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Die Geschichte einer Kämpferin

von

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Angst

Ein lautes Klirren. Metall schlug an Metall.

Ihr Gesicht verzog sich zu einer wütenden Maske, als der erste Gegner sie erreichte und sie mit einem länglichen Schwert attackierte. Sie hatte den Schlag mit einem Kunai parieren können, hatte jedoch keine Zeit selbst einen Angriff zu starten, da sie direkt von einem weiteren Gegner in Beschlag genommen wurde.

Verdammt! Das war nicht die Lage, in die sie hatten kommen wollen.

Mit einem schnellen Tritt beförderte sie einen der Gegner von sich fort und traf den großen mit dem Schwert mit ihrer Faust hart am Auge, sodass er zurücktorkelte. So bekam sie einen kleinen Moment Zeit und konnte ihre Teammitglieder lokalisieren. Sie sah Kakashi, der bereits zwei der Banditen ausgeschaltet hatte, während Sakura auf seine Anweisung hin den Karren unter die Lupe nahm. Naruto gab ihr Rückendeckung.

Doch sie hatte keine Zeit sich um ihr Team zu kümmern, denn ihre Aufmerksamkeit wurde direkt wieder in Beschlag genommen, als der Mann mit dem seltsamen Schwert wieder vor ihr stand und es auf ihren Kopf niedersausen ließ. Mit einer flüssigen Bewegung zog sie ihre Waffe von ihrem Rücken. Ein Ruck durchfuhr ihren Körper als die Schwertklinge auf den dunklen Stab knallte und sie dadurch fast in die Knie zwang. Verdammt, der Typ war stark.

Schnell zog ihr Gegner sein Schwert zurück und gab Kyoko so unbewusst die Chance ihre Waffe zum Einsatz zu bringen. Routiniert begann sie, sie kreisen zu lassen, sodass die beiden Klingen einen gefährlichen Kreis um sie bildeten. Und dann ging sie auf ihn los. Notdürftig parierte er die Klingen, die sich mittlerweile so schnell bewegten, dass man nicht mehr sagen konnte, wo sie begannen und aufhörten. Dafür mochte sie ihre Waffe. Ließ man ihren Einsatz zu, war es fast unmöglich sie ordentlich abzuwehren.

Mit einem schmatzenden Geräusch durchschnitt sie schließlich die Brust ihres Gegners. Weit riss er seine entsetzten Augen auf und fiel auf die Knie, bevor er letztendlich nach vorne sackte und regungslos liegen blieb. Gut, einer weniger.

Schlagartig wandte sie sich um. Sie hatte nur einen Gegner gehabt, also musste sie davon ausgehen, dass der Rest ihres Teams es wohl mit weitaus mehr Männern zu tun haben musste. Und wirklich. Kakashi setzte sich gleichzeitig gegen vier der Banditen zur Wehr während Naruto es sogar mit fünf von ihnen aufnehmen musste, um Sakura zu schützen. Sie wollte ihm zur Hilfe eilen, als einer von Narutos Gegnern sie zu bemerken schien und sich zwischen sie stellte. Ein knurrender Laut wich über ihre Lippen. Er würde sie sicherlich nicht davon abhalten ihren Neffen zu beschützen. Kurz betrachtete sie ihn. Er machte keine Anstalten sich ihr zu näheren und sie anzugreifen und so war sie es, die den ersten Schritt machte. Mit einem Aufschrei ließ sie ein Ende ihrer Waffe auf ihn niedersausen und viel eher als sie gedacht hatte, drang die Klinge in Fleisch. Ihr Gegner hatte gar nicht versucht aufzuweichen. Überrascht spürte sie das warme Blut, dass ihr entgegen spritzte und ihre schimmernde Metallschoner rot färbte. Sie hasste den Geruch von Blut.

Aber plötzlich änderte sich die Situation. Die Kampfgeräusche wurden leiser bis sie schließlich komplett verschwunden waren und als sie den Blick hob, war sie alleine auf der Lichtung. Verwirrt hob sie eine Augenbraue. Was war das? Mit einem Zischen löste sich der Bandit vor ihr auf, in dem noch immer ihre Waffe steckte und überrascht über den verschwundenen Widerstand stolperte sie nach vorne. Was passierte hier?

