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Das Herz des Dämonenfürsten

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Das Biest und die Schöne

Die Schöne und das Biest

 

Der Dämonenfürst rieb sich genervt die Schläfen.

Wie jede Nacht hatte er sich in sein kleines Labor zurückgezogen, um neue Tränke zusammenzumischen, doch er kam einfach nicht voran.

Dieser infernalische Krach störte unentwegt seine Konzentration!

Wütend schlug er die Handflächen auf den Schreibtisch, hievte sich hoch und begab sich schnurstracks in den Keller zu den Verliesen. Er steuerte das letzte Verlies auf der rechten Seite an und öffnete die Tür mit Magie.

Auf einer schäbigen Holzliege lag die Prinzessin und weinte ohne Unterlass. Als sie den Fürsten bemerkte, wie er vor ihr stand und sie schweigend ansah, setzte sie sich rasch auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

„Werdet Ihr mich jetzt töten?“, schluchzte sie.

Der Fürst schmunzelte. „Das fände ich nicht schlecht, doch bedauerlicherweise brauche ich dich noch. Nein, ich bin hier, um dir ein Geschenk zu überreichen.“ Der Fürst führte eine ausgedehnte Geste mit seiner Hand aus und hielt plötzlich ein weiches Kissen in seiner Hand. Dieses reichte er der Prinzessin.

Zögernd nahm sie es entgegen. „Vielen Dank… Aber… Warum wollt Ihr plötzlich, dass ich es bequemer habe?“

„Unsinn!“, fuhr der Fürst sie höhnisch grinsend an. „Du sollst dir das ins Gesicht drücken! Dein ständiges Geheule geht mir auf die Nerven! Du bist jetzt schon seit zwei Tagen hier und flennst ohne Unterbrechung! Das stört meine Konzentration!“

Trotz Tränen mischte sich Trotz in das hübsche Gesicht der Prinzessin. „Ich bedaure, Euch zu stören, aber wenn ich Euch erinnern dürfte, bin ich keineswegs freiwillig hier! Ihr habt mich entführt!“

„Was du mir sehr leicht gemacht hast, dumme Gans. Nun, solange ich nicht im Besitz des Staatsschatzes bin, wirst du weiterhin mein Gast sein. Also finde dich damit ab! Und ich würde dir raten, mit dem Geheule aufzuhören, sonst reiße ich dir die Zunge raus!“

Der Fürst wirbelte herum und marschierte aus der Zelle, ohne die Prinzessin noch eines Blickes zu würdigen. Die Tür schlug hinter ihm zu und verschloss sich von selbst.

„Ich gebe mir Mühe… Ihr Biest!“, rief die Prinzessin ihm verärgert nach. Dann vergrub sie ihr Gesicht in das weiche Kissen und weinte. Sie war jedoch so erschöpft und das Kissen war so herrlich weich, dass sie kurz darauf tief und fest schlief.

 

„Wach auf, dumme Gans!“

Die laute Stimme des Dämonenfürsten riss die Prinzessin aus ihrem tiefen Schlaf. Ruckartig setzte sie sich auf und sah sich hektisch in ihrer Zelle um. Als sie hinauf zum vergitterten Fenster sah, blendete sie ein helles Licht. Offenbar war es inzwischen Tag.

„Schwing deinen faulen Hintern aus dem Bett, Weib! Es gibt Arbeit für dich!“

Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ der Fürst die Zelle wieder. Die Tür ließ er dieses Mal offen stehen.

Immer noch halb verschlafen, stand die Prinzessin von der Liege auf und stolperte aus ihrer Zelle hinter dem Dämonenfürst her. Er führte sie in einen großen Raum. In der Mitte stand ein langer Tisch mit Stühlen. Die Vitrinen waren vollgestopft mit wertvollem Geschirr und im Kamin an der Wand prasselte ein warmes Feuer.

