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Touching Tomorrow

von

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11.12.

Vermouth legte die Akte von Sayaka Shibungi auf ihr Bett. Sie war nicht spektakulär und hatte ein fast einfaches Leben geführt. Natürlich fielen Aspekte auf die sie benutzen konnte und wollte. Ihre Männer hatten bei der Sammlung der Informationen gute Arbeit geleistet. Wenn Vermouth es beurteilen musste, waren sämtliche Informationen vorhanden die sie brauchte. Die Fotos erleichterten ihr die Arbeit. So musste sie nicht selbst recherchieren und konnte sofort loslegen. Noch am Abend schrieb sie der guten Sayaka eine E-Mail.

Vermouth setzte sich auf ihr Bett und schlug die erste Seite der Akte auf. Sayaka Shibungi. Geboren als Sayaka Mikage. Langweilig und uninteressant. Sie war gelernte Bankkauffrau, wollte nach ihrer Ausbildung aber etwas erleben und reiste durch die Welt. Die Welt endete schnell als sie als erste Station die heißen Quellen von Hokkaido auswählte. Dort wurde sie schließlich rekrutiert und blieb ein Jahr im Verborgenen. Sie beschaffte das Geld bis sie schließlich wieder nach Tokyo geschickt wurde.

Das einzige was für Sayaka sprach, waren ihre Verluste in der Kindheit. Mit sieben Jahren starben ihre Eltern bei einem Autounfall. Traurig – aber so etwas passierte nun einmal und Vermouth hatte kein Mitleid mit ihr. Sie wusste, dass es immer schlimmer kommen konnte. Und sie selbst meckerte auch nie. Sayaka und ihr älterer Bruder Shion kamen damals zu ihrer Großmutter, die sich liebevoll und aufopferungsvoll um die beiden Kinder kümmerte. Dann aber segnete auch die Großmutter das zeitliche und der ganze Trauerprozess begann von vorne. Sayaka aber hatte diesmal Glück. Ihr Bruder hatte Wochen vorher die Volljährigkeit erreicht und beantragte das Sorgerecht für sie. Da Sayaka zum damaligen Zeitpunkt bereits zur Oberschule ging und nur noch zwei Jahre von ihrer eigenen Volljährigkeit entfernt war, überließ man sie nur dankend ihrem Bruder. Eigentlich hätte Sayaka wissen müssen, wie man sich um sich selbst kümmerte, stand sie nur schlecht auf eigenen Beinen. Immer wieder brauchte sie jemanden der auf sie aufpasste und der sie von Dummheiten fernhielt.

Vermouth musste grinsen als sie wieder zu diesem Teil der Akte kam. Sie erfüllte alle Voraussetzungen um von der Organisation rekrutiert zu werden. Sie war einfach zu manipulieren und man konnte sie einfach mit dem großen Geld locken. Man musste ihr nur eine bessere Zukunft versprechen. So machte es die Organisation oft. In regelmäßigen Abständen holten sie sich die Akten von Kindern und Jugendlichen die im Kinderheim aufwuchsen oder die besonders vielen Schicksalsschlägen ausgesetzt waren. Viele davon arbeiteten mittlerweile bei ihnen: Gin, Korn, Rum…

Die Organisation passte den richtigen Augenblick ab. Und schon hatten sie ihre Krallen um den Neuling geschlungen, ließen ihn nicht mehr los und benutzten ihn bis zum bitteren Ende. Der Boss hatte ein gutes Auge was die neuen Rekruten anging. Er erkannte schnell ob jemand tauglich war oder nicht. Die, die ihn überzeugen konnten, hatten Glück und wurden schneller befördert. Die anderen kümmerten sich um Kleinigkeiten wie Geld oder Informationen.

Dennoch kam es in seltenen Fällen vor, dass ein potentielles Mitglied ablehnte. Aber auch dafür war bereits vorgesorgt. Die Person bekam zwei Tage zum Nachdenken und wurde erneut aufgesucht. Stand die Ablehnung trotzdem fest, lebte die Person keine fünf Minuten weiter. Sie ließen es wie Selbstmord aussehen. Das war der Vorteil an denen, die den schwersten Schicksalsschlägen ausgesetzt waren. Einen Selbstmord bei dieser Personengruppe glaubte die Polizei schnell. Und wenn nicht, sorgte ein Organisationsmitglied dafür.

