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Rückkehr der schwarzen Vögel

(Dramione)
von

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So fängt alles an

2 Tage später
 

„So ein Dreck!“ Fluchend lief der blonde Slytherin hastig die Treppen zu den Kerkern hinunter. Dabei hätte er definitiv was besseres vor gehabt, als das, was jetzt noch auf ihn zukam. Musste ihm diese Granger, alias Schlammblut aller erster Klasse, vor seinem geliebten Quidditchtraining ein erstes Treffen mit diesen dummen Blagen aufbürden. Wütend schlug er die Tür zum Gemeinschaftsraum auf. Durch den Knall schreckte Blaise auf, welcher auf dem Sofa saß, und sah seinen Freund an, der stürmisch an ihm Richtung Schlafzimmer vorbei lief.

„Alter?“, fragte der Schwarzhaarige verwirrt und leicht verunsichert, doch Malfoy murmelte nur unverständliches Zeug und beschleunigte seinen Gang noch mehr. Blaise sprang auf und hastete dem Blonden nach. Erneut wurde eine Tür aufgeschlagen und knallte gegen die Wand. Wieder zuckte Zabini zusammen. Der Prinz hatte heute wohl mal wieder ganz üble Laune. Dabei war er vor zwei Stunden noch relativ erträglich gewesen.

In seinem Zimmer angekommen schmiss Draco seine schwere Schultasche mit einer lässigen Armbewegung auf sein Bett und entledigte sich seines Schulumhangs.

„Du hast ja mal wieder eine super Laune“, spottete Blaise, der mittlerweile angekommen war und in dem Türrahmen stand. „Dabei hast du doch gleich Training. Da freust du dich doch immer so drauf!“, fügte er noch breit lächelnd hinzu, als würde er mit einem bockigen, kleinen Kind sprechen, welches er aufzumuntern versuchte. Draco schnaubte verächtlich und hing seinen Umhang sorgsam über den Stuhl vor seinem großen Mahagonischreibtisch, ohne Blaise einmal anzusehen. Schnellen Schrittes lief er zu seinem Schrank hinüber und kramte grob darin herum. Blaise rollte genervt die Augen und stöhnte dabei laut auf, natürlich beabsichtigt.

„Verdammt, es liegt nicht an dem Training!“, brummte Draco wütend, während er einen grünen Pullover kräftig aus dem Schrank zog. Es war der klassische Quidditchpullover, den jeder Spieler in den passenden Farben seines Hauses hatte. In Dracos Fall natürlich grün mit einem breiteren, silbernen Streifen über der Brust und den Oberarmen.

„Und woran liegt es dann?“, fragte Blaise, ohne seinen Blick von dem hektischen Malfoy abzuwenden, der mit dem Pulli nun auf eine Kommode zusteuerte und entschlossen die unterste Schublade öffnete. „Mein Gott, du rennst ja durch das Zimmer, wie ein aufgescheuchtes Huhn. Jetzt mach mal den Schnabel auf!“, meckerte der schwarzhaarige Slytherin und lehnte sich genervt an den Türrahmen. Vollbeladen mit seiner Lederschutzmontur eilte Draco zum Bett und schmiss alles darauf.

„Pass auf, Blaise oder du bekommst gleich ´nen Klatscher ins Gesicht!“, wand er sich nun erstmalig direkt an seinen Freund. Und bei Merlin! Das war kein Scherz. Beschwichtigend hob Blaise die Hände.

„Ey, ich bin nur Zuschauer... und moralischer Beistand.“ Draco lachte ein kurzes, gefälschtes Lachen und begann seinen Pullunder über den Kopf zu ziehen, gefolgt von seinem Hemd.

„Granger will, dass wir uns vor dem Training mit den Gören treffen, um schon mal mit ihnen gesprochen zu haben. Totaler Quatsch und unnötiger Stress für mich! Das macht die blöde Gans mit Absicht!“, meckerte der junge Malfoy, während er seinen Trainingspulli überzog und nach der passenden Trainingshose griff, die schon vorher auf dem Bett gelegen hatte. Er öffnete seinen Gürtel und wollte gerade seine normale Hose ausziehen, als er wieder einen genervten Blick zu Blaise warf.