Der Fürst setzte sich auf die Tischplatte. „Ich habe beschlossen, dass es an der Zeit wird, dass du dich mal nützlich machst. Wenn du dich beschäftigst, wirst du vielleicht endlich mit dem Geheule aufhören. Von jetzt an wirst du tagsüber das Schloss putzen und das Essen kochen! Du darfst dich frei bewegen, aber wenn du dir keine Mühe gibst, sperr ich dich wieder in die Zelle zurück, verstanden?“

Die Prinzessin nickte. „Ja, ich habe verstanden.“ Sie war dankbar, dass sie ihr Gefängnis verlassen dürfte.

Der Fürst hüfte von der Tischplatte hinunter. „Nun gut, ich ziehe mich jetzt in mein Arbeitszimmer zurück. Du wirst inzwischen das Mittagessen zubereiten. In der Küche findest du alles, was du brauchst, auch ein Kochbuch. Ich will in einer Stunde essen, sieh zu, dass du bist dahin alles fertig hast!“

Wieder nickte die Prinzessin und der Dämonenfürst ließ sie allein.

Langsam betrat die junge Frau die angrenzende Küche. Diese kannte sie nur aus Büchern, dafür aber in- und auswendig. Zu ihrer Überraschung befand sich tatsächlich alles darin, was man so brauchte. Auch die Speisekammer war gut gefüllt.

Sie könnte also jederzeit mit dem Kochen beginnen. Sie könnte jetzt kochen, wie der Fürst es ihr befohlen hatte, oder…

Rasch wirbelte die Prinzessin herum und schlich sich zurück in das Esszimmer. Darin war niemand zu sehen. In weiter Ferne vernahm man Geräusche. Der Fürst schien also tatsächlich in seinem Arbeitszimmer beschäftigt zu sein.

Das war DIE Gelegenheit zur Flucht! Wenn sie sie jetzt nicht nutzte, würde sie vielleicht niemals ihre Freiheit zurückerlangen.

Die Prinzessin nahm all ihren Mut zusammen und lief lautlos zur Tür. Sie war überrascht, dass sie die Eingangshalle ohne Zwischenfälle erreichen konnte. Vor den großen Eingangstoren hielt sie inne. Ihr Fluchtversuch verlief fiel zu einfach… Sie rechnete fest damit, dass der Fürst jeden Moment auftauchen, sie wütend anschreien und zurück in ihr Verlies werfen würde… doch nichts dergleichen geschah.

Ängstlich wartete sie in der Halle. Sie wartete… und wartete… und wartete. Unschlüssig, was sie als Nächstes tun sollte, sah sie sich in der Halle um.

Worauf wartete sie eigentlich die ganze Zeit? Wollte sie etwa, dass der Fürst sie von ihrer Flucht abhielt? Heftig schüttelte sie diesen Gedanken ab. Nein, das war völlig unmöglich! Auf gar keinen Fall wollte sie länger seine Gefangene bleiben!

Ohne noch einen Moment länger zu zögern, stieß sie die Eingangstore auf und rannte davon.

Sie rannte den langen Weg vom Schloss hinunter und stieß unten die Eisentore auf. Dann folgte sie dem Weg in den Wald vor dem Schloss.

Sie drehte sich nicht ein einziges Mal um, aus Angst, der Fürst wäre hinter ihr her. Doch dieses blinde Loslaufen erwies sich rasch als äußerst tückisch. Der Weg hatte sich bereits unter Ästen und Gras verloren, der Wald schien immer dichter zu werden. Immer hektischer suchte die Prinzessin die Umgebung nach einem Anhaltspunkt ab, der ihr den Ausgang aufzeigte, doch sie drang nur noch tiefer in den Wald hinein.

Die Bäume schirmten allmählich das Sonnenlicht ab, es wurde finster um sie herum.

Schließlich wusste die Prinzessin überhaupt nicht mehr, wohin sie noch laufen sollte, blieb stehen und suchte panisch nach einem Ausweg, drehte sich jedoch nur um die eigene Achse.

Plötzlich stolperte sie über eine Wurzel und schlug der Länge nach hart zu Boden. Sie schmeckte Blut in ihrem Mund und schluchzte leise.

Was sollte sie denn jetzt tun?

