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Der Elysianer

von

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Kapitel 18

 

[JUSTIFY]Cletus‘ Rücken schmerzte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nicht unbedingt von irgendwelcher Anstrengung, aber schon Goal zuzusehen, wie sie sich mit den Rudern abmühte, brachte ihn dazu, sich vorzustellen, er müsste an ihrer Stelle das Notboot antreiben. Also zog er es vor, aus dem kleinen Bullauge in der Tür zu sehen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Lediglich das Quietschen der Ruder erinnerte ihn mit vorwurfsvollem Kwiitüüt daran, was hinter ihm vor sich ging.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er wusste nicht ob derjenige, der beim Entwurf des Notboots die Idee gehabt hatte, nicht nur keinen elektrischen Antrieb einzubauen, sondern die Seilwinde manuell über ein paar Ruder zu betreiben, ein Sadist gewesen war oder einfach nur ein Vollidiot. Vielleicht auch beides.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Kwiitüüt machten die Ruder entschuldigend.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Unter ihnen konnte man keine Details mehr in der Dunkelheit erkennen, nur vereinzelt flackerten Lichter an Deponias Küsten. Glücklicherweise konnte Cletus nun auf die verlassene Aufstiegsstation verweisen, die auch nach Jahren mit Festbeleuchtung von weitem zu sehen war, sollte Goal doch noch einmal auf die Idee kommen, die Lichter als Hinweis auf Leben zu deuten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Aber im Moment war sie ja ohnehin zu sehr mit Rudern beschäftigt um auf solche Gedanken zu kommen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Kwiitüüt kam es als Bestätigung von hinter ihm.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus' Augenbraue zuckte. Es würde noch Stunden dauern bis sie Elysium endlich erreichten vorausgesetzt Goal hielt ihr Tempo durch. Ob er jedoch dieses furchtbare Geräusch so lange ertragen konnte? Auf jeden Fall konnte die Belohnung, die er verdiente gar nicht groß genug sein.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Cletus?", kam Goals Stimme unterstrichen von einem sanften Kwiitüüt. "Ist alles in Ordnung? Du bist so still und düster seit wir aufgebrochen sind. Freust du dich denn gar nicht nach Elysium zurückzukehren?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er weigerte sich noch immer sich zu ihr umzudrehen. Er war sich nicht sicher ob ihn seine Augen verraten würden und was sollte er ihr auch sagen? Natürlich freute er sich nach Elysium zurückzukehren. Er verspürte einen wilden Triumph, wann immer er daran dachte. Doch einher mit diesem Gedanken kam stets die Erinnerung an Goals Verrat.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie war bereit gewesen, ihn auf Deponia zurückzulassen und an seine Stelle einen dahergelaufenen Strauchdieb zu setzen. Vielleicht hätte es sie nicht einmal gestört, wenn er dort unten umgekommen wäre. Keinen Finger hatte sie gerührt als er unter Schmerzen am Flaggenmast hing...[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Cletus?" Er spürte ihre weiche Hand auf seiner Schulter und wurde sich erst jetzt bewusst, dass das Kwiitüüt verstummt war. "Ist etwas passiert? Bist du wütend auf mich, weil ich diesen Unfall hatte?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Noch immer sah er sie nicht an, doch er schüttelte auch ihre Hand nicht ab. "Es war wirklich höchst unvorteilhaft, dass dir das passiert ist", murmelte er schließlich. Er konnte ihr schlecht die Wahrheit sagen und so war dies die nächstbeste Möglichkeit seinem Ärger Luft zu machen. "Erst veranstaltest du so ein Theater, bestichst Fräulein Kinkel und erpresst mich und dann sowas. Schlafen hättest du auch auf Elysium können."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie seufzte tief und er fürchtete sie könnte in Tränen ausbrechen. Für einen Moment wünschte er sich das Kwiitüüt zurück, doch dann legte sie die Arme um ihn und er hielt die Luft an. "Oh, Cletus. Das ist so süß von dir. Du weißt wie wichtig mir diese Reise war und bist für mich traurig. Aber es ist schon gut. Ich war da. Ich habe den Planeten gesehen mit seinen Einöden voll Schrott. Gut, es war nicht das Abenteuer, das ich wollte, aber du hast dein Wort gehalten. Du hast mich wirklich mitgenommen und das werde ich dir nie vergessen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Endlich wandte er sich um, was in ihren Armen gar nicht so einfach war, und sah zu ihr auf. Das Licht vom Inneren des Notboots war in ihrem Rücken und ließ ihre Haare rotgolden aufglühen, doch ihr Gesicht lag im Schatten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er war sich nicht sicher, aber bestimmt erwiderte sie seinen Blick und sah nicht länger sehnsüchtig durch das Bullauge auf den Planeten hinab. Ganz bestimmt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nun, es spielte auch keine Rolle. Er hatte gewonnen und sie war noch immer seine Goal. Es war Rufus, der in seiner widerwärtigen Impertinenz ihren Geist vergiftet hatte. Jetzt da sie wieder vereint waren, würde nichts mehr zwischen sie kommen. Und ihrem unsäglichen Abenteuerdrang würde sie hoffentlich auch bald entwachsen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Ach Goal", flüsterte er und lehnte die Stirn an ihre Schulter. "Wenn du in dieser Geschwindigkeit weiterruderst, werden wir noch eine Ewigkeit brauchen bis wir Elysium erreichen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie ließ ihn los, etwas abrupt für seinen Geschmack, aber er war dennoch zuversichtlich, dass sie ihren Fehler einsah. Wenn sie ihn nur nicht so seltsam ansehen würde. "Du willst doch auch so schnell wie möglich zurück nach Elysium oder nicht?" fügte er noch sicherheitshalber hinzu.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Ja. Doch. Schon." Sie seufzte und setzte sich wieder auf die Ruderbank, griff aber immer noch nicht zu. "Ich weiß ja wie du es meinst. Ich bin nur so müde und habe niemanden, der mich ablösen könntest. Wenn du nur etwas Rückgrat hättest ... ich meine eins, das nicht gleich schmerzt ..."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus starrte sie eine Weile an, fand aber keine passende Antwort. Goal war ganz offensichtlich nicht in Topform, so abgerissen und dreckig wie sie war. An ihrer statt zu rudern kam allerdings ebensowenig in Frage. "Na schön. Es hat bis jetzt schon so lange gedauert, da kommt es auf ein paar Stunden mehr nun auch nicht mehr an. Außerdem war ich geistesgegenwärtig genug Proviant einzupacken." Er nickte in Richtung seiner Reisetasche. "Also machen wir erst einmal Rast und erholen uns etwas."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Goal strahlte und sprang sofort auf, was Cletus veranlasste eine Augenbraue hochzuziehen. Aber egal, er war das diskutieren leid und vielleicht würde ihm selbst die Ruhe auch gut tun.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]In einer Kiste neben der Tür fanden sich einige Decken und nach einem für elysianische Maßstäbe sehr dürftigen Abendessen machten sie es sich beide auf dem Boden des Notboots so bequem wie es eben ging. Bald schlief Goal tief und fest, doch Cletus hatte Schwierigkeiten zur Ruhe zu kommen. Er wusste nicht wie er darauf kam, doch er wurde das Gefühl nicht los, dass die nächste Katastrophe nur auf einen Startschuss wartete.[/JUSTIFY]
 