„Willst du die ganze Zeit da stehen...bei geöffneter Tür, verdammt?!“ Blaise fing an zu Grinsen.

„Ach Draco. Nichts, was ich nicht schon an dir gesehen hätte. Aber ich bin doch eher für das weibliche Geschlecht zu haben.“ Dracos Augen blitzten gefährlich.

„Das mit dem Klatscher war kein Spaß!!“ Achja, Zabini genoss es jedes mal wieder, seinen Freund aus Kindertagen zu ärgern, besonders wenn er sowieso schon schlecht drauf war.

„Ganz ruhig, man“, sagte Blaise noch versöhnend und schloss die Tür hinter sich. Mit einem Schnaufen begann Draco seine Hose auszuziehen, warf sie wie seine anderen Anziehsachen, die er zuvor getragen hatte, auf den Boden und zog die Trainingshose an. Danach setzte er sich auf sein übertrieben großes Bett und begann die Schoner anzulegen.

„Bist du nervös?“, durchbrach Blaise die aufgekommene Stille und begann erneut zu grinsen. Draco zeigte diesem jedoch keinerlei Beachtung und schnürte sich die langen Knie- und Beinschoner um.

„Rede keinen Unsinn! Die ganze Scheiße nervt mich einfach nur tierisch“, knurrte er und zog mit einem kräftigen Ruck die Schnüre stramm. Blaise setzte sich zu ihm auf das Bett und klopfte ihm mitleidig auf die Schulter.

„Du hast es nicht leicht...“, seufzte er, aber der Sarkasmus war nicht zu überhören.

„Aber sieh es positiv: Du musst nicht alleine auf die Rotznasen aufpassen. Das wäre noch viel anstrengender.“

´Klar, Blaise...Granger ist schon anstrengend genug. Da wären mir die Zwerge alleine lieber´, dachte Draco wehleidig und seufzte leise.

„Und wer weiß!“, fuhr Blaise fort, zog Dracos Kopf übermütig in seine Armbeuge und hielt ihn so fest.

„Vielleicht kannst du ´ne Nummer mit der kleinen Granger schieben, du Schwerenöter!“, lachte er plötzlich voller Ironie und rubbelte Draco mit seiner Faust über den Kopf. Wie kam er denn auf diese Idee?! Zappelnd versuchte der Blonde sich aus dem Griff des Schwarzhaarigen zu befreien.

„Bei Merlin, du spinnst ja total!! Lass mich los, verdammt!!!!“ Zabini zeigte sich gnädig und ließ ihn frei.

„Na, danke! Meine Haare sind im A****“, motzte der selbstverliebte Zauberer nun und fuhr einmal grob mit seiner Hand durch, ehe er seine Lederschuhe ergriff.

„Sind die nach dem Training doch immer.“

„Könntest du mir einen Gefallen tun, Blaise?“

„Der wäre?“

„Lauf schon mal runter zum Quidditchfeld und sag den anderen nachher Bescheid. Ich versuche pünktlich zu sein, aber falls ich mich verspäte, wissen die wenigstens, wer Schuld daran hat.“

Blaise nickte und erhob sich vom Bett. Draco tat es ihm gleich. Er griff sich noch seinen Besen und verließ gemeinsam mit Blaise sein Schlafgemach.
 

Hermine Granger wartete geduldig in einem der Flure auf ihren künftigen Partner. Er musste hier vorbei laufen, um zu dem vereinbarten Klassenraum zu kommen, wo die jungen Schüler sich bereits versammelt hatten. Die Jahrgangsbeste hatte aber beschlossen, auf dem Flur auf ihn zu warten. Falls er nicht auftaucht, würde sie schnurstracks in die Kerker stürmen und ihn an den blonden Haaren herbeiziehen. Außerdem wäre es unangenehm die Klasse zu verlassen, um den noch nicht erschienenen Kollegen zu holen. Wäre ja ein toller erster Eindruck.

Doch die Brünette brauchte nicht länger darüber nachzudenken. Am Ende des Flures bog gerade ein blonder Schüler mit einem Besen in der Hand um die Ecke. Unverkennbar.