Bei Sayaka und ihrem Bruder Shion war die Sache ein wenig holpriger. Shion war schon seit der Kindheit immer die moralische Stützte seiner Schwester. Er hatte ein gutes Herz und glaubte immer an ein Happy End. Nie hätte er zugelassen, dass Sayaka der Organisation bei trat. Und sie wussten schon damals, dass Sayaka das Angebot mit ihm besprechen würde. Sie traf nie eine Entscheidung alleine. Dazu hatte sie keinen Schneid. Viel lieber verließ sie sich auf die Meinung ihres großen Bruders. Die Organisation aber wollte sich kein Mitglied wie Sayaka entgehen lassen. Die junge Frau hatte Potential und wäre – zumindest für den Anfang - eine gute Investition.

Einen Trumpf hatte die Organisation noch. Sayaka wollte eine große glückliche Familie haben. Und genau als diese gaben sie sich aus. Wäre da nicht ihr Bruder gewesen, hätten sie leichtes Spiel. Dem Problem entledigten sie sich schnell. Es war genau das, was Vermouth gefiel – Shion Mikage starb Wochen nach Sayakas Geburtstag bei einem Autounfall. Ganz theatralisch und alleine. Damit hatte die Organisation freie Bahn. Sie lockten Sayaka, versprachen ihr das, was sie wollte und am Ende kam das Mädchen wirklich mit Kusshand zu ihnen. Sie schwor ewige Treue und wollte die neue Familie nicht enttäuschen. Sayakas Moralvorstellungen wurden schon sehr bald von der Organisation untergraben. Moral – wer brauchte die schon, wenn die eigene Familie andauernd bei Unfällen ums Leben kam und der Unfallgegner straffrei aus der Sache heraus ging?

Die Organisation wusste eben genau was sie machen mussten. Sie hatten Macht. Genug Macht um Sayaka eine neue Geschichte zu geben. Sie bildeten sie aus und zeigten ihr, wie sie am besten das Geld beschaffen musste.

Die Organisation plante ihr Vorgehen immer weit voraus. So war es auch kein Zufall, dass der Unfallwagen mit der Marke eines Firmenbesitzers übereinstimmte. Durch einen schnellen Wechsel des Kennzeichens stand schnell der Firmenbesitzer im Vordergrund. Und Sayaka war begierig ihm das Geld aus der Tasche zu ziehen. Es war ihre persönliche Rache.

Hätte sich Sayaka auch weiterhin an die Pläne der Organisation gehalten, wäre ihr alles erspart geblieben. Sayakas neues Ziel bestand in der Geldbeschaffung von Medipharm. Sie sollte langsam machen und immer nur kleine Beträge abzweigen. Die Firma lief gut und solange dies der Fall war, konnte die Organisation nur davon profitieren. Sayaka Mikage wurde als Assistenz des Geschäftsführers eingesetzt. Die ersten Wochen verliefen glatt. Und dann bemerkte die Organisation die Blicke des Mannes. Er hatte sich verliebt, begehrte sie und wollte sie haben. Sota war das perfekte Opfer. Anfangs gefiel es Sayaka nicht mit ihm ins Bett zu gehen. Aber wozu gab es Schlafmittel? Wenn sie es richtig anstellte, schlief er ein, ehe er ihr auch nur ein Haar krümmen konnte. Trotzdem dauerte es, bis Sota sich selbst seine Gefühle eingestand und sich auf sie einlief. Er war kein hübscher Bursche und wusste, dass Geld auf Frauen einen gewissen Charme hatte.

Sota Shibungi hatte die Firma nicht geerbt und war nicht einfach so in das Geld rein gerutscht. Er hatte sich hochgearbeitet. Er war ein kleiner Student mit Träumen. Nach dem Studium arbeitete er noch zwei Jahre bei einem anderen Unternehmen, wurde wegen des schleppenden Geschäftes aber entlassen und hatte von der Abfindung seine Firma gegründet. Sie lief besser als die anderen. Er hatte das gefunden, was der Stadt fehlte. Ein Pharmaunternehmen das keine Apotheken belieferte. Während alle anderen den Menschen helfen wollten und neue Substanzen entwickelten, reichte es ihm, sein Geschäft mit weniger wirksamen Mitteln zu bestreiten. Mitteln, die er der Menschheit zur Verfügung stellte und die auch eine gewisse Wirksamkeit aufwiesen.

