gar nicht, was du da sagst! Geh kalt duschen, damit du wieder zur Vernunft kommst!“

Er sah sie mir großen Augen an, als sie sich auf dem Hacken umdrehte und in ihr Zimmer zurück marschierte, in dem sie sich einschloss. Heulend schlüpfte sie in die Klamotten vom Vortag und verzichtete auf die Morgentoilette. Frisch machen und fertig frisieren konnte sie sich auch noch im Maid-Café, aber hierbleiben konnte und wollte sie auf keinen Fall länger als notwendig.

„Ich bin heute Nachmittag zurück!“, rief sie an der Haustür noch mal ins Hausinnere, bevor sie endgültig zur Arbeit aufbrach.
 

Zum ersten Mal lief Momoko den langen Weg zur Arbeit.

Dies tat sie bewusst, denn sie brauchte die Zeit an der kühlen Luft, um sich wieder zu beruhigen. Erst kurz bevor sie am Café ankam hatte sie ihre Tränen endlich unter Kontrolle.

„Hanasaki-kun, du siehst ja furchtbar aus!“, wurde sie im Umkleidezimmer von ihrer Chefin begrüßt.

»Mist!«

„Tut mir ehrlich leid, ich mache mich gleich noch richtig zurecht. Dann geht das schon.“

Etwas zittrig holte sie ihre Maid-Uniform aus ihrem Spind und wischte sich mit dem Ärmel ihres Pullis noch mal über die Augen.

„Krank bist du aber nicht?“, hinterfragte ihre Vorgesetzte beunruhigt.

„Nein, nein. Alles in Ordnung.“

Schweigend, aber nicht sehr davon überzeugt, dass ihre Angestellte die Wahrheit sagte, ging sie wieder an ihre Arbeit. Momoko hatte schon beim Reinkommen gesehen, dass es keine freien Tische mehr gab und draußen sogar noch Pärchen anstanden, die es versäumt hatten sich einen Tisch reservieren zu lassen und nun darauf hofften, irgendwie in eine Lücke in der Liste zu rutschen.

»Was für ein alberner Aufriss wegen eines Weihnachtsdates…«, dachte die junge Oberschülerin bei sich und zog sich dann in die kleine Mitarbeitertoilette zurück.
 

Dank viel kaltem Wasser und einer Feuchtigkeitscreme verschwanden die Spuren von ausgeweinten Augen aus ihrem Gesicht.

Das so viel los war, wurde zum Segen, denn Momoko kam so nicht mehr dazu, über ihren Vater und ihre Auseinandersetzung nachzudenken. Bevor sie ihre Schicht angetreten hatte, hatte sie sich noch vorgenommen, das Thema bei ihrer Heimkehr nicht mehr anzusprechen, sondern den Abend mit ihm einfach zu genießen. Zwei Stücken Weihnachtstorte hatten ihre Kolleginnen schon extra für sie zurückgelegt.

Stunde um Stunde flog dahin. Ihre Füße brannten irgendwann vom pausenlosen Herumlaufen, aber es gab auch eine Menge Trinkgeld für ihre Mühen. Spaß machte es ihr alle Mal, denn die Kunden waren alle mehr als gut gelaunt. Es herrschte eine sehr ruhige und trotzdem romantische Atmosphäre. Sie ertappte sich sogar dabei, wie sie ein klitzekleines bisschen neidisch auf all die Pärchen war, die leise miteinander kicherten oder verliebt Händchen hielten. Auf ein Mal fand sie das alles gar nicht mehr so albern. Die Paare hier waren sich ihrer Sache so sicher und das war etwas sehr Schönes.

»Wenn Liebe doch nur etwas Zuverlässiges und Beständiges wäre.«, sinnierte Momoko melancholisch.

Sie dachte an die zeit zurück, in der sie Hoffnungslos romantisch gewesen war und felsenfest an die große Liebe geglaubt hatte. Aber was verstand sie schon davon?

Das Lokaltelefon rödelte schon den ganzen Tag fast ununterbrochen in seiner Ecke vor sich hin, weil auch von außerhalb immer noch Leute ihr Glück für einen Tisch versuchten. Die Rosahaarige beachtete es auf Anweisung ihrer Chefin irgendwann gar nicht mehr, denn den Anrufern konnten sie eh nicht weiterhelfen.

Eine Stunde vor Ende ihrer Schicht stand aber genau sie selbst mit dem Telefon in der Hand neben Momoko und zog sie von ihrem grad fertig bedienten Tisch weg. Ihre Miene verhieß nichts Gutes.

„Stimmt etwas nicht?“, flüsterte die junge Maid leise, damit kein Kunde sie hörte.

„Komm schnell mit nach hinten, da ist jemand für dich dran und ich glaube, es ist dringend.“

Das Herz ihrer Angestellten begann schmerzhaft zu rasen. Es gab nur eine Person, der sie ihre Arbeitsnummer ins Mobiltelefon eingespeichert hatte.

Hinten im Pausenraum, akustisch von den Kunden abgeschottet, reichte die Chefin ihr das Telefon, machte aber keine Anstalten, sie alleine zu lassen. Nervös legte Momoko den Hörer ans Ohr.

„Ja hallo? Hanasaki am Telefon?“

„Na endlich meldet sich mal jemand!“, blaffte eine grobe und tiefe Männerstimme durch die Leitung.

So wie ihre Vorgesetzte das Gesicht verzog, hatte selbst sie es gehört. Anspannung lag in der Luft.