Auch Draco hatte die junge Hexe sofort im Flur bemerkt, lief mit großen Schritten weiter auf sie zu und begann laut zu sprechen.

„Na sowas! Wartest du etwas auf mich, Granger? Wusste ja gar nicht, dass ich dir so wichtig bin“, grinste der Malfoyspross, sein Blick fest auf den ihren gerichtet. Hermine erkannte das Grinsen schon von weitem und schüttelte nur den Kopf.

„Musst dir nichts darauf einbilden, Malfoy. Ich halte es aber für angebracht, dass wir zusammen den Raum betreten“, erklärte sie und schulterte ihre schwere Tasche, die bis eben noch an der Wand gelehnt hatte.

„Angebracht?“, fragte Draco dümmlich grinsend, kam nun einige Meter vor ihr zum Stehen und musterte seine ungewollte Partnerin von oben bis unten. Sein Blick blieb an ihrer schweren Schultasche hängen, deren Gewicht den Gurt gefährlich in die Länge zog. In der Tasche befanden sich nicht nur die nötigen Schulbücher für den Unterricht, sondern auch eine beachtliche Zahl an zusätzlicher Literatur. Wie konnte ein Mensch nur so viel lernen? Ist doch langweilig von morgens bis abends verschiedenste Theorien zu wälzen.

Um sein völliges Unverständnis zu demonstrieren, schüttelte Malfoy auffällig seinen Kopf und stöhnte gelangweilt aus. Natürlich war der Gryffindor seine Musterung bezüglich ihrer Gestalt nicht unbemerkt geblieben. Unwohlsein erfasste sie und sie strich eine ihrer Locken hinter ihr Ohr.

„Wenn du damit fertig bist, mich zu mustern, können wir auch los. Desto eher wir anfangen, desto besser“, brachte sie trotzig hervor und wand sich zum Gehen. Der Klassenraum befand sich noch etwas weiter den langen Flur runter. Widerwillig folgte der Zauberer ihr, lief aber nicht direkt neben der Jahrgangsbesten.

„Seit wann gibt es diesen Quatsch mit den Gruppen überhaupt?“, fragte der Slytherin nun grimmig nach.

„Ausprobiert wurde es im zweiten Semester im letzten Schuljahr. So richtig offiziell ist das erst seit diesem Schuljahr“, antwortete Hermine und wand sich mit einem leichten Lächeln zu ihm nach hinten. „Neville und Luna leiten auch gemeinsam eine Gruppe!“, fügte sie noch hinzu und sah wieder nach vorne.

´Mal wieder bestens informiert, die Streberin´, dachte sich Draco und wunderte sich zeitgleich, warum sie gelächelt hatte. Freute es sie so sehr dass dieser Trottel Longbottom und die irre Lovegood eine Gruppe leiteten? Freude kam ihm dabei wahrlich nicht auf. Der Gedanke, dass dieser unfähige Trampel zusammen mit genauso dummen Zweitklässlern an einem Zaubertrank rumwerkelte, machte ihm gehörig Angst. Bei Merlin! Hoffentlich überlebt das die bessere Hälfte der Schule. Nur ein paar kleine Fehler und so mancher Trank flog in die Luft wie zehn Bombardas!

„Ich sehe keine Zukunft bei diesem Projekt...“, seufzte Draco und rieb sich mit drei Fingern seine Augen. Währenddessen blieb Hermine vor einer Tür stehen und ignorierte gekonnt seine Bemerkung. Nach sechs Jahren mit dem unhöflichen Schüler hatte sie darin schon reichlich Übung.

„So, wir sind da. Du brauchst keine Angst zu haben!“ Hermine sah ihn von unten mit einem angedeuteten fiesen Grinsen an. Er war nun mal ein Kopf größer als sie, doch hoffte sie ihn ein bisschen nervös zu machen.

„Ehrlich gesagt bereitet mir ein anderer Gedanke gerade mehr Angst“, antwortete Draco leise, ohne Hermine anzusehen, und dachte an Longbottom, dessen Kessel verräterisch dampft und danach, mit einem lauten Knall, die Schule in die Luft gehen lässt.

Hermine zog verwirrt eine Augenbraue nach oben, quittierte seine Antwort mit einem „Na dann“, drückte die Türklinke herunter und öffnete die laut knarrende Tür.
 

