Zum Inhalt der Seite

Sorry Not Sorry

von
Koautor: Arcturus

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Sorry Not Sorry

[JUSTIFY]Hierfür würden Köpfe rollen, dessen war Leo sich sicher.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er musste nur noch herausfinden, wessen Köpfe.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Seine Liste potentieller Verdächtiger hatte sich in den letzten Tagen deutlich dezimiert. Odin und Niles hatte er bereits kurz nach Corrins großspuriger Eröffnung gestrichen. Der eine war zu wenig subtil, um Corrin irgendwelche Dummheiten einzuflüstern, ohne dass Leo es mitbekam, und der andere hätte eher Wyvern mit der bloßen Hand gefüttert, als auf diese dumme Idee zu kommen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wichteln.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ausgerechnet das. Als wären sie immer noch in der nördlichen Festung. Immer noch zwölf.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Gut, was Corrins geistiges Alter anbelangte, zweifelte Leo zuweilen. Nur glaubte er dennoch nicht, dass sein naiver Bruder von selbst auf die Idee gekommen war, den Zusammenhalt in der Armee ausgerechnet mit einem Kinderspiel stärken zu wollen. Das war nicht Corrins Handschrift. Eher passte sie zu jemandem, der entweder gerne schenkte, gerne beschenkt wurde oder einfach gerne andere Leute – zum Beispiel Leute wie Leo – leiden sah.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Doch nachdem er seine Getreuen ausschließen konnte, wurde die Luft schnell dünner. Gut, diverse andere Getreue konnte er ebenfalls streichen – Beruka beispielsweise war so wichtelig wie ein massiver Beidhänder, nur deutlich wendiger – aber spätestens seine übrigen Geschwister waren ein ganz anderes Blatt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Elise mochte Geschenke – vor allem die bunten – und Camilla machte ohnehin jedes Jahr zu den Festtagen ein großes Spektakel darum, jedem ihrer Liebsten das Geschenk zu machen. Und selbst Xander, so unnahbar und distanziert er sich auch gerne gab, sorgte sich viel zu sehr um andere und war viel zu bedacht auf den Zusammenhalt der Truppe, um nicht zum Kreis der Verdächtigen zu gehören.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nur enttarnt hatte sich bislang keiner von ihnen – und Leos Zeit wurde knapp. Waren die ersten Tage – die, die er selbst noch mit der Suche nach einem passenden Geschenk verbracht hatte – nur träge vergangen, hatte ihn die Realität kurz darauf viel zu schnell eingeholt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Längst waren die Festtage über ihn hereingebrochen und mit ihnen der Abend, an dem Corrin sie alle im Haupthof zur großen Bescherung zusammen trommelte. Ihm lief die Zeit davon.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY] [/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Während sein naiver Bruder auf der Suche nach den letzten Festmuffeln durch das Schloss hetzte, hatte Leo sich notgedrungen auf dem Hof eingefunden. Eigentlich hatte er gehofft, in den letzten Minuten vor der Bescherung ein letztes Mal nach dem Wichtel-Übeltäter Ausschau zu halten. Doch jetzt, wo er auf dem Hof stand, zitterte er trotz des Wintermantels und des Schals, den Camilla ihm letztes Jahr geschenkt hatte, viel zu sehr, um sonderlich viele klare Gedanken zu fassen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Am anderen Ende des Hofes sah er Xander warten, einen dicken Umhang über der Rüstung und mit einer Miene, die so stoisch wirkte, als sei sie eingefroren. Finster starrte er über den Platz, ohne dabei jemanden anzusehen. Leo kannte diesen Blick und er weckte Argwohn. Meist bedeutete er, dass sein Bruder sich die Menschenmenge vor ihm gerade als Kaninchen vorstellte – und heute Abend gehörte Leo zu dieser Menschenmenge.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Leo presste die Lippen aufeinander. Ein Kaninchen zu sein, stand nicht sonderlich weit oben auf seiner Prioritätenliste. Aber vielleicht konnte er Xanders aktuelle Laune dazu nutzen, die Wahrheit aus ihm herauszukitzeln. Dazu musste er ihn nur auf dem falschen Fuß erwischen. Die Kaninchenphase dazu auszunutzen, war vielleicht nicht fair – aber einfach.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Leo kam nicht dazu, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Er kam nicht einmal dazu, sich mehr in Bewegung zu setzen, als für reines Zittern notwendig war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Er war es nicht.