Sota war nicht auf den Kopf gefallen. Er konnte sich noch nicht auf Sayaka – die um einiges besser aussah als er – einlassen. Trotz Stellung im Unternehmen bekam Sayaka nur begrenzten Zugang zu dem Geld. Jede Transaktion musste sie begründen. Aber dann hatten sie ihn soweit. Auch nach ihrer gemeinsamen Nacht zur Weihnachtsfeier, die in Wahrheit gar nicht stattfand, machte Sayaka ihm schöne Augen. Der Heiratsantrag folgte Monate später. Ein weiteres halbes Jahr später flossen die Beträge. Die Organisation konnte sehr geduldig sein.

Vermouth lachte über Japaner. Ehre. Sie vergnügten sich mit Hostessen und dachten da nicht an die Ehre. Aber waren es andere Frauen – Schwestern, Tanten, Freunde – wurde die Ehre wieder wichtig. Hätten solche Männer eher nachgedacht, wären sie nicht in der Bredouille gelandet. Nun hieß es nur noch warten. Der Ehevertrag und das Testament von Sota Shibungi änderten die Situation schlagartig. Zwei Jahre mussten sie warten um ihn los zu werden. Zwei ganze Jahre. Nicht einmal die Hälfte der Zeit war vergangen. Die Organisation merkte aber, dass die Fassade um Sayaka zu bröckeln begann. Sota kümmerte sich zu gut um sie. Sie zog mit ihm in ein Haus, wurde jeden Sonntagmorgen mit einem Frühstück am Bett begrüßt und auf Händen getragen. Er massierte ihr die Füße nach einem harten Arbeitstag und kuschelte sich an sie, wenn sie unter Migräne litt. Er war genau das, was sie nicht brauchen konnten. Er gab ihr Geborgenheit und Zuflucht. Sayaka bekam Skrupel. Bei einer Geldübergabe wollte sie den Auftrag beenden. Aber da kannte sie die Organisation schlecht. Es endete erst, wenn es der Boss wollte. Nicht vorher und auch nicht nachher.

Wodka hatte sie eine Weile beobachtet. Während sie am Computer saß und die Überweisung fertig machte, verharrte sie. Ihre Hand zitterte als sie auf den Button kam und diesen anklickte. Bei jedem Anruf zuckte sie zusammen. Sayaka war kaum tragbar. Und doch konnte sie sich ihr nicht so einfach entledigen. Stattdessen musste sie wieder auf Kurs gebracht werden. Nun musste Vermouth ran und ihr zeigen, was passierte, wenn man sich nicht an die Regeln der Organisation hielt.

Die Schauspielerin stand auf und ging an ihren Kleiderschrank. Sie besaß viele. Mann, Frau, groß, klein, blond, braun, weiß, schwarz. Alles war dabei. Sie konnte jede Rolle spielen. Und sie wusste auch ganz genau, wer sie heute war…
 

***
 

Agent Benett saß auf der Fahrerseite seines Wagens. Er gähnte. Die Tagschicht teilte er sich mit seiner Kollegin. An Wochenenden fuhren sie immer mit zwei Wagen. Einer der vor dem Haus parkte und einer, der die Zielperson verfolgen konnte. Benett lehnte sich nach hinten und zog das Handy heraus. Er wählte eine Nummer die er schon so oft in das Mobiltelefon eingab, dass er sie auswendig kannte.

„Sir? Der Wagen von Sayaka Shibungi fuhr soeben in die Tiefgarage der Firma ein“, sprach er.

„Danke. Beobachten Sie weiterhin die Lage. Und Benett? Keine Aktionen. Nur beobachten und warten“, entgegnete James in den Hörer.

„Natürlich. Was ist mit den anderen Agenten?“, wollte er wissen.