Für einen kurzen Moment überlegte Draco einfach umzudrehen und zum Quidditchfeld zu marschieren. Aber dann könnte er seinen Rauswurf selbst unterzeichnen. Eine wirkliche Wahl hatte er nicht, der Ärmste. Malfoy betrat nach Granger den Raum und schloss die Tür. Das Gemurmel, welches zuvor eindeutig zu hören war, verstummte und er merkte, wie sich die Blicke auf ihn und seine motivierte Partnerin richteten. Malfoy schritt mit leichtem Abstand zu Granger in Richtung Pult. Zufrieden bemerkte er die leicht verstörten Gesichter einiger Schüler, die zweifellos ihm galten. Dracos Ruf als unhöflicher Raufbold, der sich gerne auf Kosten der Jüngsten von Hogwarts einen Spaß erlaubte, war überall bekannt. Vielleicht saß hier sogar ein ehemaliges ´Opfer´ von ihm. Zufrieden mit der Vorstellung, dass seine künftigen Schützlinge, so mag man sie wohl nennen, Angst vor ihm haben, ließ Draco böse grinsen. Am Pult angekommen lehnte Malfoy seinen Besen an eben diesen und blieb etwas hinter Granger stehen, die sich bereits einige Schritte nach vorne gewagt hatte, um die Rolle der Sprecherin zu übernehmen. Das war ihm nur Recht.

„So, da wir alle vollzählig sind, fangen wir direkt an. Wir ihr an der Kleidung seht, hat mein Partner gleich Quidditchtraining und deswegen beeilen wir uns heute ein bisschen. Mein Name ist Hermine Granger und er hier ist Draco Malfoy, der euch bereits bekannt sein dürfte.“ Die leichte negative Anspielung war nicht zu überhören, doch störte das Draco nicht im geringsten. Im Gegenteil. Belustigt sah er durch die Menge. Sein Blick blieb an einem Hufflepuff hängen, der sich immer mehr auf seinem Stuhl zusammen duckte. Ein bisschen mehr und er läge unter dem Tisch. Teuflisch funkelte Malfoy den Jungen mit einem fiesen Grinsen an und amüsierte sich königlich über die aufkommende Angst des Hufflepuffs.

Hermine beobachtete dieses Spektakel kurz und stöhnte genervt auf.

„Keine Sorge. Der darf und wird euch nichts tun.. Wir beide sind ja auch hier, um euch zu helfen. Wie ihr bereits von euren Hauslehrern erfahren habt, werden wir uns in Zukunft zweimal die Woche treffen und...“ Während Hermine damit begann, die Einzelheiten nochmals aufzuzählen, schaltete Draco seinen Kopf auf Durchzug und ließ seinen Blick erneut über die Schüler wandern. Zu seinem Entsetzen saßen hier zwei Slytherins. Bei Merlin, das gibt’s doch wohl nicht! Diese Tatsache, dass zwei Schüler aus seinem eigenen Haus hier sein mussten, stieß bei ihm auf vollstes Unverständnis. Mit bösem Blick sah er sich weiter um. In dem Raum saßen zusätzlich noch zwei Gryffindors, drei Hufflepuffs und eine Ravenclaw-Schülerin. Insgesamt acht Schüler, wie Granger es prophezeit hatte. Die drei Schüler, denen Draco das Fliegen beibringen sollte, saßen bereits an einem Tisch. Zu seinem Vergnügen handelte es sich bei einen um den kleinen Hufflepuff, den er zuvor böse angeschaut hatte und dieser am liebsten heulend zu seiner Mami gerannt wäre. Die anderen beiden waren noch ein Hufflepuff und ein Gryffindor.

Der Slytherinprinz atmete einmal genervt aus und verschränkte seine Arme vor der Brust. Die nächsten Monate würden furchtbar werden, da war er sich sicher!