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Allein der Fakt, dass er Niles seit Jahren kannte, hielt ihn davon ab, wie ein Kaninchen im Angesicht eines Wyvern zusammenzuzucken.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Vielleicht etwas zu langsam – Leo schob das auf die Kälte – drehte er sich zu seinem Getreuen, der wie ein Geist hinter ihm erschienen war. Er runzelte die Stirn.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wie tief hast du dafür in seiner schmutzigen Wäsche gegraben?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„In seiner?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]So kunstvoll, wie es bei der Kälte gar nicht hätte möglich sein sollen, hob Niles eine Augenbraue. Passend dazu beglückte er Leo mit einem besonders anzüglichen Grinsen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nichts läge mir ferner, als in der Wäsche Eures edlen Bruders zu wühlen, Mylord“, flötete er.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sein Tonfall war so süßlich und selbstzufrieden – Leo glaubte ihm kein Wort. Er zog die Augenbrauen noch weiter zusammen. Zumindest glaubte er, dass er das tat. Dank der Kälte spürte er seine Gesichtsmuskeln kaum noch.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Niles jedoch lachte nur.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wenn ihr mich weiter so anstarrt, werden die Falten bleiben, Mylord“, verkündete er, immer noch in diesem Tonfall, der Leo nichts Gutes ahnen ließ. „Doch wenn es Euch beruhigt, es war Peris Wäsche. Wusstet Ihr, dass sie rosafarbene Schlüpfer mit blauen Schleifchen trägt?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Gut, seine Gesichtsmuskeln funktionierten doch noch. Jedenfalls spürte Leo, wie ihm das mühsame zusammengekniffene Grollen entglitt, ein stechendes Kribbeln, das sich über seine Stirn und seine Wangen zog.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er öffnete den Mund, doch kein Ton kam heraus. Leo schluckte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Zu- zu viele Informationen, Niles.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Niles neigte schuldbewusst den Kopf, doch das Grinsen, das noch immer um seine Mundwinkel spielte, verriet, wie ernst er die Geste meinte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Verzeiht, Mylord.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Leo wusste, er sollte ihn maßregeln, doch er wusste auch, dass jedes Wort der Zurechtweisung jetzt schamlos gegen ihn verwendet werden würde. Letztendlich gewann sein Bedürfnis, nicht noch mehr brühwarme Details aufgetischt zu bekommen, über die Vernunft. Geschlagen wandte Leo den Blick ab und ließ ihn über den Hof schweifen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Offenbar hatte Corrin weitere Mitglieder seiner Armee aufgetrieben und hinaus in die Kälte gescheucht. Er konnte Selena und Laslow sehen, die sich tuschelnd über eine Feuerschale kauerten. Einige Meter hinter ihnen lungerte Beruka in den Schatten des Bogengangs herum, doch Leo vermochte nicht zu erkennen, ob sie jemanden erwartete, oder ob sie sich lediglich vor Corrins widerlich festlicher Laune verbarg.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Am anderen Ende des Hofes hatte Xander indes Gesellschaft bekommen. Odin hatte sich vor ihm aufgebaut und redete auf ihn ein. Leo konnte ein Geschenk in seinen Händen ausmachen. Violettes Papier und eine goldene Schleife glitzerten bei jeder seiner Bewegungen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wenn es mein Bruder nicht war, wer war es dann?“, fragte er, ohne den Blick von Xander zu nehmen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Neben ihm raschelte Niles‘ Umhang, während auch er sich dem Geschehen zudrehte. Gemeinsam sahen sie Xander dabei zu, wie seine eiserne Miene bröckelte. Für einen Moment glaubte Leo, Fassungslosigkeit in den Gesichtszügen seines Bruders aufblitzen zu sehen. Vielleicht war es auch Panik.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nun, Odin war es nicht“, kommentierte Niles die Szene, die sich ihnen bot. „Aber er geht in seiner Aufgabe auf, findet Ihr nicht?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Das tat Odin tatsächlich. Obwohl es ihn nicht interessierte, wusste Leo bereits seit Wochen, wessen Namen sein Getreuer aus Corrins Lostopf gefischt hatte. Noch viel zu gut erinnerte er sich an die äußerst subtilen Fragen, die er tagelang über sich hatte ergehen lassen müssen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Finster runzelte Leo die Stirn.