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A Sky full of Stars

von

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Sebastian öffnete die Augen und hatte ein ungutes Gefühl in seinem Inneren. Er wusste nicht, was dies auslöste, allerdings wollte er den Grund dafür auch nicht herausfinden. Er stand auf und zog sich frische Kleidung an, nachdem er sich geduscht hatte. Dann lief er durch das Haus und zur Wohnungstür. Ohne, dass er etwas dagegen tun konnte, setzte er sich auf das Motorrad und fuhr los. Noch bevor er es ändern konnte, hielt er vor dem Haus an, indem Elena wohnte. Sie saß auf der Veranda und sah vollkommen verzweifelt aus.

"Elena...", entwich es ihm zwischen den Lippen, ehe er den Schutzhelm vom Kopf nahm. "Was ist los?"

Er sah sie von weitem an und schob sein Motorrad in ihre Richtung. Nur wenige Meter von ihr entfernt stellte er das Bike ab und überwandte die Distanz mit wenigen Schritten. Als er sich neben sie setzte, sagte er nichts und wartete einfach darauf, dass Elena etwas sagen würde. Er wollte nur zu gern wissen, wieso sie hier saß und nicht im Haus war.

 

Elena sah auf und entdeckte Sebastian hinter ihrem Schleier aus Tränen.

„Sie haben das Schloss ausgetauscht“, schluchzte sie und vergrub wieder das Gesicht in den Händen.

Sie saß bereits über eine Stunde auf der Veranda. Niemand war gekommen oder gefahren, keiner hatte sie angerufen.

„Scheiße!“, fluchte Elena und stampfte mit dem Fuß.

Wieder und wieder wählte sie die Nummer ihres Vaters. Sie hatte sogar im Krankenhaus angerufen, aber da sagte man ihr nur, er sei nicht zur Arbeit erschienen.

 

„Komm doch erst einmal mit zu mir und morgen versuchen wir es noch einmal in Ruhe. Vielleicht sind sie einfach nur sauer, weil es hieß, dass du nur eine Nacht von zu Hause weg bleibst?“, schlug Sebastian vor und reichte seiner Freundin ein Taschentuch, damit sie sich die Tränen aus dem Gesicht wischen konnte. „Morgen sieht die Welt bestimmt schon wieder anders aus.“

Er lächelte ihr aufmunternd zu und hoffte, dass sie es ebenso sah und nicht noch weiter auf der Veranda verweilen würde.

„Vielleicht sind deine Eltern aber auch sauer, weil du gestern nicht auf deinen Bruder aufgepasst hast...“, kam es ihm weiter in den Sinn. „Aber deswegen gleich das Schloss auszutauschen? Das wäre dann doch etwas zu viel...“

 

Bereitwillig ließ Elena sich auf die Beine ziehen. Sie wartete geduldig darauf, auf sein Motorrad steigen zu können. Er gab ihr lächelnd den Helm, und kurze Zeit später kamen sie vor seinem Haus an. Das Auto seines Vaters stand nicht da und Elena erwischte sich dabei, sich zu fragen, ob er es gut heißen würde, dass sie heute Nacht hier blieb.

Sebastian stand neben ihr und nahm ihre Hand. Sie umklammerte sie fest, als sie gemeinsam das Haus betraten. Es war dunkler als in ihrer Erinnerung. Nirgends mehr stand die kitschige Dekoration von Sebastians Mutter, die sie als Kind so geliebt hatte. Nicht ein Bild hing an den Wänden.

„Du weißt, dass wir morgen Schule haben?“, fragte sie, um sich von dem trostlosen Anblick abzulenken. „Und ich habe nichts zum Anziehen, außer meiner Pyjamahose, dem Bikini und dem blöden Häkelkleid. Ich werde nackt zur Schule gehen müssen.“

Elena lehnte sich seufzend an Sebastians Arm und schloss die Augen.

Ihr Kopf konnte einfach nicht erfassen, wie ihre Eltern es fertig gebracht hatten, die Schlösser auszutauschen. War ihre Mutter wirklich so eiskalt? Wie konnte ihr das Wohl ihrer Tochter so wenig am Herzen liegen? Wieder kamen Elena die Tränen.

 

Sebastian überlegte, wie er an Kleidung kommen sollte, die er Elena geben konnte. Doch ihm fiel nur eine Möglichkeit ein, und er wusste nicht, wie sie dies aufnehmen würde.