„Miles Platt, Phineas Fletcher und Oliver Mauler. Ihr werdet euch nur mit Draco zum Fliegen treffen...und ihr braucht keine Angst zu haben! Wie gesagt, er wird euch nichts tun“, fügte Hermine beruhigend hinzu, als sie die aufkommende Panik in den Augen der Zweitklässler sah. Bestimmt hatten sie Schlechtes über ihn gehört oder waren ihm bereits zum Opfer gefallen. Unauffällig warf Hermine einen Seitenblick zu Draco, welcher einem der Hufflepuffs frech zuzwinkerte und aufgrund der verängstigten Blicke leicht lachte. Die junge Gryffindor funkelte den Slytherin an und wandte sich dann mit einem Grinsen an die ängstlichen Schüler.

„Falls er doch irgendwelchen Blödsinn macht, zögert nicht mich ins Vertrauen zu ziehen. Er bekommt sonst Ärger mit seinem Hauslehrer. Und das will er ja nicht, oder?“ Den letzten Satz sprach Hermine in Dracos Richtung und ihre Stimme klang dabei so gespielt unschuldig, dass Malfoy sich am liebsten übergeben hätte.

Sie war einfach widerlich! Seine Augen sprühten nur so voller Hass, aber Hermine ließ sich davon nicht beeindrucken und sprach wieder zu der überschaubaren Anzahl an Schülern.

„Ihr seid aber nur Samstags Vormittags dran. Ihr beginnt nächste Woche. Ihr anderen erscheint bitte am Dienstag Nachmittag beim Verwandlungsraum. Alles weitere besprechen wir dann vor Ort. Damit wären wir erstmal fertig!“

´Merlin sei Dank! Wenn ich mich beeile, komme ich noch einigermaßen pünktlich zum Training´, feierte Draco schon gedanklich seine Befreiung.

„Gibts noch Fragen?“

Das gibt’s doch nicht! Genervt warf Malfoy seinen Kopf in den Nacken und stöhnte. Keine Sekunde später starrte er jeden Schüler so abgrundtief böse an, dass sich niemals einer erlauben würde, eine Frage zu stellen. Von den beiden Slytherins vernahm er sogar ein schwaches Lachen. Sie lachten doch wohl nicht über ihren Hauskönig oder? Innerlich kochte Draco, besann sich aber zur Ruhe. Schließlich hätte er auch jeden ausgelacht, der in seiner jetzigen Position sein würde.

„Ok, wenn das nicht der Fall ist, dürft ihr nun gehen“, beendete die Löwin nun das Treffen und beobachtete kurz, wie die jungen Schüler ihre Sachen packten und das Weite suchten. Zufrieden darüber, wie relativ ruhig das hier verlaufen war, wollte sie sich zu Malfoy umdrehen und suchte bereits nach passenden Lobesworten, die ihm nicht gleich einen Höhenflug an Selbstverliebtheit bereiteten.

„Also ich muss schon sagen, das war-“ Sie hielt abrupt inne. Hermine hatte sich umgewandt, doch zu ihrer ehrlichen Verwunderung, sprach sie zu der alten, eher schlampig abgewischten Tafel, anstatt zu ihrem Kollegen. Zwei kurze Blicke nach Links und Rechts, aber jede Spur von Malfoy in diesem Klassenraum fehlte. Die letzten drei Zweitklässler verabschiedeten sich noch höflich und die talentierte Hexe beschloss ebenfalls zu gehen. Malfoys Besen, welcher zuvor neben ihrer Tasche an dem Lehrerpult gelehnt stand, war weg. Er war bereits fortgegangen.
 

Er war schneller aus dem Schloss gestürmt, als er gucken konnte. Von der Geschwindigkeit her, hätte Draco einem Feuerblitz gehörig Konkurrenz gemacht. Bloß weg von dieser nervigen Gryffindor! Nicht eine Sekunde länger wollte der junge Malfoy die gleiche Luft einatmen, die auch von einem wertlose Schlammblut eingeatmet wurde. Seine Schritte führten ihn zielsicher zum Quidditchfeld und als er ankam, war Draco nicht mal aus der Puste. Tja, er war in Bestform.

„Haste dich doch noch einigermaßen pünktlich losreißen können“, rief ihm auch schon Blaise entgegen, als dieser den Blonden vor einem der Eingänge, die das große Spielfeld besaß, entdeckte. Draco verdrehte die Augen und ignorierte seine Bemerkung.