Sie konnte nicht heimkehren und zurück zum Dämonenfürsten zu gehen, war ebenfalls nicht möglich. Der Wald hatte sie völlig umschlungen – würde er sie bald auch verschlingen?

„Prinzessin!“, rief plötzlich eine vertraute Stimme.

Sofort sah die junge Frau auf. Ihr Blick war von Tränen verschleiert, daher konnte sie die Person neben sich nicht klar erkennen. Sie setzte sich auf und wischte sich die Augen an ihrem Handschuh trocken. Dann blinzelte sie ein paar Mal und versuchte es erneut. Erleichtert erkannte sie ihre Dienerin vor sich und fiel ihr um den Hals.

„Was tust du hier? Wo kommst du so plötzlich her?“, wimmerte sie und drückte sie fest an sich.

„Nachdem der Fürst Euch entführt hatte, habe ich sofort dem König darüber informiert. Euer Vater hat sofort eine Gruppe seiner Soldaten entsandt, um Euch zu finden. Wir verstecken uns schon seid Tagen hier im Wald und warten auf einen geeigneten Augenblick, um Euch zu befreien. Ich hätte allerdings nicht erwartet, dass Ihr von selbst kommen würdet.“

„Und warum bist du selbst auch mitgekommen? Das ist doch viel zu gefährlich!“

Die Dienerin schwieg.

Die Prinzessin war beunruhigt. Irgendetwas stimmte hier nicht. Es war eindeutig zu gefährlich für ihre Dienerin, hier zu sein. Was machte sie also ganz allein an so einem Ort?

Schließlich hauchte die Dienerin: „Nun ja, eigentlich hatte ich ja geplant, die Rettung nur zu sabotieren und Euch in Gefangenschaft des Dämonenfürsten zu lassen. Aber… wenn Ihr schon hier seid… könnte ich auch auf Nummer sicher gehen. Immerhin besteht die Möglichkeit, dass der Fürst Euch laufen lässt… oder man Euch tatsächlich aus seiner Gefangenschaft befreit. Und das… kann ich nicht zulassen.“

Irritiert löste sich die Prinzessin ein wenig aus der Umarmung, um zu fragen, wovon ihre engste Vertraute da bloß sprach – dann stieß etwas in ihre Schulter und sie verspürte diesen heißen Schmerz und etwas Warmes an ihrer nackten Haut herunterlaufen.

Zitternd löste sie die Umarmung gänzlich und sah an ihre linke Schulter hinunter. Ein Messer steckte darin. Sie blutete stark. Fassungslos sah die Prinzessin zu ihrer Dienerin auf. Was hatte das alles zu bedeuten?

Die Dienerin, zog das Messer aus der Schulter heraus, erhob sich und sah mit ausdruckslosem Gesicht auf ihre Herrin herab. „Soweit hätte es nicht kommen müssen. Du hättest einfach in Gefangenschaft bleiben können – zwar eingesperrt, aber in Sicherheit. Aber du musstest ja unbedingt fliehen. Warum? Du hast es gehasst, im Palast zu leben! Jetzt bist du frei! Du könntest an der Seite des Fürsten vielleicht die Welt entdecken! Und ich… ich könnte auch endlich in Freiheit leben!“

„Ich… verstehe nicht… Was meinst du damit?“, keuchte die Prinzessin und hielt sich die blutende Wunde.