„Ich könnte mal schauen, ob auf dem Dachboden noch Kleidung von meiner Mutter ist, die sie hier gelassen hatte...“

Er führte sie in sein Zimmer, damit sein Vater sie nicht entdeckte, falls er nach Hause kam.

„Ich bin gleich wieder da“, sagte er und wartete erst gar nicht auf eine Antwort von Elena, denn sie konnte es immer noch ablehnen, sollte er am Ende fündig werden.

Nachdem er auf den Dachboden gegangen war und einige Kisten durchsucht hatte, fand er tatsächlich noch einige Sachen, die er Elena geben konnte. Wahrscheinlich waren sie ihr ein oder zwei Nummern zu groß, aber es würde dennoch besser sein, als nackt zur Schule zu gehen. Er lief wieder in sein Zimmer und entdeckte seine Freundin, die auf seinem Bett lag und sich zusammengerollt hatte.

 

Elena sah zu Sebastian auf, als er sein Zimmer betrat.

„Ich soll die Sachen deiner Mutter anziehen?“, fragte sie und lächelte schwach.

Sie setzte sich auf und ihre Haare fielen ihr in wilden Locken über das ganze Gesicht. Sebastian sah zwischen den Sachen seiner Mutter und seiner Freundin hin und her.

„Komm schon, setz dich zu mir“, sagte Elena und klopfe auf den Platz neben sich.

Sebastian warf die Sachen auf seinen freien Schreibtischstuhl.

Mit Schwung warf er sich neben Elena aufs Bett. Er zog sie mit sich, und sie kicherte vergnügt auf. Lächelnd schmiegte sich an seinen Hals. Seine Wärme ging auf sie über und beruhigte sie von innen heraus.

„Ich liebe dich, Sebastian. Du bist der beste Freund den man sich nur wünschen kann.“

Sie hatte ihren Augen geschlossen. Unter seinen gleichmäßigen Atemzügen schlief sie ein.

 

Sebastian seufzte lautlos, als er die Worte von Elena vernahm. Wie sollte er diese Worte verstehen? Er mochte sie, ja, aber war es so etwas wie Liebe? Oder war es gar nur Freundschaft? Er hatte ihr das Versprechen gegeben, sie zu heiraten, sollten sie beide keine anderen Partner finden…

Er zog die Decke über sich und Elena. Es dauerte einige Minuten bis auch er eingeschlafen war. Allerdings wusste er noch immer nicht, wie er diese Situation deuten sollte.

Am Morgen klingelte der Wecker Sebastians und er öffnete verschlafen die Augen. Er schälte sich aus dem Bett und versuchte Elena nicht aufzuwecken. Er wollte sie noch einige Zeit schlafen lassen. Sie würde bestimmt nicht wollen, dass er sie so früh weckte. Selbst wenn sie zur Schule gehen mussten.

Er lief ins Bad und sprang rasch unter die Dusche. Als er fertig war, band er sich ein Handtuch um die Hüften und lief zurück in sein Zimmer. Er setzte sich auf das Bett und rüttelte sanft an der Schulter seiner Freundin, die noch immer seelenruhig schlief.

„Guten Morgen“, lächelte er ihr sanft entgegen, als sie die Augen öffnete. „Zeit zum Aufstehen.“

Nachdem sie ebenfalls aufgestanden und ins Bad gegangen war, zog er sich an und lief in die Küche, um Frühstück für sich und Elena zu machen. Als auch dies getan war, wartete er darauf, dass Elena herunter kam und sie sich auf den Weg in die Schule machen konnten.

Der Tag zog sich wie Kaugummi und wollte einfach kein Ende finden. Allerdings hatte Sebastian in einer Unterrichtsstunde nicht aufgepasst und konnte eine Frage nicht beantworten, die der Lehrer gestellt hatte. Dies gefiel ihm nicht und hatte dafür eine Stunde Nachsitzen bekommen, so dass Elena alleine zu ihm nach Hause gehen musste.

Als Sebastian endlich das Schulgelände verlassen hatte, lief er zu seinem Motorrad. Aber er fuhr nicht zu sich nach Hause, sondern fuhr zum Elternhaus von Elena. Er klingelte und hatte nicht vor so schnell wieder von hier zu verschwinden. Erst würde er mit den Eltern von seiner Freundin reden. Es dauerte eine ganze Weile bis ihm die Tür geöffnet wurde und Elenas Mutter vor ihm auftauchte.