„Hör mal, Püppchen, gehört dieser… Shôichiro zu dir?“

Da war er, der Name den Momoko auf keinen Fall hören wollte. Ihr Herz setzte einen Moment lang aus.

„Ja, er ist mein Vater. Geht es ihm gut? Wer sind Sie? Wo sind Sie?“, erkundigte sie sich ängstlich.

„Dein Vater? Na Mensch, der alte Suffkopp sitzt hier in meiner Bar und pöbelt meine Gäste an! Außerdem will er seine Zeche nicht zahlen und so langsam hab ich die Faxen dicke! Ich wollte ihm ein Taxi rufen, aber er wehrt sich dagegen zu gehen. Hat mir sein Handy an den Kopf geworfen und gesagt, dass das seine Frau schon erledigt… Mir soll’s ja egal sein, ob du nun seine Frau oder seine Tochter bist, aber wenn der Kerl hier nicht sofort verschwindet, rufe ich die Polizei!“

Momoko wollte nicht glauben, was sie da hörte! Entsetzt schlug sie die Hand vor den Mund. Ihr Vater war gar nicht Zuhause, um dort auf sie zu warten, sondern hatte seinem Durst nachgegeben und war ausgerissen. Warum hatte sie das nicht kommen sehen?!

„Nein, bitte nicht die Polizei anrufen! Ich… ich komme vorbei und hole ihn ab.“

Hilfesuchend starrte sie ihre Chefin an, die nicht weniger erschrocken war als sie selbst. Geistesgegenwärtig reichte ihr die erwachsene Frau ihren Bestellblock und einen Stift.

„Sagen Sie mir Ihre Adresse, dann komme ich sofort.“

Vor lauter Zittern konnte sie den Stift kaum halten, aber am Ende hatte sie die Adresse trotzdem einigermaßen lesbar aufgeschrieben. Noch ein Mal versicherte sie dem aufgebrachten Barkeeper, dass sie umgehend bei ihm sein würde.

„Es tut mir so leid, dass ich Sie das fragen muss, obwohl ich doch neu hier bin und heute alles ausgebucht ist…“

„Du musst nichts erklären, ich hatte den charmanten jungen Mann schließlich als erstes am Ohr.“, unterbracht ihre Vorgesetzte sie sanft.

Sie legte ihre Hände auf Momokos Schultern und drückte sie beruhigend.

„Mach Schluss für heute und geh dich um deinen Vater kümmern. Wir schaffen das hier schon.“

Beschämt verkniff sich die Schülern zu weinen. Sie verbeugte sich dankbar und eilte dann in die Umkleide.
 

Draußen regnete es. War Regen überhaupt für Heilig Abend angesagt?

Momoko schüttelte den Kopf, wo war sie nur mit ihren Gedanken? Sie war völlig durcheinander… Die Adresse auf dem Zettel kannte sie nicht. Das hieß, sie musste weit entfernt von ihrem Standort liegen und mit Pech in einem der Viertel, in denen sich eine junge, minderjährige Frau nicht allein herum trieb.

»Was mach ich nur, was mach ich nur?«, schoss es ihr wieder und wieder durch den Kopf, während sie verloren im Regen auf den Zettel starrte.

Zu den Regentropfen gesellten sich Tränen, die das Papier aufzuweichen drohten. Ausgerechnet heute war sie ohne Fahrrad zur Arbeit gegangen. Wie sollte sie so schnell von A nach B kommen? Fuhren Busse in die Gegend? Wenn ja, von wo und wann? Ihr Stadt- und Busplan lag Zuhause; ihr Handy war zu altmodisch, um ihr weiterhelfen zu können.

Angst und Verzweiflung machten sich breit.

Und dann fiel ihr ein, dass sie einen Telefonkontakt hatte, den sie immer anrufen durfte. Ohne zögern wählte sie Takuros Nummer an.

„Oh, hallo Momoko! Frohe Weihnachten! Es überrascht mich, dass du anrufst. Sag mal bist du draußen? Ich kann den Regen hören.“

Er klang hocherfreut über ihren Anruf. Ihre erste Reaktion darauf war Erleichterung; er war ihr also nicht mehr wegen ihrem letzten Gespräch böse.

„Takuro, ich stecke in Schwierigkeiten. Kannst du mir bitte helfen? Es geht um meinen Vater.“

Bei den letzten Worten brach ihre Stimme unter neuen Tränen weg. Er schaltete trotzdem sofort.

„Sag mir wo du bist und ich bin so schnell es geht bei dir.“
 

Er hielt Wort und sammelte sie keine viertel Stunde später vor dem Café ein. Momoko reichte er ein gebügeltes Stofftaschentuch und dem Taxifahrer den Zettel mit der Adresse, plus einen gefalteten Geldschein.

„Bringen Sie uns so schnell es geht zu dieser Adresse, dann gehört das Trinkgeld ihnen.“

„Eye, Sir! Das ist aber keine besonders romantische Gegend, in die Sie da wollen.“

„Glauben Sie denn, dass so ein Date beginnen würde?“, knurrte Takuro ungeduldig.

Momoko schniefte wie ein Häufchen Elend auf ihrem Sitz und versuchte erfolglos, ihr Gesicht mit dem Taschentuch zu trocknen. Der Fahrer schüttelte den Kopf entschuldigend und trat dann in die Pedale.

Unterwegs holte Takuro von seiner aufgelösten Begleitung so viele Informationen ein wie möglich. Er reagierte schockiert, als sie ihm von dem Telefonat mit dem Barkeeper erzählte, und legte ihr tröstend einen Arm um die Schultern.