„Du verstehst das nicht?! Jeden Tag hast du gejammert, dass du in Gefangenschaft leben musstest! Aber was du in deiner Selbstsucht nicht gesehen hast… Prinzessin… war, dass deine Gefangenschaft auch meine war! Dass ich dir dienen sollte, stand lange fest, bevor ich überhaupt geboren wurde! Ich dürfte niemals davon träumen, meine eigenen Ziele zu verwirklichen. Glaubst du etwa, ich fand es schön, mit dir jeden Tag in der Bibliothek zu sitzen? Von einem besseren Leben zu träumen? Und dich ständig von einem besseren Leben erzählen zu hören, machte es nicht besser. Ich habe dich so gehasst. Und dann… erfuhr ich von einem Ausweg. Meine einzige Aufgabe bestand darin, dir zu dienen. Sollte dir also aus irgendeinem Grund etwas zustoßen, würde ich im Schloss nicht mehr gebraucht werden und ich könnte endlich in die süße Freiheit entfliehen! Also schickte ich dem Dämonenfürst eine Nachricht, gespickt mit wundervollen Ideen… Er tauchte tatsächlich auf und entführte dich. Und da sein Schloss hinter diesem undurchdringlichen, verzauberten Wald lag, würden Rettungsaktionen im Sande verlaufen. Alles lief genau nach Plan… Aber dann… schickte irgendjemand dem König ein magisches Medaillon, mit dem man den Wald durchqueren kann. Ich dürfte nicht zulassen, dass sie dich retten, sonst wäre alles umsonst gewesen. Also schlich ich ihnen nach… und hielt sie auf. Und dann bist du aufgetaucht. Leider bedeutet das für dich, dass du auch sterben musst.“

Die Prinzessin begann zu weinen. Der Schmerz raubte ihr allmählich die Sinne. „Das kann doch alles nicht wahr sein! Ich dachte, du bist meine Freundin!“, schluchzte sie.

„Unsinn. Ich war nie deine Freundin. Du hast dich doch bloß mit mir abgegeben, weil du niemanden sonst hattest. Eine wahre Freundin hätte gewusst, wie sehr ich leide.“

Die Prinzessin wollte protestieren, doch sie konnte vor lauter Schmerz nicht mehr sprechen. Etwas stimmte nicht. Das war keine normale Wunde. Ihr Kopf war völlig vernebelt. Schließlich fiel sie zur Seite und blieb schwer atmend liegen. Mit gläsernem Blick sah sie ihre Dienerin vor sich stehen.

„Mist, dieses blöde Gift braucht zulange!“, schimpfte sie ungeduldig, dann erhob sie das Messer erneut, um noch einmal auf ihre Herrin einzustechen. Doch ehe sie dies tun konnte, ging sie urplötzlich in Flammen auf.

Dann hörte die Prinzessin noch Jemanden höhnen: „Verzeih, meine Liebe, aber ich kann dir nicht erlauben, die Kleine zu töten. Ich brauche sie noch…“ und wurde ohnmächtig.

 

„Ein Medaillon, mit dem man den verzauberten Wald durchqueren kann? Das kann zweifelsohne nur sie hergestellt haben.“

„Ja… dieses verdammte Miststück. Sie hat ja schon öfter versucht, mich zu Fall zu bringen, aber dass sie ausgerechnet meinem Erzfeind dabei hilft… Ich muss etwas gegen sie unternehmen.“

„Wo hast du das Medaillon noch mal gefunden?“

„Es war in der Tasche eines toten Soldaten.“

„Die Dienerin hatte ihnen das Gift unter das Essen gemischt. Ein äußerst qualvoller Tod, angesichts der Art des Giftes. Mit demselben Gift hatte sie auch die Klinge des Messers bestrichen, das sie der Prinzessin in die Schulter stach. Zum Glück reichte die Dosis nicht aus, um sie sofort zu töten. Es war gut, dass du sie sofort hergebracht hast.“

„Zum Glück nennst du diesen grusligen Wald dein Zuhause. Und zum Glück besitzt du immer das richtige Gegenmittel. Ich wusste, dass auf dich Verlass ist. Wenn jemand diesem Biest gewachsen ist, dann du.“

„Du überschätzt meine Fähigkeiten, mein Freund. In einem Zweikampf hättest wohl eher du noch vor mir eine Chance gegen sie.“

„Wie dem auch sei… Wie lange wird es wohl noch dauern, bis unsere Hoheit wieder aufwacht? Es gefällt mir nicht, dass mein Schloss solange unbewacht ist.“

„Sie müsste bald wieder zu sich kommen. Das Fieber ist jedenfalls gesunken.“

„Na schön. Dann geh ich noch ne Runde mit dem Hund raus. Komm, Kleiner!“

Die Männerstimmen verstummten. Ein Hund bellte. Dann hörte man das Auf- und Zuschlagen einer Tür und das Geklapper von Geschirr.