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Er erscheint mir etwas übereilig.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Was Corrin nicht sieht, kann Corrin auch nicht kritisieren. Zumal selbiger uns nur aufgetragen hat, uns hier für die Bescherung zu versammeln. Er hat niemandem gesagt, wir dürften noch nicht anfangen, oder?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]In seinem Augenwinkel sah er, wie Niles ihm einen Blick zuwarf. Sein Getreuer lächelte unheilvoll.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Also, warum nehmt Ihr Euch an ihm kein Vorbild, Mylord? Bringen wir es hinter uns.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Dieses Mal entglitten Leo die Gesichtszüge nicht – wenn auch nur, weil er spätestens nach der Frage ahnte, was kommen würde. Und er gönnte seinem Getreuen die Genugtuung nicht.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Trotzdem fragte er sich, wann er sich verraten hatte. Dabei hatte er sich alle Mühe gegeben, Niles‘ Argusauge zu entgehen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wie kommst du darauf, dass wir etwas hinter uns zu bringen hätten?“, fragte er brüsk. Vermutlich kam seine Frage zu spät, um unauffällig zu sein, aber verdammt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Niles Lächeln wurde breiter.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Es gibt Buchläden, die würde selbst ein Bücherwurm wie Ihr nicht freiwillig betreten, Mylord. Außer natürlich, Ihr wollt mich eines Besseren belehren.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Jetzt erstarrte Leo doch.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wie in aller Drachen Namen-[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Hätte ihm die Kälte nicht längst die Röte ins Gesicht getrieben, er wäre spätestens jetzt so rot angelaufen, wie eine seiner geliebten Tomaten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Du-“ Er krächzte. „Du hast mich diesen Laden nicht betreten sehen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Statt ihm zu antworten, streckte Niles nur die Hand aus, Handfläche nach oben. Auffordernd wackelte er mit den Fingern.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Einen Moment lang starrten sie einander nur an. In Niles‘ Auge funkelte es verdächtig.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Langsam – ganz langsam – und mit einem Blick, als hätte er in eine Zitrone gebissen, griff Leo in seinen Mantel. Seine Fingerkuppen waren so kalt, dass er das Papier unter seinen Fingern nicht spürte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Das Päckchen, das Leo hervorfischte, hatte nur wenig Ähnlichkeit mit dem, welches Odin seinem Bruder überreicht hatte. Es war flach und weder sonderlich breit noch sonderlich hoch. Er hatte es in dem nichtssagenden, braunen Papier belassen, in das der Händler es ihm eingeschlagen hatte. Gegen neugierige Blicke, wie er Leo erklärt hatte, mit einem anzüglichen Grinsen, das Niles‘ Dreistigkeit in nichts nachstand.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Allein bei der Erinnerung an den Typen jagte es ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Auch wenn seine … Lesetipps interessanter waren, als Leo jemals zugegeben hätte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Unzeremoniell ließ er das Geschenk in Niles‘ immer noch ausgestreckte Hand fallen. Selbst verpackt sah man deutlich, dass es sich um ein Buch handelte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich wünsche dir ein fröhliches Fest, Niles“, sagte er, auch wenn er sicher nicht so fröhlich klang, wie er es vielleicht sollte. „Reden wir nie wieder hiervon.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Warum nicht?“, erwiderte Niles, während er das Päckchen unausgepackt in seinen Umhang wandern ließ. „Ein wenig Unterhaltungsliteratur könnte auch für Eure Nerven wahre Wunder bewirken, Mylord.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Leo stöhnte. Er hatte wirklich keinen Nerv dafür, mit seinem Getreuen zu erörtern, weshalb er mit ihm nicht über Bücher reden würde, die er ganz sicher nicht in seiner Bibliothek aufbewahren würde. Zu seinem Glück kam er aber auch gar nicht in die Verlegenheit, dieses Gespräch zu vertiefen, denn hinter ihnen räusperte sich jemand.