„Wir sind gleich da. Bestimmt geht es deinem Vater gut. Barkeeper aus solchen Ecken sind meistens etwas rau in ihrem Umgangston.“

Sie nickte nur, starrte aus dem Fenster dabei und zerknüllte das Tuch in ihren Fingern.

Irgendwann wurden die Gassen enger, dunkler und grauer. Es war kein heruntergekommenes Gaunerviertel, aber auch nichts wo man hinging, um sich hochklassig zu amüsieren. Hier trieben sich die traurigen Gestalten der Gesellschaft herum, die mit sehr schlichtem Entertainment zufrieden waren: Stickige, kleine Bars mit Dartscheiben, Raucherecken und dem ein oder anderem Glas Alkohol zu Songs, die so alt waren, dass sie schon gar nicht mehr im Radio gespielt wurden.

Einen von diesen Läden betraten sie nun mehr oder weniger unfreiwillig und fielen sofort ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Takuro war wie immer viel zu fein angezogen, während Momokos Haare und auch ihre Jacke im Gegensatz dazu nass und unordentlich an ihr herunter hingen.

Wenigstens mussten sie nicht nach ihrem Vater suchen, denn seine lallenden, lauten Rufe hallten durch die gesamte Bar.

„Keine Sorge, ich bin bei dir.“, flüsterte der Schwarzhaarige seiner Begleitung zu, die wie angewurzelt neben ihm stand.

Er klang nicht besonders mutig, war blass vor Anspannung und ein leichter Schweißfilm glänzte auf seiner Stirn, aber er war da. Mit einer Hand in ihrem Kreuz schob er Momoko vorwärts Richtung Bar, auf dessen Tresen Shôichirô gerade dabei war seinen Kopf zu betten.

„Hey, ihr! Gehört ihr zu ihm?“

Die genervte Stimmte gehörte dem stämmigen Barkeeper, der mit verschränkten Armen vor seinem ungeliebten Gast stand und ihnen prüfende Blicke zuwarf.

„Ich bin seine Tochter, wir haben telefoniert.“, krächzte die Rosahaarige eingeschüchtert.

Der Mann hob misstrauisch eine Augenbraue und ihr Vater seinen Kopf.

„Momoko…Schadss. Is deine Mudder nich hier?“, brubbelte er dümmlich grinsend und nickte wieder ein.

„Der redet schon die ganze Zeit so ein verwirrendes Zeug. Wenigstens ist er jetzt friedlich – vorhin hat er noch rumgebrüllt und wild mit den Armen gefuchtelt, wenn man ihn nur angetippt hat. Es war unmöglich, ihn zum Gehen zu bewegen. Ich glaub’ aber kaum, dass er in dem Zustand noch irgendwie allein nach Hause gefunden hätte.“, erklärte der Barkeeper.

„Danke, dass sie die Polizei nicht gerufen haben. Und tut mir leid für die Umstände!“

„Als du gesagt hast, dass du seine Tochter bist, hatte ich ein bisschen Mitleid. Hab das für dich getan, Mädchen, nicht für ihn hier.“, erklärte er mit einem abschätzigen Nicken in Shôichirôs Richtung.

Momoko verkniff sich einen bissigen Kommentar und rüttelte vorsichtig an den Schultern ihres Vaters.

„Papa, hörst du mich? Steh auf, wir gehen.“

„Wo ist denn deine Mutter, nach der er immer wieder gefragt hat? Du und dein Freund, ihr seht aus wie Schüler oder junge Studenten. Ich dürfte euch hier eigentlich gar nicht reinlassen!“

Sie und Takuro warfen dem unverfrorenen Wirt einen vernichtenden Blick zu.

„Sie sehen doch, sie ist nicht da. Warum geht Sie gar nichts an!“, giftete die junge Frau zurück.

Er lachte anmaßend auf und schnaubte, als wüsste er längst über ihre ganze Lebensgeschichte bescheid.

„Hat ihn bestimmt verlassen. Kann man ihr bei so einem Säufer nicht verdenken. Tut mir ehrlich leid für dich, Mädchen.“, spottete er ungehemmt.

Momoko sah rot, das Fass in ihr lief über.

Sie fühlte das kalte Glas in ihrer Hand, das sie vom Tresen neben ihren Vater nahm und sah wie in Zeitlupe zu, wie sich ihr Arm ruckartig ausstreckte und sich der Inhalt des Glases mit einem klangvollen Platschen im Gesicht des Barkeepers ergoss.

In der Bar wurde es schlagartig ganz still.

„WAS ZUM…!“, setzte der pitschnasse Mann brüllend an.

In Takuro kam endlich Bewegung, er schob sich zwischen die Rosahaarige und den Hünen und hob beschwichtigend die Hände.

„Stopp, stopp, stopp! Bevor sie die Fassung verlieren möchte ich anmerken, dass Sie sich mehr als taktlos dieser jungen Dame und ihrem Vater gegenüber verhalten haben! Zahlende Kundschaft verprellt und beleidigt man nicht!“

„Was mischst du dich da ein? Zahlender Kunde sagst du? Na, soll er doch endlich mal bezahlen, was er hier seit Wochen anschreiben lässt! Eine funktionierende EC-Karte hat er ja nicht!“, schimpfte der Mann völlig in Rage und warf einen abgenutzten Bierdeckel auf den Tresen vor seinen Herausforderer, auf dem sich viele hingekritzelte, kleine Summen zu einer sehr großen addierten.