„Die Teams beschatten das Unternehmen weiterhin.“ Gerade am Wochenende brauchten sie viele Agenten und mussten in noch mehr Schichten arbeiten als sonst. „Warten Sie auf weitere Befehle.“

„Ja, Sir.“ Benett legte auf und sah weiter zur Einfahrt von der Tiefgarage.

James saß in seinem Büro. Er runzelte die Stirn. Sie waren ihnen schon so nah, dass er eine Festnahme riechen konnte. Die Agenten waren erfahren. Aber reichte es für das, was er befürchtete? Wenn die Organisation in der Firma auftauchte, konnte es schnell zu einem Kugelfeuer kommen. Keiner wusste mit wem sich Sayaka traf und wie gefährlich die Person war. War es nur ein Mitglied? Zwei? Drei? Vier?

James sah auf die Uhr. Akai würde schlafen. Mittlerweile erstattete er direkt nach der Observation einen kurzen Report wenn die Sache dringend war. Sayaka schien aufgewühlt zu sein. Sie verbrachte eine schlaflose Nacht und nun stand sie in der Tiefgarage der Firma und traf sich mit einem Unbekannten. Obwohl er es lassen sollte, wählte er die Nummer von Akai.

„Was gibt es, Black?“, wollte der Agent wissen.

„Die Zielperson hat sich heute Morgen vom Haus fort bewegt. Sie befindet sich nun in der Tiefgarage von Medipharm“, antwortete James.

„Ist Jodie in der Nähe?“

„Nein. Jodie ist zu Hause und schreibt einen Bericht über die vergangenen Tage.“

„Gut“, kam es von Akai. „Seit wann ist die Zielperson in der Firma?“

„Gerade eben erst eingetroffen.“ Wer war eigentlich der Boss? James oder Shu?

„Sind unsere speziellen Freunde auch vor Ort?“

„Bisher nicht“, sagte James. „Wir können auch nicht sagen mit wem sich Sayaka Shibungi trifft…“

„Und ob sie sich mit jemanden trifft. Sie könnte weiteres Geld abzwacken oder Jodie in Verdacht haben. Vielleicht durchsucht sie ihren Arbeitsplatz oder kontrolliert die Büros nach irgendwelchen Wanzen. Sagen Sie Jodie, dass sie vorsichtig sein soll, wenn sie am Montag zur Arbeit geht. Unsere Agenten sollen die Lage weiter beobachten. Wenn es etwas Neues gibt, informieren Sie mich. Ansonsten melde ich mich wieder bei Ihnen.“ Akai legte auf.
 

***
 

Sayaka wartete im Wagen. Sie war absichtlich eine gute dreiviertel Stunde durch die Stadt gefahren um mögliche Verfolger abzuschütteln. Jetzt wo die Organisation den Druck verstärkte, fühlte sie sich permanent verfolgt. Selbst das Knarren der Dielen im Haus versetzte sie in Panik. Sie kannte nicht einmal ihre Gesichter. Warum hatte sie sich nur auf das damalige Angebot eingelassen? Sie war jung und verletzlich. Hatte sie überhaupt eine andere Wahl?

Sayaka seufzte. Sie stellte den Motor ab und stieg aus dem Wagen. Das Licht in der Tiefgarage flackerte. Nervös blickte sie auf die Uhr.

Wer auch immer du bist, komm endlich heraus.

Sie wartete ungeduldig und tippte mit der Schuhspitze auf dem Boden herum.

„Warum so nervös, Sayaka.“

Diese Stimme.

Sie war so vertrau und doch fremd. Sayaka drehte sich um. Ihr Gesicht wurde blass. „S…h…hio…n…“, wisperte sie. „Nein…das…du…das kann nicht…nein…nein du…bist…“

„Tod?“, fragte er.

Sie brachte kein Wort über die Lippen.

„Ja, das bin ich auch. Und das ist deine Schuld.“

Sayaka schluckte.

„Ganz recht Sayaka“, sprach er. „Du hast zuerst unsere Eltern ermordet. Weißt du noch? Damals als wir Kinder waren. Du wolltest unbedingt das Spielzeug-Pony haben, aber Papa brachte dir das falsche mit.“

Tränen rannen über ihr Gesicht.

