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Touching Tomorrow

von

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05.12.

Mit einer Plastiktüte trat Jodie durch den langen Krankenhausflur. Sie war alles andere als ein Fan von Krankenhäusern. Aber wer war das schon außer den Ärzten und Schwestern? Alles war so klinisch und hatte diesen bestimmten Geruch. Chlor. Reinigungsmittel. Auf Dauer war er einfach nur anstrengend. Außerdem durfte man so gut wie nicht eigenständig denken. Stattdessen lag man den ganzen Tag über im Bett, musste warten und sollte sich ausruhen. Am nächsten Tag begann das Spiel erneut. Manchmal bekam man auch Besuch, aber was war mit der Zeit dazwischen? Und wehe man sagte irgendwas, beschwerte sich oder wusste es besser. Außerdem musste man sich an den Ernährungsplan halten. Unglücklicherweise rochen die Schwestern, wenn man Essen hinein schmuggeln wollte und drohten mit großen Spritzen. Es war eine gute Motivation um sich an den Essensplan zu halten. Aber manchmal hatte man einfach Bedürfnis nach was Anderem. Wenigstens waren sie zu den Kindern netter und lieber. Kinder standen in ihrer Priorität auf Platz 1. Natürlich bekamen auch diese einen bestimmten Ernährungsplan, aber die Schwestern verliehen ihren Drohungen mit der Spritze noch einen Hauch von Witz und Spaß.

Dennoch hasste es Jodie wenn sie im Krankenhaus als Patientin war. Sie mochte es nicht, einfach nur herum zu liegen und nichts zu tun. Sie brauchte eine Aufgabe. Egal welche. Sie erinnerte sich noch an ihre früheren Aufenthalte. Manchmal bettelte sie James an, dass er ihr Akten brachte und sie irgendwas tun durfte. Es musste keine große Aufgabe sein. Kleinigkeiten reichten auch. Dieses Mal aber ließ er sie außen vor.

Jodie wurde direkt nach ihrer Operation an der Schulter in ein Einzelzimmer gebracht. Nachdem die Narkose nachließ und sie endlich wieder das Gefühl hatte, klar bei Verstand zu sein, machte sie erste Übungen um den Arm wieder zu belasten. Sie wollte nicht einmal krank geschrieben werden. Der Arzt – in Zusammenarbeit mit James – konnte sie schließlich davon überzeugen, sich noch auszuruhen. Sie versuchte es langsam anzugehen, aber ihre Gedanken schweiften immer wieder ab. Das Szenarium war sehr präsent. Jodie stand mit gezogener Waffe vor dem Gebäude. Camel gab ihr Deckung und beobachtete ihre Umgebung. Und dann fiel auf einmal der Schuss. Jodie drehte sich zu ihrem Kollegen um. Der Angreifer hatte sie ausgetrickst, hatte sich auf der anderen Seite positioniert und hatte dann geschossen. Der Blutfleck auf Camels Hemd breitete sich schnell aus. Viel zu schnell. Sofort erkannte Jodie den Ernst der Lage, wurde dann aber selbst angeschossen. Während sie nach hinten fiel, konnte sie einen Schuss in Richtung des Schützen abgeben. Jodie hatte sich wieder aufgerappelt. Sie hielt ihre Waffe fest und richtete diese nach oben. Diesmal würde sie bereit sein. Sich selbst Schutz gebend, schlich sie zu Camel und überprüfte den Puls. Danach wusste Jodie nichts mehr. Sie wachte im Krankenhaus wieder auf.

Die Krankschreibung war zwar unschön, aber sie konnte wenigstens zu Hause sein. Dort war es bei weitem Angenehmer zumal sie dort recherchieren konnte. Wie schaffte es Camel nur nicht durchzudrehen? Er lag in einem Einzelzimmer und hatte keinen Gesprächspartner. Und auch sie konnte nicht 24 Stunden am Tag bei Camel im Zimmer sitzen.

„Guten Morgen.“

Jodie sah zu der Krankenschwester. „Guten Morgen. Kann ich zu Herrn Camel oder laufen gerade Untersuchungen?“, wollte sie wissen.

