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Abnormal

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich wollte hier mal die andere Seite des Sports beleuchten. Die, die nicht so tolerant ist.
Das Setting wurde durch den Schreibblog von Schreibhoernchen inspiriert. Schaut doch mal rein, und beteiligt euch - für Autoren gibt's dort tolle Challenges! :) Komplett anzeigen

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Abnormal

"Was sollte die Scheiße, Tala?"

 

Immer mehr Blut tropfte in das weiße Waschbecken.

 

Tala warf Ian durch den Spiegel einen kritischen Blick zu. Wortlos zog er sich aus dem Papiertuchspender noch ein paar Blätter und hielt sie unter seine Nase.

 

"Fuck", murmelte Tala. Es wollte einfach nicht aufhören zu bluten. Johnny hatte definitiv nicht wie ein Mädchen zugeschlagen, auch wenn er das behauptet hatte.

"Hey", rief Ian gereizt, "ich hab dich was gefragt!"

"Was willst du?", zischte Tala. Eine Zornesfalte bildete sich zwischen seinen Augen.

 

Er war gereizt.

Und er hatte andere Sorgen.
 

"Ich hab gefragt, was die Scheiße sollte!", wiederholte Ian und verschränkte die Arme vor der Brust. Betont lässig lehnte er an der Tür und sah Tala vorwurfsvoll an, was so gar nicht zu seinem Tonfall passen wollte.

 

"Ich hasse Schwuchteln wie ihn eben." Erneut warf Tala die vollgebluteten Tücher in den Müll. Es wollte und wollte nicht aufhören.

 

Tropf. Tropf. Tropf.

 

"Und deswegen prügelst du dich mit Johnny?" In Ians Stimme schwang eine Spur Belustigung mit, wofür er sich einen missbilligenden Blick einfing.

"Er hat zuerst zugeschlagen", bemerkte Tala knapp. Wie im Kindergarten. Nur zu Mama würde keiner rennen.

"Wahrscheinlich nachdem du ihn provoziert hast", ergänzte Ian. Er kannte Tala – zu gut. "Ehrlich, ich versteh nicht, was so schlimm an ein paar schwulen Bladern ist. Ist nicht so, als wären nicht auch ein paar Frauen unter den weltbesten Bladern. Und auf die gehst du ja auch nicht los. Beybladen ist kein so harter Sport wie du gern hättest."

 

Tala schwieg.

 

"Vielleicht hat er dir zurecht die Nase gebrochen." Ian stieß sich von der Wand ab. Er stellte sich neben Tala ans Waschbecken. "Zeig mal her."

 

Widerwillig beugte Tala sich runter. Er biss die Zähne zusammen, als Ian den Nasenrücken sanft abtastete, gab jedoch keinen Laut von sich.

"Und?", fragte er angespannt.

"Nichts gebrochen, wahrscheinlich nur angeknackst", antwortete Ian.

Ein paar Wochen blau sein würde es trotzdem, da war er sich sicher.

 

Nach ein paar Minuten hatte das Nasenbluten endlich aufgehört.

"Ich geh wieder zurück", sagte Ian. Ehe er die Toilette verließ, drehte er sich jedoch noch einmal um. "Du solltest endlich anfangen zu akzeptieren, dass es Leute gibt, die anders sind."

"Heb dir deine Ratschläge für jemanden auf, der sie hören will", gab Tala schroff zurück.

 

Darauf bekam er keine Antwort. Er hörte nur noch, wie die Tür hinter Ian zufiel.

Tala konnte nicht akzeptieren, dass es Leute gab, die anders waren.

Die schwul waren.

So wie Johnny.

Und Robert.

 

Würde er das akzeptieren, wäre es das nächste Gebäude in seiner heilen Welt, das einstürzte. Es musste immer zwei Seiten der gleichen Medaille geben – schwarz und weiß.

Nicht zwei schwarze.

Auch nicht zwei weiße.

Nachdem das Lügengeflecht der BioVolt wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen war, klaffte das erste Loch in seiner heilen Welt. Danach klammerte er sich an ihre ideellen und kirchlichen Werte fest – nicht, weil er sie für die besten hielt, sondern weil sie die einzigen waren, die er kannte.

Das einzige waren, an das er sich klammern wollte. In dieses Bild passten Leute wie Johnny nicht. Deswegen hasste er sie. Der Hass gab ihm die Kraft weiterzumachen, wieder aufzustehen.

 

Tag für Tag.
 

Und Bladen war sein Sport, seine Umgebung, sein Dreh- und Angelpunkt im Leben. Darum wollte er solche Leute dort nicht haben.

 

"Ich akzeptiere keine widerwärtigen, abnormalen Leute."

 

Ian hatte keine Ahnung, wovon er redete.

Er hatte keine Angst vor Veränderung.

 

Tala schon.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es folgt im Rahmen des Beyblade-Adventskalenders noch ein Teil, der die Vorgeschichte beleuchtet! :) Komplett anzeigen

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