Verwirrt schnallte sie sich ihre Waffe auf den Rücken und sah sich um. All diese Leute konnten doch nicht einfach so verschwinden. Sie zog ein Kunai hervor. Ihre Waffe war zwar nützlich gegen Schwerter und dergleichen, aber da sie nicht wusste, was jetzt auf sie zukommen würde, verließ sie sich lieber auf ihre bevorzugte Kampfart.

Suchend sah sie sich um. Sie war ohne Frage auf der gleichen Lichtung. Sie sah den Wagen und selbst das Feuer prasselte in ihrem Rücken, aber die plötzliche Stille war einfach nicht richtig.

Ein plötzliches Flackern in ihrem Rücken ließ sie herumfahren. Das eben noch so gemütliche Lagerfeuer hatte seine Form verändert, war in die Höhe geschossen und bildete nun einen gewaltigen Löwen. Er öffnete sein Maul und stürzte sich mit rasender Geschwindigkeit auf die Kunoichi hinab, die es gerade noch so schaffte mit einem Satz aus dem Weg zu zu springen. Das war doch unmöglich.

Und da viel es ihr wie Schuppen von den Augen. Sie fluchte. Sie war so dämlich. Ein Genjutsu, natürlich.

Abermals musste sie dem flammenden Löwen ausweichen, der ruckartig die Richtung geändert hatte, als seine Feuerzungen sie nicht erreicht hatten.

Sie war gefangen.

Mit einem schnellen Salto entging sie dem Angriff ein weiteres Mal und der Löwe preschte unter ihr hindurch und lediglich seine Hitze berührte ihre Beine.

Sie war dem Jutsu komplett ausgeliefert, sie konnte es nicht auflösen.

Kyoko machte sich gerade darauf gefasst einem weiteren Angriff auszuweichen, als der Löwe sich plötzlich in Luft auflöste. Hektisch sah sie sich um, was geschah jetzt?

„Kyoko Namikaze.“

Sie erstarrte. Die Stimme war kaum mehr als ein Zischen gewesen. Wie eine Schlange.

Sie wagte es nicht sich umzudrehen. Das war nicht möglich. Er konnte nicht hier sein. Es war nur ein Genjutsu.

Ihr Herzschlag beschleunigte sich panisch und sie hatte das Gefühl es würde ihr aus der Brust springen wollen. Schweiß trat auf ihre Stirn ohne dass sie sich dafür regen musste. Ihr Atem war hektisch.

Alles nur nicht er.

„Es freut mich dich wieder zu sehen.“

Nein. Er war tot. Das war lediglich eine Illusion.

Immer wieder wiederholte sie sich. Nur eine Illusion. Nur eine Illusion...

Ein Zittern breitete sich langsam in ihrem Körper aus.

Nur eine Illusion.

Angespannt biss sie sich auf die Lippe, als das Zittern ihre Schultern erreichte. Ihr ganzer Körper bebte nun.

Nur eine Illusion!

Langsam, wie in Zeitlupe drehte sie sich um.

Nur eine Illusion. Nur eine Illusion.

Scharf sog sie die Luft ein und panisch weiteten sich ihre Augen, als sie ihn sah. Seine gelben schlangenartigen Augen fixierten sie und ein gemeines Lächeln stahl sich auf seine dünnen Lippen, als er ihre Angst sah.

Nur eine Illusion.

Kyoko verlor die Kontrolle über ihren Körper, als der San-Nin sich bewegte. Er machte einen langsamen Schritt zu ihr und schien ihre Panik zu genießen. Sie stolperte rückwärts. Mit dem Fuß blieb sie an einem Ast hängen und fiel. Unbewusst streckte sie ihre Hände aus, um sich abzufangen. Sie konnte den Blick nicht von ihrem ehemaligen Meister abwenden.

„Du bist beklagenswert, kleine Kyoko. Ich habe dir Kraft gegeben und doch sitzt du jetzt hier vor mir.“

Er kam immer näher. Hektisch rutschte sie zurück, doch ihre Glieder bekamen keinen Halt auf dem Boden. Noch immer sah sie zu ihm auf.