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sein Glück endete, als er sich umdrehte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Felicia hatte sich hinter ihm aufgebaut. Sie trug ihr bestes Kleid und ihren wärmsten Mantel. (Ein furchtbar rotes Ding, das sich grässlich mit ihrer übrigen Garderobe und besonders ihren Haaren biss.) Ihre Hände versteckte sie hinter ihrem Rücken – allein das ließ ihn Schlimmstes ahnen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie verneigte sich tief.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Mylord Leo?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Leo warf Niles einen knappen Blick zu, als ob er ihn auf diesem Wege fragen wollte, ob es zu spät für einen taktischen Rückzug war. Niles erwiderte ihn ohne ein Grinsen. Er lächelte nicht einmal. Das war Antwort genug. Innerlich fluchte er. Leo hatte zwar keine Liste darüber geführt, von wem er kein Geschenk erhalten wollte, doch hätte er es getan – Felicia wäre sicher ganz oben gewesen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ja?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Einen Moment lang schaute Felicia ihn an, als habe sie vergessen, was sie sagen wollte. Dann holte sie tief Luft. Mit mehr Schwung, als nötig gewesen wäre, riss sie die Arme hinter ihrem Rücken hervor und streckte sie ihm entgegen. Nur seine schnellen Reflexe – die ihm fliegende Schüsseln, Teller und Teetassen über die Jahre antrainiert hatten – bewahrten ihn davor, dass ihr Geschenk ihm die Nase brach.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Eilig machte er einen Schritt zurück.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Der Stoffbeutel schwang nur Millimeter von seinem Gesicht entfernt an ihm vorbei. Hoch und wieder runter, bis er gegen ihre Arme klatschte. Die Füllung klapperte Unheil verkündend.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Leo spürte, wie er schielte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich wünsche Euch ein fröhliches Fest und ein gutes, neues Jahr, Mylord!!!“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ähm“, antwortete Leo, den Blick immer noch auf dem Beutel. Felicia hatte ihn mit einer violetten Schleife zugeschnürt. Sie war ihm so nah, er sah sie doppelt. Hilfesuchend warf er einen Blick zu Niles.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Dem Prinzen ist nur ein wenig kalt“, warf dieser wie auf Kommando – und weniger hilfreich, als Leo erhofft hatte – ein. Deutlich leiser fügte er hinzu: „Jetzt nehmt es schon, Mylord.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Statt die Hände zu heben, sah er erneut zu seinem Getreuen, doch dieser starrte nur unerbittlich zurück.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Vielen Dank“, würgte er hervor. Geschlagen griff er nach dem Geschenk.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich hoffe, es schmeckt euch, Mylord.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Leo spürte, wie ihm die Farbe aus dem Gesicht wich. In seinem Augenwinkel wurde selbst Niles dieser Drohung entsprechend blass. Sie wussten beide, was das bedeutete.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wenn Leo nett sein wollte, würde er probieren müssen. Und an Feiertagen wie diesen musste Leo nett sein.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mutiger, als er sich fühlte, zog er an der violetten Schleife. Einen Moment lang hoffte er, dass sich der Knoten einfach weigern würde, sich zu öffnen, doch auch jetzt hatte er kein Glück. Felicia hatte ihn so schlecht gebunden, dass ihm das Band förmlich entgegen fiel.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Unglücklich spähte er in den Beutel.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ein gutes Dutzend Plätzchen starrte zurück.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ihm kam ein Geruch entgegen, der Leo entfernt an sein Magielabor in Schloss Krakenburg erinnerte. Er schluckte heftig.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Über den Beutel hinweg konnte er Felicias Gesicht sehen. Mit hochgezogener Nase und aufgerissenen Augen starrte sie ihn an, so, als würde sie jeden Moment losheulen. So sehr er diesen Anblick auch hasste – er machte ihm endgültig klar, dass er nett sein musste. Zumindest, wenn er nicht wollte, dass man es ihm ewig vorhielt, Corrins liebste Dienerin zum Weinen gebracht zu haben.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Langsam, unendlich langsam, griff er in das Säckchen und zog eines der Plätzchen hervor. Es war über und über mit Glasur bedeckt, doch dort, wo der Teig hervorschaute, wirkte er verdächtig dunkel.