 

* * *

 

 

[JUSTIFY]Sonnenstrahlen weckten ihn rüde am nächsten Morgen. Vielleicht auch am Mittag, aber nach elysianischen Maßstäben war das ohnehin kein großer Unterschied.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er fühlte sich furchtbar. Sein Rücken schmerzte als habe er nun doch die ganze Nacht gerudert und sein Nacken war vom Schlafen auf der dünnen Unterlage ganz steif geworden. Trotzdem hätte er am liebsten weiter geschlafen, denn das Erwachen brachte auch die Erinnerungen des Vortages mit sich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Der Verrat, die Schmerzen, die Todesangst. Die Demütigung.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sein einziger Trost war, dass Rufus wahrscheinlich inzwischen von den Organon liquidiert worden war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Cletus?" Goal beugte sich über ihn. "Hast du ... hast du gut geschlafen?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie lächelte, doch ihre Stirn legte sich immer wieder in Falten als denke sie angestrengt über etwas nach. Na, so wichtig wie seine eigenen Sorgen konnte es schon nicht sein.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus setzte sich auf und sah sich missmutig um. "Unter diesen Umständen kann man wohl kaum guten Schlaf erwarten. Aber sei's drum. Hauptsache wir sind bald wieder zu Hause. Wir sollten schnell etwas frühstücken und uns dann auf den Weg machen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Goal nickte abwesend und reagierte auch nicht als Cletus ein paar Rationspäckchen mit trockenen Bageln und Instantkaffee hervorholte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Von einer Lady ihres Formats hatte Cletus eigentlich etwas mehr Protest erwartet, doch seltsamerweise sah sie ihn kaum an und starrte stattdessen ins Leere, was ja nun kaum ein besserer Anblick war als er. Hoffentlich hatte Rufus nicht doch noch mehr Schaden an ihrem Hirnimplantat verursacht.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Den Kaffee hatte er von Argus bekommen, da er leider die Kaffeemaschine aus ihrer Kabine nicht mitnehmen konnte. Zwar servierte sie den Kaffee nur in Plastikbechern, aber wenigstens war das Zeug einigermaßen trinkbar. Cletus war wenig zuversichtlich, dass der Instantkaffee da mithalten konnte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Zumindest steckte in den Bechern genug Organontechnologie, damit diese ihren Inhalt selbst erhitzten, aber da endete sein Glück auch schon. Cletus nahm einen Schluck und allein seine gute Erziehung hielt ihn davon ab, ihn im hohen Bogen auszuspucken. Warum war das nur so dickflüssig und voller Bröckchen? War der Nachgeschmack eher Erde oder Schimmel? Und wie sollte er damit nur einen Sesambagel herunterkriegen?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Jetzt hatte auch Goal ihren Kaffee probiert und er machte sich bereit ihr enthusiastisch zuzustimmen, wenn sie das widerliche Gebräu niedermachte. Es würde wie in alten Zeiten sein als sie zusammen im Cafe gesessen und genüsslich über ihre unfähigen Arbeitskollegen und sonstigen Bekanntschaften gelästert hatten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Doch Goal starrte nur weiter vor sich hin.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Enttäuscht biss Cletus wieder in seinen Bagel und überlegte ob ein Schluck Kaffee wohl helfen würde das staubtrockene Gebäck hinunterzuspülen oder sich zu einer Kakophonie des Ekels verbinden und ...[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Sag mal, Cletus, hast du Rufus eigentlich dafür belohnt, dass er mich zur Aufstiegsstation gebracht hat?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er würde sterben. Der Kaffeebecher war seinen Fingern entglitten und ergoss seinen Inhalt über seinen Schoß. Gleichzeitig wuchs der Bagelklumpen in seinem Hals zu einem unverdaulichen Klumpen und schnürte ihm die Luft ab.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er sprang auf, versuchte hastig die heiße Hose von seinen edelsten Körperteilen fern zu halten und würgte dabei an an dem Bagel. Ein Schnabeltierfan hätte wahrscheinlich seine helle Freude an dem watschelnden Tanz und den quäkenden Impressionen gehabt, aber so war seine Darbietung leider verschwendet.