„Gehen Sie ruhig. Er freut sich bestimmt sie zu sehen“, antwortete sie. Dann fiel ihr Blick auf die Tüte. „Sie haben ihm doch nicht etwa etwas zu Essen mitgebracht?“

„Natürlich nicht“, log Jodie. „Das sind Unterlagen für die Arbeit.“

Die Krankenschwester musterte sie eindringlich, sagte dann aber kein Wort.

Jodie klopfte an Camels Tür. Nach einem Moment trat sie ein. „Guten Morgen.“

„Morgen.“ Camel wirkte gequält.

Jodie konnte es ihm nicht verübeln als sie auf das Knäckebrot auf der Ablage blickte. Sie hielt die Tüte hoch. „Brötchen?“

Camel wurde sofort hellhörig. „Gibt es auch Belag?“

„Natürlich“, nickte sie. „Ich denk doch immer an alles.“

Camel setzte sich auf. „Aber du darfst mich nicht an die Schwestern verraten.“

„Hmm? Warum nicht? Drohen sie dir?“

„Und ob“, gab er von sich. „Lange Spritzen….“

Jodie kicherte. „Das überlebst du schon. Obwohl…vielleicht auch nicht.“

„Gibt es irgendwas Neues?“, wollte Camel anschließend wissen.

Jodie zögerte. Sollte sie es ihm sagen?

„Jodie?“ Camel hob die Augenbraue während er sein neues Frühstück betrachtete. „Ich merk doch, dass da etwas ist. Spuck es aus.“

Die Agentin nickte. „Bevor du mich für bescheuert hältst, hör mich bis zum Ende an.“ Jodie atmete tief ein. „Mir ist in den letzten Tagen Conans Verhalten aufgefallen. Er ist immer so intelligent und erwachsen. Deswegen habe ich schließlich ein wenig weiter geforscht. Dabei stieß ich auf ein paar Merkwürdigkeiten. Conans Eltern leben scheinbar im Ausland. Und er ist auch nicht mit den Moris verwandt. Scheinbar kannten sie ihn vorher auch nicht. Wer würde sein Kind in diesem Alter bei fremden Menschen lassen?“, Jodie sah ihn an. „Naja und dann gibt es noch ein paar komische Zufälle. Kogoro Mori war früher nie bekannt. Stattdessen stand Shinichi Kudo im Mittelpunkt. Von heute auf Morgen hörte dessen Ruhm auf und Mori kam in die Zeitung. Und was auch noch dazu kommt, er nahm Conan kurz darauf bei sich auf. Dann gibt es noch einige andere Aspekte. Ran ist irgendwie mit Shinichi Kudo zusammen oder auch nicht. Naja das ist nebensächlich, aber ihre beste Freundin beschwert sich andauernd, dass Shinichi nie mit ihr telefoniert. Aber wir wissen, dass Shinichi öfters mit Conan Kontakt hat. Wieso ruft er also den Jungen an und nicht seine Freundin?“

„Öhm“, Camel überlegte.

„Und dann gibt es natürlich noch eine ganz bestimmte Sache. Als Shu sich für Okiya ausgab, wohnte er neben dem Professor. Das Haus gehört der Familie Kudo. Conan soll mit der Familie ausgemacht haben, dass Shu dort wohnen kann. Und als wir Yukiko Kudo kennen lernten, sprach sie Conan mit „Shin-Conan“ an. Mir ist auch wieder eingefallen, dass der Professor Conan auch schon mal mit Shin angesprochen hat“, entgegnete sie ruhig. „Ich weiß…es ist unvorstellbar. Aber…was ist, wenn Shinichi und Conan ein und dieselbe Person ist? Das ist momentan meine Vermutung…ich weiß aber nicht, wie das geht. Und…“ Jodie biss sich auf die Unterlippe. „Ich wollte mit Shu darüber sprechen, aber er wiegelte ab. Vielleicht weiß er es auch schon…Du hältst mich jetzt sicher für verrückt.“

Camel schüttelte den Kopf. „Nein…es ist…eine interessante Sichtweise. Und wie du gesagt hast, die Zufälle haben sich gehäuft. Wir sollten es auf gar keinen Fall ignorieren. Hast du schon mit James darüber gesprochen?“