Momoko zuckte innerlich zusammen wie ein geschlagenes Reh. So etwas hatte sie befürchtet. Wie oft hatte sie sich selbst die Frage gestellt, wovon er seine Streifzüge in letzter Zeit bezahlte? Die Antwort war simpel wie erschreckend: Gar nicht. Und jetzt hatte sie auch noch die Fassung verloren und dem Barkeeper Alkohol ins Gesicht geschüttet. Sie schämte sich fürchterlich für ihr Benehmen, konnte es denn immer noch schlimmer werden?

Takuro, der zuerst perplex auf das runde Stück Pappe gestarrt hatte, fing an in seinem Mantel nach etwas zu suchen. Aus der linken Innentasche zückte er eine große Lederbörse, aus der er eine Kreditkarte zog.

„Buchen Sie sich ein schönes Trinkgeld dazu, für all ihre Mühen.“, sagte er betont zynisch und knallte die wertvolle Plastikkarte theatralisch auf den Bierdeckel.

Momoko zog ihn entsetzt am Ärmel.

„Nein, tu das bitte nicht für mich!“, flehte sie ihn flüsternd an.

„Tu mir einfach einen Gefallen und wecke deinen Vater. Ich will das er und du so schnell wie möglich aus diesem Abfall eines Lokals heraus kommt.“

Der Barkeeper stand sprachlos und tropfend vor der Karte und ihrem Besitzer. Die anwesenden Gäste begannen zu tuscheln und widmeten sich dann wieder dem, weswegen sie sich an diesem Abend hier eingefunden hatten.

Randvoll mit Schuld- und Schamgefühlen rüttelte Momoko wieder an ihrem Vater und brachte ihn letztendlich dazu, sich auf die Füße zu hieven. Sie und Takuro stützten ihn beim Verlassen der Bar und bugsierten ihn sicher in das Taxi, das extra auf sie gewartet hatte.
 

Bis sie Zuhause waren sprach Momoko kein Wort. Nur das leise Schnarchen ihres Vaters mischte sich in das Summen des Motors. Takuro, der vorne saß um ihnen beiden mehr Raum zu geben, beobachtete sie im Seitenspiegel, hielt sich mit Worten aber ebenfalls zurück. Mit einer Hand am Kinn dachte er konzentriert nach.

Die Rosahaarige fühlte sich wie betäubt. War das alles wirklich gerade geschehen? Hatte sie ihren völlig orientierungslosen Vater tatsächlich aus einer zwielichtigen Bar abgeholt? Und hatte Takuro wirklich ohne mit der Wimper zu zucken die Kosten für das Taxi und die hohe Bar-Rechnung übernommen? Wie konnte sie ihm dafür danken? Wie es wieder gut machen? Wie es zurückzahlen?

Bei ihr Zuhause war es wieder der dunkelhaarige Brillenträger, der ihr half ihren Vater so wie er war in sein Zimmer zu bringen und dort in sein Bett sinken zu lassen. Nur die Schuhe zog Momoko ihm noch aus.

Langsam, fast phlegmatisch entledigte sie sich an der Garderobe ihrer nassen Jacke und dem mit runter gebrachten Paar Schuhe. Takuro hatte seinen Mantel schon längst aufgehängt und stand etwas verloren im Wohnzimmer herum. Nervös, weil er nicht wusste, was er zu ihr sagen sollte, tippte er immer wieder seine Fingerspitzen aneinander und beobachtete sie gespannt. Er erwartete jeden Moment einen Nervenzusammenbruch.

Umso erstaunter war er, als sie ihn direkt ansah und dabei sogar lächelte. Aber es war ein seltsam künstliches Lächeln.

„Witzig, an dich wird mein Vater sich morgen früh wahrscheinlich gar nicht mehr erinnern. Möchtest du trotzdem einen Tee?“, fragte sie halbherzig witzelnd und schon brach der Damm.

Momoko schlug die Hände vor das Gesicht und versuchte sich zum Aufhören zu zwingen, aber die Schluchzer kamen nur noch lauter.

Takuro war sofort bei ihr, aber zögerte damit, sie mit einer Umarmung zu trösten. Stattdessen klopfte er ihr unbeholfen auf die Schultern.

„Das wird schon wieder. Alles gut, er ist doch heil wieder Zuhause.“

Sie wehrte seine Hände ab und marschierte an ihm vorbei in die Küche, wohin er ihr folgte.

„Gar nichts wird wieder gut. Ich schaffe das nicht mehr!“

Obwohl ihr die Tränen über das Gesicht strömten, setzte sie den Wasserkocher für Tee auf. Unruhig wie ein Tiger lief sie in der Küche auf und ab, Takuro schaute ihr unbeholfen dabei zu.

„Die Verantwortung ist zu groß, ich weiß nicht wie ich das überstehen soll!“

„Beruhige dich doch erstmal. Lass mich den Tee für uns fertig machen, ja?“, bot ihr Gast ihr behutsam an.

Ohne ihn anzusehen lief sie zurück ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch.

Takuro folgte ihr wenige Minuten später mit zwei Tassen Grüntee.

„Geht es wieder?“, fragte er hoffnungsvoll, als er keine Tränen mehr entdecken konnte.

Trotzdem hielt sie noch die Arme verschränkt, so als wollte sie sich selbst Halt geben.

„Nein, eigentlich nicht. Ich habe furchtbare Angst, dass alles noch mehr aus dem Ruder läuft, als es schon ist. Wärst du nicht gewesen, wüsste ich nicht, was mit meinem Vater geschehen wäre. Vielleicht würde er irgendwo in einer Gasse liegen… und ich wüsste nicht mal, wo er ist. Im besten Fall wäre er wirklich bei der Polizei gelandet, aber wie hätte ich die Zeche bei dem Barbesitzer bezahlen sollen?“

Ihre großen, blauen Augen hefteten sich an Takuros.