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ein paar gurgelnde Töne später, hatte er endlich das Schlucken unter erschwerten Bedingungen gemeistert und sog wieder herrliche, süße Luft in seine Lungen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Unglücklicherweise war seine Erleichterung nur von kurzer Dauer. Goal machte einen langen Schritt zu ihm hinüber, packte ihn am Kragen und er spürte wie die erschrockene Hitze in seinen Wangen einer panischen Eiseskälte wich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Goal", quietschte er verzweifelt. "Ich weiß gar nicht wovon du redest."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Erspar‘ mir das! Du weist ganz genau was du getan hast. Hast du wirklich gedacht, du kommst damit durch?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Doch. Schon. Aber das sagte er lieber nicht.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Wie konntest du nur? Du hast meine Erinnerungen manipuliert, nicht wahr? Ich wusste gleich, dass mit meiner Gedächtnislücke etwas nicht stimmt, aber ich konnte mir noch keinen Reim darauf machen, ob ich das mit Rufus vielleicht geträumt hatte. Aber jetzt weiß ich, dass es wirklich passiert ist. Da unten leben Menschen, Cletus, und du wolltest nicht, dass ich das weiß." Sie schnaubte. "Denkst du wirklich ich wollte so einen manipulierenden Lügner heiraten?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Was war nur schief gelaufen? Wieso konnte sie sich an die Ratte erinnern? Er hatte definitiv ihr Kurzzeitgedächtnis gelöscht und in ihrem Backup sollten doch keine älteren Erinnerungen an Rufus ... Moment. Hatte Rufus ihm vielleicht doch nicht das Backup sondern Goals reguläres Implantat untergejubelt? Dann wäre es möglich, dass sie nach ihrem Sturz vom Kreuzer zwischendurch das Bewusstsein wiedererlangt und ein paar Erinnerungen an Rufus und vielleicht sogar andere Deponianer gesammelt hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Aber wieviel wusste sie? Cletus' Gedanken rasten. Er durfte nicht zu viel zugeben, aber sie hatte schon das meiste erraten, was es beinahe unmöglich machte, sich völlig aus dieser Nummer zu retten. "Goal", versuchte er es zaghaft. "Es ... es tut mir leid. Ich verspreche dir, ich habe das alles nur für dich getan."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie schnaubte wieder. "Du hast mich angelogen und mir das Gedächtnis gelöscht, damit ich dich nicht davon abhalte Massenmord zu begehen. Und jetzt willst du mir weismachen, dass du mir damit einen Gefallen tun wolltest?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Ich wollte nur ... Goal, dein Vater hätte mir nie erlaubt auch nur um deine Hand anzuhalten, wenn er mich nicht für diese Mission nach Deponia gebraucht hätte." Es schmerzte, das zuzugeben, aber darauf konnte er sich im Moment nicht konzentrieren. "Ich weiß nicht warum, aber aus irgend einem Grund hat er etwas gegen mich. Ich wollte ihm zeigen, dass er mich falsch einschätzt und er sich auf mich verlassen kann. Da verlangte er, dass ich Stillschweigen über die Existenz der Deponianer bewahre, auch dir gegenüber. Und um dich heiraten zu dürfen, war ich zu allem bereit."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie schüttelte stumm den Kopf, doch zumindest ließ sie seinen Kragen los. "Aber ob ich damit glücklich wäre, jemanden zu heiraten, der für mich zum Mörder geworden ist, hast du dich nicht gefragt, oder?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er wich ihrem Blick aus. "Wenn man es denn Mord nennen will, solch erbärmlichen Existenzen ein Ende zu setzen", murmelte er. Rufus zum Beispiel zu beseitigen war in seinen Augen alles andere als ein Verlust und auch wenn er keinem anderen Deponianer Auge in Auge gegenübergestanden hatte, konnte er sich doch kaum vorstellen, dass es bei ihnen anders sein würde.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Goals Antwort war jedoch ein schallende Ohrfeige. "Du dreckiger, egoistischer ..."