Sweater Weather
Die Straßen waren komplett zugeschneit. Das Licht, dass von den Straßenlaternen und den Häuser links und rechts kam, war leider schwächer als der Schneesturm, der durch die Straßen fegte. Während Kanda wütend durch den cm-tiefen Schnee stapfte, waren die Rachegedanken das einzige, was ihn warm hielt. Das Ziel seiner Gedanken war der Abteilungsleiter Komui, der sie für eine Mission (die sich als blinder Alarm herausgestellt hatte) nach Moskau geschickt hatte. Hätte er im Geschichtsunterricht aufgepasst, hätte er gewusst, dass Russland im Winter eine Scheiß-Idee ist. Napoleon musste das auf die harte Tour lernen, aber womit hatte er das verdient? Ein lautes Niesen rieß in aus seinen Gedanken. Er drehte sich um und schaute die Person hinter sich an. Linali lief hinter ihm her. Obwohl sie ziemlich dicke Winterkleidung trug, wusste Kanda, dass die Kälte ihr zu schaffen machte. Ursprünglich war er froh gewesen, dass sie mit ihm auf diese Mission ging, aber jetzt tat sie ihm leid. "Wir sind da," sagte er und deutete auf die Eingangstür einer Gaststätte, in der sie am morgen ein Zimmer gemietet hatten. Mittlerweile war es spät. Kanda schätzte, dass es nun 22 Uhr sein musste. Sie öffneten die Tür, gingen durch die leere Bar zu Treppe und suchten das Zimmer mit ihrer Nummer. Als sie es gefunden hatten, Befahl Kanda Linali sofort ein warmes Bad zu nehmen. Währenddessen entzündete er ein Feuer im Kamin und kümmerte sich um den Tee. Nach einer halben Stunde saßen beide auf zwei unbequemen Sesseln vor dem Kamin. Sie hatten die Uniform des Ordens abgelegt um sich etwas bequemeres anzuziehen. Dabei mussten sie auf Klamotten zurückgreifen, die Komui ihnen mitgegeben hatte. Linali trug eine schwarze Strumpfhose und einen pinken Pullover. Komui hatte sie extra für sie herausgesucht, weshalb die Klamotten auch wie angegossen passten. Bei Kanda dagegen, hatte er vermutlich ein Altenheim ausgeraubt. Der Schwertkämpfer trug eine braune Cordhose, was seiner Meinung nach noch das beste Kleidungstück war. Sein rechter Fuß war in eine dicke, grüne Wollsocke gehüllt, auf der gelbe Weihnachtsbäume abgebildet waren. Die linke Socke hatte eine hässliche lila Färbung mit einem blauen Sternmuster. Seinen Oberkörper bedeckte ein roter Pullover mit weißen Rentieren. Es saß aus, als hätte er sich in einem Kinder-Farbkasten gewälzt. "Dein Bruder hat wirklich hässliche Klamotten rausgesucht." "Ist doch egal," antwortete Linali. "Hauptsache sie halten warm." Doch ihr war kalt, dass konnte Kanda deutlich sehen. Sie zitterte. "Ich will diese Klamotten nicht tragen," murmelte er in einem genervten Ton und zog den Pullover wieder aus. "Hier nimm du ihn." Die Chinesin sah ihn verwundert an. "Wird dir nicht kalt?" "Ich sagte nimm ihn!" erwiderte Kanda und drückte ihn ihr gegen die Brust. "Der ist doch viel zu groß!" "Dann nimm ihn als Decke!" Während Linali sich den Pullover über zog lehnte Kanda sich ihn seinem Sessel zurück und schloss die Augen. Die Exorzistin hatte die Beine angezogen und den Pullover darüber gestöpt. Sie schaute zu Kanda herüber, der nun Oberkörper frei da saß. "Du kannst mir nicht erzählen, dass du nicht frierst." Linali war sich sicher, dass der Schwertkämpfer kalt hatte, doch diesen schien dass nicht zu kümmern. "Hör auf zu meckern und trink den Tee," war alles war er von sich gab. "Du bist heute ja wirklich fürsorglich. Wurdest du von den drei Geistern der Weihnacht besucht?" Kanda machte sich nicht die Mühe die Augen zu öffnen, aber Linali konnte spüren, wie er mit den Augen rollte. "Zunächst einmal haben wir Oktober! Das ist noch weit weg von Weihnachten