„Sind die anderen schon auf dem Feld?“ Malfoy schob sich mit dieser Frage stumpf an Zabini vorbei und schlüpfte durch den Eingang. Blaise folgte ihm unbeeindruckt.

„Jap, sind sie. Sie warten auf dem Feld. Ich verzieh mich auf die Tribüne“, informierte er seinen Freund und verschwand die Treppen nach oben. Draco quittierte dies mit einem Nicken und stürmte Richtung Spielfeld. Die Slytherinmannschaft tummelte sich auf dem Feld und beschäftigte sich mit ihrer Lieblingsbeschäftigung: Lästern über das Gryffindorteam. Ja, das konnten sie wirklich gut. Trotzdem würde es Draco besser gefallen, wenn sie die gegnerische Mannschaft auch besiegen wurden. Natürlich gewann auch Slytherin ab und zu gegen die Löwen, aber das reichte dem hübschen Sucher nicht. Potter und seine Trottel sollten zerstört werden! In Grund und Boden gerammt! Entschlossen, dieses Ziel dieses Jahr zu erreichen, verfinsterte Draco seinen Blick und lief aufrecht auf die Mannschaft zu.

„So, genug getratscht! Los geht’s!“, brüllte er auch sogleich und das Team unterbrach die interessanten Gespräche. Sie alle wandten sich ihrem Kapitän zu, der nun bei ihnen angekommen und gegen die Kiste mit den verschieden Ballarten für Quidditch getreten war, um sie so zu öffnen. Die Klatscher wackelten gefährlich und rüttelten an den Ketten, die sie in der Kiste hielten, aber die würden heute nicht gebraucht werden.

„Na, hat dich das Schlammblut endlich freigelassen?“, hörte Draco den Hüter Miles Bletchley mit einem arroganten Grinsen sagen. Seine eisgrauen Augen verengten sich und er machte zwei Schritte auf den Slytherin zu. Miles war zwar großgewachsen und hatte ebenfalls harte Gesichtszüge, doch gegen Malfoy war er nur ein kleines Licht. Seinen Besen rammte Malfoy einmal, aber bestimmt, auf den Boden und durchbohrte Bletchley weiterhin mit seinem Blick. Das Grinsen auf dem Gesicht des Hüters verschwand spurlos.

„Hat man dich nach deiner Meinung zu dem Thema gefragt, Bletchley?“, fragte Malfoy bedrohlich. Miles wich seinen Augen ab und zu aus, suchte nach einer passenden Antwort. Niemand wollte Malfoy zum Feind, besonders die Slytherins nicht. Der Sohn des Lucius Malfoy war wirklich unberechenbar und konsequent. In solchen Momenten wie jetzt, hatte der Hüter wirklich großen Respekt vor seinem Kapitän.

„Nein, ich hab nur-“, wollte Miles ansetzten, aber er hatte natürlich keine Chance.

„Nichts hast du zu wollen! Und wenn du noch einmal so mit mir redest, fliegst du aus dem Team! Einen Hüter wie dich kann ich leicht ersetzen“, unterbrach Malfoy ihn. Bletchley zog scharf die Luft ein. Scheiße.

„Vielleicht sollte ich das auch tun“, fuhr Malfoy etwas leiser fort. Er führte eine Hand zu seinem Kinn und nahm eine nachdenkliche Pose ein. Auf seinen Zügen ein arrogantes, aber dezentes Grinsen. Die gesamte Mannschaft schwieg. Keiner wagte es, auch nur einen Mucks von sich zu geben. Sollte Bletchley doch selbst sehen, wie er aus dieser Situation raus kommt.

„Verzeih, es passiert nicht wieder. Und ich verspreche, ich werde mich bessern! Ich werde hart trainieren.“ Malfoy musterte das Gesicht seines Hüters und sah die Angst, seinen Posten in der Mannschaft zu verlieren. So schlecht war er ja nun auch nicht im Quidditch. Außerdem blieb gar keine Zeit einen neuen Hüter aufzustellen. Der junge Malfoy wollte nur seine Macht demonstrieren. Beweisen, wer hier das sagen hat.