Nur eine Illusion.

„Du bist ein niemand. Nicht einmal mit meiner Kraft, bist du ein wahrer Shinobi.“

Sie versuchte weiter zurück zu krabbeln, doch ihr Fuß sackte ein. Wie? Endlich schaffte sie es den Blick von Orochimaru abzuwenden und sah hinunter. Das Gras war verschwunden, an seiner Stelle war ein komischer roter Schleim getreten, der sich fest um Kyokos Knöchel und Handgelenke gelegt hatte. Sie zerrte daran, doch er hatte sie fest im Griff. Sie konnte nicht mehr zurückweichen.

Noch immer spürte sie ihr Herz in der Brust. Es hatte nie so doll geschlagen wie jetzt. Sie wagte es nicht den Blick anzuheben. Wenn sie es tun würde, wäre er direkt vor ihr, da war sie sich sicher. Es war nun egal, ob er nur eine Illusion war oder nicht. Wenn er sie hier töten würde, dann war es endgültig vorbei.

„Sieh mich an!“

Automatisch folgte sie seinem Befehl, so wie sie es immer getan hatte.

Sie hätte nur die Hand ausstrecken müssen, um ihn zu berühren so nah stand er bereits vor ihr. Sie konnte fast seinen kalten Atem auf ihrer erhitzten Haut fühlen und eine unangenehme Gänsehaut breitete sich darauf aus.

Würde sie nun sterben?

„Du bist eine Enttäuschung! Du verdienst nichts anderes als den Tod.“

Er hielt ein Schwert in der Hand. Die Klinge war lang und schmal und blitzte gefährlich. Woher kam es? Hatte er es schon die ganze Zeit dabei gehabt? Egal.

Er hob es an.

„Ich hätte dich sofort töten sollen. Du warst nie würdig eines meiner Experimente zu sein.“

Wie hypnotisiert folgten ihre Augen dem kalten Metall. So würde es also zuende gehen. Sie hatte Angst. Furchtbare Angst, die ihr die Luft zum Atmen nahm. Es durfte noch nicht zuende sein. Nicht so. Nicht durch seine Hand. Nicht nachdem sie endlich zuhause war.

Ein grausames Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit und ohne ein weiteres Wort, ließ er das Schwert auf sie hinab schießen.

Ein stechender Schmerz durchfuhr ihre Schulter. Ein Keuchen entwich ihren Lippen, als sich der Schmerz schlagartig in ihrem gesamten Körper ausbreitete. Es war als stünde sie in Flammen. Reflexartig biss sie sich auf die Unterlippe, um einen weiteren Laut zu unterdrücken. Schnell schmeckte sie Blut. Sie hasste den Geschmack von Blut. Zäh und warm breitete sich eben jenes auch an ihrem Körper aus. Nur aus dem Augenwinkel sah sie, wie sich ihr Arm rot färbte und nur dumpf vernahm sie das leise Tropfen. Plopp. Plopp. Plopp.

Angestrengt kniff sie die Augen zusammen. Schwarze Punkte tanzten vor ihrem Gesicht und verschleierten ihr die Sicht. Die Schmerzen trieben sie beinahe in die Bewusstlosigkeit.

Ein unschöner Windzug zu ihrer linken kündigte weitere Schmerzen an und als sich das scharfe Metall in ihr Fleisch bohrte, konnte sie einen Schrei nicht mehr unterdrücken.

Schwach ließ sie den Kopf hängen. Sie kämpfte nicht mehr gegen ihre Fesseln an. Er hatte sie gebrochen.

Sie spürte wie ihr Herz in ihrer Brust zerreißen wollte. Sie wollte schreien und weinen, doch kein Laut drang mehr über ihre Lippen. Ihr ganzer Körper war erfüllt von Schmerzen. So fühlte sich also sterben an? Ein ergebenes Lächeln schlich sich auf ihre blutigen Lippen. Wenn das ihr Schicksal war.

Sie schloss die Augen. Sie wollte nicht noch mal in die Augen des San-Nin sehen. Er sollte nicht das letzte sein, das sie zu Gesicht bekam.

Sie vernahm ein erneutes Zischen. So endete es also.
 