„Du hast heute so viel für mich getan. Ich danke dir unendlich dafür, aber es belastet mein Gewissen so sehr. Weder mein Vater noch ich haben deine Hilfe und deine Großzügigkeit verdient und ich habe keine Ahnung, wie ich das alles zurückzahlen soll. Ich werde sicher Monate dafür brauchen...“

Sie legte ihren Kopf in die Hände und wippte auf den Knien abgestützt vor und zurück.

„Was mache ich nur, wenn das noch mal passiert?“

Ihr Blick wurde panisch.

Beherzt griff Takuro nach ihrer Hand und drückte sie fest.

„Ich habe versprochen dir ein Freund zu sein und das halte ich auch! Auf mich wirst du dich immer verlassen können! Du musst mir gar nichts zurückzahlen.“

Zerrissen erwiderte sie seinen entschlossenen Blick.

„Ich habe absolut nichts, was ich dir im Gegenzug anbieten könnte. Ich will dich nicht ausnutzen und ich möchte dir auch keinen einzigen Yen schuldig bleiben. So was tun Freunde nicht füreinander - das Geben und Nehmen muss doch ausgeglichen sein. Ich schäme mich unendlich dafür.“

Neue Tränen sammelten sich in ihren Augen. Ihre Verzweiflung und Angst vor der Zukunft waren unermesslich.

„Es liegt mir am Herzen, dass es dir gut geht und du und dein Vater gut versorgt seit. Ich könnte dir bestimmt noch viel mehr helfen, wenn du es nur zulassen würdest.“, versicherte Takuro ihr.

„Hörst du mir nicht zu? Ich weiß jetzt schon nicht, wie ich je wieder gutmachen kann, was du für uns getan hast! Außer meiner Arbeitskraft und Freundschaft habe ich nichts anzubieten. Selbst als Freundin werde ich dir wahrscheinlich nur ein ganz schöner Klotz am Bein sein.“

Ihr Kopf tat weh vom Weinen. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie Takuro in ihr familiäres Drama hineingezogen hatte. Dass er sie mehr mochte, als gut für ihn war, verschlimmerte das Ganze noch. Momoko brauchte zwar Hilfe und Beistand, aber sie wollte in niemandes Schuld stehen. Nicht in Takuros.

„Du wirst für mich niemals ein Klotz sein. Ich bin sehr gerne mit dir zusammen.“

Sie war zu schwach für ein Lächeln, trotzdem fühlte sie sich geschmeichelt.

„Ich hatte mir Weihnachten ganz anders vorgestellt. Mein Papa und ich wollten Weihnachtskuchen essen und ich hatte eigentlich vor gehabt, ihm eine Kleinigkeit zu schenken.“

„Das klingt… sehr bescheiden, aber schön. Die Geschäfte haben noch offen - wenn du willst, dann fahren wir noch mal los und besorgen ihm eines.“

Sie hob die Hände, um ihn auszubremsen.

„In seinem Zustand lasse ich ihn heute ganz sicher nicht mehr alleine. Und was ich ihm schenken wollte hatte ich auch noch gar nicht entschieden. Ich werde das Geld dafür zur Seite legen, damit ich dir bald schon einen Teil von dem Ganzen heute zurückzahlen kann.“

„Tu das nicht! Wenn ich dich heute ausgeführt hätte, so wie ich es vorgehabt hatte, dann hätte ich auch Geld für dich ausgegeben.“

Momoko lächelte schief.

„Hast du aber nicht, ich habe dir einen Korb gegeben, schon vergessen?“

Takuros Miene verfinsterte sich. Sie sahen einander ernst in die Augen, ohne etwas zu sagen.

„Ich muss los.“, erklärte er dann unvermittelt und ließ ihre linke Hand wieder los.

„W-was? Habe ich etwas Falsches gesagt?“, fragte sie erschrocken über seinen plötzlichen Stimmungswandel.

„Nein. Mir ist nur eingefallen, dass ich noch etwas besorgen muss.“

Entschlossenheit blitzte in seinen rotbraunen Augen auf.

Er stand zügig im Flur und schlüpfte in seine Schuhe und in den Mantel. An seinem Gesicht konnte Momoko nicht ablesen, ob er verärgert war oder nicht.

„Du gehst so plötzlich… Ist wirklich alles in Ordnung?“

„Mehr als das sogar.“, antwortete er verschwörerisch lächelnd. „Wünsch mir Glück.“

Eine Antwort wartete er jedoch gar nicht ab, so schnell war er durch die Tür nach draußen verschwunden.

„Glück wofür?“, fragte sie in das stille Dunkel des Abends hinein.

Sein Grüntee stand unangerührt auf dem Couchtisch neben ihrem und dampfte noch. Jetzt wo sie allein war, ergriff langsam wieder die Panik von ihr.

Wenn sich nicht grundlegend etwas änderte, würden sie immer Schulden haben. Schon jetzt hatte sie das Gefühl, sich mit ihren Bemühungen nur von einem Tag zum nächsten zu hangeln. Es gab keinen grünen Zweig, sondern nur noch mehr morsche Astlöcher, die das Holz im falschen Moment brechen ließen. Momoko hatte sich an diesem Tag eingestehen müssen, dass ihr Vater ernsthaft krank war. Daran würde sich aber nur etwas ändern, wenn sie es schaffte ihn auch davon zu überzeugen, dass es so war. Aber wie sollte sie eine Behandlung finanzieren, wenn es so weit sein sollte? Wie würde sie die Kosten auffangen, wenn ihr Vater wieder mal auf eine Tour ging, während sie in der Schule war? Wie sollte ihre Zukunft aussehen, nachdem ihr Sparbuch für die Universität inzwischen geplündert war?