„Was willst du?“, ging sie ihn an.

„Ich will wissen, wieso das Schloss ausgetauscht wurde und wieso Elena gestern abserviert wurde“, antwortete Sebastian sauer. „Ich kann nicht verstehen, wie man seine Tochter einfach versetzen und sie ignorieren kann!“

„Sie hat sich dafür entschieden, mit dir zu gehen und hat somit missachtet, was ich gesagt habe“, sagte sie weiter. „Ich sehe keinen Sinn mehr darin, sie als meine Tochter zu sehen, wenn sie sich mit dir abgibt.“

„Soll ich mich von ihr fernhalten oder was soll ich tun, damit sie wieder zur Familie gehört?“

Diese Frage war nur ein Hauch seiner Stimme, die er sonst an den Tag legte. Es war kaum mehr als ein Flüstern. In seinem Hals wuchs ein Kloß heran, der ihm das Sprechen noch zusätzlich erschwerte. Die Vorstellung, sich von Elena fernzuhalten, zerriss ihm im Inneren fast das Herz.

„Wenn du es so sehen willst, dann hast du den Nagel auf den Kopf getroffen“, verschränkte die ältere Frau die Arme vor der Brust. „Ich kann dich nicht leiden und du bist es nicht wert, meine Tochter als Freundin bezeichnen zu dürfen. Du sollst dich von ihr fern halten. Du tust ihr nicht gut und seitdem sie dich kennt, macht sie nur noch was sie für richtig hält und nicht mehr das, was sie tun sollte!“

Noch immer stand Sebastian vor dem Haus und hörte sich die Predigt an, die er sich gerade einfing. Er schluckte, denn er wusste im ersten Moment nicht, was er darauf antworten sollte. Würde er auf dieses Angebot eingehen und Elena somit ersparen, ihre Eltern zu verlieren? Würde er die Freundschaft zu ihr aufgeben, damit sie in Ruhe leben konnte? Würde er dafür sorgen können, dass sie wieder mit ihren Eltern zusammen sein konnte? Doch, wie würde Elena überhaupt reagieren?

„Und wenn du es wissen willst, sie wird heiraten“, grinste die Mutter Elenas finster.

„W-Was?“, entwich es Sebastian erschrocken. „D-Das kann nicht wahr sein… W-Weiß sie davon?“

„Sie weiß es noch nicht, aber sie wird es noch erfahren.“

Sie sah ihn aus engen Schlitzen an und Sebastian entwich die Farbe aus dem Gesicht. Er taumelte einige Schritte zurück und hielt sich an dem kleinen Geländer fest, dass die Stufen zur Veranda einrahmte.

„Das ist eine Lüge“, hauchte er leise. „Das ist nicht wahr!“

„Es ist Wahrheit und die Hochzeit ist bereits in Planung. Wenn du dich von ihr abwendest und ihr diesen Schlüssel gibst, dann werde ich vergessen, dass es dich gibt.“

Sie hielt ihm einen kleinen silbernen Gegenstand entgegen. Er sah diesen nur skeptisch an, nahm ihn allerdings in die Hand und schluckte erneut. Noch immer konnte er nicht glauben, was er gerade tat und steckte diesen in seine Hosentasche.

„Sie wird heute Abend wieder hier sein und ich werde aus ihrem Leben verschwinden“, hauchte Sebastian leise, bevor er sich ein letztes Mal verabschiedete und sich auf den Weg zu seinem Motorrad machte.

Die letzten Meter zu seinem Fahrzeug waren die schwersten, die er je entlang gegangen war. Seine Beine waren schwer wie Blei und er hatte Probleme sich fortzubewegen. Nachdem er sich auf die Maschine geschwungen hatte, startete er den Motor und fuhr los. Als er vor seinem Haus von seinem Motorrad abstieg, wurde sein Herz extrem schwer und er hatte das Gefühl, dass ihm die Luft zum Atmen fehlen würde. Er presste die Kiefer aufeinander und ließ er locker, als es begann zu schmerzen.

 

Elena hatte sich nach der Schule in Sebastians Zimmer gesetzt. Ihr war langweilig, also hatte sie beschlossen seinen Schrank zu durchwühlen. Dabei hatte sie ein T-Shirt ihrer Lieblingsband gefunden. Ohne groß darüber nachzudenken zog sie es über und knotete es am Bauch zusammen, damit es nicht zu lang war.