„Noch nicht. Ich wollte noch nach weiteren Anhaltspunkten suchen“, gestand sie. „Naja…und ich dachte auch, dass ich zuerst mit Shu darüber reden sollte. Gerade er kennt Conan von uns am besten. Und…ich werde das Gefühl nicht los, dass Shu davon weiß.“

„Denkst du das wirklich?“

Jodie nickte. „Wie gesagt, es ist ein Gefühl von mir. Ich hab ihn darauf angesprochen, dass Conan für sein Alter sehr intelligent ist und mit Leichen keine Probleme hat…Daraufhin meinte er, das er damals in dem Alter auch so war. Als ich weiter nachfragen wollte, gab er mir den Hinweis, dass ich mir über Conan keine Gedanken machen sollte. Aber gerade das ist komisch für Shu. Normalerweise würde er so etwas nicht einfach so unfertig lassen. Entweder er recherchiert nun selber oder er weiß Bescheid.“

„Und was hast du jetzt vor?“, fragte Camel.

„Das überlege ich mir noch. Der Auftrag Sayaka Shibungi hat momentan oberste Priorität. Aber solange wir da nicht weiter machen, möchte ich auf jeden Fall noch mehr Informationen über Conan sammeln. Ich habe mir überlegt, dass ich mich einfach mal in seiner Schule umhöre oder sogar versuche ältere Unterlagen über ihn zu finden.“

„Hmm…“, murmelte Camel. „Meinst du, du kriegst sie?“

„Ich weiß es nicht. Es kann nicht schaden, wenn ich nachfrage“, fing Jodie an. „Ich hab mir auch überlegt, dass ich den Professor in einigen Tagen aufsuche und ihm einen Teil meiner Erkenntnisse mitteile. Ich werde es so aussehen lassen, dass ich die Wahrheit kenne. Vielleicht erzählt er mir sie dann von sich aus.“

„Der Plan ist gut. Ich helf dir.“

„Du bist verletzt und im Krankenhaus.“

Camel seufzte. „Aber wenn du Hilfe brauchst…“

„Melde ich mich“, nickte sie.
 

***
 

Jodie fühlte sich nach dem Gespräch mit Camel besser. Er schien ihr zu glauben. Das war ein gutes Zeichen. Die Chance, dass es James tat, war hoch. Und Shu würde irgendwann auch die Wahrheit sagen – wenn er es wusste. Manchmal wurde Jodie das Gefühl nicht los, dass Camel sie viel besser verstand als Shu oder James. Und sie hoffte, dass er ihr nicht einfach nur zustimmte um wieder gut zu machen, dass er sie einmal mit einem Fausthieb ausschaltete. Oder das es einfach nur Mitleid war, weil sie über den Tod von Akai damals so trauerte.

Jodie hatte keine Möglichkeit um nun darüber nachzudenken. Eigentlich hatte sie auch nicht vor gehabt so lange im Krankenhaus zu bleiben, aber die Zeit dort tat ihr gut. Camel war jemand, mit dem sie jederzeit über alles sprechen konnte. Immer hatte er ein offenes Ohr für sie. Und es war das, was sie in dieser Zeit brauchte. Er stärkte ihr den Rücken, egal was war. Und er ließ sie nicht allein. Weder wenn sie sich verrannte oder wenn sie wirklich Neuigkeiten heraus fand. Camel war an ihrer Seite, auch wenn sie es bei ihrer ersten Begegnung noch gar nicht für möglich gehalten hatte, mochte sie den Agenten. Sie wusste noch genau wie grimmig Camel damals geschaut hatte und was er alles für das FBI machte. Nach Shus Tod wollte sie keinen neuen Partner, am Ende war sie froh, dass es Camel gewesen war. Er half ihr als sie anfangs auf der Suche nach dem Mann mit der Narbe im Gesicht war und stellte kein einziges Mal ihren Verstand in Frage. Trotzdem stellte sich ihr so langsam die Frage, warum er das alles tat. War es das schlechte Gewissen, das er hatte? Mitleid? Oder mochte er sie wirklich?