Momoko hatte keine Kraft mehr zum Weinen. Erschöpft und gefangen in einer Endlosschleife aus Sorgen, rollte sie sich mit einem Sofakissen im Arm auf der Couch zusammen.
 

Sie wusste nicht wie spät es war, als sie vom lauten Türklingeln hochschreckte. Sie musste irgendwann eingenickt sein.

Es klingelte nicht noch mal, dafür klopfte es diesmal an der Tür. Momoko blinzelte mit verkniffenen Augen in das grelle Licht, das sie nicht ausgeschaltet hatte.

„Moment, ich komme schon!“

Wackelig auf den Beinen lief sie, sich die Augen reibend, zum Eingang. Draußen war es noch dunkel, woraus sie schlussfolgerte, dass sie nicht lange geschlafen haben konnte.

Es war Takuro, der sie gefühlt mitten in der Nacht erneut besuchte.

„Takuro? Was machst du denn wieder hier?“

Er lächelte sanft und hielt ihr eine Tüte vor die Nase.

„Ich dachte, du könntest eine kleine Aufmunterung gebrauchen. Deswegen bin ich so überstürzt aufgebrochen. Ich war aber nur knapp eine Stunde weg.“

Sie nahm verschlafen, und leicht überfordert von der Situation, die Tüte entgegen und sah hinein. Eine Schachtel mit dem Schriftzug einer Konditorei war darin. Ihre Augen weiteten sich.

„Ist das…?“

„Weihnachtskuchen, genau.“, vollendete er ihren Satz selbstzufrieden. „Ich hatte schon befürchtet, keinen mehr zu ergattern.“

Mit einem Mal war Momoko hellwach, gerührt erwiderte sie Takuros warmes Lächeln.

„Kommst du rein und isst ein Stück mit mir?“

„Nichts lieber als das. Ich möchte sowieso noch etwas mit dir besprechen.“

„So? Was denn?“

Takuro regierte nervös auf ihre Frage.

„Setzen wir uns doch erstmal.“

Von seinem Verhalten verwundert, zuckte sie mit den Schultern und ließ ihn herein.

Während er sich wieder seines Mantels entledigte, suchte sie bereits kleine Teller und Kuchengabeln heraus. Der Kuchen aus Biskuitboden, Sahne und Erdbeeren sah aus wie ein kleines Kunstwerk. Für jeden war ein Stück da, sogar für ihren Vater, was eine unheimlich liebe und aufmerksame Geste von ihm war.

„Dein Tee ist bestimmt schon kalt, aber er schmeckt hoffentlich trotzdem noch, sonst muss ich neuen aufsetzen.“, erklärte Momoko, als sie die beiden Teller vor Takuro auf dem Couchtisch abstellte.

„Danke, das geht schon.“

Wieder fiel ihr auf, wie unruhig er war, als sie sich neben ihn setzte. Sie meinte sogar deutlich mehr Farbe in seinem Gesicht zu erkennen, aber sie wollte nicht unnötig nachhaken.

„Na dann, Danke für den wundervollen Kuchen und guten Appetit!“

Momoko wollte gerade gierig ihre Gabel ansetzen, da drehte Takuro sich unvermittelt zu ihr um und nahm ihre linke Hand, so wie er es vorhin schon ein Mal getan hatte.

„Warte bitte noch. Ich muss dir zuerst etwas sagen, sonst zerreißt es mich.“

Verwirrt legte sie die Gabel wieder ab.

„Momoko, du weißt, dass ich dich sehr gern habe. Oder?“

Sie nickte unsicher.

„Mir ist klar, dass ich in deinen Augen etwas übertreibe und immer alles überstürze. Schließlich haben wir uns erst vor ein paar Wochen wiedergesehen, aber seit wir wieder Kontakt miteinander haben muss ich ständig an dich denken.“

Ihre Augen weiteten sich erschrocken und sie fühlte, wie das Blut in ihre Wangen schoss.

»Oh. Mein. Gott.«

„Du gehst mir einfach nicht aus dem Kopf, denn du bist noch dasselbe liebenswürdige Mädchen von früher, in das ich mich verliebt hatte. Du bist wunderschön, gutherzig und hilfsbereit und ich kann es einfach nicht mit ansehen, wie dein Leben ohne eigenes Verschulden in die Brüche geht und wie du deine Zukunft wegwirfst, weil du nicht auf eine Uni gehen kannst.“

„Takuro, ich…“

„Bitte lass mich ausreden, bevor ich den Mut dazu verliere.“, bat er sie mit leuchtend rotem Gesicht.

Seine Finger zitterten vor Aufregung. Momoko schloss ihren Mund wieder und hörte mit Herzrasen zu, was er ihr noch zu sagen hatte.

„Du glaubst, dass du nichts hast, was du mir im Gegenzug zu meiner Hilfe geben könntest, aber das stimmt so nicht.“

Verträumt schaute er auf ihre Finger, deren Knöchel er sanft mit dem Daumen streichelte. Ein Schauer lief über ihren Rücken.