und das ich mir Sorgen um dich mache, liegt daran, dass du die einzige Person im Orden bist, die mir nicht ganz auf die Nerven geht." "Ach so okay." Linali lachte und nahm einen Schluck aus ihrer Tasse. "Warte mal..." Sie starrte die Tasse an. "Da ist Zucker im Tee. Du hast Zucker in den Tee gemacht?" "Ja. Was ist falsch damit?" "Nichts..." Sie nahm einen weiteren Schluck aus der Tasse. "Ich hätte nur nicht gedacht, dass ausgerechnet du was süßes in den Tee machst." "Ich mag süße Sachen. Ist das nicht in Ordnung?" "Doch, doch," erwiderte sie schnell und nahm einen weiteren Schluck aus der Teetasse. "So, so du magst also süße Sachen." Linali beobachtete das Kaminfeuer. "Und... was für süße Sachen magst du so?" Kanda antwortete erst nicht. Er war müde und Linali war sich sicher, dass er auf dem Sessel eingeschlafen war, doch dann murmelte er eine Antwort. "Keine Ahnung... ich mag dich..." Die Chinesin hätte fast ihren Tee ausgespuckt. Sie schaute zu Kanda herüber welcher sich nach wie vor nicht rührte. "Was hast du gerade gesagt?" Doch Kanda reagierte nicht. Linali konnte ihn langsam Atmen hören. Er war wohl eingeschlafen. Das Licht des Feuers flackerte und malte Muster über sein Gesicht. Linali erhob sich und ging auf ihn zu. Nun da sie aufrecht stand, wirkte Kandas Pullover wie ein Kleid. Als sie ihre Hände nach ihm ausstreckte, hing ein gutes Stück des Ärmels an ihren Fingern herunter. Sie setzte sich vorsichtig auf Kandas Schoss und nahm seinen Kopf in ihre Hände. Sie drehte sein Gesicht so, dass sie es in seine geschlossenen Augen schauen konnte. Diese öffneten sich nun langsam. Eine Zeit lang schauten sich beide nur an. Sie hörten ihr Atmen des anderen und musterten das Gesicht des anderen. Schließlich brach Kanda die Stille mit einem Wort. "Hey." Es klang nicht wie sonst. Es klang verwundert und auch etwas dümmlich. Linali lächelte. "Hey." Sie fuhr mit ihren Händen über seine Schultern. "Was machst du da?" fragte er. "Ich dachte dir wäre Kalt." Sie griff mit ihren, vom Pullover umhüllten Händen nach seinen Armen. "In diesem Pullover ist wirklich Platz für zwei weißt du?" Kanda lächelte und schob seine Hände in die Ärmel des Pullovers, bis er Linalis Hände erreicht hatte. Er umschloss sie mit seinen Fingern. "So besser?" fragte er und konnte sein grinsen dabei nicht verbergen. Linali beugte sich zu ihm herunter und küsste ihn. "Sag es nochmal." "Was soll ich sagen?" "Ach nichts... du solltest im Schlaf nichts sagen, was du später nicht wiederholen kannst!" Sie küsste ihn erneut. "Apropos Schlafen," sagte er, als sich ihre Lippen wieder lösten. "Wir haben noch gar nicht darüber geredet, wie wir das machen. In diesem Zimmer gibt es nur ein Bett." Während Kanda das sagte, wurde sein grinsen breiter. "Nun," flüsterte Linali ihm zu. "Dann wird es zumindest nicht kalt..." Sie stand auf und zog ihn aus dem Sessel. Sie bewegten sich zusammen in Richtung des Bettes, welches am anderen Ende des kleinen Raumes stand. Kanda legte sich unter die Decke und machte Platz für Linali. Diese legte sich schnell zu ihm. Er spürte ihre weiche Haut, als sie sich an ihn schmiegte. "Hey, ich dachte dir ist kalt?" Sie hatte die Strumpfhose und die zwei Pullover ausgezogen und lag nun neben ihm. Ihre Unterwäsche hatte eine tiefschwarze Farbe. "Ich dachte neben dir wird mir bestimmt nicht kalt." Sie küsste ihn auf die Wange und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Kanda legte einen Arm um sie. Kanda lächelte. Am Ende war dieser Ausflug doch nicht so schlecht gewesen. "Du hast glück gehabt Komui," dachte er. "Ich werde dich nicht ganz so hart verprügeln."