„Dann vergib deine letzte Chance nicht!“, drohte Malfoy und kehrte Miles den Rücken zu. Dieser atmete erleichtert auf. Ohja, hier hatte Draco Malfoy das Sagen! Keiner wagte es, ihn in Frage zu stellen. Hier fühlte der Eisprinz sich wohl.

„Und jetzt genug Zeit verschwendet! Auf die Besen! Los! Los!“
 

Das Training hatte gut getan. Malfoys Laune hatte sich enorm gebessert. Das Fliegen und der Sport dazu war wirklich eine Wohltat. Die Freude an diesem Spiel konnte ihm keiner nehmen, auch kein nerviges Schlammblut.

„Ok, Leute! Genug für Heute. Gleich sind diese Löwen-Trottel dran!“, beendete der Kapitän das Training und alle steuerten wieder den Boden an.

„Sehen wir uns gleich im Gemeinschaftsraum, Draco?“, fragte Goyle, welcher mit Crabbe als Treiber eingesetzt wurde. Sie alle liefen bereits zum Ausgang Richtung Schloss zurück. Draco bestätigte seine Frage mit einem Nicken und wandte sich mit einem „Geht schon mal vor“ noch einmal an seinen Hüter mit der großen Klappe zu. Als Miles den ernsten Blick seines Kapitäns bemerkte, zuckte er sofort zusammen.

„Das, was du heute gezeigt hast, ist das mindeste, was ich in den Spielen sehen will. Hast du kapiert!?“, schnarrte Draco ihm laut drohend zu.

„Verstanden!“, bestätigte Bletchley sofort und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

´Wohl nicht nur Schweiß vom Sport, du Angsthase´, dachte Draco und ein zufriedenes Lächeln war auf seinem Gesicht zu sehen. Er war wahrlich die Respektsperson schlechthin.

Am Ausgang wartete bereits Blaise, der sich nun der Mannschaft anschloss und Richtung Schule wanderte.

„Nicht schlecht. Ihr könntet dieses Jahr wieder gute Karten gegen die anderen haben.“

„Will ich hoffen, Blaise.“ Das Lächeln verschwand von Dracos Gesicht und der Ton seiner Stimme wurde leiser. Bedrohlicher...

Blaise wunderte sich über den plötzlichen Stimmungswechsel bei seinem Freund und schaute nun geradeaus, wo auch Draco hin starrte. Da war das Übel. Die Gryffindormannschaft marschierte auf sie zu. Sie waren als nächstes für das Quidditchfeld eingetragen.
 

„Ohmann. Hatte ja gehofft, dass die schon weg sind“, bemerkte Ron genervt, der neben Harry lief.

„Haben heute wohl, bis zum Schluss trainiert“, sagte Harry unbeeindruckt. Sein Blick war starr auf den des gegnerischen Kapitäns gerichtet. Er untertrieb nicht, wenn er behauptete, Draco Malfoy wäre sein größter Konkurrent. Auch der Slytherin hielt seine Augen auf den Schwarzhaarigen Gryffindor gerichtet. Als sie aufeinandertrafen, gerieten schon einige Spieler aus beiden Mannschaften einander. Ginny schloss zu Harry und Ron auf, und blieb mit ihnen vor Zabini und Malfoy stehen.

„Ganz schön ins Schwitzen gekommen, was Malfoy? Es ist egal, wie sehr du dich anstrengst, an Harry kommst du nicht ran“, provozierte Ron den blonden Sucher. Dieser zog seine Oberlippe gehässig nach oben.

„Freu dich nicht zu früh, Weasley“, drohte Draco und sah zu Potter.

„Ich habe dich bereits geschlagen und ich werde es wieder tun“, fuhr er entschlossen fort und starrte den ihn so verhassten Potter an, welcher furchtlos zurückblickte.

„Werden wir ja sehen“, antwortete er schlicht und lieferte sich ein Blickduel mit dem Jüngsten der Malfoys. Ron wollte gerade etwas einwerfen, als Zabini ihm zuvor kam.

„Weasley. Klappe zu. Es wird nicht leicht für euch werden, so wenig es dir auch gefällt!“

„Pah, du hast doch gar keine Ahnung, Zabini!“, mischte sich nun Ginny ein. Blaise quittierte dies mit einem charmanten Grinsen und wand sich nun der Rothaarigen zu.