Zum Glück würde Shu erst am frühen Nachmittag zu James gehen um ihm die neusten Erkenntnisse in Sachen Observation mitzuteilen. Aber sie wollte sie nicht verpassen. Und egal was beide Männer sagen würden, sie wäre dabei.

James kannte bereits das Ergebnis ihrer Recherche. Hatte er es auch schon Shu mitgeteilt? Wenn ja, dann wäre dieser sicher nicht sehr erfreut, dass sie keine Eintrittskarte bei den Shibungis erhalten hatten. Obwohl Jodie nicht mehr krankgeschrieben war und es ihrer Schulter besser ging, wurde sie das Gefühl nicht los, sich wieder und wieder beweisen zu müssen. Warum sah sie nun auch jeder FBI Agent als Opfer? Sie fühlte sich in der Zeit zurück versetzt.

Es war ihr erster Tag im Büro. Gerade erst hatte Jodie ihre Ausbildung in Quantico abgeschlossen und war nach New York gekommen. Die älteren Kollegen im Büro sahen sie mit diesem ganz speziellen Blick an. Sie kannten ihren Vater und sie wussten, was dieser geleistet hatte. Und dann stellten die Agenten fest, dass Jodies Vater nicht mehr am Leben war. Sofort sahen sie das Opfer in ihr und hatten Mitleid. Jodie bemerkte bereits bei ihren ersten richtigen Aufträgen, dass diese nur dazu da waren um ihr Selbstvertrauen aufzubauen. Es brachte nichts. Als sie die Wahrheit heraus fand, schmälerte es ihr Selbstbewusstsein. Und so dringend brauchte sie kein Erfolgserlebnis. Jodie war schon damals nicht auf den Kopf gefallen. Sie wusste wie man sich wehrte und durchsetzte. Irgendwann hatte sie sich ihren eigenen Ruf erarbeitet. Aber kaum passierten Fehler, kam sie sich wieder wie damals vor. Die Blicke aller Agenten waren auf sie gerichtet und sie konnte nichts dagegen tun. War sie selber auch so, wenn einer der anderen Fehler machte? Vor Jahren als die Agenten aus Japan kamen, hatten sie die Blicke gesenkt und ärgerten sich über ihren Fehler. Natürlich hatte Jodie auch kurz zu der Truppe gesehen, aber sie erinnerte sich auch daran, dass sie nicht Mitleid mit ihnen empfunden hatte. Shu gehörte natürlich auch zu den Agenten. Allerdings war keiner bei ihm auf die Idee gekommen, ihm mitleidige Blicke zu schenken.

Jodie seufzte leise, schnappte sich dann ihre Handtasche und ging in das Gebäude. Sie grüßte den Wachmann und machte sich sogleich auf den Weg nach oben. Oben angekommen, klopfte sie an der Bürotür ihres Vorgesetzten und trat ein. „James?“

James nickte. „Setz dich“, fing er an und wies auf den freien Platz neben Akai.

Aus dem Augenwinkel sah Jodie zu Shu. Er sah müde aus. Aber das war auch kein Wunder. Wahrscheinlich hatte er die Observation bis 8 Uhr durchgeführt und war anschließend nur kurz nach Hause gefahren. Es stellte sich die Frage, ob er später noch Schlaf nachholen würde oder nicht. Am liebsten wollte Jodie etwas sagen, aber sie wusste, dass es nichts brachte. Wahrscheinlich war es Angesichts ihrer Lage auch gar keine gute Idee. Schon einmal sprach sie ihn wegen der Augenringe an. Und damals endete es nicht positiv.

„Ich habe Akai bereits von deinen Informationen erzählt“, sprach James ruhig.

„Es gibt leider nichts Neues. Auf die Hilfe von Professor Agasa sollten wir nicht zählen“, fügte sie an.

„Das wäre auch nicht sinnvoll. Ich möchte so wenig Zivilisten hineinziehen. Wenn erstmal bekannt wird, dass er uns half, könnte er schon bald das nächste Ziel der Organisation sein.“

„Hast du Neuigkeiten für uns?“, wollte Jodie dann wissen.

Akai schien gelangweilt. Es war kein Wunder wenn man daran dachte, welche Fähigkeiten er besaß. Shu war ein guter Scharfschütze, hoch intelligent und konnte es mit der Organisation aufnehmen. Jahrelang war er ihren Angriffen entgangen und hatte ein sehr sensibles Gespür für den Feind entwickelt. Ein reiner Beschattungsauftrag war eine Verschwendung der Ressourcen. Andererseits wer sollte diese sonst durchführen? Und würde sich Akai auf fremde Ergebnisse verlassen?

„Ich kann nun mit Sicherheit ausschließen, dass beide Ehepartner für die Organisation arbeiten“, sprach Akai ruhig. „Wäre dies der Fall, hätten sich die Beiden bereits darüber ausgetauscht.“

„Also wissen wir das…was wir vorher schon wussten“, murmelte Jodie leise. „Was ist mit den hochrangigen Mitgliedern? Können wir nun schon einschätzen, ob wir auf einen Treffen werden?“

„Das ist noch nicht sicher. Nur weil es sich bei Frau Shibungi um ein niederes Organisationsmitglied handelt, muss das noch lange nicht heißen, dass sich andere Mitglieder zurück halten.“

„Schon…aber…“ Jodie war verärgert. Warum konnten sie die Organisation nicht einfach finden und dingfest machen? Es musste ja nicht sofort sein und es musste auch nicht direkt mit dem Boss auf dem Silbertablett sein. Trotzdem sollte es bald sein. Zu viel Jahre waren vergangen. Zu viel Opfer hatte es gegeben. „Lassen wir es nun ruhen und warten, dass sie sich wieder blicken lassen?“

Akai grinste. „Wir führen den ursprünglichen Plan durch.“

„Den ursprünglichen Plan?“, murmelte Jodie leise.

„Geld ist Macht“, kam es von James.

„Ja, ich weiß…und wenn wir die Geldquelle zum Versiegen bringen, mischen wir sie ein wenig auf“, führte Jodie aus. „Also werden nun die Konten gesperrt?“

„Zu auffällig. Am Ende fällt es auf Herrn Shibungi zurück. Und da dieser nicht für die Organisation tätig ist, wird er die Begegnung wohl kaum überleben.“

„Das wäre wohl auch der Fall, wenn die Organisation sein ganzes Geld hat“, warf Jodie ein.

„Wir können ihn schützen“, kam es dann von James. „Wenn er es möchte.“

„Und was wollen wir tun?“ Sie sah zu Akai.

„Rein zufällig bekam ich heute Nacht mit, dass im Unternehmen eine neue Kraft gesucht wird.“

„Was für ein Glück für uns“, schmunzelte Jodie.

„Wie mans nimmt“, entgegnete James.

„Und welcher Agent soll in die Firma eingeschleust werden?“ Jodie blickte zu Shu. „Du wahrscheinlich nicht, oder?“

„Mich kennt die Organisation. Ich bin selbst bei den niederen Mitgliedern bekannt“, antwortete Akai ruhig. „Und selbst wenn nicht, mich würden sie sicher nicht einstellen. Frauen sind der Branche bevorzugter als Agenten, die nicht immer gut gelaunt und fröhlich herum laufen.“

„Deswegen haben wir uns überlegt, dass du die Stelle antrittst.“

Jodie sah mit großen Augen zu James. „Ich?“

„Traust du dir das nicht zu?“

„Doch, ich trau es mir zu. Aber mich kennt die Organisation doch auch.“

„Vermouth kennt dich. Bei den anderen Mitgliedern bist du noch nicht bekannt. Zumindest nicht so sehr. Anders als bei Akai halten sie dich nicht für allzu gefährlich. Deswegen möchte ich dich einsetzen. Außer du hast Zweifel.“

„Keine Zweifel“, entgegnete Jodie. Bereits in ihrer Ausbildung hatte Jodie zu Übungszwecken eine neue Identität angenommen und war erfolgreich. Dazu sollte man nicht vergessen, dass sie eine ganze Weile als Englischlehrerin in Japan tätig war. Dass Vermouth alles durchschaute war letzten Endes doch nicht überraschend. Vermouth war intrigant und hatte über sie recherchiert.

