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Tagebuch eines Starfleetkadetten

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Kobayashi Maru 1.0

Am nächsten Tag brachte man uns zum Simulator, wo uns der Test erwartete. Nach ein paar Minuten Wartezeit wurde verkündet, wer der Captain sein sollte.

„Kadett Manderson“, erklang die Stimme von Commodore Wallet. „Der Computer wählte sie für die Rolle des Kommandanten aus.“ Ich ging fast in die Luft vor Freude. Alle anderen Rollen wurden verteilt und dann ging es ab in den Simulator.

Alles sah so echt aus. Ich ging auf den Befehlsstand in der Mitte des Raumes zu. Ich setzte mich in den Sessel und genoss das Gefühl der Kommandant zu sein.

Schließlich ging es los. „Kurs Navigator?“, fragte ich und fühlte mich dabei wunderbar. „Kurs nach Raumbasis elf mit Warp drei, Madam“, schallte es sofort von der Navigationskonsole her. Ich brauchte nicht einmal zu fragen, denn fast im selben Moment trat mein Wissenschaftsoffizier an mich heran und berichtete: „Wir haben den Befehl erhalten, ein paar ausrangierte Shuttles bei Raumbasis Elf abzuholen und sie anschließend ins Raumdock Neun zu bringen.“ „Bestätigt, Commander“, erwiderte ich und genoss diese Worte in vollen Zügen.

Ich beobachtete ihn, als er zur wissenschaftlichen Station zurückkehrte. Er hieß Michael Williams, und wir verstanden uns recht gut. Er war meiner Meinung nach zwar etwas zu ruhig, aber man konnte sich prima mit ihm unterhalten.

Ich sah mich auf der Brücke um. Die Navigatorin Paulina Nowatschek, der Waffenoffizier Akio Nonaka und der Steuermann Lao Ching, der mit dem Kommunikationsoffizier Maria Lopez, der einzige wirklich Erwachsene im Raum war. Die beiden kamen von der USS Malaysia, einem kleinen Scoutschiff und waren sozusagen als Aufpasser hier. Dazu kamen noch Michael Williams und meine erste Offizierin Osceola Withman, die mütterlicherseits indianische Vorfahren hatte. Sie alle gehörten zu meiner Crew, und ich war unheimlich stolz auf sie, auch wenn sie es nur für diese Simulation war.

„Captain“, hörte ich auf einmal Lopez rufen. „Ich empfange einen Notruf!“ „Lautsprecher an“, sagte ich und ahnte, dass es jetzt erst richtig losging. „Hier ist die Kobayashi Maru! Wir sind mit einer Gravitationsmine kollidiert! Die Lebenserhaltungssysteme fallen aus! Kann uns jemand hören?“ „Hier spricht die USS Kelvin!“, sagte ich und versuchte möglichst ruhig zu klingen. „Bitte nennen sie uns ihre Koordinaten, Kobayashi Maru!“ „Oh, dem Himmel sei Dank!“, ertönte die Stimme wieder. „Kelvin wir befinden uns auf Gamma Hydra, Sektor Zehn!“

Plötzlich wurde es still auf der Brücke. Schließlich sprach Osceola das aus, was alle dachten: „Die neutrale Zone!“ Ich zögerte keine Sekunde mehr und gab den Befehl in die neutrale Zone zu fliegen. „Mr. Nonaka fahren sie Schilde hoch, nur für den Fall…“

Später sollte sich diese Maßnahme als sinnvoll erweisen. Denn ein paar Sekunden nachdem wir in die neutrale Zone geflogen waren, hörte ich Williams Stimme: „Zwei Klingonen Schiffe direkt vor uns!“

Ich versuchte alles, was ich in den öffentlich zugänglichen Logbüchern der Enterprise gefunden hatte möglichst genau nachzumachen: „Alarmstufe Rot, Miss Lopez. Teilen sie den Klingonen mit, dass wir uns auf einer Rettungsmission befinden und…“ „Sir, sie schießen auf uns!“

Auf einmal erbebte die Brücke. Abwechselnd kamen Meldungen von Maria und Akio herein: „Die Schilde 4, 10 und 11 existieren nicht mehr, Captain!“ „Schäden auf Deck 5, 7 und 12!“ „Phaserleistung auf 30 Prozent gesunken!“ „Tote auf Deck 5, Madam!“

Von überall prasselten Schadensmeldungen auf mich ein. „Stellen sie die Phaser auf breite Streuung, für jedes Schiff zwei Sekunden. Feuern auf mein Kommando!“ „Aye, Captain!“, hörte ich Nonaka sagen. „Feuer!“, schrie ich und war dabei eigenwilliger Weise ziemlich glücklich und gleichzeitig angespannt.

Aus dem Unterleib des Schiffes zischten zwei bunte Strahlen jeweils zwei Sekunden lang und trafen die klingonischen Schiffe. Kurz darauf gab es zwei große „KABUMM“ in den Weiten des Weltraums und die klingonischen Schiffe existierten nicht mehr.