 

Sebastian lief zum Eingang des Hauses und drückte kurz auf die Klingel. Elena hatte seinen Schlüssel und er hoffte, dass sie ihm schnell öffnen würde. Es dauerte nur wenige Momente bis er tatsächlich ins Haus gehen konnte.

„Ich muss mit dir reden...“, sah er seine Freundin ernst an.

Doch in seinem Inneren herrschte ein riesiges Chaos. Er wollte Elena nicht aufgeben, aber er wollte auch nicht der Grund sein, dass Elena ihre Eltern verlor und sie im Streit auseinander gingen.

„Ich habe etwas für dich und ich möchte, dass du gehst...“, murmelte er leise.

Er reichte ihr den Schlüssel und sah zu Boden.

„Vorhin war ich bei deiner Mutter und habe mit ihr geredet. Sie hat mir diesen Schlüssel gegeben. Sie meinte, sie hätte es sich noch einmal überlegt und will, dass du nach Hause kommst.“

 

„Wovon redest du?“, fragte sie und sah ihn verständnislos. Er sah sie die ganze Zeit nicht ein einziges Mal an. Er hatte mit ihrer Mutter gesprochen, wie kam er dazu? „Warum?“ Mehr brachte sie nicht heraus. Er hatte gesagt, er wolle, dass sie ging. War es wegen der Sache am Samstag? Hatte er sie nicht mehr gern, weil sie gegangen war? So viele Fragen brachen über sie herein. Sie fühlte sich, als würde der Boden unter ihren Füßen weggezogen werden. Und dann war da nur noch die Wut.

Elena war so unglaublich wütend. Auf Sebastian, auf ihre Mutter, auf die ganze Welt. Sie riss ihm den Schlüssel aus der Hand und rannte nach draußen. Sie hatte keine Ahnung was sie tun sollte, also lief sie nach Hause, um ihre Mutter zur Rede zu stellen.

Sie brauchte nicht annähernd so lange, wie sie gedacht hätte. Vor ihrem Haus stand kein Auto, also war ihr Vater nicht zu Hause.

Elena sprang die Veranda hoch und rammte den Schlüssel in die Tür. Ohne Probleme ließ sie sich öffnen. Sie stieß die Tür auf und schmiss sie hinter sich wieder zu. Elenas Mutter kam mit überraschter Miene aus der Küche, um zu sehen woher der Lärm kam.

„Was hast du zu ihm gesagt?“, fragte Elena drohend.

Ihre Mutter sah sie unbeeindruckt an, was ihre Wut nur noch vervielfachte.

„ICH habe ihm gar nichts gesagt, viel mehr hat er es selbst vorgeschlagen“, antwortete sie mit ausdruckslosem Blick und drehte sich wieder in Richtung Küche um.

„Was hat er dir vorgeschlagen?“

Elena folgte ihrer Mutter in die Küche und ging vor der Kücheninsel auf und ab.

„Er sagte, ich soll dich wieder in die Familie aufnehmen und dafür hält er sich von dir fern.“

Sie hatte beim Sprechen eine Augenbraue hochgezogen, als könnte sie selbst kaum glauben, was sie da sagte. Elena schüttelte ungläubig mit dem Kopf.

„Nein, dass würde er nie...“, flüsterte sie entschlossen und blinzelte die Tränen weg.

„Ach, Elena, mein süßes Kind. Wann begreifst du endlich, dass er nicht gut für dich ist?“

Ihre Mutter strich ihr sanft über die Wange, aber Elena riss sich los.

„Du hast doch keine Ahnung! Ich liebe ihn, Mutter. Und er liebt mich...Er würde mich nie wegen DIR verlassen!“, rief sie entschlossen und ging aus der Küche.

„Du solltest deine kindischen Gefühle lieber schnell wieder vergessen. Nach deinem Abschluss wirst du heiraten!“

Elena blieb wie angewurzelt am Fuß der Treppe stehen, unfähig sich zu bewegen. Hatte sie gerade richtig gehört?

„Was?“, flüsterte sie fassungslos.

Ihre Mutter drehte sich noch einmal zu ihr um.

„Du wirst heiraten, Elena.“
 



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