„Heute wie damals bist du der einzige Mensch, der sich je wirklich für mich interessiert hat. Hinagiku natürlich ausgenommen. Jedenfalls…“

Takuro rutschte vom Sofa herunter und ging zu Schrecken Momokos auf ein Knie vor ihr nieder. Ahnend was sie erwartete, schlug sie ihre freie Hand vor den Mund.

„Ich weiß, dass du nicht Dasselbe für mich empfindest, wie ich für dich und dass das alles plötzlich und viel zu schnell für dich kommt, aber ich möchte dich für immer in meinem Leben haben. Nicht nur als Freundin, sondern als Gefährtin. Ich möchte alle Zeit an deiner Seite stehen; dich lieben, verehren und in allen Belangen unterstützen.“

Er zückte aus seiner Hosentasche ein kleines, quadratisches Kästchen, das mit blauem Samt überzogen war. Momoko sprang auf, noch bevor er es öffnen konnte.

„Takuro, i-ich weiß gar nicht, was ich sagen soll! Deine Gefühle ehren mich, aber ich kann das nicht! Wir kennen uns doch kaum und du hast völlig Recht damit, dass ich nicht verliebt in dich bin! Noch dazu sind wir beide minderjährig und außerdem Schüler…“

Der junge Mann drückte ihre Hand fester und hielt all ihren Widerworten zum Trotz dem Blick stand.

„Ich weiß, aber ich verlange auch gar nicht, dass du mich liebst. Noch nicht zumindest, aber diese Zuneigung kann wachsen, wenn du dem Ganzen eine Chance gibst! Sieh doch, was ich dir alles bieten könnte – Schuldenfreiheit, eine vernünftige Ausbildung und die professionelle, ärztliche Versorgung deines Vaters.“

Momoko hielt inne.

„Jung zu heiraten ist hierzulande doch nicht unüblich und in ein paar Monaten wirst du sowieso 18, damit sind wir beide in den meisten Bundesstaaten Amerikas bereits volljährig. Ich habe vor dorthin auszuwandern, um zu arbeiten, und nichts täte ich lieber, als dich als meine Frau mitzunehmen. Meine Verwandten wären mit Sicherheit genauso verzaubert von dir, wie ich es bin.“

Zögerlich schüttelte die Rosahaarige den Kopf.

„Das geht doch nicht… das wäre falsch…“

„Was ist falsch daran, wenn sich zwei Menschen die sich mögen versprechen, einander immer beizustehen? In unserem Land werden tagtäglich unzählige durch Omiai arrangierte Ehen geschlossen, die wirklich glücklich verlaufen. Und noch mehr Menschen heiraten einfach ihre besten Freunde, weil sie sonst niemanden finden. Was ich dich frage klingt vielleicht verrückt, aber es ist nicht falsch.“

Momoko haderte heftig mit sich. Es war verrückt. Ganz und gar verrückt sogar!

Die Vorstellung, als seine Ehefrau durchs Leben zu gehen, war absurd. Sie und ihn lieben? Woher sollte sie nach nicht mal einem Monat wissen, ob sie dazu im Stande war? Wie sollte sie ihm in dieser Situation solch ein Versprechen geben?

Takuro sah die ganzen Zweifel in ihren Augen, aber er gab nicht auf.

„Wir müssen nicht heute und morgen heiraten. Ich lasse dir gern genug Zeit, um mich noch besser kennenzulernen, wenn du mir nur deine Hand reichst. Du wärst sofort alle deine Sorgen los. Bitte, Momoko… ich kann dich glücklich machen.“

Er klang so aufrichtig, ehrlich und entschlossen, wie sie ihn noch nie erlebt hatte. Takuro meinte es wirklich ernst.

Sie stellte sich vor wie es sein würde, wenn ihr die Sorgen abgenommen werden würden. Ihr Vater könnte gesund werden und würde es gut haben; sie würde vielleicht doch Fotografie studieren können und mit Takuro hätte sie jemanden an ihrer Seite, auf den sie sich immer verlassen konnte.

In Amerika zu leben klang beängstigend und eine Heirat noch viel mehr, wo sie noch nicht mal einen Freund bisher gehabt hatte, aber wenn er ihr wirklich Zeit gab… vielleicht reichte die Sympathie zwischen ihnen beiden wirklich aus, um mehr daraus erwachsen zu lassen. Die Zeit würde es sicher zeigen.

Und war nicht alles besser, als ein Leben an der Armutsgrenze und einen Vater zu haben, der sich vielleicht irgendwann selbst verletzte oder in Gefahr brachte?

„Ich… ich weiß nicht. Das ist so verwirrend und so viel für mich.“, antwortete sie verunsichert und massierte ihre Schläfen. „Was, wenn es mit uns doch nicht funktioniert? Ich will mich nicht von deinem Einfluss und dem Geld deines Onkels abhängig machen und irgendwann feststellen, dass ich doch nicht mit dir zusammen sein kann. Ich könnte mir nie verzeihen, so tief in deiner Schuld zu stehen und am Ende nicht mal die Möglichkeit zu haben, es dir wieder zurückzuzahlen.“

Takuro wechselte das Knie und seufzte nachdenklich.

„Ich werde dich nie zu irgendetwas zwingen, dass du nicht möchtest. Ich werde nie Hand an dich legen, wenn du es nicht willst, aber ich werde ab heute jeden Tag versuchen, dein Herz für mich zu gewinnen.“

„Und wenn ich nun zu viel Angst habe, mich sofort so abhängig von dir zu machen? Könnte ich dann noch eine Weile versuchen alles alleine hinzubiegen, in dem ich weiter arbeiten gehe? Würdest du mir die Zeit geben, es mit meinem Vater noch mal aus eigener Kraft zu versuchen?“

Er stutzte.