„Und weil du die ganze Zeit geweint hast, hat Mama ihn überredet, noch einmal in den Laden zu fahren. Sie wollte diesmal dafür sorgen, dass du auch das richtige Pony bekommst. Aber sie sind nie wieder zurück nach Hause gekommen. Nicht wahr?“

Sayaka nickte. „Ich…wollte das nicht…“, wimmerte sie leise.

„Und was war mit mir, Sayaka?“

Sayaka fand keine Worte.

„Erinnerst du dich nicht mehr?“

„Das…es war ein Unfall“, wisperte sie.

„Ein Unfall? Wirklich? Hast du mich vorher nicht angeschnauzt?“

Sayaka wich nach hinten. Sie schüttelte den Kopf und legte sich die Hände auf die Ohren. Sie wollte nichts hören. Und auch nicht mehr sehen. „Unfall…“

Shion ging zu ihr. Er legte seine Hand auf ihre. „Sieh mich an, Sayaka.“

Sie gehorchte. „Bitte…Shion…“, murmelte sie. „Ich wollte das nicht…Du bist mein Bruder“, wimmerte sie. „Wir haben…gestritten…wenn ich gewusst hätte, dass du dann den Autounfall hast…Es tut mir so leid…so leid…“

Shion schmunzelte. „War es so schwer das zu sagen?“, wollte er wissen. „Ich dachte schon, du würdest deine Familie vergessen. Jetzt wo du mit diesem Sota zusammen bist.“

Sayaka schluckte. „Sota ist…mein Mann…“

„Ich weiß. Aber ich weiß auch, dass du ihn nur geheiratet hast um an sein Geld zu kommen. Ist es nicht so, Sayaka?“

„Ich…das…“ Sie sah zur Seite. „Das war vielleicht am Anfang so….“

„Aber jetzt nicht mehr?“

„Ich liebe ihn.“

„Ihn oder sein Geld?“

„Ihn.“

„Och ist das süß.“ Seine Stimme veränderte sich.

Sayaka blickte auf. „Wer bist du?“, wollte sie leise wissen.

„Kannst du dir das nicht denken?“ Vermouth legte ihre Hand auf das Kinn der Frau und zog dieses hoch. „Hast du wirklich gedacht, dass du uns einfach so austricksen kannst?“, kam es von ihr. „Du und deine Gefühle. Als ob das nicht offensichtlich ist“, schnaubte sie.

„Ich…“

„Was? Willst du dich entschuldigen?“, fragte sie. „Was willst du, Sayaka?“

„Ich will ihn nicht…benutzen…“

„Oh. Das tut mir jetzt aber für dich leid“, grinste Vermouth. „Du willst ihn nicht benutzen. Das hättest du dir eher überlegen sollen, findest du nicht auch?“

„Ich...“ sie schluckte. „Damals wusste ich das doch nicht“, warf sie ein.

Vermouth verdrehte die Augen. „Natürlich wusstest du es nicht. Du bist ja auch nur ein kleines dummes Mädchen, nicht wahr? Aber du musst lernen, dass wir nicht immer deine Fehler ausbügeln können.“

Sayaka sah sie geschockt an. „Was habt…“

„Was denkst du wohl?“, kam es von Vermouth. Sie sah sie verächtlich an. „Stell dir nur mal vor, der falsche Betrag landet bei uns? Oder dein Mann bekommt zufällig mit, wie du das Geld abzweigst? Was dann, Sayaka? Wobei das schlimmste wäre doch, wenn die Bremsen von seinem Auto auf einmal versagen würden, nicht?“

„Nein…das…das tut ihr nicht…“

„Oh, nicht? Du weißt nicht, wozu wir in der Lage sind. Aber du kannst es gern darauf ankommen lassen. Du müsstest ja nun genug Kontakt zu den Bestattungsunternehmen gehabt haben um zu wissen, was du tun musst“, grinste Vermouth.

„Nein…“, Sayaka wirkte energisch. „Ihr tut ihm nichts.“

„Mhmm? Du stehst nicht in der Position um mir Befehle zu geben.“

„Ich tu, was ihr wollt. Aber tut ihm nichts.“

„Das hört sich doch gut an.“ Vermouth sah sie an. „Vergiss nie meine Worte.“ Sie stand auf und bewegte sich zum Ausgang.