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Also willst du gar nicht nach Utopia?", unterbrach er sie. "Es macht dir überhaupt nichts aus, wenn Elysium zurück auf den Planeten fällt? Du willst wirklich da unten im Müll leben?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Nun, nein ..." sagte sie stockend. "Aber ... aber ... ich kann nicht ... wir können nicht ... wir können sie nicht einfach alle umbringen, nur damit wir ein besseres Leben haben."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Aber es ist in Ordnung, wenn Ulysses mich umbringt, weil ich bei seinem Plan nicht mitmache, ja?", gab er ungewohnt hitzig zurück. Zwar wusste er, dass trotz der unerklärlichen Schwierigkeiten, die seine Beziehung zum Oberkontrollrat beherrschten, Ulysses niemals so weit gehen würde, ihm etwas anzutun, aber ... oder würde er? Nein, wie absurd, Ulysses mochte bereit sein, über Leichen zu gehen, aber das beschränkte sich doch wohl auf die Leichen der Deponianer.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er ignorierte das flaue Gefühl in seiner Magengegend. In Wirklichkeit hatte er keine Angst vor Ulysses, es machte ihn nur wahnsinnig wie entschlossen Goal eher Mitgefühl mit den Deponianern zum Ausdruck brachte als mit ihm.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Genau.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Und dass Argus ihm gesagt hatte, dass Ulysses sie beide exekutieren würde, wenn er herausfände, dass sie Goal mitgenommen hatten, war auch nur zu dick aufgetragen gewesen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er war so sehr damit beschäftigt, sich zu beruhigen, dass er kaum mitbekam, wie sich Goals Gesichtsausdruck geändert hatte. Die Zornesfalte zwischen ihren Augen hatte sich etwas geglättet und verlieh ihren Zügen eine seltsame Mischung aus Mitleid und genervter Verärgerung. "Ich will, dass überhaupt niemand getötet wird. Wir sollten eine Lösung suchen, mit der alle leben können."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er verzog das Gesicht. "Das ist fürchterlich naiv und das weißt du. Entweder Deponia wird zerstört oder wir opfern alles was Elysium ausmacht."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie schob trotzig das Kinn vor. "Es ist aber nicht deine Sache, diese Entscheidung für alle anderen zu treffen. Und es ist auch nicht Sache meines Vaters. Du bist auf eine Mission geschickt worden, die Wahrheit festzustellen, Cletus. Du warst einmal so stolz auf deine Arbeit und jetzt verrätst du alle deine Prinzipien."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Das schmerzte mehr als die Ohrfeige. Er sah zur Seite und schwieg. Sie hatte recht, aber er wusste nicht was er darauf erwidern konnte. Schließlich nickt er stockend. "Also gut, ich mache dir einen Vorschlag: Wenn du mir noch eine Chance gibst und mir deinen Vater vom Leib hältst, bin ich bereit, den Ältesten alles zu berichten und sie eine Lösung für dieses Dilemma finden zu lassen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nicht, dass er glaubte, dass eine Lösung existierte, die nicht die Zerstörung des Planeten mit einschloss, aber das wäre ja dann nicht mehr sein Problem.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Aus irgendeinem Grund zögerte sie seinen sehr vernünftigen Bedingungen zuzustimmen, doch zumindest schien sie nicht mehr so wütend zu sein. Er versuchte es mit einem Lächeln und griff nach ihrer Hand. "Sobald wir zurück auf Elysium sind, können wir doch über alles reden. Ich lade dich auf einen Soyocchino ein ..." Ihr Gesicht wurde wieder finsterer. "Ich meine natürlich, ich lade dich zum Abendessen ein."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mit einem Seufzen wandte sie sich ab. "Ach, Cletus. Denkst du wirklich, dass du nur ein bisschen mit Geld werfen musst und schon ist das Problem aus der Welt? Du hast mich angelogen und meine Erinnerungen manipuliert. Das lässt sich nicht einfach mit einem Abendessen ungeschehen machen." Sie verschränkte die Arme und sah ihn ernst an. "Das heißt nicht, dass du mich nicht einladen sollst, aber ich erwarte, dass du um einiges mehr Arbeit in diese Beziehung stecken musst."