„Na ja, ich kann dich nicht davon abhalten oder dich zwingen, meine Hilfe sofort anzunehmen. Aber du weißt doch selbst am besten, dass es Irrsinn wäre, so weiter zu machen wie bisher.“, erinnerte er sie vorsichtig und allmählich etwas mutlos.

„Gib mir ein Jahr.“, platze es aus ihr heraus. „Wenn ich ja sage, dann möchte ich nur ein Jahr Zeit haben, in dem ich mein Leben noch so leben und gestalten kann, wie ich es für richtig halte. Ich möchte selbstständig sein und mein eigenes Geld verdienen. Dafür werde ich deine Freundin sein, mit so ziemlich allem, was dazu gehört… Dates, Händchen halten, du darfst mich sogar beschenken und ich übernachte auch mal bei dir, wenn du das möchtest.“

Takuro wurde rot und räusperte sich nervös.

„Du wirst also eine Beziehung mit mir führen, mit allem, was dazu gehört?“

Jetzt schoss auch ihr das Blut ins Gesicht.

„Na ja, nicht sofort… ich brauche Zeit. Vielleicht küssen… irgendwann. Aber alles andere erst nach der Heirat.“, stammelte sie peinlich berührt.

Takuros Gesicht hellte sich auf.

„Bedeutet dass das, was ich denke?“, hinterfragte er hoffnungsvoll.

Momoko schloss die Augen und atmete tief durch. Eigentlich wusste sie gar nicht mehr wo ihr der Kopf stand. Eben noch hatte sie vor Verzweiflung in ein Kissen geweint und nun war sie dabei sich für ein Leben als Ehefrau zu entscheiden. Es war eine Vernunftsentscheidung; die für ihren Vater und gegen eine ungewisse Zukunft. Von welchem Standpunkt sie es auch betrachtete, es gab nichts, was ernsthaft dagegen sprach. Takuro hatte sehr gut argumentiert. Sie konnte es schlechter treffen, als mit ihm.

Alles würde gut werden.

„Frag mich.“, antwortete sie und entzog ihm dabei ihre linke Hand und reichte ihm dafür die rechte.

Überglücklich öffnete Takuro die verheißungsvolle Schachtel, in der sich ein goldener Ring mit filigranen Verziehrungen um einen eingefassten, ovalen Rubin befand. Ihr wurde eng ums Herz bei seinem Anblick.

„Momoko Hanasaki, würdest du mir die Ehre erweisen und meine Frau werden?“

Sie schluckte ein letztes Mal tapfer, dann antwortete sie:

„Ja, das will ich.“

Takuro steckte ihr den Ring auf ihren rechten Ringfinger, erhob sich endlich wieder vom Boden und zog sie vor überschwänglicher Freude in seine Arme. Etwas, das er sich noch nie zuvor bei ihr getraut hätte, doch nun waren sie verlobt.

Momoko hob ihre Hand hinter seinem Rücken an und betrachtete den leuchtenden Rubin in der Hoffnung, dass sich diese Vereinbarung nicht noch als der größte Fehler ihres Lebens herausstellen würde.
 

~ Ende ~
 

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[Wie es weiter geht könnt Ihr in "Love at thirt sight" nachlesen]


Nachwort zu diesem Kapitel:
Diese FF ist ein Prequel zu "Love at third sight"
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  stoffelfuchs
2016-12-29T12:32:31+00:00 29.12.2016 13:32
*Würg* und damit meine ich nicht deinen Schreibstil oder so, sondern dies ist ganz allein eine Reaktion auf das schmierige, schleimige Verhalten von Takuro! Brrrr da schüttelts mich, wenn ich mir vorstelle, ich wäre mit so einem Typen auf einem Date *gänsehaut bekomm* pfui Spinne! Jetzt mag ich ihn noch weniger.. ich fand es die ganze Zeit schon schrecklich Momoko überhaupt so ein Angebot zu machen, aber jetzt wo man es wirklich gelesen hat, wie es vonstatten ging, find ich es noch viel schlimmer! Er hätte ihr ja auch einfach einen Kredit anbieten können oder so..

Ansonsten super geschrieben, freu mich wenn es mit LATS weitergeht! =)
Antwort von:  Nea-chan
29.12.2016 16:58
LOL! xD

Das ist ja mal eine Reaktion *lach*
Ich fand Takuro eigentlich ziemlich "nett" in meinem Prequel. Zwar schießt er immer übers Ziel hinaus und ja - ihm ist da einiges zu Kopf gestiegen, aber er hat auch gute Seiten.
Er ist zuverlässig und hilfsbereit, ein fleißiger Schüler und loyal.
Und er HAT ihr ja durch die Blume einen Kredit angeboten, Momoko hat es nur ausgeschlagen, weil sie es nie schaffen würde, das aus eigener Kraft zurückzuzahlen -> außerdem möchte sie seine Spendierfreudigkeit nicht ausnutzen, weil sie ja weiß, dass er mehr als Freundschaft für sie empfindet.

Eine Heirat hat schon vor hunderten von Jahren solche Dilemma beseitigt, wenn Königreiche ihre Nachkommen miteinander vermählten.
Takuro hat sich einfach eines altmodischen Handels bedient: Wenn sie ihn heiratet, gehört alles von ihm auch ihr. Problem gelöst - kein Grund mehr für ein schlechtes Gewissen oder Rückzahlungen.

Ich freue mich von dir dann im nächsten Jahr bei LATS wieder zu lesen^^


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