„Wie gesagt: Es wird nicht leicht. Ihr werdet es erleben!“ Auf diese Antwort konnte sich Draco ein siegessicheres Grinsen nicht verkneifen. Potter würde den Schnatz nicht vor ihm fangen. Bestimmt nicht!

„Du hast ihn gehört, Potter. Streng dich besser an, wenn du auch nur den Hauch einer Chance haben willst!“, fügte Draco Malfoy hinzu und zog seine Augenbrauen einmal nach oben. Erneut wollten Ginny und Ron zu einer giftigen Antwort ansetzen, aber Harry unterbrach sie.

„Genug! Verschwenden wir unsere Trainingszeit nicht an denen! Los, zum Feld!“, befahl der Kapitän der Löwen nun und drängte sich an Malfoy vorbei, nicht ohne seine Schulter dabei provokant zu streifen. Die Schlange konnte nur breit Grinsen. Schade, dass das Spiel noch auf sich warten ließ, aber wenn es soweit war, würde Gryffindor untergehen. Er würde Potter vernichten!

„Charmant, wie immer“, bemerkte Blaise nun und sah den Gryffindors nach.

„Genug, Blaise. Die bekommen noch ihr Fett weg. Lass uns zum Gemeinschaftsraum gehen.“ Die Slytherins marschierten weiter zum Schloss, die Gryffindors zum Feld.
 

„Die müssen wir unbedingt fertig machen!“, sagte Ron entschlossen und schnürte seinen Helm enger. Auf dem Feld angekommen, versammelte Harry seine Mannschaft um sich.

„Ok! Und jetzt alle aufgepasst!“. Doch ehe der Sucher anfangen konnte, bemerkte er etwas am Himmel. Sein Blick wanderte nach oben. Es war ein bewölkter Tag. Weiße, dicke Wolken zogen am Himmel entlang, doch einige schwarze Punkte störten dieses Bild. Und seltsamerweise wurden es mehr. Harry zog die Augenbrauen zusammen.

´Was geht da vor?´, dachte er angestrengt. Die gesamte Mannschaft folgte dem Blick ihres Kapitäns zum Himmel. Jeder einzelne schien zutiefst verwundert und verwirrt, über das, was sich dort abspielte. Einige schrille Geräusche waren zu hören. Sie wurden beständig lauter. Genauso, wie sich die Anzahl der schwarzen Punkte immer mehr erhöhte.

„Sind das...?“, fing Harry leise an, als er neben Ron trat, der mit offenen Mund den Himmel musterte.

„Krähen“, beendete dieser.

„Und Raben“, fügte Ginny verängstigt hinzu. Und tatsächlich. Es waren hunderte...Nein, tausende Raben und Krähen, die den Himmel bedeckten und unüberhörbar laut schrien.
 

„Draco, sieh mal!“, machte Blaise Draco auf das Phänomen aufmerksam, als sie gerade die Mauern des Schlosses erreichten.

„Ich habe auch Augen im Kopf!“, antwortete dieser gereizt, ließ seinen Blick aber weiter auf den mittlerweile von schwarzen Vögeln bedeckten Himmel wandern. Das Geschrei der Vögel war unerträglich und wie sie in großen Massen am Himmel schwebten, wirkte unendlich bedrohlich.

„Das...ist nicht normal für diese Vögel, oder?“, fragte Draco vorsichtig, obwohl er die Antwort bereits kannte. Blaise schüttelte den Kopf.

„Nein, ist es nicht. So fing es damals vor 15 Jahren auch an...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sasusaku4-ever
2016-12-02T16:03:16+00:00 02.12.2016 17:03
Wow...
Habe heute deine FF gefunden und habe sie gerade in einem Zug durchgelesen.
Es ist wirklich sehr interessant und vor allem sehr spannend!
Ich bin schon sehr gespannt wie es weiter geht und was es mit diese Krähen auf sich hat!!!
GLG
Sasusaku4-ever
Antwort von:  Gioia
02.12.2016 22:26
hehe, danke ^.^
freut mich, dass sie dir gefällt :)
tjaaaaaaaaaa, die krähen bleiben auch ne weile ;)


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