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"In Ord-"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Ich war noch nicht fertig. Ich bin bereit, dir noch eine Chance zu geben. Aber solltest du mich je wieder so hintergehen, dann sorge ich dafür, dass du wieder zum Planeten zurückkehrst. Auf dem ganz schnellen Direktweg. Haben wir uns verstanden?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus schluckte. Sie würde ihn doch wohl nicht wirklich von Elysium werfen lassen, oder? Gut, sie hatte auch eine ziemlich kaltblütige, rücksichtslose Ader, aber ... Er schluckte wieder. Besser er probierte es nicht aus.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mit einem stummen Nicken, stimmte er ihren Bedingungen zu, dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf das nächste große Problem. Sein Aufzug war völlig ruiniert. Ein riesiger Kaffeefleck prangte auf seiner Hose und dem engen Shirt. Wie sollte er das nur wieder herausbekommen? Schlimmer noch, die meisten seiner Ersatzanzüge hingen noch in seinem Schrank an Bord von Argus' Kreuzer. Und den einzigen, den er mitgenommen hatte, hatte Rufus gewagt anzufassen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mit spitzen Fingern klaubte er das schimmernd weiße Latex aus seiner Reisetasche und roch vorsichtig daran. Pfui, es hatte wirklich zumindest einen Teil von Rufus' Körpergeruch angenommen. Unter normalen Umständen hätte er es wahrscheinlich nie wieder angefasst, andererseits war der Schaden wenigstens nicht sichtbar wie bei dem Kaffeefleck.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er biss die Zähne zusammen, unterdrückte den Ekel und Widerwillen und zog sich um. Das würde Rufus ihm büßen! Das heißt, wahrscheinlich hatte Argus dafür ja schon gesorgt. Der Gedanke gab ihm zumindest eine kleine Befriedigung, besonders als er seine von dem Ausflug auf den Flaggenmast zerrissene Unterwäsche gegen heile austauschte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Goal sah ihm beim Umziehen zu, was ihn unter anderen Umständen nicht gestört hätte, ihm aber in Anbetracht des Zustands seines Outfits doch ein wenig unangenehm war. Zumindest beließ sie es bei einem fragenden Blick und er hoffte, dass es ihm auch in Zukunft erspart bleiben würde zu erklären, was dazu geführt hatte, dass seine heißgeliebte Spitzenunterwäsche so ruiniert war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Als er fertig war und sich gerade wieder auf seinem Sitz oberhalb der Ruderbank, mit der das Notboot am Kabel entlang bewegt wurde, niederlassen wollte, stockte er. Der Platz war besetzt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Verwirrt sah er von Goal zu der Ruderbank und wieder zurück. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. "Komm schon, Goal. Du kannst doch nicht erwarten, dass ich rudere. Du weißt wie mich mein schlimmer Rücken plagt."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie lächelte kühl. "Ach, und ich dachte, du hättest es so eilig nach Elysium zurück zu kehren. Mein Fehler. Dann bleiben wir eben noch etwas hier und warten."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Goal, bitte!", stöhnte er.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ihr Lächeln flackerte nicht einmal. "Weißt du, Cletus, nach allem was passiert ist, hast du dir ein bisschen Rückenschmerzen redlich verdient."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mit einem halbunterdrückten Wimmern nahm er auf der Ruderbank Platz und griff nach den beiden in die Wand eingelassenen Hebeln. Er zog sie zurück und mit ekelerregendem Kwiitüüt begannen sich in der Mechanik des Notboots Zahnräder zu drehen. Die Gondel bewegte sich etwa drei Zentimeter vorwärts, dann blieb sie wieder stehen. Cletus brachte die Ruder wieder in Ausgangsposition und zog erneut.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Kwiitüüt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sein Rücken meldete bereits ersten Protest an und darüber wie lange es dauern würde auf diesem Weg Elysium zu erreichen, dachte er lieber gar nicht erst nach.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nie wieder Goal hintergehen, sagte er sich mit jeder Bewegung. Nie wieder Goal hintergehen.[/JUSTIFY]
 