Langsam bekam die Prinzessin wieder Gefühl in ihren Gliedmaßen. Ihre Sicht wurde auch wieder klarer. Sie lag in einem weichen Bett in einer Hütte. Im Kamin prasselte ein großes, warmes Feuer.

Wo hatte man sie wohl hingebracht?

Eine der Stimmen gehörte dem Dämonenfürsten. Doch wer war der andere Mann, mit dem er gesprochen hatte? Und wer war sie? Hatte ihre engste Vertraute wirklich jene Männer vergiftet, die zu ihrer Rettung geeilt waren? Sie hatte so viele Fragen, doch ihre Stimme wollte noch nicht so richtig.

Sie hörte, wie die Tür sich öffnete und ein freundlicher Mann beugte sich über sie. Er war äußerst stattlich gekleidet, vielleicht ein Edelmann? Aber was sollte ein Edelmann in einer Hütte im Wald machen? Und dann noch in Gesellschaft des Dämonenfürsten?

„Seid Ihr wach, Verehrteste? Wie fühlt Ihr Euch?“, fragte der Edelmann freundlich.

Die Prinzessin wollte ihm antworten, bekam jedoch keinen einzigen Laut heraus.

Der Edelmann überlegte kurz. „Mir scheint, Ihr seid noch nicht ganz wohlauf. Aber das haben wir gleich.“ Er entledigte sich eines Handschuhs und legte ihr seine Hand auf die Stirn. Ein hellgrünes Licht erstrahlte und die Prinzessin spürte eine angenehme Wärme ihren Körper durchfluten. Als das Licht erlosch, fühlte sie sich zu ihrer Überraschung viel besser.

„Ich danke Euch“, krächzte sie und hustete.

Der Edelmann zog sich seinen Handschuh wieder an. „Was haltet Ihr davon, ein wenig aufzustehen? Nebenan gibt es eine warme Tasse Tee für Euch. Sie wird Euch gut tun.“

Die Prinzessin nickte und folgte dem Edelmann in das Nachbarzimmer. Dort setzten sie sich an den Tisch und tranken schweigend ihren Tee.

Schließlich begann die Prinzessin ein Gespräch.

„Verzeiht mir meine Direktheit, aber was macht ein Edelmann wie ihr, mit einem solchen Biest, wie dem Dämonenkönig? Woher kennt Ihr ihn?“

Der Edelmann lachte leise. „Nun, ich kenne ihn schon lange. Wir sind gewissermaßen Nachbarn. Eines Tages fand er mich. Ich dachte, mein letztes Stündlein hätte geschlagen. Doch zu meinem Erstaunen bat er mich nur um eine Mixtur. Seither profitieren wir voneinander. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, ihn besser zu kennen, als Irgendjemand sonst es tut.“

„Dasselbe gilt auch für mich. Ein Edelmann ist der Kerl übrigens nicht. Bloß ein gerissener Magier. Klimpern kann er noch ganz gut. Aber lass dich bloß nicht von seiner Fassade täuschen, Prinzesschen. Er flirtet gern mit jeder Frau, die er sieht.“

Die Prinzessin erschrak und wirbelte herum. Der Dämonenfürst stand hinter ihm, neben ihm saß ein schöner, großer Hund.

Der Magier trank ungerührt aus seiner Tasse. „Du bist also schon zurück. Ich flirte nicht gerne, ich weiß nur, was sich gehört – ganz im Gegensatz zu dir, mein Bester.“

Der Dämonenfürst grinste hämisch. „Oh ja, natürlich. Ich vergaß, du kennst mich ja sooo gut, du Dämonenflüsterer. Und? Wie geht’s unserem Dornröschen hier?“

Die Prinzessin schrumpfte auf ihrem Stuhl zusammen, als der Fürst näher an sie heran trat.

„Bitte verzeiht, dass ich fliehen wollte“, murmelte sie kleinlaut.