Sayaka schluchzte. Sie umarmte sich selbst.

Ich kann das nicht mehr. Ich will nicht mehr.

Sie sah sich um. Shion bzw. die fremde Frau war weg. Die Organisation beobachtete sie. Sayaka schluckte. Sie hätte es von Anfang an wissen sollen. Sie wusste, wer auf sie angesetzt wurde.
 

***
 

Sayaka kam aufgebracht zu Hause an. „Sota“, rief sie. Sie sah sich um. Wo war er? Warum war er nicht in der Küche und kochte? Sie lief in das Arbeitszimmer. „Sota?“ Er saß an seinem Schreibtisch, der Kopf im Nacken, die Augen geschlossen. Sofort bekam sie es mit der Angst zu tun. Hatten sie ihre Drohung wahr gemacht? Sie ging sofort zu ihm und legte die Finge an seinen Hals. Er atmete. Sayaka war sofort erleichtert.

Sota öffnete die Augen. „Sayaka“, sprach er ruhig. „Was ist los?“

Sie schüttelte den Kopf. „Alles gut.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich liebe dich.“

„Sayaka was ist los?“, wollte er erneut wissen.

Sie schüttelte den Kopf. „Schon gut“, sprach sie leise.

„Sayaka…“

„Ich hab Mist gebaut.“

Er zog sie in seine Arme und hielt sie fest. „Schon gut. Was ist los?“

„Ich…“, sie sah ihn an. „Bitte…wir müssen weg…können wir nicht einfach ein paar Wochen Urlaub machen?“

„Urlaub?“ Er sah sie fragend an.

„Irgendwo…nur bis zum nächsten Jahr. Bitte Sota…“
 

***
 

„Shu…es ist spät und ich muss morgen früh wieder im Büro sein“, nörgelte Jodie.

Shuichi sah sie an. Sie saßen in Jodies Wohnung. Akai, Jodie und James.

„Es gab heute ein sehr interessantes Gespräch bei den Shibungis“, meinte Shu. „Aber wenn du nicht willst, erzähl ich es dir eben nicht.“

Jodie seufzte. „Das ist gemein“, murmelte sie leise. „Gut…jetzt bin ich neugierig.“

Akai grinste. „Sayaka Shibungi kam sehr aufgebracht nach Hause“, begann er. „Sie hatte sofort nach ihrem Mann gesucht. Die Art, wie sie es tat, ließ nur darauf schließen, dass irgendwas passiert war. Am Vormittag war sie in der Tiefgarage der Firma. Sie traf sich mit jemanden, den unsere Leute noch nicht identifizieren konnten.“

„Die Organisation.“

Akai nickte. „Mit großer Wahrscheinlichkeit.“

„Hat sie ihm von der Organisation erzählt?“, wollte Jodie wissen.

„Hat sie nicht“, entgegnete er. „Aber vielleicht tut sie es noch irgendwann“, gab er von sich. „So wie sich Sayaka anhörte, war sie in Sorge, dass er umgebracht wurde. Wir können daraus schließen, dass sie bedroht wurde.“

„Gut möglich“, murmelte Jodie.

Shu blickte zu Jodie. „Du solltest dich nicht wundern, wenn du hörst, dass die Shibungis Urlaub machen.“

„Sie wollen Urlaub machen?“

„Sayaka wollte unbedingt ganz schnell weg.“

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Jodie.

„Wenn Sayaka ihren Mann wirklich liebt und gemerkt hat, dass die Arbeit für die Organisation nicht mehr das wahre ist, wird sie versuchen so schnell wie möglich aus Japan zu verschwinden. Deswegen müssen wir ihnen zuvorkommen.“

„Hört sich machbar an. Soweit ich gehört habe, kommt sie Morgen wieder in die Firma. Ich werde mich einfach in der Mittagspause bei ihr vorstellen und ihr reinen Wein einschenken.“

Akai nickte. „Wie gut, dass wir dich in die Firma einschleusen konnten“, sagte er. „Wenn sie morgen kommt, bietest du ihr unsere Hilfe an. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen an dem wir mit offenen Karten spielen sollten.“



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