 

* * *

 

 

[JUSTIFY]Er ruderte seit Stunden. Wahrscheinlich. Er hatte so gründlich jedes Zeitgefühl verloren, dass es ihn auch nicht überrascht hätte, wenn man ihm gesagt hätte, dass es Tage oder auch nur zwanzig Minuten gewesen waren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sein Rücken schmerzte bei jeder Bewegung, doch anzuhalten und die Rückkehr nach Elysium weiter hinauszuzögern erschien ihm als die größere Katastrophe.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Vielleicht konnte er ja doch Goal davon überzeugen ihn abzulösen, jetzt da er seinen guten Willen gezeigt hatte. Aber wahrscheinlich würde sie ihn nur verspotten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Noch einmal zog er an den Hebeln, dann gab er nach und ließ die Arme sinken. Er schloss die Augen und lehnte sich an eine der Wände. Um ihn herum knarrte das Metal der Gondel an den zusammengeschweißten Nähten und er konnte den Wind im Kabel singen hören. Deponia lag eigentlich zu tief unter ihnen als dass es Geräusche bis hier oben schafften, doch er bildete sich ein auch das Meer weit weg rauschen zu hören. Vielleicht war es nur das Blut in seinen Ohren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Brauchst du schon wieder eine Pause? Wenn du weiter alle fünf Minuten so eine theatralische Show abziehst, werden wir noch eine Woche bis Elysium brauchen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus reagierte kaum. Sollte sie doch reden. Wenn es ihr genug auf die Nerven ging, übernahm sie vielleicht doch das Rudern.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er runzelte die Stirn. Da draußen war noch ein Geräusch. Ein hohes Sirren und etwas, das wie ein Schrei klang, der sekundenschnell lauter wurde.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Was zum -[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Noch bevor Cletus auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, erbebte das Notboot unter einem Aufschlag und ein ohrenbetäubendes Kreischen ertönte als sich etwas in die Bordwand bohrte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Metallsplitter sirrten durch die Luft und Cletus warf sich instinktiv zu Boden.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Dann gab es einen heftigen Schlag und um ihn herum wurde es dunkel.[/JUSTIFY]



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