Doch der Schmerz blieb aus.
 

„Kyoko, Kyoko?“ Eine besorgte Stimme ließ sie die Augen aufreißen. Das war nicht Orochimaru, sondern eine Stimme, die sie nie mehr zu hören geglaubt hatte. Sie sah direkt in Kakashis schwarzes Auge. Er stand vor ihr, hatte sich zu ihr heruntergebeugt und sie aus dem Genjutsu erlöst.

„Bleib still!“, war seine schlichte Anweisung, als er sanft eine Hand auf ihren Rücken legte und sie stützte. Der Schmerz war noch immer allgegenwärtig, sie konnte sich nicht bewegen.
 

Besorgt betrachtete Kakashi Kyokos Verletzungen. Zwei tiefe Schnitte in ihren Schultern, die sogar den Blick auf ihre Knochen freilegten. Er zog scharf die Luft ein. Das sah schmerzhaft aus. Seine Hand, die noch immer auf ihrem Rücken lag, hatte sich bereits blutrot gefärbt. Sie war komplett von dem roten Nass umhüllt.

„Sakura wird sich gleich um dich kümmern.“, sagte er mit sanfter Stimme in der Hoffnung es würde sie beruhigen, doch sie schien ihn kaum zu hören. Panisch starrte sie in die Luft, schien etwas zu sehen, das überhaupt nicht da war. Er fuhr sich mit der freien Hand durch sein Haar. Was hatte sie nur gesehen?
 

Er war zu spät gewesen, um sie vor den Schmerzen zu bewahren. Untätig hatte er dabei zusehen müssen, wie einer der Männer sie mit seinem Schwert traf. Er war davon ausgegangen, dass sie sich wehren würde. Viel zu spät hatte er realisiert, dass sie in einem Genjutsu gefangen war. Ihr Schwachpunkt.
 

Naruto und er hatten es geschafft alle der Banditen zu besiegen. Er hatte sich einen tiefen Schnitt in seinem Oberschenkel zugezogen und einige unangenehme Kratzer am Rücken, doch es war nichts lebensbedrohliches. Auch Naruto war nicht unbeschadet aus dem Kampf davon gekommen, allerdings war Sakura bereits dabei seine Wunden zu heilen, bevor sie zu ihnen kommen würde.

Noch immer sah er in Kyokos schmerzverzerrtes, panisches Gesicht und beobachtete sie dabei, wie sie versuchte ihren Atem zu normalisieren.

„Ich habe Ororchimaru gesehen.“ Es war kaum mehr als ein Hauchen, das über ihre aufgeplatzten Lippen kam, als sie den Blick zu ihm hob. Er sah die Angst darin. Sie war fast greifbar. Ihre Lippe zitterte.

„Es war ein Genjutsu, er ist tot, du bist in Sicherheit.“, versuchte er die junge Frau zu beruhigen, deren Augenbrauen sich über ihren Augen zusammenzogen.

„Ich hatte solche Angst.“ Wieder war ihre Stimme kaum zu vernehmen und ihre Augenbrauen zogen sich falls möglich noch weiter zusammen. Aus Angst wurde Wut.

„Was bin ich für eine Idiotin. Wenn ihr nicht gewesen wärt...“ Sie beendete den Satz nicht, schluckte lediglich schwer, doch er verstand. Sie durfte sich nicht so aus der Fassung bringen lassen, es war gefährlich. Beiläufig kaute sie auf ihrer Lippe herum, die bereits ganz aufgerissen war und schien nachzudenken. Er war froh, dass ihr nichts passiert war. Er hätte es nicht verkraftet schon wieder jemanden zu verlieren. Sie war die letzte Person, die ihm noch blieb. Und beinahe hätte er versagt. Er hatte es schon vor seinen Augen gesehen, wie das Leben aus ihren Augen erlosch und er hatte Minatos Blick auf sich gespürt. Er musste auf sie aufpassen. Für ihn. Und für Naruto.

„Kakashi, es tut mir Leid, es wird nicht wieder vorkommen.“ Und ihr Blick war ernst. Derartig ernst, dass er ihr glaubte. Es würde nicht wieder vorkommen.



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