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]In Gedanken zählte er bis drei. Todesmutig steckte er sich das Ding in den Mund. Er kaute, einmal, zweimal, dann schluckte er.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die gute Nachricht war: Sie schmeckten nicht wie faule Eier.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die schlechte: Sie schmeckten wie Finsteres Schicksalsleuchten, Odins Funke+7, das Leo beim Training vor einem Monat versehentlich ins Gesicht bekommen hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Magnesium und viel Kohle, mit einer feinen Schwefelnote.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Seine Zunge reagierte zuerst. Erst schmeckte er nur noch Zucker, dann ging sein Geschmackssinn in Flammen auf. Der brennende Schmerz zog weiter, Rachen, Lunge, Speiseröhre-[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Leo spuckte, hustete, röchelte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er wusste nicht wie lange.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Das Glas Wasser – Leo hoffte, es war Wasser – das Niles ihm reichte, half nur bedingt. Nur langsam kehrte seine Wahrnehmung zurück. Erst das Gefühl einer Hand auf seiner Schulter, dann verschwommene Bilder vor seinen Augen, schließlich Geräusche. Worte. Sätze. Eine Stimme, die er nicht hören wollte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Prinz Leo! Es tut mir so furchtbar leid! Bitte! Es tut mir so leid! Ich wusste, ich hätte weniger Zucker nehmen sollen-“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Der Zucker, dachte Leo, immer noch desorientiert, ist das geringste Problem.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mit dem finstersten Blick, den er aufbringen konnte – und er war nicht sonderlich finster, ihm standen immer noch Tränen in den Augen – sah Leo auf. Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Niles mit einer sehr förmlichen Geste ein Päckchen unter seinem Umhang hervorzog. Leo blinzelte. Schließlich erkannte er Konturen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Und was für Konturen es waren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Das Geschenk war in etwa so lang wie ein Buch, aber deutlich schmaler und rund. An einem Ende verdickte es sich und ging in zwei Kugeln über. Mit dem rosafarbenen – fleischfarben, korrigierte ein nicht sehr hilfreicher Teil seines Verstandes, der das Plätzchen überlebt haben musste – Papier wirkte es in etwa so realistisch, wie die Drucke in Niles‘ neuem Buch.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ein Blick in Felicias Gesicht verriet, dass selbst sie einen Phallus erkannte, wenn sie ihn sah.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nun, meine Liebe“, verkündete Niles und in seiner Stimme schwang dieser Tonfall mit, den Leo nur dann mochte, wenn er sich nicht gegen ihn richtete. Sein Getreuer verneigte sich tief, dann hielt er ihr das Paket entgegen, peinlichst darauf bedacht, dass Leo jede Bewegung beobachten konnte. „Mir nicht.“[/JUSTIFY]


Nachwort zu diesem Kapitel:
Bei Niles‘ Geschenk handelt es sich übrigens um Pralinenstangen und Punschkugeln. Dieser Mann weiß halt, wie man Frauen glücklich macht. 😉 Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  karlach
2016-12-28T22:30:42+00:00 28.12.2016 23:30
Endlich komme ich zum Kommentieren — als Allererstes, vielen, vielen, vielen Dank! ( Kim_Seokjin hab ich bereits als ich die Benachrichtigung gesehen habe aufgeregt per WhatsApp zugequasselt)
Ich freue mich riesig und hoffe, ihr hattet alle auch schöne Feiertage!
Leo, Niles und Felicia sind immer gut für die Seele und dass sich Letztere so Mühe gemacht hat, für Leo etwas zu backen, finde ich herzallerliebst. Auch wenn's etwas gar daneben gegangen ist. Und hach, sowieso alles hat mein Herz ganz flauschig und warm gemacht, vielen Dank! <3
Antwort von: Arcturus
01.01.2017 19:45
Hey,

gern geschehen. :)
Ich muss zugeben, die drei schreiben sich quasi von selbst. (Aber das tut Niles sowieso. Er ist ja so ein Herzchen...)
Hat jedenfalls viel Spaß gemacht, für dich zu schreiben. Und vielleicht hat Leo beim nächsten Mal ja mehr Glück.

lG
Arcturus
Von:  _Delacroix_
2016-12-25T01:18:05+00:00 25.12.2016 02:18
Süß, aber irgendwann wird Jemand nicht mehr aufstehen, nachdem er einen Keks gegessen hat. 
Man kann eigentlich nur hoffen, dass dieser Jemand ne entsprechend miese Ratte ist.^^
Antwort von: Arcturus
01.01.2017 19:46
Früher oder später ist damit zu rechnen, ja. Hoffen wir, dass es Garon ist oder ... nein, die nenn ich jetzt nicht.


Zurück