Der Fürst musterte sie verständnislos. „Was? Du entschuldigst dich für deine Flucht? Du bist echt merkwürdig… Nun ja, streng genommen, bist du nicht wirklich geflohen. Ich habe dich entkommen lassen. Oder glaubst du wirklich, dass du hättest fliehen können, wenn ich es nicht zugelassen hätte?“

Überrascht sah die Prinzessin auf. „Wieso hättet Ihr mich gehen lassen sollen?“

„Wollte ich gar nicht. Mein Kumpel hier hat mich nur darüber informiert, dass die Soldaten immer näher kamen und ich wollte dich dazu benutzen, um sie anzulocken.“

Erbost sprang die junge Frau auf. „Ich wusste es! Dann habt Ihr die Soldaten ermordet… so, wie Ihr es mit meiner Dienerin getan habt!“

„Mach mal halblang! Wenn jemand eine Mörderin ist, dann deine geschätzte Dienerin, klar? Aber ich erwarte von dir nicht, dass du das kapierst. Deiner Menschenkenntnis kann man ohnehin nicht vertrauen.“

„Was soll das denn schon wieder heißen?“

„Du wolltest mich heiraten, obwohl du mich gerade mal einen Tag lang kanntest. Man verliebt sich nicht nach so kurzer Zeit in eine unbekannte Person! Und man heiratet sie erst recht nicht. Du bist ganz offensichtlich nicht richtig im Kopf.“

Die Prinzessin schnappte erbost nach Luft. „Ich wollte Euch gewiss nicht aus Liebe heiraten! Ich hatte einfach nur Angst davor, nach diesem Abend wieder im Schloss eingesperrt zu sein… Ich hoffte, die Hochzeit mit Euch würde mir die lang ersehnte Freiheit schenken! Euch würde doch sowieso niemand lieben… Ihr Biest!“

Die Gesichtszüge des Fürsten verhärteten sich. Offenbar hatte sie einen wunden Punkt getroffen. „Soll mir recht sein. So ein Flachland wie dich hätte ich eh nicht zur Frau haben wollen. Trink jetzt deinen Tee aus und dann lass uns zurückkehren. Ich habe keine Lust, noch länger hier herumzuhängen.“

Ohne ein weiteres Wort abzuwarten, marschierte der Fürst zur Tür hinaus.

Die Prinzessin errötete und fragte verwundert: „Flachland?“

„Er ist wirklich ungezogen“, murmelte der Magier in seine Teetasse. „Ihr tut ihm dennoch unrecht, Prinzessin. Eure Dienerin war es, die den Soldaten den Tod brachte – genauso, wie sie es bei Euch versuchte. Dass ihr noch am Leben seid, verdankt Ihr allein dem Fürsten. Ihr solltet etwas dankbarer sein. Normalerweise würde er sich für einen Menschen niemals hierher bemühen und mich darum bitten, ihn zu retten. Er ist beileibe nicht so schlecht, wir Ihr denkt. Auch wenn seine Manieren zu wünschen übrig lassen… Denkt darüber nach.“

Die Prinzessin zögerte für einen Moment, dann bedankte sie sich beim Magier für dessen Gastfreundlichkeit und verabschiedete sich. Dann folgte sie dem Fürsten nach draußen.

„Also. Dann lass uns mal gehen, Flachland. Du schuldest mir noch ein Abendessen.“

„Nennt mich gefälligst nicht so!“, fauchte die Prinzessin, lief ihm aber dennoch brav hinterher.

Dabei studierte sie eingehend seinen Rücken, als könne sie so mehr über diesen geheimnisvollen Dämon erfahren.

Hatte er sie wirklich aus einem anderen Grund gerettet, als aus purem Eigennutz? Wenn er sie wirklich entführt hatte, um den Staatsschatz zu bekommen, warum hatte er ihn sich dann nicht schon längst geholt? Er müsste doch wissen, dass sie den Schlüssel für die Kammer um ihren Hals trug. Warum war sie wirklich hier?

 

~ to be continued ~



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Rajani
2016-12-17T21:52:13+00:00 17.12.2016 22:52
Uiui wie interessant, da bin ich aber auch mal gespannt, wie es weiter geht. Um den Staatsschatz scheint es ihm ja weniger zu gehen :)
Also dann, ich erwarte das nächste Kapi ^^


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