„Gut. Die Stelle ist noch nicht offiziell ausgeschrieben. Deswegen darf deine Bewerbung nicht auffallen“, erklärte Akai.

Jodie nickte. „Ich kann es als Initiativbewerbung verkaufen und mich in den nächsten Tagen schon vorstellen“, schlug sie vor.

„So machen wir das.“

„Was ist mit dem Wissen über den Pharmabereich?“

„Mach dir darüber keine Gedanken, Jodie.“ James musterte sie. „Ich werde dafür sorgen, dass dir das nötige Wissen in den nächsten Tagen beigebracht wird.“

„In den nächsten Tagen?“

„Ich habe einen Bekannten der im Pharmabereich arbeitet. Er wird sich bestimmt freinehmen können. Ich bitte ihn morgen früh hier zu sein.“

„Gut…dann bin ich das auch. Soll ich mich sonst noch irgendwie vorbereiten?“

James wirkte nachdenklich. „Wir können hier nicht auf alle Ressourcen der Staaten zugreifen“, begann der Agent. „Deswegen werden wir deine Bewerbung selbst schreiben.“

„Meine…Bewerbung?“

„Ist das ein Problem?“

„Nein…nein…das schaff ich schon.“

„Kannst du bis morgen eine Art Template-Dokument erstellen?“

„Natürlich.“
 

Jodie saß zu Hause auf dem Sofa und starrte ihren Laptop an. Bewerbung. Wann hatte sie das letzte Mal eine Bewerbung schreiben müssen? Es war mindestens zehn Jahre her, wenn nicht sogar mehr. Jodie rief das Text-Dokument auf, speicherte die leere Vorlage und lieferte sich ein Blickduell mit ihrem Laptop.

Der Laptop hatte gewonnen.

Jodie hatte keine Idee gehabt wie sie diese Bewerbung schreiben sollte. Was hatte sich alles geändert? Was musste sie nun beachten? Sollte sie einfach darauf losschreiben?

Jodie füllte zuerst die Adressfelder aus, dann das Feld für das Datum und grübelte. Das brachte alles nichts. Jodie entschied die Internetsuchmaschine mit einzuschalten und ließ sich mehrere Anschreiben zeigen.

„Toll“, murmelte sie. Wie sollte sie das gefundene verwenden? Mittlerweile schrieb man detailliert was man in den vergangenen Jahren berufstechnisch machte…natürlich passend auf die Stelle die man wollte. „Dann mach ich mal…“

Sie schrieb einfach drauf los. Es war besser als nichts. Ob es passte oder nicht würde James erkennen. Die gesamte Bewerbung dauerte länger als Jodie gedacht hatte. Stunden später konnte sie sie erst an James schicken. Nun hieß es abwarten. Abwarten und Tee trinken…
 

***
 

Shuichi zog das vibrierende Handy aus der Hosentasche. Er sah auf das Display und grinste. „Akai“, sprach er in den Hörer.

„Hier ist Conan“, sagte der Junge.

„Ich hab mich schon gefragt, wann du anrufst.“ Shuichi sah auf die Uhr. „Der Professor hat lange durchgehalten.“

Conan seufzte. „Sagen Sie mir, dass Sie keine Wetten darauf abgeschlossen haben…“

„Hab ich nicht“, entgegnete Akai. „Was willst du wissen?“

„Worum geht es? Was wollte Frau Starling vom Professor wissen? Haben Sie eine Spur zu der Organisation? Ist es jemand den wir alle kennen?“, sprudelte es aus Conan heraus.

Akai schmunzelte. „Mach dir keine Sorgen“, fing er an.

„Aber…“

„Du solltest uns vertrauen. Solange wir noch keinen Schritt weiter sind, kannst du uns nicht helfen. Lass uns das machen.“ Dann legte er auf. Shuichi steckte das Handy wieder in die Tasche und sah nach vorne. Er runzelte die Stirn. Nun war Conan auf Jodies Spur. Und Jodie war Conan auf der Spur. Wenn sie nicht aufpassten, würde Jodie noch tiefer graben. Und sie würde etwas finden. Etwas, das sie nur noch mehr in Gefahr bringen würde. Aber wenigstens würde sie bald beschäftigt werden.



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