Auf der simulierten Brücke der USS Kelvin wollte ich mich schon erleichtert zurücklehnen, als ich meinen Wissenschaftsoffizier überrascht rufen hörte: „Captain, da kommen fünf weitere Birds of Prey*!“

Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte, noch mal fünf? Ich dachte gerade kurz nach, wie ich diese fünf loswerden könnte, als das Schiff noch einmal unter der Energie klingonischer Phaserstrahlen erzitterte. Plötzlich platzte die Kommunikationskonsole Funken stiebend auseinander und Maria Lopez blieb daneben reglos liegen.

„Die Schilde sind ausgefallen, Madam!“ Bumm! Auch die Steuereinheit platzte auseinander und auch Lao Ching war „tot“. „Übernehmen Sie!“, rief ich Paulina zu und überlegte fieberhaft, wie ich mein Schiff noch retten könnte. Das Ganze war so real, dass ich fast vergaß, dass alles nur eine Simulation war.

Da kam mir eine Idee… Im letzen Logbucheintrag der Enterprise, den ich mir angesehen hatte, ging es um die Reise nach Babel. Jetzt würde sich heraus stellen, ob Kirks Taktik, die er bei den Orionern angewendet hatte, auch bei den Klingonen funktionierte.

„Schalten Sie alles bis auf die Lebenserhaltungssysteme, die Torpedokatapulte und den Wandschirm aus!“ rief ich und kurz nachdem Akio „Aye, Sir!“ rief, gingen die Lichter auf der Brücke aus. Auf dem Hauptschirm sah man, wie sich die feindlichen Schiffe langsam näherten.

„Feuer auf mein Kommando!“, flüsterte ich, als ob ich Angst hätte, dass die Klingonen mich hören könnten, was eigentlich gar nicht so dumm war, denn der Computer, der mein Schiff ersetzte, steuerte ja auch die Klingonenschiffe.

Als die Klingonen nahe genug heran waren, sprang ich vom Kommandosessel auf und rief: „Feuer!“ Fast im selben Moment rasten ihnen ein paar schöne, dicke Torpedos entgegen und im nächsten war vor uns wieder freier Raum.

Ich ließ mich auf den Sessel plumpsen und gab den Befehl die Bordsysteme wieder zu aktivieren. Als die Sensoren wieder arbeiteten, gab Michael einen überraschten und gleichzeitig entsetzten Aufschrei von sich: „Sir! Es sind neun weitere Schiffe aufgetaucht!“ „Neun?! Bekommen wir es jetzt mit der gesamten klingonischen Flotte zu tun, oder was?“, rief Osceola, rannte zur wissenschaftlichen Station und beugte sich ebenfalls über den Sensorschlitz.

Ausgerechnet in jenem Moment musste dieser explodieren und meine Offiziere, die ganz offensichtlich verstanden hatten, was sie in diesem Moment zu tun hatten, blieben liegen.

Ein paar Sekunden später wurden wir erneut getroffen, und Nowatschek wurde in die Überreste des Steuerpultes geschleudert. Somit blieben nur noch ich und Akio Nonaka. Doch auch er wurde kurz nach meinem letzten verzweifelten Versuch zu entkommen, in das zerfetzte Kommunikationspult geworfen.

Irgendwie war es eine melancholische Erfahrung. Ich stand vor dem Kommandosessel in der Mitte der Brücke und um mich herum rauchten, brannten und explodierten Geräte. Ich konnte die traurige Hintergrundmusik fast hören. Die Brücke war nur noch ein Schrotthaufen, und ich überlegte, was ich falsch gemacht hatte.

Eigentlich war das, was hier geschehen war, unmöglich. Erstens konnte ich keinen Fehler in meinem Verhalten finden, und zweitens konnten in einem Sektor nicht so viele klingonische Schlachtkreuzer sein.

Plötzlich machte es „Klick“ in meinem Hirn und ich verstand. Man konnte diesen Test nicht bestehen. Wenn man die feindlichen Schiffe vernichtete, schickte der Computer neue. Wenn ich so genau darüber nachdachte, dann wurde mir auch klar was es mit Kirks Auszeichnung auf sich hatte. Es war allgemein bekannt, dass er nicht an ausweglose Situationen glaubte. Bestimmt hatte er irgendeinen Weg gefunden, den Computer zu überlisten.

Ich spürte, wie mein Gesicht ganz langsam rot anlief. Ich war in der Akademie für mein Temperament bekannt, und das schäumte gerade über.

Endlich gab der Computer das Zeichen, dass mein Schiff zerstört worden war und die „Leichen“ meiner Besatzungsmitglieder erhoben sich und stürmten nach draußen, um endlich wieder frische Luft zu bekommen. Ich blieb mit geballten Fäusten stehen und atmete ganz tief durch. Ich wollte mir meine Wut bis